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Die englische» Verluste i» Flandenr. Wiederum ergeben die Veröffentlichungen der eng lischen Zeitungen über englische Verluste ein erschrecken des Bild. Vom 21. bis 31. Oktober 1917 verloren die Engländer täglich durchschnittlich 3580 Mann. Zu bedenken ist hierbei noch, daß dies amtliche Angaben sind, in Wirklichkeit wird es wohl noch schlimmer aussehen. Und dabei faseln die Engländer, wir hätten in Flandern eine Million Kämpfer cingebüßt. Wenn dem 'o wäre, bestände überhaupt keine deutsche Flandern- ront mehr, — die sich aber doch den Herren Eng ländern so unangenehm fest gezeigt hat, daß sie zunächst wrt abgelassen haben, um zwischendurch an anderer Stelle, bei Cambrai, ihr Glück zu versuchen. Rußland versagt. Sofortiger Frieden — einzige Rettung. äk. Unter dem Eindruck der Jsonzokatastrophe sagt »er Stockholmer Verireter einer Ententemacht — wie 's heißt, ist es der Gesandte des in den letzten Wochen «nn schwersten geprüften Landes — in einem Aufsatz ,m „Svenska Dagbladet": „Durch eine russische Revolution muß das Ziel der Entente, die Bezwingung der Zentralmachts gruppe, in politischer und ökonomischer Hinsicht scheitern." Zur Begründung sagt er: „Die russische Armee ls Machtfaktor ist nach der Revolution überschätzt wrden. Diese Ueberschätzung ist in ihren Wirkungen , 1r den Vergleichsfrieden, der im Werden war, unglücks ringend gewesen. Alles dies bedeutet jedoch wenig egenüber der furchtbaren Gefahr, die darin liegt, aß der jetzige Machtzuwachs der Mittelmächte . on den Leitern der Entente in hohem Grade unter schätzt wird, während man gleichzeitig Amerikas ilfe überschätzt. Ganz Europa ist jetzt einem Hasard- ne» ausgeliefert, wie die Geschichte niemals ein gleiches esehen hatl Für die neue Negierung in Rußland ibt es jetzt nur einen Ausweg — schnelle Been- igungdes Krieges. Widersetzt sich die Leitung der lestmüchte dem, so ist ein Bruch zwischen Osten und Testen sehr wahrscheinlich, und es dürfte niemanden mndern, wenn die wirtschaftlichen Bürgschaften, die le Westmächte in Rußland gewonnen haben, gleichzeitig ür immer verlorengehen. * * * 5 Rußlands Heer hungert. ' ' „Dailh News" meldet folgendes trübe Bild von ier russischen Front: ! Der Zustand an der nördlichen Front ist be unruhigend. Es soll Hundersnot herrschen. Eine Woche" lang gab es dort kein Brot, Biskuit war «ur für zwei bis drei Tage vorhanden. An der 'ront von Dünaburg hungern die Soldaten eben- »HS. Sie haben fast nichts zu essen — man befürchtet Unruhen unter den Truppen. Anstatt der WO täg- H nötigen Waggonladungen kamen höchstens 20 an. Die Verwirrung im Transportwesen nahm durch ie jüngsten Ereignisse noch zu. Truppen, die (zur tiederwerfung der neuen Revolution) nach verschie- enen Plätzen geschickt worden waren, wurden ange- alten, da Vie Eisenbahnlinien aufgerissen waren, um en Vormarsch nach Petersburg zu verhindern. Sie efinden sich in Städten, wo Lebensmittel nicht er- ältlich sind. SK «osakeuknutc gegen die Freiheit und den Feind. Der Berichterstatter der Londoner „Morning Post" a Petersburg setzt alle Hoffnungen auf den Kofaken- eneral Kaledin, der ein guter Freund der Alliierten xi und in Zukunft mit ihnen zusammenarbeitcn werde. Das Ziel der Herbstkampfe. England hat «s nicht erreicht. Das neueste Heft der von dem großen englischen liberalen Provinzblatte „Manchester Guardian" heraus- aegebenen „Kriegsgeschichte" enthält einen umfassenden Bericht über die militärische Lage im Sommer 1917 Nachdem der Verfasser über die durch Hindenburg "organisierte neue Nerteidigungsraktik der Deutschen ge sprochen hat, der die Engländer keine gleichwertige 'Angriffstaktik entgegenzusetzen hatten, spricht er von !der Sommeroffenswe der Verbündeten, die nach keinem gemeinsamen Plane erfolgte. „Wir ivaren frei, »nsere eigene« Ziele zu wäh len, und naturgemäß fiel unsere Wahl auf Belgien." Die Befreiung der Küste Belgiens war das strate- Mche Ziel des Feldzuges für den