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Dresdner Journal : 29.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-29
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1887
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irv DaS Echo sind eben die KriegSgerüchte, welche zu ver- arößern, in London ein besonderes Interesse zu be stehen scheint. Die gute Absicht einzelner englischer Staatsmänner, irgendwo in Europa ihre Geschäfte be sorgt zu sehen, sei es, daß die rivalisierenden Russen — ZenrralasienS wegen — durch Österreich-Ungarn, oder die rivalisierenden Franzosen — Ägyptens wegen — durch Deutschland beschäftigt würden, wird sich nicht verwirklichen. Es bedarf also keines englischen EchauffementS wegen Belgien ES mag 10 Jahre her sein, aber es klingt uns ein Wort vom allen Moltke noch in den Ohren, daß jeder französische Soldat in Belgien 2 Preußen vor sich finden werde. Daraufhin braucht England also keine Piobemobilmachung anzu kündigen. Schließlich wäre es ja auch nicht die ein zige Garantiemacht. CaaesyetchröM * Berlin, 28. Januar. Ihre Majestät der Kaiser und die Kaiserin begaben sich gestern abends zur Cour und dem darauf folgenden Konzert ins hiesige Königl. Schloß, woselbst bereits zum Empfange des KaiferpaareS die Kronprinz! Herrschaften und die Prinzen und Prinzessinnen des König! Hauses ver sammelt waren. Se. Majestät der Kaiser verweilte bis nach Beendigung des Konzerts im Königl. Schlosse, während Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sich schon etwas früher zurückgezogen hatte. Heute mittag ließ sich Se. Majestät der Kaiser im Adlersaale des Königl. Palais 353 Kadetten vorstellen, welche im April dieses Jahres als Offiziere oder Fähnriche in die aktive Armee eintreten. Ein Extrazug hatte am Vormittage dieselben mit den höheren Offizieren der Anstalt von Groß-Lichterfelde nach Berlin befördert. Im Paradeanzug mit dem Haar busch begaben sich die Kadetten, hier angelangt, vom Bahnhof kompagnieweise nach dem Königl. Palais und nahmen dort im Adlersaale Aufstellung. Bei der Besichtigung waren außerdem auch der Generalinspek teur des Militär- und Erziehungswesens, General der Infanterie v. Strubberg, der mit Wahrnehmung der Geschäfte des Kadettencorps beauftragte Oberst v. Rhein baben, der Ches des Militärkabinets General der Kavallerie und Generaladjutant v. Albedyll und einige andere höhere Offiziere zugegen. Se. Majestät der Kaifer hatte zu der Besichtigung die Uniform des Kadettenkorps angelegt. Gestern sand unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Innern, v. Boetticher, eine Plenarsitzung des Bundesrats statt. In derselben wurde dem Anträge der Direktion des Nord deutschen Lloyd entsprechend beschlossen, daß die deutschen Postdampfschiffe der australischen Hauptlinie aus der Fahrt zwischen Aden und Adelaide künftig an Stelle der Tschagosinseln den Hafen Colombo auf Ceylon anlausen. Von dem Übereinkommen mit England über das Sultanat Sansibar und die Abgrenzung der deutschen und englischen Interessensphären in Ostasrika, sowie der Nachweisung über die den einzelnen Bundesstaaten bis Ende Dezember 1886 über wiesenen Beträge an ReichS-Silber-, Nickel und Kupfer münzen nahm die Versammlung Kenntnis und beschloß, eine Eingabe, betreffend den Erlaß eines Gesetzes gegen die Ver unreinigung der Wasserläufe durch die Cellulosesabriken, durch den Befchluß des Bundesrats, betreffend die Ausnahme dieser Fabriken in das Verzeichnis der genehmigungspflichtigen gewerblichen Anlagen, für erledigt zu erachten. Anträgen, be treffend die Auslegung des 8 6 des Krankenversicherungsgesetzes, bez. des 8 tvo des Unfallversicherungsgesetzes, wurde