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2Z-2.Z 2-« Eine Mesalliance. Erzählung aus der Gesellschaft von Joh. v. Dewall. KbestzMM 0ei»eri«r-S«luW (MchiM iS f«r tz) (Nachdruck verboten.) Graf Konstantin hörte aufmerksam zu, sein kluges Auge ruhte voll Teilnahme auf dem älteren Verwandten. „Sieh," fuhr jener mit Wärme fort, „ich weiß, daß diele den Schritt, den ich getan habe, tadeln, man wird meine Verbindung mit der ehemaligen Schauspielerin eine Mesalliance nennen; und doch, Gott weiß es, hätte ich aus her ganzen Welt kein zweites Wesen finden können, so »eich an äußeren und inneren Vorzügen, wie mein Weib. Vie ist ein Engel, Konstantin, und ich segne das gütige Geschick, welches mich mit ihm zusammensührte und mir diese edle Frauenseele erschloß. Ja, ich muß dir sagen, alles, was selbst ich an Glücksgütern und Geistesgaben in die Wagschals legen kann, ist klein und arm gegen das, was Josephine mir in die Ehe gebracht hat. Glaube nicht, daß das Alter mich zum Toren macht, daß die Schönheit Und der Liebreiz eines jnugen, reich ausgestatteten Mäd chens mich bestricken. Ach, nur wer Josephine ganz kennt, kann ermessen, wie arm ich gegen sie bin, welch ein Ge schenk des Himmels sie für mich ist. Aber wie kein Glück auf dieser Welt vollkommen ist, mein lieber»Sohn, so auch das unsere nicht. Ich weiß, daß Franz mit Mistgunst auf diese Ehe blickt. Meine freundlichen Zeilen, meine herzliche Einladung ließ er unbeantwortet. Du kennst ihn und weißt, wieviel Kummer mir mein Bruder schon berei tet hat, sein zerfahrenes Gemüt, sein schlechter Umgang stacheln ihn fortwährend zum Trotze, zum Kampfe gegen mich auf." „Ich weiß es, Onkel, leider ist -es so." „Ich könnte mich schließlich darüber hinwegsetzen, aber, lieber Konstantin, wenn man selber glücklich ist, möchte man auch alle, welche einem nahestehen, glücklich wissen, ,glücklich machen. Ich habe nun eine große Bitte an dich: sch weiß, meine Heirat durchkreuzt viele von meines Bru ders Hoffnungen;"er sitzt wieder in Schulden und wird wieder einmal, und das jetzt mehr wie je, in Verlegenheit sein. Obgleich ich nun keineswegs dazu verpflichtet bin, möchte ich ihn doch wenigstens in etwas entschädigen. Ich bitte dich, schreibe ihm: ich gebe ihm meine Besitzung Fal- lensten, sie bringt zwölftausend Gulden das Jahr, und hunderttausend Gulden gebe ich ihm bar, um seine Gläubi- »er zu befriedigen. Ich möchte, daß er keinen Groll, we der gegen mich noch gegen meine Frau hegte, und daß er als guter Verwandter hier auf Loxon erschiene, schon der Welt wegen. Am Donnerstag, übermorgen, ist die Jagd migcsetzt, ich bitte ihn, sich nicht auszuschließen; er darf versichert sein, daß wir ihn freundlich und mit offenen Armen empfangen werden. So, mein Sohn, und was dich selbst anbetrifft, so weißt du, daß meinerseits ein je der Wunsch, den ich ersüllen kann, dir von vornherein ge währt ist." „Onkel, lieber Onkel, kein Wort Wetter," fiel ihm der -unge Graf errötend in die Rede, „erhalte mir deine Liebe und Achtung, das ist mein einziger und höchster Wunsch, und den wirst du mir sicherlich erfüllen." „Aber nun," fuhr Konstantin fort, „erlaube m», Ha tch dir eitle notwendige Mitteilung mache." Und «Hz erzählte ihm der Neffe alles, was er wußte von d« Aemhchi rungen des Grafen Franz und seinem Bündnis «tt der Baronin. Als er geendet hatte, trat eine schwüle Pans« ein. Eine lange Weile saß Graf Anton nachdenklich vor dem Feuer und sah in die Glut. „Großer Gott, also so ist es!" Hub er dann beküm mert an. „Das ist hart! Und die Baronin, was will die Frau von mir, was habe ich ihr getan, daß sie Plö-Mch so feindlich gegen mich gesonnen ist?" „Mehr als du glaubst, Onkel. Es ist ein offenes Ge heimnis, daß die Baronin Baczianyi ans deine Hand sp»> kullerte, und daß sie, da ihr diese Hoffnung fehlschlvg, jetzt so gut wie ruiniert ist. Sie lebte allezeit weit über ihäe ' Verhältnisse." „Aber mein Gott," rief der Graf, ganz außer stch, „womit habe ich der Frau jemals Grund gegeben, so ab» was zu glauben, zu erwarten! Ich eine Frau heirat«»' deren Ruf nicht makellos ist, ein glänzendes oberflächliche- Geschöpf!" „Eben, weil sie das ist, Onkel! Was glaubt «id hofft eine schöne, eGle Frau nicht alles! Sie hat ge meint, nur die Hand ausstrecken zu dürfen und du würdest sie mit Freuden erfassen und glücklich sein, sie dein z* nennen. Hast du denn ihr sonderbares Wesen heut« abend nicht bemerkt? Glaube mir, sie ist hier, um Unhetk zu stiften, sie ist die Abgesandte von Onkel Franz, sie spielt hier eine Rolle. Das Ende von der Komödie müssen wir eben abwarten; es ist gut, daß wir wenigstens ge warnt sind und zur rechten Zeit die schöne Schlange schad los machen können." Der Graf ging einige Male unruhig im Zimmer ans und ab. „Nun, gottlob," sprach er endlich, „mein Gewisse« ist rein. Uebrigens fürchte ich die Frau nicht. Was geht sie mich an! Wenn es mir nicht gelingt, meinen Bruder anderen Sinnes zu machen! Es ist doch immer mei« Bruder, Konstantin, und dann vor allem möchte ich unter jeder Bedingung meiner Frau allen Kummer fern hin ten. Noch einmal, Konstantin, schreibe an Franz! Ich denke, mein Entgegenkommen muß ihn entwaffnen, »st mir ist nichts teuer, um Frieden zu haben in meine« Hause und meiner Familie. Und nun gute Nacht, mein Sohn, möge der Himmel alles zum besten lenken!" Damit ging der Gras hinaus. f - 7.'- > 7. Kapitil. Ein herrlicher Wiutartag war angebrochen. Nus de« Schloßhofe von Lo^on war alles schon seit Sonnenauf gang lebendig, beschäftigt mit den Vorbereitungen z» d« großen Jagd, zu welcher die ganze zahlreiche Nachbar schaft geladen war. Die Loxonsckien Jagden haben einen ebensolchen Ruf wie die besten böhmischen Reviere. Meilenweit erstreckt sich der wildreiche Forst hinein in die Karpathen. Beinahe