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Dresdner Journal : 02.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-02
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.03.1882
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280 Feldrügefachen betreffend, hat Unsere Zustimmung er halten und wird zur Publikation gelangen. 5^ Die dem LandtagSaurschusse zur Verwaltung der Staatsschulden ständifcherseit» zu ertheilen beab sichtigte neue Geschäftsordnung hat Unsere Genehmi gung erhalten. 6) Die Petition der Gemeinde Limbach um Ge stattung der Annahme der Revidirten Städteordnung wird in Erwägung gezogen und eS wird im Falle der Berücksichtigung derselben von der bezüglichen ständischen Ermächtigung Gebrauch gemacht werden. 7) Bon der Ermächtigung zu Vermehrung der Moorbäder bei der Badeanstalt zu Elster einen, nach und nach auS den jährlichen Remerträgniffen deS Elsterbades zurückzuzahlenden Vorschuß bis zur Höhe von 250000 Marl aus der Hauptstaatskasse zu ent nehmen, wird unter der Voraussetzung Gebrauch ge macht werden, daß sich die in Vorschlag gekommene Einrichtung bei speciellerer Prüfung als unausführbar erweist, sowie daß bei näherer Erörterung der Kosten frage die Zulänglichkeit der bewilligten Vorschußsumme bestätigt wird. 8. Bon der Ermächtigung, im Verordnungswege u) die Bestimmungen deS 8 l des Gesetzes vom 22. Juli 1876, die Schonzeit der jagdbaren Thiere betreffend, in Betreff des Sperlings außer Wirksam keit zu setzen und diejenigen Bestimmungen zu treffen, die für geeignet, beziehentlich für zulässig zu erachten sind, um der Landwirthschaft, dem Obstbau und der Gartenkultur den nothwendlgen Schutz gegen den Schaden zu verschaffen, der denselben durch eine zu große Vermehrung der Sperlinge verursacht wird, b) Bestimmungen zu treffen, durch welche der zu großen Vermehrung der Raben und rabenartigen Vögel entgegengewirkt wird, wird Gebrauch gemacht «erden. 9. In Verfolg des in der ständischen Schrift vom 28. Februar d. I. enthaltenen Antrages foll erwogen werden, ob das Gesetz vom 25. August 1876, die Landesimmobiliar-BrandversicherungSanstalt betreffend, dahin abgeändert werden kann, daß die Gegenstände der freiwilligen Versicherung, wenn es beantragt wird, von dem Zeitpunkte an als versicherungsfähig zu achten sind, wo sie zum Zwecke der Aufstellung in das für ihren Betrieb bestimmte Gebäude im Ganzen oder in einzelnen Theilen gebracht, oder in einem anderen zu demselben Complex gehörenden Gebäude untergestellt worden sind, sowie ob nicht auch die sogenannten Reservetheile der versicherten Maschinen als mrsiche- rungSfähige Objecte zugelassen werden können. 10) In Gemäßheit des in der ständischen Schrift vom 28. Februar d. I. gestellten Antrags wird die Frage, ob nicht zum Zwecke guter Unterhaltung und weiterer Entwickelung der Feuerlöscheinrichtungen in den einzelnen Orten des Landes die in 8 137 des Gesetzes, die LandeSimmobiliarbrandversicherungsanstalt betreffend, vom 25. August 1876 unter b, e und ä bestimmten Beiträge für das Feuerlöschwesen und da mit zugleich die in den 88 18 und 19 deS Gesetz S, das Mobiliar- und Privatfeuerversicherungswesen betreffend, vom 28. August 1876 vorgejchriebenen Beiträge derPri- vatfeuerversicherungSanstalten und Privatunterstützungö Vereine zur OrtSseuerlöschkasse einigermaßen zu erhöhen seien, in