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Die Frauenrechtlerin. Roman von Heinrich Köhler. <21. Fortsetzung.) ,ier- > reibt „«as treibt diese junge Dame eigentlich^ womit beschäftigte Ne sich?" fragte Mister Brown. „Eie geht viel in die Museen, und wo e- etwa» Schönes zu sehen gibt. Auch liebt sie die Svazi gänge in der freien Natur, und die übrige Zeit schm sie- Ach glaube, es werden Wohl Nomone sein." „Romane? Ha, Hal Mag Wohl eine seltsame Sorte sein! Wie kommen Sie denn hier du Hause «it ihr au«?" „O, ich mit ihr ganz gut? sie ist immer sehr freund, ttch zu mir, ich merke, daß sie mich gut leiden mag." „Wer sollte Gt« nicht leiden können, zarte Lilie?" „Meine Mama ist freilich nicht sehr gut auf sie zu sprechen, sie sagt, e» täte ihr leid, daß wir fie ins Ham» genommen. ES nähme kein gutes Ende mit Vie sah sich plötzlich erschrocken um, und ihr Gesicht zeigte einen verlegenen Ausdruck. „Ach, was spreche ich da! Denken Sie nicht, daß ich Schlechte» von ihr sagen will. Ich nehme ja immer ihre Partei." „Seien Sie unbesorgt, ich habe nicht» gemerkt. Also Ihre Mama «eint, «S würde kein gute» Eud« mit Hr nehmen? Inwiefern?" ,Megen ihrer seltsamen Ansichten. Ach glaube, ste kann die Männer nicht leiden, und doch rancht ste in ihrem Zimmer immer Zigaretten." „Allerdings ein höchst seltsamer Widerspruch," be merkte Mister Brown lächelnd. Lili öffnete das Instrument. ,Mollen wir nun nicht anfangen?" Der Ingenieur nahm den Platz vor dem Piano ei«, Lili stellte sich daneben. „SS handelt sich heute also nur noch darum, da» Stück einige Mal« gründlich durchzuspielen," sagte fie, „damit vnr sehen, daß «» sicher geht. Also bitte, sangen Sie au." Mister Brown tat es. und es ging ganz gewandt Einige Male unterbrach sie ihn, um ihn noch auf etwas aufmerksam zu machen. Bei einer Stelle, wo er hart näckig den Fehler wiederholte, zog sie einen Stuhl neben den seine« und macht« ihm den Griff vor. Im Eifer des Demonstrierens streifte ihr blondes Haar sein Ge sicht, uud über ihre Züge legte sich ein lebhafter ro siger Schimmer. Mister Brown ergriff Plötzlich die Hand, die vor ihm auf den Tasten lag und sah dem Mädchen mit einem warmen Blick in die Augen. „Meine holde Lilie," sagte er mit seinem humo ristischen Tone, aber es klang ein leise» Bebe» darin, „tih habe Sie gefangen, was meinen St«, wen« ich Ste nun hesthalte?" Sie ließ die Hand ohne Widerstand in der sei««, aber tu dem vollen Blick der großen blauen Augen, der mit leiser Schelmerei zu chm ausatng, lag die ganz« Unbefangenheit eine» kindlichen Gemütes. ,F), Tie werden sie schon wieder sreigeben müssen, was sollten Si« auch damit ansangsn?" sagt« ste harmlos. Der Jr^enieue führt, di« Hand leicht an seine Sippen und ließ ste lo». Dann stand er schnell ans. „Nun, wollen Si« das Miserere nicht »och ein mal durchspielen, Herr Brown?" „Nein, e» ist mir augenblicklich selbst etwa» mise- «bel zu Mut*," antwortet» er, „lassen wir e» genug sein des grausamen Spiels." „ES ist hier im Zimmer etwas warm, das wird «s sein," sagte Lili ahnungslos. „Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?" Er lachte kurz auf. „Nein, ich danke, es ist nicht nötig. . Es geht auch ohne eine kalte Douche. So wäre denn der Kursus beendet, meine gestrenge