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Dresdner Journal : 04.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-04
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1887
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W28. l» »»» » -.«.öd.» »«KL.: ä<mkct>^° " keick«, tritt?o«t- v°ö ^jLltrUcd: L VO 8U-wp«1»ll^1>1»A iü»r>». Lü»»«!»« HiULiL«ril -10 kl. AoLttucktkcuvxissekttkr«» l für äm» lUcunr eiusr ^v-k^ltsosL 2«i1« KIsiusr Lokritt «0 kk. Votvr „Llo^o.kuiät" äi» 2sü« KO kk. S«i k»b«U«»- Q. 2iL«r»»»t» «ottpr. AuLoll»^. Lrvodel»«»« H^k.eL wit »niniüim« ä«r 8oiu»- ru»ä k«i«rtt^« »dso6». Freitag, den 4. Febmar, abends. DreMMrÄnumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Vanek, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. 1887. Lv»»dm« roo Lo^Lllaixoix«» »viMRrtli Lran<irt«tt«r, Oorllwi—iooLr äo« Orsiänsr Zourv«k; »«»dar- - >«rlla - Vj.» - l..tp«tU N»»«l->r.iI»»-Nr«Lktvr« «. U - Laa»«nrt«n -« koAkrr, ».rUL-VK»-H«»dm^. kr», - - »r.LkIvrl «. N.-»ü»«d«a: Zta4. Lko««/ kart» - I>»a6«a - L»rUa - : Daud« <e 60 / L«rUa: Znvakckentiank, Ir«m«a: L Le^/ott«,' vr««I»o: Z, §ta-Ae«'« L^rra- SürUt», Z-üü«»'', Z^ac-l/o/Fer »«aa»««rr 6. i8«ü«i«r,' L»U« ». I.: Z. Laret 60. Uer»u»»»d«rr lvoist. k!rp«<jltioll äs» l>rs,äv«r Zounuü», vr«»ä«o, ^Mivzvrstr»»»« Iso >0. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Kanzleisecretär Illgen bei der Amt-Haupt- Mannschaft zu Annaberg den Titel „Kanzleirath" zu verleihen. Verordnung, die Ernennung der Wahlcommissare zu den be vorstehenden Reichstagswahlen betreffend. Aus Anlaß der durch Kaiserliche Verordnung vom l4. laufenden Monats aus den 21. Februar diese» IahreS festgesetzten Wahlen zum Reichstage hat da- Ministerium des Innern für die Wahlkreise de» Lande» die nachstehend unter A namhaft gemachten Wahl commissare ernannt. Indem dies unter Bezugnahme auf die Verordnung de- Ministeriums des Innern vom 15. laufenden Monats hierdurch zur Nachachtung bekannt gemacht wird, ist zugleich darauf aufmerksam zu machen, daß die Wahlkreise für die bevorstehenden Wahlen ganz in derselben Zusammensetzung wie früher, und namentlich wie bei den Wahlen im Jahre 1884 verbleiben. Im Uebrigen ist bezüglich der bevorstehenden Wahlen der vorgedachten Ministerialverordnung, sowie den Vor schriften des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 (Bunde»- gesetz-Blatt Seite 145 fg.) und des Wahlreglements vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetz-Blatt Seite 275 fg.) nachzugehen. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 29. Januar 1887. Ministerium des Innern v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. D Zu Commissaren für die Wahlen zum Deutschen Reichstage sind ernannt worden: für den 1. Wahlkreis: der Amtshauptmann von Schlieben zu Zittau, für den 2. Wahlkreis: der AmtShauptmann Ge heime RegierungSrath vonThielau zu AbiA für den 3. Wahlkreis: der AmtShauptmann vr. von Boxberg zu Bautzen, für den 4. Wahlkreis: der AmtShauptmann von Metzsch zu Dresden-Neustadt, für den .5. Wahlkreis: der Stadtrath Grabowsky zu Dresden, für den 6. Wahlkreis: der Amt-Hauptmann l)r. Schmidt zu Dresden-Altstadt, für den 7. Wahlkreis: der Amtshauptmann von Kirchbach zu Meißen, für den 8. Wahlkreis: der AmtShauptmann Le Maistre zu Pirna, für den 9 Wahlkreis: der AmtShauptmann Ur. Fischer zu Freiberg, für den lO. Wahlkreis: der AmtShauptmann Witt genstein zu Döbeln, für den 11. Wahlkreis: der