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' ^WWWWM^ D Keili-e W Weißnitz-IMms. Nr. 4 Sonnabend den 8. Januar 1918 abends 84. Jahrgang Große»'Ha»»ptqu«1kr, 4. Januar 1918. Westlicher Krieg,schauplatz. Fast auf der ganzen Front kam er zu lebhaften Kümpfen »er beiderseitigen Artillerien, klar«, Frostwetter b«güw tigie ihr« Tätigkeit. Bei einem englischen Borstotz, der östlich von Ypern md nördlich vom La Basser-Kanal scheiterte, sowie bei igenen erfolgreichen Unternehmungen südöstlich von Noruvrer und in der Champagne wurden Gefangene md einige Maschinengewehre eingebracht. Seit dem l. Januar verloren unsere Gegner im Lust» ampfe und durch Abschutz von der Erde 23 Flugzeuge md 2 Fesselballone. Oberleutnant Loerzner errang seinen 10. Luststeg. O«stlich«r k,ieg»sch«»platz. Nicht« Neu». An der mazedonischen und italienischen Front leine »sonderen Ereignisse. Der Erste Genrral-Quartiermeister. Ludendorff. Bon den Frtedensverhandlungen. Berlin. Wie der Reichrlanzlrr in der heutigen Sitzung »es tzauptaurschussrs mitteilte, hat die russische Regierung in« Verlegung der Verhandlungen von Brest-Litowsl mch Stockholm vorgeschlagen. Staatssekretär v. Kühlmann st beauftragt worden, diesen Vorschlag abzulehnen. Wetter st au» Petersburg erklärt worden, datz Punkt l und 2 insrrrr Vorschläge, die sich auf die Modalitäten der üäumung der Gebiete und die Vornahme der Volksab- ttmmung beziehen, nicht angenommen werden können. Wir können davon nicht abgehen. Dazu bemerkte der üeichskanzler: Wir können getrost abwarten, wie dieser Zwischenfall weiter verlaufen wird. Wir stützen uns auf ansre Machtstellung, auf unsre loyale Gesinnung und auf mser gutes Recht. (Lebhafter Beifall.) Außerdem erklärte der Reichskanzler, datz wir mit den n Brest Lttowsk eingetrosfenen Bevollmächtigten der Ukraine writerverhandeln würden. Sitzung -es Bezirksausschusses zu Dippoldiswalde. In der am 3. dieser Monats unter dem Vor- sitze de» Herrn Amtshauptmann v. d. Planitz abgehaltenen l. diesjährigen öffentlichen Sitzung des Bezirksaus- chusse» der Kgl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde umfaßte die Tagesordnung nebst Nachtrag 205 Punkte, »arunter einen großen Teil Gesuche um Bewilligung von Beihilfen au« Siftungsmttteln. Herr Amtshauptmann begrüßte die Mitglieder, von »enen Gemelndevorstand Reichelt-Nassau entschuldigt fehlt« ind brachte vor Eintritt in die Tagesordnung seine besten Wünsche beim Jahreswechsel zum Ausdruck. Nach Eintritt in die Tagesordnung berichtete der Herr llorsitzende zunächst über die vom Ministerium des Innern angeordneten neuen Höchstpreise für Rind- und Kalbfleisch, ne eine erhebliche Herabsetzung erfahren haben, sowie über Bekanntmachung wegen des Getretdausdruscher. Das Ministerium des Innern habe als Endtermin an sich den IS. Januar festgesetzt und Ausnahmen in besonderen Fällen >i» zum 31. Januar zugelassen. Eine solche Ausnahme ei im hiesigen Bezirk mit Rücksicht aus den beschränkten Bezug von elektrischer Kraft gerechtfertigt. Es müsse aber »wartet werden, daß bi» zum 3l. Januar der Ausdrusch »endet sei. Writer berichtete der Herr Vorsitzende über die kürzlich erlassene Bekanntmachung betreffs Einführung von Lebensmittelkarten für Trockengemüse durch den Kommunaloerband. Er sei hierdurch vor allem eine gleich mäßige Belieferung im ganzen Bezirk möglich. Wichtig sei, daß jeder Haushalt sich in die Kundenltste eine» Ge- schäftsinhabers rechtzeitig einträge. Diese Frist läuft am 5. Januar ab. Ferner gelangte di« Bekanntmachung des sttllo. Generalkommandos über die Verlängerung der Ver träge mit russisch-polnischen Arbeitern und eine Verordnung des Ministeriums de» Innern über die endgültige Um legung der Heu- und Etrohlieserungen