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AeUqe M Mchtch-IewW. Nr. 22 Sonnabend den 26. Januar 1918 abends 84. Jahrgang Znm Kaiserfest. Ze länger, je lieber, — um in der BlumenMachc r reden. Unsere Liebe und Treue für den Herrscher wächst irttvährend, je länger wir sein landesväterliches Wtr- 'N beobachten, dessen Segen genießen und E die Sor en und Schwierigkeiten in der heißen Zett mitemp- nden. Das Schicksal hat in den letzten Jahren einen ge- ! mltigen Hammer geschwungen. Die wuchtigen Ham- > lerschläge haben manches zerstört, aber sie haben auch Zertvolles geschmiedet. Vor allem bei uns zu Lande . ie herzliche Eintracht zwischen Krone und Volk, zwi- i hen dem Haupt und den Gliedern des Reichs- und »taatskörpers. ; Vor dreitausend Jahren schon sang der alte Homer: ächt gut ist die Vielherrschaft; einer sei Leiter, einer t König, dem es Gott gegeben! Das ist auch heute och wahr und hat sich in den Kriegsjahren immer eutlicher gezeigt. Von jenem 4. August 1914 an, als er Kaiser das bahnbrechende Wort der Sammlung nach: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne ur Deutsche." Und als im verflossenen Jahre der hlangenzüngige Wilson es wagte, uns den Ab- ill vom Kaiser zuzumuten, da erhob sich ein Sturm er Entrüstung und eine Woge neuer Begeisterung für en Herrscher, der in seiner Würde und Tüchtigkeit nsere nationale Eintracht, Widerstandskraft und Sie- rsstärle verkörpert. Die Einigkeit ist die Vorbedingung der mili- irischen und der politischen Erfolge. Tie sorgsame !flege der Eintracht rechnen wir dem Kaiser beson- ers hoch an. Unsere Feinde, die meistens nur aus em Zerrspiegel die deutschen Verhältnisse kennen, ! adeln von einer Gewaltherrschaft in Deutschland und ihwindeln sogar ihren blindgläubigen Zuhörern vor, as deutsche Volk müsse „befreit" werden. Wir aber üssen und fühlen, daß wir viel freier sind, als die vg. Demokraten in England, Frankreich und Amerika, ie unter der Knute von rücksichtslosen Diktatoren ich beugen müssen, und daß wir es viel besser haben, ls die angeblich befreiten Russen, die unter Bürger- cieg und Plünderungen seufzen. Wie Freiheit und Ordnung, Regsamkeit und Sicher est bei uns zu Lande sich ergänzen und gegenseitig ützen, so gefällt es uns. So soll es auch in der iinstigen Friedenszeit sein. Der Meinungsaustausch oegen dieser oder jener Reform und wegen der Neu- rientierung überhaupt soll den inneren Frieden nicht intergraben. Ueber die unvermeidlichen politischen Schwierigkeiten kommen wir um so leichter hinweg, e enger das Vertrauensverhältnis zwischen den Bür- ern und der Krone ist. Und gerade im letzten Jahre «t sich besonders deutlich gezeigt, daß der Träger <er Krone im Geiste der echten und rechten Demo- ratie alle gesunden Kräfte in allen Schichten und kuppen des Volkes heranzl^en will zur Mitarbeit. )ie Krisen, die im letzten Jahre sich einstellten, fanden ;re Lösung im Geiste der Sammlung. Die Be- ehungen zwischen Regierung und Volksvertretung lud schon viel enger und fruchtbarer geworden, und er weitere Verlauf der Reformarbeiten verbürgt dem »uzen Volk eine erweiterte Mitarbeit an den großen lufgaben der nationalere Familie unter der landes- citerlichen Leitung. Lu der Hoffnung auf die Zukunft aesellt ktch ver Dank Mr das bisher Erreichte. Ein Hurra dem Kaiser für die großen Siege, die Heer und Flotte im letzten Jahr unter dem obersten Kriegsherrn er rungen haben. Ein Hoch dem Kaiser für die Un- bahmmg der Frledensverhandlungen, die bereits zu einem Teilerfolge geführt und die Bahn zu wetteren Abschlüssen des Bölkervlngens gebrochen haben. Roß und Reisige schützen das Vaterland nach außen. Kür die innere Eintracht und Ordnung brau chen ivir kein« andere Stütze, als die Liebe des freien Mannes, die den Herrscherthron so fest Macht, wie Kels im Meer. U Kaisers Geburtstag 1918.