Amtshauptmann vr. Schnorr von Carolsfeld zu Grimma, für den 12. Wahlbezirk. der Stadtrath Heßler zu Leipzig, für den 13. Wahlkreis: der AmtShauptmann Ge heime RegierungSrath l)r. Platzmann zu Leipzig, für den 14. Wahlkreis: der AmtShauptmann Lr. Forker-Schubauer zu Borna, für den 15. Wahlkreis: der AmtShauptmann Ge heime RegierungSrath Schwedler zu Lhemnitz, für den 16. Wahlkreis: der Bürgermeister Stadler zu Chemnitz, für den 17. Wahlkreis: der AmtShauptmann vr. Wäntig zu Glauchau, für den l8. Wahlkreis: der AmtShauptmann von Bose zu Zwickau, für den 19. Wahlkreis: der AmtShauptmann Frei herr von Wirsing zu Schwarzenberg. für den 20. Wahlkreis: der Amt-Hauptmann Starke zu Marienberg, für den 21. Wahlkreis: der AmtShauptmann l)r. von Mayer zu Annaberg, für den 22. Wahlkreis: der AmtShauptmann von Polenz zu Auerbach, für den 23. Wahlkreis: Der AmtShauptmann Frei herr von Welck zu Plauen. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische WachricHLen. Metz, 3. Februar. (W. T. B.) Der Mit, redakteur deS „Moniteur de la Moselle", Beffard, erhielt gestern einen Ausweisungsbefehl und ver ließ heute Metz. Metz, 4. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Wahlaufruf für Antoine wurde polizeilich beschlagnahmt. Die Redaktion und Buchdruckerei deS „Moniteur moselle" wurden geschloffen. Rom, 3. Februar. (W.T.B.) In der letzten Nacht wurd«n in Aquila drei Erdstöße, wovon zwei mit stark wellenförmiger Bewegung, verspürt. Rom, 3. Februar, abends. (W. T. B.) I» der Deputiertenkammer fand die Beratung deS geforderten außerordentlichen Kredits von S Mil lionen statt. Sämtliche Minister mit Ausnahme deS HandelSministerS, Grimaldi, wohnten der Be ratung bei; der Zuhörrrraum ist überfüllt, die Eingänge zum Kammergebäude, vor welchem sich eine große Menschenmenge angesammelt hat, wer den durch ein Militärspalier freigehaltev. Zu nächst nimmt der Deputierte Musst (radikal) daS Wort. Derselbe spricht sich für die Bewilligung deS Kredits, aber gegen daS Verhalten der Regie rung auS. Nach längerer Debatte wird schließlich derlAntrag der Deputierten Spavanta und Ru- dim auf Schluß der Debatte angenommen. Hie rauf folgte die Begründung der sehr zahlreichen rageSordnungSavträge, welch» eingrbracht worbe« find. Lom sozialistischen Deputierten Eosta ist die Räumung von Maffauah beantragt. Die Mi nister und der Berichterstatter CriSpi werden morgen daS Wort ergreifen. DaS Kammergebäude ist, obschon keinerlei Unordnung vorkam, militärisch bewacht. — Nach der Sitzung der Kammer fand vor dem ParlamentSgebäude eine erneute Kund- grbung statt. ES wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen und die Menge zerstreut, worauf der Militärkordon um daS Kammergebäude auf gehoben wurde. DreSdeu, 4. Februar. Zur Lage in Großbritannien. Das Königreich Großbritannien, dessen Parlament am 27. Januar wieder zusammentrat, kämpst noch fortdauernd mit den unfertigen Zuständen, welche seit dem Ende Dezember erfolgten Rücktritt von Sir Ran dolph Churchill aus dem Kabinett die dortige Lage kennzeichnen. Es läßt sich noch nichts bestimmen über die künftige britische auswärtige Politik, noch weniger eröffnet sich eine Aussicht über die Lösung der durch die verhängnisvolle Gladstonesche Reform- bill brennender gewordenen irischen Angelegenheiten. Die meisten Schwierigkeiten, welchen der Marquis v. Salisbury heute begegnet, auch diejenigen der aus wärtigen Politik, sind auf Gladstone und seine