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Freitag den 7. Juni 1918 abends 84. Jahrgang Nr: 130 Kür die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die .»eiberitz-Zeitung» «scheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich einschliebl. Zutragen 2,40 M., zweimonatlich 1,60 M., einmonatlich 80Pf. Einzel-Nummern lOPf.AIlePostanstalten, Posrboten sowie unsere Austräger nehmen Be stellungen an. Inserate »«dyi Mt 20 Pf-, solche au» nnA« Amtshaupt,nannsWi mit 15 Pf. die SpaltzeSe oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Sette (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 65 bez. SO Pf. — Tabellarisch« und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, km redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 50 Pf- Wcheritz Willig WHeitW ick AHM ßr HMMOt, SEmeSeberg«. U. Amtsblatt M di« Königliche Amtshanptmmmsch-st, das Königliche Amtsgericht und de» Stadtrat za Dippowirwalda Mit achtseltlgem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und Unterhaltungsbeilage. Nach ihrer Neu- bez. Wiederwahl find im Monat Mai in Pflicht genommen worden:^ al« Bürgermeister: Bürgermeister Herm. Alfred Bauernfeind, Attenberg; al» kemeindevorstand: Gemeindevorstand Kubenke, Kreischa; Herm. Liebschner, Naundorf; alr Gemelndeältefter: Wirtschaftsbisitzer Bruno Liebscher, Naundorf; al» stellv. Standesbeamter: Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Kühnel, Liebenau, für den zusammengesetzten Standesamtsbeztrl Liebenau. Nr. 108 6 /l. Kgl. Amtshauptmaunschaft Dippoldiswalde, am 3i. Mai ISl8. Blutlaus. Die Besitzer und Pächter von Obstbäumen werden nochmal» veranlaßt, alle ge eigneten Matznahmen zur Bekämpfung der Obstbaumschädlinge, insbesondere der jetzt auftretenden Blutlaus, zu ergreifen und zur Vermeidung der bereit» früher angedrohten Strafen wirksam durchzuführen. Eine Anweisung zur Bekämpfung liegt im Rathause Zimmer Nr. l l aus. Dippoldiswalde, am 6. Juni 1918. Der Stadtrat. Raudgras - Versteigerung. Sonnabend den 8. Juni sollen die Grasnutzungen an den städtischen Strotzen versteigert werden: — Nachmittags 2 Uhr: Bergstraße, ' ' „ 3 „ Glashütler Stratze, „ 4 „ Rabenauer Stratze, „ 5 „ Talsperrenstratze. k» Dippoldiswalde, am 7. Juni 1918. Der Stadtrat. Brot-, Fleisch- und Milchmarke« für di« Zeit vom 10. Juni bis 7. Juli 1918 werden Sonnabend den 8. Juni 1918 vormittags von 10—I Uhr im Rathaussaale ausgegeben. Dippoldiswalde, am s. Juni 1918.' Der Stadtrat. Bedarf an Kohlen für Drasch- Md Pstngzwecke auf die Zeit bi» zum 30. September 1918 ist umgehend und spätestens bi» 10. Jnoi d. I. hier zu melden. Anzugeben ist hierbei die in Betracht kommende vom Früh drusch nicht «fotzte Getreidemenge (in Zentner) bezw. die zu pflügende Fläche in Morgen, die benötigte Kohlenmenge (Normalsatz: 1 Ztr. Kohle für 20 Ztr. Getreide bezw. 1 Ztr. Kohle für 1 Morgen zu pflügende Fläche), die Art der Kohle, Erzeugungsgrblet »ad Hauptlieferer. Dippoldiswalde, am 6. Juni 1918. G Der Stadtrat z« Dippoldiswalde. — Ortskohlenstelle — Sonntag den 9. Juni 1918 7 Uhr vormittags Stellen auf der Aue. b Befreit sind nur die zur Freiwilligen Feuerwehr übergetretrnen Mannschaften. Kettner, Branddirektor. vertltches und Sächsisches. ! Dippoldiswalde. Der Realschullehrer Curt Heinrich, Sohn der Frau Fanny verw. Heinrich geb. Schmidt hier, bisher Zugführer einer Maschinengewehr-Abteilung im Osten, der bereits im Besitz der Friedrich-August-Mevaille in Silber ist, wurde zum Leutnant befördert und erhielt im Gouvernementslazareii in Czensrochau, so er sich zur Wiederherstellung von seiner zweiten Verwundung besindet, das Eiserne Kreuz 2. Klasse. — Zu einer Versammlung des ZwrigmWonsvrrrins unserer Ephorie, Kreis Dippoldiswalde, hatten sich am Mittwoch nachmittag 27 Geistliche, Kirchschullehrer, Ver treter der Kirchenoorsiände und der Schuldirektor von Dippoldiswalde im Gasthof „Stadt Dresden" eingefunden. Nachdem Herr Superintendent Michael die Versammlung mit einem Schristwort und Hinwei» auf den gegenwär tigen Stand der Mission erösfnet und die Erschienenen begrützt hatte, gab er den Jahresbericht, der vor allem von dem Waldmissionsfest in Kipsdorf meldete, und den Kassenbericht. Darauf sprach er in längerem Vortrag über „Die heimische Organisation der Leipziger Mission", die Gründung de» Dresdner Hauptmissionsverrins im Jahre 1819 und der ev.