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Dresdner Journal : 02.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-02
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.04.1882
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* Prag. 31. Märt- Or. Rieger wurde iu der städtischen Beseda gestern Abend mit einer Ovation begrübt. Lr erwiderte auf die Ansprache de» Ob mannes Skarda u. A Folgendes: „Nickt Alles was wir austreben, können wir erreichen. Wir müssen uns gedulden, unsere Forderungen mäßigen. Wir müssen v-denkn, daß wir österreichische Staatsbürger sind, und unsere Forderungen nach den Bedürfnissen des Staates einnchteu. Wir wollen vor den Deutschen nichts voraus haben; neben ihnen wollen wir unsere Rechte genießen. Wir haben Fortschritte gemacht, die wir anderswo suchen würden.- Agram, 31. Märj. (Tel.) Die Budgetdebatte d«S kroatischen Landtags wurde heute geschlossen und das Buvget hierauf mit überwiegender Majorität angenom men. (Im kroatischen Landtage vergeht kein Tag ohne Skandal. In der vorgestrigen Sitzung mußten die Valerien geräumt werden, und die Sbgg. Starcevic, Markovic, Kamenar, Crnadak und Genossen erhoben wahrend der Rede de- Sectionsches» Zivkomc einen derartigen Tumult, daß dieser auf da» Wort verzichtete und gestern im Club der Regierungspartei die Er klärung abgab, er werde »m Landtage nur noch Inter pellationen beantworten und nicht mehr da- Wort er greifen.) Paris, 30. März. Die Budgetcommission der Deputirtenkammer hält tägliche Sitzungen. Man weiß noch nicht, wen sie zum Generalbericht- erstatter wählen wird, aber die meiste Aussicht scheint beständig Ribot zu haben. Neben dem Präsidenten Wilson ist er jedenfalls die hervorstechendste Persön lichkeit der Commission und diejenige, die m der Kammer das größte Ansehen genießt. Ein bezeich- uender Umstand ist eS, daß man Niemanden in dem Budgetausschuß zu finden vermag, der sich zum Be richterstatter für das Lultutbudget hergeben möchte. Heute Nachmittag wurde eine andere wichtige Com mission gewählt, diejenige nämlich, welche da- Recru- tirungsgesetz der Regierung und folglich auch das Gegenprojett Gambena'S zu prüfen hat. S.e soll auS 22 Mitgliedern, 2 für jedes Bureau, bestehen. Mehrere Bureaux vertagten die Wahl. Einige Sen sation machte es, daß im 9 Bureau Gambetta neben dem Baron Reille zum Lommissar gewählt wurde. Im Ganzen scheint es, daß man sich dies Mal mehr durch Rücksicht auf die Competenz der Candidaten, als durch Patteierwägungen leiten ließ. Was daS neue RecrutirungSsystem werden wird, darüber läßt sich noch schwer eine Bermuthung aufstellen. Die D putitten schwanken offenbar zwischen den Ideen deS CabinetS, wonach zwar der 3jährige Dienst zum Princip erhoben wird, aber doch noch manche Ausnahmen und Erleichterungen übrig bleiben, und dem Plane Gambetta'-, der ihnen durch seine demokratische Tendenz verführerisch erscheint und der eine Diensterleichterung absolut nur für die Söhne be dürftiger Familien eintreten läßt. Wenige wagen auch in der Presse freimüthig gegen diese Tendenz zv reagiren, und zu diesen Wenigen gehört der „TempS- »Da« wahre Pnncip", sagt derselbe heute, .ist diese-: keine Kraftverschwendung, keine unnöthigen Opfer. Jeder mann soll fähig sein, zu kämpfen oder die Hilfsdienste in der Armee zu leisten. Aber wenn diese Fähigkeit erworben und constatirt ist, werden wir dann aus Liebe zur Symetrie und Gleichförmigkeit Denjenigen 3 Jahre bei der Fahne halten, für den ein 6monatiger Aufenthalt genügt? Erfordert die Gleichheit dieses? Erfordert sie