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643 ztr Kleidung, der mit ihm eingetreten, doch sich in scheuer Ferne hielt. „Und Ihr wollet die Königin zurücklaffen, ihr heilig Haupt Preis geben dem blutbefleckten, gewissenlosen Feinde?" fragte mit sichtlichem Beben Gara. „O so lasset wenigstens mich bleiben, lasset mich hasten mit meinem Herzblut für die Sicherheit der Herrin!" — „Wer könnte sie antasten, die gekrönte Heilige!" rief Siegmund, mit glühenden Blicken in daS Antlitz der Gattin fchauend. „Sie ist geschützt durch sich selbst, durch das Ge- dächtniß des Vaters, da« im Volke lebt. Ist sie sich selbst und mir getreu, wird sie die Siegerin sein, und hätte der Durazzo sein ganzes Banditenvolk und alle seine Lazaronen ausgeschifft. Auch soll sie uns nicht lange entbehren. Zum Bruder Wenzel reiten wir; er soll uns Geld geben, und böhmische Wappner; dazu werben wir an Deutschlands Gränze «in tüchtig Häuflein eiserner Lanzknechte, und ehe der Mond sich wieder füllt, sind wir wiederum zu Ofen, und fegen diese feigen Italiener in das Meer, und feiern das Christfest unter Lichterbäumen fröhlich und sorgenlos, wie wirs als Kinder thaten." „Ihr könnet scherzen, wo mir das kalte Entsetzen durch die Gebeine schleicht!" fragte der junge Edelmann. „Lasset UM fort, doch nicht die Donau hinauf, sondern hinab mit ihrem fiegrauschenden Laufe dem Feinde entgegen. Führet die Königin mit hinweg aus dem Bereich dieser falschen Ge. walten, zeiget ihr gekröntes Madonnenhaupt dem Volke, daS reiner» Sinn für das Große und Eble Hat, als die zagen den Höflinge und die verderbten Bürger. Meine innerste Stimme ruft: Sieg mit der königlichen Maria! Schmach und Unheil ohne sie!" — ' - „Du bist Deines Vaters ächter Sohn;" lächelte Sieg mund; „hitzig wie HundstagSsonne, brausend wie Felswas ser, nur der Vater in seiner Weise gegen uns, Du in der Deinigen für uns. Ich will dir anszubrausen geben, was in dir sprudelt; Du sollst unser junges Heer gerade aus führen gegen den Feind. Willst Du mit uns, Maria? Der Einfall'gefällt, mir seiner Ritterlichkeit wegen, und würde alle Pfiffe dieser weisen Reichsräthe zu Schanden machen. Du kannst Dir den Platz wählen hinter meinem Sattel, oderauf dem Rosse dieses tapfern Turnhelden." — „Nur in der Trennung sehe ich Hoffnung und Heil;" antwortete die Königin. „Zwischen zwei Parteien, sich zwar feindlich, doch gleich im Haffe gegen den Mann meiner Liebe, würdest Du jedenfalls das Opfer sein. Mich bindet die Pflicht; der König, welcher lebend seine Krone läßt, ver diente nie den goldenen Reif! sprach Vater Ludwig. Grau sam ist mein Wesen gespqlten von Schicksal- Hand; ich möchte Dich fest umklammern, "Dich schirmen mit der schwa chen Brüst, und wieder kämpfe ich mit tödtlicker Angst, so lange ich Dich in diesen tückischen Mauern weiß. Löse schnell die Folterqual; reise und achte meines Jammers nicht. Und Euch befiehlt die Königin, ihrem Gemahl zu folgen, wie «S Treue und Pflicht erheischt." — Sie barg erschöpft da-Antlitz an de- bewegten Gat ten Brust, indeß Gara verstummt sich beugte in schmerzlichem Gehorsam. ' (Forts, folgt.) Buntes Allerlei. * Pierre Beauregard, der geniale Oberbefehlshaber der Truppen der Consöderirten, wurde im Jahre 1818 in Louisiana, nicht wett pon New-Orlean-, aus einer pracht vollen Besitzung geboren, die seinen Eltern, Creolen, welche von einer alten französischen Familte abstammten, gehört«. Schon in seinem Knabenalter und in seinen kindlichen Spie len zeigte er den Keim zu den militärischen Anlagen, di« seinen Namen bekannt gemacht haben. So gehört« e» zu