-luth. MWonegrsellschaft in Dresden im Jahre 1836, die dann nach Leipzig verlegt wurde, ihr« Leitung, Tätigkeit und Aufgaben, sowie ihre Gliederung in Haupt- und Zweigmissionsvereine. Darauf wurde be schlossen, einen Vorstand zu bilden au» den Geistlichen, Kirchschullehrern, Vertretern der Kirchenvorstände und den Schuldirektoren von Dippoldiswalde, Schmiedeberg und Kreischa, wozu noch weitere Mitglieder gewählt werden können. Ein geschäftssührender Ausschutz wurde gebildet au» folgenden Herren: Sup. Michael, Vorsitzender, Pfarrer Lerz-Reichslädt, stellv Vorsitzender, Kantor Burgardt- Ruppendorf, Schristführer, Kantor Boden-Kreischa, stellv Schriftführer, Privat»» Lincke-Dippoldiswalde, Schatz, meister. Nehefeld. Zwei Heldensöhnen unsere» Dorfe» ist nach den letzten schweren Kämpfen der Dank unserer Katstr» und de» gesamten deutschen Volke» für hervorragende Tapferkeit und Umsicht zuteil geworden. Die hohe Aus- zeichnung, da» Eiserne Kreuz I. Klasse schmückt nun ihr« Brust. E» sind die« Herr Otto Kröhnert, Bizrfeldwrbel bei einer Minenwersrrabteilung, Sohn de» Zimmermann» Herrn Eduard Kröhnert hier, und Herr Paul Stenzel, Sergeant bet einer Minrnwerferabteilung, Sohn der Frau »erw. Pauline Stenzel. Mit Stolz rühmt sich da» ganze Dorf dieser seiner Heldenlöhn, und dankt ihnen, die ihr All» «Inskykn für Teutschland» heiligste» Gut, für die deutsche Freiheit, und e» bringt freudig Ehre dar den Eltern, dir solche Söhne dem Vaterlands erzogen. Dresden. Di» Nachricht, dotz der König von Sachsen demnächst einen Besuch in Konsiantinopel und Sofia machen werde, wird von zuständig« Stelle al, unzutresfend «rllärt. Mittweida. Die bestialische Tat eines „Liebes paare»" erregt hier begreislichrs Aufsehen. Eie, Kriegers- frau, deren Mann sich in Gefangenschaft befindet, Uetz ihr neugeborenes uneheliches Kind verhungern. Er, Soldat, hingegen verbrannte die Leiche im Etubenofen. Beide, die keine Reue an den Tag legen, wurden verhaftet. Leipzig. Die freiwillige Sammlung getragener Männeranzüge hat hier bisher erst 1700 Anzüge ergeben. Da Leipzig 10000 Anzüge aufzubringen hat, dürfte sich eine Bestandsaufnahme und amtliche Nachprüfung al- nötig erweisen. Oelsnitz i. Erzgeb. Die Leitung der Volksküche gibt bekannt, datz der Betrieb wegen der geringen Epeise entnahme bis auf weiteres eingestellt wird. Der Grund liegt nicht etwa darin, datz hier anderweit genug zu essen zu haben ist, sondern, wie die „Volksstimme" meldet, daran, weil das Essen von der Volksküche nicht gegessen werden konnte. Vermischtes. ' Buche oder Kastanie? Zwei Männer sahen unter einem grotzen Baum und genossen die Natur. Dazu ent lockten sie ihren Fünfgroschenzigarren grotze Dampfwolken. Ein Wanderer war stehen geblieben und lauschte ihren Worten „Buche oder Kastanie?" war da» Kampsthema. Die Streitenden wurden hitzig. Da trat der Fremde auf die beiden Männer zu und sagte sanft: „Entschuldigen Sie gütigst, aber der Baum, unter dem Eie sitzen, ist weder eine Buche noch eine Kastanie, sondern eine Eile!' „Oller Dussel!" brummte unhüslich der eine der Streitenden. Der andere aber sagte: „Schon jut, wir meenen aber nicht die Bäume, sondern wat wir roochen!" Aus Feldpostbriefen. (ltk.) Melitopol, 11/5. 