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' . c M eine zurückgebaute Raminecke gerückt, d« Mtt «MM sthweren, gobelinartiaen Borhang, ver an Ringen über eme Messrngitange lief, abgeschlossen werdet» könnte, so daß dann ein kleiner Raum entstand. Hier pflegte Graf Rainer mit Gräfin Gerlinde die Mahlzeiten einzunehmen. Heute saß er allein. Der Diener schloß den Vorhang, sobald er Platz ge nommen hatte. Einsam nahm er das Souper ein und dachte an Josta. Wie lieb würde es sein, wenn sie ihm hier gegenüber saß und heiter und froh mit ihm plauderte. „Liebe kleine Josta", dachte er zärtlich. Am nächsten Margen sah Gräfin Gerlinde sehr bleich und elend aus. Dunkle Ringe lagerten um ihre Augen und sprachen von den Qualen, die sie in dieser Nacht erduldet hatte. Nun war sie scheinbar füll geworden; aber wohl nur, weil ihr die Kraft fehlte, Wetter zu kämpfen. Eine müde Resignation hatte sich ihrer vorläufig bemächtigt. Eie sah ein. daß sie nichts tun konnte, um Gras Rainers Verlobung anzufechten. Aber auch durch diese Resignation tobte ein verhaltenes Feuer, das alle« verbrannte, was noch gut und edel in ihrer Seele gewesen war. Und dies Feuer hatte der glühende Haß entzündet, der in ihr erwacht war, der Haß auf Graf Ratners junge Braut. Das eine stand fest bet ihr, daß sie nicht ruhig und tatenlos zusehen würde, wenn Graf Ratner mit seiner jungen Frau glücklich wurde- Gräfin Gerlinde gehörte nicht zu den seltenen, groß- angelegten Frauennaturen, denen das Glück des ge- «euren wrannes «ver vas eigene geht. GMckNch hatte er nach ihrem Wunsche nur werden dürfen, wenn sie selbst ihm dieses Glück bereiten konnte. Aus einer anderen Hand als der ihren, sollte er kein Glück empfangen. Und so fühlte sie schon jetzt die Bestimmung in sich, der Störenfried zu sein, der diese junge Ehe nicht zum Gedeihen kommen lassen würde. Sie wurde von dem festen Wtllen beherrscht, Josta so viel böse Stuw den in Ramberg zu schaffen, als es in ihrer Macht stand. Aber — um hier in Ramberg Einfluß zu be halten, um ihre Pläne ausführen zu können, mutzte sie jetzt Ratner eine Komödie Vorspielen. Er durste weder ahnen, datz sie ihn liebte, noch daß sie Josta haßte. Sonst würde er ihr Mißtrauen entgegenbringen und seine Frau vor ihr zu schützen wissen. Sie mutzte ihn in Sicherheit wiegen, müßte sich um jeden Preis sein Vertrauen und seine Freundschaft erhalten und fich ihm im Lichte der treuen, uneigennützigen Freundin zeigen. Einen einzigen Trost hatte sie in all ihrem Elend, vatz diese Verbindung nicht aus gegenseitiger Liebe geschlossen wurde. Und was sie tun konnte, wollte sie tun, um die beiden Gatten mehr und mehr zu entfremden. Dann kam vielleicht der Tag, wo Graf Ratner es als eine drückende Fessel empfand, an Josta gebunden zu sein, dann sehnte er sich vielleicht nach Freiheit, und dann — — Sie streckte die Arme wie in wilder Sehnsucht von sich. „Dann suchst du vielleicht eines Tages Trost in meinen Armen, Rainer — dann will ich dich beglücken, nit der ganzen leidenschaftlichen Zärtlichkeit, die ich Mr dich empfinde. Ich kann diese Hoffnung nicht auf geben. nur sie wird mich das Leben ertragen lassen." Ihre Augen glühten auf, und ihr leidenschaftlicher Charakter verbiß sich mehr und mehr in den heißen Wunsch, Rainers Liebe trotz allem zu erringen, oder ihn doch wenigstens seiner künftigen Gattin zu ent fremden. Und wehe Josta von Waldow, datz sie sich zwischen sie und Rainer gedrängt hatte! Das würde einen Kampf geben bis zur völligen Niederlage der gehaßten Nebenbuhlerin. Gräfin Gerlindes müdes Gesicht belebte sich bei diesem Gedanken und bekam einen wilden, grausamen Ausdruck. So verging ihr der Vormittag. Gegen elf Uhr schickte