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Dresdner Journal : 18.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-18
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1887
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SpiriluS loc» ck. RübSl loco ZeinSl 4V 40 « «rtter: Fcbr. (Pro- »co iLL—17» «. G., Juni- Aug 164,7» Roggen loco 29,00 M. G., ^ull August uptet. Sptri- ü-Jum »7,7» vi «., Juli- >ek., steigend. ., Mai-Jum »,k>o M. - M. G. 40. I» G»««» 4««tt«L«» Loi«»« iLdrliod, ... IN ^zUdrliok! 4 »0 ?s linooln» Kuramsr»: 10 kl So»—rd»Idck«i ck«vt»cdeo Keicfi— tritt k—t- nv6 8t«ll»p«l»n»cll»b luneu. L»klln<Ngnnx»xedlldeen l 6«n 8»uw einer zsv^pnltoneo 2«il« kleiner Sckritt »0 ?f Unter , ^»ne«^»r><lt" äi» Teil« »0 kk. U« I'nk«!!«»- n. TiLornont» «ntopr. Xnk««I»I»^. Le,od«lo«», 74^1 iel» mit Kiumcfim» ävr 8onn- nncl keiortnA» »b«nd». Krcita«, dm t8. Februar. abend«. 1887. 4v»«llm« von Lndlln<llssnnss«n »nioeLrt»» DrcMerZounml. Letpolg: F> Lranckrtettee, Lommi—»ooLr <1«« l>re«lo«r ^ournol»; Lowdor^ -v»rlto - Vt,o l.»tp»E >—«l >r«,I«,-kiA»PNu4 «. U : //aaoenotern F ^0A/er, S«rU» Vt»»-L»»dorU- kr»«-!.»>,I,7r»o>lkar1 «. ». »»ocden: Auck Kko««x ?»'i» 1.ollckoo-L«rUa-7r«okenrr « N ItoN>»tt: Daud« <« La,- Serlln: /nvak»ckc»»<ianz, >r»m»o: D LcS/ott«,- >r«»I»n: D ÄauAen « Lureau sDmrt Ladatd-, Vö-Umi Littiier'» ^acd/okAee, S»ooo-»rr 6. !»»-,' S»U« ». ».: F. Lorct F 0» Für die Gesamtleitung verantwortlich: Milo Vanck, Professor -er titteratnr- und Kunstgeschichte. Nernnoxedvrr ^Ovinl. klrpeclition ck«, l>r«,«lver ^onrvnl», vr«»ü«o, TMiogerotr»»»« Ko »0. , Juni.Jnli Frost. merrrr r an » haben in Külter, Pill. Lt>«igand t (KioSk am und Leberrckt raße 50, Plötner) lung, Haupt- ttdani, Al- dem König!. Hten. »rn. Architekt Ein Mäd- »usikus Adolf tzke mit Frl. Blembel mit n. meister Ernst >itz - Dresden, pe in DreS- lüttner, geb. c. Konstantin Hr. Moritz zt a. D. (72 rrete verehel. emnitz. Hrn. 'ittweida ein stostverwalter lau. (An- eter. lteren i», »eigen ira». 4b» e-de« 4L7 >dt. de. An- n« ge nau», irr. men- )ri,i- »n L. iedei: Ich« M. mteren 4SI ran. k. Amtlicher Teil. Dreüdrn, 16. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hosschauspieler Emil von der Osten die von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm ver» liehenc Verdienst Medaille für Kunst und Wissenschaft in Gold mit der Krone annehme und trage. Se. Majestät der König haben dem Postdirector Karl Friedrich Härtel in Meißen die Erlaubniß zum Ünlegen des ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Mer-Orden- 4. Klasse Allergnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der- König haben Allergnädigst zu acnehmigen geruht, daß der Kaufmann Alexander krutzsch in Leipzig das ihm verliehene Prädikat als herzoglich Sachsen - Altenburgischer Hoflieferant an- stehme und führe. Werbet. Die unterzeichnete Königliche KreiShauptmannfchaft bat auf Grund von §11 des ReichSgefetzeS gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozwl- bemokratie vom 21. October 1878 die Druckschrift .Aufruf zur ReichStogswahl am 21. Fe» bruar 1887. An die Wähler des 6. sächsischen ReichLtagSwahlkreiseS (Dresden-Land)", welche mit den Worten beginnt: „Der deutsche Reichs tag ist, wie Ihnen bereits bekannt, durch kaiser liche Verordnung ausgelöst worden." Verleger: A. Stelzer, Löbtau. — Druck von R. Schmidt, Dresden " »erboten. Dresden, den 17. Februar 1887. Königlich Sächsische Kreishauptmannschaft von KoppenfelS. Plotz. