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WSWW! «WM« Weißmtz-Ieitung 83. Jahrgang Dienstag den 6. November 1917 abends Nr. 258 Inserate werden mit 20 Pf., solche aus unserer Amtshculptmannschaft mit 15 Pf. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zelle 4» bez. 35 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechenoem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 50 Pf. Die / -Weih «ritz. Zeitung« ' erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich einschl. Zuträgerge- bühr M.2.40,zweimonat lich M. 1.60, einmonat lich 80 Pf. EinzelneNum- mernlOPf. AllePostan- > ", 44^ »SS «s Ajcha ftr IPMM, WMtltrü LII Amtsblatt für Lie Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mir die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. vertliches vnd Sächsisches. Dippoldiswalde. Kirmeß, sonst der allumfassende Inbegriff des leckeren Genießens de» reichen Erntesrgen«, hat in unseren Tagen an seiner materiellen Bedeutung eine starke Einschränkung erfahren. Auch die Zusammen kunft der Familienglieder von nah und fern ist durch den Krieg sehr erschwert, sa in vielen Fällen unmöglich ge worden. Aber treu geblieben sind diesem Feste außer den kirchlichen Anordnungen zwei weltliche Gebräuche: das Gesangvereinskonzrrt am Kirmeßsonntag und das Militär konzert am Montag. Hatten am Montag viele Andäch tige den Weg zum Festgottesdienste gefunden, so erfreuten sich auch beide Konzerte eines zahlreichen Besuchs. In den früheren Jahren hatte der Männrrgesangverein die Veranstaltung de» Kirmeßkonzerts auf seine Schulter allein genommen. Durch die Einberufung vieler Sänger waren die drei hiesigen Sängergruppen auf den zeitgemäßen Gedanken gekommen, sich zusammenzuschlirßen und so die entstandenen Lücken ergänzend zu füllen. Diese Bereini gung der vorhandenen Sangeskräfte hat sich trefflich bewährt, wie die Männerchöre bewiesen. Mit größter Aufmerksamkeit folgten die Sänger der zielbewußten, kunst- gerechten Führung ihres bewährten Ltedermetster», des Herrn Oberpostassistenten Lehmann, und setzten alle ihre Kräfte rin, um die schönsten Erfolge zu erzielen. Biele Abende schwieriger Uebungen mögen oorangegangen lein, und es ist erfreulich, daß auch die Sänger da» deutsche Durchhalten bewahren. Freudige Aufmerk samkeit und dankbare Anerkennung fanden die Lieder, die der Kirchenchor unter Leitung des Herrn O. Schmidt aufs trefflichste zu Gehör brachte, und eine angenehme Abwechs lung zwischen den Gesangsoorträgen brachten die mit künstlerischer Virtuosität und zarter, einschmeichelnder Ton gabe vorgrtragenen Trompetensolls drs Herrn Musik meister-Aspiranten Schäfer—Dresden. — Das Militär konzert des Musikchor» des l. Ersatz-Bataillons des 2. Grenadier Regiment» Nr. 101 unter Leitung des Herrn Feldwebel Reiche am Montag in der „Reichskrone" bot der Guten und Schönen aus den Schätzen der besten Komponisten sehr viel und in bester und exaktester Aus führung, wie wir es seit Jahren von dieser Kapelle ge wöhnt sind. Ganz besondere» Wohlgefallen fand das BiUinsolo „Kanarienvogel" von Polikin. Herr Bernhardt, schon von früherher hier als Virtuo» geschätzt, wußte da bet so glockenhelle Flagroletlöne heroorzumubern, daß man glaubte, feine Btoline habe sich in einen echten Harzer Roller verwandelt. Aber eins wurde in diesem Konzert von den Besuchern unangenehm empfunden, nämlich daß der Papiermangel die Konzertleitung genötigt hatte, nur wenige und dazu noch verschiedene Programme auszu geben. So hörte der eine Teil des Publikum» „Zampa" al» „Fra Diaoolo" und „Hoffmann» Erzählungen" als „Lohengrin" an, und der Schlußsatz war kein Friedens- botenmarsch und ein Tylophonsolo gleich garnicht. Solche Täuschungen dürfen in einem guten Konzert nicht Vor kommen, oder sollte irgend ein Kobold dabei die Hand im Spiel« gehabt haben? — Durch den städtischen Forstaurschuß gelangten am vergangenen Sonnabend abermals 65 Raummeter Brennholz durch das Los zur Au,gäbe, sodaß nun über 360 Raummeter an di« hiesige Einwohnerschaft ge- fiefert worden sind Laut Anmeldungen sind noch einige 70 Raummeter zu liefern,- man hofft, diese noch schassen zu können und wenn möglich, diesen Monat noch zu liefern. — Auch der Bezirks-Lehrerverein hat am 3. November eine schlichte Feier de» 400. Rtformations- tage» gehalten, indem Herr Oberlehrer Eidner einen Bor trag hielt über: „Die Bibelübersetzung Luther» in ihrer Bedeutung für die Entwickelung der neuhochdeutschen Sprache." Herr Lehrer Günther gab hierauf als Bor- sitzender den Jahresbericht, nach dem der Verein 9 l Mit glieder (3 Direktoren, 8l Lehrer und 7 Ruhesiändter) zählt. 