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Dresdner Journal : 30.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-30
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1882
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da» Banket im Saale de» „Grand Orient" in Pari» werden von den italienischen Republikanern al» ein gute» Omen für eine Allianz der rothen Republikaner beider Länder begrüßt. London, 28. Juni. Telegramme der „ Köln. Ztg." melden: Au» Coruka geht die Nachricht em, daß der Herzog v. Edinburgh am Sonnabend beim Fischen in» Wasser stürzte, vier Mal untertauchte und nicht ohne Leb-nSgefahr sich rettete. Er fuhr mit der Flotte nach Gibraltar. — Au» bester Quelle verlautet, daß, während die englischen Rüstungen, die auf 20000 Manu berechnet sind, ein active» Borgehen in Aegypten bezwecken, die französischen nur eine Verstärkung der Schiffsmannschaft bedeuten. Frankreich wird England gewähren lassen, da die öffentliche Meinung und die Regierung gleichmäßig alle weiteren „Abenteuer" ver abscheuen. — Man telegraphirt dem „Hamb. Corr.": Laut Meldung au» Portsmouth schiffen sich morgen 900 Mann Marineinfanterie auf dem „OronteS" ein und werden am Freitag nach dem Mittelmeere abgehen. DaS Transportschiff „Malabar" wird segelfertig ge halten. Wie verlautet, hat da» Can algeschwader Ordre erhalten, nöthigenfalls 5000 Mann von der Garnison in Malta sofort nach Alexandrien zu bringen. Tt. Petersburg, 24. Juni. Eine Correspondenz der „Wien. Ztg." entnehmen wir Folgendes: Eine Nihilistenbande, vielleicht die gefährlichste, welcher man seit Monaten auf der Spur war, ist aufgehoben worden. An der Spitze der einige 20 Köpfe starken Bande standen ein gewisser Gorinowitsch, der Husaren- major Tichotzky und der Flottenlieutenant Butzewitsch. Sie hatten sogar Mittel gefunden, um mit den im Kronwerke auf der hiesigen Festung gefangen gehal tenen Nihilisten zu correspondiren, infolge dessen schon vor einigen Wochen die Wachen gewechselt und gegen 40 Soldaten arretirt wurden. Die Gefangennahme der erwaynten Bande fand heute vor 8 Tagen auf Wassily - Ostrow in der 11. Linie Statt. Die Detec- tivepolizei verfuhr mit solcher Klugheit, daß die Leute gepackt wurden, ohne Widerstand leisten zu können. Im Augenblicke der Arretirung wollte sich ein altes Weib, welche« zu den Nihilisten gehörte, in ein Neben zimmer stürzen, um die daselbst ausbewahrten Massen von Dynamit, die in Form von Büchern, Cylindern, Bällen u. s. w. gebracht waren, explodiren zu lassen, woran sie jedoch ein als Dtelenbohner verkleideter Dctective hinderte, indem er sie in seinen Armen hielt, bi» sie gebunden und fortgebracht werden konnte. Zu gleich wurden die übrigen Mitglieder der Bande in anderen Häusern festgenommen. Bei den Arretirungen war Graf Jgnatiew zugegen. St. Petersburg, 28. Juni. (Tel.) Wie ver schiedene Blätter melden, hat da« Finanzministerium verfügt, daß die von den Reichs banken gegen Unter pfand von Werthpapieren, vornehmlich Eisenbahnactien, an Unternehmer und Finanziers auSgegebenen Sub- fidien genau zu der vereinbarten Frist zurücker stattet werden sollen. — Nach Mittheilungen, welche der „Neuen Zeit" aus der hiesigen chinesischen Ge sandtschaft zugehen, ist der Marquis Tseng auf weitere 3 Jahre zum außerordentlichen Gesandten am hiesigen Hofe ernannt worden. — Der „Odesskaja Wedomosti" zufolge verurtheilte die Section des Odessaer Be zirksgericht» in Tiraspol drei junge Kleinbürger von Dubossary, welche am 31. März e. gelegentlich der Judenexcesse in Dubossary einen Juden tödtlich, einen andern schwer verwundet