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Dresdner Journal : 07.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-07
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1887
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M30. Montag, den 7. Februar, abends. 1887. v»>us>'pr«l»r r» « L.u-V.: t .... 1« l tritt kost- onä ^MrlioU: . »lo.b »0 ?k klompol.o.oll^ bivro. Limotu» Nummern: 10 kk.' X»bvuätxQnx,iekbtldren, ?<!r äeu It»um emsr xospultsosa ^«il« ielsiosr 8cdritt 20 ?k vutor „Linscsi'Luclt" äi« 2sU« bO?k. U«i I'»d»U«u- u. Liä«ru»»t» «utopr. XakieiilL^. Lmekstaeu, mit ^unmUms <isr 8orm- auct keiort»^« »dooä». DresdnerIMmal. Lun»bm« vo» LuLttLältzunU«» »oiieRrt«» Lstxitr: L^an<i«tette^, OomwiiüoLkr ä»» Orvxiovr L»»d VU - N»rlU» - Vt»o - l,«tp^U ». N : Laai«n»t«» <x ^0-/«°, L»rll»-Vt»»-L»»di»rU. kr»>-l>«»p«iU-kr»»Ilkar1 *. N -IllLL«L«a: Au<1. äko««,- r.ooL,»-L«rU»-^nmIl1vr1 » N ->r»ttU»rt: Haud« <e Oo .,' L«rUo: /nvattcientia»»^, L Sebtott«,- Nr»»I»u: Lta^Akn « L^eau <Lm«t ^atxttb), VSrUt,: L?. ätM«''! ^aÄ/okAe^, S»m»,ve: O. L*u« ». I; La^et <s Oo. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Mtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Ser»n»ix«d«r r Lvuist. Lipoäitiou 6s» vrs,cko«r äouruul», vr»»<i«u, 2«io8vr»trM»»« Ho. >0. Ämtlichcr Teil. DrtSdeu, 3!. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist dem Oberlehrer am Gymnasium zu Plauen i. B., l)r. s>bil. Georg Günther, der Titel „Professor" verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Buchhändler vr. jur. Bernhard Freiherrn von Tauchnitz zu Leipzig das Ritterkreuz l. Classe vom Albrechtsorden zu verleihen. Dresden, 4. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofschauspieler Carl Porth das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen, Coburg und Gotha ihm ver liehene Ritterkreuz erster Klasse des Herzoglich Sachsen- Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß dec Schneidermeister und Hof schneider Sr. Durchlaucht des Fürsten zu Lippe-Det mold, F. W. Emmrich zu Dresden das ihm ver liehene Prädikat als Hofschneider Sr. Hoheit des Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg annehme und führe. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Köln, 6. Februar. Dem „Franks. Ivarn." telegraphier man: Die rheinische Zentrumspartei tagte heute hier im Gürzenich unter dem Borfitz von Nackö-Mainz. Windthorst spricht über die päpstliche Note und führt auS. die Wünsche Leo'S XIU. bafirten nur auf Zweckmäßigkeitsgründen, denen zu entsprechen unmöglich sei, ohne die Existenz deS CentrumS zu gefährden; vielleicht ändere der Papst seine Anficht, wenn ihm allrS klargelegt werde. Later und Sohn seien oft verschiedener Anficht und einigten sich später dennoch. Der früher vom Papste ausgesprochene Wunsch sei ihm in streng diskreter Form zugegangen; seine Sache sei eS nicht, die Diskretion zu brechen. Die Kriegs- gerächte führt Windthorst teils auf frivoles Bör- senspiel, teilt auf Wahlmanöver zurück; die Ge fahr Frankreich gegenüber sei stets vorhanden, des halb habe man Alles bewilligt, aber nur auf drei Jahre. Wenn daun die Lage dieselbe sei, wie hente, »erde man Alles auch weiter bewilligen. Redner schloß mit einem Hoch auf deu Kaiser und Papst. Köln, 7. Februar. (Tel. d. Dresdu Journ.) Die Lersammlung von Angehörigen der Zentrums- Partei nahm nach der Rede WindthorstS eine Re- solution an, worin eS heißt: „In Übereinstimmung mit der Note deS Kardinals Jacobini erkennt die rheinische Zentrumöpartei die Verdienste unverän dert an welche daS Zentrum und seine Leiter bei der Lerteidignng der Sache der