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ern Eigentelegramm aus Ktem vom 17. Oktober: Einen ganzen Monat dauerte in Kiew die Gerichts verhandlung gegen 78 Soldaten des Garde-Grenadier- Regiments und deil Hauptmann Dsewaltowski des selben Regiments, die wegen Ungehorsams gegen einen dienstlichen Befehl die Katastrophe bet Tarnopol teil weise verschuldet chatten. Auf 303 Schuldfragen ant worteten die Geschworenen: „Nicht bewiesen" oder „Un- schuldig". Alle Angeklagten wurden sreigesprochen. Während der Beratung der Geschworenen zogen Musik- kvrps, die die „Internationale" und „MarfeMaise" spielten, auf den Platz vor dem Gertchtsgebäude, dessen innere Räume von einer Volksmenge überfüllt waren, vie ihren Sympathien für die Angeklagten lauten Ausdruck gab. Den Mahnungen und Anordnungen »es Vorsitzenden wurde nicht Folge geleistet., Einige viitttärabtetlungen erschienen mit Plakaten mit bol schewistischen Losungen. Die UrtetlsverMndigung löste tosenden Beifall, Hurrarufe und den Gesang revolutionärer Lieder aus. Bolschewik umarmten und küßten die Freigesprochenen. Hauptmann Dselpaffowski, mit Musik begrüßt, brachte nn „Hurra" zu Ehren Lenins und Sinowjews aus. vsewaltowsk wurde von der Menge auf den Händen »um Komitee des A.- und S.-Rates getragen und dort gefeiert. ES schloß sich ein Meeting der Bolschewiki »uf dem Rathausplatz an, dem die freigesprochenen Soldaten beiwohnten. Der Rückzug gegen die Piave. Wren, 7. Nov. Amtlich wird verlautbart: Die Italiener sind in vollem Rückzüge gegen die Piave, unsere Verfolgungsoperationen verlaufen planniäßig. Umfassendes Zusammenarbeiten österreichisch-ungari scher Gebtrgstruppen zwang südwestlich von Tolmezzv rrntge tausend Italiener sich zu ergeben. — Im Osten und in Albanien nichts von Belang. Der Chef des Generalstabes. Die ungeheure Beute in Italien. In Italien steigert sich bei den Versolgungs- bümpsen unserer siegreich im Gebirge und in der Ebene vordringenden Truppen dauernd die Gefange nenzahl und Beute. Die Straßen in der Richtung auf Udine spie geln wohl amd eutlichsten den furchtbaren Nieder bruch des italienischen Heeres. Auf den Fahrwegen, den Feldern, in den Straßengräben und in Schuppen, in den zahlreich stehengebliebenen Waggons und zahl losen Baracken häuft sich das zurückgelassene Material. Ganze Arbeiterbataillone sind am Werk, die Schätze zu bergen; aber auch Tausende von Händen vermögen nur einen geringen Teil der Arbeit zu leisten. Uni- ftrmen, Helme, Waffen, Wäsche liegen zu Hunderten tm Straßenkot. Riesige Magazine bergen wohlgeordnet -chuye, Lederzeug, Berge von Kaffee, Reis und Mak karoni. An manchen Stellen gleicht die Straße einem unendlich Langen Teppich: Zeltblätter, Rucksäcke, Män tel, Gasmasken sind weithin ausgeschüttet. Zahllos sind auch die Kraftwagen, die am Wege ltegenblieben. Ganze Sanitätskolonnen sind in die Straßengräben gestürzt oder zusammengebrochen. Schotterauetschma schinen, Desinfektoren mit kupfernen Ricsenkesseln, Pan zergeschütze, Äutomobilbatterien schwersten Kalibers blieben stecken. Bei vielen der Lanqrohre, die noch mit dem Reisig umkleidet sind, das sie gegen Flieger schützen sollte, sind die Verschlüsse erhalten geblieben. Immer wieder erhält man den Eindruck, daß große Teile der geschlagenen Armee derart von panischem Schrecken gejagt waren, daß sie alles stehen und liegen ließen und zurückrannten, um nur das nackte Leben zu retten. Ueber alle Begriffe geht die Beute an Mu nition. Sovrele Lager auch gesprengt wurden, weit aus größere und zahlreichere sind erhalten geblieben. Hohe Bauten schwerer Granaten sind in den Feldern aufgetürmt. Die gewaltige Menge erklärt sich daraus, daß die Italiener knapp vor der eigenen 12. Jsonzo- offenstve standen, als sie vom Durchbruche überrascht wurden, und dechalb Munitionslager neben Muni tionslager einrichteten. Der Krieg zur See. Die N-Bootslcistnngen der vergangenen Woche. Der Admirafftab gab in der Zeit vom 28. Oktober vis 3. November bekannt, daß von unseren U-Booten Mr Atlantischen Ozean und nördlichen Sperrgebiet neuer- drngs versenkt wurden 81000 Är.