nähere Erwägung gezogen werden. Was die sonst noch von den getreuen Ständen ge faßten Beschlüsse anlangt, so behalren Wir Uns vor, solche in weitere Erwägung zu nehmen und nach Be finden das Erforderliche darauf zu verfügen. Wir verbleiben Unseren getreuen Ständen in Huld und Gnaden jederzeit wohl beigethan und ;>aben zu Urkund alles Lessen gegenwärtigen, in das Gesetz- und Verordnungsblatt aufzunehmenden Landtagrabschied eigenhändig unterschrieben und mit Unserem Königlichen Siegel bedrucken lassen. Gegeben zu Dresden, am 1. März 1882. (l^.8.) Albert. Alfred von Fabrice. Hermann von Nostitz-Wallwitz. Earl Friedrich von Gerber. Or. Ludwig von Abeken. Leonce Freiherr von Könneritz. Lagesgeschichte. Dresden, 28. Februar. Die Erste Kammer trat heute Abend ^6 Uhr zu ihrer Schlußsitzung zusam men, m welcher zunächst Handelskammerpräsident Rülke die Mittheilung machte, daß über den von der jenseitigen Kammer angenommenen, von der Ersten Kammer aber abgelehnten Antrag aus Aufhebung der Chaussee- und Brückengelder von der nächsten Finanz- Periode ab ein übereinstimmender Antrag m dem Ver- einigung-verfahren nicht errielt worden fei. Die Kammer beharrte bei ihrem frühern Beschlusse. Hier auf wurde das Fwanzgesetz nach dem Vorgänge der Zweiten Kammer bewilligt und von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg das königl. Acceptationsdecret zu dem StaatshauShaltSetat zum Vorträge gebracht. Die Kammer stimmte fodann dem Gesetzentwürfe über daS Psandleihgewerbe in der von den VereinigungSdepu- tationen vereinbarten, von der Zweiten Kammer bereits angenommenen Fassung zu. Ebenso wurde der Ge setzentwurf über daS KnappschaftSkassenwesen entgegen dem Anträge der Deputationsmajorität gegen 4 Stim men genehmigt. Schließlich hielt Präsident v. Zehmen eine Ansprache an die Kammer, in welcher er nach kurzer Ucbersicht über die von der Kammer erledigten Geschäfte an die erhebende Feier deS 50jährigen Ver- fassungsjubiläum- erinnerte, der Trauer der Kammer über die schwere Erkrankung Ihrer Majestät der Königin gedachte und den ergebensten Wünschen der Kammer für Allerhöchstderselben völlige Genefung Ausdruck verlieh. Der Präsident gedachte weiter des erfreulichen Aufschwungs der wirthschaftlichen Verhält nisse und hob anerkennend die freundlichen Beziehungen der Vertreter der Staatsregierung zu der Kammer her vor. Vicepräsident H-mpel äußerle hierauf Worte der An erkennung für die umsichtige, gewissenhafte und objective Leitung der Geschäfte selten des Präsidenten und for derte die Kammer aus, durch Erheben von den Sitzen diesem Danke Ausdruck zu verleihen, welcher Ausfor derung die Kammer folgte. Nachdem noch StaatS- minister v. Nostitz-Wallwitz namens der Regierung dem Präsidenten und der Kammer für das allzeitige bereitwillige Entgegenkommen und die besonders gegen den Schluß des Landtags bewährte Arbeitsentfaltung gedankt, schloß Präsident v. Zehmen die Sitzung mrt einem von der Kammer begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den König. Abends 7 Uhr trat auch die Zweite Kammer zu ihrer letzten Sitzung zusammen. Nach einigen ge schäftlichen Mittheilungen und Verlesung des Accep- tarionsdecrets durch Abg. Uhlemann gab Präsident Or. Haberkorn einen kurzen Rückblick auf die Ver handlungen diese- Landtags. Auf Antrag des Vice präsidenten Streit ehrte die