keine Folge zu geben beschlossen. Seiten der Ausschüsse für Handel und Verkehr wuroc über Eingaben deS Vorstandes der Vereinigung der Steuer- und Wirtschastsreformer zu Berlin Bericht erstattet. Es wurde beschlossen, die Eingaben, insofern sic dem Hand werker, Landwirt und kleinen Gewerbtreibenden den Kredit der Reichsbank leichter zugänglich zu machen bezwecken, dem Reichs kanzler zu überweisen Der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß- Lotyringen, betreffend die Vormundschaften, wurde den Aus schüssen für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen zur Vor beratung übergeben. Die „Berl. Po! Nachr." me!den: „Verschiedene Matter brachten die Nachricht, es verlaute „aus ganz sicherer Quelle", daß ein süddeutscher Minister bei dem .Meinungsaustausch" :im Bundesrate über die Militärvorlage auf diejenigen Verhältnisse hingewiesen habe, welche die Neuwahlen nach seiner Ansicht als schwierig erscheinen ließen. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß auch in dieser Fassung die Nachricht, als hätte im Bundesrate auch nur eine Stimme sich geaen die Auflösung des Reichstags vernehmen lassen, erfunden ist. Am 13. Januar fand ein „Meinungs austausch" über die etwaige Stellungnahme des Bun desrats zu einem die Regierungsvorlage ablehnenden Beschlusse des Reichstags statt; am 14. Januar lag der bekannte Anttag Preußens, betreffend die Auf- enttiß er dem Knaben heftig die Milchschüssel, setzte sie einen Moment an die Lippen und stellte sie dann neben sich nieder. „Der Schmarr'n is fertig!" rief in diesem Augen blicke die Alte zur Thüre heraus und die Sennerin, froh, ihren Platz neben dem Jäger verlaffen zu können, stand hastig auf und trat hinter dem Gaisbuben in die Hütte Sie lud aber den Jäger nicht ein, eben falls hereinzukommen, sondern überließ es seinem Gut dünken, ob er ihr folgen wolle oder nicht. Der Jäger aber schien der Mann nicht zu sein, der sich so leicht abschütteln ließ. Er warf nur einen finstern Blick hinter dem Mädchen her, biß die Zähne fest zusammen, griff seinen Stutzen und Bergstock auf und trat dann ebenfalls in die Hütte. Die Alte hatte unterdessen Suppe und Schmarren auf den Tisch gesetzt und nach einem kurzen Gebete griffen die beiden Frauen und der Gaisbub' nach den Blechlöffeln und beschäftigten sich mit den vorgesetzten Speisen. Der Jäger aber setzte sich auf den Herd rand, zog seine kurze, gestopfte Jagdpfeife hervor und »ündcte sie an. Dann blickte er mit übereinander ge schlagenen Armen und einem schadenfrohen, triumphie renden Ausdruck in den kalten, grauen Augen nach dem jungen Mädchen hinüber, das, in trübes Sinnen verloren, mit dem Löffel in den Speifen herum- stocherte. „No, warum seid Ihr denn gar so stad alle mit einander?" begann der Jäger nach einer Weile, „wißt Ihr denn gar nix Neues zum erzähl'n?" „Woher sollten denn wir was Neu'S inne werd'n?" brummte die Alte, während Burgl that, als ob sie die Frage des Jäger» gar nicht gehört habe. lösung deS Reichstags, vor und dieser Anttag wurde einstimmig angenommen. Wir sollten doch meinen, daß diese Thatsache der einstimmigen Annahme au sich hinreichend ist, um darzuthun, daß von keiner Seite Widerspruch erhoben worden ist." Ta» Schulgeschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Stein" (Flaggschiff), „Moltke" und „Prinz Adalbert", Geschwaderchef Kapitän zur See und Kommodore v. Kall, ist in St. Croix (Westindien) eingettoffen. Das Abgeordnetenhaus bewilligte in feiner heutigen Sitzung die Etat» der landwirtschaftlichen, so wie der Gestütsverwaltung unverändert nach den Be schlüssen der Budgetkommission. Während deS ersten Teiles der sachlich verlausenden