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Nr. 133 Dienstag den 11. Juni 1918 abends 84 Jahrgang >end chlie 'Ust, »orf. -der ZUM 7OOjShrigeu Jubeltag. Ein Auszug aus meiner StMgeschichte. ^i« Dämmerung zur geschichtlichen Zeit liegt über dem Walde der mittleren Weißeritz. Slaven sind zwar über den Poisenwald mit wenigen Orlsgründungen ins nördliche Gtlände de« späteren Amtes Dippoldiswalde eingedrungen, aber die Gegend unserer Vaterstadt selber ist unberührt geblieben. Der Name Trebnitz sür ein Wässer« chen, das ich in dem jetzt namenlosen Rinnsal, welches über der ehemaligen Schmidt- oder Tennerlmühle von Osten sich in die Weitzeritz, jetzt in die Obersperre, ergietzt, wiederzuerkennen glaube, läßt die einzige Möglichkeit osfen, datz irgendwo ein slavtscher Eindringling dem Bächelchen den Namen gegeben. Da bahnt sich «in Franke oder ein Thüringer mit Namen Dktbald, der kühne Mann des Volkes, dessen Name sich in Dielbold und Diepold ge wandelt hat, mit seinem Anhang «inen Weg in den Wald. Abschläge lichten den Urwald sür eine Stedelnng, der man den Namen Diepoldswald nach dem kühnen Führer verleiht. Eie wächst sich zv einem Orte aus, von dem wir nicht eher etwas hören, als bis eine Kirche seinen Mittelpunkt bildet. Da fällt geschichtlicher Lichtschein in dos Dunkel seines Daseins. Der Psarrer Johanne« von Dipoldlswalde erscheint als Zeuge einer Rechtssache im Kloster Altzello, das unter Begünstigung der Grafen von Dohna Beziehungen zur hiesigen Gegend hat. Mit Lem II. Juni 1218 beginnt Lie 760jährige Geschichte de« urkundlichen Bestehens von Dippoldiswalde. Der Be gründer der Stadt war kein Bergmann, sonst würde der Ortsname auf Berg endigen. Um 1216 ist Reinhardts grimma jedenfalls durch die Brüder Reinhold und Hugo von Grimms begründet worden, Obercarsdorf bestand wohl schon, was durch Brakteatenfunde glaubhaft erscheint. Hoilo von Hottendorf, der uns schon 1198 begegnet, ein dohnaischer Lehnsmann, besitzt 1235 Höckendorf. Berreut jBelerreutk) war durch einen Boyern oder Franken be- fiedelt. Um 1230 wird die romanische Stadtkirche und die Nicolaikirche begründet. Dippoldiswalde ist 1266 Bergstadt, denn di« Erzsucher haben sich von Freiberg durchs Gebirge verbreitet Es Hot außerdem Bierbrauerei und Handwerke, die nur durch da» Freiberger Verkauss« Vorrecht aus ausbeutegebcnden Bergwerken behindert werden, und ist als offene Stadt anzusprechen. Markgraf Friedrich Lilmne von Dresden Eignet 1277 srine Bergzehnlen zu Dippoldiswalde dem -Kloster Nimptschen bei Grimma, welche Schenkung 1287 von Markgraf Albrecht und Mark« Hras Tuta bestätigt wird, beifersdorf gehört 1582 den Berggrasen von Dohna, deren Besitz sich gegen die Stadt aurzudehnen beginnt. 1276—1288 begegnet uns der Stadlpfarrer Nicolaus von Cozenroda. Geheimschreiben de» Markorafen Friedrich Llemme von Dresden, Meister Adolf, anscheinend Nachfolger der vorigen, kommt nur al» Priester zu Roßwein 1286—96, als Stadtpfarrer in Dippoldiswalde 1303—1309 vor. 1300 und 1309 ist wiederum vom Silbrrbergbou die R«d«. Der Dohnasche Besitz breitet sich nördlich der Stadt aus und umfaßte das Landgericht zwischen der Loüwitz und Weißeritz. Seife,»darf, Börnchen und Naürn- dors bei Rabenau wrrden 1312 durch die Burggrafen von Dohna dem Klosirr Allzella geeignet. Eine Urkunde, deren Echtheit angezweisrlt