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Dresdner Journal : 03.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-03
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 03.01.1887
- Autor
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Lant <» 6o> dreMerZMrnal. ^ür die Gesamtleitung verantwortlich: Otto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Nernnexeder« Kvoial. Kxpsäiüo» Ne» Nrsi仫 ^onrnnl», vr««äs», ^Mtngeritr»»»« Ho. 10. ÄmUicher Teil. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bürgermeister a. D. vr. ^ur Haberkorn zu Zittau den Titel und Rang als Geheimer Rath gebühren- und stempelfrei zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kreishauptmanu von Koppenfels zu Dresden das ihm von Sr. König lichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern ver liehene Komthurkreuz des Verdienstordens der Bayeri schen Krone annehme nnd trage. Dresden, am 3. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist die durch die Pensionirung des Bau- dcrektors Hacault zur Erledigung kommende Stelle des Baudirectors bei den unter Verwaltung des Ministeriums des Innern stehenden Landesanstalten dem bisherigen. Bauinfpector Emil Höle mann über tragen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruh», daß der Bahnhofsinspector bei der StaatSeifenbahn, Cölestin Schreyer in Dresden, dar von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehene Goldene Verdiensttreuz mit der Krone an nehme und anlege. Dresden, 3. Januar. Se. Majestät der König haben dem Königlichen Kammerdiener Keller das Verdiensttreuz zu verleihen Allergnädigst geruht. Bekanntmachung, betreffend den Eintritt zum Dienst als drei jährig Freiwilliger oder als vierjährig Frei williger. 1) Jeder junge Mann kann schon nach vollendetem 17. Lebensjahre freiwillig zum aktiven Dienst im stehenden Heere oder in der Flotte eintreten, falls er die nöthige moralische und körperliche Befähigung hat. 2) Wer sich freiwillig zu drei- oder vierjährigem activen Dienst bei einem Truppentheil melden will, hat vorerst bei dem Civilvorsitzenden der Ersatz-Kom mission seines Aufenthaltsortes (in Dresden beim Amtshauptmann von Dresden-Neustaht, in Leipzig bei dem betreffenden Beamten der Kreishauptmann- fchaft, in den übrigen Bezirken beim Amtshauptmann) die Erlaubnis zur Meldung nachzusuchen. 3) Der Civilvorsitzende der Ersatz-Kommission giebt seine Lrlaubniß durch Ertheilung eines Melde scheines. Die Ertheilung des Meldescheines ist abhängig zu machen: . ») von der Einwilligung des Vaters oder des Vormundes, d) von der obrigkeitlichen Bescheinigung, daß der zum freiwilligen Dienst sich Meldende durch Eivilverhältnisse nicht gebunden ist und sich untadelhaft geführt hat. 4) Die mit Meldeschein versehenen jungen Leute haben sich ihrer Annahme wegen unter Vorlegung ihres Meldescheines an den Kommandeur des Truppen theils zu wenden, bei welche,., sie dienen wollen. Hat der Kommandeur kein Bedenken gegen die Annahme, so veranlaßt er ihre körperliche Untersuchung und entscheidet über ihre Annahme. 5) Die Annahme erfolgt durch Ertheilung eines Annahmescheines. 