Volltext Seite (XML)
731 »7« 989 41S 447 094 22ö 961 363 67» 8V917 199 706 »48 10» 355 12» 137 89» 225 231 038 67» 686107 946 018 .89 648 !99 40» 891 681 1(1000) 456 489 941 528 (63 78» 900 25» 369 132 800 48» »(200H (03831 918 61» 91» 488 OS174 0017» 0774» 95 997 69 16» 967 600 ^6 037 (0000h 1500h ' 1V0H ger St« nach chäft. ine 7 indet. nach« hterel sucht (564. 17 »mg. zur r- nig I. Ok» hr im g: stung indes eine» nnen» e de» lieg»« ?. !N. flpol» zenve. AeilM M Wchttth-Iewmg Nr. 237 Donnerstag den 11. Oktober 1917 abends 83. Jahrgang Der Kanzler über die Beamten. Der Hauptausschutz des Reich tages trat Montag nachmittag zusammen. Der Reichskanzler mar anwesend und nahm sogleich das Wort zu folgenden Ausfüh rungen: „Es ist Klage darüber erhoben worden, daß von selten der Beamten in unzulässiger Weife Propa ganda zugunsten der Vaterlandspartei betrieben sei. Ich möchte über die Stellung der mir Nachgeordneten Reichsbeamten folgendes grundsätzlich bemerken, wobei ich hinzufüge, datz sür die preußischen Beamten die selben Grundsätze gelten. Für alle Beamten gilt politische Gesinnungsfrei heit. Jeder Beamte kann jeder Partei angehören, so fern sie nicht den Bestand des Reiches oder des Staates gefährdende Kiele verfolgen. Was nach nutzen hin in die Erscheinung tretende politische Betätigung betrifft, haben sich die Beamten selbstverständlich Zurückhaltung aufzuerlegen, damit- nicht beim Publikum das Ver trauen in ihre Unparteilichkeit erschüttert wird. Ein Mißbrauch der dienstlichen Stellung nach der Rich tung, datz ein Vorgesetzter die ihm Nachgeordneten Stellen zwingt oder veranlaßt, zugunsten einer be stimmten Partei Stellung zu nehmen, ist selbstver ständlich durchaus unzulässig, und ich wünsche nicht, daß von Seiten der Vorgesetzten ein politischer Druck Druck nach irgendeiner Richtung ^in gegen die Nach geordneten Stellen ausgeübt wird. Diese Grundsätze gelten für alle politischen Parteien und Richtungen m gleicher Weise, sie gelten auch gegenüber der V ater- landspartei, und sollte von diesen Grundsätzen ab- aewichen werden, so kann ick nur anheimstellen, datz der Fall zur Kenntnis der zuständigen Zentralbehörde gebracht wird, die den Sachverhalt prüfen und gege benenfalls entsprechend eingreisen wird, und ich bin Willens, die Innehaltung dieser Grundsätze zu über wachen. Auch im Heere ist jede politische Agitation aus geschlossen. In der mir durch den Herrn Kriegs- Minister zur Verfügung gestellten Leitsätzen über den vaterländischen Unterricht, über die wohl des Näheren noch gesprochen werden wird, ist die Politik aus geschlossen." Zu den strittigen Fragen fuhr der Kanzler dann fort: „Meine Herren, ich bin mit den bundesstaatlichen Regierungen bestrebt, sämtlichen politischen Meinungen und Strömungen in voller Objektivität gcgcnüberzu- stehen und jeder politischen Meinung volle Gerechtig keit zuteil werden zu lassen. Ich tue das, weil ich überzeugt bin, datz jede Richtung ehrlich das Beste zum Wohle des Ganzen WM. Dieses gegenseitige Zu trauen zum besten Willen ist in dem Kampf der Mei nungen namentlich auch in den letzten Wochen in bedauerlicher Weise in den Hintergrund getreten und hat eine Form der gegenseitigen Agitation gezeitigt, die ich aufs tiefste bedauere. Jeder im deutschen Volk hat bereitwillig und freudig die Opfer an Gut und an warmem Leben