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Freitag den 22. Februar 1918 abends 84. Jahrgang Nr. 45 Amtsblatt für di« Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und Unterhaltungsbeilage. Kür dl» Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die „Weiheritz-Zeitung* erscheint täglich nrit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- geben. Preis vierteljähr lich einschliehl. Zutragen 2,40 M., zweimonatlich 1,00 M., einmonatlich 80 Pf. Einzel-Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten, Posrboten sowie unsere Austräger nehmen Be- stellungen an. Wcheritz-Mling TaMitMg M AilMl fir WMWN, CchmiMerg li.U. Inserate werden mit 20 Pf., solche aus unser« " Amtshauptmannschaft mit 15 Pf. die Spaltzelle oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 65 bez. 50 Pf. Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 50 Pf. Oertlicher und Sächsisches. vlppoldkwalde. Mit einer Beharrlichkeit, die wahr- ltch einer besseren Sache würdig wäre, verlangt Frank reich immer und immer wieder die „Rückgabe" der ihm angeblich „geraubten Provinzen" Elsaß und Lothringen. Und da» geschieht mit Unterstützung der „lieben Freunde" mit so viel Geschrei, daß schlietzlich auch dieser und jener diesseits des Rhein« zu der Ansicht kommt, es sei doch vielleicht „was Wahres dran". Es war deshalb kein müssiges Beginnen, al» Herr Oberlehrer Krüger im vaterländischen Ausschuß diese „Frage" behandelte, und der gleiche Grund veranlaßt un» heute au» diesem Vor trage Einiges wiederzugeben. Herr Krüger sührte u. a. aus: Im Laufe der Zeit Hal so manche sogenannte „Frage" die Politik beschäftigt, so die türkische, die per sische, die luxemburgische usw. So wird von unseren Feinden auch die „ellok-lothringische Frage" aufgeworfen, mit der Behauptung, e» handle sich um franzö,ilche» Gebiet. Dabei ist aber Llsaß-Lothringen urgermanisches Land, sodaß e» für un» Deutsche eine solche „Frage" übe> Haupt nicht gibt. Die Gebiete westlich de» Rheins waren schon im 5. Jahrhundert von urgermanischen Stämmen besiedelt,' hier wohnten die Franken und Ale- manen (Aliassen oder Jlsassen, die auch an der Jll wohnen). Ja, sogar nach dem alten Heldengesang schon ist der Wasgenwald (die jetzigen Vogesen) deutsches Gebiet. Die eigentliche deutsche Geschichte beginnt erst mit dem Vertrage von Verdun 843, als das Reich Karls des Großen in 3 Teile geteilt und damit die dauernde Trennung von Deutschland und Frankreich festgesetzt wurde. Die nach Sprache, Sitte und Denkart Verwandten schlossen sich zusammen und bildeten so den Anfang von Nationen. Den Osten erhielt Ludwig der Deutsche al» Ostsranken, den Westen Kail der Kahie als Westfronten, dazwischen lag da» langgestreckte Reich de» 3. Bruder» Lothar. Als dieser kinderlos starb, kamen durch den Nrr- trog von Mersen 870 die mehr deutschen Teile und mit ihnen Straßburg, Basel, Metz, Trier, Köln, Friesland zu Ostsranken. Das mehr romanische Land zu Weltfranken Aus Oltfranken ist dann da» heutige Deutschland, au» Westfranken Frankreich geworden. Seitdem aber besteht zwischen beiden Ländern der Kamps um diese» Zwischenreich Elsaß-Lothringen. 980 wird Lothringen, da« vom heutigen Belfort bl« zur Rhein mündung reichte, ausdrücklich ein Teil de» Deutschen Reiche». 