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Dresdner Journal : 19.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-19
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 19.09.1884
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—WM MW Freitag, den 19. September Dres-im Immml Verantwortliche Redactton: Oberredaeteur Rudolf Günther in Dresden. Tüoiol. Lrpoüition äs» vrooäosr ^ourn»!», 1)r«»äeo, Ho. 80 für die betheiligten Mächte wie für da» übrige Europa gesichert sei. Die richtige Würdigung der Thatsache itvorU in» ir, „»»»ist « »l, - st - rtuUd äeo1»cl»«o Noiolro» tritt ko»t- uuct 8towpol»u»cUn^ lü»»u. Im N»1eL« Ntürliokr.... 18 ^Mrlicd- 4 Hurk 80?t. Lio»«1u« llruumorii: 10 kk. >i» nid«, »«d-0«i» »»ld«, ar So»«. 7»M«r. U, V»««>»«- ^».I»>.» r. 1884. 810M «maudU Dar»- c «mit Mlm-ta II».„V 7, u»U„ K. «» »»ri, a-da». 4, 141,7»! St--Pr -r loldrent« > »4,8»! Soldmü. »1/78« » 18« attyard- 104,37; , wich « IUI» , voi tiik ieb dir n ,t- , sucht Stou buuren iutrr- ir »b- » Spe- »nd ift t Ullgt- rilalw» n M; - «ich, ebe d«i md X- Ikt IX». wurda gemel werde die polittsche, sociale und ökonomische Situation Europas günstig beeinflussen und die Unsicherheit von heute auf morgen beseitigen; die Sicherheit beruhe nicht auf abstracten Theorien und zufälligen Gefühlen, sondern auf praktischer Uebereinstimmung der Interessen, welche eine dauernde Einigung herbeiführen müsse. Kairo, Donnerstag, 18. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) „Reuter'» Office" meldet, daß eine vom 26. August b. I. tatirte Depesche de» General» Gordon eingegangen sei, in welcher e» heißt, er erwarte die Ankunft englischer Truppen und bitte, ihm Zebebr Pascha, sowie 300000 Pfd. Sterl, zuzusenden; er werde in einigen Tagen zur Be setzung Berber» schreiten und den Sudan dem Sultan übergeben, sobald eine genügende Anzahl türkischer Truppen eingetroffen sein würde. Die heute hier versammelten Bürgermeister belgischer Städte beschlossen, am 2. October von Neuem in Brüssel zu einer Berathuag zusammen- zutreten. Brüssel, Donnerstag, 18. September. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Der gestrige Abend verlief sehr unruhig; mehrere an 1000 Personen starke Men- schrntrupp» durchzogen pfeifend, lärmend und die „Marseillaise" singend die Hauptstraßen, sammelten sich vor dem königl. Palai» und der Expedition de» katholischcn Journal» „Patriot«", so daß dir Polizei einschreitev und dieselben zerstreuen mußte. Die meisten liberalen Journale fordern die Bevölkerung zur Ruhe und Anwendung nur gesrtz« licher Mittel zur Bekämpfung de» Schulgesetze» auf. Bern, Mittwoch, 17. September, Abend». (W. T. B.) Dem Vernehmen nach bat der Bunde»- rath von der italienischen Regierung die Abbe rufung de» italienischen Consul» Grecchi in Lu gano bi» Ende September verlangt und andern- fall» die Entziehung de» Exequatur in Aussicht gestellt. Neapel, Donnerstag, 18. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach dem Municipalberichte find von gestern Mitternachts bi» heute Mitter nacht» 510 Erkrankungen und 23S Tode»fälle an der Cholera gezählt worden. Madrid, Mittwoch, 17. September, Abend». (W T. B.) Dem Journal „Epoca" zufolge soll der spanische Botschafter in Pari», Tilvela, sein EiitlaffungSgesuch eingrreicht haben, London, Donnerstag, 18. September. (Tei. d. Dresdn. Journ.) Die „TimeS" meldrn au» Hongkong, daß da» französische Kriegsschiff „Atalante" ein reguläre» Hongkonger Handel»- fahrzeug in der Einfahrt de» Hafen» enterte und dessen Kanonen und Munition über Bord gewor fen habe. Unttr den Kaufleuten herrscht darob große Erbitterung, weil diese Fahrzeuge ohne Kanonen machtlos gegen die Küsteupiraten find. St Petersburg, Donnerstag, 18. Septem ber. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser er nannte den Deutschen Kaiser zum Inhaber deS berühmten Ordensdragon,rrcgiment» und ordnete gleichzeit g an, baß dir Offiziere dieses Regiment», sowie die Offiziere de» Dragonerregiment«, dessen Chlf der Kaiser von Oesterreich ist, in ihren Epau- lrltes die Namenschiffer ihrer Chef» tragen. Ler Kaiser verlieb ferner dem deutschen Botschafter General v. Schweinitz und dem Grafen KLlnoky den Andreasorden, dem Grafen v. Wolkenstein und dem General v. Werder den Alexander-NewSky- orden mit Brillanten, dem General v. Albedyll und dem Keldmarschalllieutenant Grafen Mondel den Alexanver-Newskyorden, dem Grafen Herbert v. Bismarck den StanislauSordev 1. Classe, dem Grafen Wilhelm v. BiSmarck und dem General major v. Klepsch den St. Annenorden 2/Claffe mit Brillanten, dem Kürsten Radziwill aber den weißen Adlerordru. Der Kaiser von Oesterreich verlieh dem Markgraf,» WielopolSky die Eiserne Krone 1. Classe und schenkte dem Commandeur des Kex- holmer Regiments eine goldene, mit Brillanten geschmückte Tabatidre. Das „Journal de St. PöterSbourg" constatirt, daß die Kaiserzusammenknnst vollkommen die An- schauungeu, m»l wilchkn daS Blatt dieselbe be- grüßte, bestätigt hat, und fährt bann fort: An Stelle einer isolirten Action tritt das Princip der Einigkeit, Versöhnung und Beruhigung, wonach fortan alle gegenwärtigen und zukünftigen Fragen Ftmllcton. Redigier von Otto Bane«. i V0U mch: — 44«« NurU» rl»d»4 <4 l<u>—Li», g«i an! » nichi Food» Stente». «le-ia Fondt l. eiwa» ,t fester > «ussi, > einige« msatzlot. lebhaft. Soursn rommei, t, sowi« en zieM gerkella oben sich Tel. tu erhüft »Ungar- Iconon- für Ift statt. am N u, «S f-, daß »Ha ischr An- ^Lr «len kaum viuor ^«iipaltaaeo i nut««!!« »0 kL votar äi« 2«ilo so kk. , ö« l'ndollen- unä ANarimnt» 80 Si> Lriedola»» r TS^liod mit ^uinudw» üor 8ouu- uock k'siartn^» Xdsvü, Kr fol^suäsn Daß. Ämtlicher Theil. Dresden, 15. September. Se. Königliche Majestät haben Allergnädigst geruht, dem Untersteuereinnehmer Friedrich August Kürstner in Oederan da» AlbrechtS- kreuz zu verleihen. iffe. «ea» r, > Var«.», »«»4« HI, w. io. ll, derselben gehörigen Aemter, sowie auch des Ober- landeSgerichteS nach Nationalitäten. TaS aber ist deswegen unmöglich, weil eine vollständige Abgrenzung der Bezirke, so daß e» nur Bezirke mit einer Natto nalität geben würde, undurchführbar ist. ES müßten demnach diese Instanzen in drei Sektionen getheilt wer den, was, abgesehen von den stabilen Competenzcon- flicten, die Geschäftsführung höchst complicirt, häufig sogar unmöglich machen würde Der zweite und haupt sächlichste Grund ist bekannt. Die tschechische Natton kann nie ihre Zustimmung ertheilen zu irgend einer Organisation, welche gleichbedeutend wäre mit einer Zer reißung des Königreichs Böhmen, sei diese Zerreißung nun eine physische, oder eine juristische. Eine solche direkte Forderung ist aber in dem Anträge selbst nicht ent halten; sie sei darum übergangen. In meritorischer Beziehung enthalte, wie der„Pokrok" weiter ausführt, der Antrag Nichts, als was die Tschechen selbst nicht schon oft, jedoch vergeblich angestrebt hätten. DaS Landtagsarchiv bewahre genug Beweise dafür auf, da runter auch einen detaiüirten Antrag auf die Theilung Böhmens nach dem Grundsätze, daß die Bezirke soweit, als möglich nach den Nationalitäten abgegrenzt werden. Den Umstand, daß die deutschen Abgeordneten jenen Boden betreten, auf dem ihnen schon vor Jahren die Unterhandlungen angeboten wurden, begrüßt der „Pokrok" als