6) Sofortige Einstellung von Freiwilligen findet nur bei vorhandenen Vakanzen und nur in der Zeit vom 1. October bis 31. März statt. Außerhalb der angegebenen Zeit dürfen nur Freiwillige, welche auf Beförderung dienen wollen, oder welche in ein Mili- tärfMusikkorps einzutteten wünschen, eingestellt werden. Hierbei ist darauf aufmerksam zu machen, daß die mit Meldeschein versehenen jungen Leute, ganz beson- Feuilleton. Hostheater. — Neustadt — Am 2. Januar: „Gräfin Lambach." Schauspiel in vier Akten von Hugo Lubliner. (Zum ersten Male.^ Wie stets am l. Januar, so wurde auch in diesem Jahre von Seiten der Theaterleitung, die ohnehin dem Publikum verschwenderisch mit neuen Stücken ent- aeaenkommt, ein hier noch nicht dargestellteS Schau spiel vorgeführt. ES empfahl sich diese Wahl als eine ersprießliche, ja den Verhältnissen der modernen Produktion gegen über als eine glückliche. Unser Theater war diesmal, was sehr selten bei neuen Dramen ernster Gattung der Fall ist, in der angenehmen Lage, die augenblick liche Haltbarkeit der Gabe nicht einzig und allein durch Fleiß und Güte der Aufführung erzielen zu müssen. Die Regie und die redlich strebenden Dar steller hatten einen Stoff in der Hand, der sich mehr oder minder zu dankbarer AuSnützung brauchbar er wies und durch manche lobenswerte Eigenschaften die Wirkung des Abends unterstützte. Hugo Lubliner ist noch niemals ein gefälligeres Stück gelungen, auch in jener Zeit nicht, in welcher er noch die litterarische Schüchternheit hatte, sich bloß Hugo Bürger zu nennen. Dieser Erfolg war in sofern überraschend und uner wartet, als seine letzten Leistungen allmälig immer schwächer wurden und selbst sein dramatisches Bündnis mit Paul Lindau durch das peinliche Resultat „Frau Susanne" nur eine Verdoppelung dieser Schwäche erwies. . Die gefällige Wirkung de» neuen Dramas besteht derS aber die, welche zum drei- oder vierjährigen activen Dienst bei der Kavallerie eintreten wollen, vor zugsweise dann Aussicht auf Annahme haben, wenn sic. sich, bei sonstiger Brauchbarkeit, bis 31. März melden, aber nicht zu sofortiger Einstellung, sondern zur Einstellung am nächsten l. October. Wenn keine Vakanzen vorhanden sind, oder Frei willige mit Rücksicht auf die Zeit ihrer Meldung nicht eingestellt werden dürfen, so können die Freiwilligen angenommen und nach Abnahme ihres Meldescheines bis zu ihrer Einberufung vorläufig in die Heimath beurlaubt werden. 7) Den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten, welche als dreijährig Freiwillige eingestellt werden, wird die Vergünstigung zu Theil, sich den Truppen- theil, bei welchem sie dienen wollen, wählen zu dürfen. Außerdem haben sie den Bortheil, ihrer Militär pflicht zeitiger genügen und sich im Falle des Ver bleibens in der activen Armee und Erreichens der Unteroffiziers-Charge bei fortgesetzt guter Führung den Anspruch auf den Civilversorgungsschein bereits vor vollendetem 32. Lebensjahre erwerben zu können. 8) Den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten, welche bei der Kavallerie als vierjährig Freiwillige eingestellt werden, erwächst, wenn sie dieser Verpflich tung nachkommen, außerdem noch die Vergünstigung, daß sie in der Landwehr nur drei statt fünf Jahre zu dienen haben und daß sie in der Regel nicht zu Reserve-Uebungcn einberufen werden. 9) Militärpflichtigen, welche sich im MusterungS- Termin freiwillig zur Aushebung melden, erwächst dagegen hieraus ein besonderes Recht auf die Aus wahl der Waffengattung oder des Truppentheils nicht. Alle Amtsblätter werden um Abdruck dieser Be kanntmachung ersucht. Dresden, am 1. Januar 1887. Kriegs-Ministerium. v. Fabrice. MchtamNiltzer Tei!. „ ^elegraphifiche 'Nachrichten. London, Montag, 3. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie die „TimeS" erfahren, werde Goschen auf dringendes Anraten HartingtonS und Cham berlains daS Tchatzkanzleramt wahrscheinlich doch annehmen, während die Führerschaft im Unterhause einstweilen Smith obliegen würde. Goschen mache seinen Eintritt von einigen Bedingungen abhängig, über welche heute mit Salisbury eine Verständi gung erzielt werden dürfte. Falls Goschen ein trete, sollten auch für zwei liberale PeerS Kabi- nettSfitze gefunden werden. Dresden, 3. Januar. Das achtzigjährige Militärjubiläum Sr. Majestät des Kaisers. Die festlich geschmückte Reichshauptstadt war am 1. Januar Zeugin einer erhebenden Feierlichkeit. Se. Majestät der Kaiser beging den Jahrestag seines acht zigjährigen Militärdienstes. Dem Prinzen fehlten am l. Januar 1807, als er zum Offizier ernannt wurde, noch über zwei Monate an feinem zehnten Geburts tage, an welchem die preußischen Prinzen nach dem Hausgebräuche das Offizierspatent erhalten. Die Ur sache .einer vorzeitigen Ernennung war die Not der Zeit. Preußen war von den furchtbar hausenden Franzosen in Besitz genommen; das Königspaar war nach Königsberg geflohen Als auch hier die Nach richt von dem Herannahen der Feinde emtraf, floh die Königin Luise am 3. Januar in einer entsetzlichen in verschiedenen schätzbaren Eigenschaften: Vor allem führt uns dasselbe mit nicht ungeschickter Erfassung gegenwärtiger Lebensfragen und gesellschaftlicher Zu stände, ja mit Steigerung unserer Teilnahme durch allgemeine menschliche Herzenskonflickte in das Gebiet des bürgerlichen Lebens. Es ist dies ein guter Zug, der sich oft bei Lubliners Stücken findet; in Frank reich, wo das bürgerliche Drama so fleißig angcbaut wird, würde das weniger vorteilhaft auffaüsn als bei uns, die wir gewohnt sind, das tägliche moderne Leben besonder- in jenen abgeschmackten Lustspielen vorge führt zu sehen, welche mit Vorliebe zeichnen, was nie geschehen kann und daher ebensoviel Karikaturen der Wirklichkeit sind Ferner enthält (das Stück neben der Haupthandlung eine hübsche, leicht gezeichnete Episode (das Verhältnis zwischen Susanne und Paul) und einen natürlichen, sinnvollen, oft nicht ohne Schwung und Beredtsamkeit geführten Dialog, der das vorhan dene dramatische Leben der Hauptscenen steigert, wäh rend er die Gespräche der Nebenpersonen sehr genieß bar macht. Unter diesen Nebenpersonen sinv bühnen brauchbare, ja mit Geist charakterisierte Gestalten. Was nun den Hauptvorzug der gefälligen Wirkung dieses Stückes betrifft, so ist derselbe darin zu erblicken, daß der Verfasser mit Geschicklichkeit den tief einschneiden den, anfangs unversöhnlich scheinenden Bruch zwischen den das Drama gestaltenden Personen (der Gräfin und dem Grafen Lambach) durch Herzensgüte, Beschämung und anständige Bereitwilligkeit auf eine erfreuliche und nicht unglaubhafte Weise zum Ausgleich bringt. Diese empfehlenden Eigenschaften sind in der That nicht gering und werden durch die bühnenkundige Hand des Verfassers doppelt vorteilhaft anSgebeutet. Winternacht über das Eis nach Memel, wobei sie er klärte: ,Lch will lieber in die Hände Gottes, als die der Menschen fallen." Drei Tage dauerte die gefähr liche Fahrt über Eis und sturmflutüberschwemmtes Küstengebiet; während der Nacht boten die armen Dörfer gegen Wind und Schnee nur