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M«g ist die Transportfrage, aber das gefähr- Ichste ist augenblicklich, daß die Bauern für wertloses Veld kein Getreide mehr an die Armee verkaufen volle«. Wilder Aufruhr in Petersburg. Als Folge der neuen deutschen Offensive konnten i« Rußland die in ruhigen Zeiten niedergeworfenen ra dikalsten Revolutionäre wiederum ihr Haupt erheben. P« Petersburg kam es zu schweren AnSschreitnngen, ideil bolschewistische Wahlproklamationen durch Solda ten eilte»' für Vie Front bestimmten Bataillons ab gerissen wurden. Vorübergehende Arbeiter suchten die Mannschaften daran zu hindern" und schleuderten aus die Soldaten Handgranaten, die mit Gewehrschüssen antworteten. Das vorübermarschierende ersitz lettisch« Scharfsch'ützenregiment mischte sich zugunsten der Bol- schewiti ein und schoß wieder auf das Bataillon. Ans beiden Seiten gab cs Tote und Verwundete. Auf die Nachricht von der Rigaer Niederlage zogen auf den« Newskij Prospekt große Soldatentrupps entlang, die Standarten mit der Aufschrift trugen: „Bekämpft statt die Deutschen die Bourgeoisie, ihr werdet dann mehr Erfolg haben!" 800000 Personen ans der Flucht. Die Börsenzeitung meldet, daß eine neue Flücht- liugSwelle auS Livland gegen Pctrrslmrg heraniomme. Die meisten Bauern und Städter verlassen das Land panlkartig. Lie ersten Flüchtlinge aus Riga sind bereits in Petersburg cingetroffen. Cie verbreiten dort oeunruhtgende Gerüchte. Tie Flüchtlinge oeainnrn eine Gefahr für die Rückzugsstraßen der Armee zb werden. Im September neue Kriegs,iel-Konsercn,. X Tie russische Zeitung „Rjcrsch" erfährt ans best unterrichteter Quelle, das; die bereits seit längerer keit vorbereitete Kriegsziel-Konferenz der Entente Mitte dieses Monats in London stattfinden wird. Rußland wird auf der Konferenz besonders stark ver treten sein. Der Minister des Aeußern, Terestschenko, Sewastopulos und möglicherweise Aeretelli werben an der Konferenz in London teilnehmen. Tie Peters burger „Jstwestta" "schreibt, daß Rußland auf der Kon- ftrenz am bekannten Kriegszielprogromm fest- tzalten und nach wie vor jede Annexion und Kriegsentschädigung ab lehnen werde. Aus all«: Wett. * * Wieder die alte Geschichte. In Duisburg spielten zwei Knaben im Alter von zehn Jahren mit einer scharfen Znfanteriepatrone, wobei sie diese durch mehrmaliges Werfen aus einen Stein zur Ent zündung bringen wollten. Als ihnen das nicht gelang, legten sie die Pattone auf einen Stein und traten fortgesetzt mit den Füßen darauf. Plötzlich explo dierte die Ladung und die Kugel durchbohrte einem Twr Knaben den Fuß, der andere erlitt eine schwere Verletzung an der rechten Hand. Neue Kinderbeschäftigung. Die älteren Kin der der Schulen in Oldenburg wandern jetzt abwech selnd täglich nach dem Wittenmoor, um hier Torf- sasern für das Heer zu sammeln. Die Kinder erhal ten dafür eine geringe Vergütung, haben sich aber selber zu verpflegen. ' " Eine Einbrecher—in. Wenn die Frauen alle Männer,.arbeit" übernehmen söllen, warum da nicht auch das Stehlen? So dachte die erst 21 Jahre alte, aus Allenstein gebürtige Rosa Sawatzki in Berlin. Als sie erfuhr, daß eine Bekannte von ihr, die in der Blumenstraße im vierten Stock wohnt, für längere Zeit abwesend sei, s g sie auf dem Grundstück vom