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Dresdner Journal : 17.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-17
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 17.02.1887
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Donnerstag, den t7. Februar, abend«. 1887. L» ss»»,«» e»»r,eU«o Lotrd« -Ldrliokt .... 18 ^turll ^jLürticd- t Kurll 00 I's Ludrilü« >'uww«rn: lü ks. Lv»»«i^»Id6»» 6«oticli«'U It^icb«, tritt ko»t- uvü dtvttrpsllUKiltlLK luuiu. itokü»älpnnx»^«I>Nkr»» > ^Or ä«s Kuuru <-iu«-r pnltsneo 2o>I« ^loiuor 8ckrjft 40 s's Ont<>- , äis 2«ile so?t. ö«i ^d»U«»- a. 2iüor»«t» «otspr. Xufxitttitg. Lruekotueo« Ulgliod unt äor 8om»- unä k«i«rt»^» «bonci». DrtMcrIomMl. ^ür di« Gesamtleitung verantwortlich: Mtto Vanck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. ^onubw« ro» Lu-tlocktssuogou »»»Wirt«» L«tp»tU! F> Lrantktetter, t-omwi—looLr <t« l'zeoäuer 1ouru»I»; Liuvdors - I«rII» - Vj«o - l.,tp,lG L»,,I N : «e - S«rUo-Vt.v N.mvarz- »><s-rr»i>Ilka>'l » N tlvoedso: -to«e, r»> t, l-oocko» - Lsrli» - rr»llilN>rt » II - 8v>tl,»r1: Oai«b« ct k o, v.rlta: /nra/itieneiant , Lr«w«i»: L LcX/ott«, Nz„I»a: I, , Lureau Ladatd-, ÜVrUi«: tr. ^'eic/r/oiyer / N»»i>or«r: 0. §c/ti^«l«r,' L»U» ». S - F. Lare/c <t Oo. Ner»ui«xed«r» ^üoiol. krpeäitioii <1ei l>r«,6o«r louruul», t>r»«i«o, iiviozeriitrit»»« k<0 20 Äintlicher Teil. Bekanntmachnnfl. ES ist wahrzunehmen gewesen, daß in dem gegen wärtigen Wahlkampfe vielfach versucht wird, die An nahme zu verbreiten, als ob der Reichstag um des willen aufgelöst worden sei, weil er es verweigert habe, dem Anträge der Reichsregierung, d e active Dienstzeit der Militärpflichtigen von 3 aus 7 Jahre zu verlängern, zuzustimmen. Hierbei wird dem Worte „Septennat" als dem Ausgangs- und Kernpunkte der bestehenden Wahlagitationen die Bedeutung beigelegt, als ob eS sich dabei um eine Festsetzung über die längere oder kürzere Tauer der Dienstzeit der Soldaten handele. Diese Darstellung steht im offenen Widerspruch mit den Thalsachen und ist geeignet, die von den Wählern bei der bevorstehenden Reichstagswahl zu treffende Entscheidung vvn völlig unzutreffenden Voraussetzungen abhängig zu machen. Um daher Jedermann in den Stand zu setzen, verwerflichen Agitationen und irrthümlichen Vorstel lungen auf Grund einer amtlichen ausdrücklichen Er- klärung emgegenzutreten, findet sich das Ministerium des Innern veranlaßt, hierdurch öffentlich bekannt zu machen, d ß die Frage, vor welche der aufgelöste Reichstag gestellt war und über welche auch der künf tige Reichstag Beschluß zu fassen haben wird, nicht eine Abänderung der im Art. 59 der Reichsverfassung über die Dauer der Militärpflicht getroffenen Bestim mung, sondern ausschließlich die Bewilligung der erhöhten Mittel für Militärzwecke auf die Dauer von sieben Jahre zum Gegenstand hat. Die Amtsblätter werden angewiesen, gegenwä'tige Bekanntmachung sofort, nach Befinden durch Extra blatt zum Abdruck zu bringen, die unterstehenden Be hörden und Gemeindevorstäude aber au'gefordert, für thunlichste Veibreitung des Vorstehenden in jeder Weise besorgt zu sein. Dresden, den l7. Februar 1887. Ministerium des Innern v. Nostitz Wallwitz. Nichtamtlicher Teil. JetegraphiscHe WachricHLerr. Buda-Pest, 16. Februar. (W. T. B.) Auch der Finanzausschuß deS Abgeordnetenhauses ge nehmigte einstimmig die Kredttvorlage. Der Mi- vifterpräfident berief sich in der heutigen Sitzung deS Ausschusses auf seine letzten Erklärungen be züglich der politischen Lage und