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Dresdner Journal : 23.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-23
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1882
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welche so viele zemeinsime Interessen äuf ein« loy«l» und ver trauensvolle Kreundschast Hinweisen, wieder sefter zu knüpsen und ausrecht zu erhalten. Ich bin um so glücklicher, diesen Auftrag zu übernehmen, al« ich unter den mir Iheuerften Er innerungen alt italienischer Soldat dir Erinnerung daran be wahre, daß ich an der Seite der tapsern sranzüsischen Armee an dem glorreichen Feldzug Theil genommen habe, der in dem italienischen Herzen unauslöschlich« G«fühl« zurückgelossen hat. Ich werde deshalb all' meinen Eiser ausbieten, um melne Auf gabe zu erfüllen, und wenn Ew. Excellenz mir Ihre Unter stützung und Ihr Wohlwollen zu Lynl werden lasten, hege ich die gute Hoffnung, dieselbe von Erfolg begleitet zu sehen. Der Präsident Grövy erwiderte: Richt» kann mir angenehmer sein, alt einen Botschafter Sr. Majestät de» König» von Italien in dem General Menabrea zu empfangen, besten ruhmvolle Ansprüche aus hohen Rus und aus da» Vertrauen seine» Souverän- ich seit langer Zeit zu schätzen gewußt habe. Die Gemeinsamkeit de» Ursprung», die Waffenbrüderschaft auf den Schlachtfeldern und die Identität unserer nationalen Interessen gebieten un», wie Sir gesagt haben, die Bandt d«r Freundschaft. die zwischen unseren beiden Ländern bestehen, wieder sefter zu knüpfen und aufrecht zu er halten. Sie werden, ich bin da» überzeugt, an diesem patrio tischen Werke wirksam mit un» arbeiten, und Sir könnrn zählen auf unsere Mitwirkung und unsere ganze Sympathie. Die Regierung hat dem Senat einen Gesetz entwurf vorgelegt, nach welchem die Competenz der französischen Gerichtshöfe in Tunis, deren Orga- nisation von der Deputirtenkammer seiner Zelt be schlossen worden war, eine größere Ausdehnung erhal ten soll, weil man einem baldigen günstigen Abschluß der Verhandlungen über die Aushebung der Capitula- tionen entgegensirht.— Die Verhaftung des Fürsten Krapotkin in Thonon fand infolge der Entdeckung wichtiger Schriftstücke Statt, welche bei der jüngst in der Wohnung Krapotkin'S vorgenommrnen Haussuchung aufgefunden wurden. Dit gegen Krapotkin erhobenen Belastungsmomente machen eS unzweifelhaft, daß der selbe an verschiedenen Bewegungen der Anarchisten auf französischem Gebiete theilgenommen hat. Krapotkin ist infolge dessen angeklagt, an einer Verbindung zwischen Franzosen und Ausländern zum Zweck eines durch Mord und Plünderung zu bewirkenden socialen Umsturzes theilgenommen zu haben und der Anstifter einer anarchistischen Verbindung in Frankreich gewesen, auch nach Lyon gekommen zu sein, um in heimlichen Zusammenkünften den Zwecken dieser Verbindung Vor schub zu leisten. Krapotkin wird in der ersten Hälfte des Januar mit 45 anderen Anarchisten vor den Ge richtshof für Strafsachen in Lyon gestellt werden. — Die Nachricht deS „Temps" aus Kairo, daß Bredlf seine Geschäfte al» französischer Generalcontroleur wie der ausgenommen habe, ist erfunden, Bredif befindet sich zur Zeit gar nicht hier. * Bern, 20. December. In der heutigen Sitzung de» NationalratheS begründete Brunner nach stehende Motion: Der Bunde»rath wird eingeladen, beförderlich darüber Bericht zu erstatten, welche Schritte er bi» dahin, betreffend die 4 Städte Zofingen, Lenzburg, Vaden und Winterthur zur Bereinigung der Raiionalbahngarantiefchuld gethan habe und wela,e weiteren Schritte er allfällig im Interesse de» Lande» und feines öffentlichen