Debatte widerlegte der Minister für Landwirtschaft, StaatSmmister O-. Lucius den von einem nationallibera len Redner der Regierung gemachten Vorwurf der Lässigkeit in Vertretung der landwirtschaftlichen Interessen, während Abg. Frhr. v. Erssa-Wernburg (deutschkous.) einen An trag seiner Partei aus Erhöhung der Getreidezölle zur Hebung der außerordentlichen Notlage der Landwirtschaft in Aussicht stellte. Der zweite Teil der Debatte gestaltete sich wiederum zu einer Beleuchtung der jüngsten Vorgänge im Reichs tage und hier nahm Abg. v Rauchhaupt (deutschkous.) Gelegenheit, die Bor würfe des Abg Windlhorst, als ob die konservative Partei blindlings dem Fürsten Bismarck folge, als gegenstandslos zu kennzeichnen und unter dem lebhaften Beifall der rechten Seite des Hauses zu konstatieren, daß da- reich-freundliche Wahlkartell im nationalen Interesse zur Erhaltung der Stärke des Herres und zur Wahrung der Sronrechte geschlossen worden sei. Die nächste Sitzung zur Fortsetzung der zweiten Lesung des Etats findet Montag 11 Uhr statt. Sicherem Vernehmen nach ist, laut Mitteilung der „Post", von allerhöchster Stelle gestern verschiedentlich hinsichtlich der demnächstigen Einberufung von 72lOO Mann Reserve mit dem Hinzufügen Mitteilung ge macht, daß die Einberufung die Einübung in dem Gebrauche des neuen Gewehres bezwecke. Auch die ,N. Pr. Zig." bemerkt: „Wenn hier und da von der bevorstehender Einberufung von einer gewissen Anzahl von Reserven die Rede ist, so darf dies nicht im besorglichen Sinne aufgefaßt werden. Es wird sich vermutlich darum handeln, die Mannschaften im Gebrauch des Repetiergewehres zu unterweisen." Die „Tägl. Rundschau", ein Blatt, welches sich in politischen Dingen sonst gewiß sehr reserviert hält, bringt einen Artikel über „Die Neuordnung des französischen Heerwesens", in welchem es nach einer Darstellung der ungeheuren Vermehrung der französischen Streitkräfte durch den Boulangerschen Gesetzentwurf heißt: Ein solches Zahlenverhältnis bedeutet nicht mehr eine Friedensstärke, es ist eine latente Mobilmachung, ein Kriegs zustand , der um so bedrohlicher wird, als Frankreich nur an einer Seite seines Gebietes angreifbar ist und daher auch nur nach dieser Richtung, d. h. gegen uns seine Stärke zeigt und seine Kräfte beständig versammelt hält Ruhig rechnende Volks wirte behaupten aber ferner, daß selbst das reichste Land diese feinem Staatshaushalt aufgebürdete Last nicht aus die Dauer zu ertragen vermöge. Sie nehmen an, daß ein solches Gesetz nur mit dem stillschweigenden Vorbehalt einer unmittelbar bevor stehenden Katastrophe bewilligt worden sei. Kann es da Er staunen erregen, wenn die nach Tausenden zählenden noch Frankreich eingesührten Pferde, der unverständliche, plötzlich vom französischen Kricgsministerium unmittelbar an der deutschen Grenze angeordncte Barackenbau u. a. in Deutschland Aufsehen und Unruhe erregen?" D e öfters offiziös inspirierte „Nat.-Ztg." schreibt, Bezug nehmend zu einem Aufsatze des „Temps", in welchem die Errichtung von Baracken an den Gienz- gegenden zugegeben, dagegen die Verschiebungen fran zösischer Truppen noch dem Osten geläugnet wird: „Was in Frankreich eben geschieht, ist für den Ernst zu wenig, für das Spiel zu viel! Wir erkennen die Franzosen aus dem Jahre 1»i70 wieder an der Durch führung einer Maßregel, auf deren Heimlichkeit man nach der ganzen Haltung der französischen Presse ge rechnet hatte und zu der man die Vorbereitungen auf deutschem Boden trifft! Während man die Bretter ohne Aufsehen statt aus dem Elsaß aus Ungarn über die Arlbergbahn hätte kommen lassen können. Das ändert aber an der eigentlichen Sachlage nichts. Wie