hatten, zur Entziehung der EtandeSrechte und Verschickung zu Zwangs arbeiten. Sofia, 27. Juni. Das Journal „Bratstvo" ist, wie man der „Polit. Corr." telegraphirt, wegen Ver- öffentlichung von revolutionären Aufrufen, welche äußerst heftige Angriffe gegen den Fürsten und das Offiziers- corp» enthielten und die Religion verunglimpften, suSpendirt worden. Konstantinopel, 28. Juni. (Tel.) In der gestrigen dritten Conferenzfitzung wurden die Vorbesprechungen und der Meinungsaustausch fortgesetzt. Lord Dufferin legte einen allgemeinen Antrag vor, in welchem, wie man glaubt, unter anderen Bestimmungen definirt werden: 1) die Rechte de» Sultan« in Aegypten; 2) die Vollmachten der Notabelnkammer; 3) die Befug nisse der Generalcontroleure und ihre Beziehungen zu den ägyptischen Behörden. Im 4. Punkte werden die Maßregeln zur Wiederherstellung und Sicherung der Ordnung angedeutet. Dieser Antrag wird in der auf morgen anberaumten vierten Conferenzfitzung berathen werden. — Der „Polit. Corresp." wird aus Konstantinopel gemeldet: In diplomatischen Kreisen legt man Werth auf die Thatsache, daß die jüngste türkische Circular- note vor der Uebergabe deS Lonferenzmemorandum», worin der Pforte der Eintritt in die Lonferenz ge wahrt wird, versendet worden, so daß diese Kund gebung bisher von der Pforte nicht beantwortet ist. Die Vertreter Deutschlands, Rußland», Oesterreich» und Italiens sind von ihren Regierungen instruirt worden, der Pforte eindringlich die Berücksichtigung deS Conferenzmemorandum» zu empfehlen. E» ist die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß die Pforte durch diese übereinstimmenden, wohlwollenden Kund gebungen sich zu einer Modifikation ihrer Haltung der Confrrenz gegenüber bestimmen lassen werde. Alexandrien, 28. Juni. (Tel.) Der Khedive ist an einem leichten Fieberanfall erkrankt. — Dem „Frdbl." telegraphirt man auS Alexan drien: Die UlemaS in Kairo fordern, der Khedive möge seinen französischen Secretär und seinen italie nischen Hofmeister entlassen. Für den Fall einer eng lischen Truppenlandung im Suezcanal will Arabi Bey nach Port Said übersiedeln. — Ein Telegramm von „Reuter'« Office" auS Alexandrien berichtet: Der Viceconsul Calvert hat seine Entlassung genommen. Der den ConsulatSdienst versehende Beamte begab sich am 27. d. früh zu den englischen Einwohnern und ertheilte ihnen den Rath, Diejenigen, welche in Alexandrien bleiben wollten, sollten ihre Wohnung in den Bureaux der „Lastern- Telegraph-Company" nehmen. Man könne jeden Augenblick Nachrichten auS Konstantinopel erwarten, welche, gleichviel ob sie wahr, oder falsch seien, neue Unruhen der Bevölkerung verursachen könnten. — Nach einer Meldung der „Time»" aus Alexan drien vom 28. d. Vormittags machten sich am 27. d. drohende Symptome einer neuen besonders gegen die Engländer gerichteten Bewegung bemerklich. Sol daten zerstreuten die angesammelte Volksmenge. Die Posten sind verdoppelt. — Dem neuesten „Hamb. Corr." gehen auS Alexan- drien nachstehende Privatdepeschen zu: Auf die Nach richt von der beabsichtigten Abreise der Generalkonsuln Frankreichs und England», Sienkiewicz und Malet, ist hier von Neuem eine Panik ausgebrochen. Die übrigen Europäer schiffen sich ein. Haider Pascha nebst Familie ist am 27. d. abgereist. Der englische Beisitzer der UntersuchungScomnnssion hat sich zurück gezogen und ist abgereist. Der Suezcanal zwischen JSmaila und Suez ist bedroht. Dynamitkisten werden bereit gehalten, um denselben eventuell zu zerstören. Zwei ägyptische Regimenter sind nach JSmaila in Marsch gesetzt, und der Canal ist jetzt von 5000 Mann