ein notdürftiges Unterkommen. Das waren die Anfänge der militäri schen Dienstzeit des Prinzen Wilhelm. Während der folgenden ernsten Jahre bildete sich der Prinz nicht nur zum tüchtigen Offizier auS, er verschaffte sich auch mit reiferen Jahren Einblick in die Aufgaben des Staatsmannes. Es ist bekannt, wie Se. Majestät der Kaiser über eine umfassende Kennt nis nicht nur der Verträge, sondern auch der Reichs und der preußischen Landesgesetzgebung gebietet. Seine militärische Laufbahn, mit welcher wir es heute zu thnn haben, war lange Zeit eine den Augen der Welt verborgene. Als vierzehnjähriger Prim machte er den SiegeSzug nach Paris mit, dann aber folgte die lange, bi» rum Jahre 1848 sich ausdehnende Friedensperiode, welche den Staaten Europas gestattete, sich wieder von den furchtbaren Drangsalen der Revolution und der Napoleonischen Kriege zu erholen. Prinz Wilhelm, unterdessen von Stufe zu Stufe im Heere emporge stiegen, verfolgte unablässig den Gedanken einer mili tärischen Umgestaltung der preußischen Armee. Unter stützt von seinem Bruder, König Friedrich Wilhelm I V., gelang es ihm nach und nach eine Reihe von Ver besserungen in der Armee einzuführen, bedeutende Generäle heranzuziehen uud endlich trotz eines langen Konfliktes mit der Landesvertretuna als König von Preußen, unterstützt von dem Ministerpräsidenten v. Bismarck und dem Kriegsminister w Roon, die Um gestaltung des preußischen Heeres durchzuführen. Nach den Ereignissen von 1866 erfolgte eine neue Umge staltung des preußischen Heeres; ein norddeutsches Bundesheer wurde gebildet, König Wilhelm war Bun desfeldherr, die Einheit mit den süddeutschen Staaten war durch Militärkonventionen oder Verträge gesichert. So war Deutschland im Besitz einer tüchtigen Heeres organisation, deren Kraft und Zuverlässigkeit sich in dem großem Kriege mit Frankreich glänzend bewährte. In dem Schlosse der Bourbonen zu Versailles fand am 18. Januar 1881 die feierliche Verkündigung der Annahme der Kaiserwürde durch den König von Preußen statt. Unter dem Jubel des Volkes kehrten der Kaiser, der Reichskanzler und die Feldherren, welche tinen ehrenvollen, Deutschland längst verloren gegangene Gebiete zurückgebenden Frieden abgeschlossen hatten, in die Heimat zurück. Es war also am 1. Januar dieses Jahres für alle guten Deutschen volle Veranlassung vorhanden, sich in dem Wunsche zu einen, daß sich das Jahr 1887, in welchem Se. Majestät sein neunzigstes Lebensjahr vollendet, zu einem besonders gnadenreichen und glück lichen gestalten möge. Möge dieses Jahr ein segens reiches Friedensjahr werden, dem Jubilar und Europa zum Heile. Gott schütze den Kaiser, Deutschland und die Armee! Zur Feier des 80jährigen Militärjubiläums Lr. Majestät des Laisers beim 2. Grenadierregiment Nr. 101 ,Kaiser Wilhelm, König von Preußen", am 1. Januar 1887. Dresden, 1. Januar. Die Feier des 80jährigen Milttärjubiläums Sr. Majestät des Kaisers wurde von dem 2. Grenadierregiment Nr. 101 in würdigster, hochfestlicher Weise begangen. Galt es doch den Ge fühlen Ausdruck zu geben, welche das Regiment an diesem einzig hohen Ehrentage für seinen allergnädig sten Chef auf das Tiefste bewegen mußten. Die Kaserne war reich geflaggt und festlich geschmückt. Vormittags 11 Uhr fand Regimentsappell in dem Natürlich steht dem Lichte auch viel Schatten gegen über. Den gut ausgeführten Szenen, Handlungen und innerlichen