auch, daß der junge Soldat, der nichts mehr im Regiment zu thun hat und der anderSwo zum Nutzen der Gesamnttheit sehr viel zu thun hätte, blo- de-wegen bei der Fahne bleibt, weil auch sein dem Lande weniger nützlicher Kamerad bei derselben bleibt? Wenn man mit solchen Ideen die Armee re organisiren will (und unglücklicherweise scheinen die selben in den beiden vorliegenden Projetten vorzuherr schen), so wird die Reorganisation uns sehr theuer zu stehen kommen. Man wird, um den BolksauSdruck zu gebrauchen, die Kerze auf beiden Seiten verbrennen. Man wird mehr al- vöthig für die Armee thun, ohne ilre Kraft zu vermehren, und man wird die Entwickel lung des allgemeinen Wohlstandes erschweren. - Rom, 31.März. (Tel.) Der Prinz Heinrich von Preußen ist heute hier angekommen und hat in der deutschen Botschaft sein Absteigequartier genommen.— Der Papst hielt gestern, wie der „Osservatorr Ro mano' berichtet, ein öffentliches Conststorium ab, in welchem den neuernanvten Cardinale» Agostini, Mac Cabe, Ricci-Parracciarn, Lasagm und Jacobini der Lardiaalshut überreicht wurde, worauf die neuen Car dinale den Eid leisteten. Nachd.m der Doyen der Confistottaladvocaten zum ersten Male die Sach« der Seligsprechung Pirottl'S von Benevent vettrttrn, sand unmittelbar daraus ein geheime- Consistormm Statt, in welchem der Papst an den neu ernannten Cardioäleu die Ceremonie der Mundfchließung vornahm und die Benefittaten für verschiedene Kirchen defigmtte. So dann notificltte der Papst die Mittelst Breve erfolgten Ernennungen für verschiedene Kirchen, darunter die jenige de- Generalvicars l)r. Bernhard Höttng zum Bischof von Osnabrück, de- Propstes Rodert Herzog zum Fürstbischof von Breslau und des l)r. Saspar Drobe zum Bischof von Paderborn. Nach der Cere- mouie des Mundöffnens überreichte der Papst den neuen Cardinäleu die CardinalSringe und verlieh den selben den Presbyterialtitel. Schließlich ernannte der Papst apostolische Delegaten, und zwar Msgr. Sam- duccetti für Ecuador, Bolivia und Peru, Msgr. del Frate für Chile und Msgr. Magno für Costa-Rico. London, 31. März. Ein Telegramm der„N.fr.Pr.* meldet: Selt vielen Jahren war die Aufregung der politischen Kreise nicht so groß, wie gestern angesichts der bevorstehenden Entscheidung des Unterhauses über die Clüturebill, da sowohl das frühere Cabinet Glad stone wie auch das Ministerium Beaconsfield nicht infolge einer ungünstigen Abstimmung deS ParlamenteS fielen, sondern in Lonsequenz der allgemeinen Wahlen, während das Cabinet noch die Majorität befaß. Beide Parteien machten die größten Anstrengungen, um die vollzählige Aliw.senhett ihrer Mitglieder zu erzielen. Es sind Abgeordnete aus den entferntesten Orten em- getroffen. Besonders die „ Einpeitscher ' der Regierungs partei leisteten Großes, und es dürften sich blS auf die wirklich Schwerkranken die Abgeordneten fast voll zählig elngefunden haben. Das Haus, sowie die Lobbies waren gedrängt voll. Ein dlftinguirleL Audi torium süllte die Galerien. Mit größerer Majorität, als selbst die Liberalen erwartet hallen, verwarf da» Unterhaus heute Morgen nach 2 Uhr daS Amen dement deS radicalen Mitgliedes für Brighton, Marriott zur ersten Clütureresolutton, welches den Schluß der Debatte durch eine einfache Maiorttät als unzulässig erklärt. Die Debatte dauerte den Abend und die ganze Nacht. Bright sprach vortrefflich eine ganze Stunde hindurch ln besonders bitterer Werse gegen die irischen Landligisten mit ihren amerikanischen Allurten, welche jede Regierung unmöglich machen. Sexton, ein irischer