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Dresdner Journal : 05.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-05
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 05.02.1887
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O2S. l» ff»«« A»l»u»: 18 k»rtl HsLürUcft: 4 k»r>r V0 ?k liQislQ« Kummern. 10 ?f La-^i-i^idäe» äeutecheo livicke» tritt ko« 4- unä Lus^pet»u»«ll»A lumru. Tokt>>.ätAN»x»xekkIlrell« kär äen knum emvr pe»p»Üen«n Teil« kleiner Leüritt LVkk Hvt-r ..kinqe-unät" äi« 2eil« K0kl. Lei DedeUe»- a. Lüarim»t» sotepr. Xutecirkcg. LreeLetne» r IN^liek mit ^ummlun« der 8ona- noä keiert»^« »denä». 1887 Sonnabend, den 5. Februar, abends Di esdnerIMmal Lvoedm« ro» T»kttt»äl»iu»r« »»iWLkt» Lra^Uetetter, Lommieeiootr a« Oreeäver 2ourcml»; R»wdvrx Lerlt» - Vie» - l^lp^ff N»e«I->r«l»».»r»»^5v » » : Äaaeeriet«» <L N»rU»-Vt«-A»mdurU- rr»ff-!^ip«iff-rr»»ktert » » -»»,«»«: 2Eo««, k»ri» l^»4o» - v«rlt» - kr»»ilMrr ». - IMttff»r«: Oaitö« rt La., LerU»: Lreme»: L Lektott«, >r«»I»a: L LtanA«,', <L»»i L«röatö>-, SörUl»: (2 Legier'« ^'ac^/aiA-r,- NEovir: <7. Le/»^«i«e, L»U» ». 8 : Larct <8 Oo. ^Ür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Vanck, Professor der (itteratur- und Runstgeschichle. N«r»aeffed«r» Küoigl. LrpeEitieo «tee Orveckoer 2onrv»l», Dreeckeo, 2M»»ffvr»tr»»«e Ko >0. Uichtamilichtr Tn!. Getegraphische 'Zlachrichierr. Berlin, 5. Februar. <Tel. d. Dresdn. Journ.) Das heute erschienene Militärverordnung-blatt veröffeutlicht den Kaiser!. Erlaß vom 27. Januar, demzufolge 68200 Mann Infanterie und 4800 Jäger und Schützen zu zwölftägigen Übungen zum Behufe der Ausbildung mit dem neuen Gewehr aus der Reserve einzuberufen find. Heranzuzirben find die übungSpflichtigen Reservisten mit der jüng sten JahreSklasse beginnend, welche noch nicht mit neuem Gewehr auSgebildrt find. Die am 1. April rur Landwehr übertretende älteste JahreSklasse der Reserve ist von der Übung ausgeschlossen. Die Übung findet vom 7. biS 18. Februar statt. Straßburg i. E., 4. Februar. (W. T. B.) Dir Nachricht einiger süddeutscher Blätter, daß der Kürst Hohenlohe sich inkognito in Paris auf- haltr, oder sich in nächster Leit dahin begeben werde, ist unrichtig. Kürst Hohenlohe kam am Sonn abend morgens von München hier an, und wird nächsten Montag in Metz einen Ball und am nächsten Mittwoch dem LavdeSausschusse in Straß burg ein Diner geben. Wien, 5. Kebruar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Da- Amtsblatt veröffentlicht daS im Einvernehmen mit der ungarischen Regierung erlassene PferdeauS- fuhrvrrbot über die Grenzen deS österreichisch- ungarischen Zollgebietes, welches mit dem Tage deS BrkanvtwerdenS bei den Zollämtern in Kraft tritt. Rom, 4. Kebruar. (W T B.) Sofort nach dem Beginne der heutigen Sitzung der Deputier- tenkammer nahm der Minister des Auswärtigen, Graf Robilant, daS Wort zu der Erklärung, daß eS ihm nicht schwer falle, zuzugrben, daß seine jüngsten Äußerungen in der Kammer, welchen die Ereignisse nicht entsprochen hätten, unglückliche ge wesen seien. Er habe damals geglaubt, Italien müsse besonders in der gegenwärtigen Situation Europa- zeigen, daß die Aktion in Massauah nur eine sekundäre Episode sei, welche die Aktion Ita lien- iu Europa nicht behindern könne. Jetzt handelt eS sich um die Sicherheit der Truppen iu Massauah, um daS Ansehen Italiens, und dem gegenüber müßten alle Persouenfragen verschwinden. L)er Krieg-Minister erklärte, man müsse, bevor man über da- Ministerium und über den Befehlshaber der Truppen in Massauah urteile, die vollständigen Dokumente abwarten und darauf eine Enquete veranstalten. Der Ministerpräsident DepretiS be stritt, daß die Kolonialpolitik der parlamentari schen Diskussion entzogen sei, und verlangte ein