Volltext Seite (XML)
KellM W WchnltzIMiz 7S0 LS8 LV84S8 (SM) 72S j» (2000) l ÜS4 Rr. S3S Dienstag den S. Oktober isi? abends >—>W»»»WlMl^ 83. Jahrgang' >cwlimm« -iooc»^ >» tbOOH V1000, üe INN üni n Ge in nah unsern r Uhr zirka erung. ie hier 1 Stück r schon Direktor n recht wollte, chnung ieh sich en war Frage r) war Mutier, Die ;r zum ianone r etwa rsonen -, von el. , dazu itlocken Witze, >ärden, ierung Hörern einen chel. Ane Erinnerung an ve« LV. Oktober Nil4. Zum dritten Male wahrend des Krieges können Kr heute mit Stotz jenes ruhmreichen Tages gedenken m deul diö Festung Antwerpen, die großartige Schöp fung Brialmonts und eins der gewaltigsten modernen Besestigungswerke in Europa, den deutschen Belagerern in die Hände fiel. Damit war die letzte „uneinnehm bare" belgische Festung nach nur zwölftägiger Belage rung bezwungen. Das hochbedeutsame militärische und politische Er- eignis erregte in der ganzen Welt gewaltiges Auf sehen, denn eine nur verhältnismäßig schwache Ve- lagerungsarmee, die Ende September unter der Leitung des Generals von Beseler, eines Meisters der artille ristischen Kunst, den Kampf gegen die zahlreichen Forts und befestigten ZwischenÜellungen ausnahm, hatte die große belgische Lagerfesttmg, angeblich die stärkste der Welt in wenigen Tagen erobert. Es galt, die Schelde- kestung, die unsere im Nordwesten vordringenden Heere n der Flanke bedrohte, rasch unschädlich zu machen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Besatzung aus der Stabt entwich. So wurde der Angriff gegen einen Teil des Festungsshstems eröffnet, und wieder, wie bet Lüttich und Namur, sah die Welt staunend die ge waltige Ueberlegenheit unserer Belagerungsartillerie, die auch diesmal in den österreichischen 30,5-Zenti- meter-Motorbatterien eine wirksame Unterstützung fand. Am 2. Oktober wurden die Forts Wavre, St. Cha- therine und die Redoute Dorpveldt erstürmt. Tags darauf fielen auch die Forts Lierre, Waelhelm, Ko- utgshoort und die Zwischenwerke. Damit konnte der Angriff gegen die innere Forts- kinie und die Stadt vorgetragen werden. Am 5. Ok tober wurden die Forts Kessel und Broechem zum Schweigen gebracht, die Stadt Lierre und das Eisen bahnfort an der Linie Mecheln—Antwerpen genom men. Am 6. und 7. wurde der sumpfige Netheabschnitt, ver die innere Verteidigungslinie nach Osten und Süd osten hin deckte, überschritten. Nach vorheriger An kündigung sandten um die Mitternachtsstunde vom 7. »um 8. Oktober unsere Batterien die ersten Geschosse m die Stadt, die auf Englands Hilfe vertraute. Aber es kam nur eine englische Marinebrigade, an ihrer Spitze der englische Marineminister und Phrasen held Winston Churchill. Am 9. Oktober fielen mehrer« Forts der inneren Linie und am Nachmittag drangen ' deutsche Truppen in die von zahlreichen Bränden und Explosionen verheerte Stadt. Ein Teil der belgisch- englischen Besatzung entwich, demoralisiert und in ooller Auflösung, auf holländisches Gebiet, wo über 20 000 Belgier und Engländer interniert wurden, während der Rest, soweit er nicht gefangen wurde, längs der flandrischen Küste auf Ostende zu flüchtete. Nachdem am 10. Oktober auch die letzten Forts in deutschem Besitz waren, wurde die Uebergabe der Stadt von den belgischen Ztvilbehörden vollzogen. Ein« große Stegesbeute, darunter über 5000 Gefangene, 500 Geschütze und zahlloses Kriegs- und Verpflegungs material, fiel uns zu. In rascher Verfolgung der nach Westen fliehenden Besatzung wurde am 13. Oktober Gent besetzt, das von den Engländern eiligst verlassen ^wurde, am 14. Brügge und am 15. Oktober Ostende. Damit wurde die Verbindung mit dem in Nord- tvestfrankreich kämpfenden äußersten rechten Flügel her- gestellt und alte Umsassungsversttche der Gegner ver eitelt. Als Folge dieser strategischen Ereignisse fiel unseren Truppen am 14. Oktober die französische Fe