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KwM W Mchttttz Jemiu, Dienstag den 21. Mgust !917 abends 83. Jahrgang Nr. 163 r wurd sen »ie Ungarn: Rücktritt Esterhazys. Andrassy i. * regende zusuche ledige mögl ihoiei wird« « eNärt 1 gen pe> si I Eine neue vatikanische Erklärung. Die „Köln. Ztg." schreibt: Wie wir von zuver lässiger vatikanischer Sette erfahren, sind die in der päpstlichen FrtedenSnote enthaltenen Friedenspunkte lstcht des Papstes, um eine Friedens- zu erreichen. Die Räumung der besetzten 7k § »in. tr» rb. i Demokratische Gewiffensfreiheit. „Und tust du'S nicht willig, so brauch ich Gewalt." Der Londoner sozialistische „Labour Leader" schreibt: „Der Bischof von Chester hat sich durch einen Brief an die Presse ein Verdienst erworben, worin er die Aufmerksamkeit auf die Lügennachrichten aus den Vereinigten Staaten des Inhalts lenkt, bah das dortige Wehrpflichtgesetz keine Bestimmung über Leute mit Gewissensbedenken enthalte. Im Gegen teil wird diesen vollste Freiheit vom Dienst durch fol gende Sätze geivährt: „Und nichts in diesem Gesetz soll so ausgelegt werden, daß er irgend jemanden veranlaßt oder zwingt, in irgendeiner der hierin vor gesehenen Streitkräfte zu dienen, wenn er sich als Mitglied ausweist einer gut organisierten religiö sen Sekte oder Organisation, die gegenwärtig or ganisiert vorhanden ist, und deren Bekenntnis den Mitgliedern verbietet, am Krieg in irgendeiner Farm teilzunehmen, und deren religiöse llebcrzeugun- gen gegen Krieg oder Teilnahme daran geljm m Uebereinstimmung mit dem Bekenntnis der Organisa tion." _ Wir sind begierig zu scheu - fügt der „Labour Leader" hinzu —, wie es „mtkrnotionalci, Sozialisten" unter dieser Klausel ergehe» wird." * . * England: Wieder Arbeiterminister. ; Die Ersetzung des wegens seines Eintretens Nr die Herausgabe von Pässen an Vie englischen So zialisten für Stockholm aus dem englischen Mini sterium ausgeschiedenen Arbeiterführers Henderson ist »nieder durch andere Arbeiterführer erfolgt, und zwar sind gleich zwei neue Arbeiter ins Ministerium ein- bezogen. Aus London werden amtlich folgende mini- Vertelle Ernennungen bekanntgeaeben: John Soade, erwachsene weibliche Arbeiter um 75 Pfennig und für Jugendliche um 50 Pfennig erhöht würden, 3. Vie jetzt gezahlten Kinderzülagen überall verdoppelt wür den. Eine Eingabe an die Organisation der Werk- vesitzer zu richten, wirb nicht für zweckmäßig gehalten, da Diese nicht in Verhandlungen eintreten würden. Lollten die Zechenverwaltungen Schwierigkeiten machen, sc wird empfohlen, die Schlichtungsausschüsse einzu- berusen. Von den Belegschaften wird erwartet, daß sie keine weiteren Schritte ohne das Einverständnis der Verbandsleitungen machen. F Wegfalls jener Abgabe an deren Stelle zu treten hat. Denn es wird wohl kaum jcmanv aunchmen, daß unsere Finanzlage nach dem Kriege uns gestatten wird, auf jene Einnahme ganz zn verzichte«, es kann sich! viel mehr nur darum handeln, die Reichsabgabe in einer passenden Form mit den Gebühren zu vereinigen.' — Eine Mitteilung, welchen Ertrag unS die letzte Porto- Erhöhung gebracht hat, hat der neue Staatssekretär nicht gemacht. :: Schulgelbfreiftelle« Bei der Vergebung von Schulgeldfreistellen ist nicht immer gleichmäßig Ver fahren worden, was ja auch nicht unmöglich ist. Jetzt hat der preußische Unterrichtsminister Grundsätze dafür aufgestellt. Die Schulgeldfreiheit soll tüchtigen jungen Leuten aus der minderbemittelten Bevölkerung den Zugang zu Berufen erleichtern, die