gab auch heute der Hoffnung auf Erhaltung deS Friedens Aus druck, was jedoch nicht von der Pflicht entbinde, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Brüssel, 15. Februar. (W. T. B.) Der Ki- nanzminister Beernaert legte der Deputiertenkam- mer auf Befehl deS Königs einen Gesetzentwurf vor, durch welchen der Kongostaat ermächtigt wird, eine LoSanleihe in Belgien zu emittieren Dresden, 17. Februar. Die Errichtung einer Landwehr und eines Landsturmes in Osterreich-Ungarn. Am 15. d. MtS. wurden die Vorlagen zur Be deckung der Kosten deS Landsturmes in Wien und Buda-Pest eingebracht. In Buda-Pest forderte der Honvedminister 7 160006 Fl. für die Beschaffung von Reservekriegsverräien für die Honvedarmee und für die Ausrüstung des ersten Aufgebotes d«S Land sturmes. Der Wehrausschuß nahm diese Kreditvorlage sofort einstimmig an. Für die Hauptverhandlung haben sich >m ungarischen Abgeordnetenhaus in einer am 14. d. MtS. stattgehabten Zusammenkunft die Ver treter aller Parteien dahin geeinigt, ^>ie Vorlage ohne weitere Verhandlung anzunehmen. Die den für beide Reichshälften eer^ebrachten Vor lagen beigegebene Begründung wiedertg.5, die jüngsten Erklärungen der österreichisch - ungarisch«» Regierung bezüglich der auswärtigen Lage. Zunächst betont sie in beredter Weise die Friedensliebe der Regierung. „Die österreichisch-ungarische Monarchie" - heißt eS an dieser sehr bemerkenswerten Sülle — „steht durch alle ihre Verhältnisse jedem Gedanken einer aggres siven Politik fern, ist durch ihre intensivsten Interessen auf die friedliche Entwickelung ihres eigenen wie deS Völkerlebens im europäischen Staatensysteme gewiesen, und es bedarf kaum der Versicherung, daß von Seite ihrer maßgebenden Leitung ein Krieg nicht provoziert wer den und olles Streben auf die Erhaltung dauernden Friedens gerichtet bleiben wird." Allein gleichzeitig be tont der Bericht die Unsicherheit der allgemeinen Lage und erklärt eS als Pflicht der Regierung, angesichts der Rüstungen der fremden Staaten auch durch Ver vollkommnung ihrer Wehrkräfte für die Sicherheit und Machtstellung der Monarchie vorzuforgen. Der Bericht bildet sohin eine in ihrer loyalen und rück haltlosen Offenheit anerkennenswerte Darlegung über die internationalen Verhältnisse, welche gewiß zur Anspannung aller Kräfte zwingen. Diese ungeschminkte Darstellung der Lage wird verstanden werden und da gewichtigste Aranment bilden nicht bloß für die Be willigung der Kosten des Landsturmes, sondern auch für die thnnlichste Vermeidung von Debatten, aus denen dem Kabinette Schwierigkeiten erwachsen könnten. So wie nun einerseits die beiderseitigen Parlamente die kingebrachten Kreditforderungen, welche ja nur die naturgemäße Folge des in beiden Vertretungen mit überwiegender Mehrheit beschlossenen Landsturmgesetzes sind, bewilligen werden, so ist andererseits nicht zu zweifeln, daß auch die Regierungen alles thun werden, um der Bevölkerung die mit großer Opserwilligkeit übernommene Last möglichst zu erleichtern und ihr dieSfall- durch authentische Erklärungen die nötige Beruhigung zu verschaffen. Leider begegnet der Entwurf bei der deutschlibe ralen Partei in Österreich nicht patriotisch warmer Aufnahme, welche derjenigen in Ungarn gleich wäre. Schon in der Ausschußsitzung vom 15. d. bewiesen die von I>r. Sturm an den Landesverteidigung-Minister gerichteten Fragen hierfür; insbesondere aber bekundet unter den Tagesblättern die „Neue freie Presse" eine unverhüllte Opposition gegen die Vorlage