Katholiken sich erworben hab n. Die Aufgabe dcr Fraktion kann keineswegs als abgeschlossen betrachtet werden. Die Versammlung ist bereit, für den Fortbestand der Fraktion einzutreten, spricht den bisherigen Vertretern ihre vollste Zustimmung zu der in der letzten Session beobachteten Haltung aus und for- dert die Wühler auf, mit größter Entschiedenheit für die Wiederwahl beziehungsweise Neuwahl gleichgesinnter Abgeordneter einzutreten. Die Versammlung hofft, es werde unter der Füh rung des PapstiS gelingen, den kirchlichen Frieden in Deutschland herzustellen und die un haltbare Lage deS Oberhauptes der Kirche zu ver bessern, und spricht die Zuversicht auS, daß die Mitglieder deS Zentrums im Reichstage keine Ge ¬ legenheit versäumen werden, auf die günstigere Gestaltung dieser Lage mit aller Energie hiuzu- wirken. Paris, 6. Februar, abendS. (W T. B.) Ein Telegramm des Generalresidenten Bihourd in Hu§ von gestern meldet, die Trupwenabteilung deS in Tbanhoa operierenden Obersten Brissaud habe am 2 d Mts. die stark befestigte Stellung von Hasenvuiloii besetzt, Makao sei von den Chinesen und Annamiten, die sich dort in ziemlich starker Anzahl festgesetzt hatten, geräumt. Der Wider stand des KeindrS sei ein ernster gewesen, die fran zösischen Truppen hätten 8 Verwundete, darunter 2 Offiziere, gehabt. Brüssel, 6. Februar, abendS. (W. T. B.) Heute fand bei der Zeitung „Le Peuple" eine Haus suchung statt, bei welcher daS Blatt „Le Conscrit", dessen erste Nummer gestern erschienen war, beschlag nahmt wurde. i Rom, 6. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie die „Tribuna" und „Riforma" wiederholt melden, hätte der Minister deS Äußeren, Robilant, eine Entlassung eingereicht. Die „Opinione" agt, der Minister habe den Wunsch ausgesprochen, ich zurückzuziehen. DaS Blatt hofft jedoch, der- elbe werde davon abstehen. London, st. Februar, abendS. (W.T.B.) Der Prinz v. Wales ist heute abend über Paris nach Cannes abgereist. London, K. Februar, abeudtz. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Suez hat sich Stanley heute nachmittag daselbst nach Sansibar rin- geschifft. Dresden, 5. Februar. Das Schreiben des Kardinal-Staatssekretärs Jacobini. In unserer letzten Nummer teilten wir da- vom Kardinal-Staatssekretär Jacobini an den apostolischen Nuntius in München, Monsignor di Pietro, gerichtete Schreiben mit — ein Schreiben, durch welches der Kardinal im Auftrage Papst Leos XIII. einen Brief des bayrischen Reichstagsabgeordneten Frhrn. v. Fran ckenstein beantwortet. Der Freiherr hatte in seinem Schreiben die Abstimmung des Zentrums in der Sep- tennatSfrage zu rechtfertigen versucht und den Wunsch geäußert, zu wissen, ob der heilige Stuhl der Ansicht wäre, daß der sernere Bestand des Zentrum» im Reichstage nicht mehr notwendig sei, in welchem Falle er selbst nebst der Mehrzahl seiner Kollegen auf wei tere Mandate verzichten würde. Die auf das Sep- tennat bezügliche entscheidende Stelle des erwähnten Briefes des Kardinals Jacobini wiederholen wir nochmals: Wenn der heilige Vater geglaubt hat, dem Zentrum seine Wünsche hinsichtlich des ScptennatS aussprechen zu müßen, so ist das dem Umstande zuzuschreiben, daß diese Frage mit Fragen von religiöser und moralischer Bedeutung zusammenhängt. Zunächst lagen triftige Gründe vor, anzunehmen, daß der endailtiaen Revision der Maigesetze ein mächtiger Impuls und große Berücksichtigung seitens der Regierung zu teil geworden wäre, wenn die letztere durch das Benehmen des Zentrums bei der Abstimmung über das Septennat befriedigt worden wäre. Der heilige Stuhl hätte dann, in zweiter Linie, durch Ver