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sellagr W Mchech-IrwW Nr. 160 Freitag den 12. Juli WL8 abends 84. IahrganZ »rotz« -»»tq««r1i»r, il.Juli 1918. «GNNcher Kri«g,Ich«»plat. -«-»«»gruppe Kronprinz Rupprecht. Tagsüber mäßig« Gesechktätigkeit, die am Abend viel fach auflebte. Nächtliche Erlundung»kämpfe. Lin stärkerer Vorstoß de« Feindes nordöstlich von Bethune wurde ab gewiesen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Lebhafte Feuertätigkeit zwischen Akne und Marne. Lrneute Teilangrifse, die der Feind au« dem Walde von Billers Lotteret» heraus führte, drückte unsere Posten in den Savkresgrund zurück. Aus einem Geschwader von 6 amerikanischen Flug zeugen, die Koblenz angreifen wollten, fielen 5 Flug zeuge in unsre Hand. Die Besatzungen wurden ge fangen. Der Erste General-Ouartiermeister. Ludendorff. Eitzung des Stadlrates zu Dippoldiswalde vom 8. Juli 1918. l),Man nimmt Kenntnis von den in der Sitzung vom 28. 6. d«. I«. gefaßten Beschlüssen der Stadtver- ordneten. 2)^ Lin Steuergestundungrgesuch wird genehmigt. 3) Berwilligt wird zu Lasten der Stadtkalle aus An leihemitteln der Betrag von 124,93 M. als Zuschuß für die Bolksküche auf da» 2. Bierteliahr 1918. 4) Die unentgeltlich gelieferten Aufklärungsplakate des stellv. Generalkommandos XII sind fortlaufend zu beziehen und außer im Geschäftshaus der Firma Otto Bester auch im Rathausflur auszuhängen. 5) Das kostenlos zu beziehende Werbemalerial des Sächs. Arbeitsausschusses für die Kolonial-Kriegersprnde (Geschäftsstelle Kgl. Ministerium des Innern) soll bestellt und dem Aufklärungsausschuß zur Verwendung überwiesen werden. 6) Die vom Landeslebensmittelamt für Mai und Juni ds. Js. bewilligte Beihilfe von 400 M. für Sondermaß- nahmen zur Volkernährung beschließt man wie bisher mit 200 M. dem Armenaurschuß zur Abgabe von Frei- marken an hiesige bedürftige Einwohner zur Entnahme von Speisen aus der Volksküche, mit 100 M. der Kasse zur Beschaffung und unentgeltlichen Abgabe von Lebens mitteln für die Aermsten der Stadt, und mit 100 M. dem Frauenoerein zwecks Speisung armer Kinder in der Kinder bewahranstalt zu überweisen. 7) Nachdem infolge de» Ausscheidens des bisherigen Bürgermeisters Jahn aus dem hiesigen Gemeindedienste di« Stelle de« Standesbeamten für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Dippoldiswalde Erledigung gesunden hat, soll der neugewählte Bürgermeister vr. Hornig bet der Kgl. Kreishauptmannschaft Dresden für diese Stelle in Vorschlag gebracht werden. 8) Das von der Metall-Mobilmachungsstelle zur Ab- lieserung bis 1.9. ds. Js. angesorderte Bronze-Medaillon des Bismarckdenkmak "soll durch einen hiesigen Hand werker abgenommrn werden. Wegen Beschassung eines Ersatzes ist da» Erforderliche zu veranlassen. Zu Punkt 3 ist Zustimmung der Herren Stadtver ordneten etnzuholen. Wehrturnen in Dippoldiswalde. Die Sieger im Sechskampf (Hindernklauf, Weitwurs, Weitsprung, Klimmziehen am Reck, Entfernungsschätzen, Meldeübung) beim Wehrturnen am vergangenen Sonntag in Dippol diswalde. l. Birkner, Höhere Lehranstalt Altenberg 75 Punkte 2. Seidel, - ... 66 3. Thierfelder, Tv. Schmiedeberg 63 - 3. Müller, Oswald, H. L. Altenberg 63 - 4. Pitzfchmann, - - - 62 s 5. Aehnelt, Tv. Schmiedeberg > 61 6. Pohling, Höhere Lehranstalt Altenberg 60 7. Schrödter, - . 