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83. Jahrgang Dienstag den 7. August 1917 abends Rr. 181 Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseMgem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die " . Zeitung" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- geben. Preis vierteljähr lich einschl. Zuträgerge bühr M.2.49,zweimonat lich M. 1.6V, einmonat lich 8V Pf. EinzelneNum- mernlOPf. AllePostan- stalten, Postboten, sowie unsere Austräger neh men Bestellungen an. Inserat« werden mit 20 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 15 Pf. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zelle 45 bez. 35 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechenoem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 50 Pf. WHelitz-Mullg TageWU Wh Anzeiger siir WMnM, SlWeberg n. ll. Brotversorgung. I. vom 13. August 1917 an erhaben I. Kinder i» ersten Lebensjahre 1 Pfund 2. Kinder von» Begin« de» zweiten bi» zum vollendeten sechste« Lebensjahre 3 Pfund 3. alle über 6 Jahre alten Personen (ausschließlich Schwer- und Schwerstarbeit«) 4 Pfund 4. Schwerarbeiter 5 Pfund 5. Sch Werftarbeiter — soweit sie anerkannt sind — und zwar von der vemeinde 5 Pfund und außerdem von ihrem Be triebsunternehmer 2 Pfund, insgesamt also 7 Pfnnd Brot wöchentlich. Eine Zulage von I Pfund Brot wöchentlich erhalten a) Schwangere vom 6. Monat der Schwangerschaft an, b) stillende Mütter während der Stillzeit, c) nichtstillende Mütter während der ersten 6 Wochen nach der Entbindung. Das Boriiegen der Voraussetzungen zu 2 bis c ist der Brotkartenaurgabestelle durch da» Zeugnis eine» Arzte» oder einer Hebamme nachzuweisen. II. Als Schwerarbeiter im Sinne von I Zisfer 4 gelten und haben infolgedessen, ohne Rücksicht auf das Einkommen, 5 Pfund »rot zu erhalten: 2) Gewerbetreibende sowie gewerbliche Arbeiter und Lehrlinge, di« wenigsten» 8 Stunden täglich außerhalb ihrer Wohnung körperlich arbeiten, b) land- und forstwirtschaftliche Arbeiter, einschließlich der Gärtnerriarbeiter, sowie Landwirte und Gärtnereibesitzer, die selbst körperlich im Betriebe arbeiten, solange sie täglich mindesten» 8 Stunden tätig sind; Landwirte, die vom Rechte der Selbstversorgung Gebrauch gemacht haben, erhalten di« Zulage nicht; c) Eisenbahn-, Post- und Telegraphenarbeitrr, einschließlich der Postboten, sowie im Außendienst arbeitende Kassenbotrn, soweit sie wenigsten« täglich8 Stunden arbeiten. Keinesfalls fallen unter die Schwerarbeiter Beamte, Kausleuie, Handlungsgehilfen, Verkäufer, Verkäuferinnen, Kontorpersonal, Hausdiener und Dienstboten. Ul. Militärpersonen, die vom Kommunaloerband ständig mit Brot zu versorgen sind, insbesondere Wachtmannschasten, Lazarettinsassen, Brotgeldempsänger, mit Verj pslegung einschließlich Brot Einquartterte erhalten k>/2 Pfund, Kriegsgefangene da gegen 5 Pfund Brot wöchentlich. MiNtärurlauber haben die Brotration der versorgungsberechtigten Zivilbevölkerung, das ist wöchentlich 4 Pfund und, soweit sie al» Schwerarbeiter tätig sind, 5 Pfund — in Reisebrotmarken — zu erhalten. Dippoldiswalde, den 4. August 1917. Der Kommunalverband. .. —- Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Schon vor zirka vier Wochen ent deckten die städtischen Waldarbeiter auf dem Wege zur Arbeitsstätte im Bödchen einen Brandherd, den sie noch zur rechten Zeit löschen konnten. Vorgestern, am Sonn tag mittag, sanden zwei Mitglieder de» städtischen F-rst- ausschusse« in der Abteilung 1 des städtischen Waldes direkt am hohen Holze abermals eine Brandstelle, wo kurz vorher Personen gelagert und ein Feuer unterhalten hatten, welche» sich bereits Nahrung in der dürren Streu und Wurzeln gesucht und nur durch die vollständige Windstille nicht schon weiter um sich gegriffen hatte. Durch Um graben und Wasser wurde dasselbe im Keime erstickt. Es möchte- jedermann dringend darum gebeten werden, wer derartige Lagerungen antrifft, dieselben sofort aufzuheben und die Namen dieser