verlautet, wird die deutsche Heeresverwaltung gleichfalls zur Aufführung von Baracken jetzt schreiten. Wir wollen die Lage nicht ausmalen, wenn beiderseits diese Baracken belegt werden sollten und zwei Kriegsheere sich an der Grenze gegenüberständen, die ihre Vorposten wie im Kriege stellen. Die französische Presse, die eben ungemein friedliche Töne anjchlägt, möge ihre Mahnungen an die französische Kriegsverwaltung richten, auf einem Wege einzuhalten, bei dem jeder weitere Schritt vor wärts verhängnisvoll werden kann." * Straßburg, 27. Januar. Die Straßburger Studentenschaft fordert die akademischen Bürger aller deutschen Hochschulen auf, eine gemeinsame Adresse an den Kaiser zu seinem 90 Geburt» tage zu richten. Die Straßburger nehmen die Ehre, die Anregung in dieser Angelegenheit zu geben, für sich in Anspruch, weck ihre Hochschule den Namen ihres Stifters, des Kaisers Wilhelm, trägt Sie bringen für die Adresse nachstehenden Wortlaut in Vorschlag: „Ew Majestät, Dem Einiger der deutfchen Stämme, dem siegreichen Heer führer in unseren Schlachten, dem Horte des Völkerfriedens, dem Befchützer aller idealen Güter des deutschen Volkes, der Wissenschaft und ihrer Pflanzstätten, naht an dem heutigen Tage einmütig geschart die akademische Jugend, um Ew Maje stät in der Aufrichtigkeit jugendlicher Herzen Heil zuzurufen und den Schwur unvergänglicher Liebe, Treue und Dankbarkeit zu erneuern In unserem ganzen ferneren Leben wird uns das Bild Ew. Majestät vorfchwrben als Mahnung zu ernster Pflichterfüllung, zu selbstloser Hingebung an das Vaterland, zu jenem Glauben an die Zukunft unseres Volkes, der auch schwere Zeiten siegreich überwindet In allen Gauen, vom Meere am Belt bis zu den Höhen der Alpen, ertönt heute aus dem Munde der deutschen aka demischen Jugend der einmütige Rus: HeU Kaiser Wilhelm." Wien, 28. Januar. Heute trat das öster reichische Abgeordnetenhaus nach dreimonatlicher Pause zu einer Sitzung zusammen, welche nur sormale Gegenstände auf die Tagesordnung bringt. Nebst einigen Regierungsvorlagen sind einige Initiativan träge von Abgeordneten aus den Tisch des Hauses niedergelegt worden. Es stehen auch eine Reihe von Interpellationen bevor, und namentlich soll der deutsch- nationale Or. Knotz unter Anknüpfung an die Re pressalien, welche die Regierung gegen die vielfältigen Kundgebungen gegen die Prazakjchen Sprachenerlasse in Böhmen ergriffen hat, an der Hand eines großen Bcwcismateriais interpellieren. Im deutschen Klub wurden l)r. Heilsberg, Knotz und Weitlos als Vor standsmitglieder gewählt. Abg Plener berichtete im deutsch-österreichischen Klub über den Austritt der deutschen Abgeordneten aus dem böhmischen Land tage unter Anführung der Beweggründe für diesen weitreichenden Schritt. Der Klub sprach seine volle Zustimmung zu dem Vorgehen der deutschböhmijchen Abgeordneten aus. — Im ungarischen Abgeord netenhause wurde gestern, wie bereits telegraphisch gemeldet, die Generaldebatte über das Budget zu Ende geführt, indem letzteres mit 261 gegen 144 Stimmen als Grundlage für die Spezialdebatte ange nommen wurde. Aus dieser bedeutender Mehrheit, so wie aus dem Beisall, welchen Finanzminister Graf Szaparns Rede fand, will man schließen, daß er, wenn auch provisorisch, noch länger im Amte verbleiben werde. — In hiesigen finanziellen Kreisen wird, haupt sächlich aus Anlaß der Landsturmnovelle, lebhaft für die Einführung einer „Kriegsverficherung" vorgearbeitet. Gestern wurden die ehemaligen Mini ster R. v Schmerling und R. v Chlumecky vom Kaiser in Audienz empst ngen und überre chten hierbei dem Monarchen eine Denkschrift in betreff der von einer hiesigen Anstalt ins Leben gerufenen