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Dresdner Journal : 02.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-02
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.02.1887
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deltzverkehr» im Nilthale gewilligt, unter der Be dingung, daß der Handel mit Waffen und Munition ausgeschlossen bleibe. — Bei der hierauf fortgesetzten Adreßdebatte erklärte der erste Lord der Admiralität, George Hamilton, er habe nicht- gegen die Verweisung des Marineetats und KriegSetatS an einen be sonderen Ausschuß, die Verweisung der Rechnungs ablagen an eine Kommission fei indessen unzulässig, da die Prüfung derselben Jahre erfordern würde. Die Forderungen der Admiralität seien mäßig im Vergleiche zu der bedeutenden Zunahme der englischen Handelsmarine. Andere Länder, deren Handel weniger zugenommen habe, hätten die Ausgaben für die Flotten um 50 Prozent vermehrt, während die Vermehrung feiten Englands nur l6 Prozent betrage. England müsse absolut niit den Rüstungen der benachbarten Mächte Schritt hallen. * Sophia, 3l. Januar. Die Mehrzahl der Ka binette hat auf das Verlangen der bnlgarifchen Regierung, daß ihr, bevor sie sich zu Opfern an läßlich der in Konstantinopel bevorstehenden Verhand lungen entschließe, die Autonomie des Fürstentums gewährleistet werde, in Sophia erklären lassen, daß die autonome Stellung Bulgariens in keiner Weise in Frage komme, da dieselbe durch den Berliner Ver» trag gewährleistet sei und letzterer die einzige und seitens aller Mächte anerkannte Grundlage der Unter handlungen bilde. Infolge dieser Zusicherungen hat sich in bulgarischen Kreisen die Geneigtheit zu möglichsten Einräumungen zur Beendigung der Krise entschieden befestigt und vermehrt. Wenn eine der „Köln. Ztg." zugegangene Nachricht in Richtigkeit beruht, so hat die Regentschaft bereits einen Beweis ih>er Geneigtheit gegeben zur Lösung der Krisis beitragen zu helfen; der gedachteil Nachricht zufolge habe sich Zankosf bereit erklärt, sich mit einem Mitglieds seiner Partei in der Regentschaft und mit zwei im Ministerium zu begnügen. Die Regentschaft habe hieraus ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, diese Gruppierung unter der Bedingung anzunehmen, daß ihr ein annehmbarer Bewerber um den Fürstenthron bezeichnet werde. Zur Wuhkbewegung. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Höchst charakteristisch für die Art und Weise, in welcher die vereinigten Elemente der Opposition den wahren Grund der Reichstagsauslüfung zu ver schleiern suchen, ist die neueste Ausstreuung, daß die von der Mehrheit zu Fall gebrachte Mititärvorlage bezweckt habe, dir Dienstzeit des Einzelnen bei der Fahne von 3 Jahren auf 7 Jahre zu erhöhen. Man muß gestehen, daß die ver stümmelte Bewilligung, zu ivelcher die Opposition durch die Furcht vor Auslösung im letzten Moment sich bewogen fühlte, hier eine noch geschicktere Ausnutzung findet, als in der nun wohl ver- brauchtey Parole von „jedem Ptann und jedem Groschen." Daß die Entstellung aus die in den militärgcsetzlichcn Bestimmungen weniger bewanderten Teile der Landbevölkerung hier und da Eindruck macht, ist begreiflich. Unter anderem sind wir in den Stand gesetzt, von eurer dem Reichskanzler zugegangenen Mit teilung eines Bewohners des hannöverschen Dorfes Kirchweyhe Gebrauch zu machen, welcher wegen derartiger, in feinem Wahl bezirke verbreiteter, von ihm als „eine Lüge der Opposition und als ein