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538. dme-Fährte der b«td«n EnMw»fldt»en folgend, dir Rückkehr vergaß, da- Unglück seine letzte Wuth entleert zu haben schien. „Nun ist e- gewiß, schluchzte Mathilde, daß der zür nende Himmel über All» Verderben schickt^ welche mir wohl-- wollen, und daß seine Zuchtruthe mir selber/tzilt! — Es ist ' meine Pflicht, diese Strafe über mich ergehen zu lassen, und mindesten- die Rettung derer zu versuchen, welche mir ihre Freihrtt, iHv Blut zum Opfer brachten. So will ich denn selbst an den Hof meine- Herrn, de- Herzog-; vielleicht ge- Ungt e« mir, eine verborgene Unthat an s Licht zu ziehen, und dir Mutter, den Gesponscn Und die Söhne, und dir, Beat«, deN Vater und di« Brüder wieder zu geben. Das Schicksal ruft, ich beuge mich unter den Willen de- Herrn!" i „Dar wolle Gott nicht," fiel die Matronin der Hetrtn erschrocken ei«, „daß Euer kostbar Leben um unsertwillen ge- fährdert werde. Nicht also «ar e- gemeint mit unseren Klagen, hochedle Maid! Wir find arme Leute, die nichts wissen von den-Satzungen und Kämpfen der Welt,-nichts als die Pflicht, für unseren Landesherr» und sein« Verwal ter und sein Recht Gut und Blut mit Freuden einzusetzen. Nein, vielgeehrte Dame, ich und mein Töchterlein haben aü- bereitS unseren Entschluß gefaßt, und gehen morgenden Ta ge- selbander nach der Stadt. -Dem Auge der Liebe wird das Geschick unsrer Trauten nicht unerforschltch bleiben, und im schlimmsten Fall« wollen wir lieber mit ihnen sterben, al- ohne fie «inelend Dasein hinfchleppen. — Aber solcher Schlimmste wird, fo e- die Fürsehung gnädiglich lenket, nicht geschehen, Gott wird uns schützen, wir werden den Vater, und Waldemar Und Elbert finden, werden fie retten und so dann, vereint mit ihnen, für Eure Sache thätig sein! Ver zaget darum nicht, »ieledle Herrin, der Himmel ist stet» mit dem Rechte und wird auch über uns ftine Sorge walten lassen!" Es half keine Einrede; mit der ersten Frühe brachen Gertraud und Beate auf, ihre pfltchtmäßige Sendung za voll- führen; die Gräfin sah ihnen lange trauernd nach, sah sie in der Aue verschwinde« wie die Vorangegangenen, harrte ihrer Wiederkunft wie jener der Andern; allein gleich diesen — kehrten fie nicht wieder..'- - ' , ' Ein Troß reisiger Knechte und Söldner erschien am Tage nachher vor der Hütte am See, und heischte durch lau te-, anhaltende» Pochen Einlaß. / - ' „He, holla, aufgemacht," lärmten die Gesellen, im Ra men des Gaugrafen, öffnet die Thür«, oder wir schlagen fie in Trümmer!" ; Ungeachtet dieser Drohung erfolgte keine Antwort, und kein Zeichen von Leben that sich in dem Hüttieitt kund. Weithin schallte da- Getös über die Anger und Forste, bi» an die Klüfte des Bisamberge- schlagend; allein die Bewoh nerschaft de» Closets schien nicht davon berührt zu «erden. „Sie werden die Witterung gekriegt haben!" schrie einer der Knechte, und find davon; das Nest wird leer sein!" „Der Teufel auch," polterte ein Anderer, „nvar mir» doch eben, al- hält' ich eine Weibermütze' hinter den halb offenen Fensterbalke» gesehen. Da» Lumpenpack Meint nicht, daß wir Ernst machen und hasolirt uns. — Ausgemacht!" donnerte er noch einmal, „oder die Thür und Angel wird Euch in die Fresse geschlagen!" - Als auch diese, nicht zu mißverstehende rauhe Drohung erfolglos blieb, rannten die Knechte, unter Anführung etnr- alten Mannes, welcher einer Art von Vogt gleich sah, gegen di« Pforte de- Hüttletn-, stießen mit schweren Steinen und Keule» darnach, und — krach, fiel da- morsche Holz in den Flur. Mn leichter Angstschrei, «le au- Leiblicher Kehle, drang au- dem Inner» der