Suche löschen...
Dresdner Journal : 10.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-10
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M österreichischen Vorlage noiwendig werden — Die Pariser Meldung, der Kaiser von Österreich hätte zum Grafen Andrassy gesagt: .Der Krieg ist fast unmög lich, es trägt sict> in Europa Mysteriöses zu, dessen Lösung erst in einigen Wochen möglich sein wird*, erfährt im „Pester Lloyd" auf Grund kompetentester Nachrichten ein entschiedenes Dementi. — Mehrere ungarische Abgeordnete haben dem bulgarischen Regenten Stambuloff ein Glückwunschtelegramm übermittelt. — Die Leitung des deutschen Schul« Vereins hat einstimmig beschlossen, die diesjährige Hauptversammlung in Wien abzuhalten. Als Ver- sammlungslag ist der Pfingstmontag — 30. Mai — in Aussicht genommen. — In den italienischen LandcS- teilen der Monarchie, namentlich im Küsten'ande und Südtirol, wird gegenwärtig stark »ür die Errichtung einer italienischen Universität in Triest agitiert. — Die bulgarische Regierung hat neuerdings einige tausend Stück silberne Medaillen beim hiesigen Münzamte bestellt. Q Prag, 9. März. Die Frage der Befreiung vom Landsturmdienste, welcher sich aus alle Kreise der Bevölkerung erstreckt und nn Bedarfsfälle die größte Stockung im öffentlichen Dienste Hervorzurusen droht, beschäftigte gestern auch den K. K. Landesschul rat für Böhmen. Es handelte sich nämlich darum, welche Lehrer der Mittel- und Volksschulen im Inter esse des öffentlichen Dienstes von der Dienstleistung im Landstürme zu befreien wären. Der Hauptsache nach wurde angeordnet, daß die Direktoren der ge nannten Schulen vonl Landsturmdienste befreit sein sollen und daß an jeder Schule im Falle der Mobi lisierung des Landsturms so viele Lehrkräfte im Schul dienste verbleiben sollen, als ihrer unumgänglich not wendig sind. — Die Vorbereitungen für die Jubel feier des 25jährigen Bestehens des „Prager tschechi schen Turnvereins „Sokol" nehmen immer größeren Umfang an. Die besondere Feschalle, welche für dieses Jubelfest hergestellt wird, mußte bereits in viel größeren Raumverhältnissen angelegt werden, als ursprünglich beabsichtigt war, da die Anmeldungen von Sokol- Vereinen und Mitgliedern aus dem Lande noch zahl reicher eingelangt sind als erwartet worden. Die „Sokol"-Festgäste aus Amerika werden, wie tschechische Blätter mrlden, den Weg nicht, wie die amerikanischen Theatergäste im Jahre >885, über Hamburg durch Deutschland, sondern über Havre durch Frank reich (über Paris) nehmen, wobei es voraussichtlich an allerlei Kundgebungen, die sicherlich keinen deutsch freundlichen Charakter haben werden, nicht fehlen wird. — Eine neue Kundgebung deutscher Priester wird aus Brüx gemeldet: 19 Priester des Brüxer Vikariats haben nämlich au den Redakteur des katholischen, in Warnsdorf erscheinenden Nordböhmischen Volks blattes" ein mck chren vollen Namen uuteneichnetes Schreiben gerichtet, worin sie ihre vollste Zustimmung zu dem Programm des genannten Blattes, das in die Worte: „Katholisch, österreichisch und deutsch" zusammengefaßt ist, aussprechen; sie fügen hinzu, daß sie mit warmem Herzen Anteil nehmen an den berech tigten Wünschen und Bestrebungen des deutschen Volkes. Der gesamte deutsche Klerus Böhmens denke und fühle so, und es sei nur zu wünschen, daß auch an maßgebendem Orte diese Haltung gewürdigt werde. — In Dux fand am letzten Sonntag eine Wander versammlung des Brüx-Teplitzer National- vereins mck geselliger Unterhaltung statt. Auf die vorherige Anzeige des Vorstands des Vereins wurde der