Kammer den Präsidenten für seine umsichtige, allzeit parteilose Handhabung der Geschäftsordnung durch Erheben von den Sitzen, wo rauf Staatsminlster Or. v. Gerber für die Geschäfts führung des Präsidenten und die Arbeiten der Kammer den Dank der Staatsregierung abstattete. Präsident Dr. Haberkorn brachte zum Schluß ein Hoch aus auf Se. Majestät den König, die Verfassung und das Vaterland, m welches die Kammer enthusiastisch em- stimmte, und erklärte sodann die Sitzungen der Kammer für geschlossen. Dresden, 1. März. Von der durch das königl. Finanzministerium herausgegebenen, im topographischen Bureau des königl. Generalstabes bearbeiteten topo graphischen Karte des Königreichs Sachsen ist so eben die VIII. Lieferung, die Sectionen Stolpen, Sebnitz, Schöna, Tannenwald, Seehausen, Pönitz, Thallwitz, Markranstädt, Leipzig, BrandiS, Wurzen und Zwenkau enthaltend, in beiderlei Ausführung, mit getuschten Böschungen und als reine Atquimstantenkarte, erschienen. Der Preis einer einzelnen Sectlvn nebst zugehörigem Höhenhest beträgt 2 M. für die Ausgabe mit getuschten Böschungen und 1 M. 50 Pf. in der einfacher» Ausführung. Die Karte ist nicht nur durch die Commissionsbuchhandlung von Wilhelm Engelmann in Leipzig, fondern auch durch jede andere Buchhand lung zu beziehen, insbesondere durch die in Dresden, Leipzig, Döbeln, Freiberg, Chemnitz, Plauen, Anna berg, Zwickau, Glauchau, Bautzen, Berlin und Alten burg errichteten Lager, woselbst überall Uebersichtsblätter und Prospecte über die bis jetzt erschienenen und dem nächst zur Veröffentlichung gelangenden Sektionen der topographischen Karte ebenso, wie die einzelnen Blätter selbst zur Ansicht bereit stehen. * Berliu,28.Februar. Ueber die Gesandtschaft, welche sich nach Konstantinopel begab, um Sr. Maje stät dem Sultan die Insignien des hohen Ordens vom schwarzen Adler zu überbringen, geht dem „Staats- anz." aus Konstantinopel ein Bericht zu. Die von Sr. Majestät dem Kaiser zu angegebenem Zwecke be fohlene Gesandtschaft, bestehend auS dem General L 1» 8uit« Sr. Majestät, Generaladjutanten Fürsten Radziwill, dem Major v Bclow vom 1. Gardedrago- nerreglment, dem Major Frhrn. v. Elverfeldt, genannt 4) wegen de» Rechenschaftsbericht» aus die Jahre 1878 und 1879 und der im Decret vom 5. Sep tember 1881 beantragten Verwendung eine» entsprechen den Theil» der Ueberfchüsse der Finanzperiode 1880,81 zu Verstärkung der mobilen Bestände um den zur Deckung de» Fehlbetrags der Finanzperiode 187^79 au» denselben entnommenen Benag, 5) wegen Ermächtigung zu dem Ankäufe der Lhemnitz - Würschnitz» Eisenbahn und der Sächsisch. Thüringischen Ostwestbahn Zwickau-Weida, 6) wegen Ermächtigung zum Ankauf und Ausbau der Mehltheuer-Weibaer Eisenbahn, 7) wegen deS mittelst DecretS vom 3. November 1881 vorgelegten Berichts über die Verwaltung und Vermehrung der Königlichen Sammlungen. 