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Dresdner Journal : 23.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-23
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 23.03.1887
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V67 Mittwoch, den 23. März, abends. 1887. I» «««»»«>>« : Kll»rUoü» .... 18 )L-rIiod - L K»rk SO kk It»»«lL» Kumursr»: 10 ?k. LL»„rL»Id<t»» ä«ut»cb»o Rvivl»« tritt ko«t- iioä L»KNLck1ru»x,x«dNdr»il» ?Lr 6m» k»uw «iavr b^>k>»It«Q«v 2«i1» Usiuvr »«iuätt »0?k. Vutvr cli» 2«U« bO kk. 8»i a. LiS«riu>»t» «t«pr. FvLoül»^. IRblio^ out ä«r 8ov»- noä k«1«rt»^* DresdnerImmml. rvQ LLtN»ä1ro»U«» L«tp«lU: F>. Lranci»tett«r, Lonrou«ioLLr a», I)r«»äo«r ^o»rv»I,; N»»d«rU - >«rltv - Vt«o l,«tx»tU 8»»«l->r«^»«-Ur»»^r» ». N: //aar«n^tein -t ^09/«^, IsrU»-Vt«-L»»diuA. kr»U - 1,«tp»tU - «. ». - : L««t ?»rt» I-oocko» - 8«rU» - »nutttvrt » » »r»ttE«r»: Da«-« <« <7a ,' 8»rU»: /»vatt<i«n<ia»«t, >r«w«»: D Ae-tott«,- D §tanA«n'» L«r,a« sLmit La-at--, SvrUti r <?. ^ae-/oi-er, S«o»»v«r: 0. Le^i«/«^,- L«U» ». >.: F. Laret <F 6». Für die Gesarntleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. 8«r»i„x«d»r t lüviLl. Nrp«<titioll äs» vrsiäosr ^oorvläL, vr»»ä«», 2vu^«r»tr»»»« t^o. Ig. Westellu»gen auf daß „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), fir a»-«irt- bei den betreffenden Po st an st alten. Sönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. In Gemäßheit von 8 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungs-Gesell schaften im Königreich Sachsen vom 16. September 1856 wird hiermit bekannt gemacht, daß die Russische Gesellschaft für See-, Fluß-, Land- Versicherungen und Gütertransporte zu St. Petersburg den Vorschriften in 88 2 bis 4 der angezogenen Verordnung Genüge geleistet und Leipzig zum Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen er wählt hat. Dresden, am 19. März 1887. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, v. Einsiedel. Fromm. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichterr. BreSlau, 23. März, früh. (W. T. B.) Die diesige Marie-Magdalenen-Kirche steht in Hellen Flammen, so eben ist der auf der linken Seite der Kirche befindliche Thurm eingestürzt. BreSlau, 23. März, früh 7 Uhr. Tel. d. DreSdn. Journ.) ES gelang daS Feuer der Marie- Magdalenen-Kirche bis jeßt auf einen Thurm zu besckrLuken. Die Gefahr für den zweiten Thurm und daS Innere der Kirche scheint beseitigt zu sein. BreSlau, 23. März, früh. (Tel d Dresdn. Journ.) Der nördliche Thurm der Marie-Mag- dalenen-Kirche ist bis auf die untersten Umfassung-, mauern vollständig auSgrbrannt. Die Feuerwehr ist mit dem Ablöschen beschäftigt. UnglückSfälle find nicht vorgekommen. Nom. 22.März. (W T.B.) Die „Ag.Stefani" veröffentlicht folgende, vom Minister GrafNobilant gestern an den General GenS abgesandte Depesche: Ihre Depesche vom 18. d, welche am 19. d. hier eintraf, und die „ausführlicheren" der „Tribuna" tele graphierten Nachrichten haben auf die Regierung und auf die öffentliche Meinung den schlimmsten Eindruck gemacht. Die RaS Alula gemachten Zugeständnisse, namentlich die Zusendung der von der Zollbehörde mit Beschlag belegten Gewehre, deren Zahl wir noch gar nicht kennen, sowie die Auslieferung seiner Flücht- iinge, die er, wie versichert «wird, hinrichten ließ, sind mit unserer Würde nicht vereinbar und machen sich allen unseren Interessen in empfindlicher Weise fühl