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eine ber intereffanteften ©eilepocßcn ber Dltußlcjeßßicßfe, runb genommen non 1800 bis 1825. ©in Bierteljaßrßunberf ber großen ©tifßßeibungen, beS gewalfigßen 2luf= baut* — non ber erften bis gur neunten Sinfonie — unb beS ßefigen 2Iufftiegs." Oer 3Iiufiffreunb: „Sie faßen alfo bie SeefßoDenßßen Sinfonien als eine ©nfwicflungsreiße auf?" Oer gacßmufiter: „So Eann man es fcßon nennen. Stur muß man ßcß baoor hüten, etma ben Begriff ber ©nfwicElung mit bem beS ,gorfßßriffs‘ gleicßgufeßen. Oie erfte Sinfonie BeeffoDenS unb feine neunte finb burd) weite 2Belfen Don einanber getrennt, llnb bocß bann man nicht fagen, bie erße fei weniger WerfDolI. Oer Ollufif freunb: „ZBie fommt es aber, baß fie, wie aucß bie gweife, fo feiten aufgefüfjrt wirb?" ©er gacßmufifer: „OaS liegt an ber ©inßellung ber leßfen fgahrgeßnte, fagen wir einmal, an ber romantifcßen ©rbmaffe, bie fie gu Oerarbeifen haften. jpcufe iß uns ber 23Ii<£ für bie erften Sinfonien wieber freier geworben." OerDJiufiffreunb: Äann man bie bei ben erften Sinfonien als gufammen* gehörig befrachten?" ©er gacßmufiEer: „Sicßcrlicß. @s ift gwar ein Zöacßfen, ein 21ufblüßen oon ber erßen gur gweifcn gu bewerfen, aber im ©runbe bleiben fie auf ber gleicßen ©bene." Oer OTufiffreunb: „Unb wie fönnte man biefe umfcßreiben?" ©ergacßmufifer: „.Spifforifcß einorbnenb mit ber ©leicßung: Jjapbn-OTogarf. 3n beiben 2Dcrfen feßt ßcß SeefßoDen mit ber Don ben beiben DÜeiftern ber 28iener Älaffif überfommenen gormen auSeinanber. @r ßßrcifet gewiffermaßen ißre ©rengcn ab. ©r burcßmißf bas ßanb, bas ißm gur Bebauung gegeben ift. Bocß acßfef er bie ©rengen. Dlocß burcßbricßf er fie nicßf." Oer JItufif freunb: „Unb wie begeicßnen Sie ßilißifcß bie Sage ber beiben ©in= fonien?" Oer gacßmufifer: „Ocß möcßfe fie reine ,3Ilußgier=Sinfonicn‘ nennen. Oie greube am muß’Ealifcßen ©ßema an ßcß, bie £uß an ber geiftoollen Berünberung, gu ber bie gorm ber Sinfonie namenfließ in ber ©urtfjfübrung bie Btöglicßfeif gibt, führen ihm bie tpanb. Unb bas ift es aucß, was biefe Sinfonien fo feßr geifgcmüß macßf. Sie wiffen ja, man fpricßf heute aucß Don ,3Itufigieropern‘, Don Opern, in benen ßd) ber ftomponiß, unbefümmert um außermußfalifcße Probleme, Don Jpergen ausmufigieren fann." Oer Btußffreunb: „Unb fo ßeßf es aud) mit ben beiben erßen BeetßoDenfcßen Sinfonien?" Oer gacßmufiEer: „3a. Befrachten Sie ßcß bie ©fernen ber erften. OaS fecE aufmärfsbrängenbe ßaupttfema beS erften SaßeS, fein anmutiges Seifcnfßema, bie feitere 2BolfenloßgEeit beS tangfamen SaßeS, bas fcßon fefr BeetßoDenfeße Btenueff mit bem gemütlichen ©rio unb ben ausgelaffenen Seßlufjfaß. OaS iß reine ßuß am SItußgieren unb — am ßeben. 3Icif bem letzteren iß es gwar gur Beit ber gweiten ©in= fonie fcßon anbers beßellf. Sie wiffen, bas 3 a h r 1802 war ein 3ußr ber ©cßatfen für Beetßooen. Oer bamals Bf^Dnöbreißigjährige würbe ßcß immer beufließer bewußt, baß fein ©eförieiben unheilbar fei. 2lber baoon ift in ber Sinfonie nießfs gu merfen. Sie mutet im erßen ©aß, nach ber allerbings in büßeren garben gehaltenen ©inleifung, faß wie ein fröl)licßeS Dllarfcßlieb an. Berfonnen unb Doll ftillcr 2BeI>muf gibt ßd) ber gweife Saß. 2Iber aucß ßumorißifeße unb fclbß hpmnifcße Büge ßnben barin Plaß. Oer briffe ©aß erinnert mit feinem Eräffig feßreitenben ©reiDierteltaft noeß ftarf an ben ©ang, ift aber boeß ßßon ein eeßfes BeefßoDenßßeS ©eßergo. OaS ginale geßt leießf unb unbefeßwerf noeß einmal gang im Dltußgieren auf." Oer DItufiEfrcunb: „Bcß ßabe orbcnflicß ßuß befommen, gu mußgieren. 2Bie wär’s mit ber erften Sinfonie Dierßänbig?" ©er gacßmufiEer: „©ine ausgegeießnete Obre!" Dr. Karl Laux.