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948 ttge Nummer der „Sr. Nom.*, wurde mit der Bedingung von seiner Frau geschieden, daß er, so lange diese lebe, nicht wieder heirathtn dürfe. Am 6. d. M fährt er in seinen Geschäften durch die Fluren von Scheibe und trifft dort seine phemalige grau auf dem Felde. Er überredet dieselbe, mit ihm zu fahren. Im Wälde angelangt, erwürgte er die selbe auf dem Wagen und hing sie an «inen Baum. Al< lein di« Felder haben Augen und die Wälder Ohren. Ein Mann, tiefer im WRlde in der Streu, hatte gehört and ge sehen. Der Mörder ist bereits gefänglich etngezogen. * Stuttgart, 14. Novbr. Aus Tübingen ist die Trauerpost hierher gelangt, daß Ludwig-'Uhland heute Nachmittag seinen Leiden erlegen ist. Obwohl diese Todes nachricht nicht mehr unerwartet kommt, hat fie doch in allen Kreisen den schmerzlichsten Eindruck gemacht. Ludwig Uh- land war geboren am 26. April 1787 zu Tübingen, wo et auch Schule und Univerfität besuchte und 1810 Doctor der Rechte wurde, dann eine literarische Reise nach Paris unter nahm. Als Dichter trat er zuerst 1806 im „Musen-Alma nach- auf, 1815 erschien die erste Sammlung seiner Ge dichte. Im Jahre 1819 wurde er voM Oberamte Tübin gen, im folgenden Jahre von der Stadt Tübingen und spä ter von Stuttgart in die Kammer gewählt. Im Jahre 1830 wurde er außerordentlicher Professor, gab aber 1833 diese Thättgkett wieder auf, um seiner ständischen Wirksamkeit sich zu ethalten. In die deutsche Nationalversammlung schickte ihn 1848 der Wahlbezirk Tübingen. Den vielen Verehrern de- Heimgegangenen greisen' deutschen Sängers wird er von Interesse sein, zu vernehmen, daß der Bildhauer Heinrich Schäffr hier, rühmlichst bekannt durch die vortreffliche Büste HeideloffS, eine lebensgroße Büste von L. Uhland noch in den letzten Wochen dessen Lebens modellirt hat. (Abgüsse dieser höchst gelungenen Büste find, so viel uns bekannt, bei Herrn Schäffr zu dem Preise von 12 Thlr. zu beziehen.) — Am 16. November sand die feierliche Beerdigung Ludwig Uhland'S statt. Von Stuttgart brachte ein Ex- trazug gegen 500 Personen, welche dem Heimgegangenen Dich ter die letzte Ehre erweisen wollten, darunter die Mitglieder des Stadtraths und des Bürgerausschuffes mit dem Stadt schultheißen; ferner Deputationen der Stuttgarter Sänger und Turner, sodann viele Mitglieder des jetzigen und frü herer Landtage und außerdem die meisten der Stuttgarter Notabilttätrn in Kunst, Literatur und Wissenschaft. In Tübingen angekommen, wurden die Stuttgarter, denen sich unterwegs an allen Stationen neue Leidtragende angeschlos sen hatten, von den alten Freunden Uhland'S, mit dem ehr würdigen Dichter Karl Mayer an der Spitze, sowie von meh- rcrn Mitgliedern der Burschenschaft empfangen und zogen, während vom Thurme der Stadtkirche ein Trauerchoral ge spielt wurde, in die bewegte Stadt, wo man meist, selbst unter dem niedern Bürgerstande, nur schwarzgekleidete Per- ! sonen sah. Die Decane der Universität erschienen in ihren Ornaten tzu Wagen und die Professoren gingen in dem end los langen Zuge, welcher sich um 3 Uhr unter dem Geläute der Glocken durch die Stadt in Bewegung setzte. Aus dem Friedhose sprach Decan Georgi, ein persönlicher Freund Uh- , land'S, Mayer, I. G. Fischer und Ludwig Seeger, während « der Stadtschultbeiß von Stuttgart, Herr Sick, im Namen ü der Residenz, ihre« berühmten Ehrenbürger etilen Lorbeer- kranz auf den Sarg legte. Die Tübinger Liedertafel