8) Nachdem die Stände die Mittel zur Umwand lung der Realschule I. Ordnung in Wurzen in ein Königliche» Gymnasium und zur Gründung einer beson dern RectoratS für die Realschule I. Ordnung in Zittau verwllligt haben, sind die zu Ausführung dieser neuen Einrichtungen erforderlichen Maßnahmen eingeleitet worden. v. Vorlagen an die getreuen Stände, rückfichtlich deren e» Unserer EntsckUeHung noch bedarf: Den ständischen Anträgen entsprechend werden zur Publikation gelangen: 1) daS Gesetz, Gehaltsverhältnisse der Mitglieder des OberlandeSgerichtS betreffend, 2) daS Gesetz, die Vollziehung deS Arrests in un bewegliches Vermögen betreffend, 3) das Gesetz, die Entmündigung und die Bevor mundung, Geisteskranker, Gebrechlicher und Verschwen der betreffend, 4) daS Gesetz, die Errichtung von Familienanwart- schafteu an Lehen betreffend, 5) daS Gesetz, die Löschung von Reallasten im Grund- und Hypothekenbuch betreffend, 6) da» Gesetz, vorläufige Grundbuchseinträge bei GrundstückSzusammenleguiigen betreffend, 7) da» Gesetz, die Abänderung deS Tarif» zu dem Gesetze über die Schlachtsteuer rc. vom 15. Mai 1867 betreffend, 8) die Verordnung, die Gebührentaxe für die Ver richtungen von Thierärzten in gerichtlichen, sowie m polizeilichen und sonstigen Verwaltungsangelegenheiten betreffend. 9) Bon der Ermächtigung in der ständischen Schrift vom 3. Februar d. I., den Turnunterricht in ein fachen Voiksschplen betreffend, wird die Staat-regierung Gebrauch machen. Die betreffende Bekanntmachung wird demnächst durch da» Gesetz- und Verordnung» blatt publicirt werden. 10) Der Erklärung der getreuen Stände auf da» Decret, die Erbauung mehrerer Secundäreisenbahncn betreffend, geben Wir Unsere Zustimmung und werden zur Ausführung daS Erforderliche anordnen. 11) Die eine veränderte Regulirung der Gebühren der Dampfkesselinspectoren betreffende Verordnung wird sofort publicirt werden. 12) Von der ertheilten Ermächtigung zum Ankauf der PalmSkaserne hier durch die Jmmobiliarbrandver- sicherungsanstalt wird unter Berücksichtigung des von den getreuen Ständen beantragten Vorbehalts Gebrauch gemacht werden. Was ferner die von den getreuen Ständen an Un» gebrachten II. Anträgt, Dtschwrrdtll uud Milianln anlangt, so ist 1) in Verfolg der Petition der städtischen Colle- gien zu Mittweida der m der ständischen Schrift vom 26. Januar d. I. ertheilten Ermächtigung gemäß der Stadtgemeinde Mittweida für die seiner Zeit zur Er richtung eines Bezirksgerichts daselbst von ihr geleistete Beihilfe eine Entschädigung von 30 000 Mark gewährt worden. 2) Die zur Berücksichtigung empfohlene Petition de» Gutsbesitzers Augustin zu Mittelherwigsdorf um Gewährung eine» demfelben in einer Hypothekenange legenheit entstandenen Schadens wird im Sinne des ständischen Antrag» erledigt werden. 3) Die Petition der städtischen Collegien zu Colditz und einiger anderer Gemeinden, die Einziehung von Amtsgerichten betreffend, wird in Erwägung gezogen und eS soll mit Einziehung von Amtsgerichten jeden falls nur insoweit verfahren werden, als eS im In teresse der Rechtspflege geboten ist. 4) Das von den getreuen Ständen beantragte Ge setz, eiuige Zusatzbestlmmungen zu dem Gesetz vom M März 1879 über das Verfahren in Forst und Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Da» Album de» Kunstfond». Die ersprießliche Wirksamkeit des von den Stän den de» Lande» auSgeworfenen und von dem königl. Ministerium deS Innern verwalteten Fond» für öffent liche Kunftzwecke ist bekannt. Derselbe hat in dem kurzen Zeitraum von ungefähr zwei Jahrzehnten be reit» eine lange Reihe stattlicher Kunstwerke her- vorgerusen und überaus fördernd und anregend auf unser vaterländisches Kunstleben eingewirkt; namentlich auch ist mittelst diese» Fond» zahlreichen Kirchen, Schulen und andern öffentlichen Bauwerken und Plätzen