stung Lille mit 5000 Gefangenen in die Hand. So wurde in diesen jetzt wiederkehrenden Oktobertagen der Grund gelegt zu unserer Festsetzung an der flandrischen Küste, von wo aus unsere Marine täglich und stünd lich mit Erfolg bemüht ist, die Grundlagen der bri tischen Weltherrschaft zu erschüttern. Die Angst vor der Gegen revolution. Kongresse über Kongresse. Die Massen in Rußland haben sich etwas beruhigt. Das siedendheiße Blut hat sich abgekühlt. Hunger und Elend haben die ärgste Erregung beseitigt. Jetzt gilt es für die politischen Parteien, sich für die entscheidenden innerpolitischen Machtkämpfe, die sich bei der Bildung des neuen allmächtigen Parla ments abspielen werden, zu rüsten. Das ist jetzt die Hauptbeschäftigung des leidenschaftlich politisierenden Volkes. Die Rechte, die sich bisher ängstlich zurück hielt, wagt sich wieder etwas hervor, ganz schüchtern noch, aber sichtlich von Tag zu Tag kühner. Ter Streit um das Vorparlament. Die Zusammensetzung des neuen allgemeinen Par laments verursacht auch den Revolutionären schwere Sorgen. Sie arbeiten zwar mit der grandios-einfachen Formel des deutschen Reichstagswahlrechts, das nur durch das Wahlrecht der Frauen erweitert werden soll. Was soll man machen mit den Weibern der wilden Stämme am Eismeer? Die können nicht bloß nicht lesen und schreiben, sie wissen auch nicht, was es ist. Ihr einziger staatsrechtlicher Begriff war bisher „Vä terchen", augenblicklich aber ist Väterchen „krank" in Tobolsk in Sibirien, und sein Stellvertreter Kerenski mit seiner neuen Theater-Landesmutter geborenen Tim- mew imponiert ihnen nicht; und das Kerenskische Frauenwahlrecht erst recht nicht. Jetzt ist es viel wichtiger, daß sie ihren Iwan baldigst zurückbekom- men. Was soll man bei dielen Leuten mit dem all i gemeinen, gleichen Wahlrecht? Darüber kommt Ke- ! renfki so schnell nicht hinweg, und darum soll jetzt eine Art Provisorium zur Bewältigung der dringend sten gesetzgeberischen Aufgaben bestellt werden, eine Art , „Vorparlament". . Die demokratisch« Konferenz sollte das sein. Mit der demokratischen Konferenz versuchte man ' dann eine Probe aufs Exempel. Man hoffte in den ! Kreisen der Revolutionsregterung um Kerenski wohl, daß diess Konferenz sich stillschweigend zürn Vollpar- - lament entwickeln werde. Damit hat man nun aber kein Glück gehabt. Die Engländer, die augenblicklich hinter allen Teilnehmern stecken, die nicht demokra- ttsch sind, haben sich mit ihren Hoffnungen nach dem Korniloff-Fehlschlag mit besonderem Nachdruck auf die Fortschritts-Partei, die Kadetten, gestürzt, und brachten , diese zunächst zu einer ablehnenden Haltung gegen- über der Konferenz. Und als Kerenski danach ein Koalitions-Kabinett anstrebte, da stieß er allenthalben - auf Widerspruch. Die Moskauer Industriellen erklär- i ten nämlich, daß die Bildung eines Vorparlaments > durch die demokratische Konferenz eine neue Tatsache darstelle, die die politische Lage ändere. Sie sind der - Ansicht, daß ein Vorparlament eine ernste Behinderung ' für die Bildung einer starken Regierungsgewalt be- > deute. Daneben vertreten sie wie auch die anderen ; bürgerlichen Gruppen die Forderung, daß die Ver- > antwortlichkeit der Regierung vor dem Vorparlament ' nur eine moralische und keine juristische sein solle. Darauf wird sich Kerenski unter dem Truck der Linken natürlich nicht einlassen rönnen. Die demokratische Konferenz hat bereits mit 531 gegen 241 Stimmen beschlossen, 305 Mitglieder zum Vorparlament zu wäh len, offenbar, um srch dort von vornherein die Mehr heit zu sichern. Von einem solchen Mehrheitsrechte will sie dann natürlich entsprechenden Gebrauch machen. : Man Darf unter diesen Umständen in der verhält- - nismäßigen Stille, die zurzeit in Rußland herrscht, < , kein Zeichen eines für uns gefährlichen Gesundungs- ! : Prozesses sehen. Eher ist