bar. Sie Haden ohne Ermächtigung und ohne In struktionen gehandelt. Ich will zugestehen, daß dies unter dem Eindruck von Umständen geschehen sein mag, welche mir namentlich im Hinblick auf Ihre lakonischen Depeschen unbekannt find, Sie müssen jedoch auf dem Wege, den Sie betreten haben, unverzüglich einhalten. Sie werden künftig jede Eröffnung Ras Alulas über Savoiroux unbeant wortet lasten Beschränken Sie sich darauf, ihn nicht zu provocieren, dis Sie Befehl erhalten, dies zu thun. Wenn sich jevoch Gelegenheit darbietet, machen Sie ihm begreiflich, daß er mit Savoiroux thun könne, was er wolle, daß er aber die Konsequenzen seiner Handlungen werde tragen müssen, es werde unS das indes nicht verhindern, alles zu thun, was wir für unsere Würde und unsere Interessen notwendig halten werden. Ich wiederhole Ihnen die Weisung, an der Küste von Flamfila gegenüber dem von den HababS bewohnten Gebiete und in dessen Umgebung den Blo- kadezustand zu dem Zweck zu errichten und zu notifi zieren, daß namentlich jeder Durchzug von Waffen verhindert werde. London, 22. März. früh. (W.T. B.) Unter- hauS. Die Beratung über die Dringlichkeit für die irische StrafrechtSnovelle wurde nach sieben- stündiger Debatte auf morgen vertagt. Athen, 22. März (W. T. B.) Abgeordneten kammer. Der Ministerpräsident TrikupiS brachte mehrere Vorlagen ein, betreffend die Reorgani sation der Armee, deren hauptsächlichste Punkte dir Verlängerung der aktiven Dienstzeit, die Be stimmung der Altersgrenze für den Rücktritt der Offiziere und die Organisation von KadreS für die Territorialarmee vnd die Reserve find. Dresden, 23. März. Zu unseres Kaiserfestes Würdigung in Österreich. Begeisterte Kundgebungen von nah und fern, TageS- und Zeitstimmen, getragen von den Gefühlen Europa» erklingen zu dem seltenen Feste im deutschen Reiche. Gerechtigkeit, Teilnahme, ja Bewunderung sprechen aus allen Worten. Besonders erfreulich ist die Sym pathie, welcher daS Fest in Österreich begegnete. Diese warme Feier des Ereignisses bekundet die innigen Be ziehungen zwischen dem Deutschen Reich und der öster reichisch-ungarischen Monarchie. So schreibt das Wiener „Fremdenblatt" das Folgende, welches wir hier zum Abdruck bringen, obgleich wir bereits dem hohen Gegen stände in unserer vorletzten Nummer unsere Huldigung dargebracht haben: - „Denkwürdige Feste feiert die Hauptstadt des deutschen Reiches; ein glänzender Kreis gekrönter Häupter und erlauchter Prinzen, Vertreter der Fürsten höfe, Staaten und Nationen des Weltteils sammelt sich um den greisen Herrscher, der in der Vollkraft seines Geistes, ungebrochen durch die Last eines seltenen Alters, getragen von der Liebe seines Volkes, erhoben durch die Verehrung und Bewunderung Europas, seinen neunzigsten Geburtstag begeht. Ein Leben, überreich an Tugenden, Thaten und Erfolgen liegt hinter dem Monarchen; was einem Menschen gewährt werden kann in diesem Dasein, er hat es erreicht und er rungen. Glücklich im Kreise einer edlen Familie, siegreich als Held und Heerführer, geliebt von einem treuen und dankbaren Volke, dem er ein milder und weiser Herrscher war, Begründer eines mächtigen Reiches, Schützer und Schirmer des Weltfriedens, so sehen wir heute den gekrönten Jubilar zu Berlin. Unabsehbar ist der Inhalt dieses Lebens, das am morgigen Tage an einem neuen Markstein, an der Schwelle eines neuen Jahrzehnts angelangt ist. Düstere Bilder, ernste