Parnellil, erklärte m einer langen Rede, zur Einsicht gelangt zu sein, eL sei verderblich für Irland, wenn die beiden großen englischen Parteien überelnstimmen; da nun die Clöturefrage eine große Spannung zwl chen ihnen Hervorrufe, werd« er für dieselbe stimmen. Nach Mitternacht sprach Northcote, worauf um 1 Uhr Morgen- Gladstone die Schlußrede begann. Er ver suchte darzulhun, daß mit der Annahme dis Mar- riotl'schen Amendement- gar keine Majorität den Schluß der Debatte beschließen könnte. Hierauf erfolgte die Abstimmung, welch« 39 Stimmen Majorität unter un endlichem Jubel der Regierungspartei ergab. Dieses Resultat wurde nur durch de m Marrwtt's Amen dement durch den Sprecher gemachte Abänderung des Wortlautes ermöglicht; ursprünglich lautete dasselbe: DaS Unterhaus verwerfe, daß der Schluß der Debatte durch die .knappste* Majorität vonrt werden könne; allein der Sprecher schloß daS Beiwort .knappste* aus, wodurch das Amendement nun wirklich jeder Majori tät daS Recht der Clüture zu verweigern schien. Diese Lift de- Sprechers, Wilcher ei mit der Regierung hielt, bestimmte Biele, gegen das Amendement zu stimmen; ferner machten die Minister noch in ihren letzten Reden gewisse doppelsinnige Bemerkungen und Ver sprechungen, mit dem heutigen Votum lei die Frage noch nicht ganz abgethan; andere Amendement- könnten noch die Schärfe der ersten Resolution mildern, nur müsse gegen Marriott gestimmt werden. Durch solche Kniffe und Drohungen errang dir Regierung den Vor theil. Die .Time-* schreiben, ein solchelweffe ge wonnener Sieg könne nicht einmal em taktischer Erfolg genannt werden, während er absolut keine moralische Autorität besitze; derselbe «präsentste Urtheil und Willen der Minorität, welch« ihr« wenig«! muthigen College» besiegte Alle anderen Blätter, außer den .Daily New»*, uttheilen noch schärfer. — Einer Londoner Correspondenz d«S .Bund- ent nehmen wir Folgende«: Da» Gros der liberalen Partei scheint mit dem Entschluß Gladstone'-, bei d«r Clöture zu stehen oder zu fallen, gar nicht einverstanden zu sein. Biele Liberale hätten vorgezogen, wenn da- Ca- biuet zuvor da» politische Stimmrecht in den Graf schaften dem der Städte gleichgestellt und womöglich auch eine der BevölkerungSzahl bester entsprechend« Ver tretung im Unterhaus eingeführt hätte. Arthur Arnold, Mitglied für Salford, brachte auch eine bezügliche Re solution ein. Dem Censu» von 1881 zufolge haben England und Wale» 2097 892 bewohnte Häuser und 1 505451 Stimmd-'rechligte in den Städten. DaS Ver- hältniß der Wähler zu den Einwohnern ist wie 1 zu 10. Die Zahl der Stimmberechtigten in den Graf schaften würde durch die vorgeschlagene Gleichstellung von 932860 um 1334 000 gehoben. In Irland, wo eine ausnahmsweise enge Qualification vorherrscht, würde die Zunahme 500000, in Schottland 150,000 betragen, in runder Summe für das gesammte König reich ein Zuwach» von etwa 2 Millionen Stimmen. Dl« Reformblll Disraeli'S im Jahre 1867 gab eine Vermehrung von 12M000 Wählern. Was dann die billig«« Bertheilung der Sitze anbelangt, so würden England und Wale» 484 (4 weniger, als jetzt), Ir land 96 (7 weorger) und Schottland 69 (11 mehr) er halten. Wie stellt sich nun Gladst'ne zu diesem Pro- ject? Er gab ihm seine ganze Billigung und Unter stützung; allein er verwies die praktische Ausführung desselben aus eine spätere Session — zur großen Ent täuschung vieler seiner Anhänger. Kopenhagen, 31. März. Ern Telegramm der „H. At.