beabsichtigte Vortrag der Lieder „Deutschland, Deutschland über alles" und „Deutsche Worte hör' ich wieder" von der K. Ä. Bezirkshauptmannschaft unter sagt, wobei sich der Bezirkshauptmann „in dieser Rich tung die Einleitung weiterer Schritte gegen den Na tionalverein beziehungsweise gegen den Vorstand des selben vorbehielt." Paris, 8. März. Die Kammer erledigte gestern die corsische Interpellation, da sich Cuneo d'Ornano durch das Versprechen des Ministerpräsidenten, die angezeigten Mißstände und Bestechlichkeiten zu untersuchen, befriedigt erklärte, ohne Abstimmung und kehrte heute wieder zur Frage der Getrcidezölle zurück. Abg. Iaurtzs begründete seinen Unterantrag, der die Ver besserung der Lage der Landarbeiter und Pächter bezweckt. Jaur>s erklärte, die Kammer müsse sich darüber Gewißheit schaffen, daß die Opfer, welche man den demokratischen Bevöl kerungen der Städte abverlangt, auch der ländlichen Demokratie, in deren Namen man sie fordere, wirklich zu Gute komme. Ter Ausschuß, welcher die Anträge geprüft habe, habe keine Pächter angehört, und wenn die Wähler des Cherdcpartements nicht den glücklichen Gedanken gehabt hätten, einen zu wählen, damit er ihre Meinung zu Worte bringe (Abg. Pelletan. „Gegen den Getrcidezolll"), so würde man glauben können, die Pächter geisterhaft die Kuppeln und Türme des Toms, und am dunkelblauen Nachthimmel erschien das Sternenheer. Vor dem Dampfer her fuhr ein Schlepper durch den Rhein, der sechs beladene Schiffe stromaufwärts zog Man fah die Schiffe kaum, man sah die ver schiedenen Lichtlern am Bord und an der Takelage, und die bunten Lichter am Diast. Es war ein Schau spiel wie aus der Geisterwelt, wie es kein Pinsel malen, und kein Wort genügend schildern kann Ge spenstisch erschienen die Lichtlein hoch in der Lust, und wunderlich klang das eigentümliche Geräusch, das der Schlepper verursachte. Jetzt setzte der „Kaiser Wilhelm" sich wieder in Bewegung und hatte bald die ganze Schiffskette hinter sich Bon Mainz her erglänzten Tausende von Lichtern. Das war ein Flimmern und Flackern! Die Lichter auf der Erde, über dem Wasser, im Wasser und die Lichter am Him mel boten ein zauberhaftes Bild, und still, ganz still wurden viele der Reisenden. Professor Holhhausen hotte den Arm um Etclka geschlungen und fragte: „Kind, was sagst Du nun zum Rhein?" Etelka stützte sich mit den Händen auf das Ge länder und entgegnete: „Ich werde diefen Tag nie ver gessen, Papa." „Ich auch nicht", sagte Doktor Miesner, der neben ihr stand. „Sie leben noch, Herr Doktor", bemerkte Etelka, „ich glaubte Sie noch gefangen im Zauberbann der Lorelei!" „Der Bann ist wieder gebrochen, mein gnädiges Fräulein." „Unsere Wege scheiden sich jetzt bald", sagte der wünschten die Zollerhvhung Der Großgrundbesitz verstecke seine Interessen hinter der kleinen Landwirtschaft, ähnlich gewißen Ammen, welche sich die besten Bisten aneignen und dazu be merken. „Für das Kind." (Heiterkeit.) Der Redner erinnerle an die Pachtverträge mit doppeltem Pachtpreist, welche bereits in der Debatte vom Abg. Leraae zur Sprache gebracht worden sind und welch« für den Fall, daß die Betreidezollerhöhung an genommen wird, im Voraus eine entsprechende Pachtsteiaerung bedingen. Nur ein Drittel des Boden- Frankreichs befinde sich im Besitze derjenigen, welche ihn selbst bebauen oder eigene Arbeit und eigene- Kapital in seine Bewirtschaftung hineinftecken. Es sei also nur billig, daß man den Schutz, welchen die Landwirtschaft niit Recht beanspruchen könne, denjenigen zu wende, die denselben am meisten verdienten