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Dresdner Journal : 02.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-02
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.03.1882
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rki vereinigte Se. Majestäl der Sultan die Gesandtschaft, die Herren der Botschaft und die vornehmsten Würden träger zu einem engeren Cercle. Der Sultan nahm hierbei Beranlassung, sich nach dem Wohlergehen Ihrer kaiserl. und königl. Majestäten zu erkundigen und zu gleich seiner Freude einen Ausdruck zu geben, über die photographischen Porträts des erlauchten KaiserpaareS und die photographische Ansicht von Coblenz, welche Ihre Majestät die Kaiserin halte überreichen lassen. Um 9 Uhr wurde die Gesandtschaft von Sr Majestät dem Sultan entlasten. — In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die Berathung deS EtalS des Ministeriums des Innern fortgesetzt. Bei dem AuSgabecapitel „Polrzeiverwaltung in den Pro vinzen" wollte der Adg. v. Eynern in zuvorkommender Weise einer jüngst von der „Nat. Ztg." an die Na- tionallibrralen gerichteten Aufforderung nachkommen, sich mehr activ an den Debatten zu betheiligen, auch um den beiden linksliberalen Parteien einen Theil der Arbeit — des Vorbringens von Beschwerden über alle möglichen VerwaltungsMelge — abzunehm-n. Zum Thema hatte der Redner sich die Action der königl. Polizeibehörden in den Provinzen gelegentlich des letzten Wahlkampfes auSersehen und eS stand demnach eine Wiederholung der jüngsten heftigen Debatten in Aussicht. Die Intentionen des Redners scheiterten in- deß an dem Widerspruch aller Seiten des Hause-, das eine allzuhäufige Abhandlung desselben Themas nicht opportun finden mochte; der Präsident gab derselben Meinung präcisen Ausdruck und so beschränkte sich Abg. v. Eynern auf die Vorbringung einiger Localbe schwerden, z. B. der Ungleichheit m der Belastung der rheinischen Communen mit oder ohne ftaatsseitig unter haltener Polizeiverwaltung, worin ihn der Abg. Grumbrecht unterstützte. Bei dem Titel „Polizei präsidium in Posen" begannen eine Reihe von Re- criminationen polnischer Abgeordneten gegen einzelne Polizeiverwaltungen, welche jedoch für weitere Kreise kaum einige- Interesse besitzen. Abg. Bachem brachte den Vorfall Rheinbrohl zur Sprache, der in diesen Tagen durch die Blätter ging und viel Staub auf- gewirbelt hat; bekanntlich ist das Glockengeläute beim Begräbniß de- evangelisch getauften Kindes durch den — nach der Darstellung des Redners äußerst cultur- kämpferischen — Landraih derart erzwungen worden, daß man Militär requirirte und die Kirchthüren ge waltsam sprengte. Bicepräsident de» Staatsministeriums v. Puttkamer: Ich muß da- Borgehen der Behörden durchaus vertheidigen. Die militärische Hilse ist mit vollem Recht beordert worden. Ob gleich mir noch kein actenmahiges Material vorliegt, kann ich doch schon jetzt constatiren, daß die aus Kosten der politischen Gemeinde erbaute Kirche von Seiten der Civilgewalt wieder» holl schon zu anderen als rein kirchlichen Zwecken benutzt wor den ist. Der Bürgermeister ist auf Grund einer Aussonderung der Aeltern der betreffenden Kindes vorgegangen. Wenn sich der Gemeinderath widersetzt hat, jo war der Bürgermeister in unzweifelhafter Rechtslage, wenn er jein Verlangen durchsetzte. Dit Bevölkerung hat eine drohende Haltung angenommen, die so weit ging, daß selbst der Thurm besetzt wurde. Demzufolge kamen Bürgermeister und Landraih zu der Ueberzeugung, baß sie im Bollgesühl ihrer Verantwortung militärische Hilse requi- rirten. Line größere Lxecutivkrast schien ihnen unentbehrlich, und ich drücke meine Freude darüber aus, daß es ohne