* meldet: Vom FünfzehnerauSschuß desLandS- thlngS empfiehlt die aus 12 Rechtenmänner« bestehende Majorität das Festhalten an den 3 Confliclpunkten, doch wird ein späteres Entgegenkommen zur Vermei dung einer Demüthlgung in Aussicht gestellt, sofern daS Lolksthing entsprechendes Entgegenkommen zeige. Die 3 Llnkenmänner empfehlen die Annahme des LlnkenbudgetS pure, weil das Bolksthing nach zwei Auflösungen nicht nachgeben könne. St. Petersburg, 31. März. Ter hiesige Cor- «spondent der .Nal.-Ztg.* telegraphitt: Die Re gierung beschäftigt sich mit einem Plan, demzufolge alle Ausländer, welche länger als 5 Jahre in Ruß land wohnen,sich naturalisiren lassen müssen. (Die .Rat.-Ztg.* bemerkt hierzu: Kommt dieser Plan zur Ausführung, so werden Tausende von deutschen Reichs angehörigen vor die Alternative gestellt, entweder ihre Nationalität auszugeben und russische llnterthanen zu werden, oder ihre einträglichen und einflußreichen Stellungen und Aemter zu verlaffrn und in die Hei- math zurückjukehren. Nach den alljährlich veröffent lichten Au-weisen deS Zolldepartements hinsichtlich deS Personenverkehrs über die russischen Grenzen, sind z. B. im Jahre 1880 über 7<>00 Deutsche nach Ruß- land eingewanderl Jo ganz Rußland leben nach oberflächlicher Schätzung ein paar Mal Hunderttausend Deutsche, welche noch dem deutschen Reiche als Staats bürger angehören; eine nicht geringe Anzahl davon ist noch militärpflichtig. Der beabsichtigte Naturali- sat.onSzwang würde den vieiberusenen Drang der Deutschen nach Osten wirksam unterbinden. Denn so sehr sich deutsche Kaufleute, Ingenieure, Techniker, GulSverwalter z-tzt um Aemter und Stellungen m Rußland bewerben, so wenig mögen sie Luft haben, ihr deutsche» Jndigenat aufzugeben.) — Den .Hamb. Nachr.* telegraphitt man au- St. Petersburg: Der Hauptanstister deS Attentats auf Alexander 11., der fest dessen Ermordung gesuchte Nihilist Kobostw wurde kürzlich in Moskau er griffen und nach der hiesigen Peter - Paulfeftung traoSporttrt. — Nach einer Meldung der .Zeitung von Baku* sollen 3 ausländische Reisende, darunter ein eng lischer RegierungSagent und der au» Leipzig gebürtige Gelehrte vr. Obst, welche zu gelehrten Zwecken die Teklnzenoase berersen wollten, nach KrasnowodSk zu- rückexpedirt und von dort per Dampfer nach Baku gebracht worden sein. Julius Stinda hat sich darüber kürzlich so auf- erreger erblickt. Steigen auS einem, faulende Sub- klärend ausgesprochen, al» es nach dem b'.Shettgen Stande der Wissenschaft möglich und für den Laien begreiflich ist. Wir heben daraus Wesentliche- hervor. Künstlich ozonisirte Lust hat sich wegen ihre» Reich- thumS an Ozon als giftig erwiesen und eS kann daher die atmosphärische Luft, sobald sie den höchsten unter natürlichen Verhältnissen erreichbaren Ozongehalt erlangt hat, nicht als absolut wirkungslos angesehen werden. Nur genaue, lange Zeit hindurch fortgesetzte Beobachtungen und ziffernmäßige Buchungen derselben unter gleichzeitigen Berücksichtigungen aller Nebenum stände können die immer noch offene, nur erst an geregte Frage, ob ein Einfluß de» OzonS auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung besteht, in genü gender Weise beantworten. Nach den MiNheilungen de- amerikanischen Arzte» Dr.Moffat, sollen zur Zeit derLzon- maxma Apoplexie, Epilepsie, Neuralgien undDyssenterien häufiger austrtten, als wenn die Atmosphäre nur Spuren von Ozon zeigt. Jedenfalls genügen solche Wahr nehmungen, die Vertrauensseligkeit, welche dem Ozon al» Heilmittel geschenkt wird, zu erschüttern und diesen in physiologischer Hinsicht immer noch mysteriösen Stoff auf die Liste der Verdächtigen zu setzen. Gleich zeitig fordern