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> Milian. Roman von arie Lenzen-Sebregond <12. Aoriletzung) „Gegen halb sechs. Aber waS schadet daS. Mama?" „Aenne mich doch nicht so, Günther,* sagte sie, ein wenig schmollend. „Du weißt es ja, dein Vater liebte der artige Gewöhnungen nicht und bestand darauf, daß du «nS immer mit „Vater" und „Mutter" anredelest." „Verzeihe, eS war ein augenblickliches Vergessen, und —" „Es ist eine der Redensarten, die du in den Kreisen annimmst, in welchen du dich in jüngster Zeit häufig be wegst Ist dir daS auch gut. mein Sohn?" Er sah sic an. offen und freundlich, und nahm ihre Hand In die seinige. Sic saßen nebeneinander in dem trau lichen Wohngemache der Matrone, dessen bequeme Ein fachheit e« so heimisch machte, und dessen Hauptschmuck, einige anmutig verteilte blühende Pflanzen und einige vortreffliche Bilder an den Wänden, so gut zu seiner Ein richtung und zu seiner Bewohnerin patzte. „Mutter."sprachGünther, du sorgst dich um mich:zum Glücke kann ich dich beruhigen. Der von dir gefürchtete Einfluß jener Kreise auf mich ist ein sehr oberflächlicher und wird daS auch bleiben." „Ich will es hoffen, Günther; bürgerliches Geschäft patzt nicht zu aristokratischem Wesen." „Nur durch geschäftliche Beziehungen bin ich bisher mit einigen Mitgliedern unserer Aristokratie in Berührung gekommen Ich kann die Holzkohle, welche ihre Wälder, und daS Erz. welche- ihre Rasengründe mir liefern, nicht entbehren." ' „Mir scheint, du bezahlst sie ihnen sehr gut." sagte Frau zur Sprenge und nahm eine berechnende Miene an. welche so wenig zu ihrem geistvollen Gesicht paßte, daß Günther sic zuerst einen Augenblick verwundert betrach tete und dann lachend fragte: „Seit wann beschäftigst dn » dich denn mit Erz- oder Kohlenpreisen. Mutter? — Sei unbesorgt; ich lasse mich nicht Übervorteilen. DaS zu tun, Negi aber auch nicht in der Absicht des Grafen Sinsseld oder deS Herrn von Veldeck, obgleich sie sich gut bezahlen lasten." „Nun wohl, in deine Geschäftsangelegenheiten will ich nicht Hineinreden; du weißt, es ist das nicht meine Art. Die Bemerkung aber mußt dn mir doch gestatten, daß ich denke, es möchte vielleicht gut sein, wenn du jetzt, nach dem du die gewünschten geschäftlichen Verbindungen mit jenen Herren angeknüpft hast, dich allmählich aus ihren Kreisen zurückzögest." „Zu welchem Zwecke sollte das gut sein? — Haben wir nicht auch Geschäftsverbindungen mit Fenner und Sohn, mit Gelsendorf, mit dem Kommerzienrat Renk und anderen, während wir gleichzeitig gesellige Beziehungen Mit ihnen aufrecht erhalten?" „Du willst mich nicht verstehen. Günther. Du mußt doch einsehen, daß ich nicht um kaufmännischer Interessen Willen dein Zurücktreten aus den Kreisen des Adels Wünsche, sondern weil ich besorge, jene vornehme Gesell schaft möchte dir auf die Dauer zum Nachteile gereichen " „Liebe Mutter." entgegnete der junge Mann sehr ernst. „WaS ist es, daS dich so ängstlich macht? — Ich bin zwci- unddreißig Jahre alt. habe zu Lebzeiten meines guten BaterS und zum Teil unter seiner Leitung ein hübschcs Stück der Welt gesehen, und ich stehe seit fünf Jahren an der Spitze unserer großen Werke, deren verwickelten Ge schäftsgang ich, nach dem Zeugnisse des treuen, alten Be amten und der vorzüglichen Handelsfreunde meines Va ters, wahrend der ganzen Zeit mit Umsicht und gewinn bringend geleitet habe. Was kannst du nun für mich, einen Mann, der über die erste Jugend hinaus ist und die Wah rung der ernsten Interessen seines Wirkungskreises nie außer acht gelassen hat, WaS kannst du. Mutter, sür