27 davon sind im Felde. Nach der Rechnungsablegung de» Herrn Lehrer Nagel betrug di« Einnahme 2629,06 M. und di« Ausgabe 2599,50 M. Als Borstand wurden die Herren Günther, Weschke, Nagel wiedergrwählt. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 3. Dekade Oktober 1917: Vereinigte Meißeritz: b-ob. 14, norm. 19, Abwchg—5, Ehrentafel Sa IMk Mtlktii ml dm. Au» der Verlustliste Nr. 458 der Köntgl. Sächs. Armee. Bürger, Otto, Hänichen, l. o. Hauptmann, Arthur, Wilmsdorf, ins. Unf. gest. Lohse, Otto, Falkenhain, ins. Krankh. i. ein. Laz. gestorben. Pietzsch, Hugo, Dippoldiswalde, bish. verm., ist gefalle«. Schramm, Paul, Dippoldiswalde, l. v., b. d. Tr. Stenzel, Martin, Kipsdorf, l. v-, b. d. Tr. Wilde Weißeritz: beob. 20, norm. 22, Abwchg. —2, Rote Weißeritz: beob. 22, norm. 22, Abwchg. >0, Müglitz: beob. 28, norm. 22, Abwchg. -j-6. Dresden. Rechtsanwalt Justlzrat vr. Bondi in Dresden hat anläßlich eines Familienerinnerungstages der Stiftung Heimatdank 5000 M. mit der Bestimmung zugewendet, daß sie dem bei der Stiftung Heimatdonk bestehenden Fond für Kriegsblinde zugesührt werden. Möge der schöne Brauch, an Familienfesten auch drrir zu gedenken, die für Haus und Herd Leben oder Gesundheit geopfert haben, immer weitere Verbreitung finden. Chemnitz. Nach zweijähriger Pause wurde der Chemnitzer Schloßteich gefischt. Die Aussischung ergab »»gesamt rund 38,5 Zentner Fische, darunter reichlich 25 Zentner Karpsen, 3,5 Zentner Schleien, über 9 Zentner Weißfische, 30 Pfund Hechte und 15 Pfund Aaaie. Meerane. Während der Nacht wurde im städischen Schlachthos ein Einbruch verübt. Ls wurden I Zentner Rindfleisch und l/2 Zentner Schweinefleisch von den für die Militärurlauber bestimmten Fleischoorräten gestohlen, Von den Tätern fehlt noch jede Spur. Plauen. Die Berliner Polizei hatte Kenntnis davon erlangt, daß Goldauskäufer 2990 M. deutsches und 330 österreichische« Goldgeld bei einem hiesigen Kaufmann untergebracht hatten. Das Geld ist jetzt von der hiesigen Polizei beschlagnahmt worden. Zittau. Der Siadtrat hat sich, nach dem Vorbilde anderer Städte genötigt gesehen, zur Ersparung von Heiz- stossen von Anfang November ab bis Ostern 1918 das Gebäude der zweiten Bürgerschule außer Betrieb zu setzen und die Klassen dieser Schule in den übrigen drei evan gelischen Bürgerschulen mit unterzubringen. Bautzen. Au» Anlaß de» 50jährigen Bestehens der Firma Gebr. Weigang, lithogr. Anstalt und Buntpapier fabrik, spendeten Frau Kommerzienrat Weigang 50 000 Mark, Rudolf Weigang 50000 M. für die Pension,kasse der Firma, 50 000 M. zu einem Stadtpark, 5000 M. für den Hetmatdank und 5000 M. für das hiesige Artillerie- Regiment. Außerdem erfolgten eine Reihe kleinerer Spenden in Höhe von 1000—5000 M. Brauchen wir einen Säuglings- und Kleinkinderschutz? Krieg führen heißt Raubbau treiben. Ein Blick in das. Leben aller kriegführenden Staaten beweist uns die». Leider erstreckt sich dieser Raubbau nicht nur auf die wirt schaftlichen Bestände, sondern auch auf die Volkskrast. Die Verluste des Schlachtfeld?» sind nicht nur ein Quell bitteren Leides für die Familien, sondern auch schwerster Besorg nisse für den Staat. Keine Zelt mahnt so eindringlich wie die Gegenwart, daß in der Erhaltung und Kräftigung unsere» Nachwuchses da» vornehmste Mittel gegeben ist, unserem Vaterlande einen dauernden Bestand in den Stürmen der Zukunft zu grwährleisten. Darum ward au» den Nöten des