eine sehr erfreuliche Erscheinung, da damit die erste Vorbedingung gegeben sei für die Mög lichkeit einer Verständigung. Indem die Deutschen so vorgehen, verlangen sie kein besonderes nationales Vorrecht; ihr Antrag bedeute das Angebot von Unter handlungen zwischen gleichen Faktoren. Es handle sich um eine Angelegenheit, die sich nicht durch Ma- jorisirung, sondern einzig und allein durch Verständigung zwischen den beiden Nationalitäten austragen läßt. „Die Abgrenzung der Bezirke nach Nationalitäten, wie sie die deutschen Abgeordneten fordern, ist eines von jenen Mitteln, welche dazu dienen können zur Sicherung des Rechtes bei den Nationalitäten bezüglich des Sprachengebrauches bei den Aemtern und Gerichten. Durch die Bildung einstämmiger Bezirke wird auch keine Gelegenheit sein zu nationalen Mißverständnissen, und unsere Abgeord neten werden gewiß bereitwillig für eine solche Theilung Böhmens stimmen, welche diesem Postulate, soweit eS überhaupt möglich, entsprechen würde. Was diese Möglichkeit betrifft, wäre es aber angezeigt, sich vor Sanguinlsmus zu hüten, und an diesem leiden hier und da die Erwägungen, welche die deutschen Abgeord neten ihrem Anträge vorausschicken. So verträgt eS sich nicht mit den bestehenden Thatsachen, wenn be hauptet wird, daß der weitaus größte Theil der Ge richts- und Vertretungsbezirke bereits nach Nationali täten geschieden ist. Dieser Superlativ ist doch zu stark." In dieser Beziehung constatirt der „Pokrok" auf Grund der Ergebnisse der letzten Volkszählung, daß es in Böhmen 100 reintschechische, 00 reindeutsche Bezirke gebe, während ein Viertel der Bezirke, nämlich 52, und dazu noch die Städte Prag und Reichenberg, national gemischt seien. Ebenso sanguinisch sei die weitere Behauptung, daß die Trennung der gemischten Bezirke bis auf wenige und ganz unbedeutende Aus nahmen ohne Schwierigkeiten durchzuführen wäre. „Demungeachtel", schließt der „Pokrok" seine Ausfüh rungen, „ist aber der Antrag der deutschen Landtags abgeordneten dennoch im Ganzen eine geeignete Basis der Verhandlung, und bei gegenseitiger Bereitwilligkeit beider Parteien kann dadurch viel beigetragen werden zur Milde rung der Gegensätze, unter welchen beide Nationalitäten leiden. Wir wundern uns nur darüber, daß die deutschen Abgeordneten diesen Antrag, mit welchem sie LXpitg: n Lroniktetter, OomwiniooLr ä«» vreuänsr ^ournul»; Niuodor- Ldrllo -Visu r»tp^A >r«,I»o rrooklvrt *. X.: //aaaerut«« i« dosier,- v-rU»-Vt«o Muodor, kr»U-l^ip»ix kr»okeort ». N. -Nüo«k»o: Nx-t M>«e, LorUo: vr«o«o: L. Le^tott«, 3r««l»u L-reau <Lm«t LadaO»-,- Nroodtort » X : L kuck tum<i>un^; vorUt«: k? 6. LckiÄxier, k»rt» >»rlt» rnmtlNirr X - Oo , ^1<i. Ein Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Mardy. (Fortsetzung.) „Hml sehr bedenkliches Symptom I" verkündete der Dorsäskulap, mit dessen Wissenschaft es in diesem br- sondern Krankheitssalle zu Ende war. „Alle fünf Minuten frische kalte Wasserumjchläge, Eis wär noch besser, aber wo jetzt herholen? Können augenblicklich weiter nichts thun, müssen abwarten, bis er — Herr Gottl" unterbrach er sich, als ein glührother Blitz mit blendender Helle das Stübchen durchzuckte, dem ün selben Augenblicke ein betäubender Donner folgte — „ist das em schreckliches Gewitter! Meine armen Kinder werden sich halb zu Tode ängstigen! Möcht' wohl mal auf 'n Augenblick hinüber laufen!" „Gehen Sie in Gottes Namen, .Doctor', bei solchem Wetter ist Jeder am besten bei den Seinen aufgeho ben," sagte Herr Kleiu. „Wegen der Umschläge dürfen Sie außer Sorge sein, ich und Käthchen werden's nicht an Achtsamkeit und Pünktlichkeit fehlen lassen, nicht