gebracht, die von ihm-verlangt werden, und ich glaube, datz auch hier in diesem Kreise kaum einer ist, der nicht in dem Gedenken an das, was er drangegeben hat, den hervorguellenden Schmerz herunterschlucken mutz mit einem mutigen „Dennoch!" Aus solchen opferbereiten Männern setzen sich auch die Gegner zusammen, und wenn das im Auge behalten wird, dann ist eine Agitation, wie sie jetzt in die Er scheinung getreten ist, im Grunde ausgeschlossen. Möchten doch die Vertreter der auseinanderstrebenden Meinungen sich das vor Augen halten, datz in der Tat nicht die Betonung der Gegensätze in den Wegen und in den Mitteln das Entscheidende ist, sondern das Einheitliche und Gemeinsame in den Zielen. Wenn wir das vor Augen haben, wenn uns klar vor Augen steht, datz wir alle an dem gleichen Strange ziehen, müssen und wollen, dann wird es dahin kommen, das' in der Tat derartige Zusammenstöße, wie sie letzt hin gewesen sind, aus unserem politischen Leben aus scheiden. Das ist jetzt, wie es immer gewesen ist, und jetzt am brennendsten im Hinblick auf die schwere Zeit, in der wir stehen, unsere Pflicht." Au der Aussprache beharrten die sozialdemokratischen Redner auf der Forderung der Auskunft, was der Kanzler in der Frage der Vakerlandspartei und der Beamten zu tun gedenke. Schon vor 1.4 Tagen sei dem Kanzler die Aufforderung zur Aufklärung unter Hingabe von Material übermittelt worden. Es habe ferner am 18. August im Kriegsministerinm eine Versammlung stattgefunden über Verschärfungen des Vereins- und Versammlungsrechts; darüber müsse Auskunft gegeben werden. Abg. Gotheim (Vp): Die Agitation unter den Beamten richtet sich nicht bloß gegen den Reichs tag, sondern auch gegen die Regierung. Diese Ermah nungen des Reichskanzlers nützten nichts. Abg. Stresemann (nl.) verlangte, daß das Heer von der Politisierung freigchalten werde. Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Kühl mann erklärt, daß das Auswärtige Amt natürlich 'einen Zusammenhang habe mit der Schmähschrift, die tm Reichstag verteilt wurde. (Anm.: Es handelt ich um eine Broschüre mit den Abbildungen von Todesopfern der Russen in Ostpreußen, unter den Ab- »ilbungen fleht „Herrn Scheidemann gewidmet" usw.) Kriegsminister v. Stein: Die Beratung im kkrtegsministerium war eine solche der Arbeitsämter, nicht der Generalkommandos und richtete sich gegen rivole Streiks. Die Leitsätze würden dauernd kon trolliert,' in der Praxis gestaltet sich manches anders — Privatmittel seien bei der Veranstaltung nicht in Krage gekommen. Zum Schlüsse gab Staatssekretär Dr. Helfferich seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß seine Aus- sührungen am Sonnabend die zutage getretene Auf fassung gesunden hätten. : Abg. Erzberger (Zentr.): Die Negterungsver- treter traten am Sonnabend im Gegensatz zu der ruhigen und sachlichen Art der Reichstagsmitglieder nicht glücklich auf. Die heutige Beratung ist wesent lich sachlicher und wird den Rest der Mßsttmmung beseitigen. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen, die nach 8 Uhr noch nicht beendet waren, gab Reichskanzler Dr. Michaelis eine Erklärung ab: „Die Retchszentralbehörden haben von den Nach geordneten Stellen Berichte über etwaige Beeinflus sung Untergebener durch dienstliche Vorgesetzte im In teresse der Vaterlandspartei eingefordert. Das vor liegende Material ist noch sehr spärlich. Es beschränkt Wb auf künk Fälle von untergeordneter Bedeutung. ! i wird in dieser Gegenwart er obert. Ltm Großes geht's, um alles! Llnd wenn Du den letzten Groschen -emVaterlande leihst, armselig und klein bleibfs immer noch gegenüber dem, tvas draußen im Feld jeder einzelne leistet. Also fort mit törichter Ängstlichkeit, fort mit,/Wenn" und „Aber", fort mit Klagen und Zaudern! Rede nicht! Krage nicht! Zeichne! Selbstprrflunvruy in ,, ( > forderliche veranlaßt worden. Auch der preußische wu- - nister des Innern hat einen Erlaß in diesem Sinne I I ausgegeben." Die Bedeutung der Heimarmee. An der Geschichte ohnegleichen. Der langjährige Berliner Korrespondent der „Daily Mail", des Volksblattes des „Times"-Verlagcs, K. W. Wile schreibt in der Numiuer vom 28. Sept.: „Ist sich das britische Volk klar darüber, datz die deutsche Armee und Marine immer noch imstande find, dreiviertel der Welt einen wunderbaren Wider- ! ftand zu bieten, hauptsächlich weil die deutsche Zivil- f Armee von 6tt Millionen Seelen einen Kampf ! durchführt, der iu der Geschichte ohnegleichen Ist? Der Hauptgrund, weshalb wir Deutschland noch , richt geschlagen haben, ist, daß in: Rücken der Armee I flne Heimatarmee steht, die trotz wachsender Ent- I rehrungen und Beschwerden eine Zähigkeit enthüllt, I Sie schon übermenschlich ist. Meine optimistischen Freun- I >e glauben, daß die deutsche Fähigkeit zum Leiden ! richt ewig dauern kann. Sie reden sich ein, daß sich f Deutschland in der Auflösung befindet. Drei Jahre ! rnd zwei Monate war ich bemüht, Beweise hierfür ! (u finden, und ich mnß gestehe», daß sie so wenig - wie je zu entdecken lind. 4 4 Aus aller Welt. ** Gnte Wintcrkohlcrnte. Aus Ostfriedland wird berichtet: In den Poldern hat der Schnitt des Weiß kohls begonnen. Der Kohl ist gut geraten und liefert den Durchschnittsertrag früherer Jahre. ** Seine ReformationSfcier begeht am 9. Oktober in Wittenberg der Evangelische Bund. Dazu entsenden alle Hauptvcreine des Bundes Vertreter, und die be kanntesten seiner Redner halten Vorträge. Das ehe malige Augnstinerkloster in Wittenberg' ist jetzt zum Lnthermuseum umgestaltet und mit vielem Bil derschmuck, mit alten Drucken, Handschriften und Mün zen ansgestattet. Besonders gezeigt wird das Fa- miliettzimmer Luthers, das fast unverändert geblieben ist. In der Schloßkirche, der ehemaligen Augustiner« und Universitätskirche, wurde Luther begraben. Gerichtssaal. Hilssdienstpflicht-Strafeit. TaS Schöffengericht in Schönlanke verurteilte d en Lumpenhändler Philipp Lewy zu einer Geldstrafe von 8000 Mark f.'l Obwohl sein Geschäft behördlich geschlossen war, hatte er sich beharrlich geweigert, den ihm zngewiescnen landwirtschaftlichen Hilfsdienst zu verrichten. TS ist notwendig, daß auch wir die Taktik und Strategie der deutschen Zivil-Armee lernen. Die brt- cksche Zivilbevölkerung kennt den Begriff Entbehrung richt. Sie kennt nur das Verzichten auf völlig ent- »ehrliche Dinge. Gemessen an den Lebensbedingungen Deutschlands in den beiden vergangenen Jahren, ührt England noch iinmer ein Leben des Ueberflusses. Venn wir an die unbesungenen Taten denken, die tagein tagaus von deutschen Familien vollbracht werden, so werden wir das Geheimnis erkennen, warum »nser unheimlich kraftvoller Gegner noch nicht geschla fen ist." Soweit