Weltkriege» heraus der Gedanke geboren, daß e, für unser deutsches Volk ein Gebot der Selbsterhaltung sei, da, bisher arg vernachlässigte Feld der Säuglings- und Kleinkinderfürsorg« «unmehr kraftvoll und planmäßig zu bestellen. Wieviel es hierbei zu tun gibt, lehrt di« R«ichsstatistik in wahrhaft erschreckend«» Zahlen: die Säuglinge bilden etma d-n vieezigs«,» T«il der Grsamibevölkerung, unter den Toten aber mehr als den vierten Teil. Ihre Sterb lichkeit ist demnach zehnmal so groß al» die Sterblichkeit der Erwachsenen. Bisher glaubte man sich damit trösten zu dürfen, daß die Sterblichkeit der jungen Menschenkinder eine natürliche Auslese zur Verbesserung des Menschengeschlechts darstelle; ein Grundsatz, der recht lebhaft an das grausame Sparta erinnert, da» nur die Gesunden und Kräftig«« am Leben erhielt, die anderen aber zu einem sofortigen Tode ver urteilte. Diese Ansicht war aber falsch. Wäre da» Gesetz der natürlichen Auslese richtig gewesen, so hätten di« Gegenden mit größter Säuglingssterblichkeit, also größt» Auslese, besonders krästige und gesunde Erwachsene auf weisen müssen. Die Wirklichkeit zeigt an Hand der Milttärtauglichkeit das genaue Gegenteil. Dagegen hat die Statistik einwandfrei etwa« ganz andere» nachge- wiesen: daß der Würgengel vor allem Flaschenkinder heim lucht, während die Brustkinder sich gesund und krästig ent wickelten. Die Kinder werden fast ausnahmslos gesund ge boren. Ihr frühes Sterben ist auf durchaus vermeid- bare Fehler in der Ernährung und der Pflege zurück- zufüyren. Unsere Aerzte haben im Verein mit Sozialpolitikern die Grundzüge sür eine Erfolg versprechende Säuglings- - und Kleinktndersürsorge seit langem schon sestgestrllt. Krieg dem Tode unserer Jüngsten! So lautet der Wahl spruch, den uns die Not unseres Volkes ans Herz legt. Aber auch zu dieser Kriegführung gehört Geld, Geld und abermals Geld. In dieser Tatsache ist die große Bedeutung der Landessammlung begründ«», die am 16., 17. und 18. November überall in unserem Sachsenlande erfolgen soll. Möge diese Erkenntnis die Herzen össnen und mit den Herzen die Hände! Kirchen-Nachrichten. Mittwoch den 7. November 1917. Bärenfeks. Abends 1/28 Uhr Kriegsbrtstunde im Echwesternheim. Reinhardtsgrimma. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde und heilige Abendmahisseier. Sadisdorf. Abends 8 Uhr Jungfrauenveretn. Donnerstag den 8. November 1917. Kreischa. Abends 8 Uhr: 141. Kriegsbetstunde. Possendorf. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer Nadler. Scheilerhau. Vormittags 10 Uhr Wochenkommunion. Freitag den 9. November 1917. Sadisdorf. Abends 8 Uhr Frauenverein. Letzte Nachrichten. Neue v-Boots-Erfolge. Berlin, 5. November. (Amtlich) In der nördlichen Nordsee wurden neuerdings von einem unserer Untersee boote 5 Dampfer versenkt, 4 davon wurden aus Gelett- zügen, die zwischen Norwegen und England fuhren, herau»- geschossen, der fünfte der vernichteten Dampfer war be waffnet und fuhr einzeln unter Sicherung. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Ein Einheits-Holzschuh in der Schweiz. Bern. Der Bundesrat hat dem Milttärdepartement die Vorbereitung zur Einführung eines möglichst billigen Holzschuhes übertragen. Zu diesem Zwecke wurde ein« unter Oberaufsicht des Militärdepartements stehende Aktien gesellschaft mit einem Kapital von l Million Franken in» Leben gerufen. Ihre Hauptverpslichiung ist, keinen Ge winn zu machen. Ein Kronrat kn Berlin. Berlin, 5. November. Heute hat unter Borsitz de« Kaiser» und Königs «ine Kronratssttzung stattgefunden, an welcher außer ven preußischen Staatsministern und den Staatssekretären der Reich,ämter u. a. auch General feldmarschall von Hindenburg, General Ludendorff und der Chef des Admtralsiabes der Marine von Holzendorsf Teilnahmen. Der Zustand ist kritisch. Berlin, 5. November. Im „Daily Telegraph" vom 2. schreibt der Miliiärberichterstatter über den italienischen Zusammenbruch: Die Niederlage de» italienischen Heere» und sein Rückzug auf di« Tagliamentolinie haben «inen