mittelung deS Zentrums auf die Erhaltung des Friedens hin gearbeitet und hätte sich auf diefe Weife daS Berliner Gouverne ment verpflichtet und ferner dasselbe günstig für das Zentrum und freundlich für die Katholiken gestimmt. Schließlich hat der heilige Stuhl mit dem hinsichtlich des Septennats erteilten Ratschlage eine neue Gelegenheit herbei- sühren wollen, um sich dem Kaiser von Deutschland und dem Fürsten v. Bismarck angenehm zu machen. Andererseits kann der heilige Stuhl vom Standpunkte seiner eigenen Interessen, welche mit den Interessen der Katholiken identisch sind, sich nicht eine Gelegenheit entgehen lassen, durch welche er für die Verbesserung seiner künftigen Lage das mächtige Deutsche Reich günstig stim men könnte. Die vorstehenden Betrachtungen, welche sich nach der An schauungsweise deS heiligen Stuhle« aus die mit dem Septennat zusammenhängenden religiösen und moralischen Fragen beziehen, hatten den heiligen Vater veranlaßt, seine Wünsche dem Zen trum zu erkennen zu geben Endlich ist in der Kundgebung noch die Wendung von Wichtigkeit, welche lautet: „DaS gegenwärtige Schreiben, welches, gleich dem frühe ren' die erhabenen Ansichten deS Papstes wiedergiebt, wollen Sie dem Baron v. Franckenstein mitteilen und ihn beauftragen, dasselbe zur Kenntnis der Zentrumsmitglieder zu bringen." Aus den hier angeführten Stellen deS Schreibens des Kardinals ergiebt sich nun zweierlei. Erstens, daß die Verhandlungen, welche Geh. Rat vr. v. Schlözer im Auftrag seiner Regierung in Rom mit der Kurie führte, offenbar einen guten Fortgang nahmen, daß aber die preußische Regierung weitere Abände rungen der Maigesetze von einer friedlichen Haltung deS Zentrum- abhängig machte. DaS Zentrum würde durch seine Abstimmung für daS Septennat die Ber liner Regierung dem heiligen Stuhl verpflichtet und gegenüber den Katholiken freundlich gestimmt haben. Der heilige Stuhl wollte sich durch den dem Zentrum erteilten Ratschlag dem Kaiser von Deutschland und dem Fürsten v. Bismarck angenehm machen. DaS Zentrum befindet sich also durch seine Absicht in offen barem Widerspruch mit dem Willen deS heiligen Vaters; eS opfert dessen höher- religiöse und moralische Absichten seinen demagogischen Zwecken. Der Schlußsatz deS Briefes ergiebt eine zweite wichtige Thatsache. Er verweist auf ein schon früher erwähntes, seiner Zeit ebenfalls durch die „Politische Korrespondenz" mitgeteiltes Schreiben des Kardinals. DaS Vorhandensein dieser ersten päpstlichen Kundgeb ung wurde seiner Zeit von der „Germania" abgeleugnet, obwohl der preußische Ministerpräsident Fürst v. Bis marck im Abgeordnetenhause erklärt hatte: Er könne nicht glauben, daß der Papst eine Haltung billigen könne, wie sie das Zentrum im Bunde mit den aus gesprochenen Feinden der bestehenden Ordnung im Reiche bei der Beratung der Militärvorlage ein genommen hätte, und es würden darüber wahrschein lich auch noch vor den Wahlen aufklärende Mitteil ungen von Rom auS erfolgen. Darauf ließ sich die „Germania" von Rom telegraphieren: „Die Erklärung deS Fürsten v. Bismarck habe im Vatikan überrascht; es liege dort nichts vor gegen das Zentrum; der Vatikan halte fest an dem Grundsatz: keine Ein- mischuug in die innere Politik". DaS Blatt fuhr mit seinem Schimpfen auf die Anhänger deS Septcnnats fort und es beschuldigte den Reichskanzler, im Ab- aeordnetenhausc die Unwahrheit gesagt zu haben. Thatsächlich lag aber eine Kundgebung des Papstes vor. Dieselbe war vr. Windthorst übermittelt wor den, aber dieser Parteiführer fand es geeigneter, auS noch unerklärten Gründen das Schreiben bei sich zu behalten und den