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englischen Verluste am höchsten waren. Ist das nicht ^ein zufriedenstellendes Ergebnis für die Königliche Flotte und die Handelsmarine?" fragt Sir Geddes das Haus zuversichtlich, um wenige Sätze später zu er klären, „wir müssen unsere Pläne für einen langen Krieg machen. Ich sehe kein Zeichen dafür, daß er ! kurz sein wird und alle können durch Sparsamkeit un- ! serer Flotte und der Flotte unserer Alliierten helfen, ; die Unterseeboote zu schlagen." Ja, kann denn Sir Geddes nicht rechnen? 40 Prozent der deutschen U-Boote sind nach seinen i Worten bereits versenkt, davon im letzten Viertel- ! jahr allein mehr, als während des ganzen Jahres i 1916. Die deutsche U-Boot-Flotte geht dementspre- . chend nach Adam Riese ihrer sicheren Vernichtung in kürzester Zeit entgegen — und trotzdem sieht Str - Geddes kein Zeichen dafür, „daß der Krieg^kurz sein ! wird"? Sollte er etwa damit rechnen, daß die deutsche U-Boot-Flotte mehr als 100 Prozent hat? Wenn die Dinge für England wirklich so günstig stehen, wes halb veröffentlicht die englische Negierung nicht die genauen Zahlen, sondern redet mit einem bemerkens werten Aufwand von Unklarheit um die Ergebnisse herum? Vielleicht, um Deutschland den Vortritt zu lassen, sich zu der englischen Behauptung über die deutschen U-Boot-Verluste zu äußern ? Obwohl ein englischer Seelord nicht, wie man an- ' yehmen möchte, verpflichtet ist, Fachmann auf dem j Gebiete der Flotte und des Kriegswesens zu sein, , wofür ja der Vorgänger Sir Geddes, Lord Churchill, ein klassisches Beispiel ist, so sollte doch der gesunde : Menschenverstand, auf den sich die Engländer soviel - zugute tun, Sir Geddes sagen, daß eine derartige An zapfung doch etwas zu plump ist. Es entspricht all gemeinem Kriegsbrauch bei den Engländern wie bet uns, militärische Verluste zu verschweigen — oder haben vielleicht die Engländer den nachweislichen Ver lust des Linienschiffes „Audactous" bereits zugegeben? Und da sollte eine derartige aus der Luft ge griffene Behauptung ausreichen, um unseren Admiral stab zu veranlassen, die richtige Zahl bekanntzugeben , und so freiwillig der englischen Regierung mitzu teilen, was sie gerne wissen möchte? Wenn Sir Geddes das wirklich von dem deutschen Admiralstab erwartet, , o hat er ihn an harmloser Naivität nach der Zu- >örerschast eingeschätzt, der er derartige Märchen Vor ehen durfte, wie sie ja in seiner letzten Rede enthal- en waren. Nun Pflegen ja allerdings englische Staats- . männer ihre Rede vielfach durch das Fenster über die Köpfe der Zuhörerschaft zu ihren Füßen hinweg an die Welt und besonders an Deutschland zu richten. Das ? Echo aus der deutschen Presse wird Sir Geddes jedoch darüber belehrt haben, daß in Deutschland der von ! ihm ausgestreute Same durchweg auf steiniges Land gefallen ist und keine Frucht tragen wird. Uns fehlt der kindliche Sinn, den sich das englische Volk dank seinem Analphabetis- mus, seinen sozialen Zuständen und der Aufklärung ! durch seine NegierungSorgaue in weit höherem Matze . bewahrt hat, und deshalb möchte man doch bis auf ! weiteres glauben, daß Sir Geddes sich doch nicht an das deutsche, sondern an das eigene englische Volk als ge- ! treuer Eckart mit seiner Darstellung gewandt hat, die Fritz Reuter als „lügenhaft tau vertellen" bezeichnen würde. Er kennt ja seine Zuhörerschaft und weiß: „Die Kindlein, sie hören es gerne." Drei Köpfer kein Hindenburg. Der Pariser „TempS" schrieb nach der italieni schen Niederlage, ein Generalissimus wie Hindenburg Ai für die Entente unauffindbar und schon wegen der nationalen Verschiedenheiten und der schlechten