in Stadt und Land zu einem würdigen, künst lerischen Schmuck verholfen worden. Es besteht, seit Gründung die,e» Fond», die Einrichtung: daß von den, auf Kosten desselben hergestellten Kunstwerken die mit der Ausführung beauftragten Künstler jede» Mal eine, bei Gemälden in einer farbigen Skizze, bei Bildhauerarbriten in einer photographischen Aufnahme bestehenden Nachbildung an den akademischen Rath abzuliefern haben. Auf diese Weise ist nach und nach eine da» Album de» Kunstfonds bildende ansehn liche und sehr interessante Sammlung entstanden, welche nicht nur einen Einblick in die Ziele und Resultate des Fonds gewährt, sondern die auch, und zwar in den höchsten Aufgaben der bildenden Kunst, in der monumentalen Malerei und Plastik, die neuere Ge schichte unserer vaterländischen Kunst illustrirt. Die Blätter diese» Album» find bi» auf die jüngsten Ar ¬ beiten, A. Dietrich'S Composition für das Zittauer Johanneum und den gesammten malerischen Schmuck für das neue Hoftheater zu Dresden, gegenwärtig im AuSstellungsgebäude (Thüre Nr. 3) auf der Brühl- schen Terrasfe öffentlich ausgestellt, worauf wir alle Kunstfreunde aufmerksam machen wollen. C. C. Wa» die Wogen rauschen. Fischernovelle von F. v. Stengel (Fortsetzung.) „Wa»? — Beides ist gelogen!" fiel Frau Klausen rasch ein. „Meint Ihr? Freilich, Ihr müßt eS wissen, Ihr seid die Mutter", spottete Holger. „Ja, und ich kenne meinen Sohn. Glaube die säubern Geschichten, die Ihr mir bringt, wer will, — ich nicht. — Adieu. — Guten Tag, Vater MertenS", damit wandte sie sich rasch weg, m Gehen Gunil zu rufend: „Du kommst bei Zeiten!" „Ja, Mutter", entgegnete diese. Weder Guml, noch ihr Vater hatte bei dem Ge spräche Holger'S mit Frau Klausen ein Wort einge- warfen, Merten» aber beobachtete seine Tochter scharf; diese verrieth jedoch durch nicht», wie sie da» Gehörte aufnahm. Jetzt sagte MertenS: „Ihr hättet die Frau schonen sollen, Holger." „Warum? Da» ist doch nicht» Schlimme». Gar Mancher schwimmt weiter, al» er soll; er kommt auch wieder zurück", warf Holger hin. „Hört," nahm jetzt Guml da» Wort, und trat einen Schritt näher zu dem Manne, ihn streng >n'» Auge fassend. Woher habt Ihr die Geschichten, die Ihr im Dorfe aussprengt, mit denen Ihr einem ehr lichen Burschen den Namen befleckt? Beweist sie, wenn Ihr könnt, oder schweigt." Holger wich dem Blick und der Frage au», und sich zu Meitens wendend, sagte er: „Schau, schau, wie die Jungfer den Schatz vertheidigl!" „Ich vertheidige ihn nicht; ich will nur wissen, was wahr ist und was erfunden," fuhr Guml streng fort. „Von mir?" fragte Holger spottend. „Ja, von Euch!" „Und wenn ich's nicht sagen will?" „Ihr wollt nicht?" entgegnete sie in einem Tone, der deutlich verrieth, daß sie wohl wußte, wie bereit er war, zu sprechen. „Mir kann eS gleich sein; ich erzähle es schon; aber laßt's mich nicht entgelten, wenn es Euch nicht angenehm ist." „Schon gut; ich weiß, waS ich zu thun habe .... WaS wißt Ihr und von wem?" „Von Nil» Konert habe ich's gehört, und dem be gegnete ich in der Stadt, das wißt Ihr, MertenS." Dieser nickte. „Und Konert kam gerade von London, dort hat er Klausen begegnet und nicht allein: eine hübsche Dirne war bei ihm. Sie trug einen Jungen auf dem Arm, der mochte ein paar Monate alt sein; vor einem Jahre war Klausen auch in London, das wißt Ihr so gut wie