klare-, bündige- Votum. CriSpi sprach für, Cai- rolt sprach gegen die Bewilligung deS Kredit-. — E- ist zunächst dir einfache Tagesordnung bean tragt. DaS Ministerium erklärt, daß es dieselbe ablrhnen müsse, weil sie als ein Mißtrauensvotum auzusehen sein würde. Die einfache Tagesordnung wird darauf mit 215 gegen >81 Stimmen abge- lehnt. AlSdann wird auch der Antrag deS Depu tierten Costa auf Räumung Massauahö nahezu einstimmig abgelehnt, worauf der für die nach Massauah zu schickenden Verstärkungen geforderte Kredit von 5 Millionen mit 317 gegen 12 Stim men bewilligt wurde. Konstantinopel, 4. Februar. (W. T. B > Der Sultan empfing heute Sir Drummond Wolff in einer auderthalbstündigen Privataudienz und teilte demselben dabei mit, daß der Großwefir und der Minister deS Auswärtigen beauftragt seien, mit ihm über die Lösung der ägyptischen Krage zu verhandeln. Konstantinopel, 4. Februar. (W T. B.) Der Metropolit von Adrianopel, DyonifioS, ist zum ökumenischen Patriarchen g< wählt worden. Dresden, 5. Februar. Das neue Volksthing in Kopenhagen. Am 1. Februar hat Ministerpräsident Estrup den neuen dänischen Reichstag eröffnet. Die Vorsitzenden wahl bekundere die Haltung der Kammermehrheit, welche Abg. Berg (gegen 24 Stimmen der Rechten, die aus General Thomsen fielen) einstimmig wieder wählte. Gegen die Wahlen sind bereits 12 Proteste angemeldet. Unter dresen angefochtenen Wahlen be finden sich vier der Stadt Kopenhagen (!., 5., 7. und 9 Kreis) und fünf andere, in welchen dre RegierungS- Partei gesiegt hat. Drei Mandate dürften mindestens wegen unerlaubter Wahlmanipulationen für ungiltig erklärt werden. Hinsichtlich des Budget- ist die Oppo sition angeblich entschlossen, das Nämliche wie früher — keinen Heller mehr und keinen weniger — anzu- bieten und eine Reihe anderer Bewilligungen (darunter für das Repetiergewehr) als Aus^leichsgegenständc in Aussicht zu stellen. Es verlohnt sich, einen Blick auf die neue Reichs- Versammlung »u werfen. Dänemark beansprucht, ob wohl dort der alte Haß auf Deutschland noch nicht erloschen ist, wegen des gemeinsamen sich schon in der alten Litteratur und Sagenwelt des Volks bekunden den germanischen Ursprungs, wie auch wegen seine- neueren Schrifttums und seiner Kunst, unser Interesse. Auch durch seinen auf alte hergebrachte Stande-- und Klasseneinrichtungen aufgezweigten heutigen Konstitu- tionalismus bietet es eine merkwürdige politische Er scheinung. Noch dauert der langjährige VerfassungS- zwiejpalt. Nur insofern ist eine schwache Besserung eingetreten, als die Linke sieben Sitze verlos auch ist sie aus gemäßigteren Bestandteilen zusammengesetzt. Demungeachtet aber haben die 75 Mitglieder der Lin ken den 26 der Rechten gegenüber immer noch eine erdrückende Mehrheit. Man glaubt aus der abge- lausencn Wahldewegung die Hoffnung schöpfen zu dürfen, daß jene Mehrheit sich immer mehr verringern werde. Das einfache Ablehnen aller Regierungsvor lagen hat bereits der Linken in den gebildeten Stän den sehr geschadet; die Einsicht dürste sich, so hofft man, immer mehr Bahn brechen, daß die Politik der Linken auf eine Bahn des Unheils führt. Bereit haben die Sozialdemokraten bis auf zwei streitige Wahlen alle ihre Sitze verloren. Die nächste Frage bei einer neuen ReichStagSwahl wird die sein, ob die gemäßigten Anhänger der Linken in demselben verbleiben. Werden sie nicht wieder ge wählt, so hört die Rücksichtnahme auf sic auf und die radikalen Mitglieder müssen durch ihr Thun in ein leuchtender Weise dem Volke zeigen, daß es so nicht mehr weitergehen kann Bei den diesmaligen Wahlen sind übrigens die radikalsten Bestandteile, namentlich sich selbst überschätzende unwissende Schulmeister nicht gewählt worden; allerdings macht der Vater der Ver- welkungSpolitik, der Schulmeister