den Besuch einer höheren Lehranstalt voraussctzen. Neu eintretende Schü ler oder Schüler der unteren Klassen dürfen nicht aus geschlossen werden. Insbesondere soll Volksschü- lern die Möglichkeit offen bleiben, Freistellen zu er langen. In den Vorschulen soll keine Schulgeld freiheit gewährt werden. Zu berücksichtigen ist nicht nur das Einkommen des Vaters, sondern auch die übrigen Verhältnisse, wie eine größere Kinderzahl und die Not wendigkeit, die Kinder auf auswärtige Schulen zu schicken. In der Regel soll nur eine völlige Wefrei- ung bewilligt werden. Zwischen einheimischen und aus wärtigen Schülern soll kein Unterschied gemacht werden. :: Lohnvewegn«g unter den Bergarbeitern des Kuhrrcvicrs. Die vier Bergarbeiter-Verbände haben beschlossen, sämtliche Arbeiterausschüsse auf den Zechen des Nuhrbeztrkes mögen bei ihren Bergverwaltungen eine alsbaldige Lohnerhöhung beantragen, derart, daß 1. die Löhne für Hauer und Lehrhauer pro Schicht nicht unter 12 Mark ausschließlich Kinder- und etwaige Kinderteuerungszulagen betragen, 2. die Schichtlöhne für erwachsene männliche Arbeiter um 1 Mark, für Mit dcr „Freiwilligkeit" hat es längst seinen Haken. Man wendet bereits sehr drastische „freundliche Mittelchen" au, und der volle Zwang wird ebenso schnell wie in England komme». Trotz der umfassendsten Propagandavorbereitungen sind in einer Woche, die 70 000 Freiwillige bringen sollte, der regulären Armee nur 8000 Freiwillige aus dem gesamten Staatsgebiet der Vereinigten Staa ten zngeführt worden. Ein republikanisches Kriegshetzerblatt sagt dazu: „An sich ist dieses Ergebnis - beschämend, und dennoch läßt sich nicht unschwer eine genügende Er klärung dafür finden. Vor allem hätte voransgcsehen werden müssen, daß das Freiwilliaensvstem neben der k Gras Moritz Esterhazy hatte als ungarischer Ministerpräsident vor einiger Zeit einen Urlaub ge nommen, um allerlei Schwierigkeiten Zeit zur Ab- flauung zu gewähren. Die Wahlrechtsreform spielte dabei die Hauptrolle. Nachdem diese Gegen sätze im Laufe der Dinge sich nicht geändert haben, hat Gras Esterhazy erneut sein RücktrtttSgesuch ein- gercicht Man nimmt an, daß Graf Julius " sein Nachfolger werden wird. wiro nicht als Ane Grundlage für einen vau«, ernden Frieden betrachtet. Amerika wird die Note nicht beantworten, bevor «S sich mit den übrigen Alliierten in Verbindung gesetzt hat. Wie verlautet, ist es möglich, daß Wilson in einer öffentlichen Vr- klärung antwortet, in der die Kriegsziele nochmals auseinandergesetzt werden. . Der Präsident des amcrikanischen Arbeiterbunves, ! Gompers, erklärt: Die organisierten Arbeiter würden sich den Vorschlägen des Papstes widersetzen, denn mit diesen Vorschlägen werde die Entfernung deS Kaisertums nicht durchgeführt, und ebensowenig - werde mit diesen Vorschlägen die Einrichtung einer , Weltdemokratie gefördert. § Daneben verdächtigt man den Papst. In New Uorker katholischen Kreisen nimmt man als Motiv des Papstes für seine Friedensaktion die Hoffnung an, daß er dem katholischen Oesterreich und dem katholischen Bayern helfen, an der Wiedererrich tung eines katholischen Königreichs Polen Mitarbeiten und auch das katholische Spanien unterstützen wollte, dessen traurige Wirtschaftslage und politische Beun ruhigung sich verschlimmern, wenn der Krieg noch' lange dauert. > Diese frechen Heuchler! Als ob sie nicht genau wüßten, daß die Unruhen in Spanien Mache des Bier- . Verbandes sind, um das Land auf seine Sette gegen ! die Mittelmächte in den Krieg zu