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Mittwoch den 19. Dezember 1917 abends 83. Jahrgang Nr. 294 Inserate werde« «it 29 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschast mit 15 Pf. die Spaltzele oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nm: ' von Behörden) die zwet- gespaltene Zeile 65 bez. 5V Pf. — Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 50 Pf. Mit achtselttgem „Illustrierten llnterhaltungsblatt" und Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die „Wecherltz-Zeitung" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich einschliehl. Zutragen 2,40 M., zweimonatlich 1,60 M., einmonatlich 80 Pf. Einzel-Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger nehmen Be stellungen an. TUszMW M AHM U WOWOe, Wicklm «.ll Amtsblatt De die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. DM" Weitere amtliche Bekanntmachungen stehe« heute iu der Beilage. "MD drn Kopf der gesamten zuckerversorgungsberechtigten Bevölkerung mit Ausschluss der Gefangenen kann vom 20. d. M. ab gsgvn Vanlsgung «Iv» LuvIrvi»bl»i»G«» in allen Verkaufsstellen entnommen werden. Stadtrat Dippoldiswalde. Zuckersonderzulage. Die vom hiesigen Kommunaloerband orrwitligte Sonderzulage von 125 g auf Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. O du selige, o du fröhliche Weih nachtszeit! Selige Zeit im Krastgrsühl unsrer Waffen stärke und im Dankgesühl gegen den Lenker der Schlachten, fröhliche Zeit im Hinblick aus die Friedenrdämmerung im Osten. Diese selige und fröhliche Doppelstimmung, die wohl zu dieser Weihnachtszeit alle Deutschen beseelt, war auch der Grundton bei der am Dienstag abend im mit Tannengrün und Fahnen reich geschmückten Reichskronen- saale stattgesundenen Weihnachtsfeier des hiesigen Rekrutendepo^s. Noch einem vierhSndigen Klavier vortrage begrübt« Herr Hauptmann Klien die Gäste und Kameraden, dankte den Damen und Herren, die die fest liche Ausgestaltung de« Abends und die Besorgung der reichlichen Geschenke besorgt hatten, besonder» auch der Etadtvertretung für finanzielle Unterstützung und brachte auf die Stadt Dippoldiswalde ein kräftig unterstütztes Hoch aus. Nun reihte sich Bortrag an Vortrag ernsten und heiteren Inhalt«. Der instrumentale Teil brachte durch da» Zusammenspiel des Klaviers, der Violine (Landsturm- mann Seifert, Konservatorist) und des Tello (Herr Jakobi, Lehrer am Berliner Konservatorium, jetzt bei unsrer Bmts- hauptmannschast im Kriegshilssdienst), sowie imTrompeten- solo de» Signalisier! Schuchardt beseligende Wirkung, und die Lieder des 30 Mann starken Männerchors unter Leitung des Herrn Kammerunterosstziers Manteusel zeigten glanzvoll, wa» nach nur vierwöchigen Uebungen ohne das berühmte Schwänzen der Sänger Herrliches und Gedie gene» geleistet werden kann. Landlturmmann Böse und andere brachten den Humor zu erfolgreicher Geltung Auch ein von Herrn Bizefeldwebel Hubrtcht gedichtetes allge- meiner Lied trug viel zur Erheiterung bei. Im Mittel punkte der Feier stand das Auftreten de» Knecht Rupp recht». Im Saale herrschte düstere Nacht, nur der Christ, bäum erstrahlte. Der allgemeine Gesang „Stille Nacht" war verklungen, da stapft Knecht Rupprecht herein, die Kameraden erkennen in ihm an seiner sonoren Sprache den Laidsiurmmann Thunig. Mit wohlgesetzten Reimen überreichte er au» seinem Sacke Orden, Ehrenzeichen und Geschenke an die Herren Vorgesetzten und ihre Damen, aber mit kräftigen Rutenstreichen straft er so manchen Feldgrauen, det gern über den Strang haut. Zuletzt ladet er zur Verlosung der auf langer Tafel ausliegenden Weihnachtsgaben' ein, und jeder Feldgraue erhält ein Ge schenk für sich oder die Lieben daheim. Im Namen der Gäste und der Stadt brachte Herr Bürgermeister Jahn herzlichen Dank zum Ausdruck. Er dachte wehmutsvoll daran, wie er 1915 mit seiner Kompanie in einer Scheune Weihnachten gefeiert habe, wie da manchem alten Land- sturmmanne die Tränen in den Bart gerollt seien. Er wünschte, daß da» vierte Weihnachten auch da» letzte im Kriege sei und daß die Feldgrauen