Zentrumsmitgliedern keine Kenntnis von demselben zu geben. Allein auch hier hat die Sonne der Wahrheit alles an den Tag gebracht, vr. Windthorst erscheint nun nicht nur als Widersacher des Deutschen Reichs, sondern er verweigert auch dem heiligen Stuhle den Gehorsam, vr. Windthorst und die Seinen erkennen den Willen desselben nur so lange an, als er ihnen den eigenen Willen erfüllt. Geschieht dieses nicht, so gehen sie ihre eigenen Pfade. Wir geben nunmehr einen Überblick über die Stimmen der Presse bezüglich des letzten Schreibens vom Kardinal Jacobini. So sagt die „National - Zeitung": „Zunächst ergiebt sich aus dieser Depesche die Bestätigung der Mitteilung, daß der Papst, und zwar offenbar unter der Adresse des Frhrn. v. Franckenstein, vor der Ab stimmung über das Septennat das Zentrum zu be wegen versuchte, für das Septennat zu stimmen. Die Schlußaufforocrung der Depesche an den Nuntius, Frhrn v. Franckenstein zu beauftragen, dieselbe zur Kenntnis der Zentrumsmitglieder zu bringen, muß andererseits als Bestätigung der Angabe betrachtet werden, daß die Führer des Zentrums ihren Partei genossen die erste Kundgebung des Papstes vorent- halten hatten. Aus dem vorliegenden Schreiben nun ersieht man, wie Frhr. v. Franckenstein durch dieselbe Drohung, mit welcher die klerikale Presse der Aktion des Papstes entgegenzuarbeiten suchte, daß dieselbe nämlich das Zentrum zerstören würde, auch in der Antwort auf die erste Kundgebung des Papstes zu wirken suchte Die Erwiderung des Kardinals Jaco bini aber ergiebt, daß Frhr. v. Franckenstein damit keinen Eindruck gemacht hat. Der Ton dieser Er widerung ist streng, fast abweisend, und sie hält die Gründe, auS denen der Papst sich in der SeptennatSfrage an daS Zentrum gewendet hatte, durchaus aufrecht. Man hat den schärfsten Tadel des Verhaltens der Zentrumsfraktion und der klerikalen Presse, und zwar von dem Standpunkt aus, daß die Septennatssrage „mit religiösen und moralischen Fragen" zusammen hänge, vor sich. vr. Windthorst hat für die nächsten Tage seine Teilnahme an einer großen ultramontanen Versammlung in Köln angelündigt; man darf gespannt daraus sein, welche Stellung er zu dem Jacooinischen Schreiben einnehmen wird." (Siehe Telegramm.) Die „Nat. Ztg." widmet der Kundgebung des Kardinals Jacobini noch eine weitere Betrachtung, in welcher u. a. bemerkt wird: „Die wichtigste Frage aber ist, wie die Geistlichkeit sich nach dem Erlaß vom 21. Januar zu der Zentrumsagitation stellen wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß schon der Rücktritt einer Anzahl Geistlicher von den Kandidaturen auf den ihnen bekannten Zwiespalt zwischen der Zen trumsleitung und der Kurie zurückzujühren war. Nun dieser öffentlich konstatiert ist, dürften sehr viele Geist liche es mißlich finden, weiter als Wahlagenten des Zentrums zu wirken. Das wäre ein Erfolg, dessen man sich ohne jedes Bedenken über päpstliche Ein mischungen in die Politik freuen könnte: den Klerus von dem Mißbrauch seines Einflusses für die politische Agitation abzuhalten, ist unbestreitbar Beruf des Papstes. Wie weit ein zunächst nur indirekter An trieb zur Enthaltung davon bei dem heutigen Klerus wirken wird, bleibt freilich abzuwarten." Die „Neue Preußische Zeitung" gelangt zu der nachstehenden Folgerung: „Die vorliegende Depesche des Kardinals Jacobini präzisiert nun, unserer An sicht nach, die Stellung des Papstes in einer durch aus korrekten Welse. Der Papst ist ein „auswärtiger Souverän" und als solcher muß ihm jedes Eingreifen in die innerpolitischen Verhältnisse eines fremden Staates völlig fern liegen. Wenn er trotzdem