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k fülle zu verzeichnen waren. U und bewies da- Fräulein, nicht vom Unterricht- Tante?" i. - er um „Weil meine Mutter für die Familie feine Wäsche besorgt, und ich diese manchmal hingebracht habe." „Ach so — das ist freilich sehr natürlich. Aber sagen Sie mal, kleine Elm, sollte der junge musik- heklissene Mann nicht in eben dieser Etaenschäst Ihrem sind ja alte Bekannte." . Das Mädchen lächelte freundlich mit, daß es nicht ungnädig war. „Sie sind Klavierlehrerin, »nein wahr?" „Ja." „Und kommen gewiß auch gerade geben?" ,La-" „Aus dem Institut Ihrer Frau Lili mußte abermals lachen über den wunderlichen Kauz, es war ein reizendes, silbernes Lachen. „Und wann will Ihr Schüler seinen Unterricht beginnen?" „Je eher, desto besser, also sagen wir »norgen, wenn es Ihnen recht ist." „Dann bitte ich »norgen nachmittag gegen Abend, fünf Uhr." Die Frauenrechtlerin Roman von Heinrich Köhler. (12. gortjetzung.) „Weil, werde kommen, das heißt der Schüler." „Und meine Wohnung ist —" „Es wird am praktischsten sein, wenn ich gleich mitgehe, dann weiß ich den Weg genau," sagte Mister Brown, „notabene, wenn meine Begleitung Ihnen nicht unanaenebm iü." „Wegen Ihrer Wahlverwandtschaft natürlich — er doch musikalisch." „Musikalisch ist er freilich, aber im übrigen geht mich durchaus nichts an." „Gott, Sie kleine Unschuld! Woher kennen Sie ihn denn?" „Trinken Sie, mein blonder Rafael, und vergessen Sie die Sorgen um die Kunst. Glück! Glück! Das ist's doch nur, das muß der Mensch haben, hier wie überall. Aber das Glück ist eben ein seiles launisches ,, Weib. Das Glück flieht, wenn man es sucht, und ; L kommt unerwartet über Nacht, wenn man nicht daran l denkt." „Wenn ich nur auf die richtige Idee käme, die j l ich mit voller Seele ergreifen und durch meinen Pinsel , , gestalten könnte," sagte der Maler sinnend. „Ich fühle L ») die Kunstbegeisterung in mir, es ist, als müßte ich M Gutes zu leisten imstande sein, aber ich muß etwas M haben, das mich gänzlich in Anspruch nimmt, das all ff mein künstlerisches Können zusammenhült. — Ein Sujet! ein Sujet!" ts. Lie „Flugtrankheit". Die Seekrankheit ist etwas uraltes, dön Bergfreunden ist auch die Bergkrankheit . nichts unbekanntes. Einem Italiener war jetzt die Ent- „ deckung der „Flugkrankheit" Vorbehalten. Ter tta- lienische Ingenieur Guido Guidi, der gegenwärtig als i Fliegerosfizter Dienste tun, stieg kürzlich in zwei Stun- s den 7950 Meter hoch, damit, wenn wir nicht irren, eine Höchstleistung vollsührend. In einer Höhe von - über 6000 Meter sand der Flieger eine Temperatur von s 32 Grad (?) unter Null. Als er die genannte Höhe er reicht hatte, wandte er sich stracks zu Boden und . kam in knapp 10 Minuten wieder aus der Erde an, wobei wieder eimnal die alte Wahrheit sich erfüllte, daß man rascher fällt als steigt. Auf der Erde aber waren etwa 15 Grad über Null. Die Folge des Sturzes waren merkwürdige Krankheitserscheinungen, die äußer lich vollkommen der Seekrankheit ähnlich waren. Die rasche Verschiedenheit des Luftdrucks erzeugte einen so merkwürdigen Blutandrang, daß der Flieger sich alsbald in ärztliche Behandlung begeben mußte. Zuerst begann es, wie er später schilderte, mit Ohrensausen, stechendem Kopfschmerz und allerlei Uebelkeit. Hinzu ' „Ich liebe nun einmal das Wehmütige," antwor tete der alte Mann mit einer kläglichen Miene, die seine Worte vollkommen bestätigte. „Mein verfehltes Leben hat mich dahin gebracht. Und ist denn diese Welt nicht — miserabel genug? Aber ich sehe Wohl, Sie halten Ihr Versprechen nicht. Und wenn Sie mir eine heimliche Freude machen wollten, dann wäre es doch hohe Zeit. In vier Wochen ist mein Geburtstag." Darauf verließ er mit einem vorwurfsvollen Blick auf seinen Mieter und einem freundlichen auf den jungen Maler das Zimmer. „Ich glaube, der Alte quartiert mich wirklich