wahr, Kind? Und so bald das Gewitter nur 'n Bißchen nachläßt, muß Christian nach Berlin fahren, was die Pferde lausen können und den Herrn Sani- tätSrath holen." Herr Klein ging nun ab und szu. Seme Frau hatte vollauf mit den Kioderu zu thun, die au» Furcht Tante", lautete Käthchen's beklommene Erwiderung, dabei war sie auch schon, schnell wie der Wind, zur Thür hinaus. „He, Käthchen!" rief der Onkel ihr noch nach, „weißt Du vielleicht, ob Fritz schon vom Felde zu rück ist?" „Nein, Onkel!" entgegnete sie hastig. Sie flog förmlich über den Hof, bis sie in der Gartenthür stand und hier, sich nach der Tante umschauend, wollte sie dieselbe eben laut rufen, doch der Laut auf ihren schon halb geöffneten Lippen erstarb, als sie nur wenige Schritte seitwärts, vor der Jasminlaube sitzend, die Gesuchte erblickte, und dicht da vor ihr, leicht über die Schlummernde herabgebeugt, Fritz Schäfer. Plötz lich trat er einen Schritt zurück — er hatte sich wohl nur über ihren festen Schlaf vergewissern wollen — und erhob langsam die Hand mit der schweren eiser nen Hacke. Ueber seine mörderische Absicht konnte Käthchen sich nicht täuschen; denn noch nie hatte sie ein Menschenantlitz gesehen von so deutlich sprechen dem Haß entstellt. DaS Herz stand ihr still vor Schieck — sie wollte schreien, vorwärts stürzen, ihre Sprache, ihre Glieder waren wie gelähmt — und doch hing am nächsten Augenblick ein Menschenleben! Alle ihre Empfindungen strömten zusammen in dem einen Impuls: „Die Bedrohte retten auf Kosten des eignen Lebens!" Wie es dann gekommen, daß sie zwischen dem Mörder und seinem ahnungslosen Opfer stand, wußte sie sich nicht zu erinnern — ihr war, als hätte ein Engel sie getragen! — Und dann traf sie sein Blick — den würde sie nie, nie vergessen können. Zuerst leuchtete ihr daraus die wild auslodernd« Kluth eine» I«irt«d»», Ir»!»«»»««. »«4v» I, »«Id—». weinten und schutzsuchend sich an die Mutter drängten, so blieb Käthchen meist allein bei dem Kranken. Beinah so regungslos wie jener, saß sie an seinem Bette. Wenn sie die Umschläge erneute, lag in ihren Bewegungen etwas Mechanisches, fast Automatenhastes I Der Eindruck des Furchtbaren, da» ihre Augen ge schaut, lag noch immer wie ein Bann auf ihrer Seele! Sie konnte nichts andres denken und sehen, al» nur die» eine grauenvolle Bild! War's denn kein bloßer Fiebertraum? Keine Vision einer überreizten Ein bildungskraft? — Ach Gott! da lag er ja vor ihr, wie sie ihn hatte zusammenbrechen sehen! Sie rief sich wieder und wieder den ganzen Vorgang zurück. Schon seit frühem Morgen war sie von ei»er seltsam beklemmenden Unruhe gepeinigt worden, welche sie der gewitterschwülen Luft zuschrieb. Im Freien hatte sie es noch drückender gefunden, als im kühlern Zimmer, deshalb blieb sie dort mit den Kindern zurück, während die Tante den Aufent halt im Garten vorzog. Bei der der letzteren eigenen, Käthchen bekannten Gewittersurcht, wunderte sie sich, daß sie so lange draußen blieb, indem die immer höher steigenden, die ganze Natur verfinsternden schwarzgrauen Wolken jeden Augenblick den Ausbruch des Unwetters erwarten ließen. Sie fing an sich zu ängstigen; mit den Kindern am Fenster stehend, schaute sie immer sehnsüchtiger nach der Erwarteten aus. Sie wäre am liebsten in den Garten geeilt, sich nach der Tante umzusehen, wollte aber die Kinder nicht allein lassen. Da trat endlich der Onkel in die Stube. „Wo ist Mutter? Doch nicht mehr im Garten?" fragte er besorgt. „Freilich! bitte, bleib hier, Oukel, ich hole die Dresden, 18. September. Die seit geraumer Zeit lebhaft erörterte Frage der administrativen Zweitheilung Böhmens hat nun mehr