Thät- lichkeiten gelungen ist, die Bewegung zu unterdrücken. Ls ist sogar möglich gewesen, die militärische Macht im Hintergründe zu lassen und in erster Linie Gendarmen zu verwenden. Bon der Waffe brauchte erfreulicherweise kein Gebrauch gemacht zu werden, auch ist die Militärmacht nicht länger im Ort ge blieben, als es unbedingt nöthig war, und dafür eine größere Anzahl von Gendarmen aus den benachbarten Kreisen zusam mengezogen worden Ich kann dem Borgehen der Behörde, auch wenn e- eine lediglich präventive Bedeutung gehabt hat nur eine günstige Wirkung zujchreiben, in keiner Weise aber dem Landrathv. Runkel einen Borwurs machen. Bevor das acienmäßige Material vorliegt, warne ich überhaupt vor einem definitiven llrtheil. Im weitern Verlaufe der Sitzung gab die für die Strafanstalten geforderte Position Anlaß zu einer kurzen Debatte über die Concurrenz, welche die Ge- fängnißindustrie der freien Arbeit macht; eme bereits so häufig diScutirte Frage, daß auch diese Behand lung derselben nichts Neues zu bieten vermochte. Die Sitzung schloß um 5 Uhr, nachdem nach eine Anzahl von Titeln genehmigt worden waren. — Der preu ßische Volkswirthschaftsrath ist heute zu seiner neuen Session zusammengetreien. Der Staat-minister v.Bötticher begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und theilte mit, daß er in Bertretung des preußischen Handelsministers wieder den Borsitz bei den Berathungen deS BolkSwirthschastSraths sühre» werde. In dankbarer Erinnerung gedenke er der sehr sachgemäßen Er örterungen des vorigen Jahres; er hoffe, daß auch dies Mal die Berathungen von gutem Ersolg sein und die DiScujsionen achgemäß bleiben würden. Die StaatSregierung lege großen Werth auf die Berathungen des BolkSwirlhschaftSraths, wie schon aus dem sehr reichen Material hervorgehe, welches der Versammlung unterbreitet sei. Das Programm ist ein sehr reichhaltiges und stellt sich folgendermaßen dar: Der Andere sah ihm nach. Dann schielte er hin auf zum Kammerfenster, wo er Gunil wahrnahm, und flüsterte mit einem häßlichen Grinsen: „Ich halt' Euch Beide! .... Niemand soll sa» gen, Thomas Holger habe vergebens um ein Mäd chen gesreit." Gunil hatte den Festputz abgelegt und kam in die Stube. MertenS stand am Fenster und lvartete auf sie. Als sie eintrat, wandte er sich rasch zu ihr. Sie sah ihn an und erschrak über den unheimlichen Aus druck in seinem Gesicht. „WaS ist Euch, Vater?" fragte sie. „Mir — nicht»!" rief er aus. „Geärgert hab'ich mich — Deinetwegen." „Meinetwegen?" „Ja; Du kommst ins Gerede." „Das geht vorüber — es ist ja nicht» daran." „Meinst Du? Wenn es aber doch wahr wäre?" Sie antwortete nicht. Er trat zu ihr und ihre Hand sesthaltend, sagte er: „Ich wollte, Du hättest nie angefangen unt dem Klausen .... Jetzt wirst Du Holger's Frau." „Ich?" rief sie entsetzt. „Nun ja, — Du kannst es noch werden." „Vater — niel" „Kommt Klausen nicht bald zurück; so wirst Du Holger'» Frau — da» sag' ichl" erwiderte er in einem halb drohenden, halb bittenden Tone. Ein Schauder überlief sie, al» schüttle sie den Ge danken ab, der sie mit Ekel und Abscheu erfüllte. .Niel" 1) Die Subhastationsordnung, welche nicht vollstän dig zur Berathung steht, sondern nur in ihren zwei grund legenden Frage» zur Erörterung gelangen wird 2) Da« Gesetz, betreffend die Abänderung der Ge werbeordnung (Hausirgewerbe). Regierungscvmmiffar Mi nisterialdirektor Bosse. S) Da» Tabak-monopol. RegierungScommisjar vr. Roller Der Lnlwurs enthält bezüglich der Entschädigung fol gend« Bestimmungen: D,e Tadakssabrikanten und Rohlabakthändler erhalten, sali« ihre Fabrik- und Magazingebäude nicht von der Monopol- Verwaltung erworben werden, eine entsprechende