näch stens aus," sagte Mister Brown lachend, „ich werde mir eine Drehorgel anschaffen müssen, damit ich mein Versprechen einlöse." Er plauderte noch eine Weile mit dem Maler, setzte dazu Zigarren auf den Tisch und entkorkte eine Flasche Wein. Z «rrrege» w dem „indischen Paradies", besonders in s den durch Pilgerfahrten berührten Orten herrschen. Sanz nebenbei wird dann angesichts der schrecklichen Zahlen bemerkt, „ein Eingreifen der Regierung sei Nlgestchts des Umsichgreifens von Tuberkulose, Cholera Pest, Pocken und Malaria unter der Bevölkerung sehr notwendig". Im Jahre 1915 starben allein in den Seretntgten Provinzen 90 508 Menschen an Cholera, zegen 30000 im Jahre 1914; im Pedschab erlagen 1915 13196 Menschen mehr den verschiedenen Seuchen rls je seit 1903 in einem einzelnen Jahre Todes „Sic werden es schon finden, kalkuliere ich, ich helfe Ihnen frühen, verlassen Sic sich darauf." „Hätte ich nur ein Sujet!" sagte der Maler, in dem der ungewohnte schtvcre Wein zu wirken anfing, noch einmal verzweifelt. Indem klopfte es an die Tür, und Nosa, einen Brief in der Hand, trat ins Zimmer. „Was meinen Sie zu diesem?" fragte Mister Brown amüsiert. „Einen kleinen Sparren habt ihr Künstler doch alle," setzte er lachend hinzu. „Bleiben Sie mal so stehen, nur ein Weilchen, mein Fräulein," sagte der junge Mann, indem er sein großes Notizbuch hervorzog. „Als Hebe - vortrefflich!" „Und mich etwa als Ganhmed daneben," meinte der Ingenieur, „das wäre ein Bild!" Der Maler klappte sein Buch zu. „O, Sie verspotten mich," sagte er empfindlich „Nein, aber ich liebe einen harmlosen Scherz. Aber was haben Sie denn da, kleine Eva?" „Rosa, wenn ich bitten darf," sagte diese. „Ich verwechsele das jedesmal." Er steckte den Bries in die Brusttasche. „Sagen Sie mal, Evchen, was macht der junge Börner?" Diese zeigte ein schnippisches Gesicht, welches zu dem kleinen Stumpfnäschen ganz vortrefflich Paßte. „Warum fragen Sie gerade mich das, Mister Brown?" f t trat eine überraschende Müdigkeit, die es ihm kaum 4 gestattete, die Fahrt zu beendigen. Als er auf dem Boden angelangt war, versank er sofort in einen k 1' tiefen Schlaf. Die italienischen Aerzte sind sich über si.'i die Krankheit selbst nicht einig; aber über den Namen ist wenigstens eine Einigung zustande gekommen: „male M. degli aviatort", zu deutsch: Fliegerttbelkeit. »Ja»" ,Ast eine dumme Art, so zu fragen, meine Miß, Sie halten mich am Ende für einen Kriminalbeamten, Detektiv oder dergleichen. Ich bin nichts weniger als das, ich frage nur eben, weil ich einen Schüler habe, der Unterricht an passender Stelle im Klavierspiel nehmen möchte." „Ah so — und Sie wollen die Bedingungen wegen des Honorars wissen?" „Wegen des Honorars? hm, nein, das weniger, das wird ja Nebensache sein." „Eigentlich bildet es sonst bei allen Nachfragen immer die Hauptsache," meinte Lili mit lächelnder Naivetät." „Ist es so?" sagte Mister Brown heiter, glaub's allerdings. Aber hier trifft die allgemein Regel nicht zu, es handelt sich um einen besonderen Fall. Sagen Sie, das Musiktnstttut Ihrer Frau Tante ist doch Wohl nur für weibliche Schüler?" „Wir haben auch mehrere Knaben da." .^Knaben — hm, ja! Mein Schüler ist nun aber schon ein etwas großer Knabe, würde nicht recht da hin Passen, geben Sie nur im Institute Unterricht, mein Fräulein?" „Ick) habe auch einige Schülerinnen bei mir im Hause, es sind zum grüßten Teil Anfänger, wie ich auch bei meiner Tante vorläufig nur in der Elementar- klasse unterrichte. Den höheren Unterricht — Metho dik, Harmonielehre re., gibt meine Tante selbst. Wenn daher Ihr Schüler schon ein älterer ist —" „Ein Anfänger, durchaus ein Anfänger — äußerst elementar," sagte Mister Brown humoristisch, „bis zur Methodik und Harmonielehre wird er's im Leben nicht bringen. Viel Talent kann ich Ihnen überhaupt bei ihm nicht versprechen." Lili lächelte. „Wir