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrichLen. No«, 17. Februar, abends. (W L.B.) DaS tzournal „Fanfulla" erwähnt, jedoch unter Lor» behalt, daS in Depntiertenkreisen zirkulirrnde Ge richt, wonach Grimaldi daS ArbeitSmivisterium, Luzzati daS Handelsministerium, Bertole Liale da- KriegSministerium und Auritö daS Justiz- Ministerium übernehmen würde. London, 18. Februar. (Tel. d. Dresdn. Jour».) Die „Time-" würden, obgleich Frankreich und Deutschland sich bewaffnet gegenüberständen, und über den schließlichen Zweck der Rüstungen Frank- zeichS kein Zweifel aufkommen konnte, zwar nicht alle Gefahr beseitigt sehen, aber doch im Wahl siege BiSmarckS ein Kriedrnsomen erblicken. London, >8. Februar. (Tel. d DreSdn. Journ.) Auf de« gestrigen Meeting der streikenden Gruben arbeiter von Lancashire Ablshill sprach der Se kretär der Genossenschaft der Grubenarbeiter auf reizend; er hob den Rutzen deS Dynamit» hervor; die schottischen Grubenarbeiter würden nächstens eilte Revolution in» Werk setzen, wie sie Schott land noch nie gesehen, sie würden nächste Woche »it Piken bewaffnet eine große Demonstration in den Straßen der Hauptstädte der Grafschaft ver anstalten. Kapstadt, 17. Februar. (Tel. d. „Reuterschen Bureau".) Ein hier eingegangene» Telegramm meldet: » er Afrikatorscher ttr. Holub sei in sehr hilflosem Zustande in Sboshong in Betschuana- land angekommrn. DaS Lager l»r. Hvlnb» zwischen dcm Bangwelosee und dem Zamberifluffe sei, wäh rend Holub abwesend gewesend, von Eingeborenen angegriffen worden, sein Begleiter, Zoldnrr, habe dabei da» Leben ringebüßt. Dresden, 18 Februar. Zur irischen Frage. Bekanntlich hat daS englische Unterhaus da» Amendement Parnells zur Adresse vor Kurzem abgelehnt. Dieser Unterantrag war ein gegen die Re gierung Irlands gerichtete- verstecktes Mißtrauens votum, denn Par:.:ll verlangte „Reformen de» Ge setzes und des Regierungssystems, wie sie den Bedürf nissen entsprechen und daS Vertrauen deS irischen Volke- sichern würden." Der Antrag war infolge der von den Konservativen und liberalen Unionisten gebildeten Mehrheit von Anfang an aussichtslos, allein die irische Frage sollte wieder aufgerührt und die in Irland bestehende Erregung noch mehr geschürt werde», denn fast täglich begegnen jetzt die Aus weisungen in Irland gewaltsamem Widerstand von Seiten der Pächter. Von der leidenschaftlichen Er bitterung, die dabei zu Tage tritt, liefert der folgende Vorfall ein Beispiel. Am Freitag der vergangenen Woche sollte ein Pächter des Earl v. Devonsbire von seinem sechs Meilen von Newcastle-West gelegenen Pach,Hofe ausgewiesen werden Als die Polizei in zahlreicher Menge am frühen Morgen erschien, war das Haus festungsähnlich verbarrikadiert. Alle Fen ster waren verstopft, die Thüren verrammelt, während die Bewohner sich ins oberste Stockwerk geflüchiet hatten. Die herbeigeströmte Menschenmenge benahm sich so drohend, daß die Konstabler mit gefälltem Bajonnett gegen dieselbe anrücken mußten. Kaum war der Befehl zum Eindringen in das HauS ergangen, als siedendes Wasser und kochender Mehlbrei auf die Sicherheitsmannschaften von oben herabgegossen wurde, so daß sie ihr Vorhaben einstweilen ausgeben mußten. Erst als lange Leitern herbeigeschafft waren und den Insassen des Hauses der Wasservorrat ausgeqangen war, konnte die Polizei die Ausweisung auSsühren. In einem großen Teile Irlands wird gegenwärtig wieder das Gesetz mit Füßen zetteten. Parnell und Gladstone haben e- sich angesichts dieser Zustände in den Kopf gesetzt, ihre Sonderpläne zur Ausführung zu bringen Während alle rechtlich Denkenden die Regierung in Rücksicht auf die vorhandenen Verlegen heiten unterstützen, suchen diese beiden da» Ansehen der Regierung zu untergraben. Eine besondere Rolle spielt der in Westminister Mittagende John Dillon bei diesen