zum Vortrag. Darnach hat der Bezirk auch noch e'was Stroh (3200 Zentner) zu liefern, eine Menge, die im Verhältnis zu anderen Bezirken, die bi» zu 128000 Zentnern zu liefern haben, nicht allzu drückend empfunden werden dürfte Weiter berichtete der Herr Vorsitzende über die Gewährung einer Ausbewahrungsgrbühr an ÄAi Kartoffelerzeuger bei Lieferung auf Landeskartofsrlkarte und über die Staats- und Reich,beihilsen z>«r Kriegsfamilienunterstützung im Monat Oktober 1917. Genehmigt wurden sodann di« Uebtrnahme bleibender Verbindlichkeiten der Gemeinde Löwenhain durch Beitritt zum lleberlandstromverband Freiberg und die Ausnahme weiterer Darlehen für den Bezirk für Zwecke der Kriegs- familienunterstützung. Bezüglich der HaushaltpISne aus dar Jahr 1918 für da» Wettinstist und da» Bezilksver- mögen stimmte der Bezirksausschuß den Vorschlägen der Kgl. Amtshauptmannschast zu. Darnach wird der Bezirk trotz der Mehrbedarfes von rund 90 000 M. mit der vor- ährig«n Bezirk»st«u«r v on 23,7 Prozent auskommrn. Ane Erhöhung der Bezirkssteuer tritt daher, vorbehältlich der Genehmigung d«, auf den 17. d. M. einberufenen Bezirks tage», nicht ein, obwohl auch diesmal wieder der gesamte Zinsendienst für die aufgenommenen Kriegsdarlehen ge deckt wird. Dieses günstige Ergebnis ist hauptsächlich dem erhöhten steuerpflichtigen Einkommen im Jahre 1917 und dem Umstande zuzuschreiben, daß der Bezirk auch im ver gangenen Jahre bei seinen wirtschaftlichen Maßnahmen von nennenswerten Schäden verschont geblieben ist. Weiter stimmte der Bezirksausschuß der Anerkennung der Berufsmäßtgkeit de» Bürgermeisters der Stadt Bären stein vom Tage d» Dienstantritt» zu und faßte wegen der Gewährung von Teuerungszulagen an di« Wettin- stistsbeamten, wrgen der Zuführung der Besitzwechsel- und Tanzabgaben der Wrttinstistskalse sowie wegen einiger Lrgänzungswahlen in verschiedene Ausschüsse Ent schließung. Non der auch für da» Jahr 1917 für Zweck« d«r Schulzahnpflege gewährten Staatsbeihilfe nahm der Be zirksausschuß dankend Kenntnis, ebenso von der jetzigen Höhe de» seinerzeit aufgenommenen Baudarlehns für Vas Wettinstist und seiner Verzinsung bet der Landes-Ver sicherungsanstalt. Sodann erledigte der Bezirksausschuß 156 Gesuche um Sonderunterstützungen au» Mitteln de, Bezirks brzw. des Hauptausschusses für Kriegrhilfe im Bezirke Dippol diswalde-Land sowie aus Stiftungsmitteln. Schließlich erfolgte noch die Beratung und Beschlußfassung über 34 Gesuche um Kriegssamilienunterstützungen, die nach träglich aus 27 Gemeinden de» Bezirk» eingegangen waren. Von diesen Gesuchen wurden 18 al» begründet anerkannt, 10 Gesuche wurden zurzeit abgelehnt und auf 6 Gesuche wurde die Entschließung zweck» wrtterer Erörte rungen ausgesetzt. Ans aller Wett. > " Berliner Berb-recherfahrten. In Ouarttz bet ! Glogau drangen nachts Einbrecher in da- Gtadtamt. Durch das Geräusch geweckt, begaben sich der Orts- 1 Vorsteher und seine Frau in die AmtSrüume. Dort begegneten sie zwei Männern, die nach vollbrachtem Einbruch im Begriff standen, das AmtSgebäude zu verlassen. Einer der Männer versetzte dem Ortsvor- sicher einen Schlag gegen die Stirn, so daß er zurück- taumelte.und eine bmtige Wunde vavontrug. Der andere Einbrecher schlug der Frau des Ortsvorsteher» die brennende Petroleumlampe aus der Hand. In der . Dunkelheit gelang e- beiden Einbrechern, mit dem in einem Handkoffer geborgenen Raube von etwa 20 000 Mark zu entkommen. In Ottendorf (Kr. Sprottau) wurden die Verbrecher, die sich als Berliner entpuppten, zefaßt; einer von ihnen ist später entkommen. '' 'H; " Bon der Pflegerin überfalle«. In Bad Oeyn hausen wurde an Frau Ringel aus Berlin ein Raub mord versucht. Ihre Pflegerin Mathilde Pape über fiel die Frau