ägyptischer Trupen occupirt. Arabi Bey und das neue Ministerium sind am 27. d. nach Kairo abge reist. Die ägyptischen Truppen werden concentrirt. Am 27. d. ist rin Regiment Schwarzer von Massaua in Kairo angekommen. Dresdner Nachrichten vom 29. Juni. — Der jüngst hier verstorbene Kaufmann Hr. Franz Ludwig Gehe hat in seinem neuerdings eröffneten Testamente eine große Zahl wohlthätiger und gemein nütziger Zwecke mit zum Theil sehr ansehnlichen Le gaten bedacht. DaS größte, im Betrage von 2 Millionen Mark ist zu einer selbstständigen „Gehe-Stifiung" bestimmt, welche unter der Verwaltung der Meißner KreiSständc stehen und eine Stütze der Selbstverwal tung werden soll, indem sie die Gewinnung der hierzu nothwendigen Kenntnisse zu erleichtern und für selbst lose Aufopferung im öffentlichen Dienste einigen Ersatz zu leisten bezweckt. DaS Capital verbleibt übrigen» in der Handlung, welche unter der Leitung eines Neffen des Testators, des seit 19 Jahren als erster Procurist und Stellvertreter deS Verstorbenen in derselben wir kenden Hrn. vr. Luboldt, ihren regelrechten Fortgang nimmt. * Die Mitglieder des sächsischen ForstvereinS, welche an der am 10, 11. und 12. Juli d. I. in Altenburg stattfindenden Jahresversammlung dieses Vereins Theil nehmen wollen, erhalten gegen Vorweis ihrer Mitgliederkarte am 8., 9. und 10. Juli d. I. an den Billetkassen der sächsischen Staatsbahnen Tourbillets in der Richtung nach Altenburg, welche zur freien Rückfahrt bis mit 14. Juli d. I. auf den betr. Strecken berechtigen. Gewährung von Freigepäck und die Benutzung von Eil- und Courierzügen ist hier bei ausgeschlossen. provinzialnachrichten. Brand, 26. Juni. (Freib. Anz.) Am 24. und 25. d. fand die Generalversammlung deS Gesammtverein» Gabel»berger'scher Gtenoaraphenvereive im Königreich Sachsen im hiesigen Orte Statt. Der Gesammtverein zählt z.Z. 78 Körperschaften mit 1657 stenoaraphirenden, 405 nicht ftenographirenden, 126 correspondirenden und 44 Ehrenmitgliedern, und hier von hatten sich über 200 in Brand eingefunden. Sonnabend Abends 8 Uhr begann, nachdem Nachmit tags viele der erschienenen Theilnehmer sich Verschie denes von der Grube „HimmelLfürst Fundgrube" an gesehen, im Schützenhause der CommerS, an welchem auch Hr. Director Prof. Krieg und Hr. vr. plül. Leh mann vom königl. Institut zu Dresden, sowie Hr. Bürgermeister Hering und viele andere, dem Verein nicht angehörende Personen sich betheiligten. Der Commer» verlief in der besten Stimmung. Sonntag früh 6 Uhr hatte sich der Vorstand deS Brander Ver ein» nach Freiberg begeben, um den ^8 Uhr ein treffenden Ehrenpräsidenten de» Gesammtverein», königl. Commissar für Stenographie, Hrn. Geh. Rath Häpe auS Dresden zu begrüßen. Vormittag» H10 Uhr be gannen die Verhandlungen im Gasthof „zum Kron prinzen" und zwar die Vorversammlung der Delegir- ten, während um 11 Uhr der Beginn der General versammlung angesetzt war. Die letztere beehrten mit ihrem Besuche Hr Amtshauptmann vr. Fischer aus Frerberg und Hr. LandtagSadgeordneter, Ritterguts besitzer v. Oehlschlägel auf Oberlangenau. Hr. Profcffor Krieg eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache an den Ehrenpräsidenten, Hrn. Geh. Rath Häpe, in der er dessen Verdienste um die Stenographie feierte. Hr. Geh. Rath Häpe dankte, hervorhebend, daß er stets ein treuer Freund der Stenographie war und bleiben werde. Hr. Eon- troleur Buschner begrüßte die Versammlung im Namen de» Stenographenverein» und Hr. Bürgermeister Hering im Na men der Stadt. Hierauf erfolgte der Bortrag der Jahres berichts durch Hrn. Professor Oppermann; dem