und harte Erfahrungen trübten des Kaisers Knabenzeit. Sein Vaterland, durch den kühnen Geist des zweiten Friedrich zu einem Machtfaftor im europäischen Staatenleben emporgehoben, lag dem korsischen Eroberer zu Füßen; verflogen schienen die stolzen Traditionen des Sieges von Roßbach, zer sprengt waren die Heere Preußens, gebrochen seine Burgen und Festungen, gedemütigt sein Herrscherhaus. In einer solchen Zeit erhielt Wilhelm von Preußen den Degen de» Soldaten, die Epaulettes des Offiziers. Er war stolz auf die kriegerische Zier und sehnte den Tag herbei, sie durch kriegerische Thaten zu verdienen, die Schmach seines Vaterlandes zu rächen. Im zarten Jünglingsalter sehen wir den Prinzen todesmutig im Donner der Schlachten; ihm war eS vergönnt, teil zunehmen an dem Siegeszuae nach der verbündeten Heere nach der französischen Metropole, das Wieder erwachen des befreiten Deutschlands nach den Tagen der Fremdherrschaft zu sehen und zu fördern. Was er gewirkt und geschaffen an der Spitze des preußi schen Staates, das hat Freund und Gegner dieser Macht erkennen und bewundern müssen. In rastloser Arbeit, in weitausblickendem Streben, gestützt auf Männer, deren scharfer Blick und eisernes Wollen das Ziel festzuhalten wußte, hat er die innere und äußere Stärke Preußens begründet. Die schweren politischen Kämpfe, welche das Staatswesen zu unter wühlen schienen, haben jenes System nicht erschüttert und verrückt. In entscheidender Stunde standen die rechten Männer auf dem rechten Platze, eine wohl durchdachte staatliche und militärische Organisation be währte ihre Güte. Glänzende Erfolge entwaffneten die Gegner im eigenen Lande und überrafchten Europa. Auf den Schlachtfeldern Frankreichs, auf jenem Bo den, den der Jüngling schon mit siegenden Heeren beschritten, hat Wilhelm I seinen Kriegsruhm durch nie geahnte Erfolge gekrönt. Die Armeen des zwei ten Kaiserreiches, die Heere der jungen Republik er lagen den Waffen des unter der führenden Hand deS König» zum Kampfe geeinten Deutschland; kriegs gefangen betraten Armeen von furchtbarer Stärke den deutschen Boden, ein Kaiser legte seinen Degen dem Preußenkönig zu Füßen; zu Versailles aber, dem dem prunkvollen Sitze französischer Herrscher, empfing König Wilhelm aus den Händen der Bundcsfürsten die wiederbelebte deutsche Kaiserwürde. Welche Wand lung der Dinge seit jenen Tagen, da Preußens KönigS- familie flüchtend die Residenz verlassen und von dem ersten Napoleon einen Fneden annehmen mußte, welcher Preußens Großmachtstellung für immer zu untergraben drohte! DaS erniedrigte, zerstückelte Preußen war zur dominierenden Macht geworden, seinen Herrschern eine Kaiserkrone erworben!" „Nicht diese Thaten und Erfolge allein aber haben Wilhelm dem Ersten Ruhm und Ehre, die bewun dernde Sympathie der Welt gewonnen; Sieger in blutigen Schlachten, hat der Deutsche Kaiser die edelste Befriedigung in dem erfolgreichen Streben gefunden, unserem Weltteile Ruhe und Ordnung zu bewahren; die Machtstellung seines Reiche», der weitreichende, ge wichtige Einfluß seines Wortes ist allezeit geltend ge macht worden im Interesse des Weltfriedens; die starken und siegreichen Waffen seiner Heere, sie sollten nicht neuen Kampf und neue Eroberungen künden, sondern die Aufrechterhaltung der europäischen Ruhe nnd der staatlichen Autorität verbürgen. Dieser Friedensmission ist Deutschland und sein ehrwürdiger Herrscher