den Wunsch geäußert hat, das Zentrum möge für das Septennat stimmen, so haben ihn kirchenpolitische Gründe dazu bewogen. Er war eben der Überzeugung, daß eine der Regierung entgegenkommende Haltung des Zentrums für die sernere freundliche Gestaltung der Beziehungen des römischen Stuhles und der Reichs-, bez. preußischen Regierung für die Förderung des kirchlichen Friedens von großer Bedeutung sein würde. Wir sind nicht der Meinung, daß, wie ein fortschrittliches Blatt es heute ausdrückt, dies „ Nütz lichkeitsrücksichten seien, über deren Berechtigung zu urteilen dem Zentrum völlige Freiheit gelassen ist, da dasselbe als politische Partei in seiner Aktion von Rom aus nicht beschränkt werden soll." Gewiß findet sich der durch den Druck hervorgehobene Satz in der obigen Depesche, sein zweiter Teil aber lautet: „sobald es sich aber um die Interessen der Kirche handelt, würde eS in dieser Eigen schaft dieselben nicht nach eigener Anschauung vertreten können." Die Depesche führt aber in ihrem zweiten Teile ausdrücklich aus, wie, nach der Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 5. Februar: „Um Kopf und Herz", Lustspiel in 4 Akten von Lothar Clement. Bearbeitet von Jocza SavitS. (Zum ersten Male.) Dies unter einem Pseudonym auftretende, von einem wissenschastlichgebildeten Manne verfaßte Stück, daS wohl nur deswegen durch einen Regisseur deS Münchner Hosthea- ters ein wenig für die Bühne zugestutzt wurde, weil eS augen scheinlich ein gar zu maschenreiches Szenengeflecht ge habt haben mag und noch teilweise besitzt, gehört zu den litterarisch anständigen und mit Liebe geschriebenen Leistungen. Dieser gute Wille hat zwar, wie in vielen ähnlichen Fällen, den Erfolg nicht zu verbürgen ver mocht. Aber er führte doch zu dem immerhin freund lichen und ehrenwerten Ergebnis, daß wir einen meistens guten, oft sogar etwas poetischen Dialog vor uns haben. Dazu gesellen sich feine und sicher ge troffene Striche für die Charakterzeichnung und mancherlei wohlthuende Abweichungen von der herkömmlichen Schablonenarbeit des üblichen modernen Lustspiels. Der geisteSalme, unter dem Vantoffel stehende Kom merzienrat, der vorlaut zudringliche, m einem schlechten Institut oder von albernen Eltern verzogene Backfisch, ferner der von diesem epidemisch gewordenen Theater balg gemaßregelte, unmännliche Liebhaber, endlich die kokette Witwe und andere ab- und zulaufende Draht puppen der heutigen Dramatik fehlen hier; auch wird mit der Regel kein Unwesen getrieben, daß sich im Stücke Paar um Paar bis zu den alten Dienern und Köchinnen herab heiraten müssen. In diesem ost etwas schwankartigen Lustspiele hei raten sich nur zwei Pärchen. Da- macht aber aller dings so viele Redensarten und Mühwaltungen nötig, wird von so viel kleinen Zwischenfällen, obgleich eigent lich gar keine Hindernisse da sind, aufgehalten, daß sich daS Stück ganz behaglich in aller Breite aufbauen kann. Das würde nicht smöglich sein, wenn Laura Seebach, eine noch rüstige Jungstau, kurz und bündig sagte, daß sie ihn nicht mag und seinen Bruder liebt und wenn der Dichter Hermann sich als aufgeweckter junger Mann seiner Liebe zu Hedwig bei Zeiten be wußt geworden wäre. Die Verzögerungen, welche auS diesen Unklarheiten zweier Herzen entstehen, sucht der Verfasser mit kleinen Episoden auszufüllen, die zu weilen im Einzelnen recht nett, aber gedehnt, mitunter gesucht und nicht recht zur Sache gehörig sind. Da hin gehört die Vorführung eines Streoers, Eulenburg, der sich von einer soliden jungen Wittwe einen Korb holt, nachdem er eS vorher lange versucht hat, den Dichter Hermann nach dem Rezept