Realentschädi- gung Die Tadakssabrikanten und Rohtabakshändler erhalten eine PersonalentschSdigung, sallS sie mindesten« b Jahre von der Publikation deS Gesetze« rückwärts ihr Geschäft unausgesetzt betrieben und daraus ausschließlich oder überwiegend ihren Erwerb gezogen haben. Die Entschädigung besteht sür die Tadakssabrikanten in einem b fachen, für die Rohtabak«händler in einem s fachen durchschnittlichen Reingewinn der Jahre 1880, 188t und 1882. Für Geschäfte, welche noch nicht 10 Jahre betrieben wurden, wird die Hälfte dieser Sätze gewährt Line Perionalvergütung erhallen da« für die TabakSsabrikation oder den Handel lechnrsch ausgebildete Hilfspersonal, die technisch ausgebildeten Tabalsarbeiter, welche bei der Publikation de« Gesetzes ihr 20. Jahr vollendet haben, die TabatShändler, welche mindestens dre letzten b Jahre vor der Publikation de« Gesetze» den Handel unausgesetzt betrieben haben Die Ver gütung beträgt bei dem Hilfspersonal und den Arbeitern da» Fünffache des Durchschniltsgehalie» der Jahre 188», 1881 und 1882, bei den Händlern das Doppelte des durchschnittlichen Reingewinnes dieser Jahre. 4) Grundzüge für einen Gesetzentwurf, betreffend die Un fallversicherung der Arbeiter. b) Grundzüge eine- Hilsskajsengesetze S. Regierungs- commlssare Ministerialdirektor Bosse und Gch Rath Lohmann. S) Ein Gesetzentwurf, betreffend die Anfertigung von Zündhölzchen aus weißem Phosphor. Regierungscom- miffar Geh. Rath Lohmann. 7) Eine Vorlage, betreffend die Ausstellung von Staatsschuldverjchrribungen auf den Namen. Die vorstehenden Vorlagen sollen zunächst im Ple num nach ihren allgemeinen Gesichtspunkten erörtert und dann einzelne davon an die Sectionen, resp. an den permanenten Ausschuß verwiesen werden Die Vorlagen, betreffend die Controle der Milch und die Abänderung des tz 38 deS Gesetzes vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, sind an die landwirthschaftliche Sektion verwiesen. Die nächste Plenarsitzung findet morgen Statt. Auf der Tagesordnung steht die generelle Be sprechung der Abänderung der Gewerbeordnung und eventuell auch noch die Besprechung der die Sub- hastation betreffenden zwei Fragen. Am Donnerstag soll die landwirthschaftliche Semon tagen und dann im Plenum wahrscheinlich die Besprechung des Tabaksmonopols folgen. — Nachdem in den letzten Jahren wiederholt Anträge auf Beschränkung des Ge brauchs der lateinischen Sprache bei den Geschäften der evangelisch-theologischen Fakultäten und von den letzteren befürwortete Gesuch um Gestattung des Ge brauchs der deutschen Sprache in einzelnen Fällen, in welchen das Lateinische anzuwenden gewesen wäre, er gangen sind, erachtet es der Cultusministec sür angezeigt, die Frage, inwieweit die Vorschriften über die Be nutzung der lateinischen Sprache bei Semlnararbeiten und Uebungen, Preisarbetten, Promotion-- und Habi- litationsleistungeu der gedachlen Fakultäten beizube- halten oder abzuändern sein möchten, einer eingehenden Erörtc ung zu unterziehen. Die evangelisch-theologi schen Fakultäten der preußischen Universitäten und, soweit dadurch eine Abänderung der Union sitäts- statuten erforderlich würde, auch die Senate sind daher zu gutachtlichen Aeußerungen über diese Frage aufge fordert worden. — Wie dle„Nat.