unreelles Wahlmanöver" bezeichneter Ausstreuungen um eine Richtigstellung bittet. Von seiten des Reichskanzlers ist darauf folgendes erwidert: ,,Ew. Wohlgeboren danke ich verbindlich für die gefällige Mitteilung vom 2K. d. MtS. über die »m dortigen Wahlkreise verbreitete» Gerüchte üher den Grund der Auflösung des Reichs tags. Ich kann Ihnen nur bestätigen, daß eS sich bei der von der Mehrheit des aufgelösten Reichstags verworfenen Militär vorlage in keiner Weise um eine Verlängerung der gesetzlichen dreijährigen Dienstzeit des Einzelnen, sondern ausschließlich um die Feststellung der Stärke des Gesamthceres im Frieden sür einen siebenjährigen Zeitraum handelt. Die von Ihnen erwähnte Ausstreuung, daß der allerhöchste Kriegsherr wünsche, „die Jungens sollten jetzt ganze sieben Jahre dienen", fällt daher uittrr die leider nur zu zahlreich auftrerendeu böswilligen Ent stellungen der Absichten Sr. Majestät des Kaisers und Königs." Ja einer Rede, mit welcher der freisinnige Kandidat Lenzmann in Dortmund sich seinen Lesern empfahl, hat der selbe, wie der „Hannov. Cour." berichtet, unter anderem fol gende patriotische Wendungen gebraucht: „Fürst Bismarck hat sich erkühnt, das Parlament heimzuschicken; ich lasse mich aber von dem Reichskanzler nicht heimschicken, sondern nur von meinen Wählern." Als Minister des Auswärtigen findet der deutsche Reichskanzler den Beisall des Hrn. L. nicht Die kriegsgefährliche Lage ist nach Hrn. L. reiner Schwindel. Bei jeder Militärvorlage werde solch' Säbelgerassel veranstaltet. Line Gefahr von Rußland und Frankreich sei, das weiß Hr. Lenzmann ganz gewiß, gar nicht vorhanden. Daß sich oie Franzosen so gewaltig rüsten und Baracken an der deutschen Grenze bauen, daS hat lediglich Bismarck mit seinen Reden ver- anlaßt. Frankreich befinde sich einfach im Zustande der Noi- ltkmc. „Republiken" — so sagt Hr. Lenzmann — „pflegten sich nicht zu rächen." Auch vom Feldmarschall Moltke hält Hr. L. nichts Der sei ein „ einseitiger Soldat". Besonders bemerkenswert war dann eine Ausführung des Hrn. L-, welche sich ähnlich vielfach in der fortschrittlichen Presse an- grveutet findet, und die in ihrer geradezu heillosen Tendenz noch nicht genug gewürdigt ist. Herr Lenzmann sagte nämlich, daß unter den Gründen, welche den Reichskanzler Fürsten BiS- Mathemathiker und Astronom der Sternwarte zu Brüssel im viel et Terre, daß Zeugers Methoden nicht beweisend seien. Es sei durch Sophus Trom- Holts und anderer Gelehrten Forschung die Ent- 'lehung des Ursprungs der Nordlichter aus der Erde unzweifelhaft nachgewiesen und der Gedanke an einen kosmischen Ursprung derselben für immer verbannt. ES sei die Entstehung von Sternschnuppen durch Ko- meten von Schiaparelli nur in sehr eingeschränkter Weise behauptet worden. Derselbe habe nur von „ge wissen" Kometen, welche unter „gewissen Verhältnissen" die Erdbahn durchschneidend, Sternschnuppenschwärme bildeten, gesprochen. Außerdem ergebe eine Vergleichung des Rubensonschen Nordlichterverzeichnisses mit den Sternschnuppenaufzeichnungen von Coulvier - Gravier, den besten, welchen man kennt, für die Jahre 1846 di» 1857, daß in den Perioden lebhaftester Stern- ichmwpenfälle gar keine Nordlichterscheinungen statt« gefunden hätten, sondern sie seien zur Zeit der Sternschnuppenminima sichtbar gewesen. Professor Zrnger hätte daher besser gethan, die gegenteilige Be- hauptuna aufzustellen. d * Aus dem Leben Victor Tilgners wird fol gende Begebenheit