-Reg.-Tonnen und außerdem 12 Dampfer, 11 Segler sowie einige kleinere Fahrzeuge, deren Namen nicht sämtlich einwandfrei fiestgestellt werden konnten. Mit den Schiffen wurden Kohlen, Lebensmittel, Munition, Lokomotiven und andere für die Krteg- Whruna wichtige Ladunaen in die Tiefe geschickt. :: Hertling und Radoslawow. Reichskanzler Gras Z o. Hertling hat eine Drahtung an den bulgarische» Z Ministerpräsidenten Radoslawow gerichtet und die!j llebernahme der Reichskanzlerschaft' angekündigt. E« k sagte bei diesem Anlaß: - „Ich werde das mir anvertraute Amt verw«L<1 ien im unverbritchlicher Bundestreue, in unbeirrt« Festhalten an den bestehenden Verträgen und Ve» einbarnnaen und durchdrungen von der festen LuveM> Allgemeine KrLegsnachrichten. „Rettet das Vaterland!" Mehr als 360 in Rom anwesende Abgeordnet« hüben einen Aufruf an das Land erlassen, in den es heißt: „Italiener! Die harten Kriegsereignisse haben er dem Feinde erlaubt, den äußersten Teil des BodenL des Vaterlandes zu betreten. Vertreter der Nation Ein einziger Schrei entringt sich ihrer Brust: Rette- das Vaterland! Vertreibt den Fremdling von unseren entweihten Boden! Dieser Schrei der Angst und des Vertrauens, der schon einen Widerhall in der Seel, unserer aufrichtigen und mächtigen Alliierten gesun den hat, ist ein Führer und ein Gesetz für uns, süi das Heer, für das Parlament und für die Regierung damit jeder Bürger, der nicht sein Vaterland, sein« Mutter, verleugnet, die Pflicht erfüllt, die ihm di« feierliche Stunde auferlegt. Lassen wir alle Uneinig keit und laßt uns wieder mit erneuter Zuversicht di« Überlieferungen unserer Väter aufnchmen. Italien kann nicht besiegt werden! Es muß in der Welt sein« zivilisatorische Aufgabe Wetter erfüllen!" Die Hilfsarmee. Italienische Blätter deuten an, daß bisher 60 00l Mann französische und britische Hilfstruppen, über wiegend Franzosen, in der italienischen Kriegszone ein trasen. Diese Truppenzahl sei erst etwa die Hälft« der von Frankreich in Aussicht gestellten Hilfe. Das Aufmarschgebiet der Hilfstruppen ist die Zone vor Brescia-Verona. In diesem Raum nimmt Genera' Foch mit seinen Unter-Generalen die Gruppierung der Hilfsarmee vor. ! Siegcsfrenve im Wiener Parlament. Der Präsident des österreichischen Abgeordneten- ' >auses teilte am Dienstag unter stürmischem Jubel ! ron der Räumung der Dolomitenfront mit. Dann fuhr ! :r fort: „Wir freuen uns nicht allein über die Waf- 'enerfolge, wir freuen uns vor allem darüber, daß > )ie Aussichten für den Frieden stärker geworden § ind (Lebhafter Beifall und Händeklatschen), daß der ünstige Verbündete, der nach schmählichen: Treubruch »urch mehr als zwei Jahre unsere südlichen Grenzen ;art bedrängt hat, hoffentlich bald aus der Liste i imserer Gegner gestrichen sein wird, und wir so dem § zeißerschnten, ehrenvollen Frieden näherkommen." ! 'Langanhaltcnder lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Unzufrieden mit Holland. Der englische Abgeordnete Hount fragte im Unter laufe, ob das englische U-Boot „E. 17", das vor nniger Zeit außerhalb der holländischen Territorial gewässer Schiffbruch gelitten hat, interniert wor- - Sen sei. Weiter fragte er, ob ein deutsches U-Boot, !' Das anfänglich in Holland interniert wurde, später j mit der Besatzung freigegeben wurde. Balfour beant- i wartete die erste Frage bejahend. Ueber die zweite Frage sagte er, daß die deutschen Seeleute mit ihrem ll-Boot entlassen wurden, weil die holländische Ne gierung nach einer Untersuchung entschieden hat, daß die Internierung des U-Bootes