Man müsse den Pächtern zusichern, daß ihnen beim Aufhören des Pachtverhält nisses der Wert der Düngung und sonstigen Bodenverbesserung vergütet werde. Der Redner verlangt für die Landwirtschaft republikanischen und nicht obligatorischen Schutz Hoffentlich werde der freihändlcrische Teil des Ministeriums durch Zustim mung zum Zusatzantrage den Fehler, den er durch sein Still schweigen begangen, wieder gutmachen, und würden die Repub likaner nicht die Brotverteuerung bewilligen, ohne daß wenig stens etwas für die Landarbeiter gcthan werde (Beifall links) — Hr deSoubeyran und Meline bekämpften den Antrag; der Ackerbauminister erklärte, die Regierung sei mit dem Grund sätze desselben einverstanden , der Zeitpunkt seiner Durchführung sei aber noch nicht gekommen Der Antrag wurde mit 253 gegen 158 Stimmen abgelehnt, ebenfo ein Vertagungsantrag mit 338 gegen 22<> Stimmen, worauf Achard fein die Abschaffung aller Getreidezölle bezweckendes Amendement verte» digte — Wie der Premierminister heute früh dem Ministerrate mitteilte, nimmt die Arbeitseinstellung in den Hüttenwerken von Bessöges bis jetzt einen durchaus gesetzlichen Verlaus und man hofft, daß die Bemühungen der Behörde, den Streit auszugleichen, erfolgreich sein werden. — Auf Vorschlag des Unter richtsministers genehmigte der Rat die Verlegung der juristischen und der philosophischen Fakultät von Douai nach Lille, das bereits eine medizinische und eine naturwissenschaftliche Fakultät besitzt und mithin jetzt die Bedeutung einer vollständigen Universität er halten wird. Indessen soll die endgiltige Durch führung dieser Maßregel noch von dein Gutachten des demnächst tagenden obersten Unterrichtsrates abhängen — Der „Tcmps" versichert, die Meldung des „Petit Journal", und „Figaro", die Gestellungssrist der Landwehrleute im Mobilmachungsfall sei auf 5 Tage herabgesetzt worden, entbehre jeder Begründung. Der Große Generalstab habe lediglich den Mvbilisier- ungsplan, wie dies alljährlich geschehe, iu etlichen Ein zelheiten abgeändert und deshalb hätten die „Dienst briefe" mehrerer Landwehroffiziere geändert werden müssen. Andere Maßregeln seien nicht ergriffen wor den. Der Kr-egsminister sei indessen auf die ver schiedenen Gerüchte aufmerksam geworden, die man seit einigen Monaten verbreitet habe. Man sehe die Mög lichkeit voraus, daß gelegentlich ohne Absicht Aus plünderungen stattfinden könnten, unö man versichere daher, daß der Kriegsminister dem Ministerrate den Antrag zu unterbreiten gedenke, die Verbreitung aller Nachrichten, betreffend die Mobilmachung oder die Nationalverteidigung zu untersagen. * Rom, 9. März Morgen tritt das italie nische Parlament wieder zusammen. Nicht nur die Kammer, auch der Senat hält eine Sitzung, um die Erklärungen der Regierung entgegenzunehmen Noch gestern wußte man in Rom nicht, ob sich das Mi nisterium in völlig unveränderter Gestalt vorstellen ooer ob ein und das andere Portefeuille in anderen Händen sein würde. Es scheint aber, daß Depretis morgen kein teures Haupt fehlen wird, und daß sämt liche Kabincttsmitglieder ans der mehrwöchigen Krise gesund und unversehrt hervorgehcn Die Oppo sition ist äußerst erbittert, aber sie befindet sich nun einmal in der Minderheit, und selbst wenn die Dissi denten der Rechten, wie es den Anschein hat, sich nicht zum Friedensschlüsse mit Depretis verstehen wollen, hat Letzterer die Mehrheit sicher, und sein Verbleiben im Amte ist nach konstitutionellen Grundsätzen viel gerechtfertigter, als es die Krise gewesen. — Über den plötzlichen Ausbruch der Cholera