und äußert sich zustimmend bezüglich der Anfragen des Abg. I)r. Sturm. Sie wirft dem Landsturmgesetze überhaupt Unbestimmtheit vor und bezeichnet dasselbe als eine Vollmacht an die Regierung, vermöge deren die Ver wendung des Landsturm- nicht durch das Gesetz, sondern je nach dem Bedarfe durch da- Ermessen der Regierung bestimmt wird. ES zeige sich, daß der Rahmen dieser Vollmacht so weit gespannt wurde, daß die ungarische Regierung in der Lage ist, auf Grund dieses Gesetzes ganz andere und in sehr wesent lichen Punkten abweichende Ausführungsverordnungen in Bezug auf die Erfüllung der Landsturmpflicht zu erlassen als die österreichische. Auch das „Neue Wiener Tageblatt", die „Deutsche Zeitung" und da- ultramontane „Vaterland" stehen auf Seite vr. Sturms, während das „Illustrierte Wiener Extrablatt" überzeugt ist, daß die Anfrage Sturms in diesem Augenblicke der allgemeinen Em ¬ pfindung deS Volkes nicht wohl entsprechen dürfte. Es sei bedauerlich, daß durch jene Interpellation im Auslande etwa der Schein geweckt werden könnte, als wäre im österreichischen Parlamente jetziger Zeit irgend wer geneigt, an den Militärvorlagen herumzu mäkeln. Sehr einleuchtend begründet das „Fremdenblatt" die Vorlagen. „Die Bedeutung der Kreditvorlagen", sagt dasselbe, „welche die be derseitigen Landesver teidigung-Minister in den Parlamenten eingebracht haben, ist Jedeimann offenbar. Durch ihre Bewillig ung sollen die Truppen der Landwehr und die zum miliiäiischen Dienst verwendbaren Landsturmforma- tivnen in den Stand gesetzt werden, ihren Aufgaben zu entsprechen, dem gemeinlamen Heere jene starke und wesentliche Unterstützung zu gewähren, welche durch ihre Organisation vorgesehen ist. Die Begründung der Kreditfvrderung durch das diesseitige Landes- verteidigungsministerium weist eindringlich auf die Selbstbeschränkung hin, welche sich unsere Monarchie seit der Schöpfung des modernen Wehrsifftems auf erlegt bat. Wir sehen heute das stehende Heer in der selben Stärke wie vor zwei Dezennien; die Neuorgani sation der Infanterie hat an dieser Stärke nichts ge ändert; wir haben in steter Berücksichtigung des national - ökcnomischen Lebens auf jede numerische Weiterentwickelung de- Heeres, die mit einer mili'äri scheu Mehrbelastung im Frieden verbunden gewesen wäre, verzichtet." Landwehr und Landsturm sollen in außerordentlichen Fällen eine imposante militärische Kraftäußerung ermöglichen. Die Landwehr soll in jeder Beziehung dem aktiven Heere ebenbürtig gemacht werden, während man den Landsturmkörper zu einem wehrfähigen Institut mit soldatischem Charakter auS- gestal en will. „Der Ernst der europäischen Situation kann Nie mandem verborgen sein," sagt das „Fremdenblatt", groß und begründet sind die Hoffnungen auf Ei Haltung des Friedens, daß aber die Lage manche Gefahr für diesen Frieden birgt, daß sich in den weitesten Kreisen das Gefühl der Unsicherheit, das Bewußtsein unklarer Verhältnisse geltend macht, läßt sich bei dem weitest gehenden Optimismus nicht verläugnen. Osterreich- Ungarn ist eS nicht, das die Bahnen des Friedens zu verlassen, die friedliche Entwicklung der Nauonen durch gewaltsame Störungen zu unterbrechen strebt. Mit voller Bestimmtheit haben die beiderseitigen Minister für Landesverteidigung die wahre Stimmung der maß gebenden Kreise dargelegt, mit welcher sich wohl die allgemeine Bolksstimmung deckt; fern liegt unserer Monarchie schon mit Rücksicht auf ihre Grundlagen jeder Gedanke einer aggressiven Politik, eines Offensiv