in der „El. W." erzählt: „Tilgner hatte, al» chn schon alle Welt kannte, noch sehr wenig von der Welt gesehen: ja Italien war ihm zu seinem großen Schmerze noch eine „terra iucoznlt»''. Er war in seinen Verhältnissen noch lange nicht unbeengt genug, um an die Verwirklichung derartiger Reisepläne denken zu können. Da erhielt er eines Tages zu An fang des Jahres 1874 einen Brief, der zu einem wichtigen Abschnitte in seiner künstlerischen Entwicke lung führte Es war ein Einladungsschreiben des marck bewogen, den Reichstag aufzulöfm, auch „der bevorstehende Thronwechsel" eine Rolle fpirle. Derfelbe würde „ein Abweichen von den jetzigen abfolutistifchen Bahnen zur Folge haben", und daher habe eS der Reichskanzler eilig, „einen Reichstag zu schaffen, mit dem er die Bolksrechte beseitigen könne" - Wenn sich das deutsche Volk von solchen Männern nicht abwendet, dann wäre es m der That tief zu beklagen. Kandidaturen. Oleyko-Lyk. Seydel Chelchen F. Lab'au-Wehlau: Rickert F. Rosenberg.Loebau: Gras Dohna - Finkenstein KR. (wieder). Randow-Greifenhagen; Vr. Wolff F. (nicht vr. Dohrn). Czarnikau-Kolmar: v. Colmar KN. (wieder). Propst Gajowiecki P. Reichenbach-Neurode: Prinz Georg zu Echönaich- Carolath RNK. Wittenberg-Schweinitz: vr. Dohrn F. Celle: Landrat Bauerschmidt RNK. Bielefeld: Kommerzienrat Delius NK. (nicht v. Bodel- schwingh). Diez-Limburg-Hadamar: Pros. vr. Grimm NK Elberfeld: Peters M. Köln-Land: Landrat Graf v. Nesselrodc KN Aachen: Fabrkt. Nellessen NK. Kulmbach-Forchheim: Landtagsabg Limmer F. Kaiserslautern. Recknagel F. Blaubeuren: Frhr. v. Ulm-Erbach NK. Bieberach:Leutkirch: Reg.-Rat Bailer NK. Hamburg lll: Oberlehrer Drähnert F. Ratzebnrg: Wendorp NK Löwenberg: vr. Boen 4tK. Dresdner ^lachrikktnr vonl 2. Februar. Aus dem Polizeiberichte. Verwichcne Nacht nach 1 Uhr versuchte ein junger Mann in eine Schankwirtschaft aus der Ziegelstraße einzubrechen. Er wurde vom Wächter dabei überrascht. Nach seiner Festnahme fand sich bei ihm eine Pistole mit Bayonnet, außerdem aber eine goldene Ankeruhr und ein auf einen Anderen ausgestellter Müüärpaß vor. Uhr und Paß sind gestohlen. Der Verhaftete ist eui mehrfach, auch mit Zuchthaus, bestrafter Mensch F Am 5. Februar findet im Lehrzimmer des Königl. stenographischen Instituts (Landhaus dritter Stock) ein Pretsstenographieren der Schüler statt. Die Prüfung von Kandidaten für das stenographische Lehramt vor der Prüfungskom mission des Königl. stenographischen Instituts ist zum 4. April d. I. anberaumt worden. 1. Schneeverwehungen aus Eisenbahnen, so lautete das Thema des Vortrags, welchen Hr. Ur. Fritzsche vorgestern in dem hiesigen Zweigverein des sächsischen Ingenieur- und Ärchltektenvereins hielt. Der Vortragende stützte seine Ausführungen aus eine Reihe Längen- und Ouerprofile von Schneeverwehungen, welche am 2». bis 24. Dezember v. I. und in den ersten Tagen des Monats Januar l.J. auf Eijenbahnstreckcn der sächsischen Obcr- lausitz entstanden sind und wies nach, daß es die in der letzten Zeit gemachten Erfahrungen zweckmäßig erscheinen ließen, mit mehr Geldmitteln als zeithcr Schutzvorkeyrungcn gegen die Fol gen starker Luftströmungen zu treffen Es empfieblt sich niehr, die Ablagerung von Schnee beim Schneetreiben außerhalb der Bahnplanie sichcrzustellen als umfängliche und kostspielige Mittel aufzuwcndcn um die auf Bahngleisen entstehenden Schnee wehen zu beseitigen. Schnceausfchauseln durch Arbeiter führt sicher aber langsam zum