Graf Ratner einen Diener herüber und ließ sich nach ihrem Befinden erkundigen. Sie ließ ihm sagen, sie sei wieder leidlich wohl und würde ihm beim Diner Gesellschaft leisten. Gewöhnlich sahen sich Graf Rainer und Gräfin Gerljnde erst beim Diner. Um Vormittag war »« Mas stark beschäftigt, ritt in den Forst oder auf die Felder, hatte geschäftliche Konferenzen und frühstück« itetS allein. Er war an eine rege Tätigkeit gewöhnt und liebte die Arbeit um ihrer selbst willen. Gräfin Gerlinde war auch den ganzen Vormittag beschäftigt, aber aus andere Weise. Stundenlang hatte sie mit der Pflege ihrer Schönheit zu tun. Bäder, Maniküre, Körpermass»««, Gesichtsmassage E «Merlch § Training, um die zur Fülle neigende Gestalt schlank ! zu erhalten, nahmen ihr« Zeit und die ihrer Zofe I in Anspruch. Nachdem sie diese Pflichten gegen itz« ElHönhettss erfüllt hatte, ruhte sie metstein Stündchen bA einer leichten, erheiternden Lektüre, und daran schloß sich! > ein kurzer Spaziergang, bi» eS Zett «ar, zum Diner Toilette zu machen. ' Am Retten sand die Gräfin wenig Gefällen. G« gehörte zu den Schönheiten, die nur in der Ruh« wirkten. Wenn sie echauffiert war, sah sie unvorteil haft aus, und deshalb lieb« sie den Reitsport nicht, trotzdem es sie ost lockt«, Graf.Rainer auf einem Spazierritt zu begleiten. So traf sie auch heute erst beim Diner mit dem Grafen zusammen. Er sah mit Bedauern, wie bleich sie war, und wie matt ihre Augen blickten. Dabek erschien sie ihm aber fast noch schöner als sonst, und er mutzte ne bewundern. Mitleidig fragte er sie nach ihrem Befinden. Sie gab ihm freundlich Auskunft mit ihrem alten, sanften Lächeln. Er hätte am liebsten sogleich mit ihr über ihre Umsiedlung nach dem Wttwen- hause gesprochen; aber seiner vornehmen, ritterliche« Natur war es schwer, ihr wehe tun zu müssen. So verschob er es noch, bis sie wieder völlig erholt sei« würde. ,Hch freue mich, daß dein Kopfweh vorüber ist, Gerlinde", sagte er herzlich. Die lächelte ihm zu. ES «ar sehr arg, Rainer, so arg, datz ich kau« wußte, was ich sprach. Was mutzt du nur gestern für «ine schlechet Meinung von mir bekommen haben! Schon den ganzen Tag hatte ich mich mit einem heftigen Unwohlsein geplagt, aber ich wollte dich nichts merke» lassen und glaubte, mich bezwingen zu können. Die Baronin Rtttbcrg war zum Tee bei mir und rede« mir so sehr zu, datz ich di« Trauerkleider adle«« > soll«. Ich tat es dann auch,, fühlte mich aber dabei ! recht schlecht. Und dann sie lächelte schelmisch, und nur sie allein' wützte, was sie dies Lächeln kostet „dann brachtest du mir auch »roch eine so aufregend« Nachricht nachhause. ES wurden so viel trübe Gedanken »n m»r wach, Erinnerungen an vergangene Leidest — und da streikten meine Nerven jämmerlich. Ich hab« mich geschämt, aber es half nichts. Du mutzt mlr ver- zeihen. Ich habe auch in der Nacht sehr schlecht gs» schlafen." „Arme Gerlinde. Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich sicher metne Mitteilung bi» heute ver schoben. Ich mutz dich um Verzeihung bitten.* ' Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „O nein — was denkst du! Ich hätte e» sehr Übel genommen, wenn du mir diese Nachricht erst heule gebracht hättest. Ich habe doch al» deine beste, treueste Freundin ein Anrecht, zu wissen, welche Veränderung in deinem Leben bevorsteht." Arglos und erfreut küßte er ihr die Hand und fand, wie schon ost, datz sie eine sehr charmante Fra« sei!. „ES ist so freundlich von dir, Gerlinde, datz du. so regen Anteil an meinem Geschick nimmst.* Sie atmete tief auf. ES wurde ihr «u «M N der Brust. - . Fortsetzung folgt. Fahrpläne sind züm Preist von IS Pf. in der Deschästesiell« diese« Blatte« zu haben.