1918. Geliebte Eltern und Schwestern! - tzeute will ich Euch wieder etwa» ausführlicher schreiben. Gern hätte ich dies schon früher getan, doch fand ich nie Zeit und G-legenheit. Am 22/4. nachmittags 2 Uhr fuhren wir mit dem 8600 Tonnen-Dampser „General" in Konstanza (Rumänien) ab. Ruhig war da» Meer. Unter den Klängen de» Liedes: „Deutschland, Deutschland über alles" fuhren wir aus den Hafen. Schon nach einer Stunde waren wir im kreien Meer, d.ch. wir saben kein Land mehr. Gegen Abend wurde es etwas windig, worauf sich auch schon die ersten Seekranken zeigten. Die Nacht verlief wieder ruhig. Ich schlief sehr gut. Herrlich war dann der Morgen. Da» Aufgehen d« Sonn« auf offener See ist etwa» selten Schöne». Alle Kameraden waren vormiitog, aus Deck und beobachteten da» Wellenspiel. Gegen 12 Uhr mittag» sahen wir wieder Land. Don den Matrosen hatten wir erfahren, datz wir in Odessa landen. Unser grötzter Wunsch war nun, dotz wir die Stadt besichtigen können. Dieser Wunsch wurde un» auch erfüllt. Punkt 2 Uhr liefen wir in den Hafen ein. Ein herrliches Bild, die Stadt Odessa vom Meere ausgesehen. Von 3—8 Uhr konnten wir in bl« Stadt gehen. Ich war sprachlos, als ich durch die Straßen ging.. Fleischer- und Bäckerläden sahen hier au» wie in Deutschland vor dem Kriege. In den Restaurant» und Hotel» war e» ebenfalls so. Wie muß es hier wohl vor dem Kriege gewesen sein? Wenn man bedenkt, dieses Land hat auch 3'/r Jahr Krieg geführt. Ich habe mir hier den Magen richtig vollgestopft und das Nötige für die Weiterreise mitgenommen. Um 8 Uhr war wieder alle» an Bord. Die Nacht über blieben wir im Hafen liegen. Am andern Morgen ging die Reise welter in östlicher Richtung. Um 5 Uhr gelangten wir in Nikolajew an. Hier mutzten wir das Schiff verlassen, und bezogen in den Kasernen der Stadt Quartier. Am andern Tag haben wir uns die Stadt angesehen. An diesem Tage war gerade Markt. Ich sage Luch, ich war platt, al« ich den Markt sah. Grotze Berge Butter, Lier, Speck, Kartoffeln, Brot und was alles noch dazu gehört, war hier auf gestapelt und wurde verkauft. Abends 6 Uhr bestiegen wir einen kleinen Dampfer und unsere Reise ging weit« nach Krim. Nach 2 Tagen Seereise gelangten wir an unserm Reiseziel an. In einer kleinen Stadt wurden wir oerquartiert. Von hier aus ging am folgenden Tage der Vormarsch los. Die Märsche waren anstrengend. Dl« Sonne beschien Heitz Rußland» Brockammer. Selten kam ein Dorf. Grotze Getreidefelder waren zu sehen. Die ukrainische Bevölkerung empsing uns freundlich. Nach 4 Marschtagen gelangten wir in «in deutsche» Dorf. Hier empfingen un« die Dorsjungsrauen mit Blumen. Dies« Tag war der Sonnabend vor dem russischen Ostern. Am nächsten Tage, also am ersten Ostrrfeiertag, hallen wir Rasttag. Ich lag noch mit 5 Kollegen bei einem Bau«. Unsere Ouartiersleute haben un» bewirtet wie Grafen. Gegessen und getrunken haben wir da, daß wir am folgenden Marschtag kaum laufen konnten. Linen Quarkkuchen hatte un» unsere Frau Haller (so hießen unsere Wirteleule) ge backen, wie ich ihn noch nie gegessen habe. Zu ihrem Gottes dienst, der aurnahmrwrise im Freien abgehalten wurde und an dem auch unsere Soldaten Teilnahmen, ersetzten wir die Orgel. Der Pfarrer sprach sehr ergreifend. Lr begrüßte un» im Namen seiner Gemeinde als Reiter und Erlöser von den Bolfchewlki: „Gerade am Osterfest," sprach der Pfarrer, „hat un» Gott erlößl von den Schreck« der Bolschewik»." In allen Augen der Bewohner zeigt« sich Freudentränen, und wir waren froh und stolz, uns«« deutschen Brüder im fernen Ausland gerettet zu hab««. Am Ostermontag ging es weiter. Wir kamen noch durch mehrere deutsche Ortschaften. Ueberall wurden wir mR großem Jubel und mit Blumen begrüßt. Allerhand Er frischungen und Lebenrmittel brachten un» die Einwohn«. Man halt« direkt de» Guten zuviel. Di» Quartier« waren überall auf» Beste. Ueberall mußten wir in Bett«