leichtsinnigen Personen festzustellen und zur Anzeige zu bringen, daß dieselben einer energi schen Bestrafung nicht entgehen können. Was für ein enormer Schaden durch einen Waldbrand angerichtet werden kann, beweist deutlich die Brandstelle im Walde bei Edle Krone. — Theater. Morgen Mittwoch wird nun auch dis Direktion Petzold-Wahlburgden Schwank mit Gesang „Der Liebesonkel oder der Mann mit den 2 Frauen", welcher überall ausvnkaufte Häuser erzielte, auch bei uns seinen tollen Humor sprudeln lassen Beschreiben läßt sich der Schwank schwer, man muß ihn sehen, um urteilen zu können. — Anfang September wird in Potschappel eine Lehr stätte für Eäuglingspflegerinnen, verbunden mit einer Tag- und Nachtkrippe für 40 Kinder eröffnet. In der Tag- und Nachtkrippe sollen außer den Kindern auch eine be schränkte Anzahl von erholungs- bez. pflegebedürftigen Müttern Ausnahme finden, die dort zugleich zur Pflege ihrer Kinder sachgemäß angelritet werden. Soweit die verfügbaren Plätze sowohl für Kinder al- auch für Mütter nicht von Einwohnern von Dresden-Altstadt eingenommen werden, slehen sie auch solchen aus andern amtshaupt mannschaftlichen Bezirken offen. In der Säuglingspflege Potschappel werden Frauen und Mädchen nicht unter 20 Jahren al, Säuglingspslrgerinnen in einlährigen Lehr- gängen oder als Säuglingsfürsorgerinnen in 3-4monat- licher Lehrzeit ausgebildet werden. Wer sich von den Mitgliedern de» hiesigen Frauenvereln» für diese Säug- lingspslegeslälte interessiert o:er sich an einem Lehrgänge beteiligen will, kann die näheren Bestimmungen über «ventuelle Ausnahme bet der Vorsteherin des hiesigen Frauenoereink, Frau Bürgermeister Jahn, einsehen. — S. M. der König hat am Geburtstage der verstorbenen Königin Carola die Carola-Medaille in Bronze verliehen an Frau Adam ged. Vogler in Kreischa, Frau Pfarrer Vieweg geb. Franke in Burkersdorf und Frau Pfarrer Birkner geb. Schönherr in Schmiedeberg. Schmiedeberg. Wie uns mitgeteilt wird, ist «» ge- langen, di- Operettengesellschaft Petzold-Wahlurg au» Dresden, welche setzt in Dippoldiswalde so ausgezetchnete Erfolge erzielt, auch für Schmiedeberg auf einige Gast spiele zu gewinnen. Oberbärenburg. Freitag den 10. August nachmittag» 5 Uhr findet in der hiesigen evangelischen Kapelle ein Kirchenkonzert zum Besten des Frauendank statt unter Mitwirkung hervorragender Dresdner Gesang»- und Geigen- künstlerinnen. Da« sehr reichhaltige Programm bringt Arien von Bach, Händel, Mozart, Lieder von R. Becker, Mendelssohn und anderen. Dresden. Der eben erschienene diesjährige Haushalt- plan der Stadt Dresden weist an Ueberschüssen au» Ver- Mögensnutzungen rund 5 Millionen Mark auf. Die Steuern und Abgaben sind mit rund 16 Millionen ver anschlagt. Dazu kommen noch die Ueberschüsse aus dem Gaswerk, der Straßenbahn usw. mit etwa I 800 000 M., so daß die Gesamteinnahmen der Stadt mit 22 693222 M. beziffert werden. — Die Iagdaus,sichten in Sachsen. Wie aus den Kreisen sächsischer Jäger mitgeteilt wird, werden die Jagd- aussichten in Sachsen für den kommenden Herbst verschieden beurteilt. In manchen Gegenden hat sich das Wild trotz der strengen Kälte und der langen Dauer des Winters im allgemeinen sehr gut gehalten. Von eingegangenem Rehwild und Hosen ist sehr wenig gemeldet worden und das Ergebnis der Rehbockjagd ist nicht unbefriedigend ge wesen. Im Felde kann man außerordentlich viele junge Hasen beobachten. Der Hase fürchtet nicht so sehr die Kälte, viel mehr schadet ihm die Nässe, an der es ja be kanntlich gefehlt hat Wir können somit einer reichen Hasenjagd entgegensetzen. Hoffentlich finden die Behörden nun endlich auch Mittel und Wege, das wertvolle Wild der Bevölkerung zuzuführen. Im vergangenen Winter war leider fast kein Hase zu kaufen! Auch die Hühner jagd soll nach den bisher gemachten Beobachtungen aus gezeichnet werden, weil nach den Ansichten der Jäger Trockenheit und Wärme das Brutgeschäst aufs beste be günstigt haben. Doch hat der rauhe Winter