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Dresdner Journal : 22.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-22
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1887
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»4 M., ! inlän» »7 M., rus. fremder ild. — >, do. >—17V; Futter- Hafer, er — Mai- Sv M., ameri- 00 Ko. terware M i Wicken hweizen russisch netto Winter- ; Lein- rso M. t Saß, - M.; lange Mal, 2b M. rack rot «S, 8V, jenmehl ^l. der >0 M., uelmehl )v M., ,üv M.: ie Sack > 22.V0 w M.; Futter- vv Ko. rv M-; ,r. Ivo re Wetter: (Pro. »—17» Mai. 168,7b loco M. G., ai-Juli Spiri- »8,SV Juli. rl-Mai or. G., M. G. n-Juni retter. M.: Faß k' k« nd- » »Nß Ichk °ia- ahr t«. in »on Hk- i r lm »n- r— »si« ul. L I«. «X p. - t» ^§17 Sonnabend, den 22. Januar, abends. 1887. v«»ur»pr«t»t S» >»»»«» <oat»«^«u Letod«: /LUrliod: .... 18 Uarlc ^^aUrUeU: L dlar^ b0 kt Liuuolu« Nummern: 10 kt -a»i,r^»ad6«« ckoutecdev keicd«, tritt kost- uvä 8t«mp»I»u»oll»b luoru. -L^Nualxunit»xe>dNLr»ll« k'Lr Naum einer »««paltenen 2oi1» kleiner SoUritt 20 kk. Unter „Lin^seunckt" äi« 2eUs b0 kk. Lei 1'udoUen- a. 2iN«rne»t» «ntaxr. Aotieltt»^. Lruedelne» » H^lioN mit ^uannUmo ckor 8onn- nnä keierta^e »doncka. DresdnerAlMMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Mtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. ^vondme »VN 4nd8ncklxnnx«u an, re tri»» Lelprt»: n Lrancketetter, (^ommiieioutr cko» Dreeckoer Journal»; Kamdur^ Lerll» Vie» - L—r «r»^»a-Kr»Lk1vr« ». N : //aa^enete,« et ^09/er, 8,rUn-Vt«a-L»mdarF- ?r»U-l,»l?»tss-rr»»ktar1 a. H. NtaeNen: Kuck. Kto««,' Sarti Looton - L«rUa - Sranktarr » » - »tutt^art: Daub« ck (.0 LerUo: /nrat»«ie-><ia»a:, Irewea: L Lc^ott«, Lr„>»n: I, StanAen'e /Lm»7 Ladatt), SvrUt»! t/. Statter'» ^ac/>/o/Arr, S»»»«e»r; <7. §o^»i«t«r,' RaUe ». ».! /. L«rct ct 60. Ner»n»xederi Nvnial. L»Petition 6s» s>re,äo«r Journal», l>r«»6oo, 2rrin8«r»tru»»« Xo S0. /ciiillclo» Wortschwalls zu schaukeln und darüber die eigentliche wenig mildert. rminiuS gegeben und Gutes aus seiner Rolle machen können, wenn er das Wesen seines überaus pathologischen Kaiser- ein (Cäsonia) allerlieb' solche Erscheinungen, die auch dem Auge etwas bieten sollen. Hr. Walter hat schon früher den FlaviuS Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den Major z. D. und Klostervoigt des Klosters Marienstern Georg von Posern zum Kammerherrn Allergnädigst zu er nennen geruht. Se. Majestät der König haben dem pensionierten Bahnwärter Friedrich Traugott Boden in Deuben das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu ver leihen geruht. aeholfengwerden kann. Aber jene Eigenschaften des Stückes üben doch einen sehr degenerierenden Einfluß auf die Darstellungskunst überhaupt und auf die Dar. steller im besondern auS: Die deklamatorische Leerheit teilt sich mit und da der psychologische Kern ein sehr geringer, ungesunder ist, hat der Schauspieler wenig, woran er sich halten und in seiner Leistung klar und Dresden, 22. Januar. Die feindlichen Parteien. Noch immer steht die öffentliche Meinung höchst peinlich unter dem Eindruck der Ablehnung der Mili- türvorlage. Die Ursachen des Widerstands gegen das wichtigste Erfordernis der nationalen Verteidigung er« klären sich aus den Bedürfnissen der Parteien. Un einig in allen übrigen politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Fragen, sagt die „Post", war sogar die Bereinigung in der Opposition gegen die Militär vorlage für die hier in Betracht kommenden Parteien eine erzwungene. Die Sozialdemokraten, welche auf den Trümmern der heutigen Gesellschaftsordnung ihren Zukunftsstaat errichten wollen, sehen in der Armee die Schutzwehr der Festung, deren Mauern sie brechen wollen, erkennen im Heere die zu allererst zu beseitigende Wacht für das durch Ansammlung von „EntbehrungS- lohn" zusammengebrachte Eigentum. In ihrem auf dem Prinzip völliger Gleichheit beruhenden Mensch heitsprogramm, das auch die Ausgleichung des Kon kurrenzdranges der Völker voraussctzt, hat die militä rische Bewaffnung, die „Kanonenkultur" ebensowenig einen Raum, wie die staatliche Pflege und Förderung der Religion, zumal sie in der Kirche ebenfalls ein Hindernis für die endliche Zerstörung der Grundlagen der heutigen „verrotteten Gesellschaft" erblicken. Anders die Ultramontanen, die als katho lische Christen in der Lehre der Sozialdemokratie schon nach der Encyklika: Huoä ^postolioi muneris vom 28 Dezember 1878 eine totbringende Seuche (letbikeram pestew) zu sehen haben; die Ultramon tanen, welche,-wie Hr. Ur. Windthorst zuweilen zu nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Madrid, 21. Januar. (W T. B.) Nach Meldungen von Sulu sollen dortige Eingeborene eine deutsche Faktorei angegriffen haben, aber zu rückgeschlagen worden sein. Hierbei sollen auf deutscher Seite 3 Personen getödtet und 2 ver wundet worden sein. Der Gouverneur der Philip pinen hat der Garnison von Sulu Verstärkungen gesandt. London, 22. Januar. (Tel. d. DreSdn Journ.) Die „Mornina Post" meint, daß Frankreich, wenn eS wirklich friedliche Abfichten habe, wie seine Leiter in der Presse vorgeben, Europa leicht einen unverkennbaren Beweis hierfür geben könne. Friedliche Erklärungen allein hätten keinen prak tischen Nutzen, wenn große Opfer gebracht würden, um ganze Armeekorps M Versuchszwecken zu mo bilisieren, wenn jedes Arsenal, jede Fabrik Tag und Nacht Repetiergewchre verfertige, wenn höl- lerne Baracken an der deutschen Grenze gebaut, Festungen mit Erplosivgranaten versehen mürben. Falls Frankreich aufrichtig den Frieden wünsche, sei eS die erste Pflicht seiner Regierung, diese Kriegsvorbereltungen hinauszuschieben, welche not wendig den Argwohn und daS Mißtrauen jeder europäischen Regierung erwecken müßten. teien fest entgegenzutreten. Nur in diesem Zeichen können und werden die wahren Vertreter des unab hängigen Bürgertums siegen I In der Thai, eS muß noch viel geschehen, um den einst 1870 und in den folgenden Jahren mächtig entflammten deutschen Nationalgeist wieder anzufachen, wenn nicht daS Werk, daS damals aufgebaut wurde, wieder in seinen Grundfesten erschüttert werden soll. WaS heute wieder demütigend für uns zum Vorschein kommt, ist nicht der Opfermut des deutschen Volkes, sondern die Kleinlichkeit und Krähwinkelei, welche zum Vorteil des Auslandes so lange bei uns herr schend war. Latzesgeschichte. * Berlin, 21. Januar. Der „Reichs- und Staatsanz." bringt folgende Mitteilung: Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, haben Se. Majestät derKaiser und König Allergnädigst geruht, gestern nachmittag die Abordnung des Herren hauses zu