Wendungen in der Seele der Personen, ebenso in der Auffassung solcher Vorgänge von Seite der Mithandelnden liegt eine schwache, ja oft unhaltbare Motivierung zu Grunde. Darunter leidet denn auch die Wahrheit der Hauptcharaktere, die oft alle Logik verlieren und stellenweise zu rein theatralischen Ge stalten werden.. Das geschieht der Baronin Nordheim und der Gräfin Lambach ganz besonders. Die Aus lieferung eines vielbedeutenden Briefes durch die Baronin Nordheim an die Gräfin Lambach, die Nichtbenutzung dieses Briefes als Be weisstück beim Minister, der davon gewiß keinen un ritterlichen Gebrauch machen würde, die Ersetzung dieses endlich zerrissenen Briefes durch das geschwätzige Tage buch eines jungen Mädchens, das Verlangen der Nordheim, der Graf solle sie und ihren Gatten in sein Haus einführen, um ihre gesellschaftliche Ehre wieder herzustellen und den Baron für eine Staats stellung reinlich zu machen, damit er nicht mehr aus Geldnot zu spielen braucht; die Unbegreiflichkeit, .daß die Nordheim, der es doch nur aus eine gesicherte Existenz ankommt, den von der Gräfin Lambach ihr für ihre Villa gebotenen Preis einer halben Million ausschlägt —: alle diese Motivirungen sind nichts weiter, als der Griff eines Ertrinkenden nach einem Strohhalm. Wenn es ein Balken wäre, könnte er sich evenso aut dadurch retten, wie einem solchen Stücke das Weiterspielen dadurch ermöglicht wird, daß die freundlichen Zuschauer den Strohhalm für einen Balken, die Scheinmotive für wirkliche gelten lassen. Die Vorstellung war vortrefflich. Es freut mich, Exerzierhause statt. Die schöne Halle hatte durch Pflanzen und Flaggenschmuck ein festliches Gewand angethan. Auf einem mit Waffen und militärischen Emblemen verzierten Sockel stand die Büste Sr. Majestät de» Kaisers, über welche die Siegesgöttin einen grünen Lorbeerkranz hielt. Guirlanden und Fahnen schlossen den mittleren Teil der Exerzierhalle al» eigentlichen Fest raum ab. Hier stand das Regiment in offenem Viereck in Ordonnanzanzug und mit Helinbusch, die Offiziere in Paradeanzug vor der Front ihrer Bataillone. Der Feier wohnten bei: Generallieutenant v. Montbä L I» «uit» des Regiments und dessen erster Kommandeur, General lieutenant v. Rudorfs als Divisionskommandeur> der Generallieutenant v. Funcke als Stadtkommandant, der Brigadekommandeur Generalmajor v. d. Decken und der Generalmajor Frhr. ü Byrn als frührerer Kom mandeur des Regiments. Die Feier begann mit dem Präsentiermarsch des Regiments, worauf der etats mäßige Stabsoffizier desselben, Oberstlieutenant v. Egidy, in Vertretung des zur GratMtion nach Berlin befohlenen Regimentskommandeurs in degrffter- ten Worten den Gefühlen der Ehrfurcht und de» Stolzes Ausdruck verlieh, mit denen die ganze deutsche Armee und insbesondere das 2. Grenadierregiment an diesem Tage auf die Heldengestalt des Kaisers Hin blicke. Der Redner hob des Kaisers unsterbliche Ver dienste um Reich und Heer hervor, schilderte ihn als ein leuchtendes Vorbild unermüdlicher Pflichttreue und edelster Soldatentugenden und -Eigenschaften und for derte das Regiment auf, unermüdlich dem leuchtenden Vorbilde seines allergnädigsten Chefs nachzueifern. Die Ansprache schloß mit einem begeisterten Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, des Regimentes allergnädig sten Chef, worauf die Regimentsmusik in die National hymne einfiel. Nachmittags 4 Uhr