worden ist, deren örtliche An gaben aber unbeitritlrn sind, nennt 1344 zwei Schlösser zu Dippoldirwald«. Der Ort ist 1346 Hauptstgdt des 1. Kirchenkreise« der l. Kirchenprovinz Nisam des Bistums Meißen und Sitz des Erzprleiterr, welcher 17 Kirchspiel« beausfchtigt, zu denen aber Geising, Altenberg und Glar- Hütte noch nicht gehören. Der Erzprteiter wohnt den kynodrn bei, berief die Geistlichen zu Beratungen und hatte in Dippoldiswalde Kapläne und Nttoristrn unter sich. Der Dohn a!che Besitz ist 1349 bi» Oberhäslich, also ganz nahe an dir Stadt Huang«,ückt Unt«r den Mork- graf«nlehn»n bei der Stadt wird der Wald Wi,cho,n 1349 gerannt. Ein Teil de» Walde» kommt »355 in Psan'beich Kfymon» von Colditz Da» Untervorwerk, 4 Hufen, Bödtgen heute genannt, wird durch di« Stadt von vlbricht von Beigow 1358 «worb«n, di« Stadt aber 1360—63 mit Mauern und Gräben umg«b«n, im letzteren Jahre mit den Niedrrgrrlchtrm lieliihen, welch« Bon Konrad Knebel. Beleihung aller 6 Jahre zu erneuern war, bis sie eine dauernde Einrichtung ward. Die Burggrafen von Dohna bezirkten endlich 1366 Dippoldiswalde in ihren ausge- dehnten Landesbesitz ein. Angehörige eines Geschlechte« unserer Stadt, die Franze von Dippoldiswalde, einer als Stadtvoigt zu Freiberg 1378- 96, der andere al» Lehrer der Heiligen Schrist an der Drrsdener Kreuzschule und Stister frommer Einrichtungen 1394 und später genannt, treten auf. 1401 ist Dippoldiswalde wieder in den Besitz des Markgrafen Wilhelm übergegangen. 1402 wirb Dohna, die Feste des Burggrafen, erstürmt, und der ganze Dohnasche Besitz gelangt in die Hände der Landgrafen. Datz Berg leute von Dippoldiswalde bei der Einnahme mitgewirkt hätten, ist als Sage zu betrachten. Aber Bier wurde von hier geliefert. Durch den Uebergang in die Hände de» Landesherrn erhielt der Bergbau neuen Aufschwung, wie die Bergrechnungen erkennen lassen. 1411 wird die Stadtgerechtigkeit des Ortes bezeugt, auch geht Grund und Boden der Stadt an die Mühle zu Reichstädt über. 1413 bestand in der Stadt «ine Badstube. Nach Gründung der Leipziger Universität werden Gabriel von Dippoldis walde 1416 und Johannes Faber 1417 als erste Studen ten dorthin entsandt. Der oben genannte Franz von Dippoldiswalde zu Dresden stistet 1419 sein Vaterhaus in der Wassergafse unserer Stadt den Dresdener Franzis kanern zu einem Einwohner- und Rasthause. Die Ober- gertchtr über Leben und Tod erwjrbt die Stadt 1423, ohne sie indes länger behaupten zu können. Die Ober vorwerk« Wolsramsdors und Ziegenrück gehen von Thane von Nebelschütz 1424 an die Stadt über. Die Hussiten sammelten sich am 18.-20. Dezember 1429 bei Kaden in Böhmen, zerstörten Hateldorn, Helbigsdorf bet Klein- Hartmannsdorf, Reichstädt, die Vorwerke Ziegenrück, Wo!f> romsdorf, Ulberndorf, plünderten und brannten an den Weihnachtsfeiertagen 1429 Stadt und Kirche Dippoldis walde nieder. Um 1430 fällt die Ansiedlung von Bauern link» des Dorfbaches zu Reinholdshain unter Etadtobrig- keit. Johannes von Bohr, Erzpriester und Pfarrer zu Dippoldiswalde, wohl einer der Ahnen von Luther» Gattin Katharina von Borcks begegnet uns 1439. Dippoidis- walde Hot 1442 Etroßenverbindung mit Dresden. 1442 bis 1443 ist die Bergbautätigkeit wieder lebhaft. 