zu Unrecht erfolgt war. Ueber die Entlassung der Deutschen hat Hol land keine Erklärungen abgegeben, die England be friedigen könnten. Ueber die Angelegenheit des englischen U-Bootes „E. 17" sind die Verhandlungen noch im Gange. Der Arbeiter- und Soldatenrat befiehlt dem Heer. Gorkis Blatt „Novaja Schisni" berichtet, die mili tärische Abteilung der Arbeiter- und Soldatenräte habe beschlossen, daß alle in Frankreich stehenden rus sischen Regimenter sofort nach Rußland zurückbesör- dert werden soffen. Bor der nenen Flandernschlacht. Ueber die Vorbereitung der am Dienstag früh iegonncnen Jnfanterieschlacht wird uns noch berichtet: In Flandern setzte an der Großkampffront von l1 Uhr vormittags ab zwischen Kehem und Blan- kartsee sowie bei Passchendaele und Becelaere erneut tarier Artifferiekampf ein, der am Nachmittage in Wechselnder Stärke anhielt. Vom Abend ab steigerte - 'ich das Artilleriefeucr auf der ganzen Front von Heyern bis znm Kanal von Hollebeke zu großer Stärke Md hielt mit besonderem Nachdruck in Gegend von passchendaele ununterbrochen an. Von 6 Uhr 45 vor nittags am 6. Oktober nahm das Fener dauernd zu md ging um 7 Uhr vormittags auf unsere Stellungen )vm Westrand des Houthoulster Waldes bi. ^ sbvoorde m gewaltiges Tromrnelfeuer über, dem starke eng lische Jnfanterieangrtffe beiderseits von Passchendaele md an der Straße Menin—Upern folgten. Der Kampf ist im Gange. Auszeichnungen für die Vorbereitung des Sieges Wie wir hören, sind der Generalmajor Freiherr ». Langermann und Erlenkamp, Direktor des Versorgungs- und Justizdepartements im Kriegsmi- rlsterium, und der Generalmajor Coup eite, Chef des Baffen- und Munitionsbeschasfungsamtes, zu General- eurnants, Oberst v. Wrisberg, Direktor des all- ,«meinen Krtegsdepartements, zum Generalmajor be ordert worden. " Die Reaieruna der Neretntaten Staaten läßt Eine besonders erfolgreiche Unternehmung hat Ka pitänleutnant Ernst Hashagen beendet, der hierbei im Atlantik und Aermelkanal rund 32000 Br.-Neg.-To. feindlichen Handelsfchiffsraums vernichtete. Leider hat die Marine auch einen herben Verlust zu beklagen. Einer ihrer besten U-Bovts-Kvmman- danten, Kapitänleutnant Schneider, wurde bei schwerem Wetter von einer Sturzsee über Bord gespült und tonnte von seiner Mannschaft nicht mehr lebend ge borgen werden. Er wurde auf See bestattet. Außer dem englischen Linienschiff „Formidable" hat Kapitän- ieutnant Schneider 131000 Br.-Reg.-To. Händels- schiffsraum versenkt. Politische Rundschau. — Berlin, 7. November. Ä ! lehn Prozent der Kohlenproduktion beschlagnay- ! n e n, um die Vorräte dann nach den jeweiligen Er« i fordernissen zu verteilen. Deutsche N-Boote dicht au der englische« Küste, l Norwegische Schiffer berichten, daß die deutsche« i Unterseeboote nun dicht an der englischen Küste vperio-^ ! ren. Die aus England in Bergen eingetroffene Bv> > satzung des torpedierten norwegischen Dampfers „Lean- ! der" (3000 Tonnen) erzählt, daß der Dampfer nm »/« Seemeilen von der englischen Küste entfernt vev j senkt wurde. ! Vergebliches Aurenue» englischer Masse». Nach dem Großkampftag am 4. Oktober hatte» ! die Engländer behauptet, jeden Tag den Bewegung« krieg gegen die Deutschen beginnen zu können. Ar» i 6. November, nach über einem Monat fast ununter- : brochener verzweifelter Groß kämpfe ließ der englische ' Führer seine tiesgegliederten dichten Massen immer > noch gegen ein und dieselbe Flandernfront, geM» § ein und dieselben Stellungen anrennen. Mit .unge heuren Opfern konnte der an Zahl vielfach überlegene Gegner sich lediglich den Besitz des Ortes Passchew- daele erkämpfen, den er bereits am 30. Oktober auf kurze Zeit in Händen hatte. Auf der gesamte» übrigen Angriffsfront brach der englische Ansturm zu sammen. Dem starken Trommelfeuer in der Frühe, das sich zeitweise auch