seit Jahren treu geblieben; der Friede des Weltteils war trotz mancher unheilkündender Störungen niemals sicherer als in dieser Zeitperiode, da das Schwergewicht der europäischen Politik vom Westen in das Zentrum Europas verlegt worden ist. Neid los hat Osterreich-Ungarn das neue Deutschland wer den und wachsen gesehen; wie sich die Herrscher der beiden Reiche, durch herzliche Freundschaft verbunden, in verwandter Gesinnung, in der rastlosen Fürsorge für ihrer Völker Wohl und friedliche Entwickelung begegneten, so haben die Nattonen freudig den innigen Anschluß der Staaten, das durch wertvolle Glieder erweiterte Friedensbündnis begrüßt, dessen Bestand und Ziel so ganz den Interessen der Reiche entspricht. Und da» gesamte Europa erkennt die Bedeutung diese» Bundes, dessen Stärke und Festigkeit in ernsten Zeiten erprobt worden ist, als mächtige Stütze de» VölkerfriedenS. Ja eben in diesen Tagen, da Ver treter aller europäischen Fürstengeschlechter, Gesandte aller Staaten des Weltteils sich glückwünschend in der Residenz des Deutschen Kaisers versammeln, scheint die Sonne de» Friedens siegreich daS Gewölk durchbrechen zu wollen, das sich seit Monaten auf dem politischen Firmamente zusammengeballt hat. Friedensmelodien tönen von Westen, Osten und Süden; Friedensboten erblickt willig der hoffende Bürger allüberall. Gern begrüßt der erhabene Fürst in der glänzenden Ver sammlung ein Symbol jener idealen Völkerfreundschaft, die unter den schützenden Fittigen eines gewaltigen, stetig wachsenden Friedensbundes gedeihen kann. Mit gerechter Freude aber wird der greise Jubilar den glänzenden Kreis der Glückwünschenven überblicken, mit stolzer Freude wird er den Jubel seines Volkes vernehmen, die Sympathien Europas erfahren, welche dem edlen und guten Menschen, dem mächtigen Mo narchen gelten, der seinem thatenreichen Leben keinen würdigeren Abschluß zu geben weiß, als den Abschluß durch eine Ära des Fneden». Wenn an diesem Tage, bei dieser seltenen und erhebenden Feier, unter den fürstlichen Gästen im Berliner KönigSschlosse der Thronerbe Osterreich-Ungarns erscheint und dem neunzigjährigen Herrscher seinen Segenswunsch bietet, so begleiten ihn die Völker der Monarchie mit auf richtiger und sympathischer Teilnahme für den greisen Freund nnd Bundesgenossen ihres Monarchen, in wel chem sie auch den Freund ihres Vaterlandes, den auf richtigen Schirmer und Förderer de» europäischen Friedens erkennen und verehren!" Lagesgeschichte. Dresden, 23 März. Gestern hatte der Könial. Preußische Gesandte, Graf v. Dönhoff, zur Feier von Sr. Majestät des Kaisers Geburtstag ein Fest mahl veranstaltet, zu welchem sämtliche hier anwesende StaatSminister und Se. Excellenz der Oberhofmarschall Frhr. v. Könneritz geladen waren. Von Sr. Exz. Hrn. StaatSminister v. Nostitz-Wallwitz wurde der Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser und von Hrn. Grafen v. Dönhoff ein Trinkspruch auf Se. Majestät den König Albert aLSgebracht. * Berlin, 22. März. Zur Feier de» heutigen neunzigsten Kaisergeburtstage» hatte sich Berlin in ein Festgewand geworfen, wie e» der Bedeutung des denkwürdigen TageS angemessen war. Schon in aller Morgenfühe läuteten die Kirchenglocken den Ehren- und Jubeltag des Kaisers ein; ihre weihevollen Klänge trugen festliche Stimmung durch alle Straßen, in alle Häuser der deutschen Reichshauptstadt. Der Kaiser!. Herr selber eröffnete