^ Noch lodern rings des Bölkerkantpfs Panale W Roch gießt der Haß die gittgefüllte Schale M Der Habgier und des Neides wütend aus; WZ Und doch der Liebe goldene Harfe klinget, ' Das deutsche Volk sein altes Treulied singet Won neuem in dem wilden Wetterbraus. Heil, Kaiser Wilhelm, schallt es, Heil und Segen! Vereint mit dir auf ruhmumkränzten Wegen Dem hehren Ziele wir entgegengeh'n. Uns trennt von dir nicht Feindeslist und Tücke Und nicht das Heuchlerwort von künft'gem Glücke, Das durch des Reichs Vernichtung sollt' entstehn. Nicht freveHaft riefst du uns auf zum Kriege; Durch Not uno Tod wir folgten dir zum Siege l Kür Thron, Altar, für Heimat, Haus und Herd. Und heute seh'n im Osten wir erglühen A Der Freiheit Tag, den Lohn für unser Mühen, h Zu dem den Weg gebahnt das deutsche Schwert. - i Gefestet in des Wellbrands Flammengluten Seh'n wir das Reich dank all' der Hochgemuten, Die alles setzten für die Freiheit ein. Und was die Feinde schmachvoll noch ersinnen, Vergeblich ist ihr Trachten, ihr Beginnen — Gott ist mit uns; der Sieg wird unser sein! H Drum Hell dem Kaiser! Heil dem deutschen Reiche, Umbraufl vom Sturm, gleich einer starken Eiche, Die nicht entwurzelt wilde Wetternacht! Ein Volk, ein Kaiser, von der Treu umschlossen, In Kampf und Sieg die trefflichsten Genossen, Erneuern eine Wett durch ihre Macht. , r- So, mutig denn dem großen Ziel entgegen! H - Der Opfer Saat wird Lohn und reicher Segen, - H Wenn sich der Friede mit der Eintracht paart! j « Laßt uns're Losung wie ein Schwur erschallen: M Ein Voll, ein Kaiser wird zur Zukunft wallen ' Und Gott geleite gnädig unsere Fahrt! K. Saget. 'M Waffenbrüder. Roman von Gerhard Büttner. <11. gortsetzung.) „Me fragten vorhin, lieber Herr Dinter, ob ich die Fräulein Lankens kenne. Gewiß. Ich habe sie damals in Cranz- ebenfalls kennen gelernt und schätze besonders die ältere. Das ist eine Dame, welche wenigstens ein ei genes Urteil hat und in der Unterhaltung nie langweilig wird, trotzdem sie wirklich keine Schönheit ist. Wir spra chen damals viel von Siebenbürgen und Ungarn. Sie schien Lust zu haben, einmal ein wenig Globetrotter zu werden. Ob sie ihre Passionen inzwischen in die Tat um gesetzt hat, Weitz ich nicht. Siegfried erzählte mir nur daß sie sich seit geraumer Zeit auch dichterisch betätige Auch habe sie bereits eine Novelle geschrieben, welche in Neapel spiel?. Dort habe sie einmal einen Herbst zuge- bracht. Sie lege ziemlich Kenntnis der dortigen Ver- hältnisse an den Tag und beweise dadurch, daß sie ein gutes Auge und ein noch besseres Ohr habe. Ihre Schil- ' derungen von Land und Leuten seien bedeutend. Nm dort, wo sie in das eigentliche Reich der Dichtkunst hin übergreife, wo sie z. B. Verse schmiede, da sei sie erschreck lich naiv." „Ich kenne die ältere Lanken gar nicht. Na, es ist ja auch schließlich gleichgültig,. Früher hatte ich noch einmal eine