59 8. Naundorf, 56 O 8. Geilsdorf, . 56 9. Mütter,Georg. . 55 10. Beutner, - . , 11. Richter, - . . , 54 53 M I I. Rost, - . , > 53 I I. Kadner, To. Glashütte 12. Flegl, H. L. Altenberg 53 51 - 13. Meyer, Rudolf, To. Dippoldiswalde 50 14. Grün, Höhere Lehranstalt Altenberg 45 14. Hähnsch, - 45 14. Neupert, - 45 a 15. Ebersbach, - - - 44 16. Hilse, 42 - 17.- Otto, 40 >7. Bertele, 40 17. Heerklotz, Tv. Dippoldiswalde 40 0 17. Teichert. - 40 Mancher andere mit hoher Punktzahl mußte leer aus ¬ 18. Frost, Höhere Lehranstalt Altenbg. 38 Punkte 19. Schimmel, - . - , 37 20. Pätz, 35 - 21. Bauer, - - - 34 21. Grahl, - - - 34 22. Baumgärtel, - 32 23. Augustin, 30 - 24. Laudert - - - 29 24. Rödiger, 29 25. Böhme, To. Dippoldiswalde 26 26. Meier, Erich, Tv. Dippoldiswalde, 23 27. Flasch-, Tv. Glashütte 22 gehen, da er in einer der 6 Uebungrn die Pflichtleistung nicht erreichte. DK besten Leistungen in den Wahlübungen waren: Hochsprung: Naundorf, H. L. Altenberg 18 Punkte Stabhochsprung: Hilse, H. L. Altenberg 13 100 m-Laus: Hänsch, H. L. Altenberg 13 - Reck: Meyer, Rudolf, Tv. Dippoldiswalde 18 - GSssel, To. Glashütte 18 - Barren: Gössel, Tv. Glashütte 171/2 - Aehnelt, Tv. Schmiedeberg 17 - Beim Handgranatenzielwurf erreichten 20 Pkte. Gössel, Tv. Glashütte, Schütze, Tv. Glashütte, Böhme, Tv. Dippoldiswalde Merkt, - Sachse, - - Voigt, - - Brrtek, Höhere Lehranstalt Altenberg, Hänisch, - - - Augu'tin, - Otto, Schürer, - Richter, - _ - - Die französischen Kulturträger. Wenn unsere Austauschgefangrnen sich über die schlechte Behandlung beklagen, die ihnen zuteil geworden ist, so ist man drüben sofort mit der Ausrede bei der Hand, die Aussagen von Feinden seien parteiisch und daher wertlos. Diesen Einwand wird man nicht erheben können gegen einen sachverständigen Neutralen, der neuerdings in einer besonderen Broschüre seiner Empörung über die „Luitur taten" französischer Arrzte beredten Ausdruck verliehen hat. Wie die „Rheinische Aerztekorrrspondenz" mittetlt, berichtet j der griechische Arzt vr. Perlkles Levkes in seiner Schrift „Dir eigentlichen Barbaren" über Greueltaten, deren Zeuge er in französischen Lazaretten war, und die zum Teil so ! schandbar sind, daß sie für den deutschen Leser vollkommen j unglaubwürdig sein würden, 'wenn sie nicht so genau unter Angabe des Ortes und der Zeit aufgezähtt wären. Völlig unsachgemäße Behandlung von Wunden deutscher Gefangener und größte Vernachlässigung der Desinfektion«' Vorschriften, die damit begründet wurde, die „schmutzigen Schufte von Bachs" könnten in ungereinigten Betten liegen, sind noch die geringsten Verstöße, deren dec griechische Arzt gedenkt. Daß man auch nicht vor offensichtlichen Verbrechen zurückscheut, wo es sich darum handelt, sich an dem verhaßten Feinde zu rächen, dafür gibt vr. Levides ein entsetzliches Beispiel. Der Chirurg vr. Bondy äußerte sich ihm, dem griechischen Arzt Joannides und dem ame rikanischen Arzt vr. Serantis gegenüber mit brutaler Offenheit folgendermaßen: „Es ist mir moralisch absolut unmöglich, diese gemeinen Geschöpfe, die Boches, zu pflegen. Ich komme mir als ein Verräter vor, wenn ich den Feinden das Leben rette. Trotzdem muß ich anerkennen, daß das doch meine Pslicht ist. Ich hoffte, wenn ich von der Front in« Hinterland käme, so würde ich mehr Selbst beherrschung