unsere» Depots heil und gesund in die Heimat zurückkehren mochten. Gefreiter Sptungenberg dankte namen» seiner Kameraden den Herren Vorgesetzten und den Damen der Stadt für die viele Mühe und Arbeit zur Boibereitung des schönen, festlichen Abend», und nach dem allgemeinen Gesang des Liedes: „O du fröhliche Weihnachtszeit" wünschte Herr Hauptmann Klien eine „Gute Nacht". — Zu einem recht zahlreichen Besuche der Kinovor- stellung in der „Reichskrone" am heutigen Mittwoch möchten wir umsomehr bitten, al» der Reinertrag derselben zum Beiten der W-ihnachtsbescherung der Kleinkinder- bewahranstalt Verwendung finden soll Aber auch die Darbietungen an sich bieten viel Sehenswertes und empfehlen sich dadurch selbst. Altenberg. Herr Pastor Ranft, Diakonus in Alten- berg und Pfarrer zu Zinnwald Grorgenfeld, ist noch ge- haltener Gastpredigt einstimmig zum Pfarrer von Wilden- fel» bet Zwickau gewählt worden. Gelsing. Wieder ist einer unserer Wackeren auf dem Kriegefchnuplatze für tapferes Verholten vor dem Feinde auegezrichnet worden: der Telegraphist Kuri Scharfe, ein Neffe des hiesigen Postschaffner» Herrn Scharfe, erhielt bei einer Fernsprechabteilung der Kronprinzenarmee die Friedrich-August-Medaille in Bronze. Dorf Bärenfteln. Der Sohn de« hiesigen Privat- manne» Herrn I. I. Dillmann, Bizefeldwebel Hellmut Dillmann, Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, der seit Kriegrbeginn an der Westfront steht, ist zum Leutnant der Reserve ernannt worden. Dohma. Beim Jauchefahren entdeckte ein hiesiger Gutsbesitzer in seinem Jauchenfasse die Leiche eines neu geborenen, vollständig ausgetragenen Knaben. Die ge- richtliche Untersuchung wird erst festzustellen haben, ob das Kind gelebt hat. Die Jauche stammte aus Zehista. Man ist dort bereits der mutmaßlichen Mutter des Kinde» auf der Spur. Waldheim. Die im Walde zwischen Schweikershain und Arras ermordet ausgefundene Frau ist die 1883 in Dresden geborene und seit längerer Zett in Rusdorf bei Limbach wohnhafte Hausbesitzerin Helene verw. Dipp mann geb. Landgraf. Sie lebte mit ihrer Schwester zu sammen und hatte ihre ganzen Ersparnisse bet sich Diese sind verschwunden. Der Tat vervächtig erscheint ein Stuhlbauer aus Holzhausen, der auch in Haft genommen worden ist. Leipzig. Die Studentinnen traten in der Univer sität zu einer Besprechung über ihre Beteiligung an der Kriegsarbeit zusammen. Rektor Geheimrat Professor Or. Kittel wies darauf hin, daß auch die studierenden Frauen an der Kriegsarbeit tetlnehmen sollten. Nach einem Erlab des Kriegsministeriums seien Meldungen aus dem Kreise der Studentinnen zum Eintritt in die Rüstungsindustrie notwendig und erwünscht. Besonders handle es sich dar um, bei den Schwankungen des Arbeitsmarkte« Reserven zu gewinnen. Nach einer längeren Aussprache nahm die Versammlung gegen 3 Stimmen eine Entschließung an, in der der Wunsch ausgesprochen wurde, daß die Stuben- tinnenschast sich als Ganzes bereit erkläre, im Bedarfsfälle in die Kriegsindustrie einzutreten. Dadurch werde vielen die Schwierigkeit de» eigenen Entschlusses und besonder» auch das Gewinnen de» Einverständnisses der Eltern oder Familie erleichtert. Bautzen. Der erste weibliche Fleischermeister in Sachien, wenn nicht in ganz Deutschland, wirb dem nächst die Frau des zurzeit zum Heeresdienste einberufenen Fleischermeisters Sterzel hier. Sie war seit Kriegsaus bruch im Schlachihause tätig, hat ihre Gesellenprüfung ausgezeichnet abgelegt und wird demnächst zur Meister- Prüfung zugelassen werden. Neugersdorf. Ein seltener Alt von Arbeiterehrung fand bei der hiesigen Firma C. H. Hoffmann statt. An nicht weniger als 117 Personen, die sämtlich länger als 30 Jahre bei der Firma tätig sind, kam das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit zur Aushändigung. Jedem einzelnen Empfänger übergab dabei der Fabrik besitzer al» Geschenk ein Sparkassenbuch mit einer Einlage von 100 M. Vermischtes. * Vom Landstreicher zum Kriegsgewinnler. Zu einem bekannten Münchner Anwalt kam im letzten Winter, so erzählt Han» v. Weber