Ziele. Zur Seite schieben des Schnees mit Schncepflügen ist nur bei frisch gefallenem Schnee von weniger als l ru Höhe vorteilhaft, bei sehr tiefen Schneewehen nicht anwendbar. Zur Seite und in die Höhe Wersen des Schnees mit besonders konstruierten großen Dampfwurfmaschinen führt zu Beschwerden der Grenznachbarn. Schmelzen des Schnees mit Salz ist kostspielig (»o Pf. pro olm Schnee) und bei niederer Temperatur gefährlich, wenn es nicht gelingt, den bei —12 Grad tt gefrierenden Salzschneeschlicker rechtzeitig von den Bahngleisen zu entfernen. Dem gegenüber ist die ununter brochene Fahrbarerhaltung der Eisenbahngleise sicherer gewähr leistet, wenn die Einschnittsböfchungen und wo nötig entsprechend breite oberhalb derselben liegende Arealflächen mit dichtem Niederwald bewachsen sind und zwar beiderseits der Bahn, da die jüngsten Erfahrungen gelehrt haben, daß die Beachtung der herrschenden Windrichtung allein nicht genügt. Der Vortragende schätzt die für Beschaffung solcher Waldstreifen an den zur Zeit noch nicht durch Parallclhecken oder sonstwie genügend geschütz ten etwa t uo km langen Bahneinschnitten der sächsischen Staats eisenbahnen erforderlichen Kosten aus rund 8oooov M emschl. der Expropriation von etwa 380 Im Areal in durchschnittlich iv m Breite von den oberen Böschungskanten aus gemessen und rechnet dazu noch Lov ovo M. für Beschaffung von 40 einfachen Schncepflügen Diese sollen von je t Lokomotive mit mäßiger Geschwindigkeit geschoben, das Beiseitedrücken der nach Unschädlichmachung des Schneetreiben- in Einschnitten und aus Dämmen, sowie aus Bahnhofsgleisen nahezu gleichmäßig hohen Schneeschicht besorgen, während die weitere Freilegung der Bahn- und Bahnhofsplanieflächen den Handarbeitern zu über lassen wäre. Die sür das Anlagekapital von t Million M. er wachsenden Zinsen werden voraussichtlich reichlich gedeckt wer den durch den Ertrag des Niederwaldes und die Ersparnis an Löhnen sür außergewöhnliche- Schneeauswerfen. — Der Dresdner Radfahrerverein, eine Gruppe von 27 Perfonen, Herren und Damen, lst Barons Leitenberger, Tilgner möge ihn am „nächsten Sonntage" um 10 Uhr vormittags besuchen, er habe ihm eine wichtige Mitteilung zu machen. Tilgner kannte den Baron Leitenberger nicht; er ging hin, ließ sich melden, wurde eingeführt und traf den Baron eben im Begriffe, sich von seinem Friseur die Haare ordnen zu lassen. Der Künstler fragte nach dem Wunsche des Barons. Dieser erwiderte: „Ich wünsche gar nichts von Ihnen, ich bin aber Ihr Verehrer und möchte Ihnen eine Gefälligkeit, einen Dienst erweisen, wenn Sie lieber wollen, eine Freude bereiten, denn sehen Sie, ich halte Sie für ein starkes Talent, das eine bedeutende Zukunft hat — hm, ich kann mich ja irren, aber ich denke: nicht — und noch einmal, wie kann ich Ihnen dienen?" Der Künstler errötete und erwiderte: „Ich weiß wirk lich nicht, wie ich dazu komme, und ich ..." Aber der Baron unterbrach ihn: „Ah, Sie brauchen sich nicht zu bedenken, von mir eine Freundlichkeit anzunehmen, denn ich die liebe Vie Kunst und fördere gern die Künstler. Also nehmen Sie die Sache, wie sie ist, ich begehre keinen Dank. Sie haben nicht nötig, mich auf der Gasse zu grüßen, denn es ist wirklich wesentlich der Künstler in Ihnen, der mich interessiert, und es wird mir leicht, Ihnen gefällig zu sein; ja es freut mich sogar! Sagen Sie, w-cren Sie schon in Italien?" „Niemals." „Dann erlauben Sie, daß ich Ihnen die Mittel, das Land zu bereisen, gebe; hier — nehmen Sie doch nur!" Und der Baron übergab dem Künstler die Summe von zweitausend und fünfhundert Gulden, und wenige Wochen später befand sich Tilgner in Gesellschaft Makarts auf der Fahrt nach dem Lande der Kunst und der Schönheit, segnend die gute Stunde jetzt mit Genehmigung dieser Verbindung vom Photo graph Zimmer in den Schaufenstern der Arnoldschen und Höcknerschen Buchhandlungen ausgestellt. Unseres Wissens ist ein ähnliches Bild hier noch nicht auf« genommen worden. Wäre der Photograph nicht selbst Radfahrer, würde es ihm auch vermutlich kaum ge lungen sein, diese Aufgabe fo zufriedenstellend zu lösen. Der Zug ist auf einer in der Nähe von Dresden ge legenen spiralförmig und ziemlich steil abfallenden Waldstraße gedacht. Das Bild ist in Anbettacht der schwierigen Anordnung als sehr gelungen zu bezeichnen. 2 Die Dresdner Blumen- und Schmuckf«d«rs»bri- kanlen beabsichtigen, im März d. I. in der hiesigen Kunst- gewerbrhatle, Pragerftrahe 49, eine Ausstellung von Schmuckfedern, künstlichen Blumen, Blumenteilen und Blättern zu veranstalten, um dem Publikum zu ver anschaulichen, welchen hohen Grad von Vollkommenheit die Fabrikation in diesen Branchen gerade am hiesigen Platz« er reicht Hal, so daß sie den so viel gepriesenen und weit teureren Pariser Fabrikaten nicht nur nicht nachsteht, sondern ebenbürtig zur Seite gestellt werden kann. Die Beranlasiuug zu dieser Aus stellung gab dic Thatsache, daß die rührige Berliner Konkurrenz in Berlin eine Fachausstellung veranstaltet, ein Umstand, welcher den Dresdner Fabrikanten die Pflicht nahelegt, auch ihrerseits mit einem derartigen Unternehmen an die Öffent lichkeit zu treten. Gar viele „Pariser"' Schmuckfedern und Blumen, die Paris nie gesehen haben, sind Dresdner Ursprungs und werden von auswärts als Pariser Fabrikate zu ungemein hohen Preisen auf den Markt gebracht. Manch« Dame, welche für teures Geld Pariser Fabrikate zu kaufen glaubte, wird durch die geplante Ausstellung zu der Einsicht gelangen, daß man am hiesigen Platze Preiswürdigeres und ebenso Gutes schafft, als in Paris und anderswo. Es steht zu hoffen, daß die Ausstellung innerhalb der gebotenen Grenzen vortreffliches aufweisen wird. / In der Zeit vom 25. bis 28. F«bruar d. I. findet in den Ausstellungsräumen der hiesigen Gartenbaugesellschaft „Flora" Ostraallee 32, die 5. Verbandsausstellung des Verbandes sächsischer Geflügelzüchtervereine statt. Der Verband verfolgt den Zweck, nach besten Kräften die sächsische Geflügelzucht zu heben und insbesondere die Zucht edler Arten zu unterstützen. Derselbe zählt 17 der größeren Geflügel- züchtcrvercine des Königreichs Sachsen zu seinen Mitgliedern und ist daher umsomehr geeignet, bei der diesjährigen hiesigen Ausstellung em Gesamtbild von den Leistungen der heimischen Zucht vor Augen zu führen, als sämtliche Verbandsvereine mit ihrem besten Geflügel in Wettbewerb treten werden, um die zur Verfügung gestellten hohen Preise zu erringen. In Verbindung mit dieser Ausstellung hält der hiesige Ge- slügelzüch ter verein seine 23. große Geflügelausstellung ab. Die Anmeldungen sind im flotten Gange. — Laut der ausgegebenen Geschäftsübersicht der städtischen Sparkasse betragen im Monat Jannar d. Js. bei der Sparkassenstelle in Altstadt die Ein lagen l 129 062 M. in 15384 Posten 6430 Spar- marlen), die Rückzahlungen 6'0 455 M. in 5644 Posten, bei der Sparkassenstelle in Neustadt die Ein lagen 5» 9 135 M. in 78' 6 Posten 3810 