Volltext Seite (XML)
Texte der Gesänge -==□=- Mild und leise wie er lächelt, Wie das Auge hold er öffnet, Seht ihr, Freunde, seht ihr's nicht? Immer lichter, wie er leuchtet, Sternumstrahlet hoch sich hebt? Seht ihr’s nicht? Wie das Herz ihm mutig schwillt, Voll und her im Busen ihm quillt? Wie den Lippen, wonnig mild, Zu Nr. 2. Isoldes Liebestod. Süßer Atem sanft entweht? — Freunde! Seht! Fühlt und seht ihr’s nicht? Höre ich nur diese Weise, Die so wundervoll und leise, Wonne klagend, alles sagend, Mild versöhnend aus ihm tönend, In mich dringet, auf sich schwinget, Hold erhallend um mich klinget? Wagner. Heller schallend, mich umwallend, Sind es Wellen sanfter Lüfte? Sind es Wolken wonniger Düfte? Wie sie schwellen, mich umrauschen, Soll ich atmen, soll ich lauschen? Soll ich schlürfen, untertauchen? Süß in Düften mich verhauchen? In dem wogenden Schwall, in dem tönenden In des Weltatems wehendem All, [Schall, Ertrinken, versinken, unbewußt, höchste Lust! Zu Nr. 5. Glockenlieder: Nr. l. Die Frühglocke. Schillings. Kein Ende dämmerte der schwarzen Fiebernacht, Wahnwitzige Höllen hatt’ ich zwecklos durchgedacht, Ich führe sonst dort innen straffes Regiment, ’s ist kein Gedanke, der nicht meine Handschrift kennt. 1 ft Heut’ aber ward vom Fieber mir die Macht entrückt; In wüstem Traumgetümmel, fratzenhaft zerstückt, Tappte der wirre Geist, kein Halt, kein Heft zu fassen Entwaffnet lag ich da, den Furien überlassen. Horch! Durch die Finsternis, wo noch kein Schimmer graut, Summt einer fernen Glocke sanfter Trosteslaut. Erlösung! Tag! Junggläubig Leben atmet „Ich!“ Und Morgenschlummer lispelt: Menschen grüßen dich. Nr. 3. Ein Bildchen. Schillings. Den Rain hinauf, mit trotzigem Alarm, fuchtelt ein Kinderschwarm. „Vorwärts! Hurra! Hurra!" Hut ab! Du schaust kein Spiel. Den Himmel zu stürmen gilt das ernste Ziel. Er ist so nah! Siehst, wie er aus dem Grase guckt dort oben? Zwei Glockentöne, leicht vom Morgenwind gehoben, Kommen vergnügt und ungezwungen daher gesungen. „Wo geht denn hier der Weg?" „Wir wollen durch den Kindersternenhaufen Ueber den Hügelweg die lange Kirschenblütenstraße laufen. Gesagt. Ein Sang, ein Flug, verschwunden in den Kirschen überm Hügelzug. Der Kinderschwarm aber dort unten hat einen Igel gefunden, In Anbetracht dessen ist der ganze Himmel vergessen. # Nr. 4. Mittagskönig und Glockenherzog. Schillings In weitem Bogen öffnet sich des Waldes Tor. Auf mächtigem Roß der Mittagskönig tritt hervor. Ob seinem Anblick stockt der Sonne Siegeslauf. Die Berge recken sich, der Wolkenbaum steht auf, Vom Himmel huldigend mit fliegender Standarte. Doch von des Münsterturmes königlicher Warte Sendet der Glockenherzog, seinen Herrn zu grüßen, Von Sangesfluten einen Teppich, ihm zu Füßen. Der Mittag schützt das Auge mit der hohlen Hand, Dann reitet er empor die luftgewob’ne Wand. Was ist sein Steg? Der Töne wogendes Gewühl. Drob schweigt die atemlose Luft erwartungsschwül. Horch! Jauchzend Rossewiehern! Auf ersprung’ner Zinne Geschieht von Herrn zu Herrn in brüderlicher Minne Der Willkommgruß. Dann hält das Fürstenpaar zu Pferde Im Rundgang um das Münster Umschau auf die Erde, Von Glockensturm umbrüllt, von Fahnenwind umweht, Und den geschäft’gen Werktag adelt Majestät.