schloß sich der mit großem Beisall ausgenommene Vortrag deS JnstitutS- mitgliedeS Hrn. vr. Lehmann: .lieber die Zukunft der Ba- belSberger'schen Stenographie' an. Hieran rerhten sich gleich falls höchst interessante Vorträge de- GymnasialoberlehrerS Hrn. vr. Rachel-Freiberg: .Ueber die Stenographie und der Kampf gegen die Fremdwörter'und des Hrn. Lehrer» Döring- Meißen: .Ueber die Bedeutung des Institut» der unterstützen den Müglreder für unsere Stenographenvereine'. Leider konnte der letzte Vortrag wegen der vorgeschrittenen Zeit nur in ver kürzter Form geboten werden. Weiter wurde über einen An trag des Stenographenclud» zu Leipzig: . Schnellschristliche Preirschreiben betreffend' verhandelt, woraus specielle BereinS- angelegenheiten ihre Erledigung sanden. Die Preisrichter er statteten Bericht über die zu den PreiSausgaben ringegangenen BewerbungSarbeiten Al» Vorort und Zeit für die nächst jährige Generalversammlung wurde Großenhain und der letzte Sonntag im Juni bestimmt. Der Generalversammlung folgte ein im Saale deS SchützenhauseS abgrhaltenes, mit Tafelliedern gewürztes Festmahl. Die Reihe der Toaste eröffneten hierbei die Herren Prof. Krieg und Lontroleur Buschner, in dem Ersterer auf Se. Majestät den König und Letz terer auf den Altvater Gabelsberger toastete. Hieran schlossen sich Toaste des Hrn. Geh. Rath- Häpe, Hrn. Bürgermeister- Hering-Brand und vieler anderer Fest theilnehmer. Die Tafelmusik, wie überhaupt alle musikalischen Ausführungen waren in den Händen de» hiesigen BergmusikcorpS, welches rauschenden Beifall erntete Nach der Tafel fand Concert im „RathS- kellergarten", hiernächst aber zwischen 8 und 9 Uhr die Abreise der fremden Gäste, welche, wie wir ver nommen, über den freundlichen Empfang und die höchst opferwillige Gastfreundschaft man kann sagen aller Einwohner von Brand und der nächstgelegenen Ortschaften höchst erfreut waren, Statt, während die noch zurückgebliebenen sammt den eingeladenen Gästen und den Mitgliedern des Brander Stenographen verein» ein Ball im SchützenhauS lange Zeit in der fröhlichsten Stimmung zusammenhielt. Im Verlaus der Versauimlung ging ein BegrügungStelegramm des frühern Directors des königl. stenographischen Insti tuts zu Dresden, Hrn. Prof. Heyde ein, welche» sofort beantwortet wurde. » Meißen, 28. Juni. Anschließend an unsern gestrigen Bericht über die Meißner Kirchen- und Pastoralversammlung, lassen wir zunächst die Re solutionen solgen, welche in der Debatte über das erste Referat „über die Zunahme des Selbstmorde», insbesondere in Sachsen" zur Annahme gelangten: l) Polizeibehörden und Direktionen von Krankenhäusern und Spitälern sind zu ersuchen, Aufnahme solcher Personen, die Selbstmordversuche machten, den zuständigen Geist lichen zur Anzeige zu bringen. Da» Mandat vom 10. November 177V, Verwarnung der Personen, welche Selbst mordversuche aussührten, ist, soweit rS nicht ausgrhoben ist, in Erinnerung zu bringen. (Antrag des Referenten.) S) Die Lonferenz erklärt eS für entsprechend. daß sich der Geistliche bei Beerdigungen von Selbstmördern aus ein Bebet beschränke. (Antrag der Pastor» Ficker.) ») Die Lonferenz erachtet die unberufene Bekanntgebung der Selbstmordfälle durch die Presse al» einen schweren Miß stand, der an seinem Theile die Schuld an der Zunahme haben. Dieser ErinnerungStag war ein sehr berühmter Tag und an ihn knüpfte man die WitterungSerfah- rung an. Berühmt war dieser Tag: die Siebenschläfer werden weithin im Orient, bis Abessinien, in Erwäh nung gebracht. Auch im Koran ist eine ErzählungS- abtheilung ihnen gewidmet, und sie werden bei