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Abendstunde A^ks^nosd^s^e «l ^ei»ti»ik-Settunq (ümkblat^ Mesalliance. aus der Gesellschaft von Joh. v. Dewall. Eine Erzählung ö) (Nachdruck verboten.) „In jedem Falle rechne ich aus dich, lieber Edmund." „Ja, ich helfe dir von Herzen gern, nun aber laß uns zu den anderen zurückkehren, denn es wird Zeit sein, um auszubrechen, es ist bereits drei Uhr vorüber." Gegen halb sechs Uhr bewegte sich von dem Schloß hofe aus eine festlich geputzte Menge der Fahrstraße zu. Berittene Landleute mit Windlichtern bildeten die Vorhut. Malerisch hingen sie auf ihren kleinen Pferd chen, die weißen Haninas flatterten im Winde, bunte Bänder zierten den Hut, und das unsichere Licht beleuch tete lauter frohe, zum Teil schon hochgerötete Gesichter. Dann kam die Musik, ebenfalls zu Pferde, es war die Bande eines Kavallerie-Regiments aus Preßburg, welche verschrieben worden war, daß Fest zu verherrlichen, dann folgte eine lange Reihe glänzender Equipagen und ge schmückter Landfahrzeuge und endlich abermals ein be rittener Trupp von Bauern und Hirten, welcher das Ganze beschloß. In lebhaftem Tempo bewegte sich je ner Zug vorwärts die dunkle Ztraße entlang unter Jauch zen und Rufen. Ihm weit voraus sprengten Graf Kon stantin und zwei Verhalter in die Nacht hinaus nach An gern zu, von wo der Graf und seine junge Frau mit dem Abendzuge erwartet wurden. Von der Station her kam ihnen mittlerweile ein verschlossener Landauer schnell entgegen. Auf den weichen Kissen desselben saßen zwei glückliche Menschen, Graf Anton Roscowitz und seine Gemahlin. Seit beinahe vierzehn Tagen waren sie nun Mann und Frau; zwei Wesen, welche jahrlang dieselbe Luft geatmet, deren Namen und Persönlichkeiten ein ander wohlbekannt waren, und die so lange kalt und gleichgültig aneinander vorübergegangen waren, sie hatte plötzlich eines Tages das Schicksal zusammengeführt. Es war ein etwas spätes aber vielleicht gerade deshalb um so höheres Glück, und sie beide hatten in diesem Glück nur das Bedauern: Ach, warum konnte das nicht schon längst so sein' Glücklich und stolz führte der Graf sein junges Weib auf das Schloß seine Ahnen, und wie nun die Liebe des reiferen Alters meist so viel zärtlicher und rücksichtsvoller ist, so war der Graf vor allem darauf bedacht gewesen, feiner Gattin dort im engeren Kreise der Freunde und Verwandten einen herzlichen wohltuenden Empfang zu bereiten. Konstantin Hohenwarth, seinen klugen, taktvol len Neffen, hatte er damit beauftragt, alles Nötige hierzu nach seinen Fingerzeigen zu veranlassen. Während nun die junge Frau, den Kopf leicht an seine Schulter gelehnt, seine Hand zärtlich in der ihren, warm eingehüllt in schützende Pelze, neben ihm saß, schaute er ins Dunkel und harrte mit einer gewissen Unge duld des ersten Zeichens von befreundeter Hand. Er öffnete das Fenster, ein frischer, würziger Hauch wehte von dem nahen Gebirge hernieder, mit langen, durstigen Zügen sog der Graf den Dust ein, und, sprach dann zärtlich zu seiner Frau: „Sieh, Josephine, das ist die Lust der Karpathen, das ist das Wehen unserer Hei ¬ mat." Und kaum hatte er dies gesprochen und den Druck der kleinen Hand gefühlt, da vernahm sein seines Ohr Hufschläge, Pistolenschüsse knallten; die Pferde vor dem Wagen erschraken und machten einige Sprünge vorwärts, am Schlage erschienen dunkle Gestalten, der Wagen wurde zurückgeschlagen, und nun erblickten die beiden Gatten eine lange, leuchtende Schlange, welche sich schnell heranrin gelte — Eljenrufe, Vivats, Hurra, Musik, Begrüßungen und Anreden von allen Seiten, herzliches Händeschütteln, freundliches Winken, Lachen, Johlen Scherzen — so ging's zum Schloß. „Nun sind wir daheim, Josephine," sprach der Graf, „dort ist Loxon. Gott segne deinen Eingangl" Und wie er es sprach, da blitzte es auf dort hinten, und magisch be leuchtet von bengalischen Flammen lag die schöne Hei mat vor ihnen. 5. Kapitel. Seppi Knebel vom Karltheater, jetzt Gräfin Josephine Roscowitz, hatte alle Welt entzückt, alle Herzen im Sturm erobert am ersten Abend schon. Wie einfach und liebens würdig war ihr Benehmen, wie bescheiden und maßvoll. Keine Spur von der Komödiantin, kein Atom von dem Dünkel oder der Befangenheit einer Parvenue, und welch vollendet schönes Weib sie war in den einfachen, aber ge schmackvollen Toiletten, und welch ein liebes, herziges Gesicht mit den leuchtenden nußbraunen Augen, der dunk len Haarfülle, der leicht gebogenen, pikanten Nase und dem süßen, glücklich lächelnden Mund die Gäste willkom men hieß. Graf Anton strahlte. Er war der zärtlichste, beglückteste Gatte und der aufmerksamste, liebenswürdigste Wirt; er war doch ein ganzer Mann, der Anton, ein vol lendeter Kavalier. Es lag ein eigener Zauber in seiner ganzen Art und Weise, und wahrlich, jede Frau benei dete die Seppi und den Anton, eines war den anderen wert. Nur der Edmund und die List, die beneideten nie mand, denn die waren überglücklich in ihrer jungen Liebe, und das eigentümliche dabei war, daß die Lisi wie ver tauscht war seit dem Unfälle heute mit dem Wagen, sie war die Weiblichkeit und die Unterordnung selbst, ihre Augen hingen förmlich an denen des glücklichen Edmund. Wenn hier und da vorher noch einer die Achsel ge zuckt hatte über die Mesalliance des Grafen Anton, heute mußte alles verstummen, denn wahrlich, eine rei zendere und zugleich liebenswürdigere Schlotzdame hätte der Graf nirgends in der ganzen Welt finden können. Selbst der General von Baumgarten, als er sich zur Ruhe niederlegte, sagte zum Präsidenten von Settern, mit dem er ein Zimmer teilte: „Wissen Sie was, lieber Stettern, ich bin sonst durch aus gegen Komödiantenehen und ähnliche Hallotria, aber diesmal gebe ich klein bei; sapperment, der Roscowitz ist doch ein Glücksmensch und hat wieder einmal das große Los gezogen. Auf meine Ehre, die junge Frau hat es mir angetan; ja, wenn ich so eine kriegen könnte, ich wäre imstande und mesalliierte mich auf meine alten Tage auch nochl"