Berg, welcher, wie wir gesehen, sogar zum Vorsitzenden gewählt wurde, eine Ausnahme. Auch beweist die oben mitgeteilte Meldung, daß an eine Versöhnungspolitik noch nicht zu denken ist, sondern daß der alte unversöhnliche Widerstand fortgesetzt werden soll. Man glaubt aber, daß ein großer Teil der Linkenmänner mit den Män nern des unversöhnlichen Widerstandes nicht um jeden Preis zusammengehen, sowie daß dieselben mit Rück sicht auf die letzten Wahlen einer weiteren Schwächung ihres Rückhalts im Volke entgegenwirken werden „In Erwägung dessen", schreibt man den „Hamburger Nachrichten', darf man wohl hoffen, daß die Linke etwas weniger kampflustig als bisher den neuen Feld- »ug beginnt und, wie sie schon vor der Auflösung des letzten Volksthings mit der VerwelkungSpolitik gebrochen, nunmehr auch daS ihr wieder vorzulegende Budget in etwas sachgemäßerer Weise behandelt, als es in dem der Auslösung voraufgegangenen Gutachten des Finanz ausschusses geschehen. Macht sie durch rücksichtslose Abstriche aus der betreffende» Finanzvorlagt wiederum ein sogenanntes Hungerbudget, so liefert sie damit nur der Regierung den dieser vielleicht nicht unwillkommenen Vorwand zu einer Fortsetzung des budgetlosen Regiments, was nach dem, die provisorischen Gesetze der letzten Zeit als rechtsgiltig anerkennenden Urieil des Höchstengerichts vom >5. Oktober d. I. dem Ministerium Estrup ziem lich leicht gemacht ist. Die Folge eines solchen bud- getlosen Regiments aber würde voraussichtlich in erster Linie ein bei den nächsten Wahlen sich zeigendes weiteres Zusammenschrumpfen der Linkenmehrheit sein. Wer den Bogen zu straff spannt, läuft immer Gesahr, daß er ihm in den Händen zerbricht. Ist dagegen die Linke verständig genug, der Regierung einen oder mehrere Schritte entaegenzukommen, so muß ihre Stel lung eine weit bessere sein, denn dann ist es Sache des Ministerium- Estrup, ihrem Beispiel zu folgen. Geschieht letzteres, so ist eine endliche Beilegung des Zwiespalts in der einen oder anderen Weise, sofern beide Teile einigermaßen guten Willen zeigen, gewiß möglich. Geschieht es aber nicht, so wird die Volks tümlichkeit der Linken voraussichtlich wieder zunehmen und das Ministerium Estrup müßte doch schließlich einem gemäßigteren Platz machen. Die fernere Ent wickelung deS Verfasiungskonflikts wird also zunächst vor allem von der weiteren Haltung der Linken ab- hängen Ihre Stellung ist infolge der Neuwahlen immerhin verschlechtert, und sie wird, wenn sie sich gegen ein weiteres Überlaufen aus ihren Reihen schützen will, bei ihrem serncre.i Verhalten auf die veränderte Sachlage Rücksicht nehmen müsfen." Besonders auffällig war die Niederlage der Radi kalen in Kopenhagen. Da bekanntlich die Haupt städte bei einem Stimmungswechsel häufig den Anstoß geben, so erblickt man hierin eine gute Vorbedeutung für die Zukunft. Kopenhagen, das seit dem Jahre 188l von seinen 9 Sitzen nicht weniger als 4 — und davon 2 an die Sozialdemokraten — verloren hatte, wird im neuen Volksthing durch 8 Mitglieder der Rechten vertreten sein. Der 9. Sitz, aus dem 5., beinahe ausschließlich von Arbeitern bewohnten Kreis, verblieb zwar dem sozialdemokratischen Kandidaten, aber nur mit einer Differenz von 30 Stimmen zu seinen Gunsten. Angesichts der andauernden Versuche de- Parlamentarismus, die Vorrechte der Krone zu vermindern, wirkt es beruhigend und ermutigend, fest stellen zu können, daß man auch in Dänemark mehr und mehr erkennt, welches Unheil ein Erfolg jener parlamentarischen Übergriffe nach sich ziehen würde, und daß die Regierung nun im Volke selbst eine starke Stütze zu finden beginnt, in ihrem Kampfe um das Recht — gegen die Revolution. Der Kopenhagener Wahlerfolg, der der Festigkeit der dänischen Regierung zu verdanken