greifbare Gestalt gewonnen, nachdem in der Dienstagssitzung des böhmischen Landtags der Abg. l)r. Herbst nebst Genossen den in vor. Nr. seinem Wortlaute nach mitgetheilten Antrag gestellt hat, die kaiserl. Regierung möge aufgefordert werden, in der nächsten Session einen Gesetzentwurf in Betreff einer national gleichartigen Gestaltung der böhmischen Gerichtsbezirke durch Regulirung der Sprachengrenze einzubringen. Es liegt hier also eine Einschränkung der Vorschläge des Abg. vr. Ruß vor, welche in der Scheidung Böhmens m zwei Gebiete gipfeln: das eine, in welchem die deutsche Staatssprache die aus schließlich landesübliche ist und ausschließlich deutsch amtirt werden soll, und das andere, in welchem vor wiegend das Tschechische landesüblich ist, und wo das Deutsche blos in seiner Eigenschaft als Staatssprache ergänzend eintritt; ferner in der gesetzlichen Feststellung der Doppelsprachigkeit von Prag und seiner nächsten Umgebung. Während die Ruß'schen Vorschläge un zweifelhaft von der Mehrheit des Landtags entschieden zurückgewiesen worden wären, scheint der Herbst'sche Anttag auf Umgestaltung der gemischt-sprachigen Be zirke in rein nationale doch nicht so aussichtslos zu sein, als mehrseitig angenommen wurde. Freilich m der gestrigen „Politik" wird dafür plaidirt, daß dieser Antrag schon bei der ersten Lesung zurück gewiesen, daß derselbe also nicht einmal von einer Commission in Berathung gezogen werde. Allein diese Auslassung des genannten Blattes stammt offenbar nicht von maßgebender tschechischer Seite; denn der „Pokrok" spricht sich in überraschend günstiger Weise über den Herbst'schen Antrag aus. DaS Organ des Abg. Dr. Rieger sagt nämlich: „Wir nehmen keinen Anstand, zu constatiren, daß dieser Antrag (selbstverständlich nur der Antrag selbst, nicht dessen Motivirung) Nichts enthält, was unseren Grundsätzen widersprechen würde; ja wir können sagen, es befindet sich dann Nichts, was wir nicht schon wiederholt, wenn auch vergeblich, zu erlangen gesucht haben. Wenn wir diesen Antrag mit den Manifestationen vergleichen, deren Schauplatz seit dem Schluffe der vorjährigen Landtagssession die deutschen Bezirke in Böhmen gewesen sind, so finden wir einen wesentlichen und sachlich günstigen Unterschied heraus in der Angelegenheit, um die es sich handelt. Aller dings findet sich in der Motivirung des Schlußantrags ein Passus vor, gegen den wir uns im Interesse der Sache verwahren müssen. Es ist dies die Anspielung auf eine Neuorganisation der zweiten Instanzen, welche sich analog der Eintheilung der Bezirke nach Natio- behandelt würden und der Friede vollkommen wirksam nalitäten vollziehen soll. Dies würde offenbar die ; Forderung nach Theilung dieser Instanzen involviren, : demnach die Theilung der Statthalter« und der zu Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Donnerstag, 18. September, Bor- - mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser ist heute früh um 7 Uhr über Hannover nach Schloß Benrath abgereist, wo Se. Majestät Nach mittag» um 4 Uhr eintrifft. Pari», Mittwoch, 17. September, Abend». (W. T. B.) Die von dem Admiral Courbet gestern hier eiugrgangrne Depesche erwähnt die von „Reu ter'» Office" in London gemeldete Landung fran zösischer Truppen bei Kimpai nicht» meldet viel mehr nur» daß ein französische» Kriegsschiff» welche» den Depeschendirnst nach Picaigu zu versehen und hierbei jedes Mal da» Keuer chinesischer Batterien zu passiren hatte» den Befehl erhalte» habe» da» Feuer zu erwidern. Brüssel, Mittwoch, 17. September, Abend». (W. T. B.) Der König empfing heute Bormittag» ^11 Uhr die Bürgermeister vou Brüssel» Gent, Lüttich, MonS, Arlon