empfangen, welche mit der Überreichung der von diesem beschlossenen Adresse beauftragt war. Nachdem die Adresse durch den Präsidenten des Herren hauses, Herzog v. Ratibor, verlesen worden war, sprachen Se. Majestät etwa Folgendes: Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die Kundgebung, die Sie Mir im Namen des Herrenhauses durch dir eben ver lesene Adresse haben aussprechen wollen. Sie hat Mich nicht überrascht, da Mir die Befühle der Treue und des PatriotiS mus des Herrenhauses bekannt sind Ich hatte geglaubt, nachdem dem Reichstage eine so de taillierte Darlegung des Bedürfnisses gemacht worden war, wie sie sonst nicht üblich ist, zu der Ich Mich aber unter den Um ständen bewogen fühlte, auf die Annahme seiten des Reichstages rechnen zu köunen. ES ist aber dann ein Ereignis eingetreten, welches Mich nötigte, Meine Stellung öffentlich und rasch kund zu thun. Hoffen wir, daß eS bester wird. Ich danke Ihnen aus Grund der Seele, und Ihr Schritt hat Meinem Herzen «ohlgethan Jede Kundgebung aus der Monarchie, auch aus ganz Deutschland zeigt Mir, wie Recht Ich hatte und daß eS große und tüchtige Teile des Landes giebt in denen man die Notwendigkeit der Maßregel vollkommen an erkennt. DaS Herrenhaus hat Mir in schweren Zeiten so viel Be weise seiner hingebenden Treue gegeben, daß Ich auch jetzt nicht an ihm gezweifelt habe. Ich kann wohl sagen, daß Mich die erlebten Ereignisse tief geschmerzt haben. WießerholenTie dies überall. Ich bin tief betrübt, Sie aber haben Balsam in Mein Herz gegossen. DaS Baterland wird nicht in Gefahr sein, so lange die Armee in dem Geiste sich erhält, von dem sie in den letzten Kriegen so große Beweist der Treue und Aufopferung gegeben hat. Die neuen Maßregeln, durch welche die Armee gekräftigt wird, werden dazu dienen, jede Kriegsgefahr zu mindern. Also nochmals Meinen tiefgefühlten Dank für den Schritt, durch den Sie Meinem Herzen so wohl gethan haben, und Ich bitte, daß Sie dies dem Herrenhause aussprechen. Die Frau Prinzessin Friedrich Karl ist gestern abends aus Dessau nach Berlin zurückgekehrt. — Prinz Heinrich empfing gestern im kronprinzlichen PalaiS den japanischen Prinzen Komatsu NoMya. Der Bundesrat hielt am 20. d. Mts. unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staatssekretärs des In nern v. Boetticher, eine Gesamtsitzung ab. In der selben wurde dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß- Lothringen über die Rechtsverhältnisse der Beamten und Lehrer, sowie dem Gesetzentwurf über die Fest stellung des Landeshaushaltsetats von Elsaß-Loth ringen für 1887/88 die Zustimmung erteilt und be schlossen, bezüglich der Rechnung der Kasse der preu ßischen Oberrechnungskammer für das Etatsjahr 1884/85, soweit sie den Rechnungshof des Deutschen Reichs betrifft, die Entlastung zu erteilen. Der Ent- freulich. Das gilt auch für die Herren Jaffe und Kramer im Merowig und Glabrio. Übrigens haben es in diesem Stück die Schau spieler von heute mit einem doppelt schwierigen Stoff zu thun. In diesem Halmschen Drama, das seiner Zeit so viel von sich reoen machte, wohnt ein Grad von Phrasenhaftigkeit, von Tirade, Tendcnzrede und Hohlheit der Personenzeichnung, der schon vor dreißig Jahren die gesunderen Geister ir. Entrüstung versetzte, jetzt aber geradezu verblüfft. Diese Eigenschaften hin dern