des Don Carlos (im .Clavigo") am Leitseil zu führen; auch machen sich in solchen Zwischenscenen einige Späße deS Kanz listen Semmler und das Poltern des Justizrats Schilling und dessen Gespräche mit einem brummigen Dienst mädchen und andere Kleinigkeiten breit. Das Liebespaar Hedwig-Hermann ist übrigens sehr hübsch geschildert, die muntere Naivetät de- Mäd chens hat lebendige Züge erhalten, der junge Mann nimmt für sich ein und kann tüchtig werden, wenn ihn da- Leben erweckt haben wird. Da- Alle- aber spricht nicht für ein irgend haltbare- Stück, doch e» bleiben bei vielem Schatten doch Lichtseiten übrig, die man achtbar und angenehm nennen darf Die Darstellung war vorzüglich. Herr Swoboda und Herr Dettmer waren als Justizrat und Dichter sehr lebenswahr. Die Darstellung des letzteren nahm für den Schauspieler in solchen einfachen Rollen sehr ein. Ebenso dankenswert wirkten Herr Klein als Eulenberg und Frl. Tullinger, die gar munter und elastisch spielte und sprach, als Hedwig. Frl. Ulrich erquickte als Elisabeth durch ihre gediegene Färbung, die sie der Rolle gab. Frl. Guinand spielte die Laura mit vielem Takt, Herr Schubert und Frau Wolff erstellten durch ihre derbe Komik al- Semmler und Hau-magd Cäcilie. O. B Heimliche Liebe. G«r Eichicht« «us dm bayerischen Bergen von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) „Du suchst mich heim, Bürgel?" sagte der Kranke mit schwacher Stimme, „Du hast also keinen Haß mehr gegen mich? Du hast mir also wirklich das Herzeleid verziehen, da- ich Dir angethan hab'? „Alles", antwortete da- Mädchen mit nachdrück licher Betonung, setzte aber sogleich hinzu: „Und jetzt thu', was ich voneh gesagt hab' und leg' Dich wieder ruhig hin, damit Du Dich so bald al- möglich wieder -usammenklaubst " Sie verließ rasch mit dem Alten, der sich gerührt die Augen wischte, die Kammer und der Kranke sank, selig lächelnd, wieder auf die Kissen zurück und schloß die Augen Er schlummerte auf'- neue wieder ein und heitere glückverheißende Traumbilder umgaukelten sein Lager. Als er nach langem Schlafe sehr gestärkt wieder erwachte und die Augen öffnete, sah er Bürgel neuer dings an seinem Lager sitzen und die beiden Alten am Fußende seines Bettes stehen. „Ja, ja, der Doktor hat Recht g'habt," schmunzelte der Fischer und rieb sich die knochigen Hände, „jetzt wird er bald wieder heraustraxeln können au- dem Bett. — Schau' nur g'rad, Weib, was er schon wieder für rote Backn kriegt I" „G'rad hab' ich's auch sag'n woll'n", nickte die Alte eifrig. „Aber wie is's, Bub'?" setzte sie zu dem Kranken gewandt, hinzu, „magst jetzt net vielleicht ein bissel was essen oder trinken? Mußt ja doch auch schon bald wieder Hunger und Durst kriegen, mein' ich!" „Durst hält' ich g'rad' schon," sagte der Kranke, dessen Blicke fortwährend an dem Antlitze Bürgel» hingen, langsam. „No, das i» g'scheidt," rief der alte Fischer fröh lich aus, „das laß' ich mir gefallen! Bring' nur gleich ein frisches Maßel auS dem Keller herauf!" ,Ha, warum net gar!" sagte die Alte kopfschüt telnd, während sie geschäftig zur Thüre humpelte. „Bier darf er ja kein'» trinken, da» thät ihn ja gleich wieder schlechter machen. Hol' lieber ein Glaserl Wein herauf und ich will g'schwind in der Kuchel ein gute» Supperl Herrichten, da» wird g'scheidter sein, mein' ich!" Sie verschwand eiligst und bald hörte man sie draußen in der Küche herumrumoren. Der Alte aber folgte ihr und sagte im Abgehen lachend: „Schau, schau, da»mal ist meine Alte g'scheidter g'wesen al» ich! No, so will ich halt in den Keller hinunter-
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