1033 fiel sogar da» Rhonegebirt an Deutschland. Seit dem 16 Jah>hundert aber wurde es in Frankreich ge radezu zum Dogma, daß es auf die Ausdehnung de» alten Gallien» zu Iuliu» Cäsar» Zeiten Anspruch habe, daß der Rhein die natürliche Grenze sei. Dabei kamen die politischen Verhältnisse in Deutschland leider zu Hille. Ein Stück noch dem andern bröckelte ab. So erhielt Frankreich im Westfälischen Frieden sogar Metz, Toul, Verdun und die Landgrafschaft Elsaß. 1681 besetzte Ludwig XIV. widerrechtlich Straßburg, da» er im 3. Raubkriege <>688—1697) endgültig an sich riß. Oester reich ließ «» ruhig geschehen. E» hatte andere Interessen im Süden und Olten. Bald nach der Leipziger Schlacht schon verlangte dann Moritz Arndt in der flammenden Flugschrift „Der Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutsch- land» Grenze", daß Elsaß und Lothringen wieder mit Deutschland vereinigt würden. Vergeben». Erst 1871 Sing sein Wunsch ln Erfüllung (gewissermaßen das 1000- jöhrig, Jubiläum de» Vertrage» von Mersen). Und heute, noch 50 Jahren, muß Deutschland abermals mit Frank- «ich um diese» Land kämpsen. Die Franzosen wollen es ebe» nicht leiden, daß diese Länder deutich sind. Und dabei gehören sie doch von Gotte« und Recht« wegen zum Reiche, sie sind geschichtlich alte» deutsche» Land. Und der gebildete Franzose weiß da» sehr wohl. Aber auch geographisch.geologisch sind diese Provinzen deutsche» Land. Es lind rein deutsche Landschaften. Elsaß ist nur ein Stück der ein unteilbare» Gönzes bildenden ober rheinischen Tiefebene, und Lothringen, die nordwestliche Abdachung der Vogesen, geht unmerklich in die link«, rheinische Landschast über. Auch die Gesteln»lagerungen im Jnnnern weisen nach Deutschland. Und sogar im westlichsten Teile, wo do» bei oberflächlicher Betrachtung nicht der Fall zu sein scheint, beweist genauere Unter suchung „deutsche Gesteine". Nb,r auch völkisch, und hier am dewlichsten, zeigt sich, daß Elsoß-Lothringen deutsch ist, nämlich durch die Sprache. Denn wa» zeigt wohl die Zusammengehörigkeit eines Volke« besser al» diese? Und deutsch ist sie in Elsaß Lothringen von jeher gewesen, die Muttersprache, wenn auch während der Franzosenherrschast da« Französische als Staatssprache sich durchgesetzt hatte und zwangsweise in den Schulen eingeführt wurde. Der Dialekt, die Mund- art allein, die natürliche, ungekünstelte Ausdruck-weise auch de» halb- und ungebildeten Menschen bestimmt seine Stammeseigenschast, seine Nationalität. Nur 12 Prozent der Bewohnerschaft Elsaß-Lothringen» haben die franzö sische Muttersprache, alle übrigen sprechen deutschen Dialekt heute wie vor 1000 Jahren. Doch auch äußerlich zeigen, wieder besonder» im Elsaß, die Anlage der Dörfer und Kleinstädte, die Bauweise, Verfassung, Tracht, Sitten und Gebräuche der Bewohner deutsches Gepräge. Das Elsaß, da» in die große mittelalterliche Kulturentwicklung gehört, hat auch zu dem Kulturbesitz au» jener Zeit viel betge tragen. Zu nennen wären deutsche Dichter, Minnesänger, Baumeister, Maler, elsässische Humanisten und Reforma toren usw. Elsaß-Lothringen ist also seiner geographischen Lage, seinem geologischen Aufbau, seiner völkischen, kultu rellen und geschichtlichen Entwicklung nach vollkommen ein Stück Deutschland und nicht zuletzt auch seiner wirtschaft lichen Bedeutung nach. Hierzu bringt Redner einen län geren fachwissenschaftlichrn, aber allgemeinverständlichen Artikel aus der Zeitlchrist „Technik und Wissenschaft" zum Bortrag, der den großen wirtschaftlichen Wert der Reichs- land« für uns zeigt und e» begreiflich erscheinen läßt, wenn die französische Phantasie, die ja „die