ist, wird seine Wirkung auf das ganze Land nicht verfehlen und berichtigt zu der Hoffnung, daß die gute Sache schließlich vollständig obsiegen werde." TagesgrschichtL. * Berlin, 4. Februar. Se. Majestät der Kaiser erschien nicht auf dem gestern abend stattgehabten glänzenden Hosballe, dagegen verweilte Ihre Majestät die Kaiserin daselbst bis gegen elf Uhr; auch Ihre Kaiser!, und Könißl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, sowie zahlreiche Prinzen und Prinzessinnen waren anwesend. Se. König!. Hoheit Prinz Wilhelm kam gestern vormittags von Potsdam hierher, um dem Prinzen Komatsu No Miya von Japan einen längeren Be such abzustatten. — Der Prinz und die Prinzessin Komatsu No Miya und Gefolge werden übermorgen vormittags 8 Uhr, nachdem dieselben sich etwa 4 Wochen in Berlin aufgehalten haben, nach Wien ab reisen und dort gleichfalls einen mehrwöchigen Auf enthalt nehmen. Nach einer Reise durch Italien ge denkt dann das japanische Pttnzenpaar später wieder nach Berlin zu kommen, um dann gleichfalls wieder auf längere Zeit hier zu verbleiben. Vor der Abreise des prinzlichen Paares findet heute nachmittags im „Hotel Kaiserhof' noch ein größeres Festdiner statt, zu welchem Einladungen an den Generalfeldmarschall Grafen Moltke, den Kriegsminister, den Ehcf der Ad miralität, den Gouverneur und den Kommandanten von Berlin, den hiesigen Polizeipräsidenten, den Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck, sowie an andere hohe Militärs und an Mitglieder deS diplo matischen Korps und zahlreiche Personen der Hof gesellschaft ergangen sind. — Die Kaiserlichen Majestäten haben dem japanischen Prinzcnpaare ihre prachtvoll ausgesührten Photographien, mit eigen händiger Unterschrift versehen, zum Geschenk gemacht. Am 3. d. Mts. hielt der Bundesrat unter de« Vorsitze des Staatsministers, Staatssekretärs de- In nern, v. Boetticher, eine Plenarsitzung ab. Die Versammlung erteilte dem Gesetzentwurf über die Un fallversicherung der bei Bauten beschäftigten Personen, dem Ent- Wurf eines Gesetzes für Elsaß - Lothringen über daS Gnaden quartal und dem Anträge Sachsens, betreffend die Änderung der Statuten der Sächsischen Bank, die Zustimmung und geneh migte das neu entworfene Statut für das deutsche archäologische Institut in Rom, sowie die von den Ausschüssen für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen vor- gejchlagene Ergänzung des BrtriebsreglementS für die Eisen bahnen Deutschlands bezüglich der Beförderung tierischer Ab fälle aus denselben. Bon dem vorgelegten Geschäftsbericht de« Reichsversicherungsamts für das Jahr 1886 nahm die Versamm lung »cnnlnis und übergab den Entwurf eines Gesetzes, be treffend die Abänderung des Reichsbeamtengesetze» und die Zu sammenstellung über die Ergebnisse der veranlaßten Ermitte lungen hinsichtlich der Lohnverhältniffe der Arbeiterinnen in der Wäschefabrikation und der Konsettionsbranche, ersteren den Aus schüssen für Rechnungswesen und für Justizwesen, letzter» dem Ausschüsse für Handel und Verkehr zur Vorberatung. Die Re solution des Reichstages über die Einführung von Gewerbe gerichten, eine Eingabe des Vorstandes des Vereins selbstän diger Konditoren Berlin-, betreffend die SonntagSarbeit, sowie mehrere, von verschiedenen Seiten eingegangene Eingaben wegen Abänderung des 8 44 der Gewerbeordnung wurden dem Reichs kanzler überwiesen. Zur Wiederverleihung der preußischen Staatsangehörigkeit an zwei früher aus dem Bundesgebiet aus gewiesene katholische Geistliche wurde die Genehmigung erteilt. Endlich wurde über Anträge, betreffend die Befreiung verschie dener Betriebe von der Unfallversicherung-Pflicht bez. die Zu lassung von Ausnahmen von den Vorschriften über Einrichtung der Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern, Beschluß