das genannte Londoner Blatt des un politischen kleinen Mannes in London. Der alte Deut- fchenhetzer Northcliffe, der soivvhl in seiner „Times", rV auch in seiner „Daily Mail", als auch in seiner Illustrierten Sonntagspresse die Vernichtung Deutsch- ands so eifrig wie nur möglich gefördert hat, emp findet das wachsende Friedensbedürfnis des kleinen Publikums in London mit am ersten und glaubt, ihm tin ivenig entgegenkommen zu müssen. Dazu mutz Nr. Wile herhalten, der seit langem in Berlin lebt ., rnd als begeisterter Deutschenfreund bekannt war. Mit »essen Artikeln gibt sich Lord Northclifse, geborener Harmsworth, den Heiligenschein der Unparteilichkeit und schlägt mit derselben Klappe noch einen geschäft lichen Vorteil, der ihm aus einem, wenn auch nur scheinbaren Entgegenkommen gegen die FriedenSbedürf- aisse der Masse in Gestalt stärkeren Zeitungsverkaufs! ' I erwächst. Moralischer Katzenjammer in England. Die Würdenträger der anglikanischen Kirche haben lange Zeit die Kriegshetze munter mitgemacht. In Zester Erinnerung sind noch verschiedene Aeußerungen hoher Stellen, die an schanilosem Hetzerfanatismus alles hinter sich Netzen, was das Gehirn eines auf Beschimp fung des Gegners eingedrillten Londoner Straßenblatt- Journalisten nur auszuhecken vermochte. In diesen Kreisen scheint sich nun doch aber allmählich eine ge sunde Abkühlung einzustellen, und in deren Gefolg schaft eine Besinnung aus den moralischen und un- ' moralischen Untergrund des Krieges. In der „Nation" behandelt der Dekan von St. Paul, W. R. Inge, mit „dem Gefühl des Unbehagens^ die deursche Antwort ' in den Papst und die unklaren Schaumschlägereien, ) mit denen Lloyd George darauf geantwortet hat. Inge sagt zu der deutschen Note: „Wie ich sie auffasse, ist sie ein Anerbieten, . Verhandlungen auf der Grundlage: „keine Annexi- onen" zu eröffuen. Unsere Erwiderung scheint Z unbestimmte, auf Wegnahme von Gebiet der Mittel mächte gerichtete Drohungen zu euthalten,, wie ein« I Erklärung, daß wir mit den Deutschen nicht verhandeln r wollen, bis sie die gegenlvärtige Form der Regierung, die tüchtig, unverderbt, sparsam und, ich fürchte, durch-- aus eine Vertretung eines brutalen und anmaßenden ' Volkes ist, gegen eine Demokratie eingetauscht - habe», von der Rußland der Welt ein angenehmes - Lehrbeispiel vorhält. Ich hatte angenommen, wir seien in den Krieg gezogen, um den Versuch! eines großen Einbruchdiebstahls zu vereiteln, und die abscheuliche Handlungsweise der Deutschen hätte uns gezwungen, noch dazu eine Forderung der Ent- > schädigung für rechtswidrige Kriegshandlungen und wenn möglich, der Bestrafung der Verbrecher, die diese Handlungen befohlen, aufzustellen. Wenn wir glau ben, daß ein Eroberungskrieg irgend sonst ein, Ergebnis herbeiführen kann, als einen neuen Krieg I unvermeidlich zu machen und den Militarismus in! 4 Deutschland zu vereinigen, dann haben wir wenig iir j der Geschichte gelernt. Und die Ansicht, daß Demo-: kratien keine ungerechten Kriege führen, ist der reine j Unsinn. Das Geschlecht Cleons ist nicht ausgestorben. I Doch ich hoffe, ich habe die Lage falsch aufgefaßt." Dieser letzte Satz ist von Belang.' Inge deutet darin an, daß er den Redereien des Verlegenheits- s; Kriegers Lloyd George nicht traut und der Ansicht ist, : daß dieser etwas anderes meine, als er sagt. tz