ich ... . Die Frau und da» Kind bringt er auf'» Land zu ihren Aeltern, weil er wieder zur See geht." „Frau und Kind....?" fragte MertenS, wäbrend er die Tochter schärfer in» Aüge faßte. „Westen Frau und Kind?" v. Beverföi de WerrieS, ü lu suite de» 4. Gardegrena- dlerregiinentS uud Adjutanten de» Krugsmim,t,r», dem Prinzen Heinrich XVHI Reuß, Rittmeister und EScadronchef im Gardekürassierregiment und dem Prin zen Radziwill, Secondelieutenant im Regiment der GardeS-du EorpS, traf am Freitag, 17. Februar, früh 7 Uhr in Konstantinopel ein. Beim Passiren der Südspitze der Halbinsel Morea, vor Cap Matapan, brachte einer der auf dem Schiffe befindlichen Passa giere, der Präbendai am Dome zu Mainz, Professor Schneider, ein Hoch auf Se. kaiferl. Majestät aus, in daS fämmtliche Deutsche mit lautem Jubel einstlmmten. Am Sonnabend Nachmittag 5 Uhr, heißt eS dann weiter in dem Bericht deS „StaatSanz.", wurde die Gesandtschaft in feierlicher Ausfahrt von Dolma- Bagdjche nach Jildrz-Kiöschk, der Residenz des Sul tans, geleitet, um Sr. Majestät die Insignien de» schwarzen AdlerordenS zu überreichen. Als die Ge sandtschaft vor dem PalaiS deS Sultans vorfuhr, spielte die Prwatkapelle Sr. Majestät die preußische Volkshymne. Im Vestibül deS mit großer Eleganz und vielem Comfort auSgestatteten Palastes Walde die Gesandtschaft zunächst von dem deulschen Botschafts personal begrüßt, worauf der Leqationsralh v. Hirsch feld den Fü'sten Radziwill dem Minister des Auswär tigen voistellte, welcher wiederum seitens des Fürsten die Präsentation der übrigen Offiziere entgegennahm. Unter Vo: tritt der türkischen Herren begab sich die Ge sandtschaft über die Treppe nach dem Festsaale des ersten Stockwerkes, woselbst in einem gegen den Saal durch keine Wand getrennten, aber um zwei Stufen erhöhten kleinern Salon Se. Majestät der Sultan, mit dem Bande deS Osmaniehordens geschmückt, Auf stellung genommen halte. Der Fürst Radziwill trat hervor und wurde vom Minister des Auswärtigen Sr. Majestät dem Sultan vorgestellt. Der Fürst hielt hierauf eine Ansprache, welche in der Uebersetzung aus dem Französischen also lautet: .Sire, der Kaiser, mein erhabener Herr, hat mich des Auftrags gewürdigt, den Händen Ihrer lager!. Majestät die Insignien Seines königl. Ordens vom schwarzen Adler zu übergeben. Ich bin glücklich, mich dieser hohen Mission ent ledigen zu können Gleichzeitig habe ich die Ehre, Ihrer Majestät die beiden Briese zu überreichen, welche der Kaiser, mein erhabener Herr, mir für Sie aiivertraute, mich beauf tragend, Ihnen die befühle ständiger Freundschaft auszu drücken, welche der Kaiser für Ihre Majestät empfindet. — Sire, indem ich mich beglückwünsche, zu dem durch die Gunst meines Souveräns mir anvertrauten Ehrenzeichen, lege ich an den Füßen des Thrones Ihrer Majestät alle Wünsche nieder, welche ich sür das Glück Ihrer erhabenen Person und für das Gedeihen Ihres Reiches empfinde.' Se. Majestät der Sultan nahm die OrdenSiusig- nien entgegen und antwortete dem Fürsten: .Ich empfange mit Vergnügen die Zeichen hoher und aufrichtiger Freundschaft, welche Se Majestät der Kaiser mir bezeugen wollte. In dem Wir in Sr. Majestät dem Kaiser den ersten Souverän wählten, welchem Wir Unsern Jmtiaz- orden anboten, den höchsten Orden unseres Reiches, wollten Wir den Gefühlen Hoyer Ehrfurcht und aufrichtiger