Vorgängen Er ist derjenige, welcher bei dem irischen FeldzugSplan die gröbere Arbeit verrichten soll. Bisher verhielt sich Parnell ihm gegenüber zurückhaltend. Ende vorigen Jahres sah Parnell sich, wie man den Hamburger Nachrichten" schreibt, veranlaßt zu erklären, „er habe sich noch kein Urteil über das Vorgehen seine» Freun des Dillon bilden können. Auch jetzt, im Unterhaus«, hat er noch nicht ohne weiteres mit letzterem sich ver brüdert So vorsichtig er aber auch jede Verantwor tung für den FeldzugSplan und jede Beteiligung an demselben ablehnte, so ging doch au- seinen Worten klar hervor, daß er daS Verhalten Dillons und seiner anderen Freunde in Irland keineswegs mißbilligte. Ja, er war sogar unverschämt genug, zu behaupten, daß die Urheber des FeldzugrplanS scheinbar mit der Regierung um die Wette arbeiteten, um rasch die beste Methode zur Regierung de» Landes ausfindig zu machen. Der Hauptunterschied zwischen den Bestiebungen beider — so fügte er hinzu — sei nur der, daß Dillon weit mehr Erfolg gehabt habe, als die Regierung Diese Feuilleton Die Stiefmutter. Erzählung «ul dem Mittelalter von Fran» Eugen (Fortsetzung.) Hildegard erwiderte nicht», aber sie folgte doch dem Nate der Muhme, und al» in der Frühe des nächsten Tage» Matthia» bei seiner Morgensuppe saß, kam seine Tochter mit Hellem Auge und lächelndem Mund«, ihm d«m Moraengruß zu bringen. Ihre heitere Miene, ihr herzlicher Ton ließ ihn hoffen, daß sie sich mit seiner Heirat auSaesühnt habe, und erfreut zog er sie auf sein« Knie. Vertraulich plauderten sie von allerlei Dingen, aber wie nach einer stillschweigen den Übereinkunft wurde Maria» Name nicht zwischen ihnen genannt. Der große Wolfshund lag zu ihren Füßen, und schien durch beständige» Schweifwedeln seiner Freude, die beiden wie in alten Zeiten wieder vereint zu sehen, Ausdruck geben zu wollen, denn der neuen HauSftau war er gar nicht hold gesinnt, da sie ihn immer HanS Ungeschick schalt, und ihm den ge wohnten Platz auf dem weichen Bärenfell zu den Füßen seine» Herrn nicht gönnen wollte. Für eine kui-ze Weile vergaß Hilde, wie sie so an die Brust de- Bater« geschmiegt der geliebten Stimme lauschte, die so zärtlich zu ihr sprach, fast die Existenz der Stief mutter, da öffnete sich die Thür, und die junge Frau trat herein. Sofort sprang Matthias auf, ging ihr entgegen, und ihre rosige Wange küsseud, fragte er besorgt, ob sie denn von dem gestrigen Bankett wirk lich schon ganz auSgeruht sei? Hilde bot ihr einen kurzen, förmlichen Morgen gruß, und wie ein Stich ging eS durch ihr Herz, al ber Vater jetzt Maria auf seinen Schoß zog, mit ihr koste und scherzte, ihre goldenen Locken spie lend um seine Finger wickelte, und keinen Blick, kein Wort mehr für die Tochter hatte. Sie lockte den Hund, der, als ob er verstände, was in ihr vorging, sie traurig ansehend ihre Hand leckte, und verließ mit dem treuen Freunde ihrer Kindheit da- Gemach. III. Da- Verhältnis zwischen Stieftochter und Stief mutter gestaltete sich im Laufe der Zeit nicht wärmer und freundlicher; abgesehen von der Eifersucht, die daS junge Mädchen gegen dir Frau empfand, welche ihr den besten Teil der Liebe de- Vater- geraubt, konnte sich Hildegard nicht in den ganz veränderten Ton fin den, den Maria jetzt gegen sie anschlug, so berechtigt er auch durch die neue Stellung derselben sein mochte. Früher hatte sich ihr jene, obgleich sie um zwei Jahre älter war, stet- untergeordnet, die stolze Patriziertochter hatte eS selbstverständlich gefunden, daß die Tochter deS bankbrüchigen Kaufmann- sich durch den Verkehr mit ihr geehrt achte und ihr die» auch wohl bis weilen fühlen lassen: da- hatte Maria