Sparmarken), die Rückzahlungen 317 781 M in 2902 Posten, bei der Sparlassenstelle in der Wilsdruffer Vorstadt die Einlagen 244 019 M in 4699 Posten (4530 Spar markendie Rückzahlungen I03l)08 M. in 1197 Posten, bei der Sparkassenstelle in der Johannstadt die Einlagen 83 12* M. in 941 Posten (610 Spar marken), die Rückzahlungen 4899 M. in 15>4 Posten. — In den städtischen Leihhäusern wurden in dem verflossenen Monat Januar bei der Neu städter Geschäftsstelle 85 737 M. auf 6149 deponierte Pfänder ausgeliehen und 7 :428 M. auf 4981 ein gelöste Pfänder zurückgezahlt. Bei der Altstädter Ge schäftsstelle wurden 55 684 M. auf 5396 deponierte Pfänder ausgeltehen und 56 603 M auf 4947 ein gelöste Pfänder zurückgezahlt. o Leipzig, 1. Februar. Am heutigen Tage erfüllte sich der Zeitraum eines halben Jahrhunderts, daß Hr. Chri stian Bernhard Tauchnitz, welcher im Jahre 1860 in den Freiherrnstand erhoben wurde, die hiesige Buchhandlung unter der Firma „Bernhard Tauchnitz juo." gründete, deren Umänderung in „Bernhard Tauchnitz" im Jahre 1852 erfolgte. Es bedarf bei dem Weltruf, den die Firma sichzu verschaffen gewußt hat, wohl keines weiteren Eingehens auf deren Verdienste um die Hebung des deutschen Buchhandels. — über den Verlauf der Jubiläumsfeier berichtet das „L. Tgbl." folgendes: Post und Telegraph brachten schon früh von nah und fern Kundgebungen ehrendster Art. Der große Tag für die Firma begann zunächst mit der Darbringung von Glückwünschen und Weihegeschenken geschmackvoller, zum Teil sogar kostbarer Art seitens des Personals der Buchhandlung und der Druckerei. Wir nennen z. B. einen monumentalen Tafelauf satz von Silber mit Gutenberg-Statuette (aus den Ateliers von Karl Keuhls Nachfolger hier). Dann empfingen die beiden Chefs, Frhr. v. Tauchnitz «sn. und jun., in ihrer und die großmütige Hand, die ihn mit den Mitteln dazu ausgerüstet." * Tie französische Theaterzensur, über deren Abschaffung man jetzt aufgeregte Reden hält, hat in der That schon zu seltsamen Erheiterungen, zu einem wahren Kreuzfeuer von Rücksichten Veranlassung ge geben. Der Lustspieldichter und Akademiker Labiche erzählt, was ihm alles mit der Zensur unter dem Kaiserreich begegnet war. In einen, seiner Stücke sagte er von dem Helden: „Er ist rachsüchtig wie ein Corse." — „Das kann man nicht lassen," wendete der Zensor ein; „der Kaiser ist corsischen Ursprungs." — „Dann setzen Sie: rachsüchtig wie ein Spanier." — „Ja, und die Kaiserin?" — „Also! Rachsüchtig wie ein Auvergnat!" — „Sie vergessen Herrn Rouher." — „Also! Rachsüchtig wie . . . Sie wollen" * Der heißeste Ort in den Vereinigten Staaten, dessen Sommerhitze an Cayenne und Neu- Caledonien erinnert, soll das Militärfort Auma in Arizona fein, das mit der angrenzenden Stadt glei chen Namens die bedeutendste Ansiedelung der Weißen für den Südwesten dieses unwirtlichen und fast noch gar nicht erforschten Territoriums bildet. Von Los Angeles in Südcaliforuien führt gerade der am häu figsten benutzte Weg nach den Minen Arizona- durch eine trostlose Salzwüste an dem Fort vorüber. Das selbe liegt am User des hier von einer 5000 Fuß langen hölzernen Brücke der Süd-Pacific-Bahn über spannten Coloradostromes und beherrscht auf Meilen die ganze Umgegend, fchon weil es auf einem turm hohen, fast senkrecht aus dem Flusse auffteigenden Felsen errichtet wurde. Ein kleiner Dampfer ver- Löhnung di« au» den Krrif-n von -»«Hörden und Lu der Gesellschaft anlangenden Abordnungen und Gratulanten. Die