allerdings nicht, daß die dekorative Scheinpracht der Sprache, die allgemeine Spannung der Situation, der opernhafte Effekt immerhin zu einer theatralischen Wirkung kommen und sich für den größeren Zu- schauerkreis geltend machen, namentlich wenn wie bei an» mtt der Pracht der Ausstattung nach- Jn der Fremde. Novelle von H. Keller-Jordan. (Schluß.) Am andeni Morgen, nachdem Leontine lange mit Missis PeterS gesprochen, ging sie froheren Herzens an die Einrichtung der Schulräume, das Ordnen der Hefte und machte eifrig Stundenpläne, um mit dem ersten des nächsten Monats die Schule wieder zu er öffnen, die seit beinahe zwei Monaten geschlossen war. Missi- Peters ließ sie gewähren. Es war ja der erste Tag seit Onkel RosenS Tod, der sie wieder mutig genug fand, um Pläne zu schmieden für eine neue gedeihliche Zukunft. Sie war in ihrer Liebe und Aufmerksamkeit für die beiden fast rührend, und Missis PeterS, deren Anschauungen nicht so ideal waren, als die ihres Sohnes, seufzte doch in dem Ge danken auf, daß alles nun so ganz anders kommen sollte, als sie eS sich eine Zeitlang ausgemalt. Sie durfte es freilich nicht wagen, diese Gedanken ihrem Sohne gegenüber auszusprechen, der sic in seiner rühren den Selbstlosigkeit nicht einmal verstanden hätte. Leon- tinenS Leben sollte in Zukunft ein fortlaufendes Streben sein, John seine selbstlose Liebe zu vergelten, er sollte in ihrer sorgsamen Schwesterliebe nicht daran denken, daß eS einst eine Zeit gegeben, in der er sie mit anderen Hoffnungen umfaßt gehalten. Und doch war, als e» abend wurde und sie ihre in krankhafter Hast ausgeführten Anordnungen beendet hatte, eine Unruhe über sie gekommen, die sie nicht beherrschen konnte. Zum erstenmal betrat sie wieder allein da» alte, sonst so trauliche Wohnzimmer, in welches man damals die Leiche Onkel RosenS gebettet und welches sie seitdem wurf eines Gesetzes für Elsaß - Lothringen, betreffend das Gnadenquartal, und der Antrag Badens, betreffend die Änderung der Statuten der badischen Bank, wur den den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Seiten des Ausschusses für Rechnungswesen wurde über die Denkschrift wegen Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesetze und den zu derselben gefaßten Beschluß des Reichstages Bericht erstattet. Das Abgeordnetenhaus erledigte in seiner heu tigen Sitzung die erste Lesung des Etats. Während Finanzminister vr. v. Scholz ausführt, daß der gegenwärtige Etat in Rücksicht auf die finanzielle Lage in den letzten Jahren keineswegs zu weitergehenden Besorgnissen Ver anlassung gebe, und bezüglich der wünschenswerten Finanzrefor men erklärt, daß diese wie alle übrigen Sorgen vollständig vor derjenigen zurücktrcten müßten, das ablehnende Votum des Reichs tages in Sachen der Militärvorlage so bald als möglich aus der Welt zu schaffen (lebhafte Zustimmung rechts), kennzeichnet auch Abg. Frhr. v. Minnigerode (deutschlons.) die fortgesetzt ver neinende Haltung der Opposition; derselbe betont sodann den steigenden Notstand der Landwirtschaft, welcher einer beschleu nigten Abhilfe bedürfe, und erklärt unter der lebhaften Zustim mung der rechten Seite des Haufes, daß vor allen Dingen die Armee nicht zum Schaukelpferde machtlüsterner Parteibestrebungen werden dürfe. Das Ergebnis der Verhandlungen war die Über