Ver- vindungen zwischen den einzelnen Kriegsschauplätzen Unmöglich. Ob die Versuche mit einem ständigen LriegSrat der Verbündeten mehr Aussichten Hätten. bleibe der Zukunft ankeimaestellt. Dieser Kriegsrat ist jetzt auf italienische« in» Leben getreten. Auf einer Konferenz in HW»- pollo haben die Verbündeten beschlossen, einen LAb«- sten Politischen Rat für die gesamte Westfront zu schaG. fen, dem ein ständiger militärischer ZentralausschuH zur Seite stehen soll. Zu Teilnehmern an diesem miKz tärischen Ausschuß wurden ernannt: General Foch fw Frankreich, General Wilson für England und General Cadorna für Italien. Ein Ersatz für Cadorna. Um General Cadorna im italienischen Oberkom mando ernannte der König durch Erlaß zum Cyeff des Generalstabes der Armee den General DiaH und zu Unterchefs die Generale Badoglio und Giardino. Hinter die Piave zurück. Eine neue Havas-Note besagt: Die italienische Heeresleitung wird ohne Zwei fel gezwungen, die Armee auf einer Front zu reorga nisieren, die mehr Sicherheit bietet, als di» Stellung am Piave. Aus dem österreichischen Kriegspressequartier wird über die letzten Operationen berichtet: Die Zahl der italienischen Gefangenen hat be reits eine Viertel Million erreicht. Dieser RiesenzahV die an den Zusammenbruch der russischen Armee na<Ä der Durchbruchsschlacht am Dunajec erinnert, entsprichv auch die gewaltige Steigerung der genommenen Ge schütze und der übrigen Kriegsbeute. Der Vormarsch- in der Venetianischen Ebene hat bereits die Livenza- überschritten, von der die Entfernung bis zur Piave nur mehr 20 Kilometer beträgt. Die zersprengte«! und zum Teil noch tapfer sich wehrenden Teile deSl Gegners > im unwegsamen Hochgebirge westlich des oberen Tagliamento gehen ihrem gewisse« Schicksal entgegen. Unaufhaltsam äußert sich hier de, Druck der Truppen des Generals der Infanterie Krautz und des Feldmarschalls Freiherrn von Krobatin. Noch stemmt der Italiener hartnäckigen Widerstand, unter stützt durch den Hochgebirgscharakter des Landes und seine zahlreichen Befestigungen, dem Vormarsche de» Truppen des Feldmarschalls Freiherrn von Conrad gegen den Oberlauf der Piave und das Becken von Feltre-Belluno entgegen. Immer stärker tritt die Plan mäßigkeit und die Gemeinsamkeit der gegen Italien angesetzten Operationen zutage. Blutige Opfer hat der Widerstand den Italienern gekostet, wobei insbesondere die italienische Kavalkerie hervorzüheben ist. Ihre auf den zahlreichen gegen das Ostufer des Tagliamento führenden Straßen zu« Deckung des Rückzuges zurückgelassenen kleinen Ab teilungen haben zähen Widerstand geleistet. Umsonst war ihr Opfermut. Hellte schreiten die Truppen dev Verbündeten bereits der Piave entgegen. Die Italiener lausen auch in Mazedonien. Aus Sofia wird berichtet: Als die italienischen Truppen an der mazedoni schen Front durch von bulgarischen Fliegern abgewon- fene Zettel von der Niederlage der italienischen A»? meen in Oberitalien erfuhren, bemächtigte sich ihraP eine grotze Unruhe. Sie brachen in Rufe aus: ,,W? lebe der Frieden?" und verloren die Kampflust. tzlnD Befehl Sarrail» wurde» die italienischen Truppen vo» der ersten Linie zurückgezogen. Alle Anzeichen lass« darauf schließen, daß die drei italienischen Division«» an der mazedonischen Front nach Italien zurückass bracht werden. Die Rückberufung hat ihre UrtzachH darin, daß Italien seine valkanträume aufgeg*b«A hat. Die schwere Niederlage der Italiener Hai dM Italienische Prestige völlig untergraben. Di« gvwiM« schen Truppen weigerten sich, gemeinsam mit d«n HRn Dienern zn Dämpfen. Schickt die „Weikeritz-Zeitung" ins Feld! Aeldabonnement »ei Ulglich« Husen»»«« menetlich I Mack.