es eine Stille vor dem i ! Sturme. *** ! i Eisenbahuerstrcik? Der Vorsitzende des Ausstandsausschusses der s Eisenbahner sandte an alle Bahnlinien ein Telegramm, j wonach mit Rücksicht auf die Langsamkeit, mit der die ! Regierung die Frage der Lohnerhöhungen behandelt, in > der Nacht zum 7. Oktober der gesamte Zugverkehr mit i - Ausnahme der Militär- und Munitionszüge eingestellt ! werden soll. Darauf veröffentlichte Kerenski einen Mahnruf an alle Eisenbahner, das Unglück des Vaterlandes nicht durch unbesonnene Handlungsweise zu vergrößern, son dern einige Tage zu warten, da die Frage unverzüglich entschieden werden solle. , - . i Soldaten-Sabotage. ! Russische Soldaten spreugeu die Munitionsfabriken ! in die Lnft. Die Budapester Zeitung „Keleti Ertesitö" meldet ; aus Petersburg: „Rjetsch" bringt einen längeren Ar- > ' tikel über die letzten Verwüstungen un den Mu- nitionsfabriken. Aus diesem ist ersichtlich, daß sowohl die Petersburger wie die Ochtaer und Ka saner großen Explosionen ein Werk jener Trup-, ' Pen waren, die es verweigert haben, an die Front- ! abzugehen. Das Blatt stellt fest, daß die Soldaten,', die durch den Brand entstandene Panik dazu benützten,- i Räubereien und Plündereien zu vollbringen. Bei der Kasaner Explosion haben mehr als 16ÜV ! j Menschen ihr Leben verloren. In den letzten Tagen ! , sind auch kleinere Werkstätten in Brand gesteckt wor- , den, die für die Armee Munition herstellten. § - Aus Odessa am Schwarzen-Meere wird gemeldet:! ; Altf Anordnung des Nevolutionskomitees wurde, wie > „Djen" meldet, der Bruder des gewesenen Minister- i Präsidenten Fürst Galhzin, ein Verwandter des In- ' i nenministers D,urnowo, und zahlreiche hervorragende ! ; Mitglieder der Gesellschaft verhaftet, weil sie an I dmr Kundgebungen für die Monarchie tetlnahmen. Lokales. <> ^s- Ersahfasersioff-rlusstellung. Unter der Füh- ! ! rung der Reichsbekleidnngsstelle wird demnächst eine ! i vaterländische Faserstoff-Ausstellung veranstaltet wer- ' > den. Ihr Zweck ist, der breiten Oeffentlichkeit die Er- - j rungenschaften. auf dem Gebiet der Ersatzfaserstoffe ! ! (Papier, Nessel, Thpha u. a.) vorzuführen, und deren ! vielseitige Verwendungsmöglichkeiten darzulegen. Es ! ! ist geplant, die Ausstellung in Berlin zu eröffnen und ! ! sie anschließend in Düsseldorf, München, Stuttgart und ! > in Leipzig oder Dresden zu zeigen. Es beteiligen sich ! alle einschlägigen Industrien und Organisationen aus breitester Grundlage. - Gerichtssaal. j A Gemeingefährliche Sabotage. In Halberstadt I , würde der polnische Knecht Iakob Nowak, der in Wester- ! ! egeln eine Dreschmaschine durch Einwurf einer eisernen > ! Kette zu vernichten gesucht hatte, zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Glücklicherweise war der Versuch mißlungen. Professor Lehmann-Hohenberg verhaftet. Der ! frühere Univexsitätsprofessor Dr. Jobannes Lebmann- -yoyenverg, vor 70- , Wird, da er eine Gefängnisstrafe von einem Jahr«! zu verbüßen hatte, ist jetzt in Stuttgart verhaft« worden. — Die Verurteilung Lehmanns erfolgte wegen! schwerer Beleidigungen von Gerichten, zu denen er! schritt, weil er glaubte, ihm fei in einer JxrenrechtK-! frage schweres Unrecht geschehen. i BoKswirtschaMches. M Berlin, 6. Okt. Der Wochenschlußverkehr glich völlig dem der verangegangenen Tage. Bet zuversicht licher Stimmung bewegten sich die Umsätze in engen Grenzen, wobei die von dem österreichischen Markte abhängigeren Werte, entsprechend der dort wieder Herr- schenden Haußeströmung, bevorzugt wurden. i Scherz und Ernst. tf. Abhilfe gegen die Papiernot. Um den Re gierungsvorschriften gerecht zu werden und doch den Verkaufspreis von 5 Cts. beibehalten zu können, hat ein Zeitungsverlag des Loiret den Gedanken gehabt, die einzige Tageszeitung in eine Wochenschrift unh drei halbwöchige Blätter zu verwandeln. Die