in seiner Zeitschrift für Bücher und andere Dinge „Der Zwiebelsisch", «in Herr in kostbarem Pelzrock, der so aussah, als ob er noch nicht lange an das Tragen so würdiger Gewänder gewöhnt sei. Er habe, erzählte er, im letzten Jahre eine halbe Million verdient und wolle nun »den Herrn Doktor konsultieren, um nicht allzu streng bei der Kriegsgewinnstkuer herangezogen zu werden Der Anwalt lehnte natürlirb derartigen Rat zu Steuerhinterziehung entschieden ob. Da sagte der Besucher begütigend: „Aber Herr Doktor, ich bin doch ein alter Klient von Ihnen, Sie haben mich doch schon verteidigt " „Wann und in welcher Sache?" „Nu I9l3 wegen Land- streichelet..." Diese Geschichte ist nicht etwa aus den Fingern gesogen, sondern, wie der Verfasser versichert, buchstäblich wahr. Kirchen-Nachrichten. Freitag den 21. Dezember 1917. Hennersdorf. Vormittag» 9 Uhr Wochenkommunion. Letzte Nachrichten. Nene v-Boots. Erfolge. Berlin, 18. Dezember. (Amtlich.) NeueO-Boots^kfokGß im Sperrgebiet um England: 17000 Bruttorfgift«» tonnen. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der ö» waffnete französische Dampfer „Jeanne Conseil" (230V Tonnen) mit Oel von Algier nach Bordeaux sowie zwei gröbere Dampfer, die im Aermelkanal aus einem durch Zerstörer stark gesicherten Geleitzug herausgeschossen wurden Außerdem wurde an der französischen Westküste gegen de« bewassnetrn französischen Dampfer „Teras" (6677 Tonnens der al» Spitzenschisf eines von Westen kommenden, durch Zerstörer und U-Bootjäger stark gesicherten Geleit-ng« suhr, ein Torpedotressrr erzielt. Der Thef des Admiralstaber der Marine. Müller-Meiningen für höhere Friedensforderungen. In einer liberalen Versammlung in München sagte der fortschrittliche Reichstagsabgeordnete vr. Müll«. Meiningen: Die Friedensentschließung vom 19. Juli s«i inhaltlich durch die Antwort der Mittemächte auf die Papstnote und durch die Nichtbeachtung durch die Entente überholt Heute ständen wir alle auf einem Standpunkt, daß, je länger der Krieg mutwillig fortgesetzt werde, desto höher unsere Friedensfordeiungen sein müßten. Es sei selbstverständlich, daß die Kriegsziele und Kriegswünsche Deutschlands sich dem schließlichen militärischen, wirtschaft lichen und politischen Gesamtbild anpassen müßten. Veröffentlichung der portugiesischen GeheimvertrSge. Die „Süddeutsche Korrespondenz" meldet aus Bafel: Die „Morningpost" meldet au» Lissabon: Die neue portu» giesische Regierung kündigte die Veröffentlichung der Geheimverträge der früheren Regierung mit der Entente an. Die japanische Regierung dementiert. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Amsterdam: Die „Daily Mail" berichtet aus Tokio: Die japanische Regi«, rung dementiert, in Wladiwostok Truppen gelandet zn haben. Serbien will Frieden. Die „Morningpost" meldet: Die serbische Regierung richtete eine Kollektivnote an die Ententemächte in d« Frage der Waffenstillstands- und Friebensverhandluugm im Osten und auf dem Balkan. Eine Friedensoffensive in England? Bern, 18. Dezember. Der Mailänder „Secolo" spricht von einer eigentlichen Friedensoffensive in England, gegen welche die Minister durch vaterländische Kundgebungen kämpfen. Churchill spricht von einer Gefahr für den B«. band, die nicht in der militärischen, sondern in der politischen Lage ihren Ursprung habe. Die wachsende Frieden», bewegung wird natürlich als ein Werk der feindlichen Agi tation hingestellt. Was erwartet Italien von der Fortsetzung des Krieges? Zürich, l9. D zember. Die „Neue Zürcher Zeitung" erklärt, der Verlauf der Kämpfe in Oberitalien werd« Ausklä ung bringen, ob die Kriegsfortsetzung die Lage Italiens verbessern wird, oder ob nationale Interessen gebieten werden, zu rechter Zeit den Einfluß eines Aus gleichsfriedens in die Wagschals zu werfen. Warnung vor allzu großem Optimismus. Budapest, 18. Dezember. Im Anschluß an den Waffen- stillstandsvertrac, von Brest Litowst wird dem Pester Lloyd von Wiener diplomatischer Seite berichtet: Die diplomatischen Kreise werden sich bei aller Freude über das erreichte Ziel