Credit» dietsall» zu thun gedenkt. Der Bundespräsident Bavier erklärte, daß sich der BundeSrath mit dieser Frage befasse und dasjenige thun werde, waS ihm im Interesse deS Lande» und deS öffentlichen Credits geboten erscheine. Er werde seiner Zeit der Bundesversammlung hierüber Bericht erstatten. Häberlein stellte den Antrag, die Motion nicht erheblich zu erklären, vereinigte sich jedoch nach träglich mit dem Anträge Schieß, dahin lautend: .Mit Rücksicht daraus, daß sich der Bunde»ralh bereit» mit der Frage der Nationalbahngarantieschuld befaßt und in Gewärligung de- bezüglichen bundeSräthlichen Berichte» geht der Natioualrath über diese Mvtion für eia Mal zur Lagetordnung über." Nachdem noch BundeSrath Welti die Motion Brunner warm unterstützt, wurde der Antrag Schieß mit 64 gegen 59 Stimmen, welch' letztere die Motion Brunner erheblich erklären wollten, angenommen. — Mitglieder der nationalräthlichen Commission stellen, betreffend den bundeSräthlichen Bericht über das Ab- stimmungSergebntß vom 26. November, solgenden Antrag: Erwägend, daß die Unterschriften für ein Referendums- begehren keinen andern Zweck haben, al» die Bolkeabstim- mung über ein von der Bunde-versammlung erlassene» Gesetz oder einen Bundesbeschluß zu ermöglichen, daß somit eine Lontrole derselben einzig behufs Ermittelung der That- jache, ob die gesetzliche Zahl vorhanden sei oder nicht, statt- zufinden hat; erwägend, daß eine öffentliche Ausstellung der Rese- rendumSnnterschriften, wie sie vom BundeSrath angeordnet worden ist, dem Sinne und Geiste des Bunde-gesetze» vom 17. Juni lS74 widerspricht, da» Geheimniß der Abstim mung verletzt und die Bürger, welche von einem ver fassungsmäßigen Rechte Gebrauch gemacht haben, mannich- sachen Chicanen und Zudringlichkeiten auszusetzen ge eignet ist; erwägend, daß diese weder mit dem Gesetze, noch mit der bitherigr» Uedung im Einklang stehende Unterschriften- auSstellung und der Mißbrauch, welcher damit getrieben wor den ist, die allgemeinste Mißbilligung gesunden hat, wird beschlossen: Der BundeSrath ist eingeladen, da für zu forgen, daß in Zukunft die Reserendumtunter- ichriflen lediglich im Kreise der kompetenten Behörde der Prüfung und Lontrole unterliegen, nicht aber dem Publicum vorgelegl werden. Rom, 20. December. Man telegraphirt der „N. fr. Pr": In der heutigen Sitzung der Deputirtrn- kammer vectheidigte der Ministerpräsident Depreti» den Gesetzentwurf über den parlamentarischen Eid gegenüber den Angriffen der Radicalen. Auf die Ausführungen Bovio'» entgegnete Depreti», der Schwur rufe nicht den Zorn Gottes aus den Eidbrüchigen herab, sondern die Verachtung der Mitmenschen. E» sei auch nicht wahr, sagte er hinzu, daß diese Debatte die Parteien neu und fest grupplre; denn mit Bovio werde auch Cairoli stimmen. (Sensation.) Was die Parteien selbst betrifft, bemerke er, daß, wenn ihre Thätigknt Früchte tragen solle, sie sich im Bann kreise der Gesetze bewegen müssen, und dies sei um so noth wendiger, ul» die Regierung, um religiöse und social« Refor men gänzlich durchzusühren, de» Studiums und der Ruhe be darf. Die Regierung wolle ernste Reformen, sie wolle jedoch auch den öffentlichen Frieben schützen. Gegenüber den Vor würfen wegen der Parteienfusion sage er, daß sein Alter e» ihm ermögliche, diese leicht zu tragen; er sei und bleibe ein Fort schrittsmann; wer sich ihm bebingung-lo» anjchließe, den könne er nicht von sich weisen Wenn seine Freunde glauben, daß sein Programm ungenügend sei, dann werde jein Stern unter gehen. Immerhin werde er auch dann, gleich den erloschenen Sternen eine Zeit lang