nicht vergessen, für jede früher empfangene, vielleicht nur eingebildete Kränkung rächte sie sich nun durch ihr stete» Be tonen chrer Stellung al» gebietende HauSftau, während sie mit schlauer Berechnung sich in Gegen wart de» Gatten immer al- die Unterdrückte, Nach- gebend« darzustellen wußte, wa» diesen natürlich «ben,o cynischen Worte zeigen wieder einmal auf- deutlichste, wa» man von dem Führer der irischen Nationalisten, dem „ungekrönten König von Irland", zu halten hat." „Daß Parnell sich weiter nicht entgehen ließ, der Regierung ihre monatelange Duldung deS ungesetz lichen Treiben» in Irland vorzuhallen, war zu er warten Schon früher haben wir an dieser Stelle hervorgehoben, wie sehr da- Kabinett Salisbury seine Position gegenüber Dillon und Konsorten durch allzu lange Duldung ihrer Agitationen geschwächt hat. Tieier einmal begangene und nicht wieder gut zu machende Fehler kann aber doch die Thatsache nicht ändern, daß die irischen Agitatoren die Gesetze verletzt habcn, und daß eS immer noch besser ist, sie dafür spät al» gar nicht zur Rechenschaft zu ziehen Was Parnell im Übrigen vorbrachte, war nur eine stete Variation deS alten Themas, daß alles Unglück in Irland nur die Folge der Ablehnung seiner Argrar- bcll sei." „DaS von Parnell Gesagte ward dann noch von mehreren seiner Parteigenossen weiter ausgesponnen, ersichtlich nur in der Absicht, die Verhandlung zu ver längern und der ganzen Angelegenheit den Charakter einer Haupt und Staatsaktion zu geben. Zur Unter stützung Parnells aber sanden sich leider auch die Gladstonianer bereit. Zwar hielt sich Gladstone selbst von der Beratung fern, doch ließ er durch seine An hänger deutlich genug seine Stellung zur Sachlage erklären. Nahm doch selbst John Morley, der ehe malige Unterstaa^Sseftrtär für Irland, keinen Anstand zu behaupten, daß der Feldzugsplan die soziale Ord nung in Irland nicht umstoße!" „WaS die Verteidiger der Regierung den Par- nelliten und Gladstonianer» erwiderten, war nur eine Wiederholung oft genug vorgebrachter Gründe, doch war daS nicht ihre Schuld; denn so wenig die alten Angriffe der Gegner unbeantwortet bleiben dursten, so schwer war es andererseits, sür eine schon ost ge nug erörterte Frage noch immer wieder neue Gesichts punkte zu finden. So ist viele kostbare Zeit des Parlaments durch ein eigentlich gegenstandsloses Rede turnier vergeudet. Auch in England verschließt man sich dieser Erkenntnis nicht, und infolge dessen wild man voraussichtlich noch geneigter sein, der einen schnelleren Debattenschluß ermöglichenden Abänderung der Geschäftsordnung, über die das Unterhaus dem nächst verhandeln soll, zuzustimmen. In der That er scheint eS notwendig, daß dem gegenwärtigen Zustande, der unausgesetzten Variierung desselben Themas, nur um die Verhandlungen in die Länge zu ziehen und die Arbeiten der Hauses ins Stocken zu dringen, so bald wie möglich entgegengewirkt werde. Geschieht dies nicht, so wird man noch vielen so langatmigen, ermüdenden und überflüssigen Debatten, wie der über Parnells Amendement zur Adresse entgegenzusehen haben." Tagesgeschichtt. * Berlin, 17. Februar. Wie der „ReichSanz." meldet, hat sich der Erkältungszustand Sr. Majestät des Kaiser» heute bedeutend gebessert. Die Antwort Sr. Majestät deS Kaisers an die Studentenschaft auf eine besondere Anfrage lautet dahin, daß Se. Majestät von der geplanten Festlich keit eines studentischen Fackelzuge» mit Freude Kenntni» genommen habe und diese Ovation gern genehmige. Der Fackelzug wird nun am 21. Marz, dem Vorabend de- Geburtstages, in überaus glänzen der Weise stattfinden, und ein großer allgemeiner Kaiserkommers soll