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gewiesen, die ihnen vordem fremd und ungewohnt waren, die auch durchaus nicht alle geeignet sind, sie weiterhin zu Leschästigen. Was er aber den meisten dieser Frauen ge geben hat, das war eben jene Befriedigung, jene seelische Sättigung, die man sonst so häufig vermissen konnte. Sie entsprang einem Ausnahmezustand, dem vaterländischen Ge fühle des Turchhaltens, dem Empfinden, zum endgültigen Siege Deutschlands mit beizutragen. Wenn es aber im Kriege möglich war, selbst in von heute auf morgen wahl los ergriffenen Berufen, in den Frauen Befriedigung und das stolze Gefühl der Nützlichkeit der eigenen Arbeit zu erzeugen, wieviel metzr mutz dann dies der Fall sein, Wenn Gelegenheit und Zeit zur sorgfältigen Wahl des Berufes bleiben. Wieviel mehr unter dem Bewußtsein, datz jeder einzelne, der jetzt vor die Berufswahl tritt, ein Stück Kulturarbeit auf sich nimmt. Denn wann ist die Leistung von Kulturarbeit notwendiger als während der Zeit nach dem Kriege, da es nachzuholen und wieder auf zubauen gilt, da so viele geistige Kräfte zu ersetzen sind, alle jene hoffnungsvollen, vielversprechenden Talente, die auf der Wahlstatt blieben? Die da gefallen sind, haben meist einen Beruf gehabt, der ihrer Individualität entsprach. Sie haben darin etwas geleistet. Fast durchweg mit wenigen Ausnahmen! Der Beweis dafür, datz im Durchschnitte jeder tüchtig auf seinem Platze war, ist doch der ungeheure wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung des deutschen Volkes während der letzten Jahrzehnte. Sollen da an ihrer Stelle Arbeiter stehen, Frauen, die ihrem Berufe nur mit halbem Herzen nachgehen, mit geteilter Seele? Die nur vereinzelt von dem Streben nach höherer Entwicklung und Vorwärtskommen erfüllt find? Damit würde der Rückschritt unseres Volles als Kulturnation teilweise schon besiegelt sein! 'Denn es sind Tausende, von denen hier gesprochen Wird. Jede Ein zelne mutz also jenes Verantwortungsgefühl haben. Sie muß so abwägen, daß auch für sie die Berufswahl zu einer ernsten Lebensfrage wirdl Und datz sie diese Frage richtig genug beantwortet, um später keine Reue zu empfinden. Nicht durchweg wird das möglich sein. Nicht durchweg ist es ja auch bei den Männern der Fall. Wenn aber bei bei den Frauen das gleiche Verhältnis erreicht werden kann, so soll es damit fürs erste genug sein. Und darum nochmals: die Einzelne prüfe und wähle, erwäge und verwerfe! Alle jene aber, die ihr nachstehen, die ein menschliches Interesse für sie besitzen, sie helfen ihr dabei, vor allem, indem sie mit althergebrachten, leichtfertigen Vorurteilen brechen. Ob und wie weit die Oeffentlichkeit dabei durch Neu erungen helfend einzugreifen vermag, wird die Entwicke lung der Verhältnisse lehren müssen. Sehr viel können die Fortbildungsschulen tun, sehr viel die Stellen für weibliche Berufsberatung, die sich ja erfreulicherweise immer mehr entwickeln. Sehr viel wird aber vor allem der öffent lichen Meinung zu tun Vorbehalten bleiben, die sich be züglich der Bewertung des Berufslebens der Frau noch gründlich mausern muß. Unter dieser öffentlichen Meinung sind zunächst jene zu verstehen, die weibliche Berufstätige beschäftigen. Ihnen muß vor allem das Verständnis dafür aufgehen, datz die Wirtschaftliche Betätigung der Frau ebensoviel wert ist, wie die des Mannes. Tie Achtung vor ihrer Existenz mutz in ihnen die gleiche sein, wie vor der des männlichen Kollegen. Bisher ist das durchaus nicht der Fall ge- ke?en, , Auffassung von der vorübergehenden Tätigkeit des jungen Mädchens zu eigen zu machen. Darum War man auch schon in der pekuniären Bewertung der Frauenarbeit bei gleicher Leistung immer erheblich spar samer, als dem männlichen Kollegen gegenüber. Die Auf fassung, daß die Frau diese Entlohnung ihrer Tätigkeit Weniger notwendig brauche, als der Mann, stand breit und fest in den Köpfen der Arbeitgeber. Auch ein Punkt, der nicht halbar ist und Nachdenken verdient. Es scheint, daß diese Minderbewertung der Frauenlei stung viel zu jener Unlust am Vorwärtskommen beigetragen ha:, datz sie in sehr vielen Fällen die Arbeitssreudigkeit behindert oder ganz gelähmt hat. Abkehr von der tra ditionell gewordenen Berufstätigkeit