-Ztg." vernimmt, hat der Kaiser sich gegen die Auflösung der Stadtverordneten versammlung ausgesprochen, da in dem Verhalten derselben nichts zu finden sei, waS eine solche Maß regel herausfordere. Damit darf man ein Ereigniß als abgewendet betrachten, bemerkt das Blatt, dessen Eventualität schon begonnen hatte, in unserem com munalen Leben eine gewisse Unsicherheit Hervorzurusen. Unser kommunales Leben ist vor der ihm drohenden Gefahr bewahrt geblieben, in der nächsten Zett vor zugsweise unter dem Gesichtspunkt der Wahlagitation behandelt zu werden. Wir schlagen diesen Gewinn sehr hoch an und knüpfen daran den Wunsch, daß die Angelegenheit der WahlkreiSemtheilung auf dem von deni Magistrat vorgezeichneten Wege nunmehr rasch zum Abschluß komme. — Das Strafverfahren in nicht öffentlicher Hauptverhandlung istnach einem Urtheil deS Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 1. November vor. I., nichtig, wenn über die Ausschließung der Oefftntttchkeit des Verfahrens nicht verhandelt, a-so weder der Angeklagte noch sein Ver- theidiger darüber gehört worden, oder wenn das Ge richt den Grund für die beschlossene Ausschließung der Oeffentlichkeit nicht verkündet hat. — Veranlaßt ein Gläubiger die Beschlagnahme einer Forderung seines Schuldners im Wege der gerichtlichen ZwangS- „Es hat noch Zeit", sagte er düster! aber vergiß eS nicht." Sie machte ihre Hand frei von ihm und ihm ins Auge sehend, fragte sie scharf: „WaS hast Du mtt Holger gemein, was ist zwischen Euch vorgegangen?" Er wich ihrem Blick scheu aus. „Laß mich in Ruhe; Du thust, was ich will und hast nicht- zu fragen!" antwortete er rauh. „Ich bin der Vater; Du hast zu gehorchen." „Darin Nie!" (Fortsetzung folgt.) Kunstspeculatiou. Dieses häßliche an sich wider sinnige Wort, dessen beid: Theile sich einander auf» heben, muß man leider in Anwendung bringen, wenn man die moderne „Abgrasung" Amerikas durch die Virtuosen der deutschen Schauspielkunst inS Auge faßt. Hat schon das eitle, geldlüsterne Jagen und Treiben der Gastspielvirtuoftn im eigenen Heimathlande, das sie wie Kofftr durchreisen und am liebsten telegraphisch durchfliegen möchten, etwas Widerliches, so wird dies sittlich indignirte Gefühl noch vermehrt mit der Stei gerung dieser Manipulation selbst. In Amerika gilt eS, in höchster Blüthe zu entfallen, was schon durch häufige» Gastiren üppig inS Kraut schießt: Veräußer lichung der Effecte, Todtjpielen der gejammten Um gebung, pikante Mamerirtheit, monotone Ableirrung derselben Matadorrollen, allgemeine, raffinirte Provo- cation des Beifall». Diese Methodik fällt drüben auf einen sehr fruchtbaren Boden, der bereit» ein für alle Vollstreckung, so ist nach einem Urtheil deS Reichs gericht», II. Strafsenat, vom 8. November vor. I., dir Beschlagnahmt mit der Zustellung des deSsallsigen Beschlusses an den Schuldner des Schuldners bewirkt, und der Schuldner macht sich durch Session der Forderung an einen Dritten, wenn er Kenntniß von der Zustellung deS BeschlagnahmebeschlusseL an seinen eigenen Schuldner hat, des Arrestbruches schuldig, auch wenn ihm selbst jener Beschluß noch nicht zugestillt worden ist. München, 27. Februar. Das von Sr. Majestät dem König an den Vorsitzenden des MlNisterrathS, den königl. StaatSminister vr. v. Lutz, erlassene allerhöchste Handschreiben lautet nach der „Allg. Ztg.", wie folgt: .Mein lieber Minister v. Lutz! Ich habe mit Bedauern die Schwierigkeiten verfolgt welche in den letzten Monaten dem, wie Ich weiß, nur auf da« Wohl deS Linde« gerichteten Wir ken Meiner Minister in den Weg gelegt wurden, und finde Mich bewogen, die bestimmte Erwartung auSzujprcchen, daß Sie und Ihre Amtsgenoffrn, die von Mir berufenen Räche der Krone, auch fernerhin fest ausharren und mit aller Kraft sür die Rechte Meiner Regierung eintreten werden, wie es bisher geschah WaS insbesondere da» Verhältniß der Kirche zum Staate betrifft, jo habe Ich der Kirche stets und aus innigster Ueber- zeugung Meinen vollen Schutz gewährt und werde n>e aus hören, den religiösen Sinn Meines Volkes, in welchem Ich die Grundlage der Ordnung erkenne, zu