in Catania auf Sizilien schreibt das Bulletin Medical: Am 5. d Mts. wurde die Thatsache des Ausbruches der Epidemie be- kanm, am 6. d Mts. kamen bereits fünfzig Fälle vor, wovon zwölf tätlich ver.iefen Vorläufig ist die Epi demie lokalisiert. Palermo, obwohl ganz nahe gelegen, blieb noch verschont. Griechenland unterwirft die aus Sicilieu kommender. Schiffe einer Quarantäne von fünf Tagen. Portugal erklärt die italienifchen Häfen als verdächtig. Frankreich, Algier und Tunis ergriffen Vorfichisniaßregeln Das Erscheinen der Krankheit fällt mit der Vernachlässigung der Aufsicht in Alexandrien zusammen. Der dortige Sanitätsrat alte Professor, „und ich bedaure das sehr, mein lieber Doktor. Wo liegt Ihr nächstes Ziel?" „Alt-Heidelberg ist's, Herr Professor, schon morgen früh will ich dort hin." „Wir werden erst morgen in aller Ruhe weitere Reisepläne machen Aber wir sehen uns wieder in Berlin, mein lieber Doktor, vergessen Sie das nicht." Und da war Mainz. Der „Kaiser Wilhelm" warf Anker. Ein Drängen und Treiben begann, von der Schiffstreppe herab zur Landungsbrücke. „Aus Wiedersehen, gnädiges Fräulein, in Berlin", sagte Doktor M esner und reichte Etelka die Hand und beugte sich nieder, die ihre zu küssen. „Auf Wiedersehen!" sagte Etelka leise, und: „Auf Wiedersehen!" klang es hier und da auf dem Schiffe. Lorelei. Im Spätherbste kehrte Professor Holtzhausen mit seiner Tochter nach Berlin zurück, und in der so lange vereinsamten Wohnung am Leipziger Platz begann wieder reges Leben. Baroneß Katinka v. Zabor war auch zmückgekehrt, nachdem sie den ganzen Som mer in Ungarn zugebracht. Sechzig Jahre hatten die stattliche Gestalt der Baroneß nicht zu beugen ver mocht, und aus dem mit weißen Löckchen umrahmten, edelgeformten Gesicht schauten ein Paar schwarze Augen hervor, in denen das Feuer der Jugend noch zu lodern schien. Diese schwarzen Augen waren Familieneigen tum der Zabors. Etelka hatte sie, und die gleichen Augen blickten jeden an, der vor dem Bilde von EtelkaS Mutter stand. Vierzehn Tage nachdem Professor Holtzhausen zurückgckehrt war, machte Doktor MieSner Besuch, und ließ Schiffe aus Kalkutta zu, obwohl dort die Cholera herrscht * Madrid, 7. März. In Spanien war während der kurzlebigen Republik in den siebziger Jahren die Zivilehe eingesührt cewescn, aber 1875 nach Her stellung der Monarchie wieder abgeschafit worden Dieselbe steht aber minnr noch aus dem Programme der piogressistischen Partei, welche deren Wiederein« jührung bei jeder Gelegenheit fordert Schon im vorigen Sommer verlautete, daß das Ministerium Sagasta diesem Verlangen duich eine Vereinigung der kirchlichen und der bürgerlichen Eheschließung Rech nung tragen wolle, und nun wird dem Pariser „Figaro" aus Rom gemeldet, der spanische Botschafter habe der Kurie neue Vorschläge in dieser Angelegen heit aus Madrid überbracht und dieselbe sei geneigt, mit eivigen Abänderungen den Vorschlag der spa nischen Regierung anzunehmen, daß der kirchlichen Eheschließung ein wel.licher Standesbeamter beizu wohnen habe. Die Entscheidung hierüber werde bald erfolgen. — Die marrokkanische Frage beginnt wieder die politischen Kreise Spaniens in hohem Grade zu interessieren. Die letzten Nachrichten aus Anda lusien und aus Marokko geben Zeugnis von einer starken Bewegung im Innern jenes ausgedehnten Reiches, in welchem die verschiedenartigsten Interessen einander bekämpfen, indem mehrere Großmächte ersten Ranges Einfluß zu erringen bemüht sind * Tt. Petersburg, 9. März. (K. Z.) Bekannt lich erhob vor etwa Jahresfrist der Australiemeisende