mich in der immerhin glänzenden, aber im Grunde doch sehr so liden Gesellschaft unseres Adels sürchten?" Sie blickte ihn voll an, nachdenklich, prüfend, zwei felnd, und sagte endlich zögernd: „Ich vermag es nicht deutlich auözusprechen. weshalb eS so ist: aber gern, das bekenne ich, gern sehe ich dich in jenen Kreisen nicht. Du bist verändert, Günther, seit du diese Gesellschaften besuchst Mr Einfluß auf dich ist somit nicht so oberflächlich, als du dich und mich glauben machen möchtest " Ein tiefes Rot überzog die Wangen des jungen Man- neS; aber er schlug die Augen nicht nieder. Mit einem liebevollen Lächeln nahm er die Hand der Mutter in seine § beiden Hände und sagte in innigcmTone: „Hast du das be merkt. gute Mutter? — Ja, es ist eine Acnderung mit mir vorgegangen, aber keine solche, die dich betrüben dürfte: vielmehr muß sie. dich erfreuen denn sie bringt dich der Erfüllung eines lange gehegten Wunsches näher. Ich habe das Weib gefunden, dessen Zuneigung mein Lebensglück begründen würde." „Günthers" Nicht Freude, nein. Erschrecken lag in dem Tone, womit die Mutter den Namen ansries, und sie legte wie schützend ihre Hand auf die Schulter des Sohnes. „Du erschrickst, Mutter! Ich hoffte, du würdest dich freuen." „Du sprachst, als fehle dir die Gewißheit der ersehn ten Gegenliebe," erwiderte sie in rascher Fassung. „Die Gewißheit, ja; welchem Manne fehlte sie nicht, der so tief, so ehrfurchtsvoll liebte, wie ich? — Die Hoff- : nung fehlt mir nicht. — Keinen ihrer glänzenden Stcm- desgenossen zeichnet sie aus: mich allein hebt ihre Achtung, ihre Teilnahme, ihr warmes Verständnis sür mein Den ken und. Fühlen über alle empor, welche sie huldigend um- ringen. Sie ist aber zu rein und zu stolz, um ihre Nei gung zu verraten." ! „Du liebst — eine Adelige?" fragte die Mutter zö gernd, in fast zagendem Tone. „Ich wähnte, daß die Hoffnung, ich würde dir eine Tochter zuführen, eine freudige für dich sein werde." „Ich habe danach verlangt, doppelt sehnlich verlangt, seit dein guter Vater uns verlassen bat. Muß ich nicht wünschen, die zu kennen, in deren Händen ich das Glück deines Lebens geborgen zu sehen Hosse, bevor meine Au gen sich für immer schließen? — Aber dein Glück, w i r d cs geborgen sein, wenn du es so gar zarten, so gebrechlichen Händen anvertraust?" Gr küßte lächelnd die ibriaen. „Gibt es wohl leicht eine schmalere, feinere Hand afS diese? Und doch dielt Nc fest die Zügel des Hauses und deines Gatten Nm e und LebenSglück ruhte sicher in ihr, Mütterchen." Sie seufzte und schüttelte sanft das Haupt. „Sprechen wir offen und einfach, Kind: diese ernste Angelegenheit dnl- det kein spielendes Umschreiben. — Ich brauche nicht zu beteuern, daß das Mädchen, welches dir in Liebe verbun den. neben dir das Teuerste für mich auf Erden sein wird. 1 Kann aber eine aus jener glänzenden Sphäre sich in un seren einfachen Verhältnissen bcsri> fühlen? Und ver- : mag sie das nicht, blickt sie vielleicht bedauernd auf ein Opfer, das sie dir gebracht bat. und für welches sie nicht genügende» Ersatz in deiner Liebe zn finden glaubt, — kann sic dann dich beglücken, kannst du an ihrer Seite dich glücklich fühlen?" „Nein. Mutter, ich könnte es nicht. Aber sic. die ich so innig liebe, steht zu hoch, um jene Halbheit zn begehen. " Wenn ich sic erringe, dann gibt sie sich mir auch, dessen bin ich gewiß, ohne jeglichen Rückhalt. Sie wird nur dann mein, wenn sie mich liebt, wie ich sie, tief, einzig, überwäl tigend; und dann, wenn zwei so mächtige Flammen incin- anderglühen, dann verzehren sie alles Störende, alle? Kleinliche, und