im Schlafe. Sie versuchte zuerst, ihr Opfer, dem sie einen Schwamm in den Mund gesteckt hatte, zu erwürgen. Als sich jedoch Vie Frau kräftig wehrte, griff sie zu einem bereitgehaltenen Rasier messer, um ihr damit die Kehle zu durchschneioen. Es entspann sich ein heftiger Kampf um Leben und Tod, bei dem Frau Ringel zahlreiche Messerstiche da vontrug. Glücklicherweise Härten Hausbewohner den Lärm und kämen zu Hilfe. Die Staatsanwaltschaft wird sich vielleicht auch noch damit zu beschäftigen haben, daß diese „Pflegerin" bereits zwei der ihr an vertrauten Damen — eine in Prag und eine in Han nover — zu Tode gepflegt hat. Beide Damen sind unter einigermaßen sonderbaren Umständen, die jetzt nachträglich Verdacht zu erwecken geeignet sind, an ,Herzkrämpfen" gestorben. " Eine ganze Schafherde vom Ange zermalmt Wurde dem Schäfer Steen in Schellhorn. Die Schafe waren über eine Eisfläche gelaufen und auf den Bahn damm geraten. Bei der Dunkelheit ist die Herde vom Zuge erfaßt und überfahren woroen. Es sind 44 Tier« getötet worden. _ "" Sclbstbezichtignng eines Verbrechers. Ein in " Basel wegen Diebstahls verurteilter Tagelöhner Karl Wilhelm Suter von Oberiberg (Kanton Schwyz) hat ein umfassendes Geständnis abgelegt und sich als den Mörder einer Frau iu Zürich und einer Schaffners- frau in Frankfurt a. M. bezichtigt " Schweres Brandunglück. Zu Polsum bei Wester- holt brannte infolge Explosion des Dreschmotors aus dem Gehöfte Berkel-Tenkotten die mit Felderzeugnissen gefüllte Scheune bis auf den Grund nieder. Der 9 Jahre alte Sohn, welcher in der Scheune verweilte, wurde pon dem Feuer ergriffen und konnte nur als verkohlt« Leiche geborgen werden. Der Vater erlitt bei den Versuche, sein Kind zu retten, derartige Brandwunden, daß er inzwischen auch gestorben ist. " Hochzeit bei Ludendorffs. Die älteste Tochter des Ersten GeneralquartiermeisterS Ludendorff ver mählte sich an, Donnerstag nachmittag mit dem Ka- vitänleutnant Schumacher, der vor dem Kriege aus dem Großen Kreuzer. „Tann" Dienst tat. Tie kirch liche Trauung fand in der Berliner Katser-Wtlhelm- Gedächtnis-Ktrche statt. Tas KöntgSschloß La Gran ja niedergebrannt An San Ildefonso in Spanien brach in dein Sch los La Grania »in Brand aus. der sich inkola» «in«» b»k- eigen Windes tn dem ganzen Schlosse ausvehnte, ey« die Feuerwehr eintras. Er griff auch auf die Kol legiatsktrche über. Kirche und Schloß sind vollständig zerstört. Da alle Brunnen und Wasserleitungen zuge- froren waren, wurde das Löschen sehr erschwert. Et konnten nur sehr wenige Gemälde und Wertgegen stände geborgen werden. Der Schaden ist außerordent lich groß. — Das Schloß diente als Sommerresiden, der spanischen Könige. In der benachbarten Kollegial» ktrche befinden sich die Grabmäler Phillips V. nnt seiner Gemahlin Isabella. Das Schloß wird von einen 140 Hektar großen Park umgeben, der reich an Sta tuen und Wasserwerken ist. " ISO Einbruchsdiebstähle hatten in Kassel in den letzten Wochen der 19 Jahre alte Mechaniker Sa- richter aus Oels in Schlesien und der gleichaltrig« Schlossergeselle Siegele« aus Feuerbach in Württem berg verübt. Sarichter mietete sich in der Untforn eines Fähnrichs oder Unteroffiziers in Gasthäusern ein, gab sich als Sohn eines Fabrikanten in Breslm aus und verkaufte die Diebesbeute im Wege des Schleich handels zu hohen Preisen an Hotelbesitzer. - Ein brutaler Schwiegersohn. In Wachow bei Rosenberg hat der Häusler Glomb in einem Wort wechsel seine 84 Jahre alte Schwiegermutter, die Häus- ierin Lhssi, mit einer Düngergabel derart verletzt, daß >er Tod sofort eintrat. Bo« Wilderer« erschösse«. Im Pschower Wald« bei dem Vorwerk Neuhof (Kr. Rybnik) ist am 29. Dez mittags der Förster Slawia von Wilderern erschossen