nicht täglich erscheinenden Blätter werden nämlich von der neuen ministeriellen Verfügung nicht berührt. Der fin- ' dige Herausgeber hat die Verwandlung seines Blat tes folgendermaßen mitgeteilt: Der „Progres du Lpiret", ein Tagesblatt, stellt sein Erscheinen ein, da er sich der neuen Verfügung nicht widersetzen will; statt dessen erscheint: „Le Progres de la Campagne" ' L als Wochenblatt am Sonnabend, „La Tribune radikale de Centre" halbwöchentlich am Dienstag und Freitag, ; „La Guepe" halbwöchentlich am Montag und Mitt woch, „Le Progres du Loiret" halbwöchentlich am Sonn tag und Donnerstag. Jedes dieser Blätter kostet 5 Cts. — Daraufhin erschien an einem Sonnabend ein Polizeikommissar in der Redaktion, um auf Ver fügung des Präsidenten den „Progres du Loiret" zu beschlagnahmen; es wurde ihm aber geantwortet: „Sie irren sich; heute erscheint der „Progres de la ' Campagne"." Verlegen mußte sich der Polizeikom- missar zurückziehen. ** Große Schiebungen m Schuywaren. In Pir- masens wurden der Großschuhfabrikant Emil Neusser, 7- und dessen Buchhalter Schwab wegen größerer Schuh-! ' schiebungen bei Militärlieferungen festgenommenl - Neusser soll mit dem verhafteten Inhaber desrDtut« H zarter SchuhwarenhauseS „Romeo" (!!), Joachim Ro-j ; senberg, in Verbindung gestanden haben. Rosenberg! . hat im Wege des unerlaubten wilden Aufkaufs alleich für 1 Million Waren an sich gebracht und ganz betrWttz ' liche Kriegsgewinne eingehetmst üM-N § ** Die Gefahr des Güterhanbels. In einer deü letzten Nummern eines Münchener Blattes wurden nichv weniger als 53 Besitztümer von einer einzigen MaV-1 lerfirma zum Verkauf ausgeschrieben. Es handelt stÄ ausschließlich um herrschaftliche Landhäuser, die alH Ruhesitze angeboten werden. Dabet wird aus die Kriegsgewinnler als zahlungsfähige Käufer gerechnet.' ** Törichte Angst, ihre Ersparnisse seien in der! Sparkasse nicht sicher, sondern könnten als Kriegsan leihe eingezogen werden, veranlaßte eine Landwirts- I frau im Abbau Stoppen bei Lötzen, ihr Guthaben I von 4000 Mark nach Hause zu holen. Unglücklicher- I weise brach hier Feuer aus. Als das Häuschen in I Flammen stand, stürzte die arme Frau noch einmal D in die Stube, in der der Mantel mit den 4000 Mark hing, wobei das Geld unbemerkt aus dem Mantel I fiel und verbrannte. Wieder eine Warnung für alle, dia V zu Hause nicht die Möglichkeit haben, ihr Geld feuer- und diebessicher unterzubringen. ! D *' Tie korpulente Dame. Bei Venlo überschrittest I zwei korpulent gekleidete Damen die Grenze. Sie tour- W den von der Grenzwache angehalten; bei der Unter suchung fand man bei ihnen sieben Flaschen Kognak,' D sechs Übereinaüder angezogene Hemden und 10 Meter Leinwand, die eine der Schmugglerinnen um sich ge- D schlungen hatte. ' W *' Gewichtiger Diebstahl. In Engelstadt (Hessen) wurde die vom Kirchturm abgenommene, aber noch W nicht abgeholte große Glocke gestohlen. Es war bisher aicht möglich, die acht Zentner schwere Glocke zu n- W mitteln. " Tas Opfer des Haares. In Frankfurt a. M. haben mehrere Schülerinnen des Ursulinen-Jnstituts W ihr Haar geopfert und dem Vaterlande zur Verfügung W zestellt. Einer Schülerin wurden für ihre prachtvollen Zöpfe 150 M. geboten, sie zog es aber vor, das Haar zu Treibriemen für U-Boote zu schenken. So rührend W dieses Opfer ist, möchten wir doch betonen, daß zu W einem solchen Opfer keine Notwendigkeit vorliegt. Zu« M Lretbriemcnfabrikation genügt ausgekämmtes Haar. Wenn man dieses sammelt und hingibt, tut man aenua. M Was ist deutsch? Dem zähen Streben unserer Feinde, Deutschland auf die Knie zu zwingen, einen noch viel zäheren Widerstand entgeaenzusetzen Was würde ganz undeutsch sein? Willig dle W Auslands zn tragen. - Wir aber sind und bleibest Deutsche! ", Lltzmaun, i General der Infanterie. j Führer einer Armeegruppe. !, X——XX—-»XX—— X -°-°xx- XX—X