Boden aus auf das Lach und von diesem herab durch ein offenes Fenster in die Wohnung der Bekannten ein und stahl ihr für 1000 Mark Kleidungsstücke und Wäsche. — Einen zweiten Einbruch verübte die Ge suchte bei einer Frau in der Grenadterstraße. Hier erbeutete sie eine Sparbüchse mit 73 Mark und eine Fuchspelzgarnitur im Werte von 500 Mark. " Mehr Haustrunk. Die herrschende Weinknapp heit hat die Veranlassung dazu gegeben, daß in diesem Jahre am Rhein und an der Mosel mehr Haustrunk als sonst hergestellt wird. Im Durchschnitt gestattete das Krregsernährungsamt für ein Hektar der Reb fläche 500 Liter Haustrunr. Für 100 Liter werden 3 Kilogramm Zucker zugebilligt. * " Ein Denkmal für Zeppclin. Die Stadtgemeinde Friedrichshafen hat um die Summe von 57 000 Mark den Hotelgarten zum Deutschen Haus käuflich erwor ben. Im Deutschen Haus hat Gras Zeppelin sein Werk begonnen und zur Reife gebracht. Das Haus hat durch die Besuche von allerhöchsten Personen, Gelehrten und Erfindern historische Berühmtheit erlangt. Im Hotel- gawe.i. de-, nunmehrigen städtischen Seeanlage, svll ein Zeppelin-Tenkmal kommende Geschlechter an den gro ßen Deutschen erinnern. " Bestechungen in vic Hnudcrttauscude. Beamte des MilitürverpflegungSmagazins tu Wien haben Waren unterschlagen, die sic zu hohen Preisen an Firmen veräußerten und Bestechungsgelder in Höhe von Hun derttausenden von Kronen angenommen. In Wien be kannte Persönlichkeiten der Gesellschaft sind in den Prozeß, der jetzt vor dem Wiener Militärgericht ge führt wird, verwickelt. * * Schwere Explosion. Eine Explosion in einem Schießbedarfslager hat in Undine am 27. August stattgefunden, bei der mehrere Militärpersonen und Zivilisten den Tod fanden und Sachschaden angerichtct wurde. Tie Ursache ist unbekannt, Böswilligkeit scheint ausgeschlossen zu scir * Trauriges Ende eines Ehezwistcs. In Leithe bei Wattenscheid geriet eine Arbeiterfrau mit ihrem heimkehrenden Manne in Streit, weil sie einem ihrer Müder etwas Butter aufs Brot aestrichen batte. 51n seiner Wut würgte ver Mann me Frau yefttg am ' Halse. Einige Zett später fand man die Frau tot. I Der herbetgerufene Arzt konnte nur noch den Tod j feststetten. Er war durch Lähmung der Lunge und des Kehlkopfes etvgetteten. ' tk „Seidenlappen." Ich war — so erzählt eine i Leserin der „Tägl. Rundschau" — im Goethe- ! Haus in Weimar und stand vor einem Schaukasten, i in dem seidene Farbenstosso ausgestellt waren, zu denen Goethe die Erklärungen der einzelnen Farben i in seiner „Farbenlehre" geschrieben hatte. Also ich stand eifrig lesend vor diesem Kasten. Aa rauschten < zwei Damen herein und gingen schnurstracks auf das j Bunte zu. Da äußerte plötzlich die eine Dame mit tiefer Bewunderung für Goethe: Nein, denk mal, Sei denlappen hat er auch gesammelt! " Ein Jubiläum des Kölner Tomes. Der Zen- ' traldombauverein in Köln beging den Gedenktag der 50. Wiederkehr der Grundsteinlegung zum Fortbau des in der Mitte des vorigen Jahrhunderts noch unvoll- ! endeten Kölner Domes. ! ** Schwerer Brandschaden. In der Zuckerraffi- i nerie Fr. Mehers Sohn in Tangermünde kam ein großer ! Brand zum Ausbruch, der das Sacklager zerstörte. Es i sind 570 000 Rohzucker- und Raffinadesäcke verbrannt. -* Ter teure Auslandsaal. Für die Fischerei war ! die letzte Woche