Rest des Jahres. „Es hing folglich viel von dem Ergebnis dieses Feldzuges in Flandern ab. Versagte er darin, posi tivere Ergebnisse zu bringen, als es unsere Angriffe auf Pem Vimh-Rücken und gegen die Droeourt-Queant- tLtnic getan hatten, dann würde die Kritik derjenigen, Die eine militärische Lösung des Krieges für unmöglich hielten, sich bestätigt sehen, und diese Meinung könnte »ur Meinung der Majorität werden. . . . Jedenfalls würde es eines bedeutet haben: Die endgültige Nieder lage der ganzen Idee, nach welcher der britische Ge neralstab den Krieg erklärt hatte, nämlich, daß, wenn wir nur standhaft blieben und genug von unseren Kräften im Westen einsetzten, wir gewiß sein könnten, den deutschen Widerstand zu brechen." Zn längerer Ausführung wird dann das vitale Interesse Englands an Belgien betont. Nach der Be trachtung der kriegerischen Unternehmungen aber kommt der Verfasser zu folgendem Ergebnis: „Was für Plan« auch, die Briten bei ihrem An griff an der belgischen Küste entlang gehabt haben mögen, jedenfalls sind sie fehlgeschlagen. . . . Die Schlacht war, was das Betragen des einzelnen Sol daten angeht, eine der ehrenvollsten, die je von Briten durchgefochten worden ist, aber sie gehört nicht zu denen, mit denen die Heeresleitung Ehre einlegen kann." Der gewaltige «vldvorrat des russischen Reiches be findet sich jetzt in seine« Hände«. Kaledin sei im Besitz der Haupterntegebiete des Dongebiets. Ein großer Teil von Kleinrußland, die Provinzen an der unteren Wolga und Turkestan seien unter dem Namen „Süd- - östliche Union" vereinigt worden. Dieses Gebiet ver- ' sorge ganz Rußland mit Lebensmitteln. Kaledin be- ! herrsche die Lage, und diejenigen, denen er diene, , würden keine Befehle von Kerenski, Lenin oder sonst , jemanden annehmen. Trotzki wird energisch, sogar gegenüber England. Er hat an den englischen I Botschafter Buchanan das schriftliche Ersuchen gerich- ! tet, zwei in England internierte russische Untertanen , freizulassen, und droht Gewaltmaßregeln gegen Eng länder in Rußland an. Der erste Wahltag ruhig verlaufen. Wie Havas aus Petersburg meldet, ist der erste ! Tag der Wahlen zur „Konstituante", dem zur grund- , legenden Gesetzgebung des neuen russischen Reiches zu ; wühlenden Parlament, ohne Zwischenfall verlaufen. ' ^Trotz Schnee und Kälte waren die Wähler in viel j größerer Zahl erschienen als,bei den Gemeindewahlen. I Tic Alliierte» sind Feinde. Im Zentralkomitee des Arbeiterrats hielt Trotzki folgende bemerkenswerte Programmrede: „Die arbei tenden Klassen Europas betrachteten anfangs das bol- schewikische FriedenSmanifest als eine reine Partei fache Rußlands Alliierte stellten sich änßcrst feindlich. Ihrem Siege ließen die Bolschewikt sofort praktische ; Maßnahmen folgen. Die in Petersburg beglaubigten ; Diplomaten sind in praktischen Fragen bereits mit den j Bolschewikt in Verbindung getreten. Am feindlichste« > stellte sich England, das bei einer Fortsetzung des i Krieges am wenigsten riskiert. Frankreich be- ! findet sich mit den: Ministerium Clemenceau in der ! letzten imperialistischen Krampfzuckung. Italien be grüßte die Revolution mit Begeisterung. (?) Amerika ! ging in den Krieg, nur aus Börseninteressen. Weil i Europa bereits ausreichend ermattet ist, wird es der j russischen Sowjetregierung Toleranz zeigen. Die Ge- ; h e i mV er träg e, die sich alle in meiner Hand be- ; finden, sind weit zynischer, als angenommen ' wurde. Ich werde durch meine Politik den Druck auf j Westeuropa vermehren." j» . Russische Streiflichter. Der russische Finanzminister schlägt eine Reihe ! neuer Monopole vor, und zwar für gewöhnlichen , Rauchtabak, Tee, Kaffee und Streichhölzer. Kaukasien soll sich von Rußland losgerissen und ! eine eigene Regierungsmacht gegründet sowie ein Par« ! lament gewählt haben. Die Frage, ob es dem Lenin-offiziellen Krhlenko gelingen wird, dem Entente-Anhänger Duchonin den Oberbefehl abzunehmen, soll vor der so überaus weit tragenden Entscheidung stehen. Allgemeine Kriegsnachrichten. Landarbeiter-Revolution in Italien. Das große Mailänder Sozialistenblatt „Avanti" : enthält Nachrichten über eine große Landarbeiter-Be wegung r n der Provinz Nom, mit der wahrscheinlich die bereits erfolgte Auflösung zahlreicher Gemeinde- ; Verwaltungen in Zusammenhang steht. Viele Frauen wurden wegen Gcfährdnng der freien Landarbeit mit Gefängnis bestraft. — Das Blatt richtet eine Mahnung an alle Sozialisten, in den besetzten Gebieten zu bleiben, ! und auch dort nicht zu fliehen, wo ein Einfall , droht. Eine ähnliche Aufforderung richtet die Mai- länder sozialistische Stadtverwaltung an alle Gemeinde- , beamten im Kriegsgebiet. Das genannte Blatt bezeichnet den neuen Lebens mittelkommissar Großindustriellen Crespi als für den Posten ungeeignet, da Crcspi Vörsenspiclcr und mit Börsenspielerkreisen eng verbunden sei. Die in der italienischen Negierung sitzenden Kriegs- ' Sozialisten werden sich sicher nicht abhalten lassen, , mit diesem Spekulanten und Schieber zusammenzu- ! arbeiten und ihm Gelegenheit zur Ausplünderung der ! — sozialistischen Massen zu geben. Die Kämpfe bei Cambrai. Auf dem Hauptkampffelde von Cambrai wurden am Montag vormittag mehrfach erkannte feindliche An sammlungen im Bahnhof Mesnieres unter wirksamstes Vernichtungsfeuer genommen. Am Nachmittage setzte ; besonders in Gegend Bourlon und Fontaine starker ' Artilleriekampf ein. Auch hier faßte unsere Artil- " lerie ihr Feuer gegen Anfammlungen bet Graincourt i und Anneux zusammen. Sechs gegen Fontaine auffah- ! rende Panzerwagen wurden durch ihr Feuer zur ; schleunigen Umkehr gezwungen. Südlich Jnchh ent wickelten sich um 6 Uhr abends bei lebhaftem ! Feuer schwerer Kaliber für uns günstig ver- I laufende Handgranatenkämpfe. Unter dem Schutze der ; Dunkelheit bereitgestellte, starke feindliche Infanterie brach um 7 Uhr 30 abends gegen Bourlon Dorf und § Wald zum Angriff vor. In erbittertem hin- und her- j wogenden Nahkam Pf wurden die Engländer unter schwersten Verlusten abgeschlagen. In der Süd- ; spitze des Bourlonwaldes ist ein Enaländernest verblie- ! den. Im übrigen ist Dorf Bourlon sowie der Bourlon- - Wald entgegen dem Poldhu-Bericht fest in unserer > Hand. An dieser Stelle des HauptkampffeldeS haben , die Engländer bet ihren wiederholten mißlungenen § Angriffen und in unseren wuchtigen Gegenstößen ; außerordentlich schwere Verluste erlitte«. Ihre über legene Zahl und Masse unterlag jedesmal dem Helden- ! mut unserer tapferen Infanterie. Sic wollen sich nicht mehr opfern lasse». Ln Southampton, dem großen sttdenglischen Hafen, ,L weiter. Das Unterseeboot fuhr hinter ihm her und brachte ihn durch einige Granaten vollends zum Sinken. find skandinavische Seeleuke zu orcc Atonalen r-M-f Angnis verurteilt worden, weil sie aus Angst vqv oen U-Booten auf englischen Schiffen nicht auf Ser gehen wollten. — Wie die U-Bootgefahr auf daÄ feindliche Schiffspersonal überhaupt einwtrkt, dafim einige Beispiele aus einem Bericht des Kommandant danten eines unserer vor wenigen Tagen von erfolg reicher Fernfahrt zurückgekehrten Unterseebootes: Danach wurde vor einigen Wochen im südwest lichen Teil des Sperrgebietes um England ein mit Kaffee und Bohnen beladener, nach Frankreich be stimmter brasilianischer Dampfer torpediert, dessen Be satzung, 48 Mann stark, hauptsächlich aus Negern und Mulatten (Die Weißen bedanken sich mehr und mehr für die Ehre, zu Englands Gunsten Hai fischfutter zu tverden. D. R.) bestand. Sie verließen Wenige Tage darauf wurde ein amerikani- si scher Dampfer versenkt, dessen Mannschaft ebenfalls zum grüßten Teil aus Negern bestand. Der Kapitä« - gab an, daß jetzt in Amerika jedem Schiffsfllhrer O das Befähigungszeugnis entzogen wird, wenn er sich H weigert, durch das Sperrgebiet zu fahren. Zwei Tage später arbeitete das U-Boot unter der D französischen Küste und versenkte hier eine franzö- L fische Viermastbark, die mit Tabak, Papier und Stahl . L von Amerika nach Bordeaux