Königl Staatsrrgierung ließ sich durch Hrn. Kreishaupt mann Äraf«n zu Münster vertreten, welcher dem älteren Sohn« de- Begründer» der Firma, Hrn. Vizekonsul Frhrn. Or jur. v. Tauchnitz das Ritterkreuz I. Klaffe des Königl. sächsischen Albrecht-orden» überreichte. Der Ches der hiesigen Königl. Lotteriedirektion, Hr. Oberfinanzrat Deumer, brachte die Wünsche de- Tages urkundlich dar im Namen der von ihm geleiteten großen Anstalt, mit der di« Offizin Tauchnitz fett vollen 50 Jahren in Geschäftsverbindung steht. Der Leipziger Divisionär Generallieutenant v. Tschirschky, Exc, und der Kaiserl. Oberpostdirektor Walter, erschienen dann in Person als Glückwünschend«. Abgeordnete der Leipziger Handelskammer und deS Kunstgewerbemuseums, sowie de» Kaufmännischen Verein- schloffen sich an. Der Börsenvorsland der deutschen Buchhändler, der Vorstand des deutschen Buch- druckervereins, de» Verein- der Leipziger Buchhändler, der Vorsitzende des Vereins der Leipziger Buchdruckereibesitzrr, deS Buchhandlungsgehilfenvereins, der Bereinigten Buchdruckerei' und Schriftgießrrtifaktore, der Typographia, der Typographi schen Gesellschaft: sie alle kamen, um durch ihre Kundgebungen freudigster Teilnahme di« schöne Feier zu verherrlichen. Auch die von der Firma beschäftigten Buchbinder fehlten nicht in der Reih« d«r Glückwünschendrn. Für sämtliche im Haus« be schäftigte Mitarbeiter und deren Frauen giebt die Firma heul« abend im blauen Saal des Krystallpalastes ein geselliges Fest. (0 Leipzig, 1. Februar. Die mit dem gesterigen Abend geschlossene Internationale Ausstellung für Volksernährung und Kochkunst haben im ganzen üb:r 50 OVO zahlende Personen besucht. Anerkennende Erwähnung ver dient noch die vorzüglich« Einrichtung und Ausrüstung deS von der Verwaltung der Königl. sächsischen Staatsbahnen b«- reilwilligst zur Verfügung gestellten Wagens I V. Klaffe als Küchenwagen bei Lazarettzügen. Diese Einrichtung hatte namentlich für Militärärzte hohes Interesse. Übrigen» war am ersten Ausstellungstage, wie wir erfahren, auch der Königl. sächsisch« Generalarzt Hr. vr. Roth hier anwesend. ES sind zwar Veröffentlichungen über das Urteil d«S Preis gerichts hier und da erfolgt; allein das endgiltige Ergebnis dürfte, wie man hört, doch noch etwas anders ausfallen, da das Preisgericht nochmals zu einer Sitzung zusammentreten und die offizielle Liste kaum vor einer Woche zu erwarten sein wird. Der Einwände gegen den Spruch der Jury sind ver- schiedene eingelausen und die» dürfte wohl auch ein hauptsäch licher Grund zu der geplanten nochmaligen Sitzung sein. Wir halten es unter diesen Umständen für richtiger, mit der Mitteilung darüber, wer dir Hauptpreise erhalten hat, noch zu warten. Vermischtes. * Ein Kraftturnier. Ein recht interessantes Kraft turnier fand, wie der „Magdeb. Ztg. aus St. Petersburg ge schrieben wird, daselbst jüngst in der Wohnung des vr. Kra jewski statt. Der Doktor, welcher zugleich Begründer deS Vereins für Gymnastik ist, wollte den Beweis liefern, wie ungemein fortwährende Kraftübungen auf die Entwickelung der MuSkelftärke einwirten, und hat zu dem Zwecke 3 Männer vom Fach, die Zirkusmilglieder Voß, Manzoni und William, sowie die allerkräftigsten Herren seines Vereins zu einer Weltkrastprobe eingeladen. Das Turnier begann mit Übungen am Renud'schen Dynamometer, und der Athlet Voß schlug all« seine Partner. Er brachte nicht weniger als 1200 Pfund „Zugkraft" zu Wege. Herren Lichaffchews Muskeln