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„Leiden! — Ich werde vernichtet werden von der Last der Schmach und der Armut, die mir bevorstehen. .Schmach und Armut, sie sollen fortan die untrenn- baren Gefährten einer Tochter der Häuser Castelnau und Waldatten sein!" „Stein, Mama, diese Schrecken toerden dir erspart bleiben. Franz kennt den Baron Erhard und ist über zeugt, daß er ein Ehrenmann ist, und bereitwillig »ie Hand dazu bieten wird, daß durch die zwischen ihm und meinem Pater zu treffenden Anordnungen auf den Namen Bonndorf, der ja auch sein eigener ist, kein Schatten füllt. Auch mit Dürftigkeit wirst du nicht zu kämpfen haben. Rudolph ist ein Mann, und er kann und wird selbständig für seine Zukunft einstehen. Die meinige ist gesichert durch meine Ver lobung. Somit verbleiben die Einkünfte von Süderast und Mareinage unverkürzt dem Papa und dir, lieb« Mama. Ich bin gewiß, wenn du deine Kinder glück lich weißt, wirst du dich auch in dieser bescheideneren Lage zufrieden fühlen." „Deine Absicht ist zwar gut, Leonore," sprach die Baronin in bitterem Tone, „aber deine Tröstungen ermangeln eines vernünftigen Grundes. Die Einkünfte von Süderast und Mareinage! Weißt du nicht, daß sie bisher zum größten Teile nur von deinem und meinem Nadelgeld verschlungen wurden? Und damit sollen wir nun reichen für unseren ganzen Haushalt und Toilette, und was sonst noch erforderlich ist! Künf tig, meine Tochter, bedenke, ehe du einen Satz anf- pellst, ob er mit der gesunden Vernunft übereinstlmmt." Leonore fühlte sich durch diese Zurechtweisung bei nahe entmutigt, wagte aber trotzdem noch einen Versuch, die Ansichten und Empfindungen ihrer Mutter in eine etwas größere Uebereinsttmmung mit der gegebenen Lage zu Dringen. „Zürne mir nicht, liebe Mama, wenn ich in meiner Unerfahrenheit bisweilen einen Mißgriff begehe. Das «ine erkenne ich mit dir, daß uns allen eine Zeit ernster Sorge und vorsichtiger Einschränkung bevor- steht. Nicht ohne Aengstlichkeit bin ich mir der Schwie- rigkeiten bewußt, die meine Jugend und meine Unbe- kanntschaft mit dem Ernste des Lebens mir bereiten werden. Aber ich sage mir auch, daß ich deine Tochter bin und das Recht und die Pflicht habe, den edeln Frauen deines Hauses nachzueifern, von denen ich dich so ost voll Begeisterung und Stolz reden hörte. Du sollst mir nicht umsonst erzählt haben, du Teure, wie die schöne Marquise Castelnau und ihre zarte Schwester, die Gräfin St. Maurice, als sie vor den Greueln der Revolution aus ihrem Vaterlande flohen, einen Mut und eine Entschlossenheit entfalteten, die der größten aller Helden würdig gewesen wären, wie sie sich endlich mit ihren Gatten und Brüdern in Hamburg geborgen, aber von allen Mitteln entblößt sahen, und dennoch keine fremde Hilfe begehrten, durch keine Klage sich erniedrigten. So dürftig, wie diese unsere Ahnherren und Großmütter waren, werden wir nicht sein. Aber auch wir werden Schwierigkeiten zu bekämpfen finden, und ich hoffe, es wird uns ver gönnt sein, mit gleichem Mute und ähnlicher Tatkraft, wie sie einst ihr großes Schicksal trugen, sie zu be wältigen." Die Baronin zog die Tochter in ihre Arme, küßte sie und weinte über ihr. „Leonore, mein Herz! Ja, du bist das echte Kind unseres edlen Hauses, du bringst seinen stolzen Wahlspruch zu Ehren: Mit dem Recht «gen die Welt. Sorge nicht mehr um mich, mein Liebling. Du sollst mich nicht länger schwach sehen, sondern redlich bemüht, deiner und meiner edlen Vor- pahren würdig zu handeln. . . . Und ^run laß uns zu deinem armen Vater gehen, er zögert gewiß, uns zu sehen, weil er unsere Klagen fürchtet. Wir wollen! Hu nun trösten." Das Zusammentreffen der Gatten nach den be deutsamen Vorgängen jenes Tages war ergreifend und erfüllte die Kinder — auch Rudolph und Franz ivaren zugegen — mit liebender Verehrung für die reine, stolze und doch großmütige Mutter und mit einer Art mitleidiger Zärtlichkeit für den schwachen, schul digen Vater. Auch bewog die Baronin ihren Gemahls seine endgültige Einwilligung zu geben, daß Franzi am folgenden Tage nach Kraienfang aufbreche, um den Freiherrn Erhard zur Anbahnung einer gütlichen Auseinandersetzung zu bewegen. 