Mikluchv Maclay Anspiüche gegen die deutsche Re gierung wegen der Besitzungen in Neu-Guinea. Mikluchv, der den Titel eines Königs der Papuas angenommen, beanspruchte innerhalb der deutschen Be sitzungen eine selbständige Stellung und wollte außer dem das Hoheitsrecht über eine der dortigen in sei nem Besitz befindlichen Inseln, die gleichfalls im deutschen Bereich liegt, an Rußland abtreten Mi- klucho kam selbst hierher, um den Schutz der russi schen Regierung anzurufen, und brachte es wirk lich so weit, daß seine Forderung einer Prüfung des Ministerrats unterworfen wurde, in welchem sich auch mehrere Stimmen für ihn erhoben; doch wies man ihn schließlich ab, um Unannehmlichkeiten mit Deutschland vorzubeuaen Er beschloß sich nun allein zu Helsen und beabsichtigte, eine Expedition aus mehrern tausend Papuas und aus russischen Frei willigen auszurüsten Russische Freiwillige meldeten sich in der That in großer Zahl, sodaß Hr. Mrklucho, gestützt auf diese und, wie er behauptete, auf 20 0»00 europäisch bewaffnete Papuas, jedenfalls hätte den deutschen Besitzungen in Neu Guinea unbequem wer den können. Doch hat nunmehr die russische Re gierung Hrn. Mikluchv sein friedenstörendes Hand werk gelegt Derselbe veröffentlicht heute eine Er klärung, in welcher er mitteilt, es hätten sich zwar bereits über 2000 russische Freiwillige gemeldet und noch immer liefen Meldungen ein, doch müßte vor läufig von der Bildung einer russischen Kolonie im Stillen Ozean abgesehen werden aus durchaus von ihm unabhängigen Gründen. Hr. Mikluchv dürfte nunmehr von der Bildfläche verschwinden und die politischen Hetzereien einstellen. * Sophia, 8 Mürz. Der Inhalt des bereits »telegraphisch mitgeteilten von den bulgarischen Vor gängen handelnden Aussatzes des „Journal de St. Petersbourg , insonderheit dessen Schlußwendung, welche davon spricht, daß auch die Geduld ihre Gren zen habe, diese Grenzen aber bereits überschritten seien — erheischt und findet ohne Frage die volle Beachtung aller ernsten Politiker, ja er könnte sogar sehr beunruhigend wirken, wenn er bereits mit ent- sprechendenden positiven Schritten in Verbindung stände Es mag dahingestellt bleiben, ob maßgeben den Orts iu St. Petersburg derartige Schritte zur Erwägung stehen — jedenfalls liegt einstweilen nichts vor, was dieser oder einer gegenteiligen Annahme eine thatsächliche Stütze zu verleihen geeignet wäre. Vielmehr ist unseres Wissens in dem Stande der Sache, wie wir ihn gestern charak- teresierten, noch kein Wandel bemerkbar geworden. Meldungen der „Agence Havas" zufolge ist das Ge rücht von einer Mobilisierung falsch. Es war wohl zur Zeit der Ereign sse in Rustschuk davon die Rede, aber die seitdem im Lande eingetretene Ruhe veran laßte die Regierung, auf dieses Vorhaben zu verzich ten. - Das Gerücht von dem baldigen Zusammen tritte der Sobranje ist gleichfalls unbegründet. Der Ministerrat hat diese Frage nicht angeregt. Nachdem die deutsche diplomatische Agentie in Vertretung Ruß der alte Herr streckte ihm freundlich beide Hände ent gegen. Auch in Etelkas Augen leuchtete ein freund licher Willkommengruß. Baroneß Katinka begrüßte den jungen Mann mit vornehmer Zurückhaltung, sagte aber später voller Befriedigung zu Etelka: „Der deutsche Doktor ist eine noble Erscheinung.' Etelka lächelte dazu; sie wußte, das war das größte Lob aus Baroneß Zabors Munde. Doktor Miesner war von nun an ein häufiger Gast im Hause des Professors. Er wurde eingeladen, so oft sich eine Gelegenheit bot, weil der alte Pro fessor seine Unterhaltung liebte, und Doktor