sortsahren, Licht zu spenden und den Nachfolgern dir Wege zu weisen. .Gebet daher,' schloß DepretiS seine mit lebhaftem Beijalle aufgenommrne Rede, .eure Stimmen offen und rückhaltlos ad. Bester Finsterniß, al- Nebel.' Sodann sprachen der Berichterstatter und Crispi, dessen Rede sich im Wesentlichen der Argumentation Cairoli'» anschloß. Morgen findet die Abstimmung Statt. — Man telegraphirt der „Wien. Allg. Ztg": Die Radicalen haben die Absicht, wenn ihr Antrag betreff» deS DeputirteneideS, wie vorauszusehen, nicht durchgeht, am nächsten Tage m corpore ein Schreiben an den Präsidenten der Kammer und an die Presse zu erlassen, worin sie erklären, sich durch den Schwur nicht gebunden zu erachten. St. Petersburg, 21. December. (Tel.) DLr Kaiser und die Kaiserin ertheilten gestern dcm bis herigen italienischen Botschafter Nigra, welcher sein AbberufungSschrelben überreichte, die nachgesuchte Ab- schledSaudlenz — Der „Köln. Ztg." telegraphirt man auS St. Petersburg: Am 29. November wurde die entwichene politische Verbrecherin Maria KutitonSkaja, welche am 28. September in der Stadt Tschita im TranS- baikalgebiet ergriffen, vor den Gouverneur Jljasche- witsch geführt wurde und denselben mit einem Re volver in die Brust schoß, aber nicht tödtete, vom Kriegsgerichte zum Tode durch den Strang verurtheilt. Der Kaiser begnadigte dieselbe zu lebenslänglicher Zwangsarbeit. Belgrad, 20. December. Ein Telegramm der „Pr." meldet: Die vom AdreßauSschuß der Skup- schtina ausgearbeitete Adresse als Antwort auf die Thronrede wurde mit allen gegen eine Stimme an genommen. Sie drückt die Entrüstung deS Volkes über das Attentat und die Freude über die Vereitlung desselben aus, paraphrasirt die Thronrede in ihren Hauptpunkten, betont namentlich die Entwicklung de» Heere» mit Rücksicht auf die neue Organisation und schließt mit üblicher ErgebenheitSversicherung. Alle Ausschüsse begannen ihre Arbeiten; zum Obmanne de» HeereSauöschusse» wurde Oberst Swetozar Garaschanin gewählt. Die Berathungeu der Skupschtina werden einen raschen Verlauf nehmen. Konstantinopel, 21. December. Man telegraphirt der „Allg. Ztg.": Dir Pforte befürchtet südslawische Umtriebe. Geheime Verhandlungen unter den Balkan staaten sind zweifellos. Die Verleihung russischer Orden an türkische Beamte erregt Aufsehen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement deS Innern. Angestellt, beziehentlich besördert wurden: Vr. meä. Karl Julius Schubert, zeither praktischer Arzt in Zwönitz, als Anstalt»- und AnstaltSbezirksarzt an der Landesanstalt Hoheneck; l)r. msä. Paul MöbiuS, zeither Gerichtswundarzt in Zöblitz, als Anstalt-- und AnstaltSbezirksarzt au der Landesanstalt Bräun»dorf; l)r. msä. Ernst Wilhelm Bittrich, zeither praktischer Arzt in Bernstadt, al» AnstaltSarzt an der Landes- anstatt Großhenner-dorf: Johanne» Klopsch, Candidat der Theologie, al- HilfSprediger und Lehrer an der Landetanstalt Bräunsdorf; Flanz Eduard Schink, zeither Katechet an der Landesanstalt Zwickau, al» AnstaltSinspecior daselbst; Johann Karl Goithelf Hey mann, zeither Anstalt-expedient an der Landesanstalt Colditz, al» Expeditionsassistent an der Landesanstalt Waldheim. Versetzt wurden: August Robert Glaß, zeither Katechet an der Landesanstalt Hohnstein, al» erster Katechet an die Landesanstalt Zwickau; Friedrich Adolf Iuliu» Schröder, zeither Lehrer an der Landesanstalt BräunSdorf, al» Katechet an die Landesanstalt Hohn stein. vres-uer Nachrichten vom 22. December. — Unter dem Namen „bengalische Christ- baumlichtchen" werden, wie ermittelt worden ist, gegenwärtig kleine Kerzen in den Verkehr