sie Diejenigen, welche sich sogenannter Ozonentwickler bedienen, um die Zimmerluft mit Ozon zu versehen, auf, Acht zu geben, ob zu den ange priesenen Bottheileu ficht nicht auch Nachtheile ge sellen. Der Mangel an einer exacten Methode der quan titativen Messung de» Ozongehalt- in der Lust hat nun zur Folge, daß noch nicht eruttttelt werden konnte, bi« zu welchem Procenr .tz der Ozongehalt der Lust steigen muß, um dirett schädlich zu wirken, dagegen scheint es zweffello» zu sein, daß die gänzliche Ab wesenheit von Ozon al» verdächtige« Zeichen gelten kann. Die zerstörenden Wirkungen de« Ozon« erstrecken sich nämlich auch auf die kleinsten Lebewesen, in denen man auf Gruud umfassender Forschungen Krankheit». stanzen enthaltenden Boden Dünste auf, die mit MiaSmen geschwängert find, so vernichtet das Ozon dieselb.n je nach Maßgabe seines Vorhandenseins. Daher »st die Luft in dichtbevölkerten Städten ozon- frei. Die Waldlust zeigt den größten Ozongehalt in den Wipfeln d^r Bäume, während die Fäwmßproducte der modernden Blätter am Boden das deSioficirende Ozon verbrauchen. Im Herbste, wenn die Blätter fallen, verringett sich der Ozongehalt und man hat hiermit die bekannten Herbstkrankhettea in Verbindung zu bringen versucht. Die Ansiedler im Westen Amerikas entgehen selten den Fiebern, welche austretrn, sobald eine größere Fläche de» Urwaldes zum Zwecke de- Ackerbauer entholzt wurde, und in Gegenden, die deS WaldeS beraubt wurden, ist da- Malariafieber zur Landplage gewor den, dem die Anpflanzung deS EucalytuSbaume» sieg reich entgegentritt, wre hinreichende Beispiele in Ita lien beweisen. In Betreff der Cholera ,ft festgestellt, daß »m Jahre 1864 in der Präsidentschaft Bombay diese Krankheit im stärksten Zunehmcn war, sobald Ozon enttoeder in der Luft ganz fehlte, oder kaum nachgewiefen werden konnte, dagegen nahm die Epide mie ab, al» der Ozongehalt stieg, und verschwand ganz, al- das Ozon eine zeillang im Maximum vorhanden war. Gleiche Resultate ergab«» sich 1854 und 1855 in Straßburg und die Aufzeichnungen von Glaischer und Moffat bestätigen diese Erfahrungen. Somit erweist sich da» Ozon al» ein Desinfectton»- mittel, da» die Natur täglich hervorbrmgt. D«n Fäul- ntßgiften gegenüber, die unzertrennbar von der Zer setzung der au» dem Krei-laufe de« Leben« auSgeschlt- denen organischen Gebilde find, eutstrht ein zweite« Gift, der ozomfitte Sauerstoff, und fortwährend findet zwischen ihnen ein chemischer BernichtungSkamps Statt, und je nachdem der eine oder der andere dieser Feinde präuoütt, zieht er auch die höher organifitte Ledewelt in Mstleidenschast. Bon dem Ozon unterscheidet sich noch eme zweite Modifikation der Lebenslust, welche man als activen Sauerstoff bezeichnet, die ebenfalls in der freien Natur, wahrscheinlich unler der Einwirkung deS Lichte», ent steht und auch künstlich hergeftellt werden kann. Im isolitten Zustande wurde dieselbe noch nicht erhalten, wohl aber in der Verbindung mit Wasser, da» als dann Wasserstoffiuperoxyd genannt wird. Früher wurde dem Ozon die Hauptthätigkeit bei dem Processe der Rasenbleiche zugefchrieben, allein neuerdings hat Emil Schöne nachgewieseu, daß es der actrve Sauerstoff deS in der Natur sich bildenden Wasserstoffsuperoxyd» ist, der den Farbstoff der dem Licht und der Lust ausgesetzten Leinwand zerstört. Schon lange waren die bleichenden Eigenschaften dieser Verbindung dem Chemiker bekannt. Man bediente sich ihrer hin und wieder zur vortheilhasteu Restauration vergilbter Oelgemä d« und wendete sie zum Blond bleichen dunkler Haare