Hoffnung. Sie zielte auf die kleinere Lanken. O, Herr Ahlers, ein Vater spürt bald, wohin der Hase lau fen will. Aber dann kam die Geschichte mit dem Amts richter Günther dazwischen. Er hielt Klärchen für sich für endgültig verloren. Seine Resignation war groß. Und nun . . . Ach, Herr Ahlers. Sie waren Siegfried lange Jahre hindurch ein treuer Freund. Sie werden mich als Vater verstehen können: nun ist alles vorbei; seht wird das Leben düster, trauriger noch als es immer für uns ; war. Es ist ja wahr: Viele stehen längst an der Bahn ihres Einzigen, viele beklagen sogar schon mehr als einen ' Sohn und daS Schicksal meint eS nicht immer gleich gm > mit den verschiedenen Erdenbürgern. Und ich habe jo zwei Söhne. Der eine ist noch frisch und munter, wenig stens Wieden und der andere lebt auch. Aber dessen Leben wird doch Hinfort nur ein halbes sein. — Ach, das Ist schwer, sehr schwer zu tragen. Ich möchte fast sagen, lie ber tot — ehrenvoll auf dem Kampfselde geblieben, als so... Ja, ja ..." Und der weißhaarige Mann setzte sich in einen der ArbeitSsefsel seine« SohneS und starrte vor sich ins Leere. Neben ihm aber stand Emil AhlerS, der Wiener, der Mann, der bis au diesem Kriege fast mir die Freude am Leven kennen gelernt Hütte, immer gemeint hatte, es könnten nie an ihn herantreten: die Trauer, der Schmerz, daS Leid, die Not. „Nicht weinen, Herr Dinter!" Tränen können Bal sam sein. Aber ich glaube, hier würden sie noch lange nicht Verstegen; denn, Sie stehen ja erst am Anfang der LeidenSperlode, die Ihr Sohn durchzumachen haben wird. Bel solch einer Krankheit mutz sich die Umgebung mit Ge duld wappnen. Und deshalb meine ich: nicht weinen, nicht traurig sein. Und wenn auch daS Aergste möglich wäre: Kops hoch, Frohsinn zeigen — wenigstens ihm ge genüber. Wie ich schon vorhin anfing: wenn ich längere Zeit um ihn wäre, dann würde ich ihn sicher vor allem Trübsinn und Grübeln bewahren. Denn nichts macht Krankheiten schlimmer als das Nachdenken, das Grübeln . . Dadurch kommt so leicht die Verzweiflung über die Men schen . . . Wollen wir jetzt nicht zu ihm gehen? Er hat ausdrücklich gewünscht, datz ich komme." „Ja, doch ... Wenn Sie meinen. — Doch noch elnS: wollen Sie mir nicht erst erzählen, wie lange Sie mit Siegfried beisammen waren und was Sie alles mitein ander erlebt haben? Er selbst wird Wohl zu schwach da zu sein. Und ob man nicht doch einen Arzt kommen läßt? Er will zwar keinen haben, aber .. „Gewiß, ein Arzt muß her! Möglichst einen alten, ehrwürdigen Hausarzt. Einen, der ihn alS Kind viel leicht schon behandelt hat. Hat er jemals Scharlach ge habt, Masern, sonst eine schwere Kinderkrankheit? Wer behandelte ihn da? Doktor Erdmann, sagen Sie? Lebt der noch? Amtiert der noch? Dann, bitte, dann lasten Sie den rufen!" „Wie Sie um ihn besorgt sind. Ich danke Ihnen."' Rechnungsrat Dinter reichte, sich von seinem Sitze da bei erhebend, Ahlers die Hand. „Und Ihre Berichte, Herr Leutnant?" „Kommen auch noch, Herr Dinter. Wollen mal erst nach Siegt sehen. Hernach, wenn wir dann allein sind, werden wir Zeit genug finden. Aber, nicht wahr, ich falle Ihrem Haufe doch in keiner Weise zur Last? Möchte auch nicht, daß die Frau Rechnungsrat meinetwegen Um stände macht." „O durchaus nicht. Wenn Sie nur wüßten, wie mei ne Frau für Sie immer schwärmt. Allemal, wenn's von Wien geht, geht's auch um