haben nur wenig wirklich talent volle Schüler," sagte sie offen. „Dann mag das Unterrichtgeben eine schöne Quä lerei sein," meinte Mister Brown. „Aber nun sagen Sie, würden Sie Wohl im Stande sein, meinem Schüler in vier Wochen schon etwa? Ordentliches beizubringen?" „In vier W: hen — und wenn er kein Talant hat — ? sagte Lili auslachend. „Hm, ja," — meinte der Ingenieur, „könnt' mir's denken. Aber das tut nichts, es muß versucht werden, aus oie Hvye oes Honorars kommt es nicht an, Sie können es berechnen, als ob wir schon bet der Har monielehre wären." ««er ein recht willkommener MM fein?" Bemerkte er mit einem schlauen Blinzeln. „Ach, was Sie doch immer für Scherze machen!" antwortete das Mädchen und schlüpft« davon. „Grüßen Ete Herrn Börner von mir," rief ihr der Maler begeistert nach. „Soll heißen, seine Schwester, nicht wahr, Rafael?" sagte der Ingenieur. „Ja, Lili! sie ist mir wie ein Stern, der über meinem Haupte ausgegangen ist," entgegnete der Maler wehmütig, „so strahlend und unerreichbar!" Er wollte sich verabschieden, aber Mister Brown nahm seinen Hut und Stock und gab ihm das Geleit. Er wollte sich noch ein bißchen Bewegung machen, sagte er, in Wirklichkeit wollte er sich aber überzeugen, ob sein junger Gast, der sehr rot aussah, allein nach Hause gehen könne. Es ging besser, wie er dachte, und als er ihn ein Stück begleitet hatte, verabschie dete er sich von ihm. Es war ungefähr um dieselbe Zett, wie neulich, als Helene Stark Lili Börner auf der Straße traf 5 heute wurde, einige Minuten, nachdem er sich von dein Maler getrennt, dieser glückliche Zufall dem In genieur zu Teil. Sie hatte eine Notenmappe am Arm und war allein. Mister Brown erkannte sie schon von weitem an ihrer graziösen Haltung und ihrem hüb schen Gang, sie trug einen Strvhhut, unter dem das weiße Gesicht noch kindlicher aussah, und Kleid und Frühjahrspaletot von demselben Stoffe; der letztere schloß sich eng an die hübsch gewachsene, etwas ge drungene Figur. „Unser Rafael scheint wirklich ein Pechvogel zu sein," sagte der junge Ingenieur zu sich selbst, „diese Begegnung hätte ihn in seiner augenblichen Stim mung mindestens in den siebenten Himmel Mohammeds versetzt." Er nahm im Vorübergehen artig seinen Hut ab, und das Mädchen dankte lächelnd, ein Zeichen, daß sie ihn erkannte. Aus Mister Brown übte dieser anmutige Gruß etwas wie von einem elektrischen Schlage, es kam ihm plötzlich eine Idee, originell und Unterhaltung ver sprechend, wie er sich sagte, und er war der Mann dazu, seine Ideen ins Praktische zu übersetzen. Er war schnell an Lilis Seite. „Verzeihen Sie, mein Fräulein, die vielleicht nicht ganz passende Anrede auf der Straße, aber Sie sind das — liebe diesen Menschenschlag auch durchaus nicht, die Ungehörigkeiten von mir schon gewöhnt, und wir wer t« ar« «ersinne,- wreveryone MA seine Worte von vorhin schalkhaft. „8a mack tks bottor, wenn Sie's zugeben," sagt« er, sie mit einem beifälligen Blick betrachtend. So brachte er sie denn bis vor ihr Haus, und er wußte schon dafür zu sorgen, daß sie sich nicht lang, weilte; einem Mann von Welterfahrenhett und Un geniertheit, wie er es war, wurde die Unterhaltung nicht schiver, und die heitere Färbung, welche er seinen Erzählungen zu geben wußte, machte dieselben schon allein interessant. VIII. Als am anderen Tage Mister Brown am Nach mittag seine Wohnung verließ, begegnete ihm Rosa aus der Treppe. Sie lachte schon von weitem über das ganze mutwillige Gesicht, als sie ihn sah, denn ohne einen Scherz von seiner Seite ging es niemals ab. Er hatte ihn natürlich auch diesmal wieder bei der Hand. „Nun, Eva, haben Sic sich die Stiche überlegt?" fragte er sie. „Was für eine Sache, Mister Brown?" „Nun, die mit dem jungen Bären und Ihren« Vater — «h denke, es würde Ihnen allen dreien wohltun." , „Ach, wie Sie sich doch mit dem Wohl anderer beschäftigen, Herr