Muhamedanern al» Beschützer de» Seewesen» betrachtet. vr. A. Drechsler. Erfindung. Die Londoner medicinischen Blätter find seit zwei Monaten voll Lobe» über die Erfindung deS vr. Richard Neale, die dieser bekannte Fachmann in Ventilationsdingen vor einem Jahre machte und, allerdings höchst geschmacklos, wie daS jetzt üblich ist, „chemische Lunge" betitelte, mit der er aber erst vor Kurzem öffentlich hervortrat, nachdem er den Apparat mittelst einer langen Reihe von Experimenten und darau» hervorgehenden Verbesserungen auf einen ziem lich hohen Grade von Vollkommenheit gebracht hatte. Dieser Apparat ist in seiner größern Gestalt berufen, die so schwierige, annoch ganz und gar ungenügend gelöste Frage einer befriedigenden Lüftung von Eisen- vahntunnelS endgiltig und genügend zu lösen — ein Umstand, der beim Bau deS Canaltunnels zwischen Dover und Calais (ein Unternehmen, an dessen Zu standekommen kaum mehr zu zweifeln ist) schwer in» Gewicht fallen dürste und wahrscheinlich aus der Lon doner unterirdischen Bahn, sowie in den Tunnel» durch den Gotthard und Montceni» eine große Rolle spielen wird: wir haben erst kürzlich gelesen, wie schwer e» hält, in dem letztgenannten Tunnel eine auch »ar annähernd erträgliche Lust zu er- zielen. Der Apparat besteht au» einem mit einer Lösung von Aetzfoda gefüllten, reservoirartigen Waggon. Die von der Locomotive ausgehenden schädlichen Gase geben ihre verderblichen Elemente an die Lösung ab und werden dadurch unschädlich. Die „Lunge" hat auch eine bescheidnere Gestalt für den Gebrauch in Zimmern mit schlechter und heißer Lust. Ein viereckiger Metallapparat, an dessen unterm Ende ein cylinderförmiger Trog die alkalische Lösung aus nimmt, wird mit einem tüchtigen, gestrickten Hand tuch umwunden und dann mittelst einer Schnur in Schwingung versetzt, wobei da» Handtuch sich von selbst dreht und nach dem Princ'p der Capillarität durchnäßt wird. Alle angestellten Experimente haben bewiesen, daß während de» Schwingen» der „Lunge" die hei ßeste und abscheulichste Luft selbst bei vollständiger Absperrung aller BentilationSmittel — Thüren, Fen ster, GaSableiter, Ofenklappen u. f. w. — binnen we nigen Minuten kühl und rein wird; Hitze, Schwefel und Kohlengase, Tabakrauch, der Geruch von ver branntem Fett u. s. w werden von der alkalischen Lö^ sung raschesten» absorbirt. Wäre Vr. Neale'» Erfin dung vorigen Sommer bekannt gewesen, so hätte da» Leben de» Präsidenten Garfield vielleicht gerettet wer den können. In dieser kleinern Form ist die chemische Lunge berufen, in überfüllten Schuistnben, Theatern, Concertsälen, Versammlung-localen, in Krankenzimmern uid Spitälern außerordentlich segen»reich zu wirken, wo da» Oeffnen von Thüren und Fenstern unthunlich oder ungenügend ist. Der Apparat ist freilich kaum unter 2 bi» 3 Pfund Sterling (40 bi» 60 M.) her- zustellen, allein die Kosten der Lösung u. s. w. find ungemein niedrig; selbst in den Eisenbahntunnels wür den sich die Kosten der Ventilation per Zug und Stunde auf höchsten» 30 bi» 35 Pf stellen — im Zimmer reducirt sich diese Z'ffer natürlich noch um ein Bedeutendes. Wo eS sich um dir Beseitigung be reit» vorhandener schädlicher Gase handelt, ist das Schwingen der „Lunge" vortheilhaft; wo diese aber permanent aufgehängt ist, wäre die Schwingung ent behrlich, da die Luft dort gar nicht schlecht werden kann. Geographie. Ueber da» berüchtigte Todtenthal auf der Insel Java, Pakamaran geheißen, ist in früheren Berichten von Reisenden, welche dasselbe nicht selbst besucht, sondern die blindlings den Erzählungen der Eingeborenen geglaubt haben, viel