den Hühnern auch geschadet. Da jetzt vielfach die Kornfelder alsbald nach dem Abernten umgepslügt und neu bestellt werden, sind die Völker beunruhigt, so daß man nicht mit Be- stimmtheit eine gute Hühnerjagd Voraussagen kann. Immerhin brachten auch bei uns die trockenen Jahre, so besonders 1904 und 191 >, eine gute Hühnerjagd. In der Meißner und Lommatzscher Gegend haben Jäger Hühnergelege mit 12 bi« 14 Eiern gefunden, dir von der Henne infolge Beunruhigung durch die Erntearbeiter ver lassen worden waren. Man hat die Eier den Nestern entnommen und brütenden Haushühnern untergelegt. Diese Versuche sind geglückt. — Auch bezüglich der Fasanen wird durchgehends nur Erfreuliches berichtet. Die sächsi- schrn Jägerkreise beklagen jedoch die große Zunahme des Raubzeuges, das sich bei dem Mangel an Jagdpcrsonal während des Krieges stark vermehrt und den Wild- bestand arg mitgenommen hat. Die Jagd ouf Reb- Hübner beginnt am l. September, die Fasanenjagd am 1. Oktober. — Wie man von hier erfährt, werden auch die sächsischen Staatsbeamten, Arbeiter und Angestellten eine außerordentliche Teuerungszulage erhalten. Die endgül tige Entscheidung über die Form dieser Zulage wird itt der nächsten Woche fallen. — Vor der fünften Feriensir iskammer des Kgl. Land gericht» Dresden hatte sich t.m Montag die 26 Jahre alte Arbeiterin Martha Frieda Richter geb. Oesterreich our Großölsa bei Dippoldiswalde wegen Unterschlagung, Ur kundenfälschung, Diebstahls und Betrug» im Rückfälle zu verantworten. Die zwölsmal vorbestrafte Angeklagte er hielt zuletzt am 4. und 14. Juni von dem hiesigen Kgl. Landgericht insgesamt 13 Monate Gefängnis zuerkannt. Unter der wahrheitswidrigen Angabe, sie habe eine« reichen Onkel und könne von diesem Nahrungsmittel er halten, verschaffte die Angeklagte sich von den Leuten in Kreischa und Dresden insgesamt mindestens 90 M. bare» Geld. In einem Falle machte die Richter hierbei auch von einer fälschlich angefertigten Quittung Gebrauch. Als die Angeklagte bei einer Kutschersehesrau in Radeberg war, entwendete sie aus deren Wohnung Lebensmittel karten, Scheine und eine Anzahl verschiedener Sachen, sie veruntreute auch 25 Mark, die ihr in Lotzdorf als Kriegs- unterstützung zur Ablieferung an die Ehefran eines Land wehrmannes übergeben worden waren. Das Urteil lautete unter Einrechnung der 13 monatigen Gefängnisstrafe auf 2 Jahre 8 Monate Zuchthaus und 450 M. Geldstrafe oder noch weitere 60 Tage Zuchthaus. Leipzig. Der Aufmerksamkeit eines zufällig am Mendebrunnen auf dem Leipziger Auguftusplatze vorbei kommenden Kriminalschutzmanns gelang an einem der letzten Tage die Entdeckung und Verhinderung eines argen Unfug». Abends 8 Uhr bemerkte er dort eine große Zahl fcingekleideter Herren und Damen — erstere meist in Lackstiefeln und mit Rosen im Knopfloch -, die, um der^ Brunnen promenierend, sich gegenseitig mit forschenden Blicken betrachteten. Als der Beamte in der Nähe hinter einem Busche einen Mann bemerkie, der sich anschickte, die Versammlung heimlich zu photographieren, stieg in ihm eine Ahnung auf, deren Richtigkeit sich bei Festnahme und Befragung des Buschphoiographcn sogleich ergab. Dieser hatte zwei Heiratsannoncen erlassen, worin Herren mit Damen und Damen mit Herren zwecks Heirat in Ver bindung zu treten wünschten. Die in großer Zahl sich Meldenden hatte er alle an den Mendebrunnen bestellt, um sie dort zu photographieren. Der Beamte tat das unter solchen Verhältnissen Richtige. Er trat mit dem Feftgenommenen vor die Versammlung und erklärte den Anwesenden, daß sie das Opfer eine» groben Unfug» geworden seien, worauf sich der moderne Markt von Richmond durch eilige» Davongehen seiner Besucher schnell leerte Für den Veranstalter wird die Sache ein Nach spiel haben. — Die hiesige Fleischer-Innung, deren Bestehen bis zum Jahre 1440 geschichtlich nachgewiesen Ist, nahm in einfacher Weise die Grundsteinlegung zu ihrem neuen großen Jnnnngshause vor. Der Weiterbau muß infolge