trug am Grabe zwei Gesänge vor, dann senkten sich die Fahnen und Standarten der Studenten und Turner über da» offene Grab, laut ries bet I, G; Fischers letztem Worte das Echo den Namen Ludwig Uhland so deutlich zurück, daß es alle auf dem Friedhöfe Anwesenden hören konnten, al- wenn die stumme Natur ihrem großen Sänger gleichfalls ein letz tes Lebewohl hätte Nachrufen wollen — und mit diesem mächtigen Eindrücke verließen wir den Friedhof, wo nun bet dem vor 19 Jahren gestorbentN Dichter Hölderlin auch der große Uhlaud den Schlaf de- Gerechten schläft. AbendS brachten dir Corps dem Heimgegangenen zu Ehren einen großen Fackelzug und um 8 Uhr begann im Museum der Trauercommer«, woran sich alle Studenten und viele einge ladene Gäste betheiligten. > > ... * Frankenberg, 16. Novbr. Ein ganh gleicher räuberischer Anfall, als solcher schon einmal im August d. I. auf der Chaussee zwischen Ortelsdorf und EberSdorf statt fand» hat sich ganz auf derselben Stelle am Abend de» 9. Novbr» wiederholt. Eine Mannsperson, jedenfalls dieselbe vom porigen Vorgänge, hat ein junges Mädchen räuberisch angesallen, solche dem Vernehmen nach durch einen Stein aM Kopfe verletzt und ihr die geringe Baarschast, welche fie bei sich führte, abgenommen. - ' ' ' * Ein Frevel schnödester Art wurde am 15. d. MtS. früh 4 Uhr auf der Eisenbahn kurz vor der Station Krip pen ausgeübt, welcher die schlimmsten Folgen für den an- brausenben Coünerzug auf der böhmischen Bahn haben konnte. Ein Bösewicht hatte aus Rache oder sonst einem Beweggründe einen Haufen großer Steine aus der Bahn zu sammengefügt, damit durch dieses Hemmniß rin Unglück her- bcigesührt werde. Die Sache wurde glücklicherweise entdeckt und auch der Frevler selbst ertappt, den man gebunden ein- brachte und der Behörde überlieferte, wo er der gerechten Strafe nicht entgehen wird. * Vorgestern war der wirklich allerletzte Tag der Aus stellung. In den letzten zwei Wochen hat der Zuspruch, ob wohl er hinter der Erwartung zurückblieb, doch zusammen gegen 90,000 Personen betragen. Die Gesammtzahl der Besucher seit deM Eröffnungstage macht somit 6,207,450 oder 177,000 mehr als im Jahre 1851. * Seit einigen Tagen ist der Dresdner Advokat Pl. spurlos verschwunden. Entfallene Aeußerungen lassen fast vermuthen, daß der Entschwundene sich mit den Gedanken des Selbstmordes beschäftigte. Die letzte Nachricht von ihm an seine Gattin soll von Magdeburg gekommen sein, unter Beifügung einigen Geldes und mehrerer Pretiosen. * In Carls seid ist gegenwärtig der Kirchenbau voll endet. Das Kultusministerium hat dazu ein Geschenk von 1000 Thlrn. gewährt und die zu diesem Zwecke veranstal tete Ktrchencoljecte hatte 2032 Thlr. eingetragen. Hr. Prof. Schnorr v. CarolSfeld wird in dem Gotteshause, das der Ahnherr seiner Familie gegründet, ein Bild, Luther "und Melanchthon darstellend, anfhängen. Von Schwarzenberg - A»e - Schneeberg-Neustädtel - Stein . . . . . - Wiesenburg . . . in Zwickau . . . . Dampfwagen-Züge der Zwickau-Schwarzenberger Eisenbahn. Früh Vorm. Nachm. Früh Vorm. Nachm. Abd«. s 20 10 55 4 55 Von Zwickau 7 25 10 40 3 45 S 10 6 45 II 30 5 25 - Wiesenburg 8 — 11 5 4 2« s 35 k 45 11 25 5 15 - Stein 8 2V 1t 25 4 50 10 — 7 20 12 10 5 55 - Schneeberg-Neustädtel . . 8 20 11 25 5 15 10 — 7 45 12 40 8 15 - Aue ., . 8 50 11 55 5 50 10 30 8 15 1 20 S 50 . in Schwarzenberg ..... S 30 12 25 8 30 11 — Gedruckt und verlegt von E. M. Gärtner in Schneeberg und Schwarzenberg.