halben Maßregeln zurückzuführen. Gladstone hat den Sudan preiSgegeben und vorwurfsvoll erhebt sich gegen ihn in Churtum der Schatten Gordon»; er hat in Ägyp ten eine Politik befolgt, welche nur dazu dienen konnte, Frankreich mißtrauisch zu machen und zu erbittern. Endlich hat er in Afghanistan ein Abkommen ge schlossen, durch welches, seitdem die Russen sich in Merw festsetzten, bekundet wird, daß dem großen Reich de- Ostens den Weg nach Indien geöffnet sei. Die vom britischen Standpunkte aus schon zum Übermaß besprochene bulgarische Angelegenheit übergehen wir. So sehen wir den Marquis v. Salisbury einen der für die auswärtige Politik befähigsten Staats männer heute inmitten von Schwierigkeiten. Die miß liche Lage des Marquis wird noch vermehrt durch die Haltung des Parlaments. Vor dreihundert Jahren sprach William Cecil, später Baron Burleigh: „Eng land wird niemals fallen, e» sei denn durch sein Par lament." Nun, dieses Großbritannien ist durch sein Parlament gefallen. Der Einfluß des JnselreichS auf die auswärtigen Angelegenheiten mindert sich von Jahr zu Jahr, weil, sobald Marquis Salisbury sich zu einer kräftigen That entschließen will, sofort einer seiner Kollegen im Parlamente die Parteiinteressen zu benutzen versteht, um eine starke Macht gegen ihn in B-wegung zu setzen. In Großbritannien zeigt es sich, tÄe unfähig Parlamente zur Leitung der auswärtigen Politik sind. Die politische Geschichte des Landes bestätigt, wie sehr unser Reichskanzler Fürst Bismarck Recht hat, wenn er den Grundsatz befolgt: „In die auswärtige Politik lasse ich mir nichts hereinreden, dafür bin ich nur Sr. Majestät dem Kaiser verant wortlich." Eine der augenfälligsten Beweise für die Kläglich keit des britischen Parlamentarismus bietet der Rück tritt de- Schatzsekretärs Sir Randolph Churchill; ein Vorgang, über welchen jetzt völlige Klarheit herrscht. Unmittelbar nach Churchills Rücktritt wollte man von London aus ableugnen, daß die Ursache in Meinungs verschiedenheiten über die auswärtige Politik gelegen habe. Wir wissen nicht, wem mit diesen Ableugnungen zu dienen versucht wurde. Unsererseits haben wir den selben keinen Augenblick Glauben beigemessen Der Kern der Meinungsverschiedenheit, welchen Sir Chur chill nunmehr selbst enthüllt und sogar aktenmähig be legt hat, indem er die mit dem Premierminister über Re Einreichung seiner Entlassung gewechselten Briefe vorlas, betrifft die Frage, ob England seine Streit kräfte in den Stand setzen soll, um bei dem AuSbruch eine- europäischen Kampfes, wenn nicht sofort sich in den Streit zu mischen, doch auf alle Fälle nicht wehr los zu sein. DaS Torykabinett verlangt zu diesem Zweck eine Erhöhung deS Heer- und Marinebudgets, eine Befestigung der Kohlenstationen gegen beliebige Wegnahme, der Kriegs- und Handelshäfen u. s. w. Der Schatzkanzler des Kabinetts dagegen hielt an der Zeit, auf Ersparungen in der Heer- und Marinever waltung zu dringen. Er mochte Recht haben, eine Abstellung alt eingerissener Mißbräuche gerade im Augenblick erhöhter Rüstungen zu verlangen, wenn er nämlich in sich die organisatorische Kraft spürte, um zugleich die Wirksamkeit des kriege rischen Apparates zu erhöhen und die relativen Kosten desselben zu vermindern, daS heißt also, die Leistungen in größerem Maße zu steigern al- die Kosten, durch Beseitigung überflüssigen Aufwandes an der oder jener Stelle. Allein da- war eS nicht, was Lord Randolph wollte. Er wollte vielmehr