weisung der wichtigeren Spezialetats an die Budget kommission. Die nächste Sitzung zur Beratung klei nerer Vorlagen findet Sonnabend 12 Uhr statt. DaS Domkapitel von Breslau hat gestern fol gende Kandidaten für die Fürstbischofswahl auf gestellt. Ehrendomherr Bannerth in Tost, Parteistellung unbekannt; Weihbischof Gleich, Intransigent; Bischof Haffner in Mainz; Ehrendomherr Groß, Dechant von Glatz; Hoffmann in Neurode, versöhnlich; Dompropst Kaiser in Breslau, versöhnlich; Bischof Kopp in Fulda; Pfarrer Nerlich in Deutfchpielar, Pfarrer Nippet in Neustadt, beide unbekannter Partei; Erzabt Wolter in Seckau Die Liste ist sofort dem Kultusminister übersandt worden. Der neue Bischof von Kulm, Or. Leo Redner, hat anläßlich seiner Inthronisation einen Hirtenbrief an seine Diözesanen erlassen-, welcher sich über das Verhalten katholischer Unterthanen zur Staatsgewalt folgendermaßen ausspricht: „Bei treuer Hingabe an die Autorität der Kirche findet Ihr einen sichern Halt in den vielgestaltigen Prüfungen deS Lebens, einen sichern Pfad nach dem letzten Ziele des Lebens. Und diese Hingabe wird Euch auch eine sichere Richtschnur geben für Euer Verhalten als Mitglieder der staatlichen Gesellschaft. Denn durch die Unterweisung unter die kirchliche Autorität wird der Gehorsam gegen die staatliche Autorität nicht vermindert, sondern gefestigt. Ist es doch die Kirche, welche in Gemäßheit der Worte Christi: „Gebet Gott, was Gotter ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist", und der Worte des Apostels: „Jedermann unterwerfe sich der obrigkeitlichen Gewalt", die Treue zum Throne und den Gehorsam gegen die Autorität des StaateS als eine strenge Pflicht den gläubigen Katholiken in das Herz geschrieben hat. Und dieser Pflicht gegen den Staat als den von Gott selbst eingesetzten Träger der Ordnung und Schützer deS Recht- und der irdischen Wohlfahrt werdet Ihr — das hoffe ich von Euch und darum bitte ich Euch — als gläubige, treue Kinder der Kirche stet- eingedenk bleiben." Am 17. d. Mts. feierte der Zentrumsführer seinen 75. Geburtstag. Wie die „Berl. Pol. Nachr." hören, hatten sich mehrere Freunde des Ur. Windt Horst in Rom dafür verwendet, daß demselben zu seinem Fest tage der apostolische Segen erteilt würde. Se Heilig keit soll jedoch diese Zumutung rund abgewiesen haben. Für die Beurteilung des augenblicklichen Verhältnisses Or. Windthorsts zu Rom dürfte diese Thatsache nicht ohne Wert sein. Darmstadt, 21. Januar. Das nächste Ziel der Reise, welche Se. Hoheit Prinz Alexander v. Battenberg entweder gestern angetreten hat oder heute antritt, bildet eines der südlichen Länder Europas, wahrscheinlich Italien. Die Ausdehnung der Reise bis nach Ägypten steht noch nicht außer Zweifel. Dies hängt in erster Linie davon ab, ob Se. Hoheit das gewünschte strenge Jncognito zu wahren in der Lage sein wird. Die Meldungen von der Abreise des Prinzen nach Brüssel, seinem Aufenthalte in Meran u. s. w. A. Hosthcater. — Altstadt. — Am 21. Januar: „Der Fechter von Ravenna". Trauerspiel in 5 Akten von Friedrich Halm. (Neu einstudiert.) Im Jahre 1880 am 20. Juni erschien dieses Stück neu inszeniert und einstudiert wieder auf unserer Bühne und zwar bei Gelegenheit eines Gastspiels von Frl. Klara Ziegler. Es war vorher auf viele Jahre verschwunden gewesen, nachdem