Lehrerin, nun machen Sie mir Ihre Rechnung." „Die Stunde kostet eine Mark" — sie zog ihr Notizbuch aus der Tasche, und die ernste Geschäft», miene, mit der sie darin blätterte, gab ihr eineu neuen Reiz — „fünfzehn Stunden haben Sie genoß» men." > „Voll — das Geld lassen Ste nur durch den Ge richtsvollzieher eintreiben, ich bezahle mein« Schulden i niemals freuvtllig. Adieu, holde Lilie! Wenn mich i jemand fragt, ob das Unters chtnehmen bei Ihnen zu «uchfehlen sei, dann werde ich sagen, daß vier Wochen vollständig hinretchen, um guch bet der ge- sundesten Veranlagung die ganze Seele so voll Moll- töne zu bekommen, daß man in Molltöne zerschmelzen i möchte." Er ging, während das Mädchen in seiner Unbe- ! fangenheit lachte — so ein silbernes, feines Lachen i wie von Grazien «nd Elfen. Mister Brown lachte ! auch — draußen auf dem Flur — nur klang es etwas ! sonderbar, nicht so wohltuend treuherzig wie sonst, i Und dazu nannte er sich dreimal einen Esel, als ob das eine Beschwörungsformel wäre. Al» Lili nachher ! an ihren Notenheften ordnete, sand ste dazwischen einen Briefumschlag, auf dem ihr Name stand. Ein Aünfzig- ! markschetn lag darin — soviel hatte es Mister Bxown > «kostet, sein Herz zu verliere«. so!§s ! i ! Aus aller Wett. * * «ine Perlenkette Mr Mark verschwun- : ven. Auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin gab ! Reisetasche in Verwahrung. Noch auf dem Bahnhof - eine Dame unmittelbar nach ihrem Eintreffen ihre ! bemerkte ste, daß ihr der Gepäckschein abhanden ge kommen war. Ms sie ihren Verlust anmeldete, hatte «in Mann die Tasch« bereit» abgeholt. Dies« enthielt u. a. eine Kette au» großen Weißen Perlen im Werte ! von 100 000 Mart. " «ine Ara« at* Bankräuber. In einem Essener ' Bankgebäude wurde der Bureaulehrling Fritz Dahlhoff aus Werden, der für seine Firma 2000 Mark ab- ! geholt hatte, von einer weiblichen Person ersucht, noch . einmal zurückzugehen. Al» er den Eingang der Bank ! betrat, öffnete die Frau ein« zum Keller führende ! Tür, stieß den Jungen hinab und nahm ihm unter Bedrohung mit einem Revolver das Geld ab. Dann > sperrte sie ihn in einem Kellerraume ein, au» dem ! er erst nach einiger Zeit von dem Pförtner befreit wurde. * * Schlimm« Folgen eines Mävchenstrciches. In l Königsberg fand Kapitän Guttowski vom Dampfer „Schwalbe" in der Mannschaftskajüte 4 Leute von der Mannschaft leblos vor. Bei dem Sohn des Kapitän», Ernst Gutkowskt, und dem Heizer Kirchhoff blieben Wiederbelebungsversuche erfolglos. Junge Mädchen hatten aus Dummheit, uni einen Spatz zu machen, von draußen das Abzugsrohr des geheizten Ofens mut willig mit Holzwolle und Papier verstopft. * * Ten Berbreunungstod erlitt in Wettmar die § 67 Jahre alte Mutter des Sägewerksbesitzers Bartels. ! Die alte Frau wollte aus dem Keller trockene Säg«- ! späne holen und zündete sich dabei ein Streichholz an; durch einen unglücklichen Zufall kam die Frau dem Streichholz zu nahe, so daß ihre Kleider Feuer fingen. Nach mehreren Stunden qualvollen Leidens ist di« Frau gestorben. * * «eberfall in» GeMngni». Im GerichtSgefängniS zu Elbing überfiel der zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilte Einbrecher Mahnke den Gefangenenauffch« Sieg mit einem Schustermesser und verletzt« ihx tödlich