schirmen. Es ist Mein Wille, daß den religiösen Bedürfnissen deS Landes die sorg samste Beachtung und Pflege zu Theil werde. Ich will aber ebenso fest, daß Meine Regierung jetzt und in Zukunft allen Bestrebungen enlgegentiitt, welche darauf ab- zielen, die »nzweijelhaften und notywendigen Rechte de« Staates zurückzudrängen und welche Staat und Kirche in eine unheilvolle seinbliche Stellung bringen würden. Indem Ich diesem Meinen Willen hier zur Bekräftigung wiederholten Ausdruck gebe, spreche Ich Ihnen und Ihren Amisgenossen sür das treue AuSharren unter jo großen Schwierigkeiten gerne Meine warme Anerkennung au» und versichere Sie, Mein lieber Minister v. Lutz, de» vollsten Ver trauen», mit welchem Ich bin Ihr München, den 28 Februar 1882. wohlgewogener König Ludwig' Karlsruhe, 27. Februar. (Schw. Merc.) Der Markgraf Maximilian, der Oheim de-Großherzogs, ist seit einiger Zett unpäßlich; der hochderagie Fürst hatte blS zum höchsten Grelsenaiter, er zählt jetzt 85 Jahre, eine staunenswerthe Gesundheit bewahrt. — Die heutige Sitzung der Zweiten Kammer brachte unter Anderm nicht allein der jungen Kunstgewerde- schule großes Lob ohne jeden Parteiunterschied, sondern auch, und das will in diesen Zetten hochgradigster Sparsamkeit fast mehr sagen, die Beseitigung eine- von der Budgetcommission befürworteten Strichs, von wel chem man allenfalls eine Schädigung der Wirksamkeit der Schule befürchten könnte. * Wien, 28. Februar. Heute waren beide Häuser des ReichrratheS versammelt. Im Herrenhause wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Einführung von Ausnahmegerichten in Dalmatien, einstimmig in zweiter und dritter Lesung zum Beschlusse erhoben, nachdem der Rnch-geiicht-präsident Vr. v Unger im Namen seiner Parteigenossen erklärt hatte, der Ansicht zu sein, daß der tz 1 eine Verfassungsänderung invol- vire. Ueber den Gesetzentwurf» betreffend die Em- hedung provisorischer Zollzuschläge zu einigen Finanz zöllen, entspann sich eine längere Debatte, die freilich in der Sache wie in der Form ein ganz anderes Ge präge hatte, als jene im Abgeordnetenhaus^ trotzdem auch hier die Gegensätze diesmal schärfer an einander prallten, als eS sonst der Fall zu sein pflegt. Der Unterschied in der sachlichen Behandlung besteht darin, daß im Unterhaus- der Zolltarif selbst schon als Grundlage der Debatte herhalten mußte, während hier alle Redner eben nur den Gegenstand der Tagesord nung, das Sperrgesetz, im Auge behielten. Die Finanzcommission des Herrenhauses hat hervorgehoben, daß durch die Annahme des SperrgesetzeS d-e Behand lung des Zolltarifs präjudicirt werde D.e Argumente der Grafen Falkenhayn und Leo Thun vermochten diese Ansicht nicht zu erschüttern, und sie wurden auf die schlagendste Art und mit der größten Entschieden heit von einem Führer der rechien Sette des Herren hauses, dem Fürsten Karl Schwarzenberg, widerlegt. Zwischen.ihm und dem Redner der Linken, Edlen v. Plener, entspann sich ein rhetorisches Duell. Lctz.erer hatte die Hast gerügt, mit welcher man die Sache be treibe, und die betreffende Action als „unüberlegt" bezeichnet. Dagegen p>wtestirte nun Fürst Schwarzen berg und ließ es in seiner Polemik auch nicht an politischen und persönlichen Seitenhiebcn fehlen, was wieder Edlen v. Plener veranlaßte, ebenw scharf zu repliciren. Der Berichterstatter, Graf HoyoS, beschränkte sich auf einige Bemerkungen, worauf über Antrag deS Mal vom schlechten Geschmack gedüngt ist und außer dem noch besonders vorbereitet wurde durch die Re- clamen eim» mtt allen Windspielen gehetzten Im presario und durch die unermüdlichen Lobhudeleien der Zeitungsschreiber, die von ihrer Unreife, wenn nicht noch von