Brown! Wie wäre es, wenn Sie in dieser Beziehung auch einmal an sich selbst dächten?" „In welcher Beziehung?" fragte er, sich unbefangen stellend. „Ach, Sie haben mich recht gut verstanden. Aber ivas rede ich denn, Sie werden längst daran denken, der Brief gestern war doch von einer Damenhand?" „Welcher Brief?" fragte Mistep Brown, diesmal ohne Scherz. „Nun, den ich Ihnen gestern brachte, als der junge Maler bei Ihnen war." „Richtig, der Brief," sagte der Ingenieur, an seine Brusttasche greifend, „ich hatte ihn ganz vergessen. Und da will dies Mädchen sich noch beleidigt fühlen, wenn ich sie Eva nenne! Als ob sie nicht gerade so neu gierig wäre wie ihre Stammutter." „Das ist immer noch besser, als solch dummer Adam zu sein, der sich verführe»« läßt," entgegnete das Mädchen und sprang die Treppe hinauf. Mister Brown aber trat ans Flurfenster und, musterte den Brief; die Adresse war richtig von einer Damenhand, das konnte man unschwer herausfinden. Er wunderte sich nun selbst, daß er nicht gestern auf merksamer aus den Brief geworden war und öffnet« denselben. Da stand von derselben Hand wie die Adresse auf duftenden« Papier geschrieben: „Mein verehrter Mister! I« dem Lande, in welchem Sie längere Zeit gelebt und das nach der Schreibart Ihres Namen» auch das Land Ihrer Väter sein mag, kennt man nicht so prüde Sittengesetze für die Frauen, wie es hier der Fall ist. Leute von Geist wissen überdies, daß derartige Formen nur für die beschränkten Köpfe gemacht sind, daß den selbständig Denkenden nur ihr eigenes Wollen die Schranken setzt. Da > ich Sie als einen vorurteilslosen Mann kennen gelernt habe, so glaube ich, daß Sic keinen Ver- ! stoß gegen die „gute Sitte" darin sehen werden, > wenn eine Frau, die den Umgang mit Leuten liebt, welche nicht zu den Alltagsmenschen gehören, sich erlaubt, Sie zu «norgen abend, wenn cs Ihre Zeit erlaubt, zum Tee oder auch etwas Kompakterem, falls Sie dieses vorziehen, einzuladen. Mit aller schuldiger« Hochachtung zeichnet , Olga von Sernotschef." „Nun sieh inal, sieh!" sagte Mister Brown, „das schaut ja ganz wie ein Abenteuer aus! Die Frauen fangen in meinem Leben an, eine Rolle zu! spielen. Heute abend, das wären zwei Unterrichts- - stunden auf einen Tag, da muß man doch wenigstens! etwas profitieren. Kann auch sein, sie hat ein kleines Souper und will mich da als „amerikanischen Ur- paldsbären" der Seltsamkeit halber präsentieren. Dies« Lebemenschen Haschen immer förmlich nach etwas fü» ihren „llaut-jchut". Nun, wollen sehen, vielleicht kanr ihr geholfen werden " Vorläufig »nachte er sich auf den Weg zu Lib Börner. Auf sein Klingeln an ihrer Wohnung öffnet ihm in Abwesenheit des Dienstmädchens Frau Börner die er vom Balle her kannte und die auch ihn er kannte, wie er ihr ansah, und von ihrer Tochter wahr scheinlich auch das gestrige Gespräch erfahren hatte. „Sie kommen — ?" „In musikalischen Angelegenheiten zu der Klavier lehrerin Fräulein Börner," fiel er ihr höchst geschäfts mäßig ins Wort. „Dann bitte, treten Sie ein, dort ist das Musik zimmer, wo Sie auch meine Tochter finden," sagt« Frau Börner. Er trat näher, und sie folgte ihm in das Musik zimmer, was zwar sehr anständig war, was er abe nicht für ganz notwendig hielt. „Guten Tag, mein Fräulein," begrüßte er sie immer mit ungeheuer geschäftsmäßiger Miene. „Ah, da sind Sie ja," antwortete Lili; sie blickt erwartend nach der Tür, ob noch jemand käme, un' da das nicht der Fall war, fragte sie: „Wo haben Si Ihren Schüler?" „Meinen Schüler?" sagte er, nun doch beinah mit einer leisen Verlegenheit kämpsend, „den bring ich Ihnen hier in höchst eigener Person — ich bin es selbst." „Sie selbst?" entgegnete das junge Mädchen ver wundert nnd nun ihrerseits etwas verlegen. Was die Maina zu dieser Eröffnung für ein Gc^ sicht machte, konnte er nicht sehen; sie stand Hinte ibn«. (Sort «zung folgt.)