Kriegs versicherung und baten um den Kaiser!. Schutz, damit diese Einrichtung verallgemeinert werde, was der Kaiser zusagte. Buda-Pest. 26. Januar Ungeachtet der finan ziellen Bedrängnisse der Regierung des Hrn. v. Tisza scheint der neue ungarische Verkehrsminister Ba- roß in erster Linie das Bedürfnis zu fühlen, dem Chauvinismus der Magyaren durch Bekämpfung der deutschen Sprache zu schmeicheln. Wie die ,K. Ztg." berichtet, ruft er jetzt eine Fachschule für Eisendahn- beamte ins Leben, schließt aber, trotzdem sogar magyarische Fachmänner wie H,cronymi und Ivanka sich dagegen erklärten, die deutsche Sprache als Lehrgegenstand aus und nimmt dieselbe nur als außerordentlichen und unverbindlichen Lehrgegenstand ins Programm. Die deutsche Weltsprache, welche ins besondere die Völker Österreichs und auch Ungarns verbindet, wird künftig unter den magyarischen Eisen bahnbeamten eine Seltenheit werden. Der Chauvinis mus des Eisenbahnministers ist doppelt unbegreiflich in einer Zeit, wo man dem Wirrwarr des magyari schen Eisendahndienstes für den Fall einer Mobil machung durch größere Einheitlichkeit der Signale, der Numerierung der Gleise u. s. w. abzuhelfen strebt. Ja, man darf fragen, ob die Armee überhaupt mit einem Eisenbahnpersonal, das nicht deutsch versteht, ordentlich wird zusammenwirken können. In Friedens ¬ zeiten aber verstehen von den vorwiegend den gebilde ten Klassen angehörenden Reisenden der gesamten ungarischen Bahnen bisher bei weitem die meisten deutsch, kaum ein Drittel aber magyarisch Etwas mildere Saiten soll der Unterrichtsminister Hr. v. Trefort in den Mittelschulen aufziehen wollen. Er soll sich geäußert haben, es gehe denn doch nicht an, die deutsche Sprache in den Mittelschulen völlig wie eine tote Sprache an der Hand der Grammatik derart zu lehren, daß die Schüler in den obersten Klassen oft nicht die geringsten Sprachkenntnisse haben. Pari-, 27. Januar. Bei der Beratung de» Budgets der Künste wird, wie in dem heutigen Kabi- nettSrat zur Sprache kam, in der Kammer die Frage der Theaterzensur zur Sprache gebracht werden, deren Abschaffung aus Anlaß des Verbot» des Zola- schen Dramas „Germinal" sowohl von der Rechten, als von der äußersten Linken beantragt ist Die Re gierung wird sich für Beibehaltung der Bühnenzensur aussprechen, aber wegen derselben nicht die KabinettS- frage stellen. Beim Kultusbudget wird die Regierung erklären, daß sie auf den für die Unterstützung des algerischen und tunesischen Klerus verlangten Zuschuß von 100000 Frcs. verzichtet, nachdem ihr von dem betreffenden Klerus selbst mitgeteilt worden ist, daß derselbe lieber den Zuschuß entbehren als wieder An laß zu einer mißgünstigen Debatte geben wolle. — Ferner beschäftigte sich der Kabinettsrat mit der Frage der Entlassung von Arbeitern in den Arsenalen. Die Abgg. des Var und der westlichen Küstendeparte ments werden morgen bei Hrn. Goblet gegen diese Maßregel vorstellig werden. Wie der Marineminister Aube heute dem Kabinett auseinandersetzte, sind wäh rend des Kriegs im Tonkin und gegen China 3300 Arbeiter mehr in den Arsenalen beschäftigt worden; indessen hat man nunmehr 1300 entlassen, worunter 650 pensionsberechtigte. Die noch vorhandene Über zahl von 2000 findet auch weiter Beschäftigung, wenn die Kammern dem Marineminister den außerordent lichen Kredit von 26 Millionen, dem Anttag des Budgetausschusses entsprechend, bewilligt Endlich wurde der Bautenminister ermächtigt, auf den Vor- fchlag des Eisenbahnausschusses der Kammer einzu gehen, nach welchem ein Teil der von den Bahnen auszusührenden neuen Linien vorerst nicht oder fchmal- spnrig gebaut werden soll, um die S aatskasse nicht