ganz anderen Mitteln trunken geworden sind. Sie bemühen sich, da» Urtheil deS Publicums ebenso albern zu machen, wie ihr eigenes ist. Zu lesen, mtt welchen Humbugceremonien man diese und jene Künstler am Hafenplatze empfängt, im Triumph einholt und feiert, gewährt als eine große arrangirte Lüge einen unmoralischen Eindruck. Unter der Gunst so corrumpirter Verhältnisse scheint es seit langen Jahren Vielen lohnend, über den Oc an zu fahren, um sich in zwei, drei Monaien schleunigst ein kleines oder großes Vermögen zu ver dienen. Mancher nimmt dabei im Gegensatz zur be denklichen Sache noch sehr gurr Grundsätze mtt, die er nur zu seinem materiellen Schaden anwenden kann. Von einem idealen Gewinn ist ja bei dieser Angelegen heit überhaupt nicht die Rede. Ein solcher Gewinn sollte aber immer fest ,m Auge behalten werden, wenn die Kunst im Spiele ist. Künstler aber, welche eS nicht vorziehen, ihre freie Zeit der Erholung oder der Erweiterung ihres Geiste» zu widmen, sondern ihr Glück speculativ in Amerika bereichern wollen, finden übrigen», beiläufig bemerkt, in der „Genossenschaft-zeitung" eine Reihenfolge von praktischen Winken, wie e» gemacht werden muß, um von dem amerikanischen Impresario nicht betrogen zu werden. Solche Winke, welche nicht un», sondern nur Edlen v. Plener die namentliche Abstimmung stattfand Der EommissionSbericht wurde mit 54 gegen 41 Stim men abgelehnt und hierauf mit gleicher Majorität da» Sperrgesetz in der Fassung des Abgeordnetenhauses m zweiter und dritter Lesung angenommen. Für das Sperrgesetz votirte die Rechte und die Mitteipartei, gegen dasselbe die Linke. Auf beiden Seiten fehlten viele Parrs. — Im Abgeordnetenhauje wurden heute die Titel „Oeffentliche Sicherheit", „Wasserbau ten" uno „Straßenbauteu" erledigt. Bei ersterm Ca- pttel veranlaßte der Abg. Vr. Alter eine adei malige Kuchelbad-Debatte. Die tschechischen Abgg. Kviczala und Tonner hörten kaum das Wort Kuchelbad, so stürzten sie sich auch gleich in d»e Debatte, und die Folge war, daß auch gleich wieder die UmversitätSfrage auf die Tagesordnung gelange und die Professoren Sax und Kviczala eine Mensur in aller Form bestanden. Der Abg. Ritter v. Schönerer nahm die Veranlassung, um zu erklären, daß die Verfassung-partn, nicht, wie der Ministerpräsident Graf Taaffe behaupte, eine hochverrätherische Partei, daß sie vielmehr eine staat liche, patriotische Partei sei, und man ihr sogar den Vorwurf machen müsse, daß sie zu schwarz-gelb gefärbt sei und nicht genügend sür die Wahrung der deutsch nationalen Interessen emtrele. Dem Redner wurde, nachdem er vom Präsidenten 2 Mal ermahnt wurde, zur Sache zu sprechen, auf Befragen des Hause» da» Wort entzogen. Bei den Titeln „Wasj.rbauren" und „Straßenbauteu" plaidirten die Abgg. Fürnkranz, Menger, Doblhamer, Richter und Vr. agg für Fluß- regulirungen oder Brückenbauten. — Die heutige Morgenausgabe des „Fremdenblatt" ist wegen einer in später Nachtstunde eingelroffenen Prager Prwatdepejche über die Versammlung des Verfassungs- Vereins der Deutschen in Böhmen über Auftrag der Staatsanwaltschaft mit Beschlag belegt worden. Die von Vr. Schmeykal bei diesem Anlasse gesprochene Rede bot den Anlaß zu dieser Maßregel. Diese Con- fiscation hindert die halbamtliche „Wien. Adeudp." nicht, an der Spitze ihrer „Zeilungsjchau" aus der selben Numm-r des„Frdbl.", welche in den RedactionS- lvcalttäten der kaiserlichen „Wien. Ztg." eine sichere Zuflucht gefunden zu haben scheint, die sympathische Beurtheilung der Ansprache deS Statthalters Baron» Poffinger bei der gestrigen Installation des neuen Wiener Bürgermeisters zu reproduciren. — Vom In« surrection-schauplatze berichtet das