unter dem Namen „Golden Hairwater* oder „Anricome* an, allein ihr hoher P«i» machte sie der Technik unzugänglich. Jetzt aber, nachdem es gelungen ist, Wasserstoffsuperoxyd im Großen, zu billigem Preise herzuftellen, findet der active Sauerstoff in der Industrie und den Gewerben, wo e» sich darum handelt, dem Rohmaterial durch einen von allen schädlichen Nebenwirkungen freien Blerchproceß Höbern Werth zu ettherlen, eine man- nichfache Anwendung. Federn, Knochen, Eifeubern, Wach«, Seide u. s. w. werden durch Wasserstoffsuper oxyd gebleicht, wie durch kein andere» der bi-her ver- wendrten Bleichmittel. E» übertrifft da» Chlor und die schweflige Säure in viele» Beziehungen, nament lich durch de» Hauptvorzag, daß e« in den bleichenden activen Sauerstoff zerfällt, sobald e« mit deu Stoffen in Berührung kommt und nur reine- Wasser zurück- läßt, da» die zu bleichenden Materialien in keiner Weile angreist. Ja der Mediciv benützt man dasselbe al» De». insettrousmUtel und hat bei der Behandlung eiternder Odessa, 30. März. (Tel.) Heute Abend 146 Uhr wurde auf dem Strandboulevard der Procureur de» Siewschen Kr«g»gerlchtes, General Strelnikow, während er auf einer Bank saß, durch einen Revolver- schuß in d«n Nacken ermordet. Die Kugel durch drang den Kops und kam vorn wieder heraus Der General starb nach 2 Minuten. Die beiden Mörder flüchteten den Straadboulevard hinunter, wo Mieth»- droschken standen. Die von ihnen dort genommene Droschke wurde angehalten, wobei die Verbrecher mit Schüssen und Dolchstichen 3 Leute verwundttea. Die Mörder sind junge Leute. Beide weigerten sich, ihre Namen zu nennen. Die Untersuchung hat begonnen. Tausend« umsteh«» und betrachten die Mordstätte. Strelnikow war nach Odessa abcommanditt, um die Untersuchungen in den wichtigsten politischen Processen zu beaussichtigen. Warschau, 30. März. Der hiesige Cor«spond«nt der „ Schles. Zig. - schreibt: Bor einiger Zett berichtete ich über die durch allerhöchsten UkaS erfolgte Lreirung eine» Katheders der polnischen Literatur an der hiesigen Universität. Diese» Fach war bi» jetzt nicht vertreten, obwohl über die russisch«, di« deutsche, dl« französische, die italienische rc., ja auch die tschechische und serbische Literatur seit Eröffnung der Universität Vorträge an derselben gehalten wurden. Man nahm hier die Einführung von Vorlesungen über die pol nische Literatur mit allgemeiner Freude auf und sah darin ern Entgegenkommen selten der Regierung, die durch diesen Act die Rücksicht auf da- dringende Be dürsniß der Sludlrenden über die nationale Gehässig keit stellte. Bald nach jenem Erlaß wurde auch von dem Minister der bekannte kritische Schriftsteller l)r. Chmielow-ki zum Professor des neucreltten Katheder» ernannt. Man sollte meinen, daß damit die Sache ihre Erledigung fand und die Botträge beginnen konnten. Unterdessen ist die ganze Sache plötzlich rückgängig gemacht worden, und zlvar deswegen, weil die Regierung die Erlaubniß, die sie anfang- gegeben, daß die Vorträge in polmfcher Sprache ge halten würden, zurückgenommen hat, vr. Chmielowski aber nicht gewillt ist, polnische Literatur in russischer Sprache vorzutragen, und dies um so weniger, al» seine College», die Vertreter der deutschen, französischen und englischen Literatur, ihre Borträge in ihrer Muttersprache halten. Da nun in der Gegenwart dre panslaw stische, d. h eigentlich panrussisch« Richtung «m h esigen Schulwesen vorherrscht, so steht nicht zu erwarten, daß die Regierung dem Verlange» nach- gebrn werde. Die freudig begrüßten Vorlesungen über polnische