gebracht, welche mit einer bunt brennenden Zündmasse versehen sind und den Zweck haben, an Chrlstbäumen befestigt und angebrannt zu werden. Da bei dem Verbrennen dieser Kerzen glühende Schlacken herunterfallen, welche leicht feuergefährlich werden und Schaden anrrchten können, so nimmt der Rath zu Dresden davon Ver anlassung, vor dem Gebrauche dieser Lichtchen zu warnen. * In Gegenwart deS GesammldirectoriumS de» Dresdner Vereins zum Schutze der Thiere sind, wie alljährlich, heute von den Zinsen der CicareUi-St>f- tung zur Unterstützung invalider rc. Droschken kutscher die Beträge von je 30 M. an die vor maligen Droschkenkutscher Ferdinand Blumenstock, Friedrich August Epschner, Johann Ferdinand Leh- ninger und August Llebegott Löwe an PoUzelstelle auSgezahlt worden. Au» dem Polizeiberichte. Seit gestern Abend wird eine 36 Jahr alte Frau von großer Statur vermißt, welche nach einem an ihren Ehemann zu rückgelassenen Abschiedsbries msolge körperlicher Leiden die Absicht gehabt hat, sich zu lösten. Dieselbe trägt eineu Trauring in welchen die Buchstaben L. 6l. gra- virt sind. — Vergangene Nacht ist in ein GejchäftS- local am Freibergerptatze eingebrochen, doch etwas nicht gestohlen worden, da Geld, nach welchem allem gesucht worden zu sein scheint, in Laben nicht ausde- wahrt war. * Auf Antrag de» Vorstandes des Droschken- besitzeroerein» hat die königl. Pollzeidirection nach Zu stimmung de« StadtratheS beschlossen, den Carolasee im kömgl. Großen Garten von jetzt ab mtt in den äußern Droschkenbezirk aaszunehmen. Für die übrigen Theile de- königl. Großen Garten- wird die bisherige Droschkenbezirk-vegrenzung jedoch beidehalten. Diejenigen, welche nach dem Carolasee als einen der anziehendsten Punkte im Großen Garten fahren, wer den hinfort einen wesentlich niedriger« Fahrpreis zu zahlen haben. * Auf der Casernenstraße stahl gestern ganz un- genirt ein Arbeiter 2 große Tannenbäume von einem dortigen Ausstellungsplatze. Er wurde aber bemerkt, verfolgt, eingeholt und einem Slcherhelt»- beamten übergeben. L. Wir schließen unsere Weihnacht-schau mit einem Hinweise auf noch folgende Firmen. Die bereits seit 60 Jahren hier in Dresden bestehende Korbwaarrn- fabrlk de- HoskorbmacherS Schurig (große Pmuensche Straße 34) gehört unbedingt zu den bedeutendsten Sachsen» und Thüringens und dürste selbst den Wienern, welche vorzugsweise Luxutwaaren anfertigen, die in ganz Europa gesucht werden, ebenbürtig zur Seite stehen. Nach jenen Wiener Modellen baut die Firma z. B. aus Rohr und Messingdraht Vogelkäfige und andere reizende Zimmerschmuckjachen, die de» accu- rater Arbeit die äußerste Eleganz zeigen und verhält- mßmäßig gar nicht theuer sind. AlL Neuheit finden wir sehr dicht aus geschälten Weidenruthen geflochtene sogenannte Lustbadehäuschen, die 1,b rn hoch und 60 am breit sind und unser» Wissen» sowohl m den Nord- und Ostseebädern, als auch m den verschiedentu anderen Bädern, sowie aus Sommerfrischen schon wäh rend deS vergangenen Sommers vielsach in Gebrauch genommen worden sind. — Wenn es in früheren Jahren galt, eme complete, praktische und bequeme Kücheneinrichtung zu schaffen, welche doch gewiß ein Haupterforderniß jede» geordneten FamiUenhaushalte» * Wie«, 21. December Dem „Prager Abend blatt * wird von hier geschrieben: Gegenüber den Aus streuungen, al» gebe e» in Oesterreich gegen da» deutsch-österreichische Bündniß gerichtete Strö mungen und angebliche Gegensätze der inner« und äußern Politik, muß mit aller Entschiedenheit betont werden, daß man e» mit nichtswürdige« Hetzereien zu thuu habe, die nur von Leuten auSgehen könnrn, welche