bekommen und den Haß unterdrücken können, den mir die Kerle «inflößen. Ader die Versetzung hat Nicht» genützt. Neulich brachte man mir aus den Opera tionstisch einen deutschen Unterosfizier, der an der Kehle verwundet wak Ler Mann sah srech aus (!); die Ope ration war sehr schwierig. Man mußte »sehr aufmerksam sein und sehr viel kaltes Blut besitzen. Ich war dazu nicht fähig. Zufälligerweise hatte ich wenige Minuten I vorher von der Torpedierung französischer Schiffe gelesen, und meine Hände zitterten vor Zorn. Ich operierte, und durch Unaufmerksamkeit ging ich viel zu weit; das In- slrument gleitet aus und zerschneidet die Larotk (die groß« Halsschlagader). Der Blutverlust war tödlich für den Kranken." vr. Levides fügt hinzu, daß der Erzähler seine zynische Genugtuung nicht habe verbergen können. Daß die Empörung über solche unerhörten Vorfälle auch von anständigen Franzosen geteilt wird, beweist eine von ihm mitgeteilte Aeußerung «ine» französischen Offiziers, der offen bekennt: „Ich habe so viel Gemeine«, so viel Grau sames von uns gegen die deutschen Gefangenen, Kranken und Verwundeten begehen sehen, daß ich mich schäme, die Uniform zu tragen, die ich träge. Täten mir mein« Kinder nicht Leid, ich würde Selbstmord begehen." vr. Levides schließt seine Broschüre mit den Worten: „Um diese Verbrechen zu verhüllen, hypnotisiert man die Völker mit großen Redensarten und täuscht die Dummen, von d«n«n e« nur so viele gibt, mit den tönenden s Phrasen von dem uneigennützigen und ritterlichen Frank reich. Man lasse uns damit in Ruhe; die Seifenblase ist S-Pktzt" ; Der Bluff. In den „Basler Nachrichten" stellt Oberst Egli an di« Alliierten die Gewissensfrage, warum sk seit den immer wiederholten Meldungen von den „ungeheuren schwächenden Verlusten der Deutschen" nicht ihrerseits zur Offensive übergegangen sind, namentlich da der große Zuwachs an Amerikanern in tönenden Worten verkündet wird. Der 1 schweizer Militärkrttiker ist nicht ganz sicher, ob die viel gepriesene amerikanische Hilfe wirklich so durchschlagende Wirkungen zeitigen wird. Es frage sich, ob die Ameri kaner auch für ein Millionenherr Kas notwendige Krkgszrug an Geschützen, Munition usw. sowie die unerläßlichen Pferde mitgebracht haben, andernfalls würde die wachsende Zunahme der Amerikaner für die Franzosen in erster Linie eine Last bedeuten; denn eine Million Mann machen enorme - Ansprüche im bezug auf di« Versorgung mit dem zum - Leben notwendigen. Bis setzt hat man noch nicht ver nommen, daß die Amerikaner in geschlossenen Massen rin ; gronlslückbeseht halten. Wenn sk wirklichkriegsbrauchbar« , Truppen in solcher Zahl gestellt habrn, so müßten sie bei - einer Besetzung von etwa 10 Mann pro laufenden Front- Meter etwa 80—100 Kilometer Front halten können. Scherz und Ernst. H Di« Schechnot der Landarbeiter behandelte ein Aufruf eines Großgrundbesitzers in der „Deutschen Tageszeitung". Der Aufruf verlangte, daß „bet der Verteilung der ausgebesserten Jnfanteriestiefel und der abgelieferten wetterfesten Sachen diejenigen nicht wie bisher ganz oder fast ganz vergessen, sondern in erster - Linie berücksichtigt werden, dre beides am nötigsten brauchen, unsere Landarbeiter, die in Sturm und Regen, in Schnee und Kälte bei Hackfruchternte und; -Verladung, Drusch und Ackerarbeit aushalten