krieges; durch ihre intensivsten Interessen sieht sie sich auf die friedliche Entwicklung ihres eigenen Völker lebenr, auf die Erhaltung eines dauernden europäischen Friedens hingewiesen. Osterreich-Ungarn wird es also niemals sein, das seine Waffen provozierend erhebt — die thatsächliche Unsicherheit der allgemeinen politischen Lage aber, die Thatsache, daß sich nahezu alle Staaten deS Weltteils im Gefühle dieser Unsicherheit zur schleunigen und kräftigsten Entwicklung ihrer Wehrkraft, zur Erhöhung ihrer Verteidigungsfähigkeit gedrängt sehen, ließe eine Apathie unsererseits, ein Beharren auf Sparsamkeitsprinzipien, die sich nur zu bald blutig rächen könnten, als ein Verbrechen an der Sicherheit und Würde der Monarchie erscheinen. Gilt es, unsere Lebensinteressen, die Ehre und Sicherheit unseres Vater länder zu wahren, so werden wir nicht zurückbleiben dürfen an Opfermut und Thatkraft hinter anderen Reichen. Die Wehrkraft der Monarchie für solche, hoffentlich ferne Eventualitäten zu stärken, ist dringen de- Gebot schon heute — es wäre zu spät, Versäum tes einzuholen, wenn die Stunde ernster En scheidung gekommen wäre. Eben deshalb hat man diesseits uuo Feuilleton. Die Stiefmutter. UrHähluug «us dem Mittelalter von Franz Lugen (Fortsetzung.) .Hilde, war ist Dir? so sprich doch und fasse Dich," sagte Matthias halb unmutig, halb besorgt. Es war ein böser Blick, den Maria auf ihre Stieftochter warf, aber sie sagte nicht-, und nestelte eifrig an dem mit Edelsteinen besetzen Gürtel, der ihren schlanken Leib umspannte. „Die Nachricht von einer Verheiratung hat sie überrascht," sagte beschwichtigend die Muhme, „und die anstrengende Reise mag nach der langen Krank- heit auch zu viel für sie gewesen sein. Laßt mich jetzt sie allein in ihr Gemach geleiten, und morgen, wenn sie geschlafen hat und auSgeruht ist, wird sie Euch schon ein ander Gesicht zeigen." »Die Muhme hat recht", stimmte Maria schnell ein, ,Hilde bedarf vor allem der Ruhe, und eS ist daher am besten, wenn wir uns durch ihre Ankunft n cht abhalten lassen, zu dem Bankett zu gehen, auch würde Peter Ovrrstolz eS sicher übel nehmen, wenn wir noch in der letzten Stunde ihm eine Absage sendeten." So redend war sie zu ihrem Gatten ge treten, und den vollen Ann um seine Schulter legend sah sie bittend zu ihm auf. „Ja, geht nur", sagte die Muhme, „heute abend dürftet ihr doch nicht mehr lange Zwiesprache halten mit der Hilde, dazu ist sie zu müde." „Gute Nacht, Vater", sagte Hilde, ohne den Blick zu ihm zu erheben, als er sie jetzt zärtlich auf die Stirne küßte, und verließ dann, die ausgestreckte Hand Marias nicht beachtend, mit Afra hastig das Gemach. „O Muhme, Muhme", rief sie die Hände ringend, als sic mit dieser allein war, „ist das die Heimkehr, nach der ich seit Monden so sehnlich verlangt I Wie konnte mein Vater mir das anthun und mein Ge- spiel zu meiner Mutter machen? Wohl hattest Du recht mit Deiner Warnung, hätte ich Dir damals ge folgt und wäre hier geblieben, dann wäre e- nicht geschehn!" „Mache Dir darüber keine Borwürfe", suchte die Muhme sie zu beruhigen, „wärst Du geblieben, so hätte er sie doch gefreit, er war schon entschlossen dazu, ehe Du gingst." »Mein Vater, Maria« Gatte! ich kann e- noch immer nicht fassen. O, wie ich sie hasse, die Falsche, die hinter meinem Rücken ihn mit ihren buhlerischen Künsten zu solcher Thorheit verlockt!" Afra haßte zwar da- junge Weib ihre- Vetter- von ganzer Seele, aber sie war zu verständig, um jetzt noch Hildegards Zorn