phantasirt wor den, Da konnte man lesen, daß durch Ausdünstungen giftiger Urticeenbäume(^otiaris), durch da» sogenannte Vpas-Gift (vp»s heißt eigentlich Gift) Tausende von Menschen und allerhand Thiere, namentlich Tiger, Rhinocerosse, Schlangen, Vögel getödtet worden wären und dort lägen; später fand man die aus der Erde auSströmende Kohlensäure al» die schreckliche Ursache der angehäuften Leichen und noch neuerdings spukt in sonst guten wissenschaftlichen Büchern die Sage von dergleichen Schretkrissen. Durch die Reiseberichte deS vr. Otto Kuntze, der in den Jahren 1874 und 1875 (anfang» in Gemeinschaft mit unserm Landsmann K Mauch) größere Forschungsreisen »achte und speciell auch Java besuchte, und der seine Wahrnehmungen in dem interessanten Buche „Um di« Erde" (Leipzig 1881) niederlegte, erfahren a der Selbstmorde mit trägt. (Antrag de» Oberamt»richter» Weidauer.) Nach Schluß der Versammlung, H4 Uhr, vereinigte man sich zu einem gemeinsamen Mittagessen. Abend» nach 7 Uhr traten die Conferenztheilnehmer abermal» zur Berathung zusammen. Wegen Abwesenheit de» Herrn Reserenten Lonsistorialrath vr. Franz hatte daS angekündigte Thema von der Tagesordnung abgesetzt werden müssen, und eS sprach dafür Hr. Archidiakonu« Vie. td. vr. Merbach-Leipzig „Ueber da» Verhält- niß von Religion und Sittlichkeit." Referent führte folgende Hauptgedanken in längerer Rede au»: ES muß eine Sittlichkeit geben, welche von der Reli giosität (d. i. die Anhänglichkeit an eine bestimmte, positive Religion) unabhängig ist, da sonst die Therlnahme an der ewigen Seligkeit den meisten Menschen versagt wäre. Die protestantische (paulinisch-lutherische) Anschauung von der alleinigen Rechtfertigung durch den Glauben ist eine einseitige; auf Grund der biblischen Bücher von JakobuS, Petrus u. s. w. ist der Rechtfertigung durch daS Gesetz eine höhere Bedeutung zuzuweisen. Diese Ausführungen, welche also in der Hauptsache auf eine Vertheidigung der Ritschel'schen Theorie von der Rechtfertigung hinauSliesen, fanden in der sich an schließenden lebhaften Debatte, an welcher sich die Herren geh. Kirchenrath vr. Lechler, Prof. vr. Hof mann, Prof. Vr. Fricke-Leipzig, Oberamtsrichter Weidauer-Nossen u. A. m. betheiligten, allseitig scharfen Widerspruch Schluß der Versammlung nach 10 Uhr. Die heutige Versammlung begann früh nach 9 Uhr und wurde gleichfalls durch Gesang und Gebet er öffnet. Den ersten Gegenstand bildete ein wissen schaftlicher Vortrag (ohne Discussion) von Prof. vr. Fricke-Leipzig „Ueber daS Verhältniß der Dogmatik zur Metaphysik unter besonderer Beziehung auf die Ritschel'sche Theologie." Dieser ungemein fesselnde, gedankenreiche Vortrag, auf den näher einzugehen, wir theologischen Fachblättern überlassen dürfen, sand all seitigen lebhaften Beifall. Als zweiter Gegenstand der Tagesordnung folgte nun da» Referat des Hrn. Pastor» vr. Ackermann-St. Afra bei Meißen: „Ueber die haupt sächlichen Gesichtspunkte einer Revision der jetzt in der sächsischen Landeskirche giltigen Perikopen." Einleitend betonte der Referent, daß er in feinem Bor trage, der diese Frage nur in seinen Hauptgrundzügen be leuchten solle, von den zwei Voraussetzungen auSgehe, daß ersten» eine sestgestellte Perikopenordnung sür nothwendig er achtet werde und daß zweiten» in dieser Angelegenheit nicht eine völlige Neugestaltung, sondern nur ein« Revision erforder lich sei. AlSdann begründete er in klarer Sprache seine Thesen, deren Hauptinhalt wir in Folgendem kurz zusammenfaffen: Der Zweck der Perikopen ist ein doppelter: sie sollen eine»- theilS der goitetdienstlichen Erbauung