23. Lohfeld wollte einen Teil des schönen Sommer abends im Freien genießen und schritt daher nach dem Schlüsse der Bureaustunden durch das Stadttor, um sich auf den mit Linden bepflanzten Wällen zu! ergehen, die Dietenbrück umgaben. Er hatte draußen erst wenige Schritte zurückgelegt, als er jemanden hinter sich herhumpeln und seinen Namen rufen hörte. Um- fchauend erkannte er Vader Jans, der atemlos auf ihn zueilte. „Herr Sekretär, wissen Sie schon, daß auf Stol- zeneck Vater und Sohn furchtbar aneinander gewesen „Nein, ich weiß von nichts. Gestern waren beide noch zusammen in der Sitzung, und da habe ich nichts — bemerkt." „Es soll aber wegen dem Brief gekommen sein, den der Nichtsnutz, unser Karl, Ihnen für den Land richter gebracht hat!" „Dummes Zeug, Jans. Tas ist eine alte Ge schichte, den habe ich schon im Herbst abgegeben. Ich denke, der junge Herr wird Wohl etwas viel nach Kellinghorst geritten sein, und da hat der Alte mal beschimpft." „Na, wenn es nichts anderes ist, dann wird es sich schon wieder legen. Gute Nacht, Herr Sekretär!" — Der Herr Sekretär war aber nicht ganz so ruhig, . wie er sich den Anschein gab. Statt seinen Spazier- «ang sortzusetzeu, bog er schon beim nächsten Tore rn die Stadt ein und begab sich zum Stolzeneck. Auch hier erfuhr er nichts Näheres über den Stand der Dinge. Die Herren, hieß es, seien noch im Studier Ammer des Landrichters und zu sehr beschäftigt, um Besuche anzunehmen. „Und die Damen?" fragte der alte Hausfreund. „Baron Rudolph ist bei ihnen. Wenn Herr Loh feld aber gemeldet zu sein wünscht —" Herr Lohfeld aber wünschte es nicht; er wollte lieber morgen wieder- kommen Als er durch den Hausflur ging, öffnete sich eine Tür und Elrse eilte auf ihn zu. „Ich hörte Ihre Stimme, lieber Herr Lohfeld," sagte sie, ihm fteundlich die Hand reichend, „und da die anderen alle sehr in Anspruch genommen sind, jv wollte ich doch Ihnen wenigstens guten Abend' sagen und fragen, wie es Ihnen und den Ihrigen Sieht." „Ach, das ist Fräulein Lieschen, wie sie leibk und lebt", sagte Lohfeld gerührt. „Nun, uns geht es, gottlob, noch gut, und es würde mich freuen, zn hören, daß es hier auch so steht." „Auch wir sind gesund, Herr Lohfeld, und ich komme in den nächsten Tagen zu Ihrer Frau, die ich herzlich zu grüßen bitte." Diese Begegnung hatte den Gerichtsschreiber zwar einigermaßen beruhigt; doch konnte er sich nicht aller Sorgen entschlagen. Denn er hatte nicht übersehen, daß Elisens Wesen bei aller Freundlichkeit etwas Ge- spanntes, ja ettvas Aengstliches an sich hatte. Auch andere Befreundete des Langeschen Hause« i sollten bald von der Sorge um dessen Wohlergehen! ergriffen werden. Die Doktorin Blano hatte auf einem ! Spaziergange die „Monfreersche" getroffen, die offenbar j aus sie gewartet hatte. Freundlich grüßend, redet« sie dieselbe an: i „Guten Abend, Frau Base, wissen Sie schon, wi« es auf Stolzeneck aussieht?" ! „Ich weiß nichts anderes, als daß sie alle gesunA ' und munter sind." „Na, krank werden sie ja Wohl nicht sein, aber! ! es sollte ein Unglück gegeben haben, wenn die Frauen ; nicht dazwischen gekommen wären. Lieschen soll ein ! blaues Auge abgekriegt haben, und die Frau Land, richter erhielt ja auch einen Schlag." „Das ist zu toll. Sie sind Wohl nicht gescheit?^ „Was toll — nicht gescheit! Sie beschimpfen mich, ! wo ich Ihnen die besten Neuigkeiten erzähle." „Bon Schimpfen ist keine Rede, aber soll ich ruhig bleiben, wo man so lügt, mein Neffe verprügele - Weib und Kinder?" ! Damit wandte Tante Bland der erschrockenen Frach, ! die sie wirklich nicht aus Neugierde, sondern voll ! teilnehmender Besorgnis angesprochen hatte, hartherzig ! den Rücken und eilte in einer Hast nach Hause, daß . sie ganz atemlos da ankam. Sie traf ihren Mann in dem schönen, großes Hausgarten, wie er heiteren Sinnes hin- und her schritt und, vielleicht zum fünfzigsten Male, die köst lichen Pfirsiche und die feinen Winterbirnen an den! Spalieren zählte. . - Sie hatte ihn noch nicht