schlecht. Auch für die Wintermonate ! sind die Aussichten für die Beschaffung von Aal sehr ungünstig. Von wesentlichem Einfluß ist in diesem Falle der schlechte Kursstand, wodurch ein Bezug von Winteraal fast ausgeschlossen ist. Seit Beginn der Woche bessert sich die Zufuhr von Heringen und auch deren Güte. i ** Großer Waidbrand in Siidfrankreich. Wald- > brande sind zurzeit an der Tagesordnung. Aus Si birien werden Brände von riesenhafter, bisher nie gekannter Ausdehnung gemeldet. Seit einigen Tagen wird auch Südfrankreich von einem riesenhaften Brande j heimgcsucht. Trotz Eingreifens zahlreicher Truppen i war es infolge starken Nordweststurmes unmöglich, ! der Ausbreitung des Feuers, das gegenwärtig die schönsten Waldbestände des Departements Var verwüstet, Einhalt zu tun. Der Brand nähert sich Toulon, er dauert schon den dritten Tag an. Ein neuer Waldbrand brach zwischen Fort Pehrus und Se- ! maphor Gans aus. Der Festungsgürtel des großen südfranzösischen Kriegs Hafens Toulon ist nun- ! mehr vom Feuer umgeben. _ ! ** Wieder einmal. In Bogutschütz, einem Nachbar ¬ orte von Kattowitz sind sieben Zöglinge der Markefka- Stiftung am Freitag und Sonnabend gestorben. Sie i hatten Flundern gegessen, die aus Zawodzte bezogen ! worden waren. * Eine umfangreiche Ausbildung von Deutschen Schäfer h unde n und Dobermanns zur Führung von kriegsblinden Soldaten erfolgt zurzeit in ver schiedenen norddeutschen Städten, besonders in Olden- ! bürg. i * König Konstantin von Griechenland wird mit ! Familie Wohnsitz in Zürich nehmen. * Der höchste Wolkenkratzer, der Weelworth Buil- j ding in New Bork, das jetzt mit 56 Stockwerken bts ! zur Höhe von 228 Meter bei 47 Meter Tiefe des Unter hauses errichtet wurde, bedeckt 2680 Quadratmeter, bat l ein Gesamtgewicht von 230 000 Tonnen und hat - 48 Millionen Mark gekostet. Es enthält 3000 Jnnen- , türen und 3000 Fenster. ! * * * ! Kleine Neuigkeiten. * Auf Zeche „Adler" bei Essen wurden zwei Berg leute verschüttet. Beide sind tot. * Der Rentner Ferdinand Kempf in Thorn (West- Preußen) beging seinen 100. Geburtstag. Schatzanweisungen. Die siebente Kriegsanleihe ivird, wie kürzlich a» dieser Stelle mitgeteilt, aus 5prozentigen Schuldver schreibungen und aus 4Uzprozenttgen Schatzanweisun- gen bestehen. Beachtenswert ist besonders, daß der Erloerv ver Schatzanwetsungen die Möglichkeit der! Erzielung eines erheblichen Auslosungsgewinnes in sich schließt. Gleich den mit der sechsten Kriegsanleihe ausgegebenen Schatzanweisungen werden nämlich di«, Schatzanweisungen der siebenten Kriegsanleihe nach einem festen Plan mit einem hohen. Aufgeld durch zweimal im Jahre stattfindende Ziehungen getilgt, und zwar gelangen nicht einzelne Nummern, sondern immer ganze Gruppen zur Auslosung. Der erste Nus» bosungstermin ist der 1. Juli 1918, und da der Tilgungsplan der mit der sechsten Kriegsanleihe aus-- gegebenen Schatzanweisungen auch für die der siebenten Kriegsanleihe gelten solh die erste Auslosung der früher ausgegebenen Schatzanweisungen aber bereitst am 1. Januar 1918 erfolgt, so wird von den Schatz- anwersungsn der siebenten Kriegsanleihe einmalig, * nämlich am 1. Juli 1918, ein entsprechend größerer Bettag ausgelost. Die Rückzahlung der gezogenen Gruppen erfolgt mit 110 Prozent, so daß der Eigen tümer im Falle der Auslosung außer der hohen Verzinsung einen Kursgewinn von 12 Prozent (der - Zeichnungspreis beträgt 98 Prozent) erzielt. In spä teren Jahren ist der' durch die Auslosung entstehende y Gewinn unter Umständen noch größer, weil das Auf geld auf 15 und 20 Prozent steigen kann. Das Reich ist nämlich berechtigt (nicht verpflichtet), am 1. Juli 1927 oder später alle bis dahin nicht ausgelosten Schatzanweisungen zur Rückzahlung zum Nennwert zu kündigen. Die Eigentümer der von der Kündigung betroffenen Schatzanweisungen haben jedoch dann das ! Recht, statt der Barzahlung 4prozentige, mit 115 Pro«, , zent auslosbare Schatzanweisungen zu fordern. Sind weitere 10 Jahre nach der ersten Kündigung (wohl zu unterscheiden von der Auslosung) vergangen, so ! . kann das Reich alle bis auf die mit 115 Prozent aus- - i gelosten, nunmehr 4prozentigen Schatzanweisungen/ zur i ! Rückzahlung zum Nennwert bringen. Aber wiederum i hat der Eigentümer der Schatzanwcisungen das Recht, j statt der Barzahlung die Ausfolgung von Schatzan- ! Weisungen zu verlangen, die dann noch 31/2 Prozent ! Zinsen tragen und mit 120 Prozent ausgelost werden. Ter Auslosungsgewinn muß also mindestens j ! 12 Prozent betragen, er kann indes auf 17 und > j 22 Prozent steigen. Das sind so günstige Aussichten, ! ! daß bei vielen Eigentümern der älteren 5prozentigen , - Schuldverschreibungen und früher ausgegebenen 5pro- zenttgen Schatzanweisungen der Wunsch rege werden ! wird, ihren Besitz in neue 4VsProzentige Schatzanwei- ! sungen umzutauschen. Dem kommt die Finanzver- ? ! waltung entgegen. Sie hat bestimmt, daß den Zeich- ! i nern neuer 4>/2prozentigcr Schatzanweisungen gestattet i sein soll, daneben stprvzentige ältere Schuldverschrei- 1 ! düngen und die Schatzanweisungen der ersten, zweiten, . vierten und fünften Kriegsanleihe in neue 4VePro- i zentige auslosbare Schatzanweisungen umzutauschen. Jedoch kann jeder Zeichner höchstens doppelt soviel alte Anleihen (nach dem Nennwert) zum Umtausch anmel-. den, wie er neue Schatzanweisungen gezeichnet hat. j Wer also z. B. 5000 Mark Schatzanweisungen gegen ! Barzahlung zeichnet, kann daneben 10 000 Mark Schatz- j anweisungen durch Umtausch alter Anleihen erwerden. Der letzte Tilgungstsrmin für die auslosbaren § Schatzanweisungen ist der 1. Juli 1967. An diesem! Tage müssen die bis dahin nicht ausgelosten Schatz- ' anweisungen mit 110, 115 oder 120 Prozent (je nach- ! dem, ob der Zinsfuß der Schatzanweisungen dann 41/z, ! i 4 oder 3ttz Prozent beträgt) zurückgezahlt werden. Frei- - lich wird nur ein Teil der Schatzanweisungen in näherer f Zeit, der andere erst später mit einem hohen Aufgeld aiMelost; indessen übt schon an sich die regelmäßige Ti -mg erfahrungsgemäß auf den Kursstand eines Wertpapiere» eine günstige Wirkung aus. Das Ma terial verringert sich, was nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage ein Vorteil ist. Zudem werden die^ Besitzer ansgeloster Schatzanweisungen stets geneigt sein, sich Ersatzstücke zu beschaffen, um den Auslosungsvor teil in der Folge von neuem zu genießen. Es ist zu . erwarten, daß die neuen Schatzanweisung.'n der siebenten Kriegsanleihe um so größere Beachtung der Zeichner finden werden, je mehr das Publikum die Vorteile dieses Erwerbs sich klar macht.