gefaßt. In der heutigen 13. Plenarsitzung deS Abgeord netenhauses teilte der Präsident v. Köller mit, daß daS Präsidium des Hauses am Dienstag von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin empfangen worden sei und daß der Kaiser dem Hause seinen herzlichsten Dank aussprechen lasse für die Glückwünsche, welch« das Präsidium bei dieser Audienz anläßlich der Geburt des jüngsten Urenkels den Majestäten dargebracht. Auch die Kron prinz!. Herrschaften danken für die Gratulation. Das HauL trat dann in die Beratung deS Etat» der Eisenbahnverwaltung ein. Abg. v. Tiedemann (Bomst) beantragt namens der Budgetkommission die unveränderte Annahme des Ordinariums. Abg. Or. Meher (Breslau) betont, daß die dem Hause mitgetrilten Ergebnisse der Lcscnbahnverwaltung an einer großen Unvollständigkeit leiden. Die Eijenbahnverwaltung habe keine kaufmännische Buchführung und ziehe keine Bilanz, und infolge dessen lasse sich auch nicht sagen, ob da- Geschäft vorteilhaft sei oder nicht. Er berührt die verschiedenen Unfälle im Lifenbahn betriebe und wünscht, daß die Eisenbahnverwaltung diesen Un fällen in Zukunft eme größere Aufmerksamkeit zuwenden möge, al- sie dies bisher gethan. Abg. Gras v. Kanitz weist auf die bedeutende Erhöhung des Exports und Imports hin, der sich seit I87b fast verdoppel Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 4. Februar. „Uriel Akosta", Trauerspiel in 5 Akten von Karl Gutzkow. (Zu ermäßigten Preisen. Frl. Brandt - mann, al- Gast.) Bei unseren gewissenhaft, aber auch nicht ohne Opfer für daS Theater eingehaltenen Vorstellungen zu ermäßigten Preisen hat sich ost genug herausgestellt, daß gerade die nach bester Wahl ausgesuchten Dich tungen am wenigsten ein volles HauS herbeifühtten. ES scheint danach, da solche Werke sich auch einer sehr tüchtigen Aufführung zu erfreuen hatten, daß der wei ten Theaterkreise inniges Bedürfnis nach poetischen Schöpfungen praktisch sich geringer erweist, als man es gern veranschlagen möchte. Die Darstellung von „Uriel Akosta" gab dafür wieder einen Beweis. Es handelt sich dabei um ein Drama, welche- unter fämtlichen Thaten der modernen Dramatik al- die glänzendste dasteht. Einer solchen Dichtung von klassischer Form, besonder- in der Be handlung einer knappen historischen Sprache, deren leidenschaftlicher Strom das Hervorbrechen eines mäch tigen Gedankeninhalts verkündet, sollte sich da- Publi kum niemals entfremden Frl. Brandtmanu, die uns al- Schauspielerin schon durch ihr früheres hiesiges Auftreten bekannt ist und von jetzt ab mehrere Monate hindurch einige Lücken im weiblichen Personal unserer Bühne au-zu- füllen versuchen wird, trat in der Rolle der Judith auf. Die vorteilhaften äußeren Mittel machen die genannte Schauspielerin zu einer für die Bühne be günstigten Erscheinung. Der Gewinn, den sie daraus ziehen kann, wird sich um so höher verwerten, je ein facher und nach Vertiefung ringend sie sich bestrebt, poetisch bedeutsame Gestalten aufzusassen und ohne jede Hingabe an konventionelle Äußerlichkeit in Sprache und Spiel auszuführen. Gerade Judith, in der man die Darstellerin sehr freundlich aufnahm, bietet in solchem Sinne die schönsten Studien dar. Die zweite Szene mit dem Vater, die Gattenszene mit Akosta zeigten gar erfreuliche, dem Geiste der Rolle nahe tretende Eigenschaften, thaten auch dem Auge der Zu schauer bei dieser jugendlichen Rolle wohl und über raschten einige Male durch gute warme Töne, wie sie der geistreichen Tochter Vanderstratens nicht fehlen dürfen. Von unsern Darstellern sind in diesem Stücke die vorzüglicheren Leistungen: Esther Vandersttaten, d« Sylva, Attba, Uriel, Jochai durch Frl. Berg und die Herren Walther, Porth, Jaffe, v. d. Osten und Dettmer bekannt und gereichen diesem Drama zur