Ächtung, welche Wir sür die erhabene Person Sr. Majestät des Kaisers, Un>ereS verehrten Freundes empfinden, Ausdruck verleihen. Der Empsang der beiden kaiserlichen Briese, deren einer die Zustimmung ves Kaisers zu dem Anerbieten Unseres Jmtiaz- orden» enthält, und der andere Ihre Gesandtschaft zu Uns in außerordentlicher Mission verkündig!, Hal Uns ein nicht weniger lebhaftes Vergnügen bereitet Indem es Unser auf richtigster Wunsch war, die bereits zwischen Unseren beiden Reichen bestehenden sreundjchaftlichen Beziehungen zu erhalten und zu besestigen, werden Wir nicht verfehlen, Alles auszu suchen und auSzusühren, welches dieses Ziel in ein noch höhe rem Grade verwirklichen könnte. Ich bin glücklich, bei dieser Gelegenheit die Bekanntschaft einer edlen uud von Sr. Majestät dem Kaiser gelievten Person, wie Sie diese« sind, gemacht zu haben.' Nach beendigter Rede ließ sich Se. Majestät der Sultan die anderen Offiziere der Gesandtschaft vor stellen und richtete an dieselben huldvolle Ansprachen. Nunmehr zog sich die Gesandtschaft zurück und erhielt in einem Salon die Orden ausgehändigt, welche Se. Majestät der Sultan denselben zu verleihen geruht hatte. Danach erfolgte die Vorstellung der Paschas. Bei der Festtafel, die der Ceremonie folgte, saß am obern Enoe Se. Majestät der Sultan, unten zwei junge türkische Prinzen. Die Mitglieder der Gesandt schaft und der Botschaft waren ihrem Range gemäß an der Tafel placirt: zur Rechten deS Sultans saß der Fürst Radziwill, zur Linken der Geschäftsträger Legatlonsrath v. Hirschfeld. Die Tafel gewährte in ihrem reichen Silberschmucke, in dem Glanze der Kerzen und mit dem goldenen Service, von dem gespeist wurde, ein stolzes Bild, zu welchem die weißen Marmorwände des Saales, in welche die Porträts der letzten vier Sultane eingelassen waren, einen würdigen Rahmen bildete. Während des Diners musiclrte die Prlvatkapelle de» Sultans. Nach aufgehobener Tafel „Nun, eine Fremde wirb sie ihm nicht sein!" lachte Holger. „Glaub' e» wohl!" entgegnete Mertens. „Doch, was kümmert das uns, nicht wahr, Gunil?" fügte er zu dieser, die stumm dastand, bei. „Nichts!" sagte sie mit eisiger Ruhe. Holger und MertenS wechselten Blicke. Sie ver mochten nicht klug auS ihr zu werden. „Holger," fuhr sie nach einer Pause fort, „wenn die Geschichte gelogen, dann gnad' Euch Gott!" „Verbürgen thue ich nichts!" lachte er. „Schon gut; kommt, Vater, wir wollen hinein zum Essen." Damit trat sie, ohne einen Gruß für Holger bei zufügen, in den Hof. MertenS blieb noch bei dem Nachbar stehen. „Ihr kennt Gunil nicht, Holger; glaubt nicht, daß sie so ruhig ist, wie sie auSsirht... Wenn'» nun nicht wahr ist?" „Es ist wahr, — so wahr, als Gunil doch noch meine Frau wird!" erwiderte Holger zuversichtlich. „Zwingen möcht' ich daS Mädchen nicht, daß wißt Ihr," sagte Mertens. „Zwingen....? lachte er. „Sie wird es am Ende noch gern thun.... und Ihr werdet sie Ueber zwingen, al» —"er hielt inne. MertenS antwortete nicht; aber al» er jetzt nach einem fast unterwürfigen Grüßen und einem Hände druck, der nicht» Freundschaftliche», sondern in der Be wegung eher etwa» Gezwungene» hatte, sich seinem Hause zuwandte, da lag auf feinem Gesicht eine finstere Wolke, und sein Haupt beugte sich wie unter einer ihn erdrückenden Last.
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