unterwegs war. Ihre D Besatzung von 27 Mann setzte sich aus Eingeborene« Ä aller möglichen Nationen zusammen, es befand sich. D kein einziger Franzose unter ihnen. t Belgischer Jammer aus Rordfrankreich7 t Aus dem nichtbesetzten Nordfrankreich komme» 8 lauteste Klagen der belgischen Flüchtlinge: „Seit etwa M vier Monaten befinden sich sämtliche belgischen Zivi- 2 listen samt Frauen und Kindern in einer Art Haft. Z Sie dürfen die ihnen zugewiesenen Städtchen nicht 8 verlassen, und alle diejenigen, die als Soldatenange- " hörige von Unterstützungsgeldern leben, werden ge- Z zwungen, in den von einem englischen „Le- ' « bensmittelsyndiküte" eingerichteten Kaufläden ihre Be- ? dürfnisse zu decken. Englischerseits werden fast alle « belgischen Zivilisten verdächtigt und demgemäß der- D folgt; diese Leute müssen sich dreimal wöchentlich auf. K die „britische Polizetabteilung", die in allen nord» französischen Städten besteht, begeben, sie werden zur Vorlegung jedes Briefes — sei er fürs Inland oder A fürs Ausland bestimmt — verpflichtet, was ungefähr A einer Präventiv-Briefzensur gleichkommt." G in größter Hast das sinkende Schiff in drei Booten, f ohne sich Zeit zu nehmen, die Maschinen vor- f her zu stoppen. Trotzdem das Hinterteil des Damp- s fers bereits von der See überspült war, lief er doch; L noch mit ziemlicher Geschwindigkeit auf geradetn Kurse t Der Widerhall im Auslände. „SvenSka Dagbladet" schreibt über die Veröffent lichung der Geheimverträge: Aus dem, was erschiene« ist, geht hervor, daß die Leiter der englischen und französischen au-ländischen Geschäfte schwerwiegende Gründe gehabt haben, um eine Veröffentlichung z» fürchten. Es genügt, um allen ruhig urteilenden die klare Einsicht zu geben, daß die Entente weder für Freiheit »»d Recht, noch a»S Fürsorge für die Unab hängigkeit der kleinen Rationen den Krieg geführt hat, sondern daß ihre Ziele sehr umfassende Eroberungen und durchgreifen stürze in Europa und Asien gewesen sind. Politische Rundscham 7 — Berlin, 28. November. — Die zum Besuch in der Reichshauptstadt er warteten polnischen Führer sind sämtlich eiu- getroffen. Ihr Führer ist der frühere Abgeordnete von Parczewski, der als polnischer Abgeordneter viermal der russischen Duma angehört hat. — Mitte dieses Monats sind auf die Bundesstaate», 10 700 Doppelzentner Zwieback verteilt worden. DaK soll künftig alle Monate geschehen. — Dem oldenburgischen Landtage ist eine Vorlage zur Förderung des Kleinwohnungsbaues zu gegangen. — Der Wahlausschuß der Zentrumspartei des Wahlkreises Cobleirz-St. Goar hat Generalleutnants z. D. Freiherrn v. Steinäcker in Boppard als Kandidat für den Reichstag und Dr. Tewes, Direktor; des Verbandes der katholischen kaufmännischen Vey-. etnigungen in Essen, als Kandidat für das Abgeord« netenhaus (an Stelle des verstorbenen Nbg. Wöllstein)' in Aussicht genommen. » — Als Nachfolger des am 1. Januar zurücktreten-' den Oberprüsidenten der NhciUPrvvinz Freiherr« von; Rheinbaben ist mit ziemlicher Gewißheit der frühere, Landwirtschaftsminister Frhr. v. Schorlen: er au-, zusehen, der damit auf seinen früheren Posten nach' Coblenz zurückkebrt. :: Tcr bramifchmcigischc Landtag, der sich am 1L November d. I. bis zum 27. November vertagte, wirk die Plenarsitzungen erst am 30. November wieder auf- nchmen. Die bevorstehende Tagung soll von längerer Dauer sein und eine Reihe wichtiger Vorlagen, dach unter ein Gesetz betreffend die Reform dcS LanvtagiÜ wahlrcwts bringen :: Tic Vorstellung des «enen Reichskanzlers soll am Donnerstag im Reichstag vor sich gehen, und; zwar mit einer großen Rede über die politische Lag«.' Die Tagung wird, wenn nicht der morgen zusammen« tretende Aeltestenausschuß Wider Erwarten noch anders beschließen sollte, nur von kurzer Dauer sein, um s» mehr, da die Mehrheitsparteien auf die Rede de» Grafen Hertling nur mit kurzen Erklärung«« antworten wollen. — Zu weiterer Arbeit wird d« Reichstag dann erst im neuen Jahre zusammen, treten. - —r