unmittelbar sich anschließen. über die in den Zeitungen öfter besprochene Kaiserl. Botschaft bemerkt heute die „Nordd. Allg Ztg.": „Wir haben bereit- das durch die Presse verbreitete für sie einnahm, wie ihm Anlaß zur Unzufriedenheit mit Hildegard gab. Trotzdem behandelte er die Letz tere mit großer Nachsicht, denn im Grunde seines Herzens fühlte er doch, daß er ein Unrecht an ihr be gangen, indem er ihre junge Gespielin ihr zur Mutter gab, und außerdem der Zeitpunkt nahe war, wo durch die Verheiratung der Tochter alle die kleinen, häus lichen Reibungen, die ihm sein neue- Eheglück ver bitterten, von selbst aufhören mußten. Deshalb er wartete er auch die Rückkehr des Konrad Overstolz mit großer Unaeduld und war sehr erfreut, als eine- Tage- in der Ratssitzung Peter Overstolz ihn beiseite nahm und ihm sagte, sein Sohn sei angekommen und werde am heutigen Abend bei ihm vorsprechen, um seine künftige Braut zu begrüßen. Bei seiner Nach- hausekunft teilte Matthias der Muhme Afra gleich die große Neuigkeit mit und bat sie, zu sorgen, daß Hildegard sich zum Abend schön schmücke, derselben aber nicht zu sagen, wen man erwarte, weil eS besser sei, wenn sie dem ihr bestimmten Bräutigam unbe- fangen gegenüber träte. Hildegard konnte daher yar nicht begreifen, warum die Muhme darauf bestand, ihr da» Haar noch einmal zu flechten und daS kleidsamste Gewand, daS sie besaß, aus der Truhe nahm, um eS ihr anzulegen, und immer von neuem fragte sie ver wundert, wa» denn da» alle» zu bedeuten habe? Die Muhme aber lächelte statt der Antwort geheimnisvoll und ging schweigend mit ihr hinüber nach dem Wohn- aemach, wo bei ihrem Eintritt ein hochgewachsener, schlanker Mann sich von dem Stuhle erhob, auf dem er zwischen Matthias und seiner Hau-frauj gesessen hatte „Da» ist meine Tochter Hildegard," sagte Mat thias, ,Lhr erinnert euch ihrer wohl kaum noch?" Gerücht, wonach unmittelbar vor den Wahlen eine allerhöchste Botschaft erscheinen soll, als unrichtig be zeichnet. Nunmehr können wir zur Bestätigung unseres Dementis Folgendes hinzufügen: ES sind in letzter Zeit wiederholt an den Reichskanzler An fragen gelangt, ob eine solche alle, höchste Botschaft er wartet werden dürfte. Fürst v. Bismarck hat die selben dahin beantwortet, daß eine derartige Maß regel vor der Hand nicht zeitgemäß sein würde. Die se.be würde eist in Frage kommen, wenn die Wahlen so schlecht auSsallen sollten, daß eine nochmalige Auf lösung deS Reichstages notwendig würde." In der heutigen Sitzung des Stadtverordneten- kollegiumS wurde RegielungSrat Maaß auf 12 Jahre zum Stadtkämmerer gewählt. Der auf der Tagesordnung der heutigen Bunde»- ratssitzung stehende Gesetzentwurf über die Ver wendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung rc. von Nahrung- und Genußmrtteln und Gebrauchsgegenständen enthält 15 Paragraphen. Wie 8 l besagt, dürfen gesundheitsschädliche Farben zur Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln, welche zum Berkaus bestimmt sind, nicht verwendet werden. Gesundheits schädliche Farben im Sinne dieser Bestimmung seien diejenigen Farbstoffe und Farbzubereitungen, welche Antimon, Arien, Baryum, Blei, Kadmium, Lhrom, Küpser, Quecksilber, Uran, Zink, Zinn, Gummigutti, Dinitrokressol, Korallin, Pikrinsäure enthalten. Zur Ausbewahrung oder Berpackung von NahrungS- und Genußmitteln, welche zum Berkaus bestimmt sind, sollen nach K L Gesäße, Umhüllungen oder Schutzbedeckungen zu deren Herstellung Farben der vorbezeichneten Art verwendet wurden, nicht benutzt werden. Aus die Verwendung von schweselsaurem Baryum (Schwerspath, Viuuc vxv-, Barytiarblacken, welche von kohlensaurem Baryum frei