erreicht, als sie ihm bereits mit erregter Stimme zurief: „Nein, Doktor, was mir da passiert ist, ist kaum noch zu glauben Er sah sie prüfend an und bemerkte: „Du siehst allerdings aus wie eine Frau, die sich heftig gezaust bat." „Gezankt? Nein, dessen hielt ich die einfältige Person nicht für wert. Ich habe ihr voll Verachtung ! den Rücken gedreht, der einfältigen Klatschschwesterl^ „Von wem sprichst du denn, Agnes?" „I, von der Monfreerschen!" ! „Wie, von der guten Frau? Die ist doch weder einfältig noch schwatzhaft!" „Das sagst du, aber wie gefällt es dir denn, daß sie behauptet, der Landrichter habe Frau und Kinder § verprügelt, Lieschen habe ein blaues Auge, und sie, Therese, ich weiß nicht was abbekommen?" tstorü-tzung folgt.) Vemeindeverband«- Sparkasse Schmiedeberg. Espedittonstage: An allen Wochentagen bis Freitag von 8 bis l und 3—5 Uhr Sonnabends von 8—2 Uhr für äie un8 anläkiick unserer VsnmLKImng so raklreick äargebrackten (Mckwünscke u Dkrungen sagen wir kieräurck unseren herrlichsten Dank. Lckmieäeberg, Villa Johanna. Vsldei- u. IS«Gs, geb Dren el Briefumschläge liefert Carl Jehne Wollen Sie sür Ihr WG Mil einen wirklich hohen Preis erzielen, wenden Sie sich an die Roßschlächterei P. Lieber, Dippold!« Walde, Freiberger Straße 237, Telephon 97. Zahle »lIvi»liLvk»Ks und bin bet Not- schlachtungen mit Transport- Wagen schnell zur Stelle. Empfehle mich al» Pferdescherer, llmkrelm liil jicklvm lielert sauber ubä rssck vmiDl I«Iin» Allen Freunden und Be kannten, sowie dem wohl! Frauenverein, dem Gemein- drrat und dem K. S Mili- tärveretn zu Kipsdorf für die uns erwiesenen Ausmerksam- keiten zu unserer Silber hochzeit sagen hierdurch herzlichen Dank Kipsdorf, den 23 /5. Moritz Riedel nnd Frau. Freitag früh V28 Ahr Ausgabe von Wolle in der Superintendent«». Starke Zug und Znchtknh verk. Reiche««« b. Frauen- stein 99. Bekanntmachung. 7-H Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einschätzung zur Einkommen- und Ergänzungssteuer den Beitragspflich- tigen bekannt gemacht worden sind, werden gemäß 8 46 des Einkommensteuer-Gesetzes vom 24. Juli 1900 und 8 28 des Ergänzungssteuer-Gesetzes vom 2. Juli 1902 alle Per- sonen, die hier ihre Steuerpslicht zu erfüllen haben, denen aber die Eteuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufgesordert, sich wegen Mitteilung der Einschätzungser- 8 eb nisse bei der hiesigen Ortssteuereinnahmezumelden. Dittersdorf und Börnchen, 15. Mai >918. Die Gemeindevorstände. Her SmM WW MitiiMm HMiDM Mil llMW- veranstaltet Sonntag den 26. Mak abend» 8 Uhr im Saale der „Reich»- kroue" rin« WM. Feier -es Geburts tages S. M. -es Mius und gibt sich die Ehre, hierzu er- gebenst einzuladen. Zutritt ist jeder ¬ mann kostenlos gestattet. Festordnungen am Saaleingang. Heil, Borst Rr I" Nördli irrten Br unser Auchz am AI 3° nur vi An Ei, Nacht Munit Lei seinen NcMilM ZmkilMrm in aparten Neuheitenßempsiehlt . Lari keicdel Svkinmmevnksiistt am Markt 2V Fliegen fänger empfiehlt Dievrogeriezum Elefanten, Dip poldiswalde. Habe täglich größere Posten frischen Braunschw. Spsngvl abzugeben. Mär Holfert, Kipsdorf. HÄMel (das Paket 32 Pf) empfiehlt H. Lommatzsch. Hier»» «in« Vella»« Visitenkarten druckt Carl Jehne WM. Ia»f1 zum höchsten Preis Har«. Scharf«. Tel. 80. JmNotfall sofort zur Stelle. Jus Huytumtü -. ZDie-e-Ims- findet Sonntag den 26. Mai nachmittag» 3 Uhr im Gast hof zum Hirsch statt, vervorstanbder Schmiede Innung I. Mende, Obermeister. MW«' Allen denen von nah und fern, welche uns bei dem schmerzlichen Verluste unsres lieben, unoergeß- lichen Sohnes Otto Mende durch Wort und Schrift zu trösten suchten, sagen wir hierdurch allen unseren herzlichsten Dank. Johnsbach, am 22. Mat 1918. Die tirstrauernde Familie Ernst Mende. Tieferschüttert erhielten wir jetzt die schmerzliche Nachricht, daß unser lieber Sohn in seinem 20. Lebensjahre bei einer Sturmab- leilung bei Armentieres am 9. April 1918 durch Granatschuß sein Leben lassen mußte. Dippoldiswalde, Echuhgaise. Im tiefsten Weh: Familie Berndt. 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