1451 geht eine Wiese hinter den, Bödigen an Marten Hamann mit der Bedingung über, datz st« bei einem Berkaus wieder an die Stadt zurückgehen mutz. 1451 wird die Stadt und das Amt an Heinz von Witzdorf und Titz von Rechenberg in Pfandbesttz übeklicsert. Wieder eingelöst wird die Stadt 1464 abermals an den Hofdkner Bal thasar Erensing verpfändet. Bei ihrer Anwesenheit in Dippoldiswalde am 24. März 1465 bestätigen Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht alle Rechte der Stadt. In den Krevzigrruniuhen, b«stehend in Verfolgung aller böhmischen Landesangehürigen, hat sich auch Georg von Dippoldiswalde, ein Fleischer und Raufbold, hervorg etan. 1472 hatte Dippoldiswalde schon lebhafte Leinweberei und Bleicherei. Die Stadt, Laurentius-, Lorenz- oder Marienkirche hat am Ende des 15.Jahrhundert 5—6Altärs. Die Verpfändungen wiederholen sich Der Bergbau blüht unter dem laudeshenüchen Besitze der Siadt auf, da den Gewerken zu Dippoldiswalde statt des Bergz«hüten nur rin Bergdreißigier auserlrgt und günstiger Erzverkauf be willigt war. - 1494 gelangte die Stadt aus 9 Jahre in Pfandbesitz de» Or. Schrenk, der Stadt und Dörfern da» Hutungsrecht adnotz^n wollte. Die folgenden Jahrhunderte können im Rahmen dieser Arbeit nur in Ueberbllcken behandelt werden. Die Bürger mußten 1503 dem Ritter Sigismund von Maltitz, der Dippoldiswalde auf Zett 1511 aber erblich erhielt, Hul digung leisten. Sein Sohn Heinrich bedrängte die Stadt schwer dmch angemaßte tzulungs,echte, die in langem Rechtskampfe zurückgrwonnen werden mußten. Den Tuch machern, Schmieden und andern Handwerken verlieh «r Zunftgesetze, und jörderte den Bergbau unter Ausnützung seines Naßpochwuksvorrechtt». Der Bruder Johannnes, Bischof von Meißen, wohnt ost im Schlosse in der Btschossstud« und macht allen Einfluß gegen Einführung der Reformation geltend, sucht den geflüchteten Altarist«» Franz Menzel zu schützen, konnte aber nicht verhinder», daß im Oktober 1541 Bernhard von Döhlen au» Freiberg als erster evangelischer Pfarrer lein Amt anirat. Au» de« Asche des Stadtbrandes von 1540 erstanden, entwickelte sich die Stadt bald günstig als die hervorragende wirt schaftliche Kraft unter den Lande»fürsten, Kurfürst August, der die Stadt Dippoldiswalde im Anfang des Jahres «kaust« und 1569 mit den umliegenden Vorwerken und Ritter gütern zum Amte Dippoldiswalde vereinigte. Persönlich überwachte er den Echloßbau und die Errichtung de» Klepper Halles, beaufsichtigte die Vorwerke und ihre ve« wirtschaftung, ordnet« die Verwaltung der Wälder, Jagd, Fischfang und begünstigte den Bergbau, der mächtig an Grubenzahl gewann. Den Handwerken wurden Zunft- satzungen bewilligt, trotzdem mußte 1582 ein Handwerker« aufstand in der Stadt mit Gewalt unterdrückt werden. Die Stadt selbst hatte ihre Rechte des Salzhandels und dar Brau recht in oft erbittertenRechtsstreiten, ja sogar in KämpfenMau« gegen Mann zu verteidigen, in denen das kursürstliche Amt nicht immer genügend dir Stadt« chte schützte, sondun auf Vermehrung der eigenen Rechte bedacht war. Dem 17. Jahrhundert prägt der 30jährige Krieg seinen Stempel aus. Am 30. August 1632 hatte der Kurfürst Gewehr und Munition aus dem Zeughause zu Dresden nach Dippoldiswalde abgeschiüt und dem Rate besohle», die Bürgerschaft zu tapferer Gegenwehr anzvhalte«. Ueberall mußte die Mauer ausgebessert werden und bei der Pforte war sie sogar in den Graben eingefallen. Nach dem amtlichen Berichte ist am 4. September 1632 Feldmarschalleutnant Holck mit einer starken Reiterei vor der Stadt erschienen, hat die kurfürstlichen Reiter zurück- getrieben und die Vorstadt an drei Orten angezündet. Seine Dragoner begannen die Mauer zu «steigen. Da haben Kapitän Feiner mit seinen Soldaten und die Bürger schaft-sich ergeben, um die Stadt vor dem Feurr zu bo- wahren. 