Ihre Person. Und einen Tag, als die Nachricht kam, daß Sie von Ihrer damaligen Verwundung genesen, wieder ins Feld gingen, da hat sie einen Frohsinn an den Tag gelegt, und mir will scheinen, fast still gehofft, daß Ihr Euch begegnen möchtet. Selt samerweise ist ihr leiser Wunsch in Erfüllung gegangen. Ach, wenn doch alle Wünsche, die mein Frauchen hat, sol che Erfüllung fänden." Leise traten beide miteinander in das Schlafzimmer ein, in dem Frau Dinter am Lager Siegfrieds saß, der inzwischen erquickenden Schlaf gefunden hatte. „BiS zum Rechtsanwalt und Trainsoldaten hatte er eS gebracht," seufzte Frau Dinier, „und nun . ." AhlerS und der alte Dinter sahen sich an. Ahnte die Frau, daß Siegfrieds Zustand Besorgnis erregte, daß er eine Krankheit von den Kampffeldern Polens heim gebracht hatte, zu der Wohl schon lange vorher der Keim dagewesen sein mochte, die aber erst durch die Unbilden deS Wetters zum rechten Durchbruch gekomen war und die in ihrem Verlauf eine entsetzliche sein konnte? Fürch tete Frau Dinter, daß sie vielleicht zu schwach wäre, eine genügende Pflegerin abzugeben?" „Frau Dinter," sagte Leutnant AhlerS, „lassen wir ihn schlafen; er hat's nötig. Und vielleicht kann ich Ihnen beiden," und er wandte sich zu Siegfrieds Vater, „einige Aufschlüsse über die Zeit geben, die Siegfried allein und dann mit mir durchgemacht hat. Vielleicht genügt auch Bericht über die letzten Tage. Es sind einige Gescheh nisse dabei, die weniger Schlüsse auf die Entstehung der Krankheit zulassen, als für eine raschere Genesung An haltspunkte gegeben. Denn den Eindruck habe ich: Sieg fried ist nicht allein ein Mensch, dessen Körper die ver schiedenen Strapazen und Entbehrungen nicht ertragen konnte, sondern auch sein Geist hat merklich gelitten. Schwermütig ist er geworden." Sie traten aus dem Zimmer und durchschritten den Flur. Die winterliche Morgensonne lugte durch daS Fenster und huschte über die traurigen Augen der Frau Dinter, als wollte sie wenigstens ein Schimmerchen von Christ tagsgold derjenigen spenden, die sich so gefreut hatte, als ihr Sohn ihr vor noch nicht zwei Stunden in aller Herr gottsfrühe wieder die Hand gereicht hatte. Am ersten Tage des heiligen Christfestes! Aber Frau Dinter tat, als wollte sie jetzt diese Liebkosungen durch die Sonnen strahlen nicht recht leiden. Erst wischte sie sich die Son nenstrahlen aus dem Gesicht ab, dann trat sie resolut ans Fenster und zog die Vorhänge vor. Im gleichen Angen genblick fuhr Ahlers in seiner Rede fort und meinte: sichen Kriegsschaucklatz angab, datz diese Kämpfe über „Und viel Sonnenschein braucht er, endlos viel Wär me. Ja, Wärme, Frau Dinter." Die sah ihn ganz er schrocken an, nickte nur und lief zurück, geschäftig die Vor hänge wieder zurückziehend, sodatz die WeihnachtSmor- gensonne reichlich in den Flur fluten konnte. „Aber, Herr AhlerS, von dieser Sonne hat er doch nichts. Und im Schlafzimmer Ist Mn mal partout keine. Man mützte höchstens für ihn ein Bett in sein Arbeits zimmer stellen; denn in seinem eigenen Schlafzimmer ist's auch nicht anders. Keine Sonne, keine Sonne.... Wie's in Großstädten eben so ist." " „Ja. Frau Dinter, solchen richtigen Sonnenschein meine ich auch gar nicht. Ich verstehe darunter Menschen, die gleiche Wärme, wie solch himmlischer Sonnenschein, SU svendm ttr der Laae sind. Und eS a bt solche Menschen,