das Um- aekehrte; nämlich die Leistung des Apparates herab setzen und noch mehr Ausgaben ersparen, al- diese Herabsetzung unmittelbar herbeiführen muß. Ein solche» Vorgehen empfahl der Sir mit dem alten Re zept, daß England den europäischen Händeln überall fern zu bleiben habe und diese» erwünschte Ziel durch eine weise Politik zu erreichen suchen müsse und durch eine solche auch erreichen könne. Mit Recht ist in der „Kölnischen Zeitung" be merkt worden, daß Lord Randolph mtt dieser Er klärung Gladstonianer geworden. Eben so richtig fragt die „Nationalzeitung", wie der heutige Sir Ran dolph zu vereinigen sei mit jenem, welcher unter Glad stones Regiment die Schwäche desselben gegen Ruß« land oft bitter tadelte und sich nicht scheute, den Zaren persönlich anzugreifen. Auch in der Erklärung dieser auffallenden Wandlung müssen wir der „National zeitung" beistimmen. Nur keine Ausgaben, nur keine Steuern, ist seit der Einführung de- HauShaltstimm- rechtS die Losung der Wählermassen, und auf diese Massen hat Sir Randolph e- abgesehen. „Damit wissen wir nun genau", schreibt die „Post", „was an ihm ist. Der jugendliche, viel versprechende Staats mann enthüllt sich als Demagoge, dessen Ungeduld nach einer Führerrolle zu den leichtesten und be quemsten, aber auch zu den verderblichsten Mit teln greift. Dieser Ausgang einer Persönlichkeit, an dre eine Zeit lang bedeutende Erwartungen geknüpft wurden, hätte an sich nicht viel zu bedeuten. T>as heutige Großbritannien besitzt aber in dem Mar quis v. Salisbury den einzigen bedeutenden Staats mann, der ein deutliches Verständnis der Lage deS Reiches und den Mut zu besitzen scheint, ihr in daS Auge zu sehen. Man muß fragen, ob diesem Staats mann gelingen wird, den gewaltigen Schwierigkeiten der inneren und äußeren Entwickelung zugleich zu be gegnen, gestützt fast nur auf die Kräfte, in welchen die Traditionen deS alten Torysmus lebendig sind, ohne Fühlung mit den Strömungen der breiten Massen des Mittelstandes, der Arbeiter und der kleinen Leute. Wo soll in diesen Massen das Verständnis Herkommen für eine so komplizierte Lage, wie die des englischen Reiches geworden ist durch den Lauf einer nach innen wie nacy außen gleich eigenartigen Geschichte? Wie sollen diese Massen begreifen, daß die einzige Gunst der Umstände, durch welche England groß und reich geworden ist, durch eine natürliche, aber eben nicht leicht zu übersehende Entwickelung die Bewahrung von Größe und Reichtum jetzt zu einer der schwersten und verwickeltsten Ausgaben macht? Diese Lage der Dinge würde erfordern, daß zu einem klar fetzenden, die Dinge groß anfallenden Minister des Auswärtigen sich Kol legen gesellten, welche durch eine glückliche Hand für die inneren Fragen den Nationalgeist zusammenzuhal ten, zu Opfern für die Größe des Vaterlandes geneigt und straff zu machen verständen. Solche Kollegen scheint es nicht zu geben, und der einzige, auf den man die entsprechende Hoffnung setzte, hat eben das Teil ergriffen, sich den Massen zu unterwerfen, anstatt die Massen sich zu unterwerfen." „Dies ist für Großbritannien ein schweres Symptom. DaS Rezept der Enthaltung von allen auswärtigen Händeln wird vielleicht bald da» Kabinett Salisbury zum Rücktritt nötigen und dann unter einem Kabinett Gladstone oder vielleicht Churchill zur ungehemmten Anwendung kommen. Dann wird Großbritannien den Streitigkeiten, welche um die Balkanhalbinsel, um Kleinasien ausbrechen