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Vorhang auf! Gedanken zur neuen Spielzeit. Unter Mühen und Sorgen einerseits, gekrönt von schönen Erfolgen andererseits, ist «las erste Spieljahr der neu erstandenen Volksbühnengemeinde zu Ende gegangen. 1 I Ver anstaltungen. darunter 9 Pflichtvorstellungen, konnten in dieser Zeit unseren Mitgliedern geboten werden. Dabei war für die Leitung unserer Kulturorganisation das oberste Gesetz und «lie höchste Verpflichtung, den Neugersdorfer Kunstfreunden nur das Beste zu bringen, was die augenblicklichen Spielpläne der erreichbaren Kunstinstitute boten. Es wurden je einmal engagiert die Dresdner Philharmonie, das Eöbauer Sinfonieorchester, das Komödienhaus Dresden, das Stadttheater Zittau und eine Dresdner Künstlerschar für einen „Bunten Abend“. In überwiegendem Maße aber — und zwar sechsmal — gastierten die Bühnen der Landeshauptstadt mit den schönsten Werken ihres Spielplanes bei uns. So ziehen noch einmal im Geist an Auge und Ohr die einzelnen Abende an uns vor über. und wir erinnern uns an die Wiener Weisen des Straußabendes, an „Kater Lampe“, „Tartüff“, „Kabale und Liebe“, „Raub «1er Sabinerinnen“, „Nathan der Weise“, „Csardas fürstin“, „Engel ohne Flügel“ und „Dyckerpotts Erben“. Jeder dieser Abende hatte -ein«* besondere Note und seine unvergeßlichen Feinheiten und Eindrücke. Wir haben^^^. «lie stolze Genugtuung, in 24 Veranstaltungen 25 528 Volksbühnenbesuchern frohe um!^^p unvergeßliche Stunden künstlerischen Erlebens ermöglicht zu haben. Das äußere Ergebnis «lieser Arbeit und Leistung ist erfreulich positiv: um Mißmut und Verärgerung die Spitze abzubrechen, mußte eine dritte Volksbühnengemeinde gegründet werden. Innerhalb einer Woche bereits waren wir infolge Ueberzeichnung gezwungen, die Aufnahmelisten zu schließen. So werden auch im kommenden Spieljahr nur Mit glieder unsere Veranstaltungen besuchen können. Alle geschäftlichen Dinge werden sich in Zukunft in «1er neu geschaffenen Geschäftsstelle, gegenüber von Hotel „Stadt Zittau“ im sogenannten ehemaligen „Schießhäusel“, abspielen. Hier ist «1er ruhende Pol für alle Veränderungen und für «len Auf- und Ausbau unserer Organisation. Den bescheidenen Verhältnissen unserer Zeit angepaßt, haben wir versucht, diesen Raum, seiner kulturellen Aufgabe entsprechend, würdig auszugestalten. Die Mitglieder «1er Volksbühne sollen sich hier wohl fühlen und schon rein äußerlich «lie Ueberzeugung gewinnen, daß hier der Ort ist, wo sie ihre Wünsche anbringen und ihre Anfragen beantwortet werden können. Inwieweit «lie restlose Erfüllung all «lessen, was der Einzelne für erstrebenswert hält, auch in der kommenden Spielzeit möglich sein wird, sei heute dahingestellt. Die Sorgen und Nöte unserer Zeit wirken sich auch auf die Kulturarbeit und «las ist unsere Volksbühnenarbeit! — in nicht geringem Maße aus. Es ist bereits an dieser Stelle einmal versucht worden, einen Bliek hinter die Kulissen der Volksbühnenarbeit zu werfen. Die Schwierigkeiten werden auch im kommenden Winter nur unter Aufbietung aller Kräfte überwunden werden können. Drei Dinge er füllen uns besonders mit Sorgen: «lie Beheizung unseres Spiellokals, das Heranschallen der Dekorationen und die Verpflegung der gastierenden Künstler. Nur «lie Gesamt lösung dieser drei Probleme garantiert den Erfolg, und wir sind bereits heute bemüht. «liese Voraussetzungen für eine gedeihliche Arbeit zu schaffen. Darüber hinaus sind wir uns bewußt, «laß letzten Endes nur die Güte und Vollkommeii^^ heit der künstlerischen Darbietungen unsere große Organisation tragen und ihren inneren Wert ausmachen. Darum wird es auch im kommenden Jahre unsere vornehmste Aufgabe sein, als Volksbühne klar abgegrenzt über «lern mehr oder weniger harmlosen Tingel tangel der wie Pilze aus dem Boden schießenden Varietes und Kabaretts zu stehen. Unser Ziel ist es, der Masse der Schaffenden unseres Volkes «las Menschlich-Große in «ler Kunst zum unvergeßlichen Erlebnis werden zu lassen. Gleichzeitig bejahen wir die Bedeutung des Theaters als das Element, das mit seinen Erschütterungen heiterer und ernster Natur dazu berufen ist, in unserem Volke ein neues Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, seinen Willen zur Einheit zu stärken, es zu führen durch «lie großen und erhabenen Werke der Weltliteratur zu Freiheit und Demokratie, zu Friede und Völkerversöhnung. Und gera«le. weil wir wissen, daß in der Erfüllung dieser Aufgabe «lie einzige Chance für die Wiedergeburt unseres Vaterlandes liegt, müssen und werden wir alle Kräfte anspannen, um so den Sieg und Triumph der Idee der Demokratie und der Humanität vollenden zu helfen. Fa,