vereinigte sich das Offizierskorps in den Räumen des Offizierscasinos zum Diner. Der Speisesaal prangte in reichem Festschmucke, die Bilder Sr. Majestät des Kaisers und Sr. Majestät des Königs waren in geschmackvollster Weise bekränzt. An dem Feste nahmen Teil Se. Königl. Hoheit der Prinz Max, der außerordentliche Gesandte. und bevollmächtigte Minister Preußens am Königl. sächsischen Hofe, Se. Excellenz Graf Dönhoff, Se. Excellenz Generallieutenant v. Montbä, General major v. d. Decken, der frühere Kommandeur deS Regiments Generalmajor Frhr. ü Byrn, der Chef des Generafflabes Oberst Edler v. d. Planitz, sowie Herren, die früher dem Regiment angehörten, als: die Herren Oberst Larraß, v. Wurmb, Oberstlieutenants Schuster, v. Zeschau und v. Platow, Majore Frhr. v. Oer, v. Römer und v. Werlhoff, Hauptleute Garten und Frhr. v. Hodenberg, der Brigadeadjutant Haupt mann v. Wartenburg und zahlreiche Subalternoffiziere anderer Regimenter. Den ersten Trinkspruch brachte Oberstlieutenant v. Egidy in begeisterten Worten auf den allerhöchsten Jubilar, des Regiments allergnädigsten Chef au». Nachdem die jubelnden Hochrufe verklungen, fiel die Regimentsmusik in die Nationalhymne ein. Hierauf erhob sich der preußische Gesandte, Se. Excellenz Graf Dönhoff, und brachte unter Zugrundelegung der An fangsworte der sächsischen Nationalhyme: „Den König segne Gott", einen mit Begeisterung aufgenommenen Toast auf Se. Majestät den König, den treuesten Freund und engsten Verbündeten Sr. Majestät deS Kaisers aus. Gegen H7 Uhr hob Oberstlieutenant v. Egidy die Tafel auf, worauf sich Se. Königl. Hoheit Prinz Max, Graf Dönhoff und viele andere hohe Ehrengäste des Regimentes in das Unteroffizierskasino begaben. Die Unteroffiziere des Regimentes hatten sich in ihren festlich geschmückten Räumen zu gemeinsamer Mittagstafel versammelt, zu welcher auch eine Depu- daß sich erfüllt hat, was ich schon seit über Jahres frist wiederholt gerathen: ein Hinüberführen Frl. Bastä's zu bedeutsameren Aufgaben des jugendlichen Liebhaberinnenfaches. Gräfin Lambach war bis jetzt ihre umfangreichste Rolle und sie hat sie mit Geschia- lichkeit, mit herzlichem Ton, mit weicher und sehr hübscher Empfindung gespielt. Sie war nie krankhaft, nie theatralisch affektiert. Das ist viel und bei einer so angenehmen Erscheinung einstweilen genug, wenn auch das tiefere Erfassen großer Wirkungen versagt bleibt. Sehr glücklich kam die Darstellerin über die unglückselige, aus Charakter und seelischer Situation der Titelrolle heraussallende Parlamentsszene hinweg, eine scherzhafte Stelle, die Lubliner vielleicht auS einem liegengebliebenen Lustspielfragment herausge nommen und verwendet hat. Den Grafen Lambach Hr. v. d. Osten mit der bei ihm bekannten Routine nno Strebsamkeit. Auch Hr. Swoboda spielte den Schwiegervater sehr gemütvoll, nur ist in den aufgeregten Augenblicken der kreischende Ton zu meiden. Von ganz vorzüglicher Wirkuna war die Baronin Nordheim von Frl. Ulrich. Die Künst lerin zeichnete diesen Charakter sehr klug um einige Stufen höher, als er im Stücke wirklich steht. Auch das Liebespaar Susanne und Paul, wurde von Frl. Tullinger und Hrn. Dettmer alleniebst und frifch- gemut dargestellt. Hr. Wallner gab al» Crosby eine gute Charakterfigur. Das Stück empfiehlt sich den Theaterfreunden zu wiederholtem Besuch. O. B.
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