müssen, soll nicht unsere Bolksernährung aufs schwerste ge- schädigt werden." — Darauf sind dem Urheber des" Aufrufs Zuschriften zugegangen, in denen es u. a. Heißt: „Bei dem geringsten Regenwetter bleiben meine Leute schon jetzt im Sommer von der Arbeit weg, weil es ihnen an Kleidung, namentlich aber an Schuh zeug fehlt." (Bez. Magdeburg.) „Bet mir kommen schon jetzt die Leute nach Regen- Wetter nicht in Arbeit, weil sie kein dichtes Schuh werk mehr haben. Was soll denn im Herbst und Winter werden?" (Mecklenburg.) „Es ist höchste Zeit, daß für Kleider und Schuhe Winter kein Mensch bei schlechtem Wetter und Kälte vor die Tür und Kartoffeln und Rüben bleiben i-- gesorgt wird, sonst gebt uns in diesem Herbst und Boden stecken und erfrieren." (Posen.) „Die Leute können schon jetzt bei den kleinen Regen- - güssen nicht arbeiten, denn oa sie nur einen Rock haben, der nur noch aus Lumpen besteht, sind sie gleich. naß und kommen dann nicht zur Arbeit, bis die Lum- i Pen wieder trocken sind. Wie sollen unter diesen Um-' ständen die Leute im Herbst und Spätherbst bei Rässe und Reif Kartoffeln und Rüben aufnehmen? Wird letzt dagegen nicht ernstlich Front gemacht, so stehen wir im Herbst vor einer Katastrophe." (Pommern.) Die hier zum Ausdruck gebrachten Nöte bestehen natürlich für die kleinen Landwirte nicht minder, nur daß bei diesen nicht die Arbeiter, sondern Pe selber unter dem Schuhmangel leiden. H Den wirklich ernsten Teil -er Wohnungsnot in -er Großstadt bildet die Not linder re ich er Fa milien. Es scheint festzustehcn, daß heute eine Fa milie mit größerer Kinderzahl in Berlin einfach keine Wohnung bekommt, es sei denn zu unerträglich hohen Preisen. Eine Kriegerfrau in Berlin mit sechs Kindern hielt es bei der Wohnungssuche für das Beste, von ! vornherein die Hauseigentümer oder deren Verwalter darüber auszuklären, welche Kinderschar sie mitbrin- j gen würde. Sobald einer bereit schien, ihr eine Woh-.! nung zu vermieten, gab sie sich als „glückliche" Mutter von sechs Kindern zu erkennen und fragte, ob man sie mit ihnen hineinnehmen wolle. Aber da kam ! sie böse an. „Nein, nein," wehrte eine Verwalter- ' frau ab, „dann hat es keinen Zweck, dann kann ich Ihnen die Wohnung nicht vermieten." In einem an deren Hause erklärte die Portierfrau sehr bestimmt: j „Der Wirt hat mir streng verboten, Familien - mit Kindern zu nehmen." Wieder in einem anderen ! Hause rief die Verwalterin: „Uni Gottes willen — sechs Kinder! Da darf ich Ihnen die Wohnung ! nicht vermieten! — Ich hätte ja," fügte sie milder ; hinzu, „selber sieben, wenn sie noch lebten. Aber ich ! bin doch ebenso Angestellte wie Sie." Hier harrt des Reichstagsausschnsscs für Bevöl- kcrnngspolitik eine sehr dankbare Aufgabe, in der Wohl alle Parteien Reinig sein werden; denn mit Privaten Mitteln wird man diese Not nicht be seitigen können; die Hauswirte sind nun doch ein- mal Geschäftsleute und „können nicht so", wie manche viel!« chc möchten. Da muß der Staat ukw. einareften. , - Fischers Schicksal. Um den stillen Tragödien - der Fischer, die an der Küste mit ihren vielfach primi- 1 tiven Ausrüstungen die Ernährung der JnlandSbevölke- 1 rung durch Fischfang zu fördern suchen, erfährt man j meistens nicht viel; denn die Toten reden nicht mehr. Kur Än und Wieds» läßt et« balbweas altmpflich j