Miesner kam uneingeladen, so oft es ihm möglich war nnd schicklich erschien. Wie mit tausend Kellen fühlte er sich an dieses Haus gefesselt. Er meinte noch nie bei jemand ein solches Verständnis für fein Fach gefun den zu haben wie bei dem alten Professur. Wie des alten Mannes Augen leuchteten, wenn er von den ge heimen Fäden sprach, die man im Geschick der einzel nen Völker verfolgen könne von ihrem Aufsteigen bis zu ihrem Verfall! Wie gern der junge Mann dem Greise zuhörte! (Fortsetzung folgt.) Fernsprechleitungen. In der Polytechnischen Ge sellschaft in Berlin sprach kürzlich Oberingenieur Frischen von der Firma Siemens und Halske über die leidige Frage der Fernsprechleitungen. Es stellt sich, meinte er, der „Tägl. R." zufolge, immer mehr heraus, daß die oberirdischen Leitungen bei der wachsenden Aus dehnung des Netzes und wegen der Mißhelligkeiten mit den Hauswirten früher oder fpäter, wie es mit den Telegraphen geschehen, durch unterirdische ersetzt werden müssen. Die Schwierigkeiten sind indessen lands sechs der in die Affaire von Rustschuk ver wickelten Personen als russische Unterthanen reklamiert hatte, übersendete heute tue bulgarische Regierung die Dokumente, welche die bulgarische Nationalität von fünf derselben konstatieren; die sechste, Kapitän Boll mann, wurde dem deutschen Vertreter in Rust schuk ausg liefert. — Die Regierung wird von dem Chef der zankosfistischen Partei gedrängt, die Unschuldigen schleunigst in Freiheit zu setzen, damit die Pourparlers zwischen Riza Bey und den beiden Parteien erleichtert werden — Der ehemalige bulgarische Knegsminister, Niknoroff, welcher sich nach seiner Entlassung aus der Hast beim diplomatischen Agenten Frankreichs über erlittene Mißhandlungen beklagt hatte, hat vor der zur Untersuchung dieser Beschul digung zu ihm entsendeten ärztlichen Kommission er klärt, daß er die Lerbesuntersuchung, durch welche die Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Behauptung fest- gestellt werden sollte, nicht zugebe und seine Klage zurückziehe. Nikoforosf unterfertigte ein diese Um stände bestätigendes Protokoll, dessen Abschrift von der bulgarischen Regierung an die diplomatischen Agenten der Mächte versendet wurde. Diese aus bulgarischer Quelle stammende Mitteilung verweist zugleich die Ge rüchte von körperlichen Mißhandlungen der politischen Häftlinge noch einmal entjchnden ins Gebiet der Fabel und bezeichnet dieselben als von der Opposition ledig lich zu dem Zwecke erfunden, um diplomatische Ein mischungen hervorzurufcn. — Immer neue Telegramme und Adressen aus allen Orten Bulgarien verurteilen die Verräter und versprechen der Regierung bis zum äußersten ihre patriotische Unterstützung An vielen Orten sanden Volksversammlungen statt, so in Bre- sowski, Kalvser, in welchen die Regierung aufgesordert wird, rücksichtslos alle verräterischen Umtriebe zu ver folgen. Überall herrscht patriotische Begeisterung. Bei den Untersu bungen fand man Briefe Bendereffs und einiger Mitarbeiter der „Moskoffskija Wjedomosti", die jüngst Rußland verlassen hatten. In einem Briefe Bendereffs heißt es, daß Bulgarien bald mit Blut überschwemmt sein werde, daß man bald Blut statt Wein trinken wcroe. Mehrere Verhaftete behaupten, daß die Aufständischen ihnen gesagt hätten, Bendereff und Grueff seien beim Zaren gewesen, der sie aus gefordert habe, alles aufzubicten, um Bulgarien aus den Händen der jetzigen Regierung zu reißen: Ruß land werde ihnen schon helfen. Die ^ernvundeten von Dagoti in ZIeapeO Neapel, 2. März Im Herbst des Jahres 1886 sah ich zum