kurz nach seiner Ent stehung (1844) sein anfangs für so hell erklärter Stern auf den deutschen und bald darf auch auf den österreichischen Bühnen verblichen war. Noch heute sind die von dem Stücke hervor- aebrachten Eindrücke dieselben geblieben, wie vor fünf Jahren, ja sie haben sich vielleicht noch für den Dichter nachteilig zugespitzt. DaS Wiederzurückgreifen auf den „Fechter von Ravenna" wurde heut der Regie wohl harmlos nahe gerückt durch die vorhandenen Mittel zu einer glänzen den Inszenierung und wahrscheinlich auch durch das sehr erklärliche Verlangen einiger Darsteller nach den im Stück vorherrschenden Hauptrollen, die hier und da an bedeutende Schauspielernamen in'der Erinnerung fest geknüpft sind. Frl. Ulrich hat natürlich dasselbe Recht, gern einmal die ThuSnelda spielen zu wollen, wie Frl. Ziegler, denn sie hat dabei die gleichen künst lerischen Mittel einzusetzen und ihre Leistung war mir sogar insofern lieber, als sie die schon hochgeschraubte Haltung dieser Gestalt uns durch mehr Natürlichkeit, erklären liebt, die geborenen Verteidiger eben des Prin zips sind, dessen Beseitigung die Sozialdemokratie eben so naturgemäß auf ihre Fahne geschrieben hat, deS monarchischen Prinzips; die Ultramontanen, deren Führer bereits einen verhängnisvollen Eingriff in die legitimen Rechte der staatlichen Ordnung darin er blickte, daß Deutschland der bulgarischen Regierung von der Hinrichtung der Teilnehmer an dem bekannten revolutionären Putsch abriet. Ihnen gelten die Gegen sätze von Herrschaft und Unterordnung, von Arm und Reich, als vom Schöpfer vorgesehen, welche hienieden niemals eine Ausgleichung erfahren werden. Ferne liegt es ihnen, die Schwertgewalt des StaateS anzu fechten, allerdings unter der mehr oder weniger aus gesprochenen Voraussetzung, daß das geistliche Schwert dem weltlichen übergeordnet ist. Insofern stellt die Auffassung der Ultramontanen vom Staat einen direkten Gegensatz zu den Meinungen der Volkspartci dar, die den Gegensatz: Alles für, mit und durch daS Volk, zu einer möglichst wörtlichen und mechanischen Geltung bringen, an die Stelle der Monarchie die rote Republik setzen, das stehende Heer abschaffen und da für nur einer Art Bürgerwehr die Existenzberechtiaung zugestehen möchte. Es stellt für diese Partei eine Ver sündigung an ihrem Allerheiligsten dar, daß sie sich bereit finden ließ, überhaupt sür die Bewilligung der zu Gunsten der stehenden Armee erhobenen Forderun gen, sei es auch nur für ein Triennium, zu stimmen. Nur der ihr vorschwebende Zweck vermochte dies Mittel zu entschuldigen, der Zweck näm lich, die Monarchie in eine üble Lage zu bringen, gewissermaßen das konstitutionelle System gegen das monarchische auszuspielen und zu zeigen, daß das Nebeneinanderbestehen beider zu Wider sprüchen und Konflikten führen müsse. Welfen, Polen und Elsässer wurden selbstverständlich zu ihrer Asso ziation mit der Opposition in der Militärvorlage nur durch ihre Spekulation auf die Schwächung der Schutz- und Verteidigungskräfte Preußens und Deutschlands bestimmt. Und die — Deutsch-Freisinnigen? Ihnen hilft über den Gegensatz zu all diesen Elementen lediglich die leere Phrase hinweg; einer freiheitlichen Entwickelung gegenüber, welche von der Gewährung der sogenannten Grundrechte des Volkes ihren Aus gangspunkt