geraubten Provinzen" bereits wieder sicher in der Tasche hat, fabel- hafte Staatseinkünfte au» ihnen schon jetzt in dieselbe Tasche sich — denkt. Sodann streift Redner den riesen haften Aufschwung dieser Landesteile seit 1871 und läßt schließlich einen echt deutsch gesinnten Elsässer, Friedrich Lienhard, selbst zu Worte kommen. „Elsaß-Lothringen, da«,uralte, echt deutsche Gebiet", so schließt Herr Ober lehrer Krüger seinen mit allseitigem Beifall aufgenommenen Vortrag, „es möge immer und ewig an feiner recht- müßigen Stelle stehen bleiben!" Diesem Wunsche aber schließen wir uns, wie gewiß jeder gute Deutsche, aus ganzem Herzen an. — Neuerdings wurde von Sr. Moj. dem König ver' liehen: das Kriegrverdienstkreuz an Gendarmerie Inspektor Geißler in Dippoldiswalde; da» Ehrenlreuz für freiwillige Wohlfahrtspflege im Kriege an Frau Opitz geb. Müller in Glashütte, ehem. Fleischerobermeister Schmiedel daselbst, Stadtkassierer Schulz« in Altenberg; die Friedrich-August- Medaille in Silber mit Spange an Gemetndeoorstand und Wirtschaftrpächter Thümmel in Echellerhau, die Gendar merie Wachtmeister Offermann in Rupprndorf, Sara in Rechenberg, Werner I in Kreischa, Mähver in Seifers- darf. — Der neue Sommrrfahrplan, der am 1. Mai in Kraft tritt, wird, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, Abänderungen gegenüber dem jetzigen Eisenbahnverkehr kaum bringen, so daß auf wesentliche Erleichterungen de» Verkehrs nicht zu rrchnen ist. Vor- aussichtlich werden einige Zugverbindungen nach bestimmten Kurorten zur Erleichterung des Aussuchens durch erkrankte und kurbedürstige Militärpersonen eingelegt werden. Auf den Zioilvttkehr wird auch hier besondere Rücksicht nicht genommen werden können. — Die kirchliche Statistik auf da« 3. Kriegsjahr 1916 ist soeben veröffentlicht worden. Wir heben au« der Fülle der Zahlen hier nur die wichtigsten hervor: Es sind 180 Personen mehr al« 1915 au« der Landes- kirche ausgetreten, nämlich 619. Aber auch die Zahl der Uebertritte zu derselben ist gewachsen (von 527 auf 587). Dem Mehr von 88 nach dem Stand von 1915 steht ein Weniger von 32 Urberlritten gegenüber. Die meisten Uebertritte erfolgten von der römisch-katholischen Kirche aus (384), die meisten Austritte zu den Adventisten (250). Begreiflich ist der Rückgang der Geburten von 82 603 auf 55 604 und der Eheschließungen von 25 580 auf 23 746 Tausverwrigrrungen kamen 26 vor. Auf 100 Geburten kamen 101 Taufen, auf >00 Eheschließuvgen 94,3 Trau ungen, 19 Ehelchließende verweigrrten die Trauung, die Kiiche mußte 9mal die Trauung versagen. E« wurden 3548 Kinder mehr konfirmiert, nämlich 102 661; in 15 Fällen wurde die Konfirmation nicht gewünfcht, in 22 Fällen mußte sie die Kirch- versagen. Die Zahl dsr Abendmahlsgäste stieg um 6496 auf 1641919. Allein auf die Stadt Leipzig kommt ein Mehr von 5907» Kommunikanten. Erfreulicherweise verringerten sich di« Todesfälle um 4651; es wukden einschließlich der 1427 totgeborenen Kinder 61100 Personen kirchlich bestattet (darunter 1722 eingräschrrt). Sehr bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß di« Stiftungen für kirchliche Zwecke im 3. Kriegsjahr den Höchststand seit Jahren, nämlich 1019374 M. (das ist ein Mehr von 273720 M. gegen 1915) erreichten. Die Kirchenkollekten sanken um 514» M. auf 327207 M. Während die Ehescheidungen sich nur um 42 auf 831, und die Selbstmorde um 71 auf 1135 steigerten, sank die Zahl der unehelichen Kinder um 