es bleibt nur die große, geläuterte Siebe und das reine Glück treuer, geprüfter Herzen." Mutter und Sohn schwiegen beide: er von schmeicheln der Hoffnung umfangen, sie von Zweifel und Sorge. Ja. sie hatte sich sehr nach der Stunde gesehnt, wo der einzige Sohn ihr sagen würde: „Mutter, ich bringe dir eine Tochter." Aber so hatte sic sich die Erfüllung ihres mütter lichen Hoffens nicht gedacht. Nicht, daß sie glaubte, er sei der Besten, der Edelsten nicht ebenbürtig: nicht, daß sie wirk lich befürchtete, die äußeren Verhältnisse würden ihm eine Verbindung mit einer Datne des Adels erschweren; denn falls er die Hilfsmittel in Anspruch nehmen wollte, deren Anwendung sein Reichtum ihm gestattete, konnte er einen Luxus entwickeln, in welchem der Adel der Provinz es ihm durchaus nicht gleich zu tun vermochte Frau zur Sprenge, so gerecht, so klarblickend und mild sie in Ihrem ganzen Wesen sonst war, von Voreingenom, menheit war sie nicht srei. Sie beschuldigte in ihren Ge danken die Mitglieder der Aristokratie ohne weiteres der Trägheit, der Oberflächlichkeit, des Hochmutes und der Verschwendungssucht: sie hielt dieselben für kalt und ge fühllos, im ganzen genommen für unwissend und frivol. AlS ob Ernst und Fleiß. Bescheidenheit und, Gelehrsamkeit, Sparsamkeit und Nächstenliebe Vorrechte ihres eigenen Standes wären, und als ob nicht auch manches "Glieo deS- selben an den diesen Tugenden entgegengesetzten Fehlern krankte! Günther raffte sich zuerst aus seinem Nachsinnen aus. „Du fragst nicht, Mutter, wie sic heißt, die meine Liebe mit dir teilt?" „Wie sie heißt? Was tut der Name. Günther, da ich weiß, daß sie eine vom Adel ist? Ach — mein armer Sohn, ich fürchte, deine Wahl bringt dir Leid statt Glück." „Mrine Wahl? Meine Zukunft hängt davon ab. ob sie mich wählen wird. — Aber so wenig neugierig du bist, ihren Namen wirst du doch erfahren müssen. Er ist schön und hochklingend: Clarisse — Clarisse von Stamm- egk." „Tlaresse von Stammegk??" — Es war ein Ruf des Entsetzens, mit welchem die ruhige, sanfte Fran von ihrem Sitze emporfuhr. „Um Gottes willen Günther. — die Wahnsinnige!?" Er blickte sie fest an, nicht zürnend, aber voll strengen Ernstes. Es war ein Blick, den sie an ihrem Gatten so sehr sie sich gegenseitig liebten, gefürchtet und den sie bis zur Stunde noch niemals im Auge ihres Sohnes gewahrt hatte, und deshalb erschrak sie um so tieser. „Sprich nicht die sündige Verleumdung nach, Mutter," fuhr Günther fort. „Wenn je ein Mensch klaren Geistes, je eine Seele von hohen, edlen Gedanken erfüllt, je eine Jungfrau reinen, unschuldigen Herzens war. so ist das Clarisse von Stammegk." Die Mutter war bebend wieder in ihren Stuhl zurück gesunken: jetzt stammelte sie: „O, Kind, Kind, weißt du denn nicht, daß die Liebe blind ist? Ach, ich fürchte, du täuschest dich bitter, daß du allein nicht siehst, was ja die ganze Welt erkennt." „Die „ganze Welt". Mutter, ist auf dem besten Wege, von ihrem verdammlichen Irrtum zurückzukommen. Seit die sanfte, heilere und geistvolle Komtesse sich in der Ge sellschaft bewegt als die Anmutigste und Holdseligste ihrer Jugendgenossinnen, verschwendet kein Mensch noch länger , einen Gedanken an jenes dunkle Gerücht." Aber ihr Bruder, ihr eigener Bruder soll ja ihr — ihr Gemütsleben seinen Bekannten verrat?