treuen Stütze. O. B. Freitag den 4. Februar sand das sechste und letzte Symphoniekonzert der Königl. Kapelle in dieser Saison unter Direktton des Hrn. Kapellmeisters Schuch statt. Einen willkommenen Genuß bot die seit längerer Zeit versäumte Wiederholung einer Suite (Nr. 2, L-woU,) von F. Lachner in außerordentlich schöner, vorzüglich emstudietter Ausführung. LachnerS Suiten stehen in ihrer eigenartigen Vollendung an erster Stelle unter den neueren Orchesterwerken. Die alte Kunstform in ihrem strengen Stil, in ihrer in neren idealen Begrenzung und dem losen Zusammen hang der Sätze gewährte seiner vollen Beherrschung kunstreicher kontrapunktischer Technik und klarer ab gerundeter Formen ein ergiebiges Terrain und ließ zugleich die Reize geistreicher Gedanken und freierer moderner Behandlung als neue hohe Zierde erscheinen. Lachner hat diese alte Form wahrhaft geistig und durchaus selbständig verjüngt: durch originelle sinnige Erfindung — melodisch, harmonisch und rhythmisch — durch die Feinheit und Grazie und Mannigfaltigkeit seiner Kombinattonen, durch seine musterhafte Ver wendung der orchestralen Mittel, die voll Wohlklang, Farbenreichtum und Geschmack immer einen richtig wirkenden, fesselnden und geistvollen Ausdruck er zielen, und den gedanklichen Inhalt seiner Musik da durch zu höherer und stets interessanter Bedeutung erheoen. Im schönen musikalischen Gehalt und im Reiz der Gestaltung überwiegen in dieser Suite das phantastisch-poetische etwa- marfchartige Intermezzo, und da» charakteristische der Mazurka verwandte Menuetto mit seinem graziösen kanonischen Trio zwischen Violine und Bratsche. Das einfache träumerische Andante zeichnet sich namentlich durch seine Führung der Stimmen aus. Aber auch in den so kunstvoll als feurig und edel auSgeführten Sätzen — Fuge und Gtga — läßt sich der alte Meister zu Momenten voll wahrhafter Inspiration hinreißcn. Die fugiette Gigue, eigentüm lich durch Verwebung homophoner Partten, erhebt sich am Schluß zu dramatifck bewegter Steigerung Die Fuge verknüpft sich in feinsinnigster Weise mit der Introduktion , au» letzterer tritt, als die Fuge sich be ¬ reits zum Schluß Hinzuneigen scheint, ein Motto plötz lich neu belebend hinzu, macht sich als ein zweites Thema geltend und die Fuge entwickelt sich zur Doppelfuge. Die Novität des Abends war ein zur Programm musik neuester Richtung gehörendes Werk, Nr. 2 der CyÜuS symphonischer Dichtungen von B. Smetana, betitelt „Moldau", wie sie aus zwei Quellen verschie dener Art entspringt, zum Walddach, zum Fluß an wächst, was sie auf ihrem Wege bis Prag am Ufer erschaut und was sic im Flußbett selbst zu überwin den hat rc. Natürlich könnte man an Stelle der aus tschechischer Neigung gewählten „Moldau" auch gar manchen anderen deutschen Flußnamen setzen; da» Programm würde dadurch nicht an Wunderlichkeit und Absurdität einbüßen. Aber davon ganz abgesehen, ist die Malerei der rieselnden Quellen und ihres An wachsens zum lustig dahinflutenden Strom, und die Schilderung eines hochzeitlichen FestteigenS, zu wel chem eine nationale Weise verwandt fein mag, sehr hübsch und frisch erfunden und äußerst geschickt im instrumentalen Ausdruck behandelt. Dies« beiden durch ihren Gegenstand wirklich zur musikalischen Schilde rung berechtigten Tonbildcr hätten sich zu selbständig abgeschlossenen trefflichen Sätzen wohl geeignet, wäh rend sie jetzt nur dazu dienen, das zwar gefällige, aber dennoch flache und einer verfehlten Aufgabe dienende Gesamlwerk des talentvollen Komponisten einigermaßen m der Wirkung zu heben und interessanter zu machen. Den Schluß des Konzerts bildete Beet hovens A-äur-Symphonie, deren Mittelsätzc am voll endetsten au-gefühtt wurden. E. Banck.
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