mit einer allzu hohen Zinsbürgschaft zu belasten. Doch sollen die einmal begonnenen Strecken beendet werden. — Die heute mittag ausgetragene ostasiatische Post bringt Berichte aus dem Tonkin vom 19. Dezember. . Unter diesem Datum hatte der General Mensier sein Hauptquartier Dapkao nach Haiphong verlegt. Bon da begab er sich nach Hainin, um die Beförderung der Truppen nach letzterem Platze und Monkai zu überwachen. Beide Punkte wur den ohne Schwertstreich besetzt. Die Piratenbanden, die sich dort angesammelt hatten, waren bei Ankunft der Truppen verschwunden. Man erlangte die Gewißheit, daß der Dolmet scher Haitze, welchen einige für gefangen hielten, getötet sei. Der Führer der Aufständischen, welcher ihn hatte umbringen lassen, bot zuerst dessen Kopf einem chinesischen Mandarinen an, der denselben jedoch zurückwies, und stellte ihn dann aus einer Pike am Thore von Monkai aus Drc Aufständischen verschon ten auch die Annamilen nicht, welche die französische Herrschaft anerkannt hatten: alle Eingeborenen, welche deS Ein verständnisses mit den Franzosen verdächtig waren, wurden hingerichtet, darunter auch der Mandarin Kanbien, der den Vizeresidenten von Hainin zu begleiten pflegte. Unter den Streiszügen gegen die Rebellen wird al- besonders erfolg« reich der vom Lieutnant Eggenschwiller ausgeführte bezeich net. Letzterer umstellte nach einem Nachtmarsche das Dorf, in welchem sich der Feind befand, und rückte mit gefälltem Bajonnett ein. Der Feind ließ Waffen, Schießbedarf und 1S Leichen auf dem Platze. K Führer wurden sofort erschossen und 14 andere nach Haiduong geschickt, um dort gerichtet zu werden. Nachdem Madagaskar die Kriegsentschädigung von 10 Millionen Frcs. durch Vermittelung de» „Comptoir d'Escompte" in Frankreich gezahlt hat, ist die Hafenstadt Tamatave von den französischen Trup pen geräumt worden. Ein Teil derselben wurde nach Diego Suarez gesandt, um dessen Besatzung zu verstärken; die übrigen kehren nach Frankreich zurück, fahren aber zuvor an den Komoren an. — Seit über 14 Tagen fanden sich jeden Morgen meh rere 100 Erdarbeiter auf der Werkstelle der Bau unternehmer ein, welche die Ausgrabungen für den Eiffelschen Turm und die Ebnung des MarsfeldeS übernommen haben, wurden aber stets wieder ab gewiesen. Heute früh glaubten nun die französischen Arbeiter bemerkt zu haben, daß man ihnen Belgier vorziehe, und zogen daher unter dem Rufe: „Fort mit den Belgiern!" nach dem Stadthause, um Hrn. Al phand, dem Leiter der Ausstellungsarbeiten,'ihre Be schwerden vorzuttagen. Dieser versprach darüber zn „No, nachher will ich Euch ein bissel 'was er zähl'n", sagte der Jäger und mit höhnischer Betonung fügte er hinzu: „und ich wett', daß es Euch interessieren wird. — Also merkt auf! 'Sis jetzt vielleicht eine Woch' her, da is aus der Münchnerstadt, glaub' ich, ein Frauenzimmer 'kommen, eine Malerin, und hat sich in der Post in Schliers einlogiert. Die Malerin war zum erstenmal in unserer Gegend und hat also einen Führer haben müssen, der sie bei ihren Spazier gängen begleitet und ihr die Malersachen nachgetragen hat. Die Malerin »st aber ein so schönes Weibsbild, wie ich noch net leicht ein's geseh'n hab'; sie is groß und gut gewachsen und Haar' hat sie wie Gold und eine Haut so weiß wie der Schnee." Burgl hatte den Jäger während seiner Erzählung mit immer unruhigeren Blicken bettachtet; sie war ganz bleich geworden und der Blechlöffel klirrte zwischen ihren zitternden Fingern Aber sie fühlte den schadenfrohen, höhnenden Blick des Jägers auf ihren Zügen haften und suchte mit fast übermensch licher Anstrengung ihre Bewegung zu unterdrücken. ES gelang ihr auch so ziemlich und sie zwang