nahm, einer Regierung gegenüber, welche, nachdem längst die Härten der politischen Ungleichheit beseitigt, an die Linderung der Schärfen der ökono mischen Ungleichheit geht und demgemäß den Schutz der wirtschaftlich Schwachen als ihre vornehmste Auf gabe betrachtet, verbleibt für die deutsch-freisinnige Partei lediglich die Rolle des Advokaten ohne Praxis, des Arztes ohne Kranke. Handelt eS sich für die Herren Eugen Richter, Rickert und Genossen nur darum, dem Volke vorzuspiegeln, daß seine Rechte gekränkt werden, ihm einzureden, daß seine Wohlfahrt bedroht ist. Diese krampfhafte Bemühung, ihre Existenz zu recht fertigen, hat, wie das Beispiel zeigt, die deutsch-frei- sinnige Partei, welche den Beruf des Eintretens für die Interessen des unabhängigen Bürgertums in An spruch nimmt, als Vorspann vor den Wagen der Sozialdemokratie, des WelfentumS, des Polentums ge bracht und uns das Bild vor Augen geführt, daß ein Freiherr v. Stauffenberg ficht, wie es ihm der Welfe Windthorst einbläst, „heraus mit Eurem Fleder wisch, nur zugestoßen, ich pariere!" Haß, Verblendung, Eifersucht, Großmannsmanie bilden den Kitt für den Zusammenhalt dieser im vollen Sinne und zugleich in der häßlichsten Bedeutung des Wortes „gemischten Gesellschaft". Grund genug für diejenigen, welche sich der Pflicht der Notwehr gegenüber solchem vereinten Angriff bewußt sind, zu vergessen, was diese Ver teidiger seither schied und trennte, und der die Fun damente des Staates und des Vaterlandes bedrohenden Koalition mit der Koalition der nationalen Par- ja oft Wärme in der Rede näher brachte. Sie erntete den Beifall, den ihr Studium verdient hat. Auch darf es für einen so fleißigen, geschickten und begabten Schauspieler, wie Hr. Klein ist, zu den angenehmen Empfindungen gehören, sich im Kaligula mit einer bedeu tenden Rolle Dawisons zu beschäftigen, eines Heroen in der Charakteristik, den Hr. Klein leider nimals gesehen hat. Die Versicherung des Mephisto, „Du wirst in einer Stunde mehr gewinnen" hätte hier einen besondern Boden gefunden. Bei aller Kunst de« Schauspielerische« in Maske, Mimik und Geberde kommt eS immer da rauf an, über die reichliche, ja vielleicht glänzende Ver wendung dieses technischen Handwerkzeuges die leidliche Wahrscheinlichkeit des Eindrucks uno den Zusammen hang der darzustellenden Gestalt mit der Natur und mit der Handlung nicht zu verlieren. Ich sage absicht lich beim vorliegenden Fall „leidliche Wahrscheinlich keit"', denn mehr könnte man bei der übertriebenen Zeichnung KaligulaS durch den hier ganz manirierten Text der Dichtung nicht verlangen. Bei Hrn. Klein war jeder Zoll ein Virtuose, aber deswegen auch die Leistung zu sehr ein Komödiantenstück, ein peinlich über raschendes Fußballspiel mit den Effekten, vielleicht bewun dernswert für manche Stadt, die dies besonder- nötig hat, gesund bleiben kann. Statt dessen wird er immer leicht doch nicht so für uns. .Aber Hr. Klein, der sonst dahin kommen, sich aus den musikalischen Wogen des eine Vorliebe für das Solide, Maßvolle hat, wird Kraft zu verlieren. DaS Stück war fleißig einstudiert und empfiehlt Frl. Flössel' spielte ihre Rolle sich immerhin dem Zuhörer, sofern er wesentlich auch >st und hat alle Eigenschaften für Zuschauer ist, zum Besuch O. B.
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