treiben!! Sie wollen nicht ernst genommen werden. ! Die amerikanischen Pressestimmen, die Reuter ver breitet, sind alle auf einen Ton unbedingter Ableh nung gestimmt. Es genügt zur Kennzeichnung folg- gendes aus dem „Philadelphia Jnpuirer" anzüsühren: „Friedensangebote, welche die Alliierten ernstlich er wägen könnten, müssen aus Berlin kommen und die Beseitigung der Autokratie der Hohenzol lern ent halten/ Penswnsmlntster; George Roberts, ArveltSmiMster; A? E Geddes, Minister des Nationaldienstes; Ge orge War die, parlamentarischer Sekretär des Han delsamtes. — Offenbar will der Premierminister Lloyd George die Verantwortlichkeit der Arbeiterschaft kür den Krieg möglichst stärken, damit der Schein der Arbeitergegnerschast gegen den Krieg möglichst abge- dämmt werde. :r Das Schulgesetz im Königreich Polen ange- mommen. Der Staatsrat hat das vorläufige Gesetz über die Elementarschulen im Königreich Polen angenommen, sowie die einstweiligen Bestimmungen Über die Gerichtsrassen. :: Drichinosecrkrankungen durch Auslandsfleisch. Neuerdings sind mehrfach Fälle von Trichinofeerkran kungen infolge Genusses von Auslandsfleisch vorge kommen, das nicht amtlich auf seine Tauglichkeit zum menschlichen Genuß untersucht war. Diese Fälle machen es, wie der Minister des Innern in einem Erlaß an die Verwaltungsbehörden betont, not wendig, der Bevölkerung in geeigneter Weise alsbald anzuraten, alles Auslandsfleisch zunächst auf Trichinen untersuchen zu lassen oder aber nur in gut gekoch tem oder gut ourchgebratenem Zustande zu genießen. Portugal: Die Verarmung macht Fortschritte. ; Der Pariser „TcmpS" meldet aus Lissabon: Costa erklärte, die Kriegsausgaben Portugals hätten die Höhe von 500 Millionen erreicht. Die monat lichen Kriegsausgaben betrügen 50 Millionen. — Das portugiesische Amtsblatt veröffentlicht einen Er- laß über die Beschlagnahme aller Silber- und Kupfermünzen, die durch Banknoten ersetzt wer den sollen. — Offenbar verlangt England alles Silber und Kupfer, das in dem armen Lande zu finden «ist. Griechenland: KriegSrecht für das ganze Laud. k Der Vierverbandsagent Veniselos hat sein Ziel erreicht: Nach Ausführungen Beniselos' nahm die Kam mer das Gesetz an, das das Kriegsrecht für das aanze Land einführt. Wer jetzt gegen die Entente ist, wird ,,drvegsrcchtlich" behandelt. Spanien: Andauernd Unruhe». k Der Minister des Innern teilt mit, daß das Leben in der Hauptstadt Madrid fast völlig wieder normal ist. Freitag morgen machten die im Madrider Gefäng nis wegen früherer Aufruhrbewegungen in Haft Be findlichen einen Fluchtversuch und griffen zwei Aufseher an, die verletzt wurden, desgleichen ein Wachtposten. Zwei Soldaten wurden verletzt. Als Ver stärkungen eingetroffen waren, gaben die Gefangenen aus den Fenstern Feuer. Die Heeresmacht erwiderte und überwältigte schließlich die Meuterer. In Satander und Sabad eil wurde die Ar beit wieder ausgenommen. In Vergaro nahm ein Regiment, unterstützt von zwei Gebirgsgeschützen, zwei Barrikaden. Vier Häuser mußten zerstört werden. Die Bewegung ist vollkommen erstickt. Im Laufe des Nach mittags wurde ein Soldat getötet, ein Sergeant und zehn Soldaten wurden verletzt. 