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—— — /- — Kkiüyr Ml WGrn-ZkliMG Nr. 288 Dienstag den 6. November 1817 abends 83. Jahrcang Grotz« Ha«»tquartier, 5. November lS!7. Westlich« Kriegsschauplatz. 2« Flandern war die ArttUerirtätigkeit nach unsich tigem Welter gestern abend lebhaft, vornehmlich an der Psernirderung. Nacht« lag dort und auf dem Kampf- gelände zwischen dem Houthoulster Walde und dem Kanal Lomlnes—Ypern heftige» Störungsseuer. Mehrfach stieben englische Llkundungsabteilungen vor. Sie wurden überall zurückgeschlagen. Bet den anderen Armeen war infolge Nebels die Ge- fechtrtätigkeit im allgemeinen gering. vestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Mazedonische Front. Nach tagelanger, auch gestern andauernder starker Feuervorbereitung zwischen Vardar und Dosransee griffen englische Bataillone südlich von Stoijalowo an. Der Ansturm brach verlustreich und ergebnislos vor den bul garischen Stellungen zusammen. Italienische Front. Deutsche und österreichisch ungarische Divisionen haben sich am mittleren Tagliamento den Uebergang erkämpft und sind im weiteren Vordringen. Den dort geschlagenen italienischen Brigaden wurden über 6000 Gefangene und eine Anzahl Geschütze abgenommen. Der Erste General-Ouartiermetster. Ludendorfs. Scherz und Ernst. tf. Lampflashmge in der Grossstadt. Vor Jahres frist führte die Transportzentrale beim Oberkommando i. d. M. in Berlin einige Dampflastzüge ein, diese haben fich sehr gut bewährt. Nennenswerte Unfälle haben sich nicht ereignet. Um eine Wiederholung der Mißstände in der Güterabfuhr im kommenden Winter zu vermeiden, sotten daher die Lastzüge in größerem Umfange verwendet werden. Durch die Landwirtschasts- kämmer wurden die Dampflokomobilenbesitzer aufgefor dert, die im Winter sttNstehenden Antriebsmaschinen für Dampfpfüge nach Berlin zu schaffen, um hier als Zugkraft für Rott- und anderes Lastfuhrwerk Ver wendung zu finden. '5 «neryorter Kindesraub. In Mikultschütz war das drei Wochen alt« Kind der Januschewskischen Eheleute plötzlich verschwunden. Nach langer Zeit wurde als Kindesräuberin die verehelichte Gruben- arbetterin Czhbra aus Schomberg, deren Mann im Felde steht, ermittelt. Das Kind war wenige Tage nach der Wegnahme gestorben. Als Todesursache > nrde die Wegnahme des Säuglings von der stillenden Mutter festgestettt. Die Czhbra hat das Kind weggenommen, um sich in den Besitz des einmaligen Stillgeldes von 650 Mark zu setzen. Beim Standesamt hat sie sowohl die Geblirt als auch den Tod ihres angeblich eigenen Kindes beurkunden lassen. ** Mehr Höflichkeit.' Das schlesische Generalkom mando ersucht die Stadt- und Landgemeinden, dahin zu wirken, daß ihre Angestellten im Verkehr mit Krte- oerfrauen und Kriegermüttern die größte Rücksicht üben. Ein ähnliches Ersuchen erging an die Kaufleute und HMsrbetreibenden. tf. Muscheln als Rahrungsmtttcl. Nachdem die Krabbenfischerei an der Küste nunmehr aufhört, wird in den nächsten Tagen die Muschelfischerei wieder aus genommen werden. Außerdem werden aus dem Aus land« erhebliche Mengen an Muscheln etngeführt wer den; die ausländischen Muscheln waren im vorigen Winter zum Teil nicht sorgfältig ausgesucht; deshalb wird in diesem Jahre mu besonderer Sorakalt auf den Einkauf guter Qualitäten ge.)ai.e.i, ^e Muschel- vonserven-Herstellung, die im vorigen Jahre, be^or die Ueberwachungsstette für Seemuscheln ihre Tätig keit aufnahm, so unerfreuliche Blüte gezeigt hat, ist in diesem Jahre fast ganz verboten worden. Nur an einigen Plätzen, wo die Muscheln frisch nicht abtrans- porttert werden können, darf in ganz geringem Maße unter strenger Aufsicht konserviert werden. Der Preis der Muschel wird für »in Pfund nicht mehr als 20 Pfennig betragen. tf. Strandausternwurst Ein neues Nahrungsmittel wird vom Krtegsernährungsamt angekündigt. Man hat entdeckt, daß die in West-Schleswig und anderen Teilen der Küste vorkommende Strandauster oder Piepauster an der Küste stark verbreitet ist. Die Strandauster, die sich unter deni Namen Elam in Amerika großer Beliebtheit erfreut, wird frisch nicht gut abgesetzt wer den können. Es sott aus ihr ein« der Leberwnrst ähnliche Wurst hergefwttt werd««. ** 100 Liter Petroleum al» Finderlohn. An ver schiedenen Orten scheint noch reichlich Petroleum vor handen zu sein, wie folgende Anzeige der „Lötzener Zeitung" vom 30. Oktober beweist: „50 Mark Beloh nung und 100 Liter Petroleum demjenigen, der die auf dem Wege Pietzonken—Sulimmen—Lötzen ver lorene Handtasche mit allem Inhalt wiederbringt. R. G." ** Bon einem Hochz^. mgen überfahren wurde in Osnabrück ein sechsjähriger Knabe des im Felde stehen den Gastwirts Wilhelm Kraus. Der Kleine wurde so schwer verletzt, daß er an innerer Verblutung starb. Z7 Gcwinnrückzahlung im Konkurs Kupfer. In einer gerichtlichen Entscheidung im Konkurs Kupfer wurde festgestellt, daß jene Einleger, die Gewinnanteile empfangen haben, zu deren Rückzahlung verpflichtet sind. Die Tochter des Geheimen Kommerzienrats Kör ting ist zur Herauszahlung der empfangenen Gewinn anteile in Höhe von 169 000 Mark verurteilt worden. „Kriegsstrafen." Wegen Zuwiderhandlung gegen Vorschriften zur Sicherstellung der Volksernähruug sind in der Zeit vom 1. Oktober 1916 bis zum 30. September 1917 nach einer amtlichen Zusammenstellung in Preu ßen 189 806 Strafbefehle und 23 302 Urteile rechtskräftig geworden. Man nimmt an, daß das An wendungsgebiet des Strafbefehls noch weiter wachsen wird. Lokales. A Postverkchrs-Merkblatt. Ein neues Merkblatt über den Postverkehr mit den Kriegs- und bür gerlichen Gefangenen im Auslande ist auf- gestellt worden. Es hängt in den Schaltervorräumen der Postanstalten aus und wird auf Wunsch von der Geheimen Kanzlei des ReichS-PostamtS kostenlos zn- aelandt.