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Eine Mesalliance. aus der Gesellschaft von Joh. v. DewaA. Erzählung Abendstunde MMi'isL-öMunq <8mtrbIatN ft) (Nachdruck verboten.) Und Lisi lachte, daß ihr die Hellen Tränen über die Wangen liefen, und ließ sich ruhig küssen; endlich aber Machte sie sich mit einer leichten Anstrengung srei und trief ziemlich atemlos: „Ja, aber du leichtfertiger Mensch, so sieh doch nur erst einmal nach dem Wagen, sonst blei chen wir hier am Ende in einer hübschen Patsche mitein- vnder stecken — na, das wäre ein schöner Anfang!" „Ich. tue dir ja alles zu Gefallen!" rief nun der Offi- gier jubelnd und sprang zum Wagen und zu den Pferden, die sich sehr verständig benahmen. Und Lisi klopfte sich die Kleider ab und kam ihm dann zu Hilse, und während sie die Zügel hielt und die klugen Pferde streichelte, richtete der Graf den leichten Wagen wieder auf, nahm dann vorsichtig die Leinen in die Hand und stieg auf den Bock, dann schwang sich Lisi neben ihn, ltnd dahin fuhr der Break, was die Jucker laufen konnten! Sie hatten sich sehr viel zu sagen unterwegs, die bei den verliebten Leute, und sahen sehr glücklich aus, und tver will ihnen das verdenken! Als sie Hochstetten hinter sich hatten und nun auf dem sestcn Grasweg durch die weite Ebene dahinfuhren, be hauptete die Gräfin, sie müßten aber nun einmal vernünf- lig miteinander reden. „Sieh," Hub die Gräfin an, und ihre Stimme hatte einen gar herzlichen, lieben Klang, „ich weiß, Edmund, wenn du willst, kannst du ein ganz verständiger, braver Mensch sein, trotz deiner Sekkierereien und Flausen, und darum bin ich dir ja eben so gut. Es handelt sich heute km eine sehr ernsthafte Sache, Lieber. Ich bin nämlich dahinter gekommen, durch einen Zufall, daß die Baczianyi And der Graf Franz Zoborn in der letzten Zeit viel mit- ieinander im geheimen verkehrt haben." „Ei, sapperment, das wäre!" „Ja, ja, Freund, der Graf ist seit acht Tagen schon kn der Stadt, und die beiden sind kaum auseinander ge kommen in der Zeit, und das kann man sich schon denken, wo die beiden Intriganten die Köpfe zusammenstecken, da braut's nichts Gutes." „Natürlich, natürlich." „Nun also, ich habe glücklicherweise einen Spion im feindlichen Lager. Denn das das Ganze gegen den Anton Noscowitz geht und die beiden ihm nie verzeihen werden, daß er geheiratet hat und noch dazu die Seppi, und ihnen damit einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, das ist doch klar wie Sonnenschein." „Ganz gewiß, mein süßes Schatzerl." „So viel ich nun bis heute habe herausbekommen können, haben sie vor, irgend eine alte Geschichte mit der Seppi Knebel wieder aufzuwärmen — es soll da einmal vor Jahren etwas passiert sein, Vetter, und damit ge denken sie nun die Ehe ausciuanderzusprengen." „O, welche Infamie!" „Nun bitte ich dich, lieber Edmund, hast du jemals in deinem ganzen Leben etwas nachteiliges über die Seppi gehört, ooer kannst ou dir senken, was das sein kann?" „Nein, auf Ehre, Lisi, ich habe allezeit gehört, vk Seppi wäre eine rechtschaffene Person, eine Ta«be unta^ den Raben," erwiderte der Offizier ernsthaft. „Dieß«? ganze teuflische Plan sieht einmal dem Franz und der Baczianyi recht ähnlich. Daß sich die Baronin übrigen« zu so etwas hingibt, ist doch eine Schande — pfui!" „Ja, Schatz, das meine ich auch, und siehst du, da wir nun doch einmal von der Sache Wind bekommen haben und wir ihnen ein wenig in die Karten sehen, so meine rch, es wäre Pflicht, dem Grafen Anton oder wenigste»- doch dem Konstantin Hohenwarth einen rechtzeitigen Avi« zu geben, damit der Staß pariert werden könnte; unter allen Umständen muß ein öffentlicher Skandal vermieden werden." „Gewiß, gewiß!" „Nun weiß ich, daß die Baronin die Einladung nach Laxon angenommen, Graf Franz aber vorläufig nMh gar keine Antwort, weder auf die Einladung, noch auf des Grafen Anton Brief gegeben hat; beide werden aber sicher lich kommen, die Gräfin wahrscheinlich morgen schon ooer übermorgen, der Franz, Wenns Zeit sein wird. Es Han« delt sich nur um das eine jetzt, wie man nämlich die" stachlige Sache am delikatesten und besten anfaßt." „Ich mein' schon, am besten wäre es, du oder ich sag ten es unter dem Siegel der größten Verschwiegenheft dem Konstantin Hohenwarth. Er ist seinem Onkel mft aller Liebe zugetan und besitzt sein volles Vertrauen, er ist ja außerdem mit allen Arrangements der nächsten Tage betraut worden. Schlau ist er auch, wie selten ein anderer, und wenn einer es weiß, mit der Geschichte was anzufangen, so ist es der." „Gut, lieber Edmund, das wird auch halt das Ge scheiteste sein, aber ich bitte dich vielmals, machen wir die unangenehme Sache so Ml und verschwiegen ab wie nur irgend möglich! Im übrigen erwarte ich von meinem Spitzer! noch genauere Nachrichten und hier in Loxon erfahren wir dann auch noch manches. Doch sieh, sind da drüben nicht schon andere Wagen? — Ja, wahrhaftig, da fahren sie hin und kommen nun eher aufs Schloß wie wir, — schnell, fahr Trab, Schatz, — das kommt davon, wenn man seine Zeit so mit Liebessachen vertändelt! — Und noch eins, Lieber," fügte sie nach einer kleinen Weile hin zu, indem sie ihren Vetter mit beiden Armen umschlang und zutraulich auf die Wangen küßte, „gelt, du schlimmer Mensch, du sagst heute noch nichts von — von der Affäre unterwegs — weißt oE es gibt sonst wieder allerhand Gerede, und das hasse ich über die Maßen." „Hab' keine Sorge, ich werd' schon schweigen," sprach der Offizier mit einem schlauen Blinzeln, indem er nach der Peitsche griff und die Pferde, welche lange Zeit n»r im Schritt gegangen waren, zum schnelleren Lausen an trieb. In der Tat kamen drüben fünf bis sechs Wag« iG schnellen Trabe auf dem direkten Wege von Angern her angefahren; sie hatten bereits den Schnittpunkt der deÄM Straßen um ein gutes Stück passiert und fuhren so schnA«