können, behaglich zuschauen Welchen Ausgang aber diese Streitigkeiten, sei e» durch friedliche, sei es durch kriegerische Mittel, nehmen mögen, keiner der streitenden Teile wird sich Sorge um Großbritanniens asiatischen Machtkreis machen, ausgenommen den Teil, welcher sich desselben zu be mächtigen wünscht. „Indien darf nur am Indus ver- teidigt werden", ist ein Axiom, da- längst in Groß britannien seine Verfechter hat. Dieses Axiom muß infolge der Enthaltung von den europäischen Händeln zur Geltung kommen. Naturgemäß wird Europa eines Tages ein neugieriger, aber unteilnehmender Zuschauer an dem Kampfe um Indien sein." Feuilleton. K. Hostheater. — Neustadt. — Mittwoch, den 2. Februar. „Otto v. Wittelsbach", Trauerspiel in b Akten von F. M. Babo. Für die Bühne be arbeitet von W. Buchholz. In dieser ersten Wiederholung wurde das vor stehende Stück in engeren Räumen dargestellt, die je doch gerade bei einem an fesselndem Dialog nicht reichem Drama das Wort dankenswert zusammenhalten und sparsamer mit dessen Wirkung umgehen. Das kommt im vorliegenden Falle dem Gespräche zwischen Herzog Ludwig und seiner Gattin Ludmilla zu gute, die viermal von Frl. Ulrich ehr fein gegeben wurde; ebenso den Plaudereien zwi chen den Kaisertöchtern Beatrix und Kunigunde. Die letztere spielte Frl. Flössel mit anmutiger Gefälligkeit und Frl. Heber lein hatte sich in der Rolle der Beatrix gesteigert. Die engeren Räume de- Neustädter Hause- er legen aber auch allen Schauspielern eine Mäßigung und Anpassung des StimmgebraucheS aus. Die Lei denschaftlichkeit vieler Szenen führt in diesem Stücke den Darsteller leicht inS Ungemessene. E« wurde schon bei der ersten Aufführung die rüstige Arbeitskraft de- Hrn. v. d. Osten und dessen begeisterte Hingabe an die Titelrolle hervorgehoben. Die Ausarbeitung dieser Leistung hatte sich noch ver vollkommnet und förderte durch Ottos Heißblütigkeit da» Verständnis de» Konflikte», der zwischen ihm und dem Kaiser entstehen und irgendwie zu gewaltthätigem Au»gang führen muß E» feien unter den Darstel lungen noch di« de» Konrad v. Aicha und de« Grafen Kallheim von Hrn. Kramer und Jass 6 hervorge hoben. O. B. Heilyliche Liebe. Eine ««schichte au» Seu bayerischen Bergen von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) „Was geh'n mich Deine Liebschaften an," unter brach ihn barsch der Jäger. „Mach', daß Du weiter kommst — ich will mit Dir nix zu schaffen haben I" „Oho!" ries Jäckel, dem diese verächtliche Antwort da» Blut sieden machte, „Du sollst mich net so g'schwind fortjagen, wie einen Hund, da» merk Diri Meinst, ich wüßt' net, elender Kerl, wie Du mich verklampe.lt hast bei der Burgerl; und so wahr ich dasteh', da» sollst Du mir jetzt büßen I Die Bürgel hat mir Alles g'sagt, wa» Du ihr über mich vorge logen hast, und Dein Hinausleugnen nutzt Dich jetzt nix mehr! Du hast wohl gemeint, wenn Du mich erst recht aufgeschwärzt hast bei dem Madel, nachher hast Du leichteres Spiel und bist der Hahn im Koro. Sollst Dich aber ein bissel verrechnet hab'n, bei derer G'schicht'!" „Larifari," xief der Jäger, „Du hast einen Rausch, sonst könnt'st net so dumm daherred'nl Geh' auS dem Weg, sag' ich, gutwillig — oder Du sollst » zu be- reu'n hab'»!" Und er zog den Hahn de» Stutzen» knackend empor. „Mach' nur Du Reu' und Leid und nimm das", brüllte Jäckel, der seiner mühsam unterdrückten Wut jetzt vollkommen freien Lauf ließ, und führte mit dem blitzschnell erhobenen Bergstock