die Verhältnisse entweder nicht kennen oder in bös williger Absicht fälschen. Da» deutsch-österreichische Bündniß wird von allen Parteien Oesterreich», welcher Rationalität dieselben auch immer angehören mögen (und auch gegen die Polen kann in dieser Beziehung kein Borwurf erhoben werden), al» der wichtigste Fac tor der auswärtigen Politik betrachtet, und die Ueber- zeugung von der Unantastbarkeit desselben hat in allen Schichten längst solche Wurzeln gefaßt, daß die er- wähnten ebenso verdächtigen, wie verdächtigenden Versuche dieselben nicht zu lockern im Stande sein worden. Da» haben die letzten Sessionen der Dele gationen und ganz besonder» die letzte, in welcher die gegenwärtige Majorität de» ReichSrath» die Mehrheit besaß, zur Genüge bewiesen. Wenn aber nun vollends gar dem Minister de» Aeußern von leichtfertigen ZeitungScorrespondenten Neigungen in der Richtung einer Abänderung de» deutsch-österreichischen Bünd- niffe» imputirt werden, so genügt wohl der Hinweis auf die Erklärungen de» Grafen Kalnoky in den Dele gationen, um die Haltlosigkeit aller deratigen Versuche vollständig klarzulegen. — AuS Sarajewo vom heu tigen Tage telegraphirt man der „Pr.": AuS Anlaß der WeihnachtSfeieitage wird eine kaiserliche Amnestie für viele in gerichtlicher Untersuchung stehende Bos niaken und Herzegowiner, die sich in keiner Weise an dem Aufstande in der Herzegowina betheiligt haben, publicirt. Pari», 20. December. Aus Toulon wird von großen Vorbereitungen gemeldet, die man für die Tonkinexpedition trifft und nach welchen die letztere kotz der officiösen Dementi», welche von einem ge meinsamen Vorgehen mit China zur Ausrottung der Seeräuberei am rothen Flusse sprechen, doch ganz und gar den Charakter eine» Feldzugs gegen da» himm lische Reich selbst annehmen zu sollen scheint. Man berichtet ferner, der französische Vertreter am Hofe von Hu» sei beauftragt worden, dem Kaiser (,io) von Anam die wohlwollenden Gesinnungen Frankreichs auSzu- drücken, aber gleichzeitig zu erklären, Frankreich sei fest entschlossen, den Vertrag von 1874 durchzusühren, welcher da» diesseitige Protectorat über Anam be gründe. — Die 8. Kammer deS Criminalgericht» der Seine verkündete heute ihr Urtheil in Sachen der „Union gönörale". Wie bereit» telegraphisch gemeldet, wurde der Präsident der bankrotten Bank, Bontoux, und der Director derselben, Feder, zur höchsten Strafe, nämlich zu 5 Jahren Gefängniß und 3000 FrcS. Geldbuße, verurtheilt. Da» Erkenntniß, dessen Ver- leiung über eine Stunde in Anspruch nahm, geht aus alle von der Anklage aufgezählten Punkte einzeln ein, und erklärt die Angeklagten aller Handlungen schuldig, in welchen die Anklage den strafbaren Thatbestand ge funden hat, insbesondere: l) Durch vorgespieyelte Zeichnungen und Einzahlungen oder durch wider bessere- Wissen gemachte Veröffentlichungen Zeich nungen und Einzahlungen erlangt oder zu erlangen gesucht zu Haden. i) Actieo der im Widerspruch mit dem Gesetze vsu 18K7 constituirtrn Gesellschaft rmittirt zu haben. ») Mit Aktien der Union-gönörale gehandelt zu haben, sür welche die Viertel-einzahlung noch nicht geleistet war; 4) Mittelst betrügerischer Jnventurausstellung fingirte Divi denden unter die ActionLre vertheilt zu haben. b) Durch brtrüperische Mittel den Cour» der Actien der Union-gsusralr io die Höhe getrieben zu haben. Boutoux wohnte der Verlesung de» Urtheil» nicht bei, während Feder neben seinem Vertheidiger Allo« saß, ohne eine besondere Erregung zu zeigen. Beide Angeklagte befinden sich auf freiem Fuße Die AppellationSverhandlung wird im Februar frühestens, vielleicht