139 Häuser in der Stadt, 243 in den Vor städten wurden in Asche gelegt, vor der Stadt Bürger meister Friedrich auf der Flucht, innerhalb der Stadt ob« die Bürger niederge!Sbelt, Männer und Frauen in din Häusern und Kellern beraubt und ermordert, Amtmann und Ratsschreiber gefangen fortgeführt. — Die Pest wütet 1633 und in den folgenden Jahren. Am 17. ver nichtet Oberstleutnant Abraham Schönickel Stadt »nd Vorstadt, dazu das Schloß, »uss neue. 1639 bricht Hungersnot nach Bauers Abzug wiederholt aus. Aber immer raffen sich die Bürger empor, die Stadt entsteht aus der Asche, die Zünfte werden neu geordnet »nd 1646—1678 die Ortsgesetze wiederum ausgestellt. Groß feuer von 1657, 1664 vermögen die Neuentwtcklung nicht aufzuhalten Der Bergbau, der im 30jährigen Kriege gänzlich erlosch, erhob sich wieder gegen das Ende des Jahrhunderts. Freilich hatte 1697 Dippoldiswalde neben 250 bewohnten noch 99 Wüstungen, d. h. zertjörte Grundstücke. Mit dem schwedischenEinfaU unterMeyerfeld 1706 begann dasl8.Jahrhuno«t. JmSchlojseschmachtetPatkut.derGegner Kar! VlI. Die Stadt verliert, trotz der Versprechung Augusts von Polen, sie wiederherzustellen, die Niederjagd. Die kurfürstlichen Vorwerke w«d«n 1709—14, teils rm Ganzen, teil» vereinzelt, veräußert. Das Amt setzt seine Bemühungen, auf die Stadtverwaltung Einfluß zu g:- winnen, fort. Der bei Beginn de» Jahrhunderts «r- loschen« Bergbau wird durch Bürgermeister Keilpflug» Be mühungen 1708 neu ausgenommen und unter von der Regierung angeordneter Nerwendung des halben Trank- sleuererlassr» und der „Accismoderation" fortgesührt. Heilige 3 Könige, Osterlamm und Glücklicher Bergman» sind im Betrieb, von welchem am Ende d«s 18. Jahr hunderts noch Osterlamm durchgehalten wird. 1756, 1759 hat die Stadt s. st unerschwingliche Lasten im sieben jährigen Kriege zu tragen und 1760—63 regiert M«- quire am Ostuser der Weißeritz von Obrrcarsdorf bi» Hoinrberg teil» in Sommer-, hauptsächlich in Winl«»- qartteren die Stadt und Umgebung au»saugend und test» ««nicht,nd. Und das olles in Frrundrsland! Beweg liche Vorstellungen an die Regierung finden trilwry« tk»»b« Weikerih-Mung Mit achtseitigem „Illustrierten AnterhaltungsülE" und Unterhaltungsbeilage. Mr -t» Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Cari Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werd«« mit 20 Pf., solche au« uusw« Amtshauptmannschast mit 15 Pf. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Selle (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 65 bez. 50 Pf. — Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 50 Pf. „Weißeritz - Zeitung- erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich einschliesst. Zutragen 2,40 M., zweimonatlich 1,60 M., einmonatlich 80 Pf. Einzel-Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger nehmen Be ¬ stellungen an. ÄMitMg M AMMl ßr WMmlk, SchMcklg ll. ll AmlÄIaH Mr die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde