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Von den Fronten. Großes Hauptquartier, 12. Sept. 1917. Amtlich (WTB.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: In mehreren Abschnitten der flau-rischen Front, im Artois und nördlich von St. Quentin lebte die Feuertätigkeit in den Abendstunden beträchtlich auf. Vielfach kam es zu Zusammenstößen der Infanterie im Vorfeld der Stellungen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Nach starker Feuerwirkung brachen französische Abteilungen zu ge waltsamen Erkundungen beiderseits der Straße Somme- Ph-Souain in der Champagne vor. Sie wurden durch Feuer und im Nahkampf zurückgetrieben. Gsfangene blieben in unserer Hand. Vor Ver-Un hat die Kampftätigkeit der Artillerien nachgelassen. > 19 feindliche Flieger sind abgeschosscn worden; einen davon brachte Leutnant Voß (46. Luftsieg) zuw Absturz. Destlicher Kriegsschauplatz. Front Prinz Leopold: An mehreren Stellen zwi schen Ostsee und Düna warfen unsere Vortruppen rus sische Aufklärungsabteilungen durch Kampf zurück. Die Gefangenenzahl ans der Schlacht bei Riga ist auf 899« seftgestellt; die Beute belauft sich auf 328 Geschütze, davon ein Drittel schwere, mehrere belandcne Vofl- und Kleinbahnzüge, große Pioniergerät-, Schießbedarf- und Verpslegungsvorräte, zahlreiche Kraftwagen und andere Truppenfahrzeuge. Front Erzherzog Joseph: Zwischen Pruth und Moldawa vielfach rege Artillerictätigkcit und Erkun dungsgefechte. Die Russen setzten bei Solka ihren Angriff nicht fort. Südwestlich von Tirgul Okna stieß der Feind fünf mal gegen unsere Linien vor; stets wurde er verlust reich abgewiesen. Mazedonische Front. Die Lage am Südwestufer des Ochrida-Sees hat sich nicht wesentlich geändert. Im Becken von Monastir stärkeres Feuer als in letzter Zeit. Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff. *Die 11. Isonzoschlacht — i ein italienischer Mißerfolg. Wien, 11. Sept. Amtlich wird verlautbart: LcsUichcr Kriegsschauplatz. Bei Solka in der Bukowina drückte ein russischer ! Angriff unsere Linien etwas zurück. Am Pruth und in 1 Ostgalizien beiderseits lebhafte Erkundungstätigkeit. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Karnpfpause am*Jsonzo dauert an. Mögen die Italiener immerhin noch weitere Angriffe beab- , sichtigen, so kann das bisherige Ergebnis der am 17. August entbrannten 11. Isonzoschlacht doch dahin festgestellt werden, daß auch diese neue Kraftprobe ' pes Feindes keinerlei Aenderung in der Kriegslage im - Siidwesten herbcizusnhren vermochte, und daß die Schlacht bis zur Stunde zweifellos einen neuen Miß? ersotg der Italiener bedeutet. » Auf der K a r st Hochfläche bildet die Einnahme des ! Dorfes Selo, das zu Beginn der Känipfe'in unserer vordersten Linie lag, den einigen Vorteil, der dem Gegner zufiel. Was wir am Südflügel der Karst- ' stellung an einzelnen Gräben vorübergehend verloren i hatten, ist durch Gegenstoß zurückgewonnen worden. Hatten unsere Führer und rhr Generalstab in restloser, § gründlicher Anwendung der Kriegserfahrungen für die siegreiche Abwehr die Vorbedingung geschaffen, so er rangen unsere braven Truppen — ihnen wie immer voran die Infanterie als ruhmreiche Trägerin schwer sten Kampfes — in beispielgebendem Heldenmut neuer- l lichst dauernden Ruhm.— Gleich ersolgbringend verlie- ! fen für unsere Tapferen Kämpfe im Wippachtale und 1 bei Görz, wo nicht ein einziger schmaler Graben in ! Feindeshand verblieb. Auf der Hochfläche von Bain- fizza—Heiligengeist war den Italienern ein Anfangs erfolg vergönnt, der unsere Führung veranlaßre, 1ü Kilometer, der Frontlinie aus zwei bis sieben Kilo meter zurückzunehmen. Von da an scheiterten alle Versuche des Feindes, durch mächtige Angriffe auf den Monte San Gabriele und gegen den Abschnitt nordöst lich davon, den unter großen Opfern errungenen ersten Raumgewinn zu einem operativen Erfolg auszubauen. Die Kriegslage am Jsonzo ist durch die Ereignisse bei Vrh und Bainsizza in keiner Weise beeinflußt worden. Das Ringen um den Monte San Gabriele im besonderen wird stets dann anzuführen sein, wenn es Beispiele zähen, ruhmvollsten Verteidigungskampfes ! hervorzuheben gilt. Das italienische Kraftaufgebot in der 11. Isonzoschlacht — 48 Divisionen auf kaum * ebensoviel Kilometer angesetzt — sucht an Massenein satz in allen Angriffsschlachten des Weltkrieges seines gleichen. Die italienischen Verluste entsprechen dieser Gefechtsführung. Sie betragen — die 20 000 Gefan genen mitgezählt — nach strengster Berechnung 230 000 Mann, also fast ein Viertel einer Million. Die Hee resgruppe des Generalobersten von Boroevic darf auf ! den jüngsten Erfolg die beste Zuversicht setzen, daß an ihrem siegreichen Widerstand auch fernerhin alle An stürme des um Länderraub kriegführenden Feindes zerschellen werden. Albanien. Der Feind ging gestern nachmittag gegen unsere Gebirgsstellungen östlich von Pogradec zum Angriff vor und wurde überall abgeschlagen, an zwei Stellen durch schneidigen Gegenstoß österreichisch-ungatischer öataillone. Im Raume südlich von Berat wiesen unsere Sicherungstruppen feindliche Streifabteilungen - im lebhaften Kämpfen zurück. Mn italienisches Schiffs» gcschwader beschoß aus ver Gegen» nördlich der Bo- jusa-Mündung das alte, an geschichtliche» Erinnern», gen reiche Kloster Pojani. Dieses wurde gleichzeitig von Fliegern bombardiert, welche mehrere Ein wohner töteten. Der Chef des Generalstabes. Destlicher Kriegsschauplatz. Russen und Rumänen griffen die Höhen westlich ! wn Ocna zu wiederholten Malen heftig an. Ihre An- ! 'türme brachen meist schon unter unserem Feuer zu- i ammen. Einmal wurden sie durch Gegenstoß zurück- ! geworfen. Italienischer Kriegsschauplatz. Im Laufe des gestrigen Tages kau« es nur an j reu Hängen des Monte San Gabriele zu heftigeren stampfen, die für uns günstig verliefen; sonst keine i besonderen Ereignisse. Albanien. Südöstlich von Berät wurden italienische Abteilun- ! zen durch unsere Vortruvpen über den oberen Osum , jurückgetrieben. — Bei Pogradec, am Ochrida-See, veichen unsere Kräfte dem Drucke des überlegenen Hegners aus. ' Ter Chef des Generalstabes. Allgemeine Kriegsnachrichten. Frieden Anfang 1918. Der Korrespondent der United Preß, das zweit- irößte von dem deutschfeindlichen Verleger Hearst „kon- rollierte" nordamerikanische Depeschenbureau, in Rom, vill aus dem Vatikan erfahren haben, man erwarte wrt zuversichtlich, daß die Antwort der Mittelmächte »ostimmte Frielwnsbe-inguugcn enthalten werd«. Der Papst wäre der Ansicht, die Berhandlunge« verden noch vor Weihnachten beginnen, und der Friede verde Anfang 1918 gesichert sein. Eine katholische Friedeusaktion. Nach einer Meldung aus der holländischen Re sidenz Haag hat eine zahlreich besuchte Friedensver- iammlung der katholischen sozialen Aktion beschlossen, dem Papst für seine Initiative, als Frie- wnsrichter zwischen den kämpfenden Nationen auf- M treten, telegraphisch zu danken und die Erwartung mszusprechen, daß alle Katholiken der ganzen Welt die Bemühungen des Papstes unterstützen würden. Rußlands Hungersnot unabwendbar. Der ,,Tailh Mail" wird dem Reuterschen Bureau zufolge aus Petersburg berichtet, daß der Minister für Lebensmittelversorgung sein Amt niedergelegt hat, weil S ihm unmöglich war, der Unordnung in seinem De partement ein Ende zu machen. Gerüchte über Gerüchte. Die Blätter verzeichnen das Gerücht, daß die ersten Abteilungen der Truppen Kornilows bereits in Natschina (einen Tagesmarsch von Petersburg) einge troffen sind. General Kaledine, der Hetmann (General) »er Don-Kosaken, soll von der Regierung verlangt haben, daß sie das Ultimatum Kornilows annehme, va er sonst die Verbindungen zwischen Petersburg und Moskau abschneiden würde. — Den Blättern zufolge soll der von Kerenski neu ernannte Generalissimus Klembowsky sich an Kerenskis Gegner Kornilow ange schlossen haben, ebenso wie die an der Südwest- und Westfront kommandierenden Generale. Kornilow — ein Fehlschlag? Tie von Kornilow organisierte Aufstandsbewegung wird nach amtlichen Petersburger Meldungen von fast ver ganzen Land- und See streit macht miß billigt und nähert sich rasch dem Zusammenbruch. Dle Befehlshaber aller Fronten haben in voller Ueber- i einstimmung mit den militärischen Ausschüssen und der i demokratischen Verbänden bei den Truppen erklärt daß sie der Negierung treu, bleiben. Tie Osiseeflotte ha- sich in ihrer Gesamtheit entschieden für die Negie rung ausgesprochen. Die Kolonnen der Truppen Kor nilows, von denen mehrere in die Aufstandsbewegunc ! auf unerlaubte Weise hineingerissen wurden, Haber i ihren Vormarsch eingestellt, da sie die Verbindung i unter sich verloren haben. Kornilow für den Frieden? ! Tas Seltsamste in dem ganzen Wirrwarr ist, das 1 Kornilow angeblich das Heer gegen die Negierung mobil gemacht hat, um — den sofortigen Frieden zu i erzwingen. — Kaum glaublich! Wilson als Engländer. i Polizciagenten drangen in Philadelphia in die i Geschäftsräume der deutschen Zeitung „Tagblatt" ein. Es heißt, daß sechs Angestellte verhaftet wurden. Die - Regierung teilt mit, daß den Blättern, die in „frem- i der Sprache" erscheinen, die Benutzung der Post untcr- ! sagt werden wird. „Fremde Sprache" ist bezeichnend. Es gibt keine amerikanische Sprache. Die Vereinigten Staatskörper haben- Staatsangehörige aus allen Nationen. Die Deutschen machen einen sehr erheblichen Bruchteil aus. Wenn ihre Sprache trotzdem „fremd" genannt wird, dann kennzeichnet das die Wilson-Negierung ganz außerordentlich. * * * Kleine Kricgsnachrichtcn. " Der Verband deutscher Wäschefabriken begründete in M. Gladbach eine Herstellungsgesellschaft für Nrbet- terwäsche mit einstweilen 21000 Mark Stammkapital. Aufruhr in Kanada. In den kanadischen Städten mit französisch spre chender Bevölkerung, besonders in Toronto, Quebec und Montreal haben in den letzten Augusttagen schwere Ausschreitungen der Antimilitartsten stattgefunden. Es kam dabet zu blutigen Zusammenstößen. In Montreal zog eine arößere Menschenmenge, aeaen den Krtea und - »'M» gegen die Einführung ver Zwangsrelrutlerung pro testierend, durch die Straßen. Die Relmktionsgebäud« der „Montreal Gazette" und der „La Presse" wurden gestürmt. Die Redakteure dieser Blätter wurden schwer mißhandelt, ein Teil der Druckereimaschinen wurde demoliert. Die Uuabhäugigkcitsbcwcgnng in Kanada > ist nach dem Urteil selbst englischer Blätter im Wachse« ! begriffen. Zehn Milliarde» Mark Kriegssteuern. Der Senat, das Oberhaus des Parlaments der Vereinigten Staaten, hat die Kriegssteuervorlage ange nommen, durch die Steuereinnahmen von etwas unter 2400 Millionen Dollar erzielt werden sollen. Das Repräsentantenhaus hatte nur Steuern im Gesamt betrags 1800 Millionen bewilligt. Die Stcuervorlage geht jetzt an das Repräsentantenhaus,, das Unterhaus, zurück. Erbitterung gegen die „lieben" Berbündcte». Nachdem russische Arbeiter und Soldaten sich in äußerst bedenklicher Form gegen den englischen Konsul in Odessa vergangen haben, haben sich neuerlich diese Exzesse gegen den amerikanischen Konsul in Odessa wiederholt. Der amerikanische Kon sul wurde aus dem Wagen gerissen und von maxima- tistischen Offizieren ge ohrfeigt und schließlich von Hafenarbeitern schwer mißhandelt. In Peters - bürg wurde der französische Noulens von Mari- malisten mit Steinen beworsen und verletzt. Weiter habe ein marimalistischer Offizier den ersten Sekretär ver rumänischen Gesandtschaft in Petersburg in ver Trambahn schwer mißhandelt. Aus dem Süden droht Gefahr. Das gegenrevolutionäre Komplott geht darauf aus, alle Mitglieder der provisorischen Regierung zu ver haften. Odessa ist der Sitz der Verschwörer. Ein großer Teil der Provinz scheint für die neue Bewe gung gewonnen. Auch das noch! Der Minister für das Post- und Telegraphenwesen macht die Mitteilung, daß auch Moskau, die alte Hauptstadt, geräumt werden soll. Die Bedeutung der Artillerie-Abwehr. Ueber den großen Einfluß, den ausreichende Mu- qitionsmengen in den großen Kämpfen haben, wird ; aus den Kämpfen vor Verdun am Montag berichtet: Zwischen 6 und 7 Uhr morgens brachen die 1 Franzosen in breiter Front vom Fosses- bis Chaume- ! Walde vor. Sie wurden überall, stellenweise im ! Gegenstoß, geworfen. Die Franzosen versuchten durch noch stärkere Feuersteigerung die deutschen Verteidiger zu zermürben und nochmals aus dem Fosses-Walde gegen die deutschen Steflungen südlich des Wavrille vorzubrechen. Schlagartig einsetzendes deutsches Ver nichtungsfeuer erstickte diese Angriffsversuche im Keime. Im Laufe des Tages vereitelte die deutsche Artillerie noch mehrere Versuche der Franzosen zu Teilvor stößen und räumte unter den zum Angriff bestimmten und in den Gräben bereit gestellten Sturmtruppen furchtbar auf, so daß die Franzosen keinen Angriff mehr vorzutragen vermochten. Das „heilige Rußland". i Verschwörungen von oben und unten. In Petersburg wurde eine groß angelegte mo«. i archistischc Qrganisatiou, „Das heilige Rußland", ent- - deckt, dessen Sprachrohr die unlängst eingegangene Zei- ; tung „Grosa" war, die hauptsächlich unter den Trup- § Pen an der rumänischen Front verteilt wurde, i „Grosa" schrieb offen: Nur der Zar könne Rußland ! Brot und Frieden geben. Lie Engländer nnd Fran- ! ;oscn feie» die Feinde Rußlands. Mau müsse sofort ! Frieden schließen. Die Hauptführcr der Organisation waren Badmajew, der Arzt Protopopows, Glinka Janschtewski, der frühere Redakteur der konservativen „Semschtschina", .und dessen Mitarbeiter Slotnikow, die alle verhaftet wurden. Tic Kornilow-Gefahr wächst. Auf der Eisenbahnlinie zwischen Luga und Peters burg sind die Schienen aufgerissen worden. Die erste Abteilung der Truppen Kornilows soll bereits in Luga 1100 Werst von der Hauptstadt), wo sich Abteilungen regierungstreuer Truppen befinden, eingetroffen sein; die sogenannte „Wilde Division", die Kornilow befehligt hat, verließ Pskow und setzte sich in der I Richtung auf die Hauptstadt in Bewegung; sie ist auf i der Station Whritza (54 Werst von Petersburg) an der I Linie Petersburg—Nhbinski einaetroffen, wo der ganze i Zugverkehr stillgelegt worden ist. 1 Kerenski hat Eäsarcugewalt. 1 Infolge der Aufforderung des Oberbefehlshabers 1 Kornilow ist das ganze Ministerium zurückgetreten, ! am Kerenski volle Haudlunasfreiheit zu geben. Alle i Minister führen vorläufig ihre Geschäfte fort. i „Tragischer Punkt" — „größte llcberraschungen". Die italienische Presse sieht mit Zittern und Zagen - nach Rußland: „Giornalc d'Italia" bemerkt zu der ! Absekung Kornilows und der Ernennung Klembowskis i zum'Generalissimus, daß Rußland fetzt auf dem tra- ! gisch.sten Punkte seiner inneren Krise angekommen > ;ej, — Tie „Tribuna" meint: Es sei noch unklar, , ,b Kornilow zugunsten der Romanows, der Zaren- famllie, handele, oder ob er die Absicht habe, die ' schwächliche Zivilregierung durch eine militärische ! Diktatur zu ersetzen. — Ter „Secolo" betrachtet 1 fieses letzte russische Ereignis als Beweis dafür, daß 1 in Rußland die größten U e b e rr a sch « n g e n bc- - rorsteheu. — ^.Corriere della Sera" erflärt, die Nevo- 1 lution Rußlands nehme den Weg aller Revolu- fioucn ein; es sei nur ungepnß, ob der Bürger- ! krieg in Petersburg jetzt schon angebrochen sei. Russische Enttäuschungen im Elsaß. In einem offenen Briefe, den die russischen Ge fangenen des Merseburger Lagers an die Schriftleitung «s „Russischen Boten" aelandt Laben und tn dem n»