worden — Schauerliche Morwtat. Eine furchtbare Mordtat wurde in dem städtischen Gaswerk im Wiener Vor ort Simmering verübt. Dort wurde ein junger Ar beiter erschlagen. Der Täter ist unbekannt. Ter Mord ist dadurch besonders gräßlich, daß dem Opfer am rechten Oberschenkel ein dreißig Zentimeter langes und zwölf Zentimeter breites Stück Fletsch bis zum Kno chen yerausgeschnitten wurde. Dieses Stück Fleisch hat der Täter mitgenommen. " DOS Tagebuch des Höhlenbewohners. In Kol- und entdeckte die Polizei in einem Waldversteck eine rewohnte Höhle. In der Rächt schlich sich eine Pa- rouille an das Versteck. Als auf Anruf der Hühlen- rewohner nicht herauskam, feuerten die Gendarmen nehrere Schüsse ab, worauf sich zwei Mann im Höhlen- nngang zeigten: ein gewisser Asmus Jensen aus Kol- und und sein Bruder. Die Gendarmen sanden außer )er modernen Kücheneinrichtung auch viel Silberzeug, Resser und Gabeln. Es herrschte peinliche Sauber- 'eit und Ordnung. Jensen hatte ein Tagebuch über 'eine zahlreichen Villeneinbrüche geführt, so daß Zeit and Stunde der Tat sich gleich feststellen lieh. ** Ter Roman einer Arzttochter kam in Aklen- tein vor der Strafkammer ans Licht. Die 28 Jahre rite Helene Klawinska aus Hohensalza wurde von »er Anklage der Urkundenfälschung freigesprochen, ob wohl ihre Mitwirkung bei Wechselfälschungen klar zu Lags lag. Das Gericht erkannte, daß sie willenlos n der Macht eines Schwindlers stand. Bor 6 Jahren jatte sie diesen» der sich „Heraldiker Bogdan von Lzarnowskt aus Posen" nannte, kennen gelernt und tand seitdem so in einem Bann, daß sie ihm in alle Welt folgte. Der Schwindler, ein gewisser Klima- chewski, ließ das Mädchen in der Ktrche vor dem Altar nit erhobener Hand den Schwur leisten, von ihrem Bogdan nicht abzulassen. Sie lebten dann in wilder Lhe in einer Villa in Zoppot. Dann erfuhr das Rädchen, daß der Mann verheiratet und Vater von 7 Kindern war, blieb aber bei ihm und lebte 5 Jahre nit lhm in Neuhork. Der Mann behandelte sie schlecht, orilgelte sie sogar, aber sein Mick machte sie willenlos. Räch Deutschland zurüt'ckgekehrt, legte sich Klimaschewski rus Schwindeleien, wobei er das Mädchen als Werk zeug gebrauchte, bis die Polizei eiugriff. * Gänse von Ratten vernichtet. Von Ratten rngefressen wurde in einer Straßburger Gänsemüsterei ein halbes Dutzend im letzten Stadium der Mästung befindliche Gänse. Man hatte diese, wie das in Straß burg so üblich ist, im Kellerraum in ganz engen Käsigen unbeweglich gehalten. Talergroße Fletschstücke hatten die Nager aus dem Rücken gebissen und sich an dem feinen Fett unter den Flügeln wohlgetan. " Awangsschusterei. In Nordhausen fordert der Magistrat die htlfsdienstpflichtigen Schuhmacher aus, mindestens zehn Paar Schuhe wöchentlich für die Licfe- rungs- und Nohstoffaenossenschaft auszubessern ividri- zenfalls ihre ganze Arbeitskraft dem Hilfsdienst nutz- lwr gemacht wird und sie in gemeinschaftlicher Werk statt zu arbeiten haben. " Bon der Kuh getötet. In Irschenberg (Obb.) hat die Leitnerbäuerin Anna Stadler einen schrecklichen Tod gefunden. Die Frau wollte eine verkaufte Kuh aus dem Stall führen. Das Tier wurde dabei wild und brachte der Frau, Kriegerfrau mit 5 Kindern, so schwere Verletzungen bet, daß sie in kurzer Zeit eine Leiche war. Das Tier mußte erschossen werden * Aus dem Mielzynski-Museum in Posen wurden fünf wertvolle Bilder gestohlen. * In Oberhausen beraubten Männer einen Eisen- vahnzug und liefen mit der Beute gegen einen her- anbransenden Zug. Sie wurden sämtlich getütet. * Eine seltene Trauung wurde tn Carolinensiel dieser Tage vor dem Standesamt vollzogen. Tas Brautpaar zählte zusammen 158 Jahre. Wahrend der Bräutigam 82 Jahre alt ist, zählt die Braut „erst" 76 S«nze.