einen Hieb nach dem Jäger. Der Schlag wäre diesem ikdenfall» auch schlimm bekommen, wenn er nicht im selben Momente, um ihn zu parieren, den Stutzen emporgehobrn hätte. Der Stock traf niederfausend da» Gewehr, dasselbe entlud sich — und Jäckel stürzte mit einem lauten Aufschrei, wie vom Blitze getroffen zu Boden. Der Jäger ließ langsam und wie versteinert das Gewehr zu Boden sinken. Jäckel aber lag schwer ver wundet, bewußtlos auf dem Boden und von der Stirn rann ihm das Blut über die Schläfe und färbte den Grasboden rot. Jesus Maria," rief der Jäger mit bleichen Lippen, während er sich schau dernd zu ihm niederbeugte, „ich glaub', ich hab' ihn erschossen! Aber so wahr unser Herrgott im Himmel i», da» hab' ich net wollen; er i» selber schuld, daß e» so gekommen iS!" Er blieb noch einige Augen blicke nachsinnend neben dem Unglücklichen stehen, dann warf er rasch den Stutzen über die Schulter und sprang, sich scheu umsrhend, rasch auf dem Sträßchen fort und verschwand bald hinter den zackigen Felsen. Einige Augenblicke war e» still ring» umher, dann aber wurden in der Ferne weibliche Stimmen laut, die sich allmählig dem Orte näherten, wo der Un glückliche in feinem Blute lag. Auf der Höhe de» Berge» erschienen jetzt drei Personen, zwei Weiber und ein Knabe, die sich laut und lebhaft mit einander unterhielten. Nach wenigen Minuten erreichten sie den Platz, wo der regungslose Körper lag, und die Blicke der drei Personen fielen fast gleichzeitig auf ihn. „Heiliger Gott, wer liegt denn da?" rief die alte Zenzl, die bei diesem Anblick erschreckt zurückfuhr. Im nächsten Augenblicke aber erkannte sie die Züge des Dahingestreckten und schrie: „Jesu» Maria, der Jäckel iS'S und voller Blut! La» muß denn da um Gotte»will'n nur g rab' passiert sein!" Bürgel war anfangs leichenblaß und an allen Gliedern zitternd dagestanden, dann aber stieß sie einen lauten Schrei aus und eilte auf den Verunglückten zu. Sw kniete neben ihm nieder und suchte mit ihrem Tuche daS Blut zu stillen, welches noch immer au» der Stirnwunde rann. „Noch lebt er", rief sie mit zitternder Stimme, während sie ihre Hand auf da» Herz des Burschen legte, um die schwachen Schläge desselben zu fühlen, „noch lebt er, noch kann ihm vielleicht geholfen werden! G'schwind, Girgl, lauf' nach Neuhaus zurück und hol' Leut' und einen Dok tor! Sie sollen eine Tragbahr' mitnehmen, damit sie ihn fortschaffen können — und Verbandzeug — lauf', Bub', was Du laufen kannst, so lang's noch Zeit iS!" Wie ein Pfeil schoß der Bube davon und rannte den Berg hinunter. Die Alte aber sagte, sich hastig emporrichtend: „Und ich laus' g'schwind hinüber in die Hütt'n und hol das Enzianflaschl und ein Krügl voll Wasser. 'S is doch ein bifsl eine Hilf, bis die Mannerleut' mit der Tragbahr' von NeuyauS herauskommen.- Und ohne eine Antwort abzuwarten, humpelte sie so rasch auf dem Sträßchen gegen die Spitzingalm zu, al» e» ihre alten Beine erlaubten. Bürgel aber nahm den Kopf des Verwundeten auf ihren Schoß und verband ihn einstweilen mit ihren Tüchern, so gut e» eben gehen wollte, Stirn und Schläfe. Dann blickte sie mit überströmenden Augen bald auf den Unglücklichen, bald gen Himmel, und während sie inbrünstig die Hände faltete, schluchzte sie mit thränenerstickter Stimme: ,Hilf ihm — hilf ihm, heilige Mutter Gotte» von Birkenstem!" Nur net sterben laß' ihn Du gütiger, barmherziger Gott!"
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