Literaturgeschichte werden also nicht ge halten werden, und die Täuschung ist allgemein. — Die gehässige Stimmung gegen die Juden macht sich immer wieder m verschiedenartigen Drohungen geltend, die gerüchtweise in Umlauf gesetzt werden, so z. B. in der Drohung, die Juden würden wieder während d«r Osterseiertaqe überfallen werden. New-Dork, 29. März. (Tel.) Im Senat ist nach 2monatiger Debatte die Bill, betretend die Er nennung einer Tarifcommljsion mit 38 gegen 15 Stimmen durchgegangen Die schutzzöllnerisch« Partei stimmte für sie und verwarf jede- Amendement. Die Commission soll bis zum 1. December d. I. ihrrn Bericht erstatten. Wahrscheinlich wird diese Bill auch im Repräsentantenhaus« angenommen werden. Beide Hauser des Longressr» haben die Bill endgiltig angenommen, welche der Witlwe de- Präsidenten Gar field eine Jahrespension von 5000 Dollar» aussetzt. Ter Senat hat auf Anregung von Mr. Cockvell emen neuen Antrag auf Einleitung einer Untersuchung be züglich der Verhaftung gewisser amerikanischer Bürger in Irland fetten der britischen Behörden angenommen. — Bezüglich der Unterhandlungen zwischen den Ver einigten Staaten und Chile und Peru sind heute weitere diplomatische Schriftstücke veröffentlicht worden. E» geht au» denselben hervor, daß Präsident Arthur Chile Mäßigung dringend empfahl und den Abschluß eine» ehrenvollen Frieden» zwischen den Kriegführenden dringend wünschte. Mr. TreScott be richtet telegraphisch, daß Chile sich weigere, deie Frie- denSbedlngungen zu mäßige», gleichzeitig hervorhedend, daß Chile so stark und Peru so verkrüppelt sei, daß eine blose freundliche Dazwischenkunft wirkung»lo» sein würde. Wund«.» Erfolge erzielt, die dem übelriechenden und nicht immer unschädlichen Carbol keineswegs nach- gerühmt werden können. Die Arbeiter in den Fabriken, welche viel mit Wasserstoffsuperoxyd umgehen, bekommen ungemein zarte Hände, und wenn früher da- Wasser deS aufgethauten MärzfLnee» al» ein teintverschönerndeS Toilettemittel galt, so war kein Aberglaube im Spiel, denn Schöne fand, daß im Reif und Schnee daS Wass.» stoffsuperoxyd in beträchtlicher Menge enthalten ist. Der gewöhnliche Sauerstoff, den wir einathmen, daS Ozon und der active Sauerstoff de» Wasserstoff superoxyd» sind alle drei Ein» und doch in ihrer W'r- kung grundverschieden von einander. Je nachdem noch nicht genugsam erforschte chemisch-physikalische Vorgänge den Sauerstoff beelnflusien, nimmt er, wenn auch re lativ nur in geringen Bruchtheilen, bald dre eine, bald die andere Form an und tritt al» Fernd oder al» Freund der Lebewesen aus. An da» Wasser gebunden, verfügt der Mensch über ihn als wichtiges Hilfsmittel in der Technik und der Medicm, als Ozon müssen wir mit ihm al« einen Factor rechnen, d«r allerdings nicht in unserer Gewalt steht. Keineswegs sind daher die Acten über de» Sauer stoff geschloffen, auch bei ihm bewahrheitet sich der alte Satz, daß die Geheimnisse der Natur zunehmen, je tiefer w.r in ihren Kern einzudringen versuchen. Da» große Buch der Natur enthüll noch manch«Hieroglyphe, selbst auf den Seiten, von denen angenommen wrrden könnte, daß sie längst entziffert wären. * Die morgen (Palmsonntag) im königl. Hof« tHeater der Altstadt zum Besten d«S Unterstützung», food» für Wittwen und Waisen der köniql. musikalischen Kapelle stattfindend« große Muslkaufsühruag em pfiehlt sich ebenso durch ihren edlen Zweck wie durch daS Programm (Händel» „Cäcilrenode * und Betthove»'S neunte Symphonie) der Theilnahme de« Publicum«.
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