« haben." „Ihr Bruder, Mutter, ist ein finsteres Rätsel. Daß er die seltsamen, auch dir zu Ehren gekommenen Gerüchte über eine Geisteskrankheit seiner Schwester selbst und allein verschuldet hat, steht fest. Ob er es absichtlich, aus düsterer Laune oder Ungeschick, oder ob er es mit Wissen und Wil len tat, kann niemand ergründen. Er selbst gehört zwar bis jetzt noch zu den Gesunden, — aber sein Hochmnt und seine wilden, unbeherrschten Leidenschaften führen ihn oft hart an die Grenze, die, wenn einmal überschritten, den Menschen unrettbar der Nacht des Wahnsinns überant wortet." „O. um Gottes willen," flüsterte die Matrone mit ge falteten Händen und totenbleich, „die Schwester eines sol-, chen unheimlichen Menschen möchtest du zu deiner Lebens gefährtin machen?" „Eben weil sie das Unglück hat. eigen solchen Bruder zu besitzen, bedarf sie doppelt eines starken Schuhes:" „Aber eins. Günther, eins bedenke doch. Du selbst fürchtest, daß dieser Graf Stammegk dem Wahnsinn ver falle; das Gerücht nannte seine Schwester bereits gemütS- leidend. — wenn ich nun auch zugeben will, daß sic eS augenblicklich nicht ist, wer gibt dir die Gewißheit, daß nicht der Keim der entsetzliche» Krankheit verborgen in ihr schlummert?" „Sie selbst. Mutter, ihr mildes, klares Urteil, ihr sanftes, maßvolles Wesen. Wer so rein so voll Güte und Frieden, so selbstlos, heiter und geduldig, so tapfer und fest solch schweren Verhältnisse» gegenüber sicht, der kann nicht kranken Gemütes sein, — der bedarf mehr als ge wöhnlicher Kraft und Klarheit des Geistes nm so voll ein facher Würde seiuen-KNihen, etnsamr« Pfad zu wandeln, wie sic es tut. Glaube mir Mutter, mehr, weit mehr als dnrch ihr« wundervolle Schönheit, ihr« seltene Anmut iß ihr Sieg über mich dürch die wahrhaft edle Weise vol lendet worden, mit der sie, allein und ohne Stütze, ihr harte- Schicksal trägt." , * Frau zur Spreng« bedeckte die Augen mit der Hand, als fühlte sie sich geblendet durch daS Bild, welches ihr Soh» vo« seiner Erwählten entwarf. Erst nach geraumer Leit blickte sie wieder zn ihm auf und „erwarte traurig: „WaS du auch sagen magst, ich kann Pich Über deine ge- jährliche Wahl nicht beruhigen, Viel weniger freuen" „Du würdest eS können, wenn du nur eine Stunde mit Clarisse verlebtest. Laß unS überlegen, .Mütterchen wie wir dich und sie auf passende Whise qjyqyder nahe bringen." „Nein, o nein! Verlange das nicht von mir, mein Sohn; wenigstens jetzt noch nicht. Nych bist hü ja nicht ihrer Gegenliebe sicher; wozu sqllte eS denn sichrem wenn ich mir aufdrsngt«, bevor wir wissen, ob sie nur eMernt daran den«, sich zu unsern Verhältnissen herab,ulMn?" Er antwoHete nicht gleich; er mußte vorher eine klri": Verstimmung über die Ablehnung seine? Pjunjches und über die ganze Art und Weise, wie sein Vertrauen aufge- nommen wurde, überwinden. Aber er erkannte die Be rechttgung ihrer mütterlichen Sorge und die Schwierig keit für die alternde, einsam lebende Frau, die Dime iin Lichte zu sehen, wie sie seinem eigenen Auge erschienen Darum redete er sie nach kurzem Schweigen wieder freund lich an, und sie ließ «S gern geschehen, als er das Ge spräch in andere Bahnen lenste. Für denMst des Abens kam er auf,den Gegenstand nicht zurück, chetchcr sie so er schreckt hatte und sie fortwährend insgeheim beschässs^te AlS Günther am folgenden Morgen in das Wohn zimmer trat, war er überrascht, seine Mutter schon völlig angekleidet am Tische sitzend und mit der Bereitung des Frühstücks beschäftigt zu finden. Die Helle Lampe, welche die zierlichen Gerätschaften auf dem Tische beleuchtete, daS feine Aroma deS braunen Trankes sowie die behag liche Wärme des säubern Gemaches, vor allem aber die Milde Freundlichkeit deS mütterlichen Antlitzes waren io aniprecyenv snr «yn, daß er ihre Hand zärtlich faßte und in besorgtem Tone sagte: „Dn hättest