gegen die ehemalige Freundin zu schüren, denn Matthias war so verliebt in seine schöne Frau, daß sie überzeugt war, die Tochter würde seine Liebe bald ganz verscherzen, wenn sie jener unfreundlich begegnete, und so redete sie zum Frieden. „Du darfst e» Deinem Vater nicht so sehr ver argen," sagte sie, „daß er zu einer zweiten Ehe ge schritten, denn er istdoch noch in guten Jahren, und daß er just die Maria gewählt, ist auch nicht zu verwundern, da er sie so ost gesehen; denn eine« glatten, schönen Gesicht gegenüber sind alle Männer schwach." Hildegard schüttelte den Kopf. „Aber mein Vater, zu dem ich empor gesehen wie zu einem Heiligen, durfte nicht schwach sein wie die anderen! O Walpurg, Walpurg!" „Was meinst Du damit?" fragte die Muhme be treten. „Ich meine," sagte Hilde in überströmender Bitter keit, „daß, wie er ernst die Walpurg um meiner Mutter willen verraten, so hat er mich jetzt um Ma ria- willen vergessen." „Kind, Kind, so darfst Du nicht reden," sagte Afra erschreckt, „Du bist nicht Deine- Vater- Richterin, und von der Walpurg war eS nicht recht, daß sie Dir offenbarte, wa-Du nimmer hättest wissen sollen." „Mir wäre besser gewesen," klagte Hilda, „wenn ich im Kloster gestorben, al» so heim zu kommen, und den ersten Platz im Hause und im Herzen des VaierS, der nur seinem Kinde gebührt, nun einer andern ab treten zu müssen." „Füge Dich mit guter Miene in da- Unvermeid liche", mahnte Afra, „und bedenke, wie bald die Zeit kommen wird, da Du den Vater verlässest, um den ersten Platz im Hause und im Herzen Deines Gatten einzunehmen, dann brauchst Tu ihn hier der Marie nicht mehr zu neiden. Ich will Dir'- nur sogen, ich hab' ein Vöglein singen hören, daß der schöne Konrad Overstolz, dem, al» er noch hier war, alle Mädchen nachschauten, wenn er vorüberging, um die Hildegard Weise freien wird, sobald er au- Welschland heim- kommt." jenseits der Leitha nicht länger gezögert, die Mittel für Maßnahmen zu verlangen, w lche man unter anderen Verhältnissen allmählich und schonend durch geführt hätte." „Die Summen, welche in Wien und Pest gefordert wurden, entsprechen den verhältnismäßigen Bedürf nissen. Es wäre ebenso unbillig als grundlos, au- diejen Forderungen und den beiderseitigen Motiven- berichten gewisse Unterschiede herauslefen zu wollen, welche zu Gunsten Ungarns, zu Ungunsten der dies seitigen Reichshälste sprechen würden. Und doch ist es bereits geschehen, und doch hat man zum Beispiel dem diesseitigen Landesverteidigungsmminer den Bor wurf nicht erspart, daß er keineswegs von jener Für sorge für die militärische Bekleidung und Ausrüstung, für den völkerrechtlichen Schutz der Landsturmtruppen erfüllt sei, wie sein ungarischer Amtskollege, der in seinem Motivenbericht die Landsturmunisormierung ausdrücklich als unerläßlich, alS Attribut der unter den Ladungen des Völkerrechts stehenden Landsturm männer bezeichnet Sagt es denn nicht auch der Wortlaut der diesseitigen Regierungsvorlage, daß ein bedeutender Teil der Summe von l l 866 <>55 Fl. für „Beschaffung der Bekleidung und Ausrüstung für die Auszugssormationen des Landsturms" gefordert wird, spricht nicht auch der diesseitige Motivenbericht ausdrücklich von der entsprechenden Ausrüstung dieser Landsturmkörper? Wir können uns über haupt nicht zur vollen Bewunderung einer Taktik emporschwrngen, welche ihr höchstes Ziel darin er blickt, in dem Augenblicke, da durch den Landsturm die Wehrfähigkeit der Gesamtmonarchie zweckmäßig er höht werden soll, den Wortlaut — nicht das Wesen — der ungarischen Landsturmvoischriften gegen den dies seitigen, selbstverständlich zum Schaden der letzteren, abzuwägen, wie sich dies in der heutigen JmerpeUation des Abg. Sturm ausprägt. Auf d.e in d eser Inler- pellation hervorgehobenen Details eiuzugehen, wird sich Gelegenheit finden — sie provozieren eine nähere kritische Beleuchtung —, die dafür gewählte Forni in des und die Art der Interpretation unserer Landsturm vorschriften muß schon heute entschieden beklagt werden. Die Berechtigung des Volksvertreters, Aufklärung über die ihm unklaren Punkte bedeutsamer Gesetzesbestim mungen zu fordern, soll durchaus nicht geleugnet fein, da» Berechtigte und Zeitgemäße eines Vorgehens je doch, das darauf berechnet scheint, das Gefühl der Beunruhigung und Benachteiligung in die Bevölkerung zu tragen, Gegensätze zwischen Ungarn und dieser Reichshälfte hervorzukehren, will uns nicht eben ein- leuchten in einem Momente, da Österreich Ungarn einig sein soll in der patriotischen Erkenntnis jener unab weisbaren Bedürfnisse, deren Bewilligung die Regie rungen zunächst von den Parlamenten verlangen. Der Ernst der europäischen Lage legt uns die Pflicht der Eintracht dringender denn je auf. Angesicht» der For derungen, mit denen die Regierungen heute an die Parlamente herangetreten sind, schweige jede» Frak tionsgezänk, schwinde jeder engherzige Parteistandpunkt; hier soll und wird sich jener altbewährte Patriotis mus erweisen, der so oft seine Kraft erprobt hat in bedeuisamen Momenten der österreichischen Geschichte zum Segen der habsburgschen Monarchie und de- ge meinsamen Vaterlandes!" Tagcsgeschichte. Dresden, 17. Februar. Bei Ihren König!. Ma jestäten wurde gestern der IV. Hof- (2. Kam mer-- Ball abgehalten, an welchem auch Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prin zessin Mathilde sowie Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig Holstein, Ihre Hoheit die Frau Herzogin Adelheid zu Schleswig-Holstem mit Prin- Hildegard warf den Kopf zurück. „Wa- geht mich der Konrad Overstolz an, und wie sollte mich wohl ein fremder Mann darüber trösten können, daß meine- Vater- Herz mir nicht mehr wie sonst allein gehört? Ich mag auch nicht freien, mir graut vor der Liebe, seit ich gesehen, wie treulos und wandelbar der Sinn der Männer ist." Die Muhme lächelte. „Warte nur, Kind, bi- Du selbst erfahren, was L ebe ist. Laß erst den Konrad da sein und um Dich werben, dann wirst Du ander denken Und nun ist'S spät geworden, Hüde, und Zeit für Dich, Dem Lager zu suchen; aber emS will ich Dir noch sagen: wenn Du morgen gern ein mal allein Zwiesprache halten möchtest mit Deinem Vater, so stehe zeitig auf und leiste ihm Gesellschaft während er seine Morgensuppe ißt, Deine neue Mutter liebt e-, lang in den Tag hinein zu schlafen, und ist selten auf, ehe er in die Ratssitzung geht. Aber zeig ihm ein freundlich Gesicht und sag nicht- gegen Maria, denn damit würdest Du Dir sein Herz sicher entfremden." (Fortsetzung folgt.) Malerei. Au- St. Petersburg, 8. Februar wird der „Vosf. Z." gemeldet: Der Ankauf des Ga- lizinmuseumS bereicherte die Kaiser!. Eremitage um eine Reihe bemerkenswerter Skulpturen, Bronzen, Gold- und Silberarbeiten, vorzugsweise aber die Bil dersäle. Fast eine jede Schule erhielt einen bemer kenswerten Zuwachs, einzelne Schulen erhielten sogar Bilder von alten Meistern, welche in der Galerie der Eremitage gar nicht vertreten waren. In erster Reihe
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