und verlebte den für ihn fo in haltsreichen Tag in bewundernswerter Frische de» Körpers und Spannkraft des Geistes. Schon um 8 Uhr hatte der Monarch sich erhoben und um 9 Uhr trat er aus seinen inneren Gemächern in das Arbeitszimmer, dort zunächst die Glückwünsche der Generaladjutanten Grafen Lehndorff und des Generalarztes vr. Leut hold entgegennehmend. Demnächst begab sich der hohe Herr in das in eine Blumen- und Frühlingshalle ver wandelte Empfangszimmer. Ls scheint, als ob die Blumenzüchter in allen deutschen Landen alle Jahre neue Anstrengungen machen, um am Geburtstage de» Kaisers mit etwas Neuem und Überraschendem zu er scheinen. Schiffe, ganz aus Blumen gebildet, mit vollen Blumensegeln waren hier gelandet, daneben vergoldete Schubkarren, Körbe und Füllhörner, alle verschwen derisch gefüllt mit den duftenden Kindern des Früh- Feuilleton. K. Hostheater. — Altstdt. — Zur Feier de» 90 Geburtstages Sr. Majestät deS Kaisers: Prolog. — „Der Freischütz" von Weber. Die Bedeutung deS deutschen nationalen Festtages wurde am gestrigen Abend den im glänzend beleuch teten Hause Erschienenen in einem von 0r. Koppel- Ellfeld gedichteten und von Hrn. Hofschauspieler v. d. Osten in warmempfundener Weise vorgetragener Prolog vorgeführt Stehend hörte die Festversamm lung den sich an den Prolog anschließenden Vortrag des „Heil Dir im Siegerkranz' an, wonach die an dieser Stelle schon mehrfach besprochene, durch ihre Vor trefflichkeit von Neuem mächtig wirkende Aufführung de» Weberfchen „Freischütz" den schönen Theaterabend zum Abschluß brachte. A. Hoftheater. — Neustadt. — Am 22. März, im Feier deS 90 jährigen Geburtstages Sr. Majestät de» Kaisers: Jubel-Ouverture. Prolog. „Das Testament de» großen Kurfürsten". Schauspiel in fünf Akten von Gustav zu Putlitz. Der erbebende Tag, dem, wie soeben schon erwähnt, da» Altftävter Hoftheater eine festliche Auszeichnung gewidmet hatte, wurde auch auf der Neustädter Bühne in sehr stimmungsvoller Weise gefeiert. Dazu trug vor Allem der so warme, wie in größter, herzlichster Natürlichkeit würdevolle Vortrag eines sehr geschickt und ansprechend gedichteten Prologes von vr. Koppel- Ellfeld bei, desselben Prologes, welcher drüben im Alt ¬ städter Hause die Hörer erfreute. Frl. Ulrich hat sich schon wiederholt als Sprecherin von Festgedichten aus gezeichnet. Sie bewies diesmal, daß sie in dieser Kunst Unvergleichliches leistet. Es war die Begeisterung selbst, die wir hier als Genius redend vor unS sahen. Wie Begeisterung stets Begeisterung entzündet und nur das Herz zum Herzen spricht, so vollzog sich dieser tiefbewegende ^Eindruck auch hier. Die Aufführung des deutsch-patriotifchen Stücke» von Putlitz, das wie viele Arbeiten de» Dichter» in Dresden festen Boden gefaßt hat, war eine sehr passende und glückliche Wahl O. B. Nur eine Strophe. Novelle von Lrich Norden. (Fortsetzung.) „Eleonore", unterbrach da plötzlich MieSner, der da» Gespräch angehört hatte, „Du sprichst doch nicht im Ernst? Soll Wagner seine Zukunft auf eine Lüge gründen?' „Eine Lüge, Johannes? Warum gleich alles so schroff bezeichnen? Um seiner Liebe willen kann er doch einen solchen Ausweg wählen!* „Um der Liebe willen eine Lüge, Eleonore?