ihre biblische Grundlage und anderntheil- der fortschreitenden Entwicklung deS evan gelischen Kirchenjahre» ihren biblischen Ausdruck geben. An» diesem Doppclzwecke rrgiebt sich die Grundlage für die Bu»- wahl, welche darauf Bedacht zu nehmen Hal, daß di« Perikopen in ihrer Besammtheit die bedeutsamsten Ab schnitte der ganzen heiligen Schrift darstellen. Eine Revision de» sächsischen Perikopenbuche» vom Jahre t8»r würde sich sowohl auf dir älteren, al- aus die neueren zwei Jahrgänge zu erstrecken haben, und e» würde dabei zu erörtern sein, welche Perikopen wegzulassen und welche neu auszunchmen seien. Hierbei dürfte auf eine größere Berücksichtigung de» alten Testament» Bedacht zu nehmen fein. In formeller Beziehung würde zu beachten fein, daß die gewählten Abschnitte in sich abgeschloffen, nicht zu umfangreich und leicht faßlich seien. Die in den zwei neuen Jahrgängen de» sächsischen Perikopenbuch» „hervortrelende Ungleichmäßigkeit, insofern der dritte nur eine einzige, der vierte dagegen drei Reihen enthält sowie anderer- seit» die Nothwendigkeit einer Vermehrung der alttestameut- lichen Abschnitte dürste e» aber empfehlen: ») den dritten und vierten Jahrgang au» je zwei Reihen bestehen zu lasten; d) in die zweite Reihe sowohl de» dritten als de» vierten Jahrgang» altteftamentliche Stücke aufzunehmen; v) da» Ganze fo zu ord nen, daß der dritte Jahrgang, dem ersten entsprechend, in seinen beiden Reihen historische, und der vierte Jahrgang, dem zweiten entsprechend, didaktische Abschnitte enthalte.' Die Schlußthese empfiehlt Beibehaltung besonderer Passion-texte in bisheriger Weise und .Prüfung bez. Vermehrung der für da« Reformation»-, Kirchweih- und Todtensest bestimmten Ab schnitte. ' Nach kurzer Debatte fanden die Thesen de» Re ferenten Annahme. Mit Gesang und Gebet wurde die Lonferenz gegen 2 Uhr geschloffen. (Fortsetzung in der Beilage.) Ucnnilchtes. * Am Freitag voriger Woche bemerkte man, wie schwedische Zeitungen berichten, gleichzeitig m Hapa- randa, Pitea und Lulea um Uhr Morgen» ein starkes Erdbeben. In Haparanda war die Richtung von Nordost nach Südwest, in Pitea dagegen von Südost ngch Nordwest. In Haparanda war die Er schütterung so stark, daß man kaum stehen konnte. wir, daß da» Todtenthal nichts als eine Fabel ist. Dieses Thal nämlich im Dienggebirge ist ein enger, kleiner Kessel, vielleicht ein ehemaliger Krater, zu dem ein besonderer Weg hinaufführt, der am Ende durch ein Geländer abgeschlossen ist; dann geht man 100 Schritte bergab und dort ist eine kahle, etwa 6—7 gm haltende Fläche, wo einige Steine herumliegen. 2 schmale Fußwege führen hinunter, die Kuntze betrat, trotzdem daß ihn sein Führer und Diener mit ängst lichen Mienen zurückzuhalten suchten und Ersterer chn wiederholt an den Kleidern hielt. Er sah aber keine Spur von Gerippen, trotzdem daß der Führer ver sicherte, wie ein Vogel hindurchfliege, so müsse er sterben. Kuntze ging gleichwohl hinunter und kam gesund wieder heraus. Aucb von Kohlensäure stungen fand er dort keine Spur, so wenig tobten Jnsecten oder Leichnamen kleinerer T' daS berüchtigte Todtenthal, wenn eS vi' noch Jahrzehnte lang in Büchern und Ze dürste sonach in daS Reich müssiger Er hören. * Unter dem Titel: „^unuaire äip- eonsulaire 6s« Ltats äs« 6»uu wovä Mark) ist im Verlage von I. PertheS daS gesammte diplomatische P-^ Staaten umfassende» Berzeichniß ers^ — eine werthvolle Ergänzung deS kalevder» — allen Politikern und Den die diplomatischen Vorgänge W cht)' kommen sein wird. ^o» .'t. wind. Ber- -^prratur wenig
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