Generalcom- mando in Sarajewo unier dem 27. Februar Nacht-: Generalmajor Leddihn meldet von Kalmovic: Am 26. Verbindung mtt Oberst Haas hergestelli; derselbe traf Abends in Hotovlje cm. Zagorje von Einwohnern zumeist verlassen. Der Knez von Zagorlen ist zurückgekehrt, hat sich mit der Betheuerung unterworfen, daß er von den Aufständischen mtt Gewalt sorlgesührt wurde, giebt an, daß sich die Insurgenten nach Borac in das obere Neretvathal zurückgezogen hätten. Der optische Telegraph Trnova-Kalinovic wird von einer acuvlrlen Gebirgst leglaphenadiheilung durch einen elektrischen er setzt. Generalmajor Obadich meldet aus Fora, daß schon jetzt in den durch die Insurgenten heimgtsuchten Orten Noth heinche, so zwar, daß die Bezirkrbehörde Lebensmittel an die zu Hause gebliebenen Gutgesinnten vertheilen mußte. Tue 18. Jnsauterletruppendivision meldet unter dem 27. Februar Abends: Um den von den Expedttwnstruppen gegen die Zagorje und Ulok zersprengten und dem combinlrten Angriffe auswei chenden Jnsulgrntrn in zw.tter Linie entgegenzulreten, wurden von Neoesinje und Avtooac aus Truppen verschiebungen angeoronet. Eine Compagnie des 26. Feldjägerbataillons in Jugooic, nordwestlich von Pack», trat am 25. Abends in scharfe Fühlung mit beiläufig 150 Insurgenten südlich von Kokorina. Am 26. früh griff die Compagnie die von Insurgenten vertheidigten Höhen an und besetzte dieselben, wobei 1 Mann tobt blieb und 2 verwundet wurden. Pari», 28. Februar. (Tel) Der Ministerrath Hai beschlossen, das Gesetz vom Jahre 1849 über die Ausweisung von Ausländern, wie folgt, zu modificlren: Jeder Ausländer, welcher bereits eine Bestrafung erlitten hat, soll ohne weitere Förmlichkeit sofort ausgewiesen werden; ist eine Bestrafung noch nicht erfolgt, so soll die Frage wegen der Ausweisung vor den Ministerrath gebracht werden. — Da» Ge rücht, daß Andrieux zum Botschafter in Madrid er nannt werden soll, bestätigt sich. Rom, 28. Februar. (Tel.) Anläßlich deS JuhreS- tages der TH-onbesteigung empfing der Papst die Glückwünsche des spanischen Botschafter- und de» Ge sandten von Bolivia, Costa-Rica und Ecuador. Der Papst ließ 150 vollständige Betten und Unterstützungen an arme Familien in Rom vertheilen. die Speculirenoen interejsiren können, hat der königl. Sänger Herr Oberhausen von drüben her für seine Coll gen zu Papier gebracht und einen fatalen Blick in den Schmutz der Schwindelei eröffnet. Einen Wink hat er vergessen: er besteht in der Thatsache, daß eS den renommirten Bühnenkünstlern bei Schauspiel und Oper in Europa p cuniär jo brillant geht, daß sie mehr Veranlassung, al- andere Stände haben, dafür dem Himm l dankbar und mit ihrer Heimath zufrieden zu jein. O. B. * Der Dresdner Tonkünstlerverein hat soeben den königl. Kammervirtuos Friedrich Grützmacher, welcher heute (am 1. März) seinen 50. Geburtstag feiert, zu seinem Ehrenmitgllede ernannt und hierdurch dem gefeierten Künstler und hochverdienten Pädagogen im Vivloncelljpiel eine wohlveidiente Huldigung dar gebracht. 1° Nach eincr Meldung au- Pari« ist dort der berühmte Claviervirtuose Alfred Jaell ge storben. Er war am 5. März 1832 in Triest geboren, trat zuerst 1843 zu Venedig im Theater San Be nedetto als Pianist öffentlich auf und führte seitdem ein bewegtes Leben al» concertttender Pianist mit häufig wechselndem Wohnsitz (Pari-, Leipzig, Brüssel), mit seinem mehr brillanten als imponirenden, mehr einschm ch luden als ergrettenden Spiel viel Anerken nung erntend. Im Jahre 1866 ve.hnrathete er sich mit der Pianistin Marie Trauimann. Al-Componist hat Jaell nur Concertparaphrasen und brillante Stücke für Clavier geschrieben.
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