60 Verhaftungen wur den vorgenommen. — Die Züge verkehren wieder auf der ganzen Halbinsel regelmäßig. Amerikas Mangel an Seelenton. Aus Norwegens Hauptstadt Christiani« wird ge meldet, baß 50 skandinavische Seeleute, darunter sechs norwegische Kapitäne, nach Amerika abgeretst sind, um in die amerikanische Handelsmarine etnzutreten. — Was nützt da aller Schiffsbau? ! Wilson Weitz wieder nicht, was.. Das Geburtsland der Friedensbewegung für den Krieg. Die Kriegstreiber in Amerika haben dieser Tage den sriedensfreundlichen Führer der Sozialisten der großen Fleischfabrikstadt Chicago, Ad. Gerner, wegen seiner Friedensfreundlichkeit einfach eingesperrt. Diese Tendenz der gänzlichen Rechtlosigkeit leuchtet aus dem gesamten Treiben der „demokratischen" Gewalthaber hervor. Aus Washington wird gemeldet: Senator Lovi schlägt eine Resolution vor, wonach keine Beratung über den Frieden mehr statt finden solle, bevor Präsident Wilson den geeigneten Augenblick für gekommen erachtet. Die pazifistischen Mitgyeder ves Senats haben diesen Vorschlag still schweigend ausgenommen. Der frühere Senator Root, der Leiter des amerikanisch-russischen Ausschusses, hielt eine Rede gegen die Pazifisten, in der er sagte: „Es gibt einige, die man bei Sonnenaufgang in Sen Straßen füsilieren sollte; auch gibt es in New Aork Zeitungen, deren Chefredakteure wegen Verrats hi «gerichtet werden sollten Möglicher weise geschieht bas auch noch." Wilson aber weiß nicht, was er will. , Das amerikanische Publikum hat ebenso wie die Presse die Friedensvorschläge des Papstes mit ein mütigem Respekt ausgenommen. Präsident Wilson > ser jedoch nach wie vor überzeugt, daß ein Friedens- ! schluß ohne einen entscheidenden Weg für die Alliierten ! unannehmbar sei. Der Krieg, so schließt das Tele gramm, wäre von Setten der Vereinigten Staaten unnötig gewesen, wenn der Friede in der gcqenwärti- j gen Lage angenommen werden könnte. Die Alliierte« sollen ihre Meinung äußern. Aus der nordamerikanischcn RegieruiigsstLdt Gebiete ist nur Zug um Zug gegen Rückgabe der Ko lonien und der Freiheit der Meere beim Friedens- schluß gemeint, wie dort auch in allen anderen terri torialen Fragen das Schlußwort gesprochen werden soll. Die Note ist so den kriegführenden Staaten zuge stellt worden, dagegen nicht an die Neutralen. Tas Wetterleuchten des Friedens. Der vatikan-offiziöse „Osservatore Romano" er klärt, die Papstnote habe im italienischen Volk tiefen und freudigen Eindruck gemacht. Keinen Fuß breit Boden». Die offiziöse „Wiener Allgemeine Zeitung" er klärt tn Bezug auf die Note des Papstes: „Wir müssen mit aller Entschiedenheit darauf Hinweisen, daß der «Eopunrr oer Monarchie gegenüber den italienischen Begehrlichkeiten auf unser Territorium nach wie vor ein unverrückter und unerschütterter ist. Er läßt sich in dem kurzen Satze zusammenfassen: Wir treten nicht einen Fuß unseres Bodens an Italien ab." * * " «'M einer weitere« Erhöhung »er Postgebühren ! ?war dieser Tage die Rede. Dem Vertreter des „B. T." ' betroffe gegenüber hat der neue Staatssekretär des Reichs- , ahlreich Postamts, der frühere Berliner EisenbahndirsktionS- m z e r ÜEsident Rüdlin sich in diesem Punkte folgender- matzen ausgesprochen: „Eine Erhöhung der Poft. " gebühren wird zurzeit nicht geplant. Wenn von Mün- uug ae Hen aus eine derartige Nachricht verbreitet worden 1 ist, so kann sie sich nur darauf stützen, daß bekannt lich die aus Grund des Reichsgesetzes vom 21. Juni ! 1916 am 1. August 1916 in Kraft getretene Reichs- > abgabe nach Vorschrift des Gesetzes spätestens nach ! Ablauf dies zweiten Rechnungsjahres nach Friedens. schluß auszuheben ist, wenn es der Reichstag ver- i langt, und daß es demgemäß wohl selbstverständlich j ist, wenn sich die Reichspostverwaltung schon jetzt mit der Frage beschäftigt, ob und was für den Fall »es »