erst im März stattfinden. Die Presie theilt da» Urtheil entweder ohne Bemerkung mit, oder findet e» sehr hart. Pari», 21. December. (Tel.) Der neue italienische Botschafter, General Menabrea, überreichte heute dem Präsidenten Grävy sein Beglaubigungsschreiben unter den herkömmlichen Feierlichkeiten. Der neue Botschafter richtete dabei an den Präsidenten Grevy folgende Ansprache: Ich habe Ew. Excellenz den Bries de- Königs, meines er- abenen Souverän-, zu überreichen, durch welchen derselbe mich gewürdigt hat, mich als Botschafter bei der französischen Republik zu beglaubigen. Der Hauplgegenstand meiner Mission ist, die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern, > , dazu veranlaßt, den Entschluß gefaßt hatte, den Spuren de» Verschollenen in Neapel selbst nachzu forschen. Wenigstens fand er — an die heftigen Affecte der Südländer gewöhnt — daß die trauernde Braut, wie er sich auSdrückte, durch die Gnadenwir kungen deS Methodismus schon aufs Vollständigste getröstet worden war, und er gab zu verstehen, er wisse nicht, ob die Freude über Henry'- etwaige Wiederkehr so groß sein würde, al» die Befriedigung, mit welcher Miß Spenser in ihrem schattigen Park sür den seligen Baronet Suckling einen marmornen Engel mit umgestürzter Fackel arbeiten lasse. Wenn er dann in seiner leichtfertigen Weife fortfuhr: der junge Bildhauer übrigen», den Miß Spenser damit betraut habe, scheine nicht übel geeignet, in Bälde auch einen Amor mit sicher treffendem Pfeile au» dem kalten Stein herau» zu hauen, so verwie» Henry ihm solche Verunglimpfungen Harriet'» allerdings mit gereiztem Nachdruck; aber Noailles, der gleich beim ersten Blick in die eigenthümlich erregte Miene seines Freundes sich gesagt haben mochte: hier gelte e» un- nöthige GewiffenSserupel zu ersticken und dem Recht deS fröhlichen DaseinSgenusseS auf den Thron zu ver helfen, ließ sich nicht irre machen und schloß endlich mit den Worten: „Kurzum, mein theurer Duckmäuser und Evangelienheiliger, Du wärest ein Narr, wenn Du je im Leben in Deine alte Haut zurückkehrtest. Der hier für Dich gedeckte Tisch ist, dächte ich, nicht zu verachten. Und liegt Dir hin und wieder an einem au» gelaunten Tischgenoffen, nun, rvntr« gr»! »ur Zeit der fetten afrikanischen Wachteln allemal noch Capri herüber zu segeln und allenfalls auch die 536 Stufen zu Euch hinauf zu klimmen, das zu leisten verspreche ich Euch, ich Tristan Uarie ^äris« äuo äs Noailles stc. ste." An diesem Tage, und zwar sobald der wohl meinende, aber immer im seichten Wasser schwimmende Freund die Insel wieder verlassen hatte, kam e» zwi schen Henry und Angelina zum Aussprechen. Sie war schon seit geraumer Zeit einsilbiger gewesen und der alte FranceSco hatte ihr eS nachgethan, denn nur ihre kindlich sorglose Laune war bisher im Stande gewesen, ihn den schweren SchicksalSschlag, der ihn und sein ganzes Hau» bekoffen hatte, vergessen zu machen. Jetzt fand Henry da» liebe Mädchen in Thränen. Da» Händchen in der goldbraunen Haarfülle vergraben, saß sie, ohne ihn zu gewahren, wernend und aufs Meer hinabblickend, mit aufgestütztem Kopse auf einer der steinernen Treppenstufen der weinumrankten Pergola, unachtsam ihre» Kindchen», da» nach Caprenser Sitte an dem Euter einer wohlgenährten Ziege mit deren Zicklein um die Wette sog und, gleich jenen Beiden behaglich in» GraS gestreckt, ein Bild paradiesischer Harmlosigkeit darstellte. Und nun, angesicht» der Thränen Angelina'», war eS um Henry geschehen. „WaS fehlt Euch, An gelina?" fragte er bebenden Ton», indem er herantrat und die erschrocken Ausspringende und Fortwollende am