stach Norden und Süden ausgedehnt , hatte, folgten starke englische Massenawgriffe gegen unsere Stellungen von südlich Poelkapelle bis einschließ lich Passchendaele, sowie gegen die Höhen von Bece- 1 laere und Gheluvelt. Im ersten Ansturm gelang es dem Gegner unter fortdauernd anhaltendem Trvm-1 melfeuer Passchendaele zu nehmen. In hin- unh her- j wogendem erbittertem Kampfe, wurde der Ort jedoch ' von den deutschen heldenmütigen Flanderntruppe» j wiedererobert. Erst ein erneuter Angriff des Gegner-, « zu dem er gegen Mittag ohne Rücksicht auf Menschen-'^ oerulfte starke frische Kräfte einsetzte, brachte den O»- wteder in seinen Besitz. Jeder Versuch, diesen AG , fangserfolg zu erweitern, schlug sehl. Nachmittag hielt brs rn die Dunkelheit Hinern im Abschnitt Pa» i schendacle besonders heftiger Artillerie- und Jnfa» l terrekampf an, bei dem der Gegner keine weiter«? ? Vorteile erringen konnte. r Der feindliche Angriff gegen Becelaere und GMg velt brach in unserem Abwehr- und Sperrfeuer zu» ! größten Teil bereits vor unseren Linien zusammen. 1 Wo der Gegner an wenigen Steffen eindrinaen könnt» l wurde er durch wuchtige Gegenstöße wieder hinaus j geworfen. Spätere Angriffsabsichten des Gegners wu»s den durch unser wirksames Vernichtungsfeuer vereiteU r Die Elovenen in Friaul. Aubel über die -eutschc Eroberung. Daß die Deutschen und Oesterreicher in dem vonH den Italienern befreiten Gebiete jubelnd begrüßt wuv- k den ist um so verständlicher, als die Bevölkerung ent-Z gegen den italienischen Behauptungen im JsonzogebietzH überwiegend slovenisch ist und im Italiener ihren Tod feind sieht. In allen GebirgSdSrfern wurden daher^ auch Deutsche und Oesterreicher nicht nur bereitwillig^ sondern auch herzlich ausgenommen und ihnen an Wein und Verpflegung gebracht, was die Bevölvs-j rung nur irgend hatte. Die gleiche Stimmung zeiaE sich jedoch auch überraschenderweise noch weiter im.' Lande, im italienischen Friaul. Zahlreiche Leute in den Dörfern hatten in Teutsch- « land gearbeitet und konnten wenigstens gebroche») deutsch sprechen. Biele alte Leute erinnerten daran,Z daß sie noch als österreichische Untertanen geborene wurden. Ein weißhaariger Greis in Nagogna sagte t dem einquartierten Offizier in seiner Sprache: „Ich bin deutsch geboren und habe es immer gewußt, daß H ich auch deutsch sterben würde!" Ueberaff gab die Be- H vöfferung willig her, was sie hatte. Bezahlung wurde H in den meisten Fällen oft mit Entrüstung zurückgewie- ir sen. Die fliehende italienische Armee hat sich keine s Freunde im Lande gemacht. Zu einem italienisch 4 sprechenden deutschen Offizier sagte die Bäuerin, über- i rascht darüber, daß er das dargereichte Essen bezahle» j wollte, er sei der erste italienisch sprechende Soldat, H der nicht stehle. Als über Fagagna deutsche Flieger s kreisten, sagten die Leute auf der Straße: „Das sinh ß unsere Flieger." Ein Soldat, der die Ausrufe verstand, ß machte daraus aufmerksam, daß es deutsche Flieger H seien, aber sie sagten, das hätten sie ja gemeint, sieD wären ja jetzt deutsch. Wenn auch affe diese Aeußeimn- I gen vorsichtig zu bewerten sind und ein großer TeN H des Entgegenkommens als Absicht, die Gustst des Siv- Ä gers sich zu erwerben, gedacht werden muß, so ist diese H entgegenkommende Stimmung doch auffällig genug. Neber dem Geschrei der „Italia irredcnta", mit G dem die italienische Hetzpresse die Welt erfüllte, hatte 4 man allzulange vergessen, daß in Venetien in de» Friauliern eigentlich ein fremder Volksteil imW italienischen Staate steckt,. Der slovenische Ei»- W schlag in den Grenzgebieten ist außerordentlich stm6 k ganz abgesehen von den erheblichen deutschen Einflüsse«^ auf kulturellem Gebiete, die in Friaul das ganze Mit- I telalter hindurch und bis in die jüngste Vergangen« heit hinein sich geltend machten.