* fragte MieSner. „Es wäre so verächtlich, wie ich nicht» mehr auf der Welt mehr wüßte." „Johanne»!" stieß Eleonore leise hervor, aber mit dem Ausdruck eines solchen Entsetzen» in ihren Zügen, daß MieSner augenblicklich bereute, so heftig gesprochen zu haben, ihre Hand ergriff und freundlich sagte: „Verzeih, Eleonore, meine Erregung, aber ich kann nicht anders, ich muß jede Lüge verachten Lieber doch alles verlieren, als durch eine Lüge ein Glück ge winnen und daS Gefühl der Schuld durch das ganze Leben fchleppen." Die letzten Bemerkungen hatte außer Eleonore niemand gehört. MieSner mußte sich jetzt zu einigen etwa- verspätet eintreffenden Gästen wenden. Er sah nicht, daß Eleonore todenbleich geworden war und ihm nachblickte, er sah nicht, wie sie plötzlich zusammen - zuckte und durch außergewöhnliche Lebendigkeit den Eindruck de» letzten Gesprächsthema» verwischen zu wollen schien. „Sie ist berauschend schön", flüsterte ein junger Maler einem andern zu. „Dürfte ich diesen Kops doch nur malen! Diese Lorelei könnte heute noch Tausende von Rittern in» Elend locken." MieSner hörte diese Worte und warf einen langen Blick auf seine Frau. Ja, wie kam e» denn, daß er nicht mehr so wie sonst ihr zu Füßen lag, und er hatte doch selbst vor nicht gar zu langer Zeit aus gesprochen: „wer sie einmal gesehen, kann sie nie ver gessen." Eben wurde die Frau Professor zum Singen auf gefordert Mit liebenswürdigem Lächeln sagte sie zu und schritt zum Flügel. Und wieder stand MieSner plötzlich neben ihr und legte seine Hand auf ihren Arm. „Eleonore", fagte er leise. Johannes, wa» willst Du von mir?" „Singe nicht, Eleonore. Du weißt, der alte Sa nitätsrat hat heute früh erst gesagt, Du möchtest Dei ner letzten Erkältung wegen vorsichtig sein, Dich scho nen und wenigsten« acht Tage lang nicht singen." „Du hast doch nicht geglaubt, Johanne», daß ich dem ängstlichen, alten Herrn folge» werde?" „So thue es mir zuliebe, Eleonore, singe nicht." Eleonore schaute in die ernsten braunen Augen ihre» Gatten, und es war ihr, als müsse sie seine Hand fassen und sagen: „ich will alles thun, was du willst", aber plötzlich zuckte sie zusammen wie unter etwas Unangenehmem, lachte dann und sagte: „Nein Johanne-, heute singe ich." MieSner zog sich zurück, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Eleonore sang hinreißend schön. Keiner verwandte einen Blick von ihr, während sie sany, und als sie geendet, kam einer nach dem andern, ihr zu danken. Nur MieSner blieb fern. Er stand fröstelnd am Fenster und schaute hinaus in den glitzernden Schnee, und er meinte, trotz Schnee und Sturm müßte e» wärmer da draußen sein, als hier drinnen! Eleo nore nahm den Dank lächelnd entgegen, schaute aber voll nervöser Unruhe immer nach ihrem Gatten hin, der nicht zu ihr kam. Sie hatte trotz seiner Bitte gesungen, aber nicht in der Absicht, ihn zu kränken, sondern weil sie wähnte, durch die Macht ihrer Stimme allen Groll aus seinem Herzen zu vertreiben. Aber sie hatte sich getäuscht, und zum ersten Male sah sie heute voll Sehnsucht dem Aufbruch der Gäste ent gegen, und eS erschien ihr wie eine Erlösung, al» die Thüre sich hinter ihnen schloß. „Gute Nacht, Eleonore", sagte MieSner, „ich habe noch ein paar Stunden zu arbeiten." Eleonore schaute ihrem Gatten nach, als er das Zimmer verließ. Was war das? Schleppend und müde war sein Gang und seine Gestalt erschien ge beugt, als trage er eine Last, und er war doch so voller Elastizität gewesen und seine stolze Haltung hatte ihr immer imponiert. Hatten die wenigen Mond«,
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