ersten Male eine Schaar junger Burschen in der mir jetzt nur zu wohl bekannten Uniform: weiße Drillichjacke und Beinkleider, ein kurzer schwarzer Radmantel, ein grauer, helmartiger Filzhut und eme kurze, dem Hirschfänger ähnliche Seitenwaffe. Obgleich sie mir schon an und sür sich in diesem fremdartigen Auszug ausfielen, wurde mein Interesse doch noch mehr dadurch geweckt, daß die Leute auf den Straßen stillstanden, nm den Burschen mit einem Gemisch von Bewunderung und Mitleid nachzuschauen. Auf meine Frage, wer sie seien, erhielt ich die mit Erstaunen ge gebene Antwort: „Sie kennen die armen jungen Leute nicht? es sind ja die Soldaten, welche morgen nach Afrika eingesch'fst werden/ Am 22. Februar sind die mit dem Leben Davongekommenen mehr oder weniger schwer Verwundeten wieder im Hafen von Neapel ge landet. Drei Tage später wurde mir die Gunst zu teil, das Lazareth — t> cknle >, sx-j-inr? militar« — in Begleitung eines Obersten des Landsturms, des Abgeordneten Marquis U. (einer in Neapel allgemein bekannten und beliebten Persönlichkeit) zu besuchen. Unter der Führung des Oberarztes betraten wir die beiden geräumigen, luftigen Säle, welche die Ver wundeten ausgenommen hatten. Zu beiden Seiten standen die Belten mit ihren schneeweißen Linnen und weichen, wollenen Decken ausgereiht; an der einen Wand hingen ein Paar große Lorbeerkränze mit den italienischen Farben Etwa fünf bis sechs der Kran ken waren aufgestanden und gingen im Saale umher, oder saßen auf ihrem Lager in Geplauder mit ihren anwesenden Eltern und Verwandten. Gleich am Ein gang des ersten Saales stießen wir auf einen jungen, sonnenverbrannten Burschen, der den linken Arm in der Binde trug und soeben seine Mutter, eine Bauer frau aus Calabrien, begrüßt hatte. Nachdem diese ihn zu wiederholten Rialen herzhaft abgeküßt hatte, sah si ihn mit einem glücklichen Lächeln von oben bis unter groß, und zwar hauptsächlich wegen des Überspringens des Stroms von einem Draht auf den andern, der sogenannten Induktion. Dies ist besonders beim Fern sprecher störend, und es hatte bisher nicht recht ge lingen wollen, diese Jnduküonsströmungen bei unter irdischen Fernsprechleitungen ganz zu beseitigen. Hier stören sich indessen nicht diese Leitungen unter sich; sie werden vielmehr von den immer zahlreicher wer denden sonstigen Leitungen, namentlich solchen für elektrisches Licht beeinflußt, falls hier Wechselströme zur Anwendung gelangen. So lange die Reichs telegraphenverwaltung daher nicht die Sicherheit besitzt, daß die Lichtgesellschaften Wechselströme ausschließen, kann sie sich auf die Legung von unterirdischen Fern- sprechkabeln nicht einlassen. Andererseits wollen sich aber die Besitzer des Grund und Bodens des Recht- der Benutzung der vorteilhafteren Wechselströme nicht entäußern. Glücklicherweise hat die Firma Siemen- und Halske jetzt ein Mittel gefunden, um dem Wider streit ein Ende zu machen. Dies Mittel besteht darin, daß die Wechselströme in Hin- und Rückleitungen ge führt werden, die unmittelbar beieinander oder um einander liegen. Auf diese Weise lassen sich Kabel aller Betriebsarten friedlich nebeneinander in die Erde betten, ohne daß sie sich stören, und wir kommen daher wohl demnächst zu dem ersehnten unterirdischen Fern sprechnetz. Bildhauerkunst. Der Howaldtschen Erz gießerei in Braunschweig ist bekanntlich die Aus führung mehrerer großer allegorischer Gruppen, welche zum Schmuck des neuen Zentralbahnhofs in Frank furt a. M bestimmt sind, übertragen worden. Das
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)