weißen Hemdärmel festhielt; „was fehlt Euch?" „Nicht», Signor Enrico", antwortete sie, „wann reist Ihr? Darf ich Euch an» Schiff bringen?" Sie hatte gelauscht gehabt, aber, de» Französischen unvollkommen kundig, hatte sie die einzigen von ihr verstandenen Worte Noaille»' statt auf dessen, auf Henry'» Abreise bezogen. „Ich bleibe ja," sagte er, und al» in diesem Augenblick der alte FranceSco lächelnden Auge» au» dem Hause trat, setzte Henry hinzu: „Soll ich denn nicht bleiben? Sind wir denn nicht einig, Angelina?" „Dank dem Himmel, ja!" rief der Alte, an dessen Brust sich Angelina geworfen hatte; „da- arme Ding! wie lange habt Ihr sie in Angst und Sorge ge lassen!" — So kamen, wie e« im italienischen Sprich wort heißt, die Rebe und der Ulmbaum zusammen. (Fortsetzung folgt.) Da» erste „Parfifal"-Festspiel. Bon Schmidt-Weißens«!». (Schluß zu Nr. «97.) Gar wonnesam erfüllte die herrliche Pfingstsonne die Herzen der vielen Hunderte, welche nach der Marsch wallfahrkten, um da» Festspiel mitzumachen; entweder mirzuwirken dabei, wie eS die Dichtung gebot, durch Gesang und Waffenführung, oder al» begierige Zu schauer. Trommetenstöße von Wächtern vor dem Ein gänge zum Festplatze kündigten die Ankunft der ge ladenen Vornehmen und Fremden an. Zwei Kunstofler empfingen die Gäste, sie mit ihren Speeren bestehend; denn ohne seinen ritterlichen Gang gethan zu haben, wollte oder sollte kein Ritterbürtiger in den Bannkreis de» heiligen Graal eintreten Die Goslarer kamen mit gepanzerten Rossen, die Braunschweiger in Grün, Andere in besonderer Rüstung und Kleidung. Großer Staat war auch von den Burgfrauen und Töchtern der Adeligen aufgeboten worden, um die Herrlichkeit de» Feste» zu erhöhen. Ein bunte», fröhliche» Gewimmel von Hoch und Niedrig, Reich und Arm drängte von beiden Ufern de» blauen Elbstromr» über die schwanken den Stege auf der Insel sich zusammen, zumal nach der Messe im Dom und nach dem üppigen Mittags mahl, welches die Kunstofler ihren Ehrengästen gegeben. Vor Allem war es ein Mädchen, welche- der Menge eine absonderliche Augenweide bereitete. ES saß, wie eine Göttin thronend, vor dem Graal m leichter, seiner Gewandung, welche die Schönheit ihre» Wüchse» unbeeinträchtigt zeigte — ein liebliche» Wesen, Sofia mit Namen. Sofia spielte in dem „ Parfifal"- Stück Bruno'» v. Stövendeck eine Hauptrolle. Richard Wagner hat e» sich auch nicht nehmen lassen, nach Wolfram'» „Parfifal"-Dichtung ein berückende- Frauen zimmer als Graal»botin und nebenbei Zauberin in seinem Mysterium mitspielen zu lassen. Seine Kundry, die „Urteufelin, die Höllenrose", soll sogar eine büßende Sünderin sein, die nach allen BerführungSkünsten gegen die braven Ritter und den schönen Parfifal schließlich von diesem getauft und damit natürlich einem ordent lichen weiblichen Lebenswandel überlassen wird. Stövenbeck'S Sofia hat offenbar eme ähnliche Auf gabe und auch eine gleiche Bestimmung gehabt, wie die» auf Grund de» Sagenkreise» vom heiligen Graal berechtigt war. Nur boten Bruno und seine kunstofle- rischen Patrone mehr al» der spätere Meister der Zu- kunftSoper, der sich damit descheidet, die Graalsdiener singend vorzusühren und zu mehrerm Reize noch eine Masse schöner Mädchen erscheinen zu lassen, „in flüchtig übergeworfener Kleidung, wie au» dem Schlafe auf geschreckt", welch« dem Parfifal „sanft Wange und Kinn streicheln", aber doch eben nur eine flüchtige Theatererschrinung bilden, für Parfifal nur sür alle» Publicum. In Magdeburg war die» andirs. Die holde Sofia war ausdrücklich alt Dank- und Prel-ftück
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