und Antwerpen, welche die Bereiubarung der Commuuen betreffs de» neuen Schulgesetze« mitunterzeichnet haben. Auf die An sprache dr» Bürgermeister» von Brüssel, welcher auf die große Bedeutung der Petitionen von 820 Comwuneu mit 2800000 Einwohnern gegen da» Schulgesetz hinwirv» erwiderte der König: „Ich nehme Ihre Petition als den Ausdruck der Wünsche einer großen Anzahl von Bürgern entgegen, welche Magistrats- und Communalämter bekleiden. Ich habe auch eine sehr große Anzahl von Petitionen er halten, welche sich in dem entgegengesetzten Sinne aus- sprecheu. Angesichts dieser so verschiedenen Meinungs äußerungen muß ich mich dem Willen des Landes, wie er durch die Majorität der beiden Kammern zum Aus druck gebracht worden ist, anschließen. Sie beurtheilen mich zu wohlwollend, wenn Sie meine Weishttt rühmen; aber ich acceptire Ihre Worte über meine gewissenhafte Beobachtung der Pflichten eines constitu- tionellen Souveräns. Ich werde meinem Eide stets treu bleiben und fortdauernd bemüht sein, den regel mäßigen Gang der parlamentarischen Regierung sicher zu stellen. Ich werde niemals einen Unterschied zwischen den Belgiern machen, sondern für die Einen Dasselbe thun, was ich für die Anderen gethan habe. Mein Verhalten wird unter den gegenwärtigen Um ständen das nämliche sein, welches es im Jahre 1870 war. Indem ich von den mir zusteheuden Präroga tiven im Geiste der Verfassung Gebrauch mache, diene ich Belgien, unseren zwei großen politischen Parteien und der Sache der Freiheit, der ich tief ergeben bin. Ich danke den Bürgermeistern für die Gefühle, die sie für mich persönlich an den Tag gelegt haben." Der König richtete hierauf noch mehrere Au fragen au die Bürgermeister über die Lage, welche durch die Ausführung des Schulgesetzes für die von ihnen vertretenen Gemeinden herbeigeführt werden würde. Um Ult Uhr kehrten dir Bürger meister, welche vor dem königl. PalaiS wir vor drm Rathhause von riuer zahtrrichru Menge unt Beifallsrufen empfangen wurden, nach dem Rath- Hause zuruck. Ein Individuum, welches durch Pfeifen die Ruhe zu stören suchte, wurde verhaftet. tödtlichen Hasses entgegen, aber sie erkennend, wandelte sich der Ausdruck in erschütternder Weise! Erschrocken, entsetzt, mit unbeschreiblich schmerzvoller Traurigkeit starrte er sie an, bis er, wie ein Trunkener taumelnd, plötzlich zu Boden stürzte. Der ganze Vorganb mochte in kaum mehr al» einer einzigen Minute sich abgespielt haben, aber eine Minute, die Käthchen eine Ewigkeit dünkte. Auf den lauten, wiederholten Hilfeschrei der Tante stürzte der Onkel und fast gleichzeitig ein im Pferde stall anwesender Knecht herbei. Auch sie glaubten nicht anders, als Fritz Schäfer sei vom Blitze getrof fen. So schnell wie möglich — denn nun brach das Unwetter mit schreckenerregender Heftigkeit los — trug man den Leblosen ins HauS und hier in Käthchens zunächst liegendes Zimmer. — Hu! war das eben wieder ein Blitz, als ob der ganze Himmel sich öffnete, und nun dieser krachende Donnerjchlag und dies Sausen und Brausen in der Lust, als stünde man vorm Weltuntergänge! Scheint'- nicht, als ob der Kranke sich bewegt? Athmet er nicht tiefer? Hat der grollende Donner ihn aufgeschreckt aus seiner Betäubung? Schlug er dröh nend an sein Gewissen, wie Posaunenton am jüngsten Gericht? Käthchen lauschte mit angehaltenem Athem, den blonden Kops wett vorgebeugt: Fritz lag regungslos wie zuvor, da» wilde Pochen de- eigenen Herzens mochte sie getäuscht haben. Wie — wenn er nie wieder erwacht? Unbewußt hinübergeschlummert in die Ewigkeit? (Fortsetzung folgt.)
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