sich sogar zu einem schwachen Lächeln, während sie jagte: „Du bist wohl verliebt in sie, weil Du gar so eine schöne Beschreibung von ihr machst!" „Ich nun g'rad' nicht", antwortete der Jäger lang sam, „aber die Leut' sag'n, der Führer hätl' sich bi» über die Ohren in sie verliebt." „So? —" machte die Sennerin. Sie war nicht im stände, mehr Hervorzubi ingen. „Du kennst ihn ja wohl auch, den Burschen, der ihren Führer gemacht hat", fuhr der Jäger mit einem tückischen Lächeln fort und beschäftigte sich mit feiner Pfeife. „Er ist schon oft eingekehrt da herob'n auf der Spitzingalm —" „Du lügfi, Jagerfepp", preßte jetzt die Sennerin, die leichenblaß und mit brennenden Augen auf der Bank saß, hervor. ,.Du lugst! — Es is — eS is net so, wie Du g'sagt hast!" „Meinst?" höhnte der Jäger. „Frag' ihn doch selber, wenn er wieder zu Dir kommt! Wenn er überhaupt noch einmal zu Dir kommt, Bürgel! —" Die Sennerin erhob sich plötzlich und eilte mit verhülltem Gesichte zur Hüttenlhüre hinaus. Die An wesenden sahen ihr einen Augenblick wortlos nach und der Jäger erhob sich hastig unb wollte dem Mädchen folgen, aber die Alte vertrat ihm den Weg und die Hand gegen ihn ausstreckend, sagte sie: „Bleib' da, Jagersepp, und laß' das Madel allein! Die, mein' ich, wird jetzt niemand um sich haben wollen und am allerwenigsten Dich, weil Du ihr eine so schlimme Nachricht gebracht hast. — Einesteils aber is es gut, daß sie die Wahrheit endlich einmal er fahren hat, denn sie hat schon lang alleweil so Ge danken gehabt, als ob net Alles in Richtigkeit sei. Der Jäckel iS auf die Letzt fo selten und dann gar nimmer gekommen, und wie ich ihn einmal mit der Malerin dahersteig'n hab' seh'n, iS mir gleich so ein Verdacht aufg'stieg'n, als ob'» mit seiner Lieb' zu der Bürgel zu End' sei." „DaS iS'S auch," nickte der Jäger, „da kannst Gist d'rauf nehmen! Die Malerin i» später zu un» in die Valepp gezogen und logiert seit ein paar Tagen bei unserm Föxster. Da iS er schier alle Tag' von Schlier» herübergekommen, der Jäckel, und hat g'rad gethan, al» ob er net eine Minuten ohne die Malerin sein könnt'. Ich hab' so 'was meiner Lebtag' noch net geseh'n und es is g'rad', als ob sie's ihm angethan hält'." Während sie noch so mit einander sprachen, ver nahmen sie Plötzlich draußen im Freien Schritte und durch die geöffnete Thüre blickend, sahen sie eine der beiden Personen, von denen sie soeben gesprochen, auf die Hütte zukommen. „Hot' mich der Teufel," flüsterte der Jaan der Alten zu, „da kommt sie just g'rad daher, die Malerin! No, da bin ich aber doch neugierig, wa- die da bei Euch will!" Die Dame war inzwischen ganz nahe gekommen und trat jetzt, ohne zu zögern, mit sreundlichem Gruße in die Hütte. Sie legte den Bergstock und ihr Skizzen- buck beiseite und setzte sich dann auf eine Bank, wäh rend sie die Anwesenden und das Innere der Hütte mit flüchtigen Blicken musterte. Dann wandte sie sich an den Jäger, der sie mit abgezogenem Hute begrüßt hatte, und fragte ihn, ob er, sobald er die Alm ver lasse, augenblicklich und ohne weitere Umwege nach dem Forsthause zurückkehre? (Fortsetzung folgt.) Warnung für Kunstliebhaber. Der in Amster dam erscheinende „Nieuwe Rotterdamsche Courant" erläßt folgende Warnung, die besonder» für Deutsch land beherzigenswert ist. „Man weiß, daß mit alten Gemälden häufig großer Betrug verübt wild, und zwar in der Weise, daß in der Regel die Kunstliebhaber die Echlachtopfer sind. Wir halten e» deshalb auch für unsere Pflicht, folgende» mitzuteilen. Unter der Gemäldesammlung de» verstorbenen I. H. Cremer, welche am 26. Oktober 1886 in Amsterdam verkauft
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