5434 auf 7787, und zwar so, daß auf 1000 Seelen statt ' 1,4 nur 0,7 solche Geburten entfielen. Alles in allem ist dte Landeskirche vor tiefgreifenden Beränderungen bewahrt geblieben. Die Hauptsache freilich, das innere Leben der Kirche, der Erfolg der mannigfaltigen Arbeit an den Seelen, die Gewinne und Verluste auf religiösem Gebiet lassen sich nicht zahlenmäßig erfassen. — Gefreiter Paul Roche, Sohns de« Schneidermeister Heinrich Roche hier, erhielt für tapfere» Verhallen vor d«m Feinde zur Friedrich-August-Medaille noch dar Eiserne Kreuz 2. Klasse. Wendischcarsdorf. Am 17. d. M. war er Henn Fliegerleutnant Merz vergönnt, nach reichlich 40monatig« Gefangenschaft in Ostsibirien in die Heimat zurückzukehre». Aus diesem Anlaß sind ihm maWrrlri Ehrungen zutell geworden. Unter anderem hatten sich auch bei sein« Ankunft hiesige Schulkinder und eine Anzahl erwachsene Mädchen de« Orter eingefunden, die ihn, unter Leitung de» Herrn Lehrer Wild, mit den beiden Liedern „Gott grüße dich" und „Heimwärtr möcht ich zieh»" beglicht«». Herr Lehrer Wild hieß den Zurückgekehrten auf» her»- lichste willkommen. Mügeln. Der hiesige Güterbahnhos scheint für Dieder- Hände eine ganz besondere Anziehungskraft auszuübe». Es werden daselbst zahlreiche Diebstähle aurgesührt. So wurden dort kürzlich bei hellichter Tageszeit au» eine« Güterwagen der Kleinbahn 26 Bund Heu entfernt. D« Diebstahl wurde noch rechtzeitig entdeckt und zur Anzeige gebracht. Trotz Anstellung eine» besonderen Nachtwächter» erfolgen auf dem Areal de» Gülerbahnhofes auch fort gesetzt Kohlen diebstähle. Al» Diebin hierbei tat sich be- sonders eine Frau mit ihrer 19 Jahre alten Tochter au» Meußlitz hervor. Sie sammelten die Kohlen in Säcke», die sie dann auf einen in der Nähe ausgestellten Hand wagen luden. Die von der Gendarmerie ermittelten Dt«de sehen nun ihrer Bestrasung entgegen. Leipzig. Auf da» Ersuchen de» Gräberkommaudo« Dinant beschloß der Rat, diesem au» den Beständen d« Leipziger Gartenverwaltung Pflanzen zur Schmückung der Lhrenfriedhöfe in Hasttere und Waulsort, wo viele Aug* hörige Leipziger Regimenter begraben liegen, unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Chemnitz. Die streikenden Textilarbeiterinnen" dor Chemnitzer Betriebe hoben am Mittwoch früh die Arbeit wieder ausgenommen. Die Verhandlungen über die Lohn- forderungen zwischen dem Arbeitgeberverband und dem Teriilorbeiierverbond werden sortgeführt. Hohenstein-Ernstthal. Unsre Stadtverwaltung »M nach dem Kriege brstrebt sein, möglichst neue Industrie zweige hierher zu bringen. Das Neustädter Schützenha»-, in dem ca. 200 Jahre die Schankwtrtschaft ausgeübt wurde, wird bereit» jetzt von einer Ehemnitzer Firma ,» einer Maschinenfabrik hergerichtet. Bisher war hier muc die Web- und Wirkindustrie vorherrschend, diese wnrd« aber durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Werdau. Ein I I Jabre alter Schulknabe zündtte im Abort der elterlichen Wohnung Pulver an. Durch die Erplofion wurde die Kleidung de» »naben voll ständig versengt. Er selbst trug Brandwunden im Gesicht und an den Händen davon. Auch verlor er durch den Schreck die Sprache. Nack dem Unfall wurde der Jung« nach dem Kreiskrankenstlst übergeführt, Er liegt hossnuuugs- lo» darnieder. Reichenbach i B. Die Bückerinnung hat die Gründung einer Wnttckmstsgenossenfchaft beschlossen. ' Plauen i N. Eine hiesige Einwohnerin, die läng«« Zeit eine Lebensmittelmarke mehr erhalten hatte,