leifteten 1080 Pfd., Hrn. v. GölliS 959 Pfd. Ein Hr. Büchtner erreicht« 900, dagegen Signor Manzoni, der ZirkuS- mann, nur 875 Pfd. Auch bei den darauf folgenden Druck- krastverfuchen wurde der riesenftarke Voß Sieger; der Richtersche Apparat reichte für ihn gar nicht auS, da der Zeiger sofort daS Maximum anzeigte und zurück fiel. Die Herren Büchtner und Lichaffchew kamen dagegen nur auf 355 Pfund. Dann wurden Hebeversuche angestellt. Spielend hob Voß mit dem Zeigefinger 600 Pfd., mit seiner rechten Hand schließlich 850 Pfd. auf. Als ihn hierbei der Trauring behinderte, zog er ihn ab, und mit allgemeinem Staunen wandten sich die Blicke Aller diesem Monstrum von Ringe zu, in dessen Höhlung fast ein österreichischer Silber gulden Platz hat. Nach ihm leisteten im Heben von Gewich ten die Herren Lichaffchew und ein 17 jähriger Krafthuber, Hr. Lindstädt, das Beste. Anderthalb Stunden hatten bereit- die Experimente angedauert, da forderte man Hrn. Boß auf, ein Hufeisen zu z«rbrechen. Er wählte von zwölf derselben ein Stahlhufeisen, da- besonder- gut gearbeitet, bewickelte e» an den Enden mit Leintüchern und — brachte ihm berrit- beim ersten Versuch, seine mächtige Hand hineinzuzwängen, einen tüchtigen Riß bei. Einen Moment später war es aus einander gebrochen. Dieses Hufeisen wird übrigens im Verein für Gymnastik aufbewahrt werden, und zwar in Gestalt eine» Photographierahmens, der da» Bildnis deS „ZerbrechrrS" ein- fassen soll. * In den Berichten aus den vornehmsten geselligen Kreisen von Paris wird einer sehr rühmenswerten Neuerung der Pariser Tanzgesellschaften Erwähnung gethan, nämlich d«S Wiederaufblühens der reizenden Tänze de» vorigen Jahr hunderts an Stelle der rasenden Polkas oder Walzer. Mit den langen Schleppkleidern unserer modernen Damenwelt sind die Menuetts ebenso unverträglich wie mit den schwarzen ' - mittelt den Verkehr zwischen Auma und dem Golf von Californien, in den sich etwa 50 Meilen unter halb der Colorado ergießt Mit seinen Offiziers häusern, Kasernen und Magazinen bietet dieser abge schiedene Außenposten im Gegensatz zu der kahlen Wüste ringsum immerhin elnen nicht unfreundlichen Anblick. Berüchtigt ist aber seine überaus hohe Tem peratur während deS Sommers, die unter diesem Himmelsstriche noch dazu volle 8 Monate anhält. Sie beträgt durchschnittlich 35 Grad R., und während de» Juli und August häufig 42 Grad. R im Schatten. * über den König Menelik von Schoa, der plötzlich so berühmt wurde, wird uns Folgendes mit geleilt: „Menelik (geboren 1818, regiert seit 1841) führt seinen Stammbaum bis aus König Salomo und die Königin von Saba zurück; eS ist historisch, daß, als der heilige FrumentiuS das Evangelium in Abessinien predigte, Menelik» Ahnen schon in Schoa regierten. Al» dann im 16. Jahrhundert der abessinische KönigS- hof zur katholischen Kirche übertrat, da that auch König Jakobus von Schoa dasselbe. Später, al» der abessinische Hof infolge seiner Zwistigkeiten mit dem Jesuitenorden vom Katholizismus wieder abfiel, da folgte diesem Beispiele auch der Hof von Schoa. Menelik selbst war jedoch den katholischen Missionären stets gewogen und Papst Leo XIII. hat ihm dafür 1879 eine goldene Krone übersendet. König Humbert verlieh ihm wieder da- Ritterkreuz des italienischen Kronmorden». Menelik hat nur eine Tochter, Mirjam, von der e» vor einigen Jahren hieß, sie werde den Kronprinzen voll Abessinien heiraten."
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