deine Ruhe nicht so früh unterbreche» sotten, Mutter; komme ich doch morgen schon wieder nach Rambertshagen zurück." „Sei ohne Sorge, das tut mir nichts; Wohl aber würde ich meiner Unruhe nicht Nat gewußt haben, hätte ich, bevor du fortreitest, nicht voch mit dir gesprochen." ' „Warum das, Mutter?" „Weil dann der Gedanke mich quälen würde, d» könnest wähnen, ich wisse dein Vertrauen nicht zu schätzen, während es mir doch so teuer ist, daß ich es nm den höch sten Preis der Erde nicht entbehren möchte." „Ich weiß das, liebe Mutter?" „Und auch das mußt du wissen, Kind, daß ich deine: Liebe nicht ohne Wärme und Teilnahme gegenüberstehe: j das cs nichts im Leben gibt, was mir so heilig wäre, als die Neigung deines Herzens. Glaubst du das, Günther?" „AuS voller Seele." „Gott sei dank! Dann wirst du es auch nicht miß verstehen, wenn ich dich noch einmal bitte, vorsichtig zu sein, bevor du dich unauflöslich durch die Bande fesseln - löstest, die dich, fürchte ich. schon jetzt zu eng umstricken." „Ich gebe dir gern dieses Versprechen, obgleich ick selbst die beseligende Gewißheit habe, daß cs mir zum höchsten Glücke gereichen würde, wenn ich den Bund schlösse, vor dem du bangst .... Nun aber leb Wohl, Mütterchen. Ich höre, daß Klaus meinen Braunen vor führt, und es ist auch Zeit, znm Aufbrechen." ! 10. Kapitel. In ihrem schönen Gemache in der vormaligen Abtei saß Clarisse Stammegk müßig in der tiefen Fensternische. Es war eine Stunde, welche ein empfängliches Gemüt Wohl zu stillem Genießen einzuladen vermochte. Durch die weit geöffneten Fenste? trug die linde Frühlingslusi den Duft der draußen an Bäumen und Stauden zahllos prangenden Blüten. Der Himmel zeigte die tiefen, mil den Farbentöne, welche ihm zur Sommerzeit eigen sind: der Fluß strahlte warmes Sonnenleuchten zurück, und auf dem schmalen Rande zwischen dem Schlosse und der ober» Felsenkante lachten die herrlichsten Blumenstöcke aus dem Sammetgrün des Rasens hervor. Aber all diese Herrlichkeit — ein so offenes Angc Clarisse auch für dieselbe besaß — hätte doch nicht ver mocht, das liebliche Lächeln hervorzurufen, welches leijc ihre Lippen teilte; es entsproß nicht bloß der Frende an der äußern Schönheit des Frühlings, sondern es war dcr Ausfluß des Liebesfrühlings, der in ihrem Herzen blühte. Sie war' sich — ohne sich selbst sagen zu können, wann und wie — der Natur ihrer Gefühle für Günther zur Sprenge, so wie seiner Gegenliebe bewußt geworden und überließ sich dem ersten berauschenden Traume von einem überirdischen Glücke, den: noch kein an die Erde erinnern der Zukunstsplan einen Schatten beimischte. Ihre Gedanken wurden durch die Meldung eines ein- tretenden Dieners unterbrochen, jedoch nicht gestört; denn was der Mann sprach, paßte zu ihnen: „Herr zur Sprengen läßt die gnädige Komtesse um die Gewogenheit bitten, ihr «inen Besuch abstatten zu dürfen." Vor wenigen Monaten noch würde Clarisse .sich er staunt gefühlt haben, eine solche Meldung mehr als eine Stunde vor der Zeit zu empfangen, welche der allgemeine '.Brauch als die geeignete für Morgenbesnche fcstgestellt Hai: und sie hätte vielleicht mit mißfälliger Verwunderung es abgelehnt, den zu unpassender Stunde Erscheinenden vor zulassen. Von diesem so kleinlichen Bedenken aber fühlie sie sich heute nicht mehr angefochten; der Diener erhielt unverzüglich Befehl, den Besuch einzuflibren. Igoknenuog Iv^t, t vP«rraff« t« Dippoldi,mal». L^oedttione-Stunden Sonnta»». ni» » i--g de, Monat« von Uhr, an all-n W-a « l - »m M/i dl, I2llhr und Übt» '/»5 Uhr, Sonnabend» »>> >> <t0>> „ co. bi» 2 Uhr.