seinen LiebltngS-Beschästigungen, Fortificationen von Sand und Erde auszuführen. Al- John Charle- Fremont am Colle- gium, in Charleston die Stelle des Professor- der Mathe matik übernahm, um sich in den Stand zu setzen, setnr per- wittwete Mutter unterstützen und zur Erziehung seiner jün geren Brüder beitragen zu können, zu der Zett trat d«r jung« und reiche Kreole Pierre Beauregard als Zögling in da» Colle gium von Charleston «in. Nach Beendigung setn«r Stu dien daselbst wurde er in die einzige Militär-Akademie, welche die Vereinigten Staaten in West-Potnt besitzen, ausgenom men, und wie sehr man mit seinen Fortschritten daselbst zu- stieben war, ergiebt sich daraus, daß er bet seinem Austritt« aus derselben das Patent als Seconde-Lieutenant erhielt. Er nahm dann an dem Kriege gegen Mexico Theil, wurde bei LherubuSco zum Capitän ernannt und bet der Belage rung von Mexico schwer verwundet. Nach Beendigung he« mexicanischen Krieges, und als seine Wund« wieder-geheilt war, erbaute er aus Beseht der Regierung die Fortificatio nen an den Mündungen des Mississippi, von denen in den neuesten nordamerikanischen Kriegsberichten so viel die die Rede gewesen ist. Ohne politische Einflüsse, di« ihn auf Sette zu schieben wußten, würde er zum Dtxector der Militär-Akademie in West-Point ernannt morde» sein, für welche Stellung ihn seine Talente und Kenntntff« g««igneter machten, als irgend eine andere Person. Erft im vorige» Jahre führte der Ausbruch des nordamerikanischen Kriege» die Gelegenheit herbei, ihm eine hervorragende Stellung in seinem Vaterlande zu verschaffen, und erst seitdem ist der Name Pierre Beauregard auch nach Europa gedrungen, und man findet ihn in fast alle» Berichten, die von dem Krt«gS- Schauplatz zu uns gelangen, und er wird sicher später in den Annalen diese- Krieges, der auf den Verkehr Europa» so verderblich einwirkt, eine hervorragende Rolle spielen, * Am 30. Juli Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr ward Augsburg und Umgegend, nach drückender Sommer, Hitze, von einem Ungewitter mit Hagelschlag heimgesucht, wie man sich dort seit tanger Zett keines ähnlichen zu erinnern weiß. Es warf Schloßen von mehr als Taubenetergröß«, und in der ganze» Stadt ist schwerlich ein Hau», in dem nicht Dutzende von Scheiben eingeschlagen find. In den Fabrikgebäuden, im städtischen Krankenhaus, in de» Kirche» sind namentlich die nach Westen liegend«» Fenster sämmtlich zerstört. In den 57 zum Theil sehr großen Fenstern der ober» Stockwerke des RathhauseS ist saft keine Scheib« heil geblieben. Ebenso ist die Wetterseite der ganzen Maxtmi« ltansstraße hart betroffen. Alle Dachfenster namentlich sehen wie le«« Luken aus, und hie Straßen sind mit Scherben und Ziegel» überstreut. Das ist aber noch der kleinste Theil de- bis jetzt unübersehbare», Schaden-; alle- Obst in de» Gärten, die mit d«m reichste» Segen prangten, ist in Grund und Boden gehagelt, die Sommersrucht der Markung'wahr, schetnltch in weitem Umkreis verheert, und der Verlust vfird sich auf schwere Summen berechnen. , I» dem benachbart«» kleinen Städtchen Friedberg, wo ein Theil de» hiesigen Ar- tillerteregiment» einquarttert ist, find durch den Einsturz etn«» StalseS ein Pferd sofort getödtet und mehrer« schwir v«v- wundet worden. Um die Stadt herum, zumal aufderNord- und Westseite liegt «ine Menge der schönsten Bäume entwur zelt und unzähligen find ganze A«st« abgeschlagen. E» Ist ejn erbarmenswerther Anblick. Bon Ul« find Nachricht«» da, daß da» Unwetter auch dort arg gehaust hat. * In. dem. Laboratorium Nr. 4 auf d«r Stmmerin-