Wohnung. - „Hab' ich'» nicht gesagt," schrie der Knecht, welcher zu vor eine Gestalt am Frnster gesehen habe» wollte, „hab' l ' - - -- - - ich'« flicht gesagt, daß fie un» nur-zum Narre« haben?" Weibftn gekreischt hat, so mag mir jeder Troßbub' tn'S Ge sicht sagen, ich könne Gänsegeschnatter vom WolfSgeheul nicht k-Mtsschefd«!",^., r-5, ' l '„Bist selbst -der Meinung," bekräftigte der Anführer, „daß Jemand daheim ist, aber nicht Lust hat, uns Bescheid zu geben; — also draus und dran! — Der Gaugraf be lohnt Euch, weyn wir da- Vöglein saugen, wie ein Kaiser!" Die Thür der Wohnstube war ebenfalls von Innen verriegelt, wie die äußere; allein rasch wich fie unter den Stöße» und Tritten der Stürmenden , eben so die andere Thüre, welche in das zweite, letzte Gelaß der kleinen Woh nung führte ; jauchzend sprang der Troß hinein. Hier aber, wo man vermeint hatte, de« Bewohners sicherlich habhaft zu werden, war nichts zu sehen, al» die nackten Wände und einiges Gerümpel von Hau-rath. , - Verblüfft sahen sich die Eindringlinge an. - - „ES war eine Hexe," -flüsterte riner der Knechte, sich bekreuzend, „sie ist durch den Schlot gefahren, oder ihr Ge- vatter, der Gott sei bet un-, hat sie in die Erde geborgen, Kommt, hier ist nicht gut Hausen!" ' § - Die furchtsamen Söldner wollten sich ob solcher ver^ Warnung eilig zurückziehen, allein der Vogt rief ihnen zu: „Schämt Euch, Ihr Memmen, gleich so hasenherzig zu sein! —- S tst ja Heller, lichter Tag, und solch' Zaubergefin- det spukt nur - des Nacht- oder frühestens im Zwielicht. ES muß irgendwo eine Fallthür oder ein heimlicher AuSgang zu finden sein, durch welchen der Spuk entschlüpfte; — helst mir suchen, und dann wollen wird bald sehen, ob wir mit Menschen von Fleisch und Bein, oder mit Hrxenpack zu thun haben!" Der Rath schien einleuchtend und alsbald ward die ganze Stube von Oben bi« Unten durchstöbert, kein Astloch im Gebälk, kein Slretfchen an der Wand blieb unbelastet; kein Stück Einrichtung unverschoben und kein Zoll lang der Dielen unberührt. Plötzlich jauchzte einer der Knechte. „Hab's, da ist die Fallthür!" Alle sprangen auf den Entdecker zu, welcher unter Reisig und Netzen wirtlich auf die bekannte Fallthür gerathen war, und, sie nuu triumphirend aufriß; augenblicks war ihm der ganze-Hause zur Sette, neubegierig in die Klappe lugend. Es war aber dahinter so dunkel, daß man nur wenige Stu fen ausnahm, an deren Ende das Uebrige sich in ein unter irdisches Gewölbe zu verltrren schien. „Zündet die Fackeln an," schrie der Bogt, — „und unverweilt in den Höllenschlund hinein! — Jetzt soll un» die pfiffige Schlange nicht entgehen!" Die Lichter brannten, der Vogt nahm eine- derselben in die Linke, sei». Weidmesser in die Rechte und glitt lang sam und bedächtig in den düsteren Raum hinab; die übri gen folgten ihm in gleicher Weise; nur drei Söldner blieben zum Schutz der Hütte und des Eingang- zurück. - Schon «ine Wett« waren die Späher ihren unterirdi sche» Mg gegangen, über Geröll und Sumpsstellen, aus de nen häßlicher Qualm aufstieg und ekles Gewürm empor zischte; sie hatten von Zett zu Zeit am Wehen der Lust ver spürt, daß fie im Freien wandelten, und war dann wieder unter Felsgewölbe eingetreten, als auf einmal All«, wie durch Abrede, stehen blieben und — horchten. „Was was da«?" fragte der Vogt, „mich däucht, als hörte ich Schritte in geringer Entfernung." „Mich auch, mich auch," erwtederten dir Knechte. „Laßt keine» Winkel unbeleuchtet," fuhr Jener fort, „in diesem vermaledeiten Mauslocht kann es leicht Höhlen und Klüfte geben, in denen sich Jemand »ersteckt, ohne von un- gewahrt zu werden."