wird also ebenfalls sehr viel dazu beitragen, jenen beruflichen Ernst der Frau zu fordern, den die Zeitverhällnisse notwendigerweise be dingen. > ' Die Alkoholseuche bei unseren Feinden. tk. In England hat sich die Trunksucht so ausgebreitet, daß der Verkauf von berauschenden Stoffen strengen Matz regeln unterliegt. Die hohen Kreise wissen unter allerlei Bemäntelungen doch ihr Ziel zu erreichen. Der Ver brauch von mit Alkohol, Kognak usw. gefüllten Konfitüren ist enorm gewachsen. Und der Verbrauch von Aether sowie ähnlichen Drogen hat bedrohliche Ausdehnung genommen. Kokain und Morphium werden dort, wie in Amerika, besonders von den Damen bevorzugt. Betrunkene Frauen in den Gassen und auf den Straßen englischer Großstädte vorzüglich der Jndustriehauptstädte, sind keine Seltenheit. Die Gattinnen der Krieger im Felde, der Söldner, welch« heute mehr und regelmäßiger Geld vom Staate beziehen als früher, find mit die besten Abnehmer der Rauschmittel. Da der Schnaps in Rußland ja auf staatlichen Befehl fast verschwunden oder beinahe unsichtbar geworden ist, sind überall Ersatzmittel aufgetaucht, welche zuweilen phan tastische Herkunft und Zusammensetzung haben, z. B. Brenn spiritus mit Pfeffer, Tabak und Tolllraut gemischt. Ferner Kölnisch Wasser. Die Kölnisch-Wasser-Fabriken haben in Rußland einen rasenden Zuwachs erfahren. Soviel wie jetzt ist nie in Rußland das wohlriechende Schönheits mittel verwandt worden. Weitere Stellvertretungen und Ersatzmittel sind Lack, Politur, Aether, Benzin, Holzgeist usw. Man sieht, der Erfindergeist der Russen hat Mittel und Wege gefunden. Tas Bedürfnis, der Drang nach Rausch! muß außerordentlich vermehrt haben. In dem Wolgagebiet hat die Trunksucht im Kriege erschreckend sich gemehrt. Die Bauern haben den Alloholbetrieb als Heimarbeit aus genommen. Sie stellen das Rauschgift selbst zu Hause her. Wir wissen, daß es in Frankreich auf je 71 Einwohner eine Kneipe gibt. In 35 Jahren haben sich diese Stätten des Trinkens um 100 000 vermehrt. Dafür haben auch die Bevölkcrungsziffern der am meisten verseuchten Bezirks abgenommen, z. B. in der Normandie um 200 000 Einzel wesen. In der Mandschurei hat während des Krieges dis Morphiumsucht geradezu verwüstende Folgen gezeitigt. Das Opium, welches dort leidenschaftlich verzehrt und geraucht wird, ist im Preise gestiegen. Deshalb gingen die Rausch freunde zum Morphium über. Die Japaner treiben einen blühenden Schmuggelhandel und machen das großartigste Geschäft aus der Ausbeutung dieser Leidenschaften. Die ge wöhnlichsten Kulis verwenden dort die Morphiumspritze und verfahren dabei sparsam, weil die Dosis für sie dann nur auf zwei bis fünf Cent kommt. Wir dürfen hier ja erwähnen, datz sich England das alleinige Verkaufsrecht des Opiums für den Osten durch! Gewalt und Verträge gewahrt hat. Es ist ein weltgeschicht licher Skandal, datz die Briten allein das Gift nach China verkaufen dürfen, um ihre indischen Einkünfte auf einer bestimmten Höhe zu halten, ganz gleich, wenn auch noch so viele arme Opfer der Rauschsucht daran zugrunde gehen müssen. „Auf der Steuerbordseite laden die Götzenbilder, auf der Backbordseite Bibeln, wenn sie aus dem Londoner Hasen die See gewinnen." Sie finden für ihr Gewissen stets eine Freisprechung. England allein trägt die Schuld an der noch heute herrschenden Opiumvergiftung Chinas. Die Aerzte Rußlands und der Länder, in denen der Alkoholverbrauch gesetzlich beschränkt wird, tatsächlich aber um so mehr als heimliches Laster besteht, werden von den Patienten ununterbrochen geguält, doch in irgend einer Form oder andere Ranschstoffe zu verschreiben. Die Apo theken bekommen in letzter Zeit des Krieges unerfüllbar viele Verschreibungen, die offenbar nur dazu dienen, Alkohol zu verschaffen. In Amerika, besonders in den „drh states" (trockenen — alkoholfreien Staaten) nimmt das geradezu komische Formen an. Die schlauen Aankees aber, die „öffent lich Wasser predigen", wissen Mittel und Wege. Mückenstiche, Schlangenbisse, Verdauungsstörungen, Kranlhests.älle usw. dienen dazu, den ANoholgrnuß zu heiligen, keil dies so im Gesetz vorgesehen ist. Die Aerzte dort haben als Hauptleiden also die entsprechenden Krankheiten, die auf Alkohol vergehen, zu behandeln.