sind, Chromoxyd, Kupfer, Zinn, Zink und deren Legierungen als Metall>arben, Zinnober, Zinn oxyd, Schweselzinn als Musivgold, sowie aus alle in Gla,uren oder Emails eingebrannte Farben soll diese Bestimmung leine Anwendung finden. Beigesügt sind diesem Geietzentwurie eine längere Begründung und technische Erläuterungen. -Lie „Nalionalliberale Korrespondenz" nimmt die Einberufung des neuen Reichstages für den 1. März in Aussicht. Sie hält es für gesichert, daß die alsbald wieder einzudnngende Militärvorlnge dies mal ohne Zeitverlust und Schwierigkeiten durchgehen werde, alsdann werde die Verlängerung des jetzigen Etats für kurze Zeit beschlossen werden, da die Fest stellung eines neuen Etats vor dem 1 April un möglich fein werde, und hierauf der neue Etat be raten werden. Der Aufruf deS rheinischen Adel- an die Katholiken der Rheinprovinz wird allgemein für eine hochbedeutsame Kundgebung gehalten, welche weite Kreise ziehen und dem Zentrum arge Verlegenheiten bereiten dürfte. Wie sich letzteres zu dieser Kund gebung stellen wird, ist noch ungewiß. Die „Ger mania" hat noch nicht Zeit gesunden, den Ausruf zur Kenntnis ihrer Leser zu bringen und zu kommentieren. Statt ihrer hat die „Vosfische Ztg." sich der Mühe unterzo ien, dem Zentrum den Weg zu zeigen, wie eS diesen Schlag parieren könne; ob mit Erfolg wird die Zeil lehren. In jedem Fall dürfte dieser Aufruf nur der erste Schritt des katholischen rheinischen Adel sein, dem bald der Versuch der Gründung einer katholisch-konservativen Partei folgen wird. In einem leitenden Aufsätze äußert sich die „Nordd. Allg. Ztgzur gegenwärtigen Lage wie folgt: „Die Art und Weise, wie die Freisinnigen ihr Urteil über die augenblickliche Lage Europas begründen, ist noch mehr perfide, als lächerlich. Sie berufen sich auf eine Äußerung, die dcr Kriegsmmister bei Ein bringung der MiUtärvorlage gemacht hat. Damals hatte der politische Himmel ein ganz anderes Aus sehen. Aber inzwischen Hal er sich mit Wolken be deckt und zwar lediglich infolge des Verhaltens der Oppositionsparieien. Die vaterlandslose Ge sinnung, die sich in demselben aussprach, erweckte jen seits der Vogesen die Überzeugung, das Deutsche Reich „O doch,", versetzte Konrad und ein flüchtige- Lächeln glitt über sein ernstes, schönes Gesicht, „ich begegnete ihr einmal, es mögen wohl drei Jahre her sein, bei meiner Base Scherfgin, damals trug sie lange Zöpfe und spielte mit der Puppe" „Das ist lange her," sagte Hildegard kurz, denn sie ärgerte sich, daß ihr unter den prüfenden Blicken des fremden Gastes das Blut so heiß in die Wangen stieg- „Lange genug jedenfalls, um euch aus einem Kinde zu einer stattlichen Jungfrau erblühn zu lassen," ent gegnete Konrad. „Wir wollen einen Becher Malvasier leeren auf eure glückliche Heimkehr", sagte Ma-thia- auf einen Tisch deutend, wo ein bauchiger Weinkrug zwischen silbernen Bechern stand, „komm, Hilde, kredenze ihn unserm Gast." Hildegard füllte einen Becher mit dem funkelnden Wein, und reichte ihn Konrad. „Nun, Hilde", mahnte Matthias, „weißt Du nicht, wie man geehrten Gästen den Becher kredenzt?" Hildegard errötete bei dem Verweise de» Vater» und berührte leicht mit den Lippen den Rand de» Bechers. „Auf Euer Wohl, Jungfer Hilde", sagte Konrad, den Becher leerend. Sie dankte mit niedergeschlagenen Augen und